DLM. English Summary. 17. November 2011. Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten. Der Europabeauftragte Prof.



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ALM GbR Postfach 080263 10002 Berlin DLM Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten Der Europabeauftragte Prof. Wolfgang Thaenert ALM GbR Gemeinsame Geschäftsstelle Friedrichstraße 60 10117 Berlin Tel.: 030 2064690-0 Fax: 030 2064690-99 europa@die-medienanstalten.de www.die-medienanstalten.de 17. November 2011 English Summary The German Landesmedienanstalten, acting via their common committee, the DLM, are independent Media Authorities. They welcome the possibility to comment on the Commission s Green paper on the online distribution of audiovisual content. As DLM is not directly involved in copyright licensing of audiovisual media content, its contribution will mainly focus on some central comments from a Regulator s viewpoint whose main task is to ensure programme diversity and plurality of opinion for the consumer. 1. Culture and creative industries are an important economic factor in the knowledge and content-oriented society. In Germany, their value added share in the gross domestic product amounts to 2.6% which - compared to traditional economic branches like the automotive industry (3.1%) and the chemical industry (2.1%) - highlights their importance in the context of the Europe 2020 Strategy. Also, companies in the culture and creative industries use modern technologies and often act as enablers for information and communication technologies. In that, they contribute to the overall aims set out in the Digital Agenda for Europe. Gesellschafter: Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) - Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) - Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb) - Bremische Landesmedienanstalt (brema) - Medienanstalt Hamburg / Schleswig-Holstein (MA HSH) - Hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (LPR Hessen) - Medienanstalt Mecklenburg-Vorpommern (MMV) - Niedersächsische Landesmedienanstalt (NLM) - Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) - Landeszentrale für Medien und Kommunikation Rheinland-Pfalz (LMK) - Landesmedienanstalt Saarland (LMS) - Sächsische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM) - Medienanstalt Sachsen-Anhalt (MSA) - Thüringer Landesmedienanstalt (TLM)

2 2. In contrast to other companies (e.g. ITunes) broadcasters are subject to a specific broadcasting regulation. This explains the existence of specific rules in the copyright area (e.g. the Cable and Satellite Directive). 3. There are no major regulatory or technical barriers for the distribution of in-bought audiovisual productions in Europe. As the producer generally owns all the underlying rights, companies can acquire EU-wide licences at first hand without major additional administrative costs and they do so already today if there is a economically relevant market demand. 4. In DLM s view the existence of several geographic markets for audiovisual media services in the EU reflects the cultural and linguistic diversity in the Union where different cultural and linguistic preferences of the consumer lead to a diversified market demand. According to the rationale of a functioning market economy, companies react to this diversified demand if it is profitable. The fragmentation of the internal market therefore is not primarily caused by barriers resulting from different copyright regimes in the Member States. It is mainly the result of the cultural and language based - specific demand structures in the audiovisual content market and functioning market rules. Any regulatory or economic option that does not take account of these specific demand structures but imposes or incites European wide distribution of audiovisual content would not only counteract the market rationale by ignoring the consumer demand. It but would also risk to reduce the diversity of content offer because small and regional companies whose business models react to a territorial restricted demand would not be able to survive. 5. Legal certainty in respect to the applicable copyright law for multiterritorial rights clearance could promote cross-border distribution of audiovisual online content. For their own and for commissioned productions broadcasters have to clear a broad set of rights across several territories. They need legal certainty which legal regime commands their rights clearance. DLM believes that the country of origin principle could serve this purpose if to be extended to cross-border online rights clearance. In this sense the applicable law would be that of the country in which the company that makes the content available has its main economic activities.

3 6. DLM does not believe that the country of origin principle would entail a major risk of forum shopping because each change of establishment would involve major administrative costs and the necessity to apply for a new broadcasting licence. Also, the issue of the applicable law has to be clearly separated from the issue of the licence fees. The remunerations are not commanded by the applicable law but by the negotiated contractual agreements between the parties. 7. In contrast to the Commission s view, the development of linear satellite broadcasting services under the country of origin principle can be considered as a remarkable success of pan-european distribution of audiovisual content. According to the European Audiovisual Observatory there were more than 4.300 different TV channels broadcast over satellite across the 27 Member States (plus Croatia and Turkey) in 2010. It is not clear why an audiovisual media service which is produced in one Member State but distributed and watched by other citizens in the EU should not qualify as a European service. 8. A European Framework should simplify the rights clearance for background music and cut material incorporated in audiovisual programs in order to ease their cross border online distribution. Many TV programs are not distributed online across Member States because the clearing of online rights for the many pieces of music or cut material incorporated in the broadcast is burdensome and expensive. This is partly due to the fragmentation of the music rights, namely the reproduction right and the making available right, among different collecting societies and rights management agencies, the latter in addition not being subject to common transparency rules. DLM supports a one stop shop solution for the music and cut material licensing to broadcasters via collecting societies, who already deal with rights clearance for linear broadcasts. This should be reinforced by EU-wide modernised rules for the collecting societies on transparency, governance and supervision of collectively managed revenue streams. 9. It is doubtful whether the creation of a comprehensive unitary European Copyright Code would promote the development of a single online market for audiovisual media services. Given the different approaches to copyright in the EU a discussion on a harmonised European copyright law would take a long time and would not create the legal security which is necessary for investments and the deployment of new business models.

4 Stellungnahme der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM) zum Grünbuch der EU Kommission über den Online-Vertrieb von audiovisuellen Werken in der Europäischen Union: Chancen und Herausforderungen für den digitalen Binnenmarkt Die Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM) begrüßt die Gelegenheit, zum Grünbuch der EU Kommission über den Online Vertrieb von audiovisuellen Werken in der Europäischen Union Stellung nehmen zu können. Die 14 Landesmedienanstalten in Deutschland sind für die Zulassung und Aufsicht, den Aufbau und die Fortentwicklung des privaten Hörfunks und Fernsehens in Deutschland zuständig. In länderübergreifenden Fragen arbeiten sie in der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten zusammen. Als Regulierungsbehörden für den privaten Rundfunk in Deutschland ist eine der wesentlichen Aufgaben der Landesmedienanstalten, die Gewährleistung eines vielfältigen und ausgewogenen Medienangebotes im Rundfunk sicherzustellen, damit dieser seine Aufgabe als Medium und Faktor der demokratischen Meinungsbildung wahrnehmen kann. Ziel des Grünbuchs ist die Förderung der grenzüberschreitenden Verbreitung von audiovisuellen Online Mediendiensten in Europa zur Schaffung eines einheitlichen europäischen online Binnenmarktes. Die Überlegungen der Kommission richten sich u. a. auf die Gestaltung europäischer Rahmenbedingungen im Bereich des Urheberrechtes, die die europaweite online Verfügbarkeit von audiovisuellen Inhalten vorantreiben und Anreize zu neuen europäischen Geschäftsmodellen bieten. Die DLM ist selbst kein Stakeholder im Bereich der Lizenzierung von audiovisuellen Medieninhalten. Die Stellungnahme beschränkt sich daher auf einige Kernaussagen zu europäischen Rahmenbedingungen im Bereich des Urheberrechts aus Sicht des Medienregulierers, dessen wesentliches Anliegen die Vielfaltsicherung ist.

I. Wirtschaftsfaktor Kultur- und Kreativindustrie 5 Die Diskussion um die Modernisierung des Urheberrechts erfolgt im größeren Rahmen der Strategie 2020 für Wachstum und Arbeitsplätze sowie der Digitalen Agenda für Europa. In diesem Zusammenhang ist die Bedeutung der Kulturindustrie für Wachstum und Innovation in Europa besonders hervorzuheben. In Deutschland gehört die Kultur- und Kreativwirtschaft mit einem Beitrag zur Bruttowertschöpfung in Höhe von 63 Milliarden Euro und 1 Mio. Erwerbstätigen im Branchenvergleich zu den Schwergewichten der Volkswirtschaft. Im Vergleich zu den wichtigsten deutschen Wirtschaftsbranchen liegt die Kultur und Kreativwirtschaft mit einem Wertschöpfungsanteil von 2,6 % am Bruttoinlandsprodukt ungefähr zwischen der Chemischen Industrie (2,1 %) und der Automobilindustrie (3,1 %). Insgesamt sind in diesem Bereich 238.000 Unternehmen in Deutschland tätig. Dies ergibt sich aus dem Forschungsgutachten der Bundesregierung Kultur und Kreativwirtschaft, 2009 (Culture and Creative Industries in Germany. Research Report, February 2009; http://www.kulturwirtschaft.de/?p=247). Besonders hervorzuheben ist die Feststellung des Forschungsberichts, dass die Dynamik und Innovation in der Branche insbesondere von kleinen und mittelständischen Unternehmen ausgeht. Innovation und Wachstum hängt damit nicht, wie die Kommission unter Ziffer 1.2 Abs. 3,4 anzudeuten scheint, allein von der Entstehung großer europäischer Unternehmen ab. Fast alle Unternehmen der Kultur und Kreativwirtschaft nutzen moderne Technologien, allen voran Informations und Kommunikationstechnologien. Sie geben wichtige Impulse für neue Technologievarianten und fungieren damit als enabler für die Entwicklung der elektronischen Kommunikationsdienste. Dies entspricht den Zielen der digitalen Agenda.

6 II. Entwicklung des digitalen Binnenmarkts für den grenzüberschreitenden Vertrieb von audiovisuellen Werken Bei der Frage, ob und wie ein europäischer Rechtsrahmen speziell für die Klärung von Urheberrechten und verwandten Schutzrechten bei grenzüberschreitenden audiovisuellen online Mediendiensten modernisiert werden kann, sollte aus Sicht der DLM grundsätzlich beachtet werden, dass Sendeunternehmen im Gegensatz zu anderen Marktteilnehmern wie etwa ITunes einer spezifischen rundfunkrechtlichen Regulierung unterliegen. Hieraus erklären sich einige spezifische urheberrechtliche Regelungen (z. B. die Kabel und SatellitenRL). Weiter sollten die folgenden Erwägungen berücksichtigt werden: 1. Lizenzierung von und Rechteerwerb an audiovisuellen Werken Beim Kauf von audiovisuellen Produktionen stehen nach Kenntnis der DLM der Klärung von Rechten zur Verbreitung der Inhalte in Europa keine wesentlichen rechtlichen Hindernisse entgegen. Die wirtschaftlichen Rechte an audiovisuellen Inhalten werden in der Regel von den Urheberrechts und Leistungsschutzrechtsinhabern gegen entsprechende Vergütung an den Produzenten übertragen. Damit befinden sich die Rechte regelmäßig in einer Hand und der Produzent kann ohne weitere komplexe Verfahren die vertragliche Lizenzierung für die europaweite Weiterverbreitung des Inhalts im online Bereich vornehmen. Dies wird im Grünbuch unter Ziffer 2.1. auch beschrieben. Dementsprechend werden audiovisuelle Werke grenzüberschreitend in Europa verbreitet, wenn eine wirtschaftlich relevante Nachfrage besteht. Die audiovisuelle Mediendiensterichtlinie (AVMD RL) dürfte durch die nunmehr erfolgte Mindestharmonisierung der Rahmenbedingungen zur Weiterverbreitung auch von nicht linearen Mediendiensten den freien Dienstleistungsverkehr von audiovisuellen Werken im online Bereich weiter fördern. Die Fragmentierung des Binnenmarktes, die die Kommission im Grünbuch beklagt, ist aus Sicht der DLM hingegen vor allem Ergebnis der vielfältigen Ausdruckformen und kulturellen und sprachlichen Vielfalt in der EU, in der eine diversifizierte Nachfrage einem diversifizierten Angebot gegenübersteht. Es entspricht dem Prinzip der funktionierenden

7 Marktwirtschaft und damit dem Interesse des europäischen Bürgers, wenn die Inhalteanbieter, seien es Rundfunkunternehmen oder Plattformanbieter, als Unternehmen sich an dieser Verbrauchernachfrage orientieren und ihre Businessmodelle unter Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit ihres Angebots entsprechend ausrichten. Die diversifizierte wirtschaftlich relevante Nachfrage von audiovisuellen Werken ist daher nicht überwiegend eine Folge der unterschiedlichen nationalen Urheberrechte. Sie ist vor allem das Ergebnis stark verwurzelter unterschiedlicher Verbraucherpräferenzen in Bezug auf Sprache und kultureller Prägung gepaart mit vernünftigem marktwirtschaftlichem Unternehmensverhalten. Bei der Ausgestaltung eines europäischen Rechtsinstruments und bei der Auswahl der politischen Optionen sollten diese wettbewerblich relevanten Marktbedingungen auch unter dem Gesichtspunkt der kulturellen Vielfaltsicherung berücksichtigt werden. So würde aus Sicht der DLM die Verpflichtung oder explizite Schaffung von wirtschaftlichen Anreizen zur europaweiten Lizenzierung von audiovisuellen Werken der marktwirtschaftlichen Raison widersprechen. Sie würden aber vor allem die Vielfalt verringern, da gerade kleine und regionale Sender, die nur auf kleineren geographischen Märkten agieren, nicht überleben würden. 2. Rechtssicherheit Soweit durch europäische Rahmenbedingungen die Rechtssicherheit im Bereich des Urheberrechtes gestärkt würde, dürfte dies nach Auffassung der DLM die grenzüberschreitende Verbreitung von audiovisuellen online Inhalten fördern und der Investitionsbereitschaft in neue Geschäftsmodelle zugute kommen. Das gilt insbesondere für Eigen- und Auftragsproduktionen, wo die Sendeunternehmen vor der Verbreitung oder Vermarktung zunächst eine Vielzahl von Rechteklärungen vornehmen müssen. Rechtssicherheit wird geschaffen, wenn die Marktakteure verlässlich ermitteln können, unter welchem Rechtssystem die Rechteklärung bei der grenzüberschreitenden online-bereitstellung der Inhalte erfolgt. Hier bietet sich als pragmatische Lösung für die online Bereitstellung von Programmen der Rückgriff auf das in der AVMD RL und in der Kabelund Satellitenrichtlinie bereits etablierte Herkunftslandprinzip an. Danach käme das Recht zur Anwendung, in dem das Unternehmen, das die öffentliche Zugänglichmachung ermöglicht, seinen Sitz hat, d. h. das Recht des Landes, in dem der Schwerpunkt der wirtschaftlichen Tätigkeit dieses Unternehmens liegt.

8 Die Befürchtung des forum shopping, das die Kommission unter Ziffer 3 Abs. 3 aufgreift, dürfte dabei als gering eingeschätzt werden. Zum einen ist nicht davon auszugehen, dass die Mehrzahl der hier im Markt agierenden Unternehmen ihren Sitz allein aus Gründen des jeweils anwendbaren Urheberrechts verlegen, zumal sie dann gleichzeitig neuen rundfunkrechtlichen Lizenzverfahren ausgesetzt wären. Auch ist die Frage des anwendbaren Rechts deutlich von der Frage der Rechtevergütung zu trennen. Welche Vergütungen im Einzelfall gelten, hängt nicht von dem anwendbaren Recht, sondern von den vertraglich ausgehandelten Bedingungen ab. Die DLM ist im Gegensatz zur Kommission (Ziffer 3, Absatz 3 a. E.) auch der Auffassung, dass gerade die Entwicklung der linearen Satellitenprogramme zeigt, dass unter dem Regime des Herkunftslandsprinzips eine europaweite Verfügbarkeit von audiovisuellen Inhalten erreicht wurde, die als beispielhaft bezeichnet werden kann. Nach den Informationen des European Audiovisual Observatory waren 2010 mehr als 4.300 unterschiedliche Fernsehprogramme über Satellit in den 27 EU Ländern (und Kroatien und Türkei) zu empfangen. Hiervon zu unterscheiden ist die Frage, warum keine gesamteuropäischen Satellitenprogramme entwickelt wurden. Dies dürfte, wie unter II.1. erläutert, nicht auf regulatorische Mängel, sondern auf die besonderen Nachfragestrukturen im audiovisuellen Inhaltemarkt zurückzuführen sein. Es muss in diesem Zusammenhang aber auch die Frage gestellt werden, ob nicht national produzierte Programme dann gesamteuropäisch werden, wenn sie in allen Mitgliedstaaten der EU von den Zuschauern gesehen werden können. 3. Vereinfachung der Rechteklärung Sowohl für die aktuelle Berichterstattung als auch für die ganz überwiegende Zahl von audiovisuellen Sendungen ist der Rückgriff auf Musikbzw Bildmaterial notwendig. Hier ist zu beobachten, dass viele Sendungen nicht ins Netz gestellt werden, weil die Klärung dieser online Rechte einen zu hohen administrativen und finanziellen Aufwand erfordert. Gleiches gilt für den Radiobereich, in dem Musikrepertoires, insbesondere Nischenrepertoire, aus diesen Gründen nicht genutzt werden. Grund ist die Fragmentierung der Rechtevergabe durch unterschiedliche Akteure, die zudem teilweise, wie die Rechteagenturen, keinen besonderen Transparenzanforderungen unterliegen.

9 Eine Vereinfachung der Klärung für online Musik- und Bildrechte dürfte der grenzüberschreitenden Verbreitung von online Inhalten wesentlich zugute kommen und gleichzeitig im Interesse der Vielfaltsicherung das Angebot an Massen und Nischenangeboten im online Bereich wesentlich erhöhen. Die DLM wendet sich gegen eine künstliche Aufsplitterung der Rechtevergabe von Vervielfältigungsrecht und Recht auf öffentliche Zugänglichmachung. Sie plädiert weiterhin für eine transparente Rechtelizenzierung aus einer Hand im Sinne eines one stop shops. Hier bietet sich an, auf die grundsätzlich bewährte Struktur der Verwertungsgesellschaften zurückzugreifen, die bereits für den linearen Bereich zuständig sind und durch modernisierte Rahmenbedingungen die Transparenz dieser Gesellschaften bezüglich der Kosten, Tarifbildung, Rechte der Rechteinhaber und des Verteilungsmodus zu erhöhen. III. Harmonisierung des Urheberrechts Außerordentlich fraglich ist, ob ein einheitliches europäisches Urheberrecht die Entwicklung eines marktgetriebenen, verbrauchernahen Binnenmarktes fördern würde. Zunächst ist davon auszugehen, dass sich die Diskussionen über einen europäischen Urheberrechtskodex aufgrund der sehr unterschiedlichen Voraussetzungen in den einzelnen Mitgliedstaaten über einen erheblichen Zeitraum erstrecken dürften. Damit würde weder die notwendige Rechtssicherheit noch das geeignete Umfeld für die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle geschaffen. Die DLM ist zudem der Auffassung, dass der wesentliche Grund für das Bestehen unterschiedlicher geographischer Märkte in Europa auf die spezifischen Nachfragestrukturen bei audiovisuellen Inhalten zurückzuführen ist, nicht hingegen auf die unterschiedlichen Urheberrechtsregime der Mitgliedstaaten.