Institut für Eisenhüttenkunde Departmend of Ferrous Metallurgy Bachelorprüfung Werkstofftechnik der Metalle am 24.02.2015 Name: Matrikelnummer: Unterschrift: Aufgabe Maximal erreichbare Punkte: 1 15 2 4 3 3 4 8 5 4 6 14,5 7 6 8 8 9 8,5 10 11 11 8 12 6 13 4 Erreichte Punkte: Einsicht: (nur neue Teilpunkte angeben, nicht neue Gesamtpunktzahl pro Aufgabe) Summe 100 Zum Bestehen der Klausur müssen mindestens 44% der Punkte erreicht werden.
Werkstofftechnik der Metalle 1 Aufgabe 1 Kristallstruktur 15 Punkte Eine Besonderheit von Eisen ist, dass es im festen Zustand in verschiedenen Kristallmodifikationen auftreten kann: kubisch-raumzentriert (krz) und kubischflächenzentriert (kfz). a) Zeichnen Sie in Anlage 1 in die vorgegebenen Würfel die Lage der Fe-Atome für das krz- und kfz-gitter ein (4 Punkte). Anlage 1: kfz-gitter krz-gitter b) Markieren Sie beispielhaft diejenigen Stellen im Gitter (krz und kfz), an denen substitutionelle und interstitielle Legierungselemente in das Gitter eingebaut werden können (4 Punkte). c) Geben Sie für das kfz und krz Gitter die Anzahl pro Elementarzelle und Art der vorhandenen Lücken an (4 Punkte). d) Berechnen Sie den Kugelradius einer Oktaederlücke im krz-gitter (3 Punkte).
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Werkstofftechnik der Metalle 3 Aufgabe 2 Legierungen des Eisens I 4 Punkte Die meisten Stähle weisen bei hohen Temperaturen eine kubisch-flächenzentrierte Kristallstruktur auf. Der Existenzbereich dieser Phase wird durch die Legierungselemente beeinflusst. Nennen Sie 4 Legierungselemente, die das -Gebiet einschnüren, sowie 4 Legierungselemente, die das -Gebiet erweitern (4 Punkte).
Werkstofftechnik der Metalle 4 Aufgabe 3 Legierungen des Eisens II 3 Punkte Die Löslichkeit von Legierungselementen in Stahl ist temperaturabhängig. Zeichnen Sie die Löslichkeit von Kohlenstoff im krz-eisen von Raumtemperatur bis 723 C in ein Diagramm. Ordnen Sie dieser Temperatur den entsprechenden Kohlenstoffgehalt zu (3 Punkte).
Werkstofftechnik der Metalle 5 Aufgabe 4 Phasenumwandlung (Allgemein) 8 Punkte Ein unlegierter Stahl mit einem C-Gehalt von 1,2%C wird bis zur Durchwärmung auf die folgenden Temperaturen gleichgewichtsnah abgekühlt: 50 C oberhalb A ccm, zwischen A c1 und A ccm und kurz unterhalb A c1 a) Skizzieren Sie die bei den jeweiligen Temperaturen vorliegenden Gefüge und benennen Sie die Bestandteile (6,0 Punkte). b) Geben Sie den Kohlenstoffgehalt der Gefügebestandteile an, die Sie im Aufgabenteil a) gezeichnet haben! (2,0 Punkte)
Werkstofftechnik der Metalle 6 Aufgabe 5 Phasenumwandlung (Ferrit-Perlit) 4 Punkte a) Bei der Abkühlung stellt sich ein definierter Lamellenabstand im Perlit ein. Wie wird der Lamellenabstand durch die Unterkühlung beeinflusst? Geben Sie eine empirische Relation für diese Beeinflussung an (2 Punkte). b) Perlit bildet sich unter dem Auftreten von Rekaleszenz. Was versteht man darunter? (2 Punkte)
Werkstofftechnik der Metalle 7 Aufgabe 6 Phasenumwandlung (Martensit) 14,5 Punkte Bei einer sehr großen Unterkühlung des Austenits läuft die martensitische Umwandlung ab, die aus einer gitterverändernden und einer gittererhaltenden Deformation zusammengesetzt ist. a) Erklären Sie stichpunktartig das Modell für die gitterverändernde Deformation nach Bain. Illustrieren Sie Ihre Erläuterungen durch eine Skizze der kristallografischen Vorgänge mit der kfz Ausgangsstruktur und der tetragonal verzerrten Martensitstruktur. Bezeichnen Sie die Achsen und geben Sie die Richtung der Bain-Deformation an! (8 Punkte)
Temperatur in C Werkstofftechnik der Metalle 8 b) Welche 2 gittererhaltenden Deformationen können im Fe-C-Martensit auftreten (2 Punkte)? c) Im Austenitgitter liegen Kohlenstoffatome vorwiegend gelöst in Oktaederlücken vor. Erklären Sie die Auswirkung steigender Kohlenstoffgehalte auf die Tetragonalität des Martensits! (1,5 Punkte)? d) Skizzieren Sie in Diagramm 1 die Martensit-Starttemperatur M s und die Martensit-Finishtemperatur M f für steigende Kohlenstoffgehalte. Erklären Sie den Kurvenverlauf stichwortartig (3,0 Punkte). 800 600 400 200 0-200 0 0,5 1,0 1,5 Massengehalt C in % Diagramm 1
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Temperatur in C Werkstofftechnik der Metalle 10 Aufgabe 7 Phasenumwandlung (Bainite) 6 Punkte Bainitische Gefüge können in verschiedenen Ausprägungen auftreten. a) Welche drei physikalischen Phänomene während der Bainitumwandlung ab (2 Punkte)? Je nach metallkundlichem Entstehungsmechanismus wird zwischen oberem und unterem Bainit unterschieden. Die Ausbildung des oberen und unteren Bainits ist abhängig von der Umwandlungstemperatur und dem Kohlenstoffgehalt des Stahls. b) Zeichnen Sie schematisch in das beigefügte Fe-Fe 3 C-Diagramm (Abbildung 1) die Stabilitätsgrenze zwischen oberem und unterem Bainit ein! Ergänzen Sie außerdem relevante Hilfslinien und Temperaturen! (4,0 Punkte) A -Linie cm 723 C 500 300 0,5 Abbildung 1: Kohlenstoffgehalt Fe-Fe 3 C-Diagramm in Massen-% (Ausschnitt)
Werkstofftechnik der Metalle 11 Aufgabe 8 Alterung 8 Punkte Die unkontrollierte Alterung von Stahlwerkstoffen ist unerwünscht. Für einige Anwendungen kann die Alterung jedoch positiv ausgenutzt werden. a) Definieren Sie den Begriff Alterung aus werkstofftechnischer Sicht! Was sind die zwei Haupteinflussgrößen auf die Alterung (2,0 Punkte)? b) Welche drei allgemeinen Voraussetzungen müssen gegeben sein, dass Alterung auftreten kann (3,0 Punkte). c) Wie schlägt sich ein Alterungsvorgang in der Spannung-Dehnung-Kurve eines Tiefziehstahls nieder (1,0 Punkt)? d) Alterungsempfindliche Tiefziehbleche werde vor der Auslieferung dressiert, um die Folgen der Alterung zu umgehen. Was ist mit Dressieren gemeint und wie wirkt diese Abhilfemaßnahme (2,0 Punkte)?
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Werkstofftechnik der Metalle 13 Aufgabe 9 ZTU- und ZTA-Diagramme 10 Punkte In Anlage 1 ist ein ZTU-Diagramm dargestellt. a) Wie wird dieser Typ von ZTU-Diagramm genannt (1 Punkt)? b) Wie werden solche Diagramme aufgenommen? Welche drei Untersuchungsmethoden müssen für die Darstellung des Schaubildes durchgeführt werden (1,5 Punkte)? c) Geben Sie Temperatur sowie die kürzeste Dauer der Umwandlung für einen vollständig perlitischen und einen vollständig bainitischen Stahl an (4 Punkte). d) Geben Sie das Gefüge des Stahls nach Abschrecken in Wasser auf Raumtemperatur an (2 Punkte).
Temperatur in in C C Werkstofftechnik der Metalle 14 Anlage 1 100 Chemische Zusammensetzung in % 863 90 0 1000 1000 900 900 800 800 700 600 600 500 500 400 400 300 300 A+K K A M s C 1,04 P P 379 Si Mn P S Cr 0,26 0,33 0,023 0,006 1,53 0,20 <0,01 0,31 <0,01 464 325 B 284 402 534 424 385 590 B 353 478 606 668 Cu Mo Ni Austenitisierungstemperatur 860 C Haltedauer 15 min., aufgeheizt in 3 min 529 501 Ac Ac Ac Ac 1e 1e 1b 1b V 200 200 50 M M s 698 100 100 863 M 90 0 737 50 1 10 10 10 10 10 10 1000 Sekunden 1 10 100 1000 10000 Zeit Minuten 900 2 3 4 5 6 A Bereich des Austenits P Bereich der Perlitbildung Ac A+K 800Bereich des Austenits und Karbids B Bereich der Bainitbildung K Bereich der Karbidbildung 50,90...Gefügeanteile in Prozent Härtewerte in HV Ac 700 K 464 385 Bestimmungsverfahren: 402 A Dilatometrisch und metallographisch an Proben von 4 mm Dmr. und 30 mm Länge P Metallographisch an Plättchen von 3 mm Dicke 534 1e 1b
Werkstofftechnik der Metalle 15 Aufgabe 10 Technische Wärmebehandlung 11 Punkte Abbildung 1 zeigt einen Ausschnitt des Eisen-Kohlenstoff-Diagramms, in den verschiedene Bereiche der Wärmebehandlungen gekennzeichnet sind. a) Ergänzen Sie im unten dargestellten Diagramm die Werte der Temperaturskala (Y-Achse) um die Temperaturen 500 C, 1000 C und 1500 C (1 Punkt). b) Ergänzen Sie die Werte für die Umwandlungstemperaturen A 1, A 2, A 3 sowie A 4 (4 Punkte). c) Ergänzen Sie die Bezeichnungen der Wärmebehandlungen in den dafür vorgesehenen Feldern im Diagramm (6 Punkte). Abbildung 1: Ausschnitt aus dem Eisen-Kohlenstoff-Diagramm
Werkstofftechnik der Metalle 16 Aufgabe 11 Vergüten 11 Punkte Das Vergüten beschreibt nach DIN EN 10052 ein kombiniertes Wärmebehandlungsverfahren aus den Schritten Härten und Anlassen. a) Was ist das Ziel des Vergütens (2 Punkte)? b) Skizzieren Sie den Prozesszyklus des Vergütens in das vorgegebene Diagramm 1. Nennen und markieren Sie außerdem die auftretenden Phasenumwandlungen während des Vergütens. Zeichnen Sie zusätzlich die A 3 und A 1 Temperatur ein (4 Punkte). Diagramm 1: schematischer Temperaturverlauf beim Vergüten c) Nennen Sie 2 mögliche Anlassphänomene die beim Anlassen von Martensit auftreten können (2 Punkte).
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Werkstofftechnik der Metalle 18 Aufgabe 12 Nicht-Eisenwerkstoffe (Kupfer) 6 Punkte a) Nennen Sie die Dichte (bei 20 C) sowie den Schmelzpunkt von Kupfer (2 Punkte). b) Die durch eine Kaltverformung entstehende Verfestigung von Kupfer kann durch ein Rekristallisationsglühen beseitigt werden. Zeichnen Sie schematisch die Zugfestigkeit von 10-%, 50-% und 95-% kaltverformten Kupfer als Funktion der Glühtemperatur (Glühdauer = 1 h) in Anlage 1 ein. Berücksichtigen Sie hierbei die ungefähre Zugfestigkeit von weichgeglühtem Kupfer (4 Punkte).
Werkstofftechnik der Metalle 19 Aufgabe 13 Nicht-Eisenwerkstoffe (Aluminium) 4 Punkte a) Erklären Sie den Begriff naturharte und aushärtende Aluminiumlegierungen. Welcher festigkeitssteigernde Mechanismus herrscht jeweils vor (2 Punkte)? b) Ordnen Sie die Legeriungen den naturharten und den aushärtenden Aluminiumlegierungen zu (2 Punkte): AlCu AlMn AlMgSi AlMg