Potenziale der Photovoltaik aus Sicht des NABU

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Transkript:

Potenziale der Photovoltaik aus Sicht des NABU Bilder: Agentur für Erneuerbare Energien, BMU, NABU, Seite 1 von 19

Bedeutung der Photovoltaik für den Umbau unserer Stromversorgung Quelle: BMU-Leitstudie 2010 Seite 2 von 19

Solarstrom wird immer billiger 0,70 0,60 0,50 0,40 0,30 0,20 15 kw Aufdachanlage Freiflächenanlage Quelle: Eigene Darstellung 0,10 0,00 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Seite 3 von 19

Segmente des Photovoltaik-Marktes in Deutschland Kleine und mittlere Dachanlagen bis 30 kwp / bis 100 kwp Große Dachanlagen ab 100 kwp Gebäudeintegrierte i t Anlagen (Sondervergütung wurde im EEG 2009 gestrichen) Anlagen an oder auf baulichen Anlagen (Erdwälle, Lärmschutzwände, Deponien) Freiflächenanlagen auf versiegelten Flächen Freiflächenanlagen auf Ackerflächen (seit 2010 nicht mehr vergütungsfähig) Freiflächenanlagen l auf Konversionsflächen Freiflächenanlagen entlang von Autobahnen/ Schienenwegen Seite 4 von 19

Beispiele i für Dachanlagen Bild: NABU Bild: Agentur für Erneuerbare Energien Seite 5 von 19

Mit Solarkataster t Dachpotenziale erschließen Seite 6 von 19

Beispiele i für Dachanlagen Bild: REC Seite 7 von 19

Beispiele i für Dachanlagen Bild: Volkswagen Seite 8 von 19

Entwicklung der Freiflächenanlagen l Von 2004-2007 2007 pro Jahr weniger als 10% der installierten Leistung auf Freiflächen (= 90% auf Dächern), seitdem Anstieg auf ca. 15% Flächenbedarf laut Potenzialatlas Erneuerbare Energien: 2008: 1700 ha => 2020: 10.500 ha Freiflächen 2008: 5800 ha => 2020: 37.000 ha Gebäudeflächen Verhältnis ungefähr 1:6 Bis 2009 gingen mindestens 50% der installierten Leistung auf Ackerflächen vor allem in Bayern, jetzt Konzentration auf Konversionsflächen (Militär, Wirtschaft, Verkehr) Kleinteiligere Strukturen in Gewerbe- und Industriegebieten entlang von Autobahnen/ Schienenwegen bis 110 m Abstand Seite 9 von 19

Flächenrelevanz als Kriterium für eine naturverträgliche Energiepolitik Flächenbedarf in ha für jährlich 1 GWh Endenergie, entspricht Stromverbrauch von ca. 300 Privathaushalten (UVP-Report 4/2006) * Photovoltaik-Freifläche: 4,4 * Windenergie (100m Anlagenhöhe): 5,7 * Biogas mit Energiemais: 102,4 / mit KWK-Nutzung: 45,1 Quantitativ wird das Konfliktpotenzial von Solarparks stark überschätzt, selbst bei den für 2020 sehr optimistischen Branchenszenarien zum Ausbau der Erneuerbaren * Solarparks: 10.500 ha * Windenergie inkl. Abstandsflächen: 270.000 ha * Bioenergie: 3.700.000 ha (Potenzialatlas 2009) Qualität des ökologischen Eingriffs entscheidend! Seite 10 von 19

Aussagen zur Photovoltaik in der Energiestrategie Brandenburg Das Dachflächenpotenzial für Photovoltaik- und solarthermische Anlagen beträgt mindestens 10 Mio. m2 (zirka 5,6 Prozent der Dachflächen) und wird bisher nur minimal genutzt. Prüfung der Konversionsflächen im Eigentum des Landes auf ihre Eignung für großflächige Photovoltaikanlagen und planerische Verankerung dieser Nutzung. Seite 11 von 19

Aussagen zur Photovoltaik in der Energiestrategie Brandenburg Ausweisung geeigneter Dachflächen auf Landesliegenschaften für den Betrieb von Photovoltaikanlagen durch den Brandenburgischen Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (BLB); gegebenenfalls g Zurverfügungstellung g g dieser Flächen für Dritte, insbesondere Bürgersolaranlagen. Erarbeitung eines Rechtsrahmens, zum Beispiel einer Mustersatzung für die Kommunen zur Nutzung kommunaler Dachflächen für Photovoltaikanlagen, auch durch Dritte. Seite 12 von 14

Und was sagt der NABU konkret zur Photovoltaik? Nutzung sollte künftig bei Neubau von Gebäuden bzw. bei der Sanierung verpflichtend geprüft und in der Regel umgesetzt werden PV-Standorte an oder auf baulichen Anlagen, Lärmschutzwällen, Flächen mit hohem Versiegelungsgrad, Deponien Sorgfältige Prüfung bei Konversionsflächen mit hoher naturschutzfachlicher Bedeutung Kopplung der EEG-Vergütung an Aufstellung eines Bebauungsplans beibehalten Kriterien: Schutzgebiete, Gesamtversiegelung, Regenwasserversickerung, extensive Pflege, Einzäunung ohne Barrierewirkung für Kleinsäuger und Amphibien Bild: Photocase Seite 13 von 19

Wofür brauchen wir die Photovoltaik im künftigen Energiemix? 1. Als Minikraftwerke an Privathäusern, Wohnanlagen, Büro- und Gewerbegebäuden: Dachanlagen oder sogar fassadenintegriert mit einer Eigenverbrauchsregelung und intelligenten Anreizen zur Verbrauchsanpassung, Stromspeicherung und Netzentlastung 2. Kleine und mittlere Freiflächenanlagen (1 bis 5 MWp installierte Leistung) als Teil Erneuerbarer Kombikraftwerke zur regionalen Versorgung Der Wettstreit der vergangenen Jahre um den weltgrößten Solarpark macht aufgrund der Einspeisespitzen und wegen des Flächenverbrauchs in Deutschland keinen Sinn! Seite 14 von 19

Naturverträglichkeit t it von Solarparks? Räumliche Steuerung der Standorte für Solarparks durch Ausweisung von Eignungsflächen im Rahmen der Regional- und Bauleitplanung als Voraussetzung Vergütungsanspruch für Freiflächenanlagen nur, wenn nach Errichtung der Anlage der ökologische Zustand nachweislich und wesentlich gegenüber dem vorherigen Zustand verbessert worden ist Die Höhe der Vergütungszahlungen muss auch die Finanzierung von naturschutzfachlichen Begleitmaßnahmen auf den über 20 Jahre in Beschlag genommenen Flächen abdecken Seite 15 von 19

Chancen und Risiken ik / Offene Fragen / Thesen Durch den Betrieb von Solarparks werden Flächen in einer intensiv genutzten Kulturlandschaft für mindestens 20 Jahre aus der Nutzung genommen und allenfalls marginal bewirtschaftet. t Unter Umständen gravierendere Störungen für empfindliche Arten durch Freizeitnutzungen oder andere Investitionsvorhaben werden ausgeschlossen. Finanzierung der Offenhaltung von Habitaten und anderen naturschutzfachlich sinnvollen Pflege- und Erhaltungsmaßnahmen kann mit Hilfe von Solarparks ermöglicht werden. Landschaftsverbrauch und die mögliche Verdrängung bestimmter Tier- und Pflanzenarten lassen sich begrenzen. Seite 16 von 19

Woran arbeiten wir derzeit? Zusammenarbeit mit Q-Cells International GmbH Monitoring der Auswirkungen auf Vögel, Laufkäfer und Pflanzen über 3 Jahre auf dem ehemaligen Flughafengelände Brandenburg-Briest Briest (vor, während und nach der Bauphase) Auswertung weiterer Daten durch Universität Potsdam, Prof. Wallschläger, Lehrstuhl für Offenlandmanagement Erprobung von Maßnahmen zur ökologischen Aufwertung des Standorts t sowie Entwicklung eines Bewirtschaftungskonzepts Erstellung eines Praxisleitfadens mit Anforderungen an Bau und Betrieb von Solarparks Seite 17 von 14

Rahmenbedingungen für die naturverträgliche Entwicklung/ Nutzung Erneuerbarer Energien Lenkung der Investitionen auf geeignete Standorte durch Raumordnung und Baurecht Kontinuierliche Weiterentwicklung bzw. zeitnahe Anpassung des Fachrechts, insb. hinsichtlich der Einhaltung von Anforderungen aus den Bereichen Immissionsschutz, Wasserrecht, Naturschutz, gute fachliche Praxis in der Land- und Forstwirtschaft Bindung der finanziellen Förderung an ökologische Mindeststandards und zusätzliche Anreize für die Inwertsetzung besonders vorbildlicher Lösungen Mehr Transparenz und Dialog sowie Einbindung regionalen Sachverstands in die konkrete Planung Seite 18 von 19

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! NABU-Bundesverband Referat für Energiepolitik und Klimaschutz Kontakt: Charitéstr. 3 10117 Berlin Tel: 030. 28 49 84-16 17 Carsten.Wachholz@NABU.de Bild: photocase/lumamarin Seite 19 von 19