Neurokognitive Grundlagen des Willenserlebens

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Fachrichtung Psychologie Vorlesung Kognitive Neurowissenschaft WS 2013/14 Neurokognitive Grundlagen des Willenserlebens Thomas Goschke 1

Literaturempfehlungen Lehrbuchkapitel Goschke, T. (2007). Volition und kognitive Kontrolle. In J. Müsseler (Ed.), Allgemeine Psychologie (2. Aufl.). Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag. Abschnitt 6.3 Übersichtsartikel Roskies, A. L. (2010). How Does Neuroscience Affect Our Conception of Volition? Annual Review of Neuroscience, 33(1), 109-130. Roskies, A. (2006). Neuroscientific challenges to free will and responsibility. Trends in Cognitive Sciences, 10(9), 419-423. Haggard, P. (2008). Human volition: towards a neuroscience of will. Nature Reviews Neuroscience, 9(12), 934-946. Desmurget, M., & Sirigu, A. (2012). Conscious motor intention emerges in the inferior parietal lobule. Current Opinion in Neurobiology, 22(6), 1004-1011. Goschke, T., & Walter, H. (2005). Bewusstsein und Willensfreiheit: Philosophische und empirische Annäherungen. In C. Herrmann, M. Pauen, J. Rieger & S. Schicktanz (Eds.), Bewusstsein: Philosophie, Neurowissenschaften, Ethik (pp. 81-119). München: Wilhelm Fink/UTB.

Ist der bewusste Wille eine Illusion?

Das subjektive Gefühl der Willensfreiheit Alternative Möglichkeiten Ich hätte unter identischen Bedingungen auch anders entscheiden und handeln können Mentale Verursachung Meine Handlungen werden durch meine bewussten Absichten ausgelöst Urheberschaft Ich selbst bin Urheber meiner Handlungen (und nicht außerhalb von mir liegende Kräfte)

Billardball-Modell der intentionalen Verursachung Intuitives Gefühl: Bewusste Absichten als unmittelbare Auslöser unserer Handlungen Billard-Analogie: Absichten setzen einzelne Bewegungen in Gang, so wie ein Stoß mit dem Queue eine Billardkugel in Bewegung versetzt Bewusste Intenion Neuronale Prozesse Motorische Handlung

Angriffe auf die Idee der willentlichen Kontrolle I: Libets Befunde Die neuronalen Prozesse, die zur Bewegung führen, beginnen bevor der Handlungsimpuls bewusst wird Intentionen sind nicht die unmittelbaren auslösenden Ursachen willentlicher Handlungen Bewusste Intention Neuronale Prozesse Willentliche Handlung

Verbreitete Schlussfolgerungen Die Initiierung einer willentlichen Handlung ist ein unbewusster Gehirnprozess. Offensichtlich ist der freie Wille nicht der Auslöser der Handlung. Dies widerspricht natürlich unserem introspektiven Gefühl, dass wir unsere Handlungen bewusst initiieren (Libet, 1992, p.269) Das bewusste Erleben, eine Handlung zu wollen entsteht erst, nachdem Prozesse im Gehirn die Handlung bereits in Gang gesetzt haben. Der bewusste Wille ist eine Illusion (Wegner, 2002, p. 2; p. 59)

Spielen bewusste Intentionen also keine kausale Rolle beim willentlichen Handeln? Libets Interpretation beruht auf der Vorstellung, dass bewusste Intentionen unmittelbare Auslöser willentlicher Handlungen sind Alternative Sicht: Intentionen sind modulierende Randbedingungen, die Verarbeitungssysteme konfigurieren und Reaktionsdispositionen in Bereitschaft versetzen In Bereitschaft versetzte Reaktionen können durch Reize ausgelöst werden, ohne dass sie durch einen erneuten bewussten Willensakt angestoßen werden müssten Daraus, dass willentliche Handlungen unbewusst ausgelöst werden können, folgt nicht, dass bewusste Intentionen keine kausale Rolle spielen

"Dasjenige also, was bewirkt, daß auf den Reiz wirklich die Reaction eintritt,... besteht in einer centralen Veränderung, welche schon eingetreten ist, bevor der Reiz gesetzt wurde. Diese Veränderung ist es, welche 'willkürlich' hervorgerufen wird" (Exner, 1873, 616)

Intentionen als strukturierende Ursachen Motive Ziele Instruktionen Bedingte Operationen Intention Modulation der Bereitschaft von Verhaltensprogrammen Bedingung Aktion Bedingung Aktion Motorische Reaktion Reizinformation Automatische Aktivierung Bedingung Aktion Bedingung Aktion

Pacherie s hierarchical model of intentional control Distal intentions Proximal intentions Motor intentions Pacherie, E. (2008). Cognition, 107, 179-217.

Angriffe auf die Idee der willentlichen Kontrolle II: Wegners These der Willensillusion

David Hume (1777) An enquiry concerning human understanding. The motion of our body follows upon the command of our will. Of this we are every moment conscious. But the means, by which this is effected; the energy, by which the will performs so extraordinary an operation; of this we are so far from being immediately conscious, that it must for ever escape our most diligent enquiry.... the influence of volition over the organs of the body... is a fact, which, like all other natural events, can be known only by experience, and can never be foreseen from any apparent energy or power in the cause, which connects it with the effect, and renders the one an infallible consequence of the other.

Implikationen von Humes Sicht Wir erleben unsere Absichten als Ursachen unserer Handlungen Aber: Kausalität kann nie direkt wahrgenommen werden, sondern wir schließen von beobachteten Korrelationen zwischen Ereignissen auf Ursache-Wirkung-Beziehungen Auch das Willenserleben beruht nicht auf einer direkten Wahrnehmung mentaler Verursachung, sondern ist das Ergebnis einer (prinzipiell fehlbaren) Kausalattribution Der bewusste Wille ist keine mentale Kraft, sondern ein Gefühl, das entsteht, wenn man eigene Gedanken (Absichten) als Ursachen einer nachfolgenden Handlung interpretiert

Daniel Wegner s (2002) Theorie der apparent mental causation Handlungen werden als durch eigene Gedanken verursacht erlebt, wenn unmittelbar vor der Handlung ein Gedanke erlebt wird, der konsistent mit der Handlung ist und es keine andere plausible Ursache für die Handlung gibt

Willensillusionen? Wenn das bewusste Willenserleben auf einer (prinzipiell fehlbaren) Ursachenzuschreibung beruht sollte sich der Eindruck, Urheber einer Handlung und deren Effekte zu sein, manipulieren lassen, indem unmittelbar vor der Handlung ein Gedanke induziert wird, der kongruent mit der Handlung ist und als plausible Ursache der Handlung interpretiert wird Es sollte Situationen geben, in denen unkontrollierbare Ereignisse fälschlich als selbstverursacht erlebt werden Dies sollte der Fall sein, wenn vor einer Handlung die Repräsentation eines (vermeintlichen) Handlungseffekts aktiviert wird

Das I Spy Experiment von Wegner & Wheatley (1999) Zebra Flasche Lampe Banane Bewegen zusammen Maus Proband Konföderierte

Das I Spy Experiment von Wegner & Wheatley (1999) Zebra Flasche Lampe Banane Kritische Durchgänge: Konföderierte bewegt die Maus zur Banane Stoppe auf der Banane! Proband Konföderierte

Das I Spy Experiment von Wegner & Wheatley (1999) Forced trials = confederate stopped the mouse on a target object Thought priming: On some trials subjects heard the name of the target object either 30, 5, or 1 seconds before or 1 second after the mouse stopped on the target Prediction: If a thought of an object is primed immediately before the mouse stops on this object, subjects should have an increased feeling that they intended/caused the mouse to stop on this particular object

Das I Spy Experiment von Wegner & Wheatley (1999) Stärke des subjektiven Eindrucks, die Maus selbst auf das Zielobjekt bewegt zu haben Schlussfolgerung Das Willenserleben beruht auf der Wahrnehmung eines scheinbaren kausalen Zusammenhangs zwischen Gedanken und Handlungen Das Willenserleben kann uns über die wahren Ursachen einer Handlung täuschen Sekunden zwischen dem induzierten Gedanken an das Zielobjekt und der Handlung Wegner, D.M. & Wheatley, T. (1999). American Psychologist, 54, 480-492.

conscious will is an illusion in the sense that the experience of consciously willing an action is not a direct indication that the conscious thought has caused the action. [p. 2] Wegner, D. M. (2002). The illusion of conscious will. Cambridge, MA: MIT Press.

Unbewusste Modulation des bewussten Willenserlebens? Linser & Goschke (2007). Cognition. Lässt sich das bewusste Erleben willentlicher Kontrolle / Urheberschaft durch die Aktivierung unbewusster Handlungs-Effekt-Repräsentationen beeinflussen?

Einfaches Modell der Entstehung des Gefühls willentlicher Kontrolle Antizipierter Handlungseffekt Aktion Tatsächlicher Effekt Unbewusstes Priming einer Handlungs-Effekt- Repräsentation Vergleich (Unbewusste) Kausalattribution Übereinstimmung Diskrepanz ICH war es! (Gefühl der Urheberschaft Attribution auf Ursache außerhalb von mir Bewusstes Kontrollerleben

Predictions If the feeling of agency/control rests on a (fallible) causal attribution that is based on the congruence of anticipated and actual action-effects... then sensory events which are in fact beyond one s control should be experienced erroneously as self-caused if a representation of the events is activated immediately before the action This should be the case even if the representation of the representation of the alleged action- effect is fully unconscious

Experimentelles Paradigma: Induzierte Kontrollillusionen Linser & Goschke (2007). Cognition, 104, 459-475. Subliminale Aktivierung einer Effektrepräsentation Korrelation Freie Handlung Keine Kontrolle! Vermeintlicher sensorischer Effekt

Unconscious modulation of experienced control Linser & Goschke (2007). Cognition, 104, 459-475. No Correlation! Perfect Correlation 500 ms Random Effect Free choice response 100 ms HZGX Mask ZXHQ HGZK 50 ms RED Prime RED LBEU Congruent Incongruent Neutral

Objektive Kontingenzen Probability 25% 75% 25% 75%

Procedure 3 Blöcke: kongruente, inkongruente und neutrale Prime-Effekt-Paare Nach jeweils 40 Durchgängen schätzten die Probanden ein, wie viel Kontrolle sie über die Effektreize hatten Durch das Drücken der Tasten konnte ich kontrollieren, ob ein roter oder blauer Kreis erschien: 0% Keine Kontrolle 50% Etwas Kontrolle 100% Vollständige Kontrolle

Conscious awareness of primes Participants were classified post-hoc as aware ( detectors ) or unaware ( non-detectors ) of the primes depending on their performance in the prime-identification Non-detectors (N = 30) identified on average 37% of the primes correctly (chance level = 33%; ns.). Detectors (N = 36) identified on average 67% correctly (t(35) = 15.5, p <.001).

Effects of subliminal effect-primes on control judgments Probanden schätzten ihre Kontrolle über vermeintliche (aber objektiv unkontrollierbare) Effektreize signifikant höher ein, wenn unmittelbar vor der Handlung eine unbewusste Repräsentation der Handlungseffekte aktiviert wurde Effect of congruence, F(2, 128) = 11.43, p <.001 No interaction with prime awareness (p >.40).

Schlußfolgerung Der bewusste Eindruck willentlicher Kontrolle beruht nicht auf einer direkten introspektiven Wahrnehmung mentaler Verursachung, sondern ist das Ergebnis einer fehlbaren Kausalattribution

Mögliche Ursache der Kontrollillusion Wird die Repräsentation eines auf eine Handlung folgenden Ereignisses unmittelbar vor der Handlung unbewusst aktiviert, wird dieses Ereignis als weniger unerwartet wahrgenommen Antizipierte sensorische Effekte einer Handlung werden abgeschwächt und als weniger intensiv wahrgenommen (Blakemore et al., 1999) Dies könnte die Information sein, die in den postulierten Attributionsprozess einfließt und den Eindruck erzeugt, man habe das Ereignis selbst bewirkt

Sensorische Abschwächung selbstverursachter Reize: Warum können wir uns nicht selbst kitzeln? 67 Psychology Press.

Sensorische Abschwächung selbstverursachter Reize: Warum können wir uns nicht selbst kitzeln? Signifikant reduzierte Aktivität im somatosensorischen Kortex, die mit der Interaktion zwischen dem Effekt der selbstgenerierten Bewegung und dem Effekt der taktilen Stimulation assoziiert war A: Self-movement + touch B: Self-movement C: External touch D: Rest A B C D A B C D 69

Sensorische Abschwächung als mögliche Erklärung der Modulation des Kontrollerlebens durch unbewusste Effekt-Primes Attenuation of sensory representation of primed effect Subliminal priming of effect Action Actual effect Match / Congruence yes no Sensory attentuation Effect feels expected Increased sense of agency No attenuation Effect feels unexpected reduced sense of agency

Sensory attenuation as possible source of the feeling of agency Gentsch & Schütz-Bosbach (2011) Verwendeten Abwandlung des Paradigmas von Linser & Goschke (2007): Selbstgenerierte visuelle Reize bewirkten reduzierte N1-Komponente im EKP (im Vergleich zu extern verursachten Reizen) Unbewusstes Priming der visuellen Reize vor der Handlung erhöhte das Gefühl von agency und führte zu weiterer Reduktion der N1-Komponente Priming der Repräsentation sensorischer Handlungseffekte sensorische Abschwächung der nachfolgenden Effektreize Gefühl der Selbstverursachung

Effektantizipation als Grundlage des subjektiven Gefühls der Urheberschaft Ziele/ Intentionen Bewegungsauswahl Motorkommando Muskeln Effekte in der Welt Efferenzkopie/ Antizipation Vorausberechnung der Effekte des Motorkommandos (Vorwärtsmodell) Vergleich Sensorische Rückmeldung Übereinstimmung Diskrepanz Gefühl der Urherbeschaft (ICH war es!) Die Ursache lag außerhalb von mir

Cognitive processes that underlie the experience of voluntary action This produces a representation of the self as an agent capable of voluntary control Binding of components of experience into awareness of the action as a whole, compressed in time relative to the underlying neural processes Two cognitive processes contribute to this synthesis: (i) intentions predict the actions and their effects (ii) sensory experiences of the action and its effects trigger a reconstruction of the intention to act Separate experiences caused by these signals are integrated into an overall impression of an action Signals that contribute to the experience of voluntary action: (i) action preparation, (ii) reafferent somatosensory feedback, (iii) sensory effects of actions