Sport-Toto- Gesellschaft. 75 Jahre Schweizer Sportförderung



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Transkript:

Sport-Toto- Gesellschaft 75 Jahre Schweizer Sportförderung

Vorwort Seit ihrer Gründung am 18. August 1938 sind über die Sport-Toto-Gesellschaft (STG) nahezu zwei Milliarden Franken in den Schweizer Sport geflossen. Eine Zahl, die so nur schwer vorstellbar ist. Zwei Milliarden Franken das sind 500 Millionen Badminton-Shuttles, 16 Millionen Fussbälle, 13 Millionen Eishockeystöcke, 1000 Tennis-Hallen, 40 Fussballstadien. Die STG wurde von ihrem Gründervater Ernst B. Thommen nach schwedischem Vorbild aufgebaut. Die Organisation hat sich in den Folgejahren stetig weiterentwickelt und den wandelnden Rahmenbedingungen angepasst. Auch wenn sich die Aufgaben verändert haben, das Ziel unserer Organisation ist nach wie vor dasselbe, nämlich die Beschaffung und Verteilung von finanziellen Mitteln für den Schweizer Sport. Seit der Trennung der Mittelgenerierung und der Mittelverteilung im Jahre 2003 sind es die beiden Lotteriegesellschaften Swisslos und Loterie Romande, die mittels Lotteriespielen, Losen und Sportwetten Gelder für Soziales, Kultur und Sport erwirtschaften. Die STG bildet dabei das Bindeglied zwischen Sport, Lotteriegesellschaften und Politik. In dieser Rolle konzentriert sie sich auf die Mittelverteilung an den Schweizer Sport, die Überwachung der Mittelverwendung sowie die Information über die Mittelherkunft. Es ist nicht primäres Ziel der STG, den Spitzensport bzw. den kommerziellen Sport zu unterstützen. Vielmehr werden die Lotteriegelder beispielsweise im Schweizer Fussball schwergewichtig für die Nachwuchsteams, die Schiedsrichterausbildung und den Frauenfussball eingesetzt. Im Eishockey fliessen die Mittel vor allem in die Nachwuchsförderung und die U-Nationalteams. Swiss Olympic sodann verteilt den grössten Teil der ihr zufliessenden Lotteriegelder an die einzelnen nationalen Sportverbände, und die Stiftung Schweizer Sporthilfe unterstützt in erster Linie Nachwuchssportler auf ihrem Weg an die Spitze. Die kantonalen Lotterie- Fonds auf der anderen Seite ermöglichen es unzähligen Jugend- und Breitensportlern, in der Freizeit ihrem Hobby nachzugehen. Die Sport-Toto-Gesellschaft freut sich sehr, zusammen mit den Lotteriegesellschaften seit nunmehr 75 Jahren Teil dieser Schweizer Sportfamilie zu sein! In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Spass bei der Lektüre dieser Jubiläumsbroschüre und hoffe, dass wir Ihnen auf den folgenden Seiten das eine oder andere Lächeln entlocken oder die eine oder andere Erinnerung an vergangene Sportzeiten auffrischen können. Peter Schönenberger Präsident Sport-Toto-Gesellschaft

Inhalt 4 6 14 20 26 Meilensteine der Sport-Toto-Geschichte Das «Tipstjänst» als Grundlage für das Sport-Toto: Ein historischer Abriss Der Pionier Ernst B. Thommen: Der Sport-Toto-Gründer und andere Figuren der Geschichte Gemeinnützig vom ersten Tag an: «Wage und spiele für sportliche Ziele» Sportliche Baudenkmäler der Schweiz: Magglingen, Rotsee, Fussballstadien 34 38 42 46 Die eigene Informationshoheit: Von der Auskunft bis zum «Tip» Von den Marken bis zum Online-Terminal: Die technische Entwicklung Anekdoten aus der Toto-Geschichte: Ein Treffen mit Raymond Simonet und Max Pusterla Die begünstigten Organisationen: Swiss Olympic, Sporthilfe, Schweizerischer Fussballverband und Swiss Football League, Swiss Ice Hockey Federation 52 56 58 60 Toto, Lotto, Joker was ist was? Ein Überblick über die Spielangebote gestern und heute Die Geschichte der Gesellschaften: ILG, Swisslos, SEVA, Loterie Romande, Intertoto Mit viel Spirit am Werk: Plattformen für Sport und Politik Verteilorganisation und Bindeglied: Direktor Roger Hegi im Interview

«Im Einsatz für das Gemeinwohl» Über die vielfältige positive Wirkung des Sports brauchen wir uns hier nicht zu streiten: Wird er gut inszeniert, dann fördert er die Gesundheit, er bildet und integriert und er stärkt den Leistungswillen. Ausserdem fördert der Sport den Zusammenhalt und ist zunehmend ein wirtschaftlicher Faktor. Damit der Sport leisten kann, was die Sportlerinnen und Sportler, die Bevölkerung, die Schweiz von ihm erwarten, benötigt er die Hilfe der Sport-Toto-Gesellschaft. Sie lässt dem Sport einen wichtigen Teil jener Mittel zukommen, die für seine Gestaltung und seine Entwicklung notwendig sind. Die STG kann allerdings nur verteilen, was zuvor in den Lotteriegesellschaften erwirtschaftet worden ist. Deshalb kann nicht genug betont werden, wie wichtig es ist, dass die STG sich wie bisher in Politik und Gesellschaft für die breite Akzeptanz von Lotteriespielen und Sportwetten einsetzt. Ich danke der STG für ihre Arbeit zugunsten des Schweizer Sports und gratuliere ihr sowie allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zum Jubiläum. Ueli Maurer, Bundespräsident

Meilensteine 1938 2013 12. Dezember 1933 Gründung der Berner Lotteriegenossenschaft für Seeschutz, Verkehrswerbung und Arbeitsbeschaffung (SEVA) 26. Juni 1937 Gründung der Interkantonalen Landeslotterie (ILL; später ILG) 21. August 1937 Gründung der Loterie Romande (LoRo) 3. Oktober 1937 Erster Basler Fussball-Totalisator (Resultattipp) auf dem Basler Sportplatz Rankhof durch Ernst B. Thommen 5. Oktober 1937 Gründung des Vereins zur Förderung der Leibesübungen in der Schweiz (VFLS) und der «Sportselbsthilfe» mit Preisausschreiben für Mitglieder über Fussballwetten 24. Oktober 1937 Erstes «Preisausschreiben» der VFLS mit zwölf zu tippenden Fussballspielen 18. August 1938 Gründung der Sport-Toto-Gesellschaft im Rathaus Basel 4. September 1938 Erster Sport-Toto-Wettbewerb unter dem Dach der STG 17. Juni 1942 Wahl von Ernst B. Thommen zum ersten vollamtlichen Direktor der STG 30. November 1943 Eintrag der Sport-Toto-Gesellschaft als Verein im Handelsregister Basel 1953 Gründung der Internationalen Interessengemeinschaft der europäischen Sport-Toto- Gesellschaften (Intertoto) mit Sitz in Basel auf Initiative von Ernst B. Thommen Juli 1958 Bezug des neuen Geschäftssitzes an der Lange Gasse 20, Basel 29. Mai 1963 Einweihung des «Haus des Sports» in Bern, das durch eine Sport-Toto-Stiftung finanziert wurde 1. Juli 1963 Tod des Gründungspräsidenten der STG, Fritz Brechbühl 14. Mai 1967 Tod des Initianten der STG, Ernst B. Thommen 25. Oktober 1968 Beschluss Umstellung Geschäftsjahr auf Kalenderjahr 25. Juni 1969 Gründung der «Gesellschaft Schweizer Zahlenlotto» (Mitglieder: Sport-Toto- Gesellschaft, Interkantonale Landeslotterie (ILL), SEVA Bern, Loterie Romande) 4

Einer der ersten offiziellen Spielscheine eines Sport-Toto-Wettbewerbs vom 2. Oktober 1938. 10. Januar 1970 Erste Ziehung Schweizer Zahlenlotto (später «Swiss Lotto») 13. September 1975 Einführung «Toto-X» 18. Juni 1988 Einführung «Joker» auf allen Spielscheinen Lotto und Toto Herbst 1989 Einführung «Super-Toto» mit der Schweizer Sporthilfe 8. Januar 1997 Erste Ziehung Mittwochs-Lotto Januar 1997 Lancierung Oddset-Sportwette am CS Hallenmasters Basel als Vorläuferin des späteren «Sporttip» 7. Juli 1997 Tag der offenen Tür und Einweihungsfeier sanierter Hauptsitz Lange Gasse 20, Basel 4. August 1997 Inbetriebnahme Kundenverwaltungssystem (KVS) mit 770 000 Kundendaten 10. Juli 2001 Abschluss Projekt «Avanti» mit neuen Terminals und Haupt-Rechenzentrum in Basel Oktober 2001 Einführung «Extra-Joker» 1. Januar 2003 Übergabe des operativen Lotteriegeschäfts durch die STG an Swisslos und Loterie Romande 7. Oktober 2003 Einführung der Sportwette «Sporttip» Mai 2004 Einführung «Sporttip one» 1. Mai 2004 Amtsübernahme des aktuellen STG-Direktors Roger Hegi 8. Oktober 2004 Einführung «Euro Millions» in der Schweiz April 2006 Definitive Einführung Onlinewetten 1. Juli 2006 Neues Lotterie- und Wettkonkordat der Schweizer Kantone 1. Juli 2007 Abgabe der Bewilligung zur Durchführung von Sportwetten an die Swisslos und die Loterie Romande (Entkopplung von Mittelgenerierung und Mittelverteilung) 11. März 2012 Volksabstimmung mit 87 Prozent Zustimmung zum bundesrätlichen Gegenentwurf «Für Geldspiele im Dienste des Gemeinwohls» 18. August 2013 Jubiläum «75 Jahre Sport-Toto-Gesellschaft» 5

Das «Tipstjänst» als Grundlage für das Sport-Toto 6

Körbe, Scheine, Karteien: Das Sport-Toto wusste schnell zu begeistern. In seiner Pionierzeit war die Abwicklung mit viel Handarbeit verbunden. Ein Grossteil davon wurde von den Schreibstuben für Stellenlose in den Schweizer Städten erledigt. Am 21. Juni 1936 spielt die Fussball- Nationalmannschaft der Schweiz im Olympiastadion von Stockholm gegen Schweden. Auf der Tribüne sitzt Ernst B. Thommen, der als Delegationsmitglied des Schweizerischen Fussballverbandes verwundert zur Kenntnis nimmt, dass das Publikum selbst dann in Unruhe gerät, wenn auf dem Feld gar nichts Nennenswertes passiert. Erst später, beim Bankett, erfährt er, dass dieser «verrückte Lärm», wie er ihn selbst nannte, daher rührte, dass am unteren Tribünenrand jeweils Tafeln hochgehalten wurden, auf denen die Resultate des «Tipstjänst» bekannt gegeben wurden. Mit diesem Fussball-Toto seien in Schweden seit der Gründung der «Aktiebolaget Tipstjänst» 1934 viele Millionen Kronen Alles begann an einem Bankett nach dem Fussball-Länderspiel Schweden Schweiz am 21. Juni 1936. Ernst B. Thommen liess sich von der Idee des «Tipstjänst» sofort begeistern und setzte alle Hebel in Bewegung, um der Idee eines gemeinnützigen Sport- Totos auch in der Schweiz zum Durchbruch zu verhelfen. Es war ein hürdenreicher, aber letztlich rundum erfolgreicher Weg des Pioniers. für die Unterstützung von Sportverbänden und -anlagen bereitgestellt worden. Von dieser Idee war Thommen sofort begeistert und er sah das Potenzial, sie auch in der Schweiz umsetzen zu können. Trotz der 2:5-Niederlage der Schweizer Fussballer in Schweden reiste Thommen voller Tatendrang zurück in die Schweiz. Die gesetzlichen Hürden Die gesetzlichen und gesellschaftlichen Voraussetzungen in der Schweiz waren im Zusammenhang mit Glücksspielen nicht die besten. In England gab es seit 1921 den kommerziellen «Football-Pool», doch gewerbsmässige Wetten und Glücksspiele in der Schweiz waren gemäss Lotteriegesetz 7

von 1923 nicht zulässig. Thommen, damals Beamter im Basler Baudepartement, blieb gemeinsam mit seinem Mitstreiter Fred Jent, dem Sportredaktor der «National-Zeitung», hartnäckig und fand im basel-städtischen Regierungsrat Fritz Brechbühl bald einen Fürsprecher. Thommen hatte, im Gegensatz zu ausländischen privaten Wettanbietern in Luzern («Football Expert» ab August 1937), Zürich («Sport-General» ab Januar 1938), Bern («Toto-National») oder Neuenburg («Association de Soutien du Football Romand») den festen Willen, sein Modell unter staatliche Aufsicht zu stellen und die Gewinne zweckgebunden dem Sport zurückzuführen. Da die behördlichen Mittel für Sportförderung in jenen schwierigen Zeiten ohnehin knapp waren, fand er schliesslich mit einer offiziellen Eingabe an die Regierung Basel-Stadt am 11. August 1937 und während diversen folgenden Sitzungen Gehör. Das Polizeidepartement fand einen Weg, über kantonale Bestimmungen solchen Fussballwetten die Bewilligung zu erteilen. Das Basler Toto oder wie man mit 50 Rappen 97.50 Franken gewinnt Um wertvolle Erfahrungen mit dem Fussballwettbetrieb zu sammeln, richtete Ernst Thommen mit dem behördlichen Segen Fritz Brechbühls am 3. Oktober 1937 auf dem Basler Rankhof einen sogenannten Fussball-Totalisator für die beiden Spiele FC Nordstern FC Concordia und FC Basel FC Breite im Schweizer Cup ein. Getippt werden musste auf das Halbzeit- und das Schlussresultat der Partien. Die Coupons wurden an Ständen vor dem Stadion verkauft Thommens Sohn Harry war hier ebenso involviert wie später bei der Auswertung der Coupons in der Mansarde von Thommens Privatwohnung. Nur einer der rund 1200 Wettenden sagte beim ersten Spiel beide Resultate richtig voraus und strich für seinen Einsatz von 50 Rappen eine Gewinnsumme von 97.50 Franken ein. Schon vom ersten Wettbewerb konnten 300 Franken an die Juniorenbewegung des Basler Fussballs überwiesen werden. Beim zweiten Basler Toto, am 17. Oktober 1937, tippten 3000 Leute auf den Ausgang der Meisterschaftspartie FC Basel gegen den FC Bern (auf dem Landhof) und sorgten für Einnahmen von 1500 Franken. Verein zur Förderung der Leibesübungen in der Schweiz (VFLS) Schon zwei Tage nach dem ersten Basler Toto wurde in Bern der schon länger geplante Verein zur Förderung der Leibesübungen in der Schweiz (VFLS) gegründet. Unter dem Titel «Sportselbsthilfe» hatten Ernst B. Thommen und Fred Jent schon zu Beginn der Fussballmeisterschaft 1937/38 mit Wetten beginnen wollen, verschiedene Hürden führten jedoch zur Verzögerung. Spätestens die Versuche Das 1937 begründete Motto «Wage und spiele für sportliche Ziele» sollte über viele Jahrzehnte Bestand haben. mit dem Basler Toto legten offen, welches Potenzial hier verborgen lag. Kantonal, in Basel-Stadt, hatte man für eine Anpassung des Polizeigesetzes gesorgt, national jedoch hatte nach wie vor das Lotteriegesetz Bestand. Der erste Wettbewerb des VFLS am 24. Oktober 1937 (das dabei begründete Motto «Wage und spiele für sportliche Ziele» sollte viele Jahrzehnte Bestand haben) war somit als Preisausschreiben für Vereinsmitglieder «getarnt». Mit dem mindestens 50 Rappen teuren Vereinsbeitritt zahlten die Teilnehmer also formell nicht ihren Wetteinsatz, sondern ihre Mitgliedschaft. Die Teilnahmecoupons für die Wetten auf zwölf Fussballspiele wurden den Mitgliedern dann gratis abgegeben sie konnten ihre Tipps am Vortag der Spiele bis 16 Uhr an diversen Ablagestellen in Bern, Zürich und Basel abgeben. Das war der eigentliche Anfang des Sport- Toto-Wesens in der Schweiz. Die Gewinnsumme des ersten Wettbewerbs betrug 2000 Franken. Den ersten Rang bei der Premiere mussten sich 14 Tipper teilen, so dass «nur» 71.40 Franken pro Kopf verblieben. Auch die zweiten und dritten Ränge wurden aufgesplittet. Die Gewinner wurden damals noch fein säuberlich und mit vollem Namen und Adresse publiziert. Die Gewinnsumme stieg schnell an, zunächst auf 2500 Franken, dann bis zu 10 000 Franken ab dem 20. Wettbewerb. Der «Putzfrauentipp» Beim fünften Wettbewerb des VFLS hatte eine Frau Bühler das Maximum von 48 Punkten (pro richtigen Tipp gabs vier Punkte) erreicht und die Gewinnsumme von 1000 Franken alleine abgeräumt. Der Geschäftsausschuss um Ernst B. Thommen und Emil Alder, Verwalter der Schreibstube für Stellenlose in Basel, die bei der Auswertung der Coupons von Anfang an wertvolle Dienste leistete, besuchte deshalb die Gewinnerin persönlich in ihrem Mietshaus im Kleinbasel. Sie trafen sie im Treppenhaus und erfuhren, dass sie als alleinstehende Frau ihren Lebensunterhalt mit Waschen und Putzen verdiente, vom Fussball allerdings nicht viel verstehe. Doch in einer Kaffeehalle hatten Tischnachbarn die Coupons ausgefüllt, sie erwarb sich auch einen und «spickte» links und rechts, was die Experten so getippt haben, veränderte ab und zu einen Tipp, weil sie ja nicht die selben Voraussagen machen wollte und traf so mehr durch Zufall ins Schwarze. Das war natürlich auch an der folgenden Fasnacht ein beliebtes Sujet: s het alles nyt gnutzt, d Putzfrau het butzt! Noch viele Jahre später wurden Zufallstipps ohne grosse Beachtung der Partien und ohne Fussballsachverstand als «Putzfrauen-» oder «Hausfrauen-Tipps» bezeichnet. Das berühmte Sport-Toto-Plakat des Künstlers Herbert Leupin. 8

