Seite 1 von 10 Freie und Hansestadt Hamburg Behörde für Wissenschaft und Forschung DIE SENATORIN Master of Peace and Security Studies 07.10.2014, 18:00 Uhr, UHH, ESA 1 Ost, Raum 221 Es gilt das gesprochene Wort. Sehr geehrter Herr Prof. Broszka, sehr geehrte Frau Prof. Rupp, sehr geehrter Herr Prof. Neuneck, sehr geehrter Herr Dr. Lüthje, liebe Absolventinnen und Absolventen, liebe Studierende, meine Damen und Herren, wann auch immer ich beim Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg spreche, ganz gleich aus welchem Anlass, kommen selbstverständlich auch die aktuellen
Seite 2 von 10 Konflikte und kriegerischen Auseinandersetzungen in der Welt zur Sprache. Heute müssen wir feststellen: Was derzeit in Syrien, im Irak, in der Ukraine und, im Fall von Westafrika, mit Ebola geschieht, hat neue Dimensionen. Das sind nicht mehr weit von uns entfernte, lokal begrenzte Konfliktherde, die unsere über Jahrzehnte errungene westliche Friedensordnung letztlich unangetastet lassen. Diese Konflikte, diese menschlichen Tragödien, all das Leid, das Krieg und Verbrechen in diesen Teilen der Welt verursachen, schwappen im wahrsten Sinne des Wortes nach Europa. Täglich. Wir können die Bilder nicht mehr mit der Fernbedienung ausschalten. Schon in wenigen Wochen werden wir 1.500 zusätzliche Flüchtlinge in Hamburg aufnehmen. Etwa 14.000 werden sich dann in unserer Stadt aufhalten. Diesen Menschen werden wir begegnen. Auf der Straße, in unseren Quartieren. Diesen Menschen
Seite 3 von 10 müssen wir helfen: beim Umgang mit ihren traumatischen Erinnerungen, mit ihren Zukunftsängsten, mit ihrem Kulturschock. Das ist eine enorme Herausforderung für Hamburg. Zu ihrer Bewältigung hier vor Ort brauchen und haben wir viele Helfer, wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von fördern und wohnen, das Flüchtlingszentrum der Arbeiterwohlfahrt, des Caritas-Verbandes und des Deutschen Roten Kreuzes sowie zahlreiche Flüchtlingsinitiativen, die sich ehrenamtlich engagieren. Gleichzeitig brauchen wir aber Forscherinnen und Forscher, die die Konflikte analysieren, die die Ursache dieser ungeheuren Flüchtlingsströme zurzeit sind. Wir brauchen mehr denn je Expertinnen und Experten, die in internationalen Organisationen helfen, diese Konflikte zu lösen oder zumindest zu beeinflussen. Und die international Politikerinnen und Politiker beraten, wie sie angemessen auf diese
Seite 4 von 10 Konflikte reagieren können. Fachleute, wie sie am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik ausgebildet werden. Das IFSH hat in den 43 Jahren seines Bestehens enorm zum Verständnis politischer Konflikte beigetragen. Es hat eine außerordentliche Expertise zu den sich wandelnden Machtkonstellationen in der Welt generiert: von der Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik zu Zeiten des Kalten Krieges über den Zusammenbruch der Sowjetunion und dessen sicherheitspolitischen Folgen bis hin zur Analyse der heute sichtbaren Bruchstellen der Globalisierung und dem Formenwandel von Gewalt. Das Selbstverständnis des IFSH gründet dabei auf der Arbeitshypothese, dass sich Friedenswahrung und Sicherheitsvorsorge wechselseitig bedingen. Das gilt auch in einer Zeit, in der wir es zunehmend mit nicht-staatlichen Akteuren zu tun haben, mit sich überlagernden Konfliktlinien und mit religiös, ethnisch
Seite 5 von 10 und ökonomisch unterschiedlichen Interessenlagen. All dies stellt die etablierten Sicherheitsmechanismen und institutionen aus der Zeit des Kalten Krieges vor enorme Herausforderungen ja und Manche stellen diese selbst bisweilen grundsätzlich in Frage. Die Maxime einer konsequent friedensverträglichen Sicherheitspolitik sehe ich gleichwohl nicht in Frage gestellt. Im Gegenteil: Sie ermöglicht es dem Institut, praxisnah zu forschen und auf sich ändernde politische Machtverhältnisse zu reagieren. Dadurch konnte es zur nationalen und internationalen Autorität werden: für Friedensforschung und Sicherheitspolitik, für Politikberatung und seit 2001, dank des Peaceand-Security-Studiengangs, auch für Lehre. Das Wissen des IFSH nützt uns dabei nicht nur außenpolitisch bei dem Versuch, politische Konflikte zu verstehen und zu ihrer Lösung beizutragen.
Seite 6 von 10 Es hilft uns auch hier zu Hause, bei der Herausforderung, mit den Folgen dieser Konflikte umzugehen. Nur wenn wir verstehen, woher die Flüchtlinge zu uns kommen, welche kulturellen Wurzeln sie haben, vor welchen Konflikten sie geflohen sind, wie diese Konflikte entstanden sind, können wir ihnen und damit uns helfen. Gleichzeitig kann uns Ihre Expertise zu Terrorismus, zu dessen Ursachen und seiner Bekämpfung, helfen zu verstehen, warum junge Menschen aus Deutschland umgekehrt in jene Krisen- und Kriegsregionen ausziehen, um zu kämpfen und zu töten. Meine Damen und Herren, Friedenswahrung und Sicherheitsvorsorge sind auch aktuell gefragt beim Umgang mit der Krise um die Ost-Ukraine. Sowohl in den USA als auch in Russland werden Stimmen laut, die eine offensivere Politik gegenüber dem jeweils anderen fordern.
Seite 7 von 10 Auch Abrüstungsverträge wie New START werden in Frage gestellt und verstärktes militärisches Engagement ins Auge gefasst. In dieser Situation gilt es, den Gesprächsfaden nicht abreißen zu lassen und noch bestehende Kooperationsstrukturen zu schützen. Das wissenschaftliche Projekt Challenges to Deep Cuts des IFSH leistet dazu einen wesentlichen Beitrag: Es widmet sich dem von US-Präsident Obama formulierten Ziel einer Welt ohne Nuklearwaffen. In der ersten Projektphase wurde eine Expertenkommission aus Wissenschaftlern und ehemaligen Beamten von fünf nationalen Regierungen gebildet. Jetzt, in Phase zwei, geht es darum, den wissenschaftlichen, öffentlichen und offiziellen Dialog zwischen diesen fünf Staaten zu verstärken und mit neuen Ideen und Konzepten zu stimulieren. Das Auswärtige Amt und meine Behörde unterstützen diese Phase zusammen mit rund 100.000 Euro.
Seite 8 von 10 Meine Damen und Herren, als Zweite Bürgermeisterin von Hamburg und Senatorin für Wissenschaft und Forschung erfüllt es mich mit großem Stolz, dass solche international geachteten Ideen und Konzeptionen für Sicherheitsordnungen von unserer Stadt aus entworfen werden. Nicht zuletzt angesichts der Bedeutung und des Renommees des Instituts ist es eine Ehre für die Stadt Hamburg, Standort und Stiftungsträgerin des Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik zu sein. Der Senat, die Behörde für Wissenschaft und Forschung, unterstützt bzw. finanziert das IFSH sehr gern! Liebe Absolventen, liebe Studierende, Sie sehen, Sie werden gebraucht, heute mehr denn je! Das spiegelt sich auch an den guten Beschäftigungsaussichten der Absolventinnen und Absolventen des
Seite 9 von 10 Peace-and-Security-Studiengangs: 60 70 Prozent haben ein Jahr nach ihrem Abschluss eine Anstellung. Viele Angehörige des diesjährigen Absolventenjahrgangs konnten heute gar nicht mehr erscheinen, weil sie bereits eine Stelle angetreten haben. Ich wünsche Ihnen und uns, dass Sie Erfolg haben! Dass Sie zu Frieden und Sicherheit beitragen können! Und das wünsche ich auch dem neuen Jahrgang. Sie haben ein anstrengendes, aber sehr spannendes Studienjahr vor sich. Nutzen Sie das Wissen und die Chancen, die das Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik und die Universität Hamburg Ihnen bieten! Danken möchte ich allen Unterstützern und Sponsoren des Studiengangs: der Universität, dem Deutschen Akademischen Austauschdienst, der ZEIT- Stiftung, dem Förderverein des IFSH als Stipendiengeber, den Mäzenen, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des IFSH. Danke, dass Sie dieses
Seite 10 von 10 exzellente Studienangebot ermöglichen und unterstützen!