Kirchen entdecken im Tecklenburger Land. Evangelische Kirche Wersen

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Transkript:

Kirchen entdecken im Tecklenburger Land Evangelische Kirche Wersen

1 2 Eine Kapelle in Wersen ist schon 1150 belegt, als Graf Heinrich von Tecklenburg den Hof Wersen mit einer Kapelle an den Bischof von Osnabrück übertrug. Vermutlich stand die Kapelle bereits an der Stelle der heutigen Kirche, die erstmals 1271 als Pfarrkirche des Kirchspiels Wersen erwähnt wird. Seit 1588 gehört die Kirchengemeinde dem evangelischreformierten Bekenntnis an. Der einschiffige, zweijochige Saal mit quadratischem Chor wurde im Übergangsstil des 13. Jahrhunderts errichtet: Während das originale NW-Fenster noch den romanischen Rundbogen zeigt, ist im inneren Stützsystem schon der gotische Spitzbogen aufgenommen. Die Kreuzgratgewölbe steigen in ihrem Scheitelpunkt an (sog. Domikalgewölbe), gemalte Bänder und Schlussringe erwecken den Eindruck eines Rippengewölbes. Ein Rankenfries in Rotmalerei neben der Kanzel stellt möglicherweise den Rest einer umfangreicheren mittelalterlichen Ausmalung dar. 1886 fügte man nach Planungen von Baurat Reißner (Osnabrück) den Westturm an, der in der Zeit des Historismus stilistisch auf die Romanik zurückgreift (Rundbogenfenster, Bogenfriese, Würfelkapitelle, Vierpassfenster). An den früheren, um 1400 gefertigten Glockenturm (wegen seiner Pfannenbedachung Pannentoren genannt) erinnert noch eine Holzkonstruktion nördlich der Kirche. Der Turm mit Rautendach beherbergt heute drei Glocken, von denen die beiden älteren 1447 (Johannesglocke) und 1770 ( Pingel, geschaffen von Rincker, Osnabrück) gegossen wurden. Die Kirchennordseite gibt im Wesentlichen noch den Zu-

stand des 13. Jahrhunderts wieder. Das Fenster über dem bauzeitlichen Stufenportal mit gedrücktem Spitzbogen zeigt noch die ursprüngliche Form, während das östliche Fenster um 1500 und das mittlere 1906 vergrößert wurden. Stark verändert ist die Südseite, der K. Siebold 1908 einen stilistisch dem Turm angepassten Anbau mit Empore anfügte. 3 Im 17. Jahrhundert, einer Zeit des Aufschwungs in der Grafschaft Tecklenburg, erhielt die Kirche große Teile ihrer hölzernen Ausstattung im Stil der Spätrenaissance. Hierzu zählen der Abendmahlstisch, die Orgelbühne sowie die Nordempore. 1906 wurde sie abgebaut, ihre Brüstung brachte man im neuen Anbau an. Die ebenfalls aus dem 17. Jh. stammende Kanzel wurde von der Süd- an die Nordseite versetzt. Auch das Chorgestühl, von dem Teile noch erhalten sind und in das eine ältere, wappengeschmückte Chorbank integriert wurde, stammt sehr wahrscheinlich aus dieser Zeit. Die Kirche war offenbar zumindest zeitweise Grablege des Gutes Bordewisch bei Wersen, das jahrhundertelang den Grafen von Tecklenburg gehörte. Im Chor ist ein wappengeschmücktes Epitaph (1718) General Johann Adolf von Tecklenburg auf Bordewisch gewidmet. Schlichtere Grabsteine der Gutsbesitzer in Chor und Turmraum stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert. 4 1962 erfolgte die letzte große Veränderung: Die Kirchenwände wurden weiß übertüncht, die Gewölbemalereien nach aufgefundenen Resten ergänzt.

5 Fenster Das Chorfenster mit gotischem Maßwerk zeigt in der Verglasung (um 1880) Taube und Lamm mit Siegesfahne. Wohl 1906 entstanden an der Südseite die Gesetzestafeln und das Auge Gottes, an der Nordseite Kelch, Weinranken und Ähren sowie das Kreuz mit Buch und Palmwedel (Symbol von Auferstehung und Ewigem Leben). 6 Kanzel, Abendmahlstisch Der Kanzelkorb (17. Jh.) ruht auf einem Sockel, geschmückt mit stilisierten Knospen. Der Schalldeckel, auf älteren Fotos noch zu sehen, wurde möglicherweise bei der Versetzung der Kanzel 1906 entfernt. Das Schränkchen unter der Kanzel ist modern. 7 Chorgestühl Rankenvoluten mit gebuckelten Dreiblättern schmücken die beiden spätgotischen Seitenwangen des Chorgestühls. Durch seine Wappen wird als Kirchensitzinhaber ein Ehepaar repräsentiert, wobei Anker und Seerosenblätter für Tecklenburg stehen. Das Rautenwappen ist bisher nicht identifiziert.

Orgel 1658 ist in den Akten die Beschaffung einer Orgel belegt. Hierzu passt die ins 17. Jh. datierte Emporenbrüstung. 1861 kam ein neues Instrument (Orgelbauer Haupt, Ostercappeln) in die Kirche, das nach einer grundlegenden Erneuerung 1964 bis heute in Gebrauch ist. Bis auf das Rückpositiv wurde der alte Prospekt erhalten. 8 Portale 1724 entstand die Chortür, 1916 die Kirchturmtür (Bildhauer Wulfetange, Osnabrück), deren unterschiedliche Nägel Spenden in verschiedener Höhe dokumentieren. Der älteste Zugang (N), ein einfaches Stufenportal, wurde wohl in der Umbauphase 1906/1908 zum Fenster (s. innen) reduziert. 9 Rumpius Gerhard Arnold Rump war ab 1655 Pfarrer in Wersen und starb dort 1691. 1672 verfasste er eine umfangreiche Abhandlung über die Grafschaft Tecklenburg. Auf dem ehemaligen Friedhof erinnert eine rudimentäre Platte an einen Verwandten, möglicherweise einen Sohn, des Geschichtsschreibers: Johan Adolf Rump sal(ig entschlafen). 10

Tourvorschlag Ev. Kirche Lotte, am Gemeindehaus hinunter bis Widum, li auf Bahnhofstr.; Radweg Ri Westerkappeln, T-Kreuzung Zum Lotter Bahnhof re; Radweg li, an Hauptstr. bis Ev. Kirche Wersen. Radweg bis Halen. Hier Radweg Ri Wallenhorst, dann Ri Büren, in Büren re Bergstr. bis Ev. Kirche. Zurück auf Bergstr. bis Ampelkreuzung, re in Landwehrstr. Hinter Bahnquerung li Radweg Osnabrücker Rund-Tour, dann Radweg Ri Hasbergen, Radweg Ri Lotte (dabei im Kreisel Atterfeld 1. Ausfahrt nehmen). Anforderungen Ca. 35 km, ebene Strecke Öffnungszeiten Ev. Dorfkirche Alt-Lotte (Kirchplatz): Schlüssel bei Pfr. D. Salomo (Widum 3, 05404-950335/950338), Dr. M. Pfordt (05404-4381), H. Meyer (05404-1887) Ev. Kirche Wersen (Halener Str.): Pfrin. Kiquio (05404-2286); Küsterin Fr. Pein (05404-4750). Ev. Friedenskirche Wersen-Büren (Kirchweg 22): Schlüssel bei B. Harig, (Kirchweg 13, 0541-120128); E. Meling, (Anne-Frank-Straße 12, 0541-200 66 589). Text/Fotos: Dr. Gabriele Böhm Weitere Infos www.kirchwege.de www.kirchräume.de