Die ersten Beiträge an den Sport Rund 815 000 Franken wurden im ersten Jahr des VFLS an Couponverkäufen eingenommen. Die Hälfte wurde als Gewinn ausbezahlt, dazu wurden die Ablagehalter und Rayonvertreter entschädigt. Erstmals gingen Subventionen an die Sportverbände, die zweckorientiert eingesetzt wurden: Teilnahme der Eishockeynationalmannschaft an der WM in Prag Expedition des Skiverbandes nach Lahti Teilnahme des Athletikverbandes an der EM in Paris Teilnahme des Ruderverbandes an der EM in Mailand Dazu wurden etliche Beiträge an Kurse der Verbände abgegeben. Doch nicht überall fiel das Wirken des VFLS auf positives Echo. Am 17. Januar 1938 mussten Ernst B. Thommen und der Genfer Vertreter der VFLS vor dem Genfer Polizeigericht antreten, um sich wegen Übertretung des Lotteriegesetzes zu verantworten. Die Verhandlung endete jedoch mit einem vollständigen Freispruch. Auch bei der Interkantonalen Lotterie-Genossenschaft (ILG) stiess der VFLS vorerst auf Skepsis, auch deshalb, weil nach wie vor rechtliche Unsicherheit darüber bestand, ob das Wirken des VFLS und die Form ihrer Preisausschreiben gemäss Lotteriegesetz nicht doch als verbotenes Glücksspiel zu taxieren seien. Schliesslich setzte der Bundesrat am 10. Mai 1938 mit einem Beschluss den Spekulationen ein Ende. Er unterstellte alle lotterieähnlichen Veranstaltungen, also auch Preisausschreiben und Wettbewerbe über den Ausgang sportlicher Wettkämpfe, dem Lotteriegesetz und verbot diese grundsätzlich ab dem 1. Juli 1938. Er liess aber ein Schlupfloch offen, indem er den Kantonen ein Bewilligungsrecht für Wettbewerbe einräumte, die für gemeinnützige und wohltätige Zwecke veranstaltet würden. Die Gründung der Sport-Toto-Gesellschaft (STG) Von allen Anbietern im Lande konnte die Sportselbsthilfe den neuen gesetzlichen Bedingungen ab Mitte 1938 am gelassensten entgegensehen. Von Anfang waren ihre Wettbewerbe staatlicher Kontrolle unterworfen und der Reingewinn gemeinnützig eingesetzt worden. Die ILG wusste, Vom ersten Basler Toto am 3. Oktober 1937 über die Vorgängerorganisation des Vereines zur Förderung der Leibesübungen in der Schweiz (VFLS) bis hin zur Gründung der Sport-Toto-Gesellschaft am 18. August 1938 im Basler Rathaus (Bild rechts oben). 10

dass sich künftig nur eine gesamtschweizerische Institution um die Toto-Angelegenheit kümmern konnte. Sie selbst wollte in einer neu zu gründenden Organisation mit eigenen Vertretern mitentscheiden können. Als Bewilligungs- und Aufsichtsinstanz sollte die Mehrheit in der neuen Gesellschaft jedoch bei den Kantonen liegen. Am 18. August 1938, um 14.30 Uhr, versammelten sich Kantonsvertreter, Vertreter der ILG, der SEVA, des Schweizerischen Landesverbandes für Leibesübungen (SLL), der Eidgenössischen Turn- und Sportkommission, des Schweizerischen Fussball- und Athletikverbandes (SFAV) sowie Ernst B. Thommen als bisheriger Chef des Vereins zur Förderung der Leibesübungen in der Schweiz im Vorzimmer des Basler Rathauses zur Gründung der Sport-Toto-Gesellschaft. Die Westschweizer Kantone blieben mit Ausnahme des Genfer Vertreters Pierre Pittard fern. Zum ersten Präsidenten der STG wurde Regierungsrat Fritz Brechbühl gewählt, zum Vizepräsidenten Dr. Jakob Brugger, der Chef der ILG. Ernst Thommen übernahm als Delegierter des Vorstandes die (noch nebenamtliche) Geschäftsleitung. Zu Beginn waren 19 Deutschschweizer Kantone und das Tessin in die STG eingebunden, erst 1941/42 folgten Genf, Fribourg, Neuchâtel und Waadt sowie das Fürstentum Liechtenstein. Komplett war die STG mit dem Beitritt des Kantons Wallis am 30. September 1943. Im ersten Jahr ihres Bestehens konnten zehn Sportverbände für ihre Olympiavorbereitungen von Toto-Beiträgen von über einer halben Am 4. September 1938 fand der erste Wettbewerb unter dem Titel Sport-Toto statt. 60 000 Marken wurden verkauft. Million Franken profitieren. Doch schon im zweiten Betriebsjahr geriet die STG aufgrund des Kriegsausbruchs im Herbst 1939 in grosse Nöte. Mehrere Monate lang stand der Betrieb der Gesellschaft still, die Einsätze bei den erst ab Mitte November durchgeführten Sport-Toto-Wettbewerben waren schwach. Eine weitere Saison dieser Art hätte das Ende der Sport-Toto-Gesellschaft bedeuten können. Doch so weit kam es nicht im Gegenteil. Ab 1940 begann eine grosse Erfolgsgeschichte. 1, X, 2 Mit der Gründung der Sport-Toto-Gesellschaft gingen einige Verbesserungen im Spielmodus einher. Die Tipper konnten nun in acht Varianten wetten, weiterhin standen zwölf Spiele zur Auswahl, die erstmals mit dem System 1, X, 2 vorausgesagt werden mussten (1 für einen Heimsieg, X für ein Remis und 2 für einen Auswärtssieg). Ausbezahlt wurden zwölf, elf oder zehn Richtige, die Gewinnsumme betrug 50 Prozent der geleisteten Einsätze. Am 4. September 1938 fand der erste Wettbewerb unter dem Titel «Sport-Toto» statt. 60 000 Marken wurden verkauft, schnell stiegen die Verkaufszahlen auf rund 200 000 Coupons pro Woche. Beim 15. Wettbewerb, am 18. Dezember 1938, gewann erstmals ein Einzelgewinner mit zwölf Richtigen über 10 000 Franken. Ausbezahlt wurden exakt 13 435.25 Franken. Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges liess die Umsatzzahlen im zweiten Betriebsjahr 1939/40 erheblich sinken. Die Mobilisations-Fussballmeisterschaft strahlte nicht genügend Attraktivität aus, dazu konnten wegen zahlreicher Spielverschiebungen nur sechs der 23 durchgeführten Wettbewerbe vollständig abgewickelt werden. Viele potenzielle Tipper befanden sich im Aktivdienst. Doch das hinderte die massgebenden Personen nicht, die Entwicklung 11

