Publish or Perish? Wissenschaftliches Publizieren

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1 Publish or Perish? Wissenschaftliches Publizieren 1. Wissenschaftliches Schreiben akademisches Journal führen (gut für Kapitelanfänge, Ideensammlung, Einkaufslisten, Schreibübungen, informelles Schreiben, Kurzzusammenfassungen von Aufsätzen u.v.m.) Mind-mapping und andere Techniken des kreativen Schreibens nutzen (z.b. einen Werbetext als Kapitelzusammenfassung, Schreiben für ein 8-jähriges Kind, ungeordnete Stichwortsammlung ( Einkaufsliste ), journalistisches Schreiben usw.) Anregungen bei Otto Kruse, Keine Angst vor dem leeren Blatt, Frankfurt a.m.: Campus 4. erweit. Aufl. 1995. [auch für Leute geeignet, die nie writer s block haben!] Howard S. Becker, Die Kunst des professionellen Schreibens. Ein Leitfaden für Geistes- und Sozialwissenschaftler, Frankfurt a.m.: Campus 1994. [sehr hilfreiche Reflexion u. Anregungen] Helga Knigge-Illner, Der Weg zum Doktortitel. Strategien für die erfolgreiche Promotion, Frankfurt a.m.: Campus 2002. [hier auch Anregungen zur Projektplanung einer Diss, zum Verhältnis zum/r Betreuer/in usw.]. Die Bibel für gutes Schreiben, gute Vorträge und gute Auftritte: Norbert Franck, Rhetorik für Wissenschaftler, München: Franz Vahlen 2001. 2. Masse oder Qualität oder beides oder was? Masse ist nicht alles: Qualität und Vielfalt zählen (auch) 2. Standbein neben Diss/Habil zulegen, ohne sich zu verzetteln aufsatzproduktives Thema suchen, um eigene Breite zu demonstrieren strategisch die Veröffentlichungsliste planen möglichst viele Texttypen bedienen (s.u.) Problematisch aus meiner Sicht, aber typabhängig: u.u. Tricks anwenden (Titel frisieren, Artikel teil-recyclen u.ä.)

2 3. UK/USA versus Deutschland academic publishing UK/USA kommerziell anderer Buchtyp: kürzer, weniger Fußnoten, unterhaltsamer billiger für AutorInnen Bücher müssen sich verkaufen Monographien dürfen nicht als Dissertationen erkennbar sein Doktorarbeiten werden oft noch jahrelang überarbeitet, bevor sie erscheinen akademischer Buchmarkt in Deutschland stark subventioniert (Druckkostenzuschüsse) Monographien sind länger, haben viele Fußnoten und müssen nicht unterhaltsam zu lesen sein teuer für AutorInnen (Druckkostenzuschüsse bis zu 5000 Euro) Bücher müssen sich nicht unbedingt verkaufen Monographien können als Dissertationen erkennbar sein Doktorarbeiten werden nur leicht überarbeitet keine Publikationspflicht für Dissertationen > nur die besonders interessanten/verkaufbaren werden publiziert Publikationspflicht für Dissertationen > alles wird veröffentlicht Daraus folgt: Schreibt man die Dissertation auf Englisch, muss man sich frühzeitig Gedanken machen, wo sie erscheinen soll. Wenn man Zugang zu einer Publikationsreihe hat, die in Deutschland, aber in englischer Sprache produziert wird, kann man eine deutsche Diss schreiben (Forschungsbericht, viele Fußnoten, systematische Gliederung etc.) und dennoch auf Englisch schreiben. Hat man das nicht und möchte gerne einen englischen Verlag finden, sollte man obige Hinweise von vornherein bedenken das Buch muss sich verkaufen! Mischformen sind auch denkbar: Auf Deutsch im Internet publizieren und dann als englische Buch etc. Will aber gut überlegt sein und geht nicht ohne gute Kontakte nach GB. Noch zu bedenken: Wenn man kein near native oder native speaker ist, macht es mehr Arbeit, auf Englisch zu schreiben und man muss eine längere native speaker-kontrollphase einplanen, bevor das Buch erscheinen kann!

3 4. Texttypen Die im folgenden genannten Publikationsorte erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit! Texttyp Wo zu veröffentlichen? Wie man kommt dran? Interview European Messenger, Hgg. kontaktieren Hard Times Tagungsbericht bisher: Anglistik Internet (H-Soz-u-Kult) Hgg. kontaktieren Rezension Lexikonaufsatz Aufsatz (Zeitschrift oder Sammelband) für Fortgeschrittene: Herausgabe eines/r Sammelbandes/Sondernummer einer Zeitschrift Monographie (Dissertation, Habilitation, Lehrbuch, Sonstiges) z.b. ZAA, Anglistik, Anglia, IASL Online, H- Soz-u-Kult, JSBC, Virginia, Shakespeare- Jahrbuch, lendemains, Philologie im Netz (PhiN) Nachschlagewerke, Kindler-Lexikon u.ä. Zeitschriften, s.o.; Sammelband nach Tagungen, Zeitschriften s.o., Tagungsbände/Sammelbände: selbst organisieren Internet/Microfiche, print-on-demand für Nicht- Wissenschaftler/innen Rezensionshgg. kontaktieren, Buch vom Verlag anfordern oder Rezensionhgg. darum bitten; häufig: peer reviewing, d.h. anonyme Begutachtung; geht meistens nur auf Aufforderung der/des Hgg.; wenn man von einem Lexikonprojekt weiß, evtl. Mitarbeit anbieten Call for Papers beachten, frühzeitig bei Organisatoren nachfragen, Alternativmöglichkeiten überlegen falls man abgelehnt wird (passiert oft); peer reviewing; Kontakte zu editorial boards/general editors nutzen, Doktorväter/mütter einbeziehen Kontakte zu general editors/editorial boards/reihengg. nutzen; selbst Tagung organisieren und Verlag suchen, geht auch als Nachwuchs! schnelle Publikation für Leute, die nicht im Wissenschaftsbetrieb bleiben, spart Kosten weniger renommierter etwas kostensparend, aber

4 Verlag ( Dissertationsverlag ) in einer Reihe oder als stand-alone-book in einem großen wiss. Verlag weniger renommiert renommiert, v.a. in Reihen: Doktorvater/mutter um Hilfe bitten; Zuschuss von VG Wort (geht nur bei Doppelsumma) beantragen; Stiftungen: Einzelfallprüfung Erbe investieren: lohnt sich! 5. Publikations- und Schreibstrategien Vorbilder suchen: Wen liest man gerne? Daran orientieren. Viel schreiben, auch ohne Veröffentlichungsabsicht: Üben hilft! Texte nach Gehör redigieren. Texte immer gegenlesen lassen: peers, Doktorbetreuer, ältere KollegInnen, denen man vertraut. Nach Möglichkeit auch auf Englisch publizieren, wird heute zunehmend erwartet. Wenn die Möglichkeit besteht: eigene Erfahrungen mit Publikationsmanagement (Sammelband u.ä.) sammeln, Mitarbeit auch ohne Artikel/Bezahlung anbieten. Schreibhaltung vorher überlegen: Interviews und Tagungsberichte sind eher neutral. Rezensionen können entweder berichtend-neutral oder bissig sein: Überlegen, was man erreichen will und wen man trifft! Leserinformation ist wichtig, ebenso wie ein guter Anfang und eine punch line am Ende.

5 Aufsätze sollen die eigene Handschrift erkennen lassen, ohne subjektivistisch zu sein. Guter Anfang, gute Mitte, gute Zusammenfassung am Ende (siehe Norbert Franck). Immer die Vorgaben des stylesheets befolgen nur so bleibt man als Autor/in in guter Erinnerung. Immer die Deadline einhalten! Je jünger im akademischen Sinne, desto penibler sein in allen formalen Dingen ungerechterweise verzeiht man es älteren Hasen und Häsinnen eher, wenn sie Deadlines nicht einhalten. Schreibplan machen: Wie viel kann ich schaffen, ohne Deadlines zu überschreiten? Und ohne meine Diss zu vernachlässigen? Nutzt mir die Publikation strategisch etwas oder nicht? Don t get carried away alles, was man in der Diss oder in der Diss-Phase nicht machen darf, kann man auch hinterher noch tun. Wer weitere Fragen hat, kann mich gerne kontaktieren: Prof. Dr. Gesa Stedman, Institut für Anglistik/Amerikanistik, JLU Giessen, Otto-Behaghel-Str. 10B, 34394 Giessen. Email: