Projekt wohl:finden durch Stärkung des Selbstwertgefühls der SchülerInnen Schülerbericht aus dem Jahresbericht 2005/06 Umfrage zum Einfluss der LehrerInnen auf das Selbstwertgefühl der SchülerInnen im Rahmen des Jahresmottos wohl:finden Passend zum landesweiten AHS-Projekt wohl : finden führten wir Schülerinnen und Schüler des Wahlpflichtfachs Psychologie unter Anleitung von Prof. Josef Thaler in fünf Klassen der achten bis elften Schulstufe eine Umfrage durch, mit der wir herausfinden wollten, inwieweit die Lehrerinnen und Lehrer das Selbstwertgefühl der SchülerInnen stärken oder aber schwächen und durch welche Verhaltensweisen sie dies tun. Die konkreten Fragen lauteten: 1. Meine derzeitigen LehrerInnen tragen im Großen und Ganzen dazu bei, mein Selbst-bewusstsein bzw. Selbstwertgefühl zu stärken. Trifft für (fast) alle zu. Trifft für eine klare Mehrheit zu. Trifft für rund die Hälfte zu. Trifft nur für eine Minderheit zu. Trifft für (fast) niemanden zu. 2. Welche Verhaltensweisen von LehrerInnen tragen dazu bei, dein Selbstwertgefühl bzw. Selbstbewusstsein zu stärken? 3. Welche Verhaltensweisen von LehrerInnen tragen eher dazu bei, dein Selbstwertgefühl bzw. Selbstbewusstsein zu untergraben? sehr selten gelegentlich ziemlich oft 4. Was sollten LehrerInnen im Umgang mit SchülerInnen ganz besonders vermeiden? (Nenne drei dir besonders wichtig erscheinende Dinge!)
5. Wie hoch schätzt du den (positiven oder negativen) Einfluss der LehrerInnen auf dein Selbstwertgefühl bzw. Selbstbewusstsein ein? (Bitte zutreffendes Feld ankreuzen.) sehr hoch eher hoch eher gering sehr gering 6. Wenn du dich durch das Verhalten einer Lehrperson in deinem Selbstwertgefühl gekränkt fühlst, traust du dich, das dem Lehrer / der Lehrerin zu sagen? meistens ja öfters eher selten nie 7. Wie hoch schätzt du dein momentanes Selbstwertgefühl bzw. Selbstbewusstsein ein? (Trage dich auf der zehnteiligen Skala ein. 1 ist der niedrigste Wert, 10 der höchste.) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Die Ergebnisse der Umfrage und die von uns daraus abgeleiteten Thesen wurden von uns in einer umfangreichen Dokumentation zusammengefasst. Diese beinhaltet neben der Projektbeschreibung das Gesamtergebnis der Umfrage und seine Interpretation, einen Überblick über das Selbstwertgefühl stärkende und untergrabende Verhaltensweisen sowie besonders zu vermeidende Verhaltensweisen aus Sicht der SchülerInen. Außerdem wurden die Ergebnisse den Lehrpersonen im Rahmen des pädagogischen Tags im Oktober 2006 in Arbogast präsentiert und zur Diskussion gestellt und die Klassenergebnisse wurden den einzelnen Klassen ausgehändigt. Wir hoffen, dass wir mit diesen Ergebnissen - vor allem mit den frei formulierten Antworten der SchülerInnen - dazu beitragen können, den LehrerInnen die Erlebnisweise der SchülerInnen näherzubringen und sie dazu anzuregen, ihren Umgang mit den SchülerInnen gezielt zu reflektieren und dort zu verändern, wo ein bestimmtes Verhalten das Selbstwertgefühl der Jugendlichen untergräbt. Wenn das gelingt, wäre dies ein wichtiger Beitrag zu mehr Wohl-(be)finden in der Schule. Die Wahlpflichtfachgruppe Psychologie Näheres zum Projekt siehe nächste Seite!
Projektbericht bzw. -beschreibung Vorgeschichte des Projekts Im Schuljahr 2002/2003 führte unsere Schule eine Befragung der AbsolventInnen der letzten sechs Jahrgänge durch. Dabei galt unser Interesse auch der Frage, ob wir LehrerInnen im Großen und Ganzen dazu beigetragen hatten, das Selbstbewusstsein der ehemaligen SchülerInnen zu stärken. Das Ergebnis zu diesem Item ein Mittelwert von 2,83 bezogen auf die fünfteilige Notenskala war eins der schlechtesten, die wir erhalten hatten, und stimmte uns entsprechend nachdenklich. Seither trug ich mich mit dem Gedanken, mich dieser Thematik im Wahlpflichtfach Psychologie in Form einer Befragung der SchülerInnen anzunehmen. Das landesweite Projekt wohl:finden gab schließlich den entscheidenden Anstoß, den Vorsatz in die Tat umzusetzen. Bedeutung der Stärkung des Selbstwertgefühls von SchülerInnen Ein gesundes Selbstbewusstsein bzw. ausgeprägtes Selbstwertgefühl ist zweifellos eine wichtige Grundvoraussetzung dafür, dass ein Mensch mit sich im Reinen ist, sich in seiner Haut wohl fühlt, sich positiv entwickelt und sein Potenzial voll entfaltet. In der Pubertät und Adoleszenz als einer Zeit großer Veränderungen, Herausforderungen und oft widersprüchlicher Rollenerwartungen ist dieses Selbstwertgefühl noch im Aufbau begriffen und somit fragil, und seine Ausbildung und Stabilisierung hängt entscheidend von den bestärkenden, aufbauenden, ermutigenden Reaktionen der wichtigsten Bezugspersonen des Jugendlichen ab. In diesem Zusammenhang kommt auch uns Lehrern und Lehrerinnen des Heranwachsenden eine wichtige Rolle zu. Durch die Art unseres Umgangs mit dem jungen Menschen tragen wir mit dazu bei, ob er sich seines Werts und seiner Fähigkeiten bewusst wird und auf sich vertrauen und sich bejahen lernt oder ob seine Unsicherheiten und Zweifel betreffend den Wert und das Potenzial der eigenen Person genährt werden. Ziele der Umfrage Zum einen wollten wir einen Einblick gewinnen, inwieweit sich die SchülerInnen in ihrem Selbstwertgefühl durch uns LehrerInnen bestärkt oder aber geschwächt fühlen und durch welche konkreten Verhaltensweisen wir LehrerInnen zum einen oder anderen beitragen. Zum andern wollten wir die Lehrpersonen durch die Umfrageergebnisse dazu motivieren, ihren Umgang mit den SchülerInnen bewusst und selbstkritisch zu reflektieren.
Und schließlich hofften wir dazu beitragen zu können, dass jene Verhaltens-weisen, die das Selbstwertgefühl der SchülerInnen fördern, künftig verstärkt praktiziert würden und umgekehrt destruktive, das Selbstwertgefühl schwächende Verhaltensweisen eher vermieden würden. Als Nebeneffekt für das Fach Psychologie erwartete ich mir eine Vertiefung des Verständnisses für das methodische Instrument der Befragung (Größe der Stichprobe? Welche Schulstufen? Offene oder standardisierte Fragen? Unmissverständliche Fragestellungen? Kategorienbildung im Zusammenhang mit der Auswertung etc.). Stichprobe Um einen möglichst repräsentativen Querschnitt zu bekommen, entschieden wir uns, je eine Klasse von der 8. bis 12. Schulstufe zu befragen. Aus Rücksicht auf die knappe Zeit in den 8. Klassen befragten wir schließlich statt einer achten Klasse zwei siebte. SchülerInnen der 5. bis 7. Schulstufe zu befragen, erschien uns nicht sinnvoll, da diese mit dem Begriff Selbstwertgefühl vermutlich noch nicht allzu viel anzufangen wissen. Konkret nahmen an der Untersuchung 113 SchülerInnen aus der 4c, 5a, 6b, 7b und 7c teil, das entspricht ca. 17 % der Gesamtpopulation und rund 30 % der SchülerInnen der achten bis zwölften Schulstufe. Zumindest für diese Schulstufen kann somit von einem repräsentativen Ergebnis ausgegangen werden. Durchführung Die Befragung der SchülerInnen erfolgte im Rahmen einer Unterrichtsstunde also in Anwesenheit einer Lehrperson unter der Anleitung eines Mitglieds der Projektgruppe und dauerte ca. 30 Minuten. Die SchülerInnen wurden gebeten, sich ernsthaft an der Umfrage zu beteiligen und möglichst konkrete und ehrliche Angaben zu machen, jedoch ohne bestimmte Lehrpersonen zu nennen, da es darum gehe, Verhaltensweisen bewusst zu machen und nicht Personen anzuklagen. Tatsächlich nahmen die SchülerInnen die Sache ernst und hielten sich an die Vorgaben. Die Thesen zu den Umfrageergebnissen sind das Resümee der Diskussion innerhalb der aus 14 SchülerInnen zusammengesetzten Wahlpflichtfachgruppe. Prof. Josef Thaler 2006 Bregenz, im Oktober
Gesamtergebnis der Umfrage und Interpretation 1. Meine derzeitigen LehrerInnen tragen im Großen und Ganzen dazu bei, mein Selbstbewusstsein bzw. Selbstwertgefühl zu stärken. Trifft für fast alle zu für eine klare Mehrheit für rund die Hälfte für eine Minderheit für (fast) niemanden 16 35 36 25 1 14, 2 % 30,9 % 31,9 % 22,1 % 0,9 % Mittelwert, bezogen auf die fünfteilige Notenskala = 2,7 35 30 25 20 15 10 5 0 Trifft für (fast) alle zu für eine klare Mehrheit für rund die Hälfte für eine Minderheit für (fast) niemanden relativ (%)