weiter voranzutreiben. Am 17. Juni 1942 wurde «Gründervater» Ernst B. Thommen zum vollamtlichen Direktor der Sport- Toto-Gesellschaft gewählt, eineinhalb Jahre später wurde die STG ins Handelsregister des Kantons Basel-Stadt eingetragen. Die Sport-Toto-Gesellschaft war längst zur umsatzstarken Institution geworden. Zum zehnjährigen Jubiläum 1948 wurde die anfänglich auf 10 000 Franken limitierte Maximalgewinnsumme in einer Tippkolonne auf 30 000 Franken erhöht. Die Toto- Gemeinde war auf 285 000 Tipper angewachsen. Versuche in anderen Sportarten Fussball war beim Sport-Toto von allem Anfang an die zentrale Sportart und sie ist es bis heute geblieben. Immer wieder jedoch wurden Versuche in anderen Sportarten unternommen. Schon der Verein zur Förderung der Leibesübungen in der Schweiz führte im Frühjahr 1938 Wettbewerbe bei den Gerätemeisterschaften der Turner durch. 1946 wurde einmalig ein Lotto im Zusammenhang mit der Radrundfahrt «Tour de Suisse» durchgeführt. In den Jahren 1951 und 1952 gab es zwei Versuchsperioden mit einem «Schützen- Toto». Getippt werden mussten Resultate der Schweizer Gruppenmeisterschaft. Die fünf durchgeführten Wettbewerbe blieben finanziell hinter den Erwartungen zurück. Immerhin wurde im Zuge der Zusammenarbeit mit den Schützen eine Statutenänderung umgesetzt, die es ermöglichte, aus Sport-Toto-Geldern künftig auch Schiessanlagen zu subventionieren. 1978/79 wurde erstmals ein Ski-Toto durchgeführt. Aus 15 vorgegebenen Namen mussten die ersten sechs Ranglistenpositionen vorausgesagt werden. Zu Zeiten von Bernhard Russi, Franz Klammer, Roland Collombin und Ken Read wurden sechs Wettbewerbe bei den Abfahrten von Val d Isère, Val Gardena, Morzine, Wengen, Kitzbühel und Garmisch-Partenkirchen ange boten. Die Umsätze aus den Versuchs wettbewerben blieben aber weit hinter den Erwartungen zurück (sie lagen knapp über 100 000 Franken Einsatz pro Rennen), offenbar war der Modus zu kompliziert. Nach nur einem Winter wurde das Ski- Toto wieder abgeschafft. Im Jahr 1983 wurden erstmals Spiele der Schweizer Eishockeymeisterschaft in die Toto- Wettbewerbe integriert. Der SEHV wurde dafür fortan mit einem statutarischen Beitrag unterstützt. Das 1958 eröffnete Sport-Toto-Gebäude an der Lange Gasse 20 in Basel (oben links), eine Toto-Auslosung im TV-Studio Leutschenbach (oben rechts) und ein Kiosk alter Prägung (unten).

Fussballpausen führen zu Internationalisierung Ein Problem, das sich der Sport-Toto- Gesellschaft von allem Anfang an stellte, waren die Spielpausen der Fussballmeisterschaften im Sommer und im Winter. Nicht selten mussten Wettbewerbe annulliert werden, weil zu viele Spiele witterungsbedingt verschoben werden mussten. Anfänglich versuchte man, die dadurch verpassten Einnahmen mit sogenannten Goal-Wettbewerben aufzufangen, doch die kamen beim Publikum nur durchschnittlich an. Am 4. Februar 1945 wurde erstmals ein Wettbewerb mit Spielen aus der englischen Liga durchgeführt. Der Versuch gelang, fortan wurde der Winter mit Spielen von der Insel überbrückt und später auch mit Spielen aus anderen europäischen Ligen, die keine oder eine kürzere Winterpause hatten. Auch im Sommer gab es ein «fussballerisches Loch». Dieses wurde ab Ende der 1950er-Jahre mit der Lancierung verschiedener internationaler Wettbewerbe geschlossen, die in den bis dahin meist spielfreien Sommerwochen angesetzt wurden. Ernst B. Thommen, der Sport-Toto-Direktor, war bei der Umsetzung verschiedener dieser Wettbewerbe an vorderster Front beteiligt, in führender Position beim Messestädte-Cup, dem späteren UEFA- Cup. Die Partie zwischen zwei Städteauswahlen von Basel und London am 4. Juni 1955 gilt als erste Partie eines europäischen Vereinswettbewerbs überhaupt. Thommen persönlich übergab fast drei Jahre später, am 1. Mai 1958, im Camp Nou die «Trophée Noel-Beard» an den Captain des siegreichen FC Barcelona, Joan Segarra. 1961 verhalf Thommen einer Idee des legendären Schweizer Fussballnationaltrainers Karl Rappan zum Durchbruch, der mit dem «International Football Cup», nach seinem Schöpfer auch «Rappan-Cup» In früheren Jahren gab es ein Schützen-Toto, ein Skitoto und auch einen Wettbewerb rund um die Tour de Suisse. Doch diese Formen hatten ein kurzes Leben. genannt, jenen Teams eine sommerliche Spielgelegenheit verschaffen wollte, die weder im Europacup der Meister noch im Messestädte-Cup ein Team stellen konnten. Sechs Saisons lang wurde der «International Football Cup» ausgespielt, um dann 1967 vom Intertoto-Cup abgelöst zu werden. Gespielt wurde in verschiedenen Gruppen in der Sommerpause, der FC Lugano gehörte in der Erstauflage 1967 zu den Gruppensiegern. 1995 wurde das Format geändert zum UEFA Intertoto Cup, der als eine Art Vorqualifikation zum UEFA-Cup an sportlicher Bedeutung gewann. 2008 wurde auch dieses Format eingestellt. Die Schweizer Sport-Toto-Gesellschaft hat über die Intertoto-Organisation die Schweizer Teilnehmer an diesem Wettbewerb regelmässig direkt unterstützt. Die Geschäftssitze Die Anfänge des Sport-Totos in der Schweiz spielten sich im Mansardenzimmer von Gründer Ernst B. Thommen in dessen Privatwohnung ab. Doch spätestens mit der formellen Gründung der Sport-Toto-Gesellschaft am 18. August 1938 wuchs der Platzbedarf. In verschiedenen Liegenschaften war die STG in den folgenden Jahren eingemietet, mit dem Umsatz wuchsen auch die Quadratmeter, die die Administration in Anspruch nahm. In kurzen Takten wechselte man von der Eisengasse 10 in Basel in die «Safranzunft» an der Gerbergasse 11, an den Barfüsserplatz, an den Aeschengraben 24 und in die Doppelliegenschaft St. Alban-Graben 5 und 7, an der auch Ernst B. Thommen residierte und in der heute das Antikenmuseum untergebracht ist. Im Juli 1958 schliesslich wurde an der Lange Gasse 20 in Basel ein grosszügiger Neubau in Betrieb genommen, der alle Bedürfnisse der Gesellschaft zu befriedigen vermochte. Nach einer umfassenden, 13,6 Millionen Franken teuren, Sanierung wurden die Arbeitsplätze am 7. Juli 1997 am neuen, alten Ort wieder eingenommen. Ende August fanden eine Einweihungsfeier und ein Tag der offenen Tür statt. Noch heute sind die «Swisslos» und die Sport-Toto-Gesellschaft an dieser Adresse beheimatet. 13

Der Pionier Ernst B. Thommen Schon in jungen Jahren präsentierte sich der am 23. Januar 1899 in Basel geborene Ernst B. Thommen als zielstrebiger Macher. Über den FC Breite und den basel-städtischen Fussballverband fand er den Weg in die Gremien des Schweizerischen Fussball- und Athletikverbandes (SFAV) und war dort massgeblich an vielen Modernisierungs- und Restrukturierungsmassnahmen beteiligt. Er wusste um die finanziellen Engpässe, die vor dem Zweiten Weltkrieg im Schweizer Sport herrschten und liess sich in Schweden von der Idee des «Tipstjänst» überzeugen. Mit viel Energie und Überzeugungskraft setzte er das Modell einer Sportwette, deren Erlöse gemeinnützig und zweckgebunden für den Schweizer Sport eingesetzt werden, in die Tat um. 1936 schnappte der Basler Baubeamte Ernst B. Thommen bei einem Fussball-Länderspiel der Schweizer Nationalmannschaft in Stockholm die Idee des gemeinnützigen Sport-Toto auf. Gemeinsam mit Fred Jent, Sportredaktor der «National-Zeitung», verhalf er dem Toto in der Schweiz gegen viele Widerstände zum Durchbruch. Thommen war aber auch in vielerlei anderer Hinsicht ein grosser Schweizer Sportpionier. Thommen hatte viele Widerstände zu überwinden, gesetzliche, behördliche und auch gesellschaftliche. Doch er war tief im Innern vom Erfolgsmodell «Sport-Toto» überzeugt und kämpfte trotz vieler Rückschläge immer weiter. Als am 18. August 1938 in einem Vorzimmer des Basler Rathauses die Schweizer Sport-Toto-Gesellschaft (STG) gegründet wurde, da hatte Thommen die ganze Vorarbeit geleistet, über den von ihm rund ein Jahr zuvor gegründeten «Verein zur Förderung der Leibesübungen in der Schweiz» (VFLS) bis hin zum pfannenfertigen Statutenentwurf und der Spielanleitung für den ersten Toto-Wettbewerb. 14

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Thommen wurde 1942, nachdem er bis dahin die Geschäftsführung im Nebenamt besorgt hatte, zum ersten vollamtlichen Direktor der STG und verhalf der jungen Pflanze zu prächtigem Wachstum. Bis zu seinem Tod bei einem Autounfall 1967 in der Birsfelder Hard lenkte er die Geschicke der Gesellschaft und verhalf so dem Schweizer Sport zu nie erwarteten Millionenzuschüssen. Von 1938 bis zu seinem Tod bei einem Autounfall 1967 lenkte Ernst B. Thommen die Geschicke der Sport- Toto-Gesellschaft und verhalf dem Schweizer Sport zu nie erwarteten Millionenzuschüssen. Die Schaffenskraft von Thommen reichte jedoch weit über sein Wirken bei der Sport-Toto-Gesellschaft hinaus. Als Fussballfunktionär übernahm er zwischen 1947 und 1954 das Präsidium des Schweizerischen Fussball- und Athletikverbandes und fand schon bald den Weg in die Entscheidungsinstanzen der FIFA. Dort setzte er sich massgeblich für die Reintegration des deutschen Fussballs in den internationalen Spielbetrieb ein und sorgte dafür, dass Deutschland am 22. September 1950 in Stuttgart wieder zu einem offiziellen Länderspiel antreten durfte selbstredend gegen die Schweiz. Sein grosses Verdienst auf FIFA-Ebene war auch die Vergabe der Fussball-Weltmeisterschaft 1954 an die Schweiz. Für diesen Grossanlass übernahm er nicht nur das Präsidium des Organisationskomitees, er sorgte als Sport-Toto-Direktor auch dafür, dass Stadien mit der entsprechenden Kapazität in der ganzen Schweiz entstanden. Am direktesten griff er dabei in Basel ein, wo er nach der Ablehnung des Projektes «Fussballstadion St. Jakob» durch das Stimmvolk massgeblich an der Gründung einer Stadiongenossenschaft und als Präsident der Baukommission auch bei der Umsetzung beteiligt war. Die Fussball-WM 1954 wurde sportlich und wirtschaftlich zur erfolgreichsten Endrunde bis zu jenem Zeitpunkt und Thommen selbst hatte mit seinen Bemühungen für den Deutschen Fussball-Bund die Basis gelegt, die das «Wunder von Bern», der 3:2-Finalsieg Deutschlands gegen die damals als übermächtig eingestuften Ungarn, überhaupt möglich machte. So ganz nebenbei war Thommen zum Start der WM auch als Gastgeber der Gründungsversammlung der europäischen Fuss- 75 Jahre Sport-Toto-Gesellschaft: Herzliche Gratulation! «Der Lebensnerv des Schweizer Sports» Jörg Schild, Präsident Swiss Olympic Präsidenten und Direktoren der Sport-Toto-Gesellschaft Präsidenten 1938 1962 Fritz Brechbühl 1963 1971 Dr. Emil Steiner 1971 1979 Dr. Walter König 1980 1987 Dr. Robert Bauder 1988 1994 Emil Fischli 1995 2000 Jean-François Leuba 2001 2005 Jörg Schild 2006 heute Peter Schönenberger Als ehemaliger Präsident freut es mich besonders, dass die Sport-Toto-Gesellschaft in diesem Jahr bereits ihr 75-jähriges Bestehen feiern darf. Ohne die STG ginge im Schweizer Sport kaum etwas. Vielmehr noch: Die Lotteriegelder sind der Lebensnerv des Schweizer Sports! Denn davon profitieren allein in unseren 84 Mitgliedsverbänden rund 1,6 Millionen Menschen in mehr als 20000 Vereinen. Direktoren 1938 1967 Ernst B. Thommen 1967 1971 Ernst Fischer 1972 1988 Dr. Ulrich Höch 1988 2004 Georg Kennel 2004 heute Roger Hegi ball-union (UEFA) aufgetreten und wurde am Jubiläumskongress «50 Jahre FIFA» zum Vizepräsidenten gewählt. Thommen stand auch an der Wiege europäischer Clubwettbewerbe im Fussball. Am 4. Juni 1955 fand zwischen zwei Städteauswahlen von Basel und London das erste Spiel des Messestädte-Cups, dem Vorläufer des UEFA-Cups (heute Europa League), statt. Die Partie galt als erstes Spiel im modernen Europacup. Gemeinsam mit dem legendären Schweizer Nationaltrainer Karl Rappan rief er 1961 auch den Internationalen Fussball-Cup ins Leben, eine internationale Sommermeisterschaft, die dem Sport-Toto in den mageren Sommermonaten zum Aufschwung verhalf. Ernst B. Thommen, den man in der Sportwelt nur «Aetti» nannte, galt zu seinen Zeiten zweifellos als einflussreicher Mann mit hervorragenden internationalen Kontakten und mit der finanziellen Kraft der Sport-Toto-Gesellschaft im Rücken, deren Gründung 1938 noch heute als fundamentales Ereignis für den Schweizer Sport gilt. Heute profitieren nicht nur der Sport, sondern über die Swisslos-Fonds der Kantone auch kulturelle und soziale Projekte finanziell massgeblich von Thommens damaliger Hartnäckigkeit. Thommen war über drei Jahrzehnte bis zu seinem unverhofften Unfalltod am 14. Mai 1967 der wohl grösste Sportförderer in der Schweiz. Ernst B. Thommen (Bild oben links, hinten sitzend) mit Präsident Fritz Brechbühl (stehend) bei einer STG-Sitzung 1941 im Casino Basel, mit seiner geliebten Jagdhündin «Susi» (rechts oben) und bei einer Intertoto-Sitzung im Rahmen des 25-Jahr-Jubiläums der STG 1963 (unten). 16

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Figuren der Toto-Geschichte: Von Brechbühl bis Kennel Fritz Brechbühl Der am 9. April 1897 in Basel geborene Fritz Brechbühl war in seiner Jugend Verdingbub in Schüpfen und absolvierte später in Hölstein eine Uhrmacherlehre. Er engagierte sich als SP- und VPOD-Mitglied auch gewerkschaftlich. Zwischen 1923 und 1935 sass er im Grossen Rat und wurde 1935 in den Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt gewählt. Als Polizeidirektor liess er sich von Ernst B. Thommen 1937 von der Idee des Totos begeistern, dessen Erlöse mehrheitlich direkt in den Sport zurückfliessen sollten. Brechbühl war Thommens Fürsprecher in der Basler Regierung, als es galt, Sportwetten auch gegen öffentliche Widerstände durchzusetzen und die notwendigen rechtlichen Grundlagen zu schaffen. Brechbühl leitete die Gründungsversammlung der Schweizer Sport-Toto-Gesellschaft am 18. August 1938, wurde zum ersten Präsidenten gewählt und stand der Gesellschaft bis 1962 vor. Er verbrachte 28 Jahre in der Basler Regierung, war ab 1953 zusätzlich Nationalrat und präsidierte zwischen 1950 und 1960 die SP Basel-Stadt. Fritz Brechbühl verstarb am 1. Juli 1963, im Jahr des 25. Geburtstages der Sport-Toto-Gesellschaft. Fred Jent Wie Ernst B. Thommen gehört auch der Basler Sportjournalist Fred Jent zu den Pionieren des Sport-Totos in der Schweiz. Der Mitarbeiter der «National-Zeitung» sass bei der Gründungsversammlung der STG 1938 mit im Saal, übernahm später jedoch keine Funktion. Stattdessen engagierte er sich vielfältig im Sport, als Präsident des Schwimmverbandes, als Fussballschiedsrichter, als Punktrichter im Boxen und ab 1944 auch im Zentralvorstand des Landesverbandes für Leibesübungen (SLL). Fritz Wagner Seit der Gründung der Sport-Toto-Gesellschaft 1938 war Fritz Wagner während 42 Jahren ihr Vorstandssekretär. Schon bei der Gründungsversammlung führte er Protokoll und wurde in den Kontrollausschuss gewählt. Über Jahre arbeitete er an der Entwicklung der Sport-Toto-Gesellschaft mit. 1979 wurde er von Walter Baumann abgelöst. Dr. Emil Steiner Über 30 Jahre diente der Zuger Landammann Dr. Emil Steiner der Sport-Toto-Gesellschaft. 1939 als Kantonsvertreter dazugestossen, wurde er ein Jahr später schon in den Vorstand und 1942 zum Vizepräsidenten gewählt. 1963 wurde er als Nachfolger Fritz Brechbühls zum Präsidenten bestimmt. Am 30. Juli 1971 verstarb Emil Steiner. Emil Fischli Der Glarner alt Regierungsrat Emil Fischli stiess 1976 zur Sport-Toto-Gesellschaft, wurde 1978 in den Vorstand und 1980 zum Vizepräsidenten gewählt. 1988 übernahm er das Präsidium der STG für sechs Jahre. In seiner Funktion nahm er auch Einsitz im Vorstand der «Intertoto», deren Europasektion er mitbegründete und präsidierte. Bei seinem Rücktritt als Präsident wurde er zum Ehrenmitglied der STG ernannt. Georg Kennel Georg Kennel hatte schon viel erlebt im Schweizer Sport, als er 1988 als neuer Direktor zur Sport-Toto-Gesellschaft kam. Als ausgezeichneter Zehnkämpfer trat er Mitte der 1970er-Jahre in den Zentralvorstand des Schweizerischen Leichtathletik-Verbandes ein, den er zwischen 1981 und 1995 während 14 Jahren präsidierte. Nach seiner Amtszeit wurde er, der die grossen Zeiten von Markus Ryffel und Werner Günthör begleitet hatte, zum Ehrenpräsidenten von «Swiss Athletics» ernannt und sass im Zentralvorstand des Schweizerischen Landesverbandes für Sport (SLS). Bei der Sport-Toto-Gesellschaft prägte er einerseits die Einführung des Online-Systems zu Beginn der 1990er-Jahre, später aber auch die grosse Umstrukturierung, die per 1. Januar 2003 zur Übernahme des gesamten operativen Geschäfts durch die Swisslos und die Loterie Romande führte. Kennel war vorübergehend gleichzeitig Chef der neuen Swisslos und der altehrwürdigen Sport-Toto-Gesellschaft. Das machte durchaus Sinn, um den Spagat zwischen den verschiedenen Interessen besser bewältigen zu können. Kennel war am gestaffelten Ende seiner Amtszeiten Mitte 2004 (Sport-Toto-Gesellschaft) und Ende 2005 (Swisslos) froh, dass sich die neue Struktur als eine Lösung erwies, die für alle 20 Kantone der Deutschschweiz und des Tessins den besten Nutzen in Sachen Gemeinnützigkeit innerhalb des Swisslos-Gebietes erbrachte und auch mit den Interessen der Loterie Romande abgeglichen war. Kennel hatte die Geschicke der STG und von Swisslos während insgesamt 16 Jahren massgeblich mitgeprägt. Am 10. Februar 2012 verstarb er 70-jährig an den Folgen einer Krankheit. Menschen, die die Sport-Toto-Gesellschaft mitgeprägt haben: Fritz Brechbühl, der erste Sport-Toto-Präsident, Fred Jent, Sport redaktor und Mitinitiant der Toto-Idee in der Schweiz, Jörg Schild, langjähriger STG-Präsident und heutiger Präsident von Swiss Olympic, Georg Kennel, STG-Direktor von 1988 bis 2004, Roger Hegi, der heutige Direktor, und Peter Schönen berger, der heutige STG-Präsident (von oben links nach unten rechts). 18

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Gemeinnützig vom ersten Tag an Das früh gefundene Motto «Wage und spiele für sportliche Ziele» war nicht bloss ein Lippenbekenntnis. Die zweckgebundene Verwendung der Sport-Toto-Gewinne für den Sport und die dazu gehörende Infrastruktur war tragendes Element der Idee einer Sportselbsthilfe auch für die Anerkennung des Sport-Totos bei den Behörden. Das Sport-Toto war in seiner ersten Saison mit nahezu zwei Millionen Franken Umsatz ein schneller Erfolg. Nach zwei schwierigen Jahren im Umfeld des Zweiten Weltkriegs bei Kriegsausbruch im Herbst 1939 musste der Toto- Betrieb vorübergehend sogar eingestellt werden begannen die Umsätze jedoch erst in der Spielzeit 1941/42 rasant zu wachsen, 1945/46 wurde erstmals die 10-Millionen-Grenze an Wetteinsätzen übertroffen, 1949/50 waren es bereits über 25 Millionen. Ausbezahlt wurden den Gewinnern von Anfang an 50 Prozent der Einsatzsumme. Der Gewinn der Sport-Toto-Gesellschaft wurde von der ersten Austragung an nach einem vorbestimmten Schlüssel verteilt. 10 Prozent des Reingewinns ging (mit einer festgesetzten Obergrenze) direkt an die Sportverbände, deren Wettkämpfe den zu tippenden Resultaten zugrunde lagen. Das war in erster Linie der Schweizerische Fussball- und Athletik-Verband (SFAV). Ein fester Anteil der Restgewinnsumme ging an den Schweizerischen Landesverband für Leibesübungen (SLL), ab 1977 Landesverband für Sport (SLS), der Rest ging zur zweckgebundenen Verwendung an die Kantone. Das Verhältnis war anfänglich variabel, im ersten Betriebsjahr gingen 34 Prozent an den SLL, danach 40, 38 und 28 Prozent, 20

