Energie ein zentraler Angelpunkt für Klimapolitik

Ähnliche Dokumente
Die wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels: Studie von Sir Nicholas Stern

STERN REVIEW: Der wirtschaftliche Aspekt des Klimawandels

EU ist das zu schaffen?

Johannes Förster Helmholtz Zentrum für Umweltforschung UFZ

Klimawandel: eine globale Herausforderung Europa geht voran

Der Carbon-Markt neben dem Emissionshandel Neues von der Entwicklung der internationalen Marktmechanismen

Wann gehen die Öl- und Gasvorräte der Erde zu Ende?

Nachhaltiges Investment als Lösung des Wachstumsproblems?

Ralf Fücks. Intelligent Wachsen Die grüne Revolution

Die globalen Gemeinschaftsgüter im 21. Jahrhundert Das Erbe von Elinor Ostrom

Schuldenabbau, Investitionsoffensive, Innovationsschub: Was braucht die europäische Wirtschaft? Rolf J. Langhammer

Klimawandel: Fakten, Optionen, Wirkungen

Der Energiemix im 21. Jahrhundert Günther Hasinger

UNTERSTÜTZUNG FÜR EUROPAS PARLAMENTARIER

FP7-Energie im Kontext

Megastädte in der Dritten Welt : Können Städte Monstren sein?

Klimapolitik des Bundes: Ziele und Massnahmen

Überblick Konjunkