Reiner Hoffmann Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes

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Wir sind die Partei DIE LINKE. Das wollen wir mit unserer politischen Arbeit. geschrieben in Leichter Sprache

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Transkript:

Es gilt das gesprochene Wort Reiner Hoffmann Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes Abschlusskundgebung TTIP & CETA stoppen! für einen gerechten Welthandel am 10. Oktober 2015 in Berlin 1

Anrede Es ist beeindruckend, dass so viele Menschen heute nach Berlin gekommen sind. Klasse, dass ihr da seid! Viele sind schon seit gestern unterwegs. Ich danke euch für eure Anstrengungen aber es hat sich gelohnt!! Und toll, dass so viele unterschiedliche Gruppen heute zusammengekommen sind. Wir wollen ein klares Zeichen setzen, für fairen und gerechten Handel! Es muss Schluss sein mit grenzenloser Deregulierung. Wir fordern: hohe Standards zum Schutz unserer Umwelt, hohe Standards für den Verbraucherschutz, kein Abbau von Arbeitnehmerrechten! Gewerkschaften sind nicht gegen internationalen Handel. Auch sagen wir nicht naiv Globalisierung ist Mist. Wir wissen: viele Millionen Arbeitsplätze in Deutschland, in Europa, den Vereinigten Staaten und anderswo hängen vom internationalen Handel ab. 2

Durch die Globalisierung wächst unsere Welt immer stärker zusammen. Das hat viele Jobs geschaffen. Das ist gut so. Nur die Früchte der Globalisierung sind immer ungleicher verteilt. Deshalb brauchen wir eine andere Handelspolitik, die Wohlstand, Gerechtigkeit und menschenwürdige Arbeit in den Mittelpunkt stellt. Daher fordern wir zusammen mit den amerikanischen Gewerkschaften: Kein Freihandelsabkommen ohne Anerkennung der Kernarbeitsnormen der internationalen Arbeitsorganisation (ILO). Jeder Mensch muss das Recht haben einer Gewerkschaft beizutreten. Jeder Arbeitnehmer muss in Tarifverhandlungen für gerechtere Löhne kämpfen dürfen. Frauen und Männer müssen gleichen Lohn für gleiche Arbeit bekommen! Das ist nicht überall selbstverständlich. Nicht in den USA und nicht überall in Europa. 3

Daher fordern wir mit unseren amerikanischen Kolleginnen und Kollegen: Schluss mit den gewerkschaftsfeindlichen Gesetzen in 25 Bundesstaaten der USA. Diese gehören abgeschafft! Fairer Welthandel funktioniert nicht ohne starke Arbeitnehmerrechte. Mein Kollege Richard Trumka vom amerikanischen Dachverband der Gewerkschaften AFL-CIO hat mir für heute folgende Botschaft übersandt, die euch mitteilen soll: Er sagt: Wir werden nicht zulassen, dass multinationale Firmen die Rechte und Standards untergraben, für die wir so hart gekämpft haben. TTIP wird entweder ein Abkommen, das für alle Bürger geschlossen wurde. Oder wir werden verhindern, dass es überhaupt ein Abkommen gibt. Recht hat er liebe Freunde! Es muss Schluss sein mit der Geheimdiplomatie, Es muss Schluss sein mit Verhandlungen hinter verschlossenen Türen! Die EU Kommission hat die Türen einen Spalt geöffnet. 4

Das ist gut so, dass hat sie aber nicht freiwillig gemacht. Ohne unseren Druck, ohne unseren Protest wäre gar nichts passiert. Das reicht aber längst nicht aus. Wir fordern die EU Kommission auf: Machen sie alle Türen und Fenster weit auf. In Demokratien darf es keine Geheimverhandlungen geben! Gemeinsam werden wir für noch mehr Transparenz sorgen. Was gar nicht geht, das sind private Schiedsgerichte mit Sonderklagerechten für Investoren! Auch hier haben wir mit unserer Kritik, die auch von vielen Unternehmen geteilt wird, einen ersten Teilerfolg erzielt! Die neuen Vorschläge der EU-Kommission zur Einrichtung einer öffentlichen Handelsgerichtsbarkeit gehen in die richtige Richtung! Aber wir müssen uns weiterhin fragen: Brauchen wir zwischen entwickelten Rechtsstaaten spezielle Klagerechte für private Investoren? Das verträgt sich nicht mit unserer Vorstellung von Demokratie! 5

Was wir brauchen sind endlich wirksame Klagerechte für Arbeitnehmer und Gewerkschaften wenn soziale Grundrechte missachtet werden! Dafür setzen wir uns ein! Wir sagen heute auch klar und deutlich entgegen allen falschen Unkenrufen unser Protest ist nicht nur ein deutscher Protest. Alle Gewerkschaften in Europa, die im Europäischen Gewerkschaftsbund zusammengeschlossen sind, sind sich einig. (Das sind immerhin 60 Millionen Menschen) Die öffentliche Daseinsvorsorge muss vor grenzenloser Liberalisierung und Privatisierung geschützt werden. Dazu gehören u.a. die öffentlichen Bildungsbereiche, die Wasserversorgung, unsere Infrastruktur und vieles mehr! Die Gewerkschaften in Europa sagen: Das Vorsorgeprinzip beim Verbraucher-, Gesundheits- und Umweltschutz muss gesichert werden. 6

Unser Rechtssystem verträgt sich nicht mit dem amerikanischen Nachsorgeprinzip, an dem ganze Anwaltsindustrien sich dumm und duselig verdienen! Was auch nicht geht ist, dass die Kommission uns weißmachen will, das Handelsabkommen mit Kannada CETA sei nicht mehr zu verändern. Wir sagen Nein zu diesem CETA mit privaten Schiedsgerichten! Wir kooperieren eng mit unseren kanadischen Schwester- Gewerkschaften. Larry Brown hat heute Morgen klar gemacht, das die Wahlen in Kanada in wenigen Tagen - am 19. Oktober eine Chance bedeuten, dass unser Protest Wirkung zeigt. Wenn es zu einem Regierungswechsel kommt die Chancen sind nicht schlecht dann wird eine neue Regierung unter Beteiligung der Sozialdemokraten CETA nicht ratifizieren Drücken wir ihnen die Daumen liebe Freunde. Und noch eine Botschaft an die Handelskommissarin in Brüssel, Frau Malmström, habe ich: 7

Sie hat die TTIP-Kritiker zum Eis eingeladen. Wir werden kommen, aber nicht um Eis zu essen. Wir wissen: Das europäische Sozialmodell ist heftig unter die Räder gekommen. Es muss endlich Schluss sein mit der Austeritätspolitik! Und wir werden nicht wenige sein, wenn unsere Forderungen kein Gehör finden. Stellen sie sich an die Spitze Frau Malmström, für einen gerechten Welthandel für Alle! Für die Unternehmen und vor allem für die Menschen. Anrede Unser Protest ist notwendig und wichtig! Aber Protest allein reicht nicht! Wir müssen uns mächtig anstrengen, wenn wir für einen fairen Welthandel kämpfen. Wir haben Alternativen, Für mehr Gerechtigkeit, 8

für eine bessere Umwelt und für nachhaltiges Wirtschaften. Dafür kämpfen wir und dafür streiten wir, um besser Alternativen, für eine gerechtere Welt für alle und nicht nur für wenige! Wir haben nur die eine Welt, lasst uns verantwortlich mit ihr umgehen. Danke nochmals, dass ihr so zahlreich gekommen seid! Glückauf! 9