Eröffnungsspiel am 25. April 1954 zwischen der Schweiz und Deutschland im Basler Stadion St. Jakob, das im Hinblick auf die Fussball-Weltmeisterschaft nur dank eines Darlehens der Sport-Toto-Gesellschaft errichtet werden konnte. der Rest jeweils an die Kantone. Im fünften Betriebsjahr (1942/43) ging man zu jenem festen Schlüssel über, der sich danach über Jahrzehnte bewähren sollte. Nach Abzug der Betriebskosten und den statutarischen Zuwendungen an den Fussballverband sowie in die Reserven wurden 25 Prozent des Reingewinns an den SLL und 75 Prozent an die Kantone verteilt. Für die einzelnen Kantone wurden die Beiträge hälftig nach ihrer Wohnbevölkerung und der in ihrem Gebiet getätigten Totoeinsätze aufgeschlüsselt. Im Sport- Toto-Ausschuss des Schweizerischen Landesverbandes für Sport sassen paritätisch Vertreter der Sport-Toto-Gesellschaft, die damit direkten Einfluss auf die Verteilung der zugesprochenen Gelder nehmen konnten. 95 Millionen nach 20 Jahren Zusätzlich unterstützte die STG markante sportliche Bauvorhaben auch direkt in Form von Darlehen oder Krediten, die danach über die ordentlichen Kantonsbeiträge der folgenden Jahre amortisiert werden konnten. Beim 20-Jahr-Jubiläum 1958 hatte die STG bereits 95 Millionen Franken an Gewinn ausgeschüttet, 64 Millionen an die Kantone, 19 Millionen an den SLL, sechs Millionen direkt an diverse Stadionbauten und noch einmal fünf Millionen an die Sport- und Kurszentren Magglingen und Mürren. Der Fussballverband profitierte mit statutarischen Beiträgen von 1,3 Millionen Franken. Beim 50-Jahr-Jubiläum der STG 1988 war beinahe die Milliardengrenze erreicht. 653 Millionen Franken waren bis dahin an die Kantone geflossen, über 200 Millionen an den SLS (vormals SLL), über 60 Millionen an die Verbände, zu denen sich neben dem Fussballverband ab 1983 auch der Schweizerische Eishockeyverband (SEHV) und ab 1985 die Schweizerische Sporthilfe gesellten. Dazu flossen rund 30 Millionen an Abgaben, Gebühren und Steuern an die Behörden. Verschiebung mit dem Zahlenlotto Mit Einführung des Schweizer Zahlenlottos am 10. Januar 1970 verschoben sich die Spielvorlieben der Schweizer auf einen Schlag. Es war abzusehen, dass der aufwendiger auszufüllende Totozettel gegenüber dem einfachen Glücksspiel Lotto an Beliebtheit einbüssen würde. Gustav Wiederkehr, der damalige Schweizer Präsident 21

der Europäischen Fussball-Union UEFA, hatte grossen Anteil am positiven Ausgang der Verhandlungen der verschiedenen Involvierten, der Interkantonalen Lotterie-Gesellschaft (ILG), der Loterie Romande, der SEVA Bern und der Sport- Toto-Gesellschaft (STG), um eine Besitzstandsgarantie für die bisher an die Kantone und die Sportverbände ausgeschütteten Toto-Gelder. Ein Vertrag mit der «Gesellschaft Schweizer Zahlenlotto» beinhaltete eine Garantie, dass allfällig entstehende Gewinneinbussen im Toto gedeckt werden sollten. Die Sport-Toto-Gesellschaft ihrerseits wurde mit der technischen Abwicklung des Lottos beauftragt und partizipierte fortan mit einem fixen Anteil von 25 Prozent am Gewinn des Zahlenlottos. Wie sehr das Zahlenlotto die Beteiligung am bisher exklusiven Sport-Toto beeinträchtigte, zeigt eine Zusammenstellung aus dem Geschäftsbericht 1971. Im Jahr 1969 wurden im noch konkurrenzlosen Sport-Toto über 70 Millionen Franken umgesetzt. Im ersten Lottojahr 1970 ging der Umsatz um beinahe die Hälfte auf 38 Im ersten Lottojahr 1970 ging der Umsatz im Sport-Toto von 70 Millionen Franken um beinahe die Hälfte zurück. Doch der Mehrumsatz im Lotto kompensierte die Ausfälle. Millionen Franken zurück. Und wiederum ein Jahr später kam das Sport-Toto noch auf 29 Millionen Franken und verlor weitere 27 Prozent an Umsatz. So dramatisch dieser Einbruch war, der Mehrumsatz im Lotto kompensierte die Ausfälle im Toto um ein Vielfaches. Schon im ersten Lottojahr wurden 140 Millionen Franken umgesetzt, gemeinsam mit Sport- Toto brachte man es auf Erlöse von nahezu 180 Millionen, mehr als doppelt so viel wie im letzten reinen Totojahr 1969. Neue Spielformen Diese Entwicklung sollte sich in diesem Stil fortsetzen, zusätzlich begünstigt durch die Einführung des Toto-X im Jahr 1975, dem Jackpot-System in Toto und Lotto und weiteren attraktiven Neuerungen. Bis ins Jahr 2000 hatte sich der Gewinnanteil gegenüber 1970, dem ersten Lottojahr, für die Kantone, den SLS und die Sportverbände mehr als verdreifacht. Dann, ab dem 1. Januar 2003, wurde der Spiel- und Wettbetrieb in der Schweiz komplett neu organisiert, die Sport-Toto- Gesellschaft gab ihre operative Tätigkeit zugunsten der neuen Gesellschaft «Swisslos» auf, für die Romandie übernahm die «Loterie Romande» die operative Führung. Doch die Sport-Toto-Gesellschaft behielt ihren Status als Instanz zur Gewinnzuteilung an die Sportverbände, die seit 2003 nach einem neuen, noch klareren Schlüssel geregelt ist. Die folgenden Tabellen zeigen Einsatzsummen und Gewinnverteilung in den Jahren zwischen 1938 und 2002, als die Sport-Toto-Gesellschaft operativ verantwortlich war. Einsatzsummen im Sport-Toto, Toto-X und Super-Toto 1938 2002 Millionen 85 80 75 70 65 60 55 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 1938/39 1939/40 1940/41 1941/42 1942/43 1943/44 1944/45 1945/46 1946/47 1947/48 1948/49 1949/50 1950/51 1951/52 1952/53 1953/54 1954/55 1955/56 1956/57 1957/58 1958/59 1959/60 1960/61 1961/62 1962/63 1963/64 1964/65 1965/66 1966/67 1967/68 Sport-Toto Toto-X Super-Toto 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 22

Gewinnanteile Kantone, SLL/SLS/SO* und Verbände 1938 2002 Millionen 65 60 55 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 1938/39 1939/40 1940/41 1941/42 1942/43 1943/44 1944/45 1945/46 1946/47 1947/48 1948/49 1949/50 1950/51 1951/52 1952/53 1953/54 1954/55 1955/56 1956/57 1957/58 1958/59 1959/60 1960/61 1961/62 1962/63 1963/64 1964/65 1965/66 1966/67 1967/68 Kantone Lotto Joker Extra-Joker 700 600 500 400 300 200 100 0 1970 Millionen 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 SLL/SLS/SO Verbände 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 * SLL = Schweizerischer Landesverband für Leibesübungen; SLS = Schweizerischer Landesverband für Sport; SO = Swiss Olympic Einsatzsummen im Schweizer Zahlenlotto, Joker und Extrajoker 1970 2002 23

Einsatzsummen in den verschiedenen Wettbewerben 1938 2002 Jahr Sport-Toto Toto-X Super-Toto Lotto Joker Extra-Joker 1938/39 1 972 000 1939/40 595 000 1940/41 1 394 000 1941/42 3 461 000 1942/43 6 012 000 1943/44 7 243 000 1944/45 8 126 000 1945/46 10 416 000 1946/47 11 689 000 1947/48 13 383 000 1948/49 18 347 000 1949/50 25 810 000 1950/51 26 878 000 1951/52 30 309 000 1952/53 30 411 000 1953/54 32 332 000 1954/55 33 043 000 1955/56 38 514 000 1956/57 83 356 000 1957/58 37 401 000 1958/59 36 066 000 1959/60 39 343 000 1960/61 48 146 000 1961/62 49 031 000 1962/63 50 829 000 1963/64 52 591 000 1964/65 60 916 000 1965/66 68 699 000 1966/67 64 157 000 1967/68 63 038 000 1968 32 056 000 1969 70 724 000 1970 38 622 000 140 325 000 1971 29 842 000 155 367 000 1972 26 583 000 157 092 000 1973 25 251 000 192 405 000 1974 26 701 000 197 737 000 1975 25 752 000 6 281 000 198 212 000 1976 21 074 000 13 696 000 190 820 000 1977 19 970 000 20 303 000 192 314 000 1978 17 392 000 22 819 000 182 854 970 1979 17 729 000 17 614 000 229 756 000 1980 16 407 000 15 501 000 245 280 000 1981 15 139 000 14 843 000 278 670 000 1982 13 830 000 22 289 000 290 009 000 1983 16 084 000 23 846 000 315 069 000 1984 17 232 000 27 087 000 302 128 000 1985 17 032 000 31 150 000 312 884 000 1986 18 096 000 27 763 000 334 889 000 1987 21 318 000 27 022 000 393 461 000 1988 20 881 000 23 324 000 400 000 000 28 937 000 1989 24 569 000 26 607 000 4 175 000 363 209 000 45 798 000 1990 25 056 000 23 894 000 3 769 000 502 389 000 58 586 000 1991 26 236 000 21 682 000 4 002 000 426 755 000 49 947 000 1992 23 351 000 18 749 000 3 988 000 459 977 000 52 005 000 1993 26 224 000 22 025 000 5 386 000 426 755 000 52 759 000 1994 27 409 000 22 296 000 5 223 000 427 580 000 55 301 000 1995 29 832 000 19 447 000 5 502 000 453 067 000 60 800 000 1996 31 367 000 18 583 000 5 509 000 463 020 000 67 275 000 1997 26 404 000 13 002 000 5 365 000 693 866 000 105 542 000 1998 29 607 000 24 427 000 6 132 000 620 088 000 98 044 000 1999 28 570 000 10 564 000 5 772 000 679 867 000 105 602 000 2000 27 775 000 11 020 000 6 562 000 620 010 000 99 819 000 2001 25 710 000 15 190 000 5 861 000 592 104 000 97 768 000 7 723 000 2002 26 390 000 8 708 000 554 685 000 86 527 000 42 120 000 1 839 723 000 549 732 000 67 246 000 11 992 644 970 1 064 710 000 49 843 000 24

Gewinnanteile Kantone, SLL/SLS/SO und Sportverbände 1938 2002 Jahr Kantone SLL/SLS/SOV/SO Sportverbände 1938/39 265 000 144 000 40 409 1939/40 15 600 8 400 4 584 1940/41 106 533 50 133 29 505 1941/42 558 720 217 280 40 000 1942/43 1 050 000 300 000 40 000 1943/44 1 275 000 425 000 60 000 1944/45 1 275 000 425 000 60 000 1945/46 1 500 000 500 000 64 000 1946/47 1 800 000 600 000 60 000 1947/48 2 025 000 675 000 66 600 1948/49 2 700 000 900 000 90 000 1949/50 5 350 000 1 250 000 93 200 1950/51 4 050 000 1 350 000 90 000 1951/52 4 672 125 1 557 375 115 500 1952/53 5 041 650 1 680 550 125 800 1953/54 4 800 000 1 600 000 90 000 1954/55 5 100 000 1 700 000 90 000 1955/56 9 550 000 1 850 000 570 000 1956/57 5 700 000 1 900 000 570 000 1957/58 7 700 000 1 900 000 570 000 1958/59 9 700 000 1 900 000 570 000 1959/60 5 700 000 1 900 000 580 000 1960/61 6 000 000 2 000 000 882 587 1961/62 10 385 000 2 100 000 933 042 1962/63 6 300 000 2 100 000 944 508 1963/64 11 500 000 2 500 000 1 486 675 1964/65 9 000 000 3 000 000 1 665 811 1965/66 10 500 000 3 500 000 1 806 941 1966/67 10 500 000 3 500 000 1 854 230 1967/68 11 026 000 3 704 000 1 671 000 1968 5 400 000 1 800 000 734 029 1969 11 250 000 3 750 000 1 650 657 1970 22 500 000 6 000 000 1 800 000 1971 18 000 000 6 000 000 1 800 000 1972 18 000 000 6 000 000 1 800 000 1973 19 500 000 6 500 000 1 800 000 1974 26 250 000 6 500 000 1 800 000 1975 19 500 000 6 500 000 1 800 000 1976 26 250 000 6 500 000 2 000 000 1977 19 500 000 6 500 000 2 000 000 1978 25 125 000 8 140 000 2 000 000 1979 24 000 000 8 000 000 2 000 000 1980 24 000 000 8 000 000 2 000 000 1981 31 125 000 10 375 000 2 000 000 1982 29 250 000 9 750 000 2 100 000 1983 30 750 000 10 250 000 2 611 000 1984 34 500 000 11 500 000 2 808 000 1985 35 250 000 11 750 000 4 586 000 1986 36 000 000 12 000 000 4 277 000 1987 39 000 000 13 000 000 4 276 000 1988 36 780 000 12 260 000 3 574 000 1989 40 598 000 13 533 000 4 618 000 1990 42 848 000 14 283 000 4 127 000 1991 42 848 000 14 283 000 3 844 000 1992 43 598 000 14 533 000 4 730 000 1993 42 098 000 14 033 000 4 408 000 1994 42 098 000 14 033 000 4 380 000 1995 42 741 000 14 247 000 4 808 000 1996 44 601 000 14 867 000 4 448 000 1997 53 582 700 17 861 000 4 392 000 1998 52 854 000 17 618 000 4 509 000 1999 57 663 000 19 221 000 4 557 000 2000 59 122 000 19 707 000 4 566 000 2001 61 210 000 20 403 000 4 312 000 2002 54 185 000 18 620 000 4 992 000 1 367 122 328 443 553 738 127 372 078 Hinweise zu den Tabellen Einsatzsummen Das Geschäftsjahr der Sport-Toto-Gesellschaft entsprach anfänglich der Fussballsaison (1. Juli bis 30. Juni). Erst 1968 wurde auf das Kalenderjahr umgestellt. Die Zahlen für das Jahr 1968 entsprechen deshalb nur einer Halbjahresperiode (zweite Jahreshälfte). Gewinnverteilung SLL = Schweizerischer Landesverband für Sport (ab 1938) SLS = Schweizerischer Landesverband für Sport (ab 1977) SOV = Schweizerischer Olympischer Verband (ab 1997) SO = Swiss Olympic (ab 2001) Verbände Bis 1982 wurde statutarisch nur der Schweizerische Fussball- und Athletikverband (SFAV, ab 1958 nurmehr SFV) direkt begünstigt (als «Lieferant» der Toto-Spiele), ab 1983 zusätzlich der Eishockeyverband, ab 1985 zusätzlich die Schweizer Sporthilfe (teilweise über Gewinnanteile aus dem Super-Toto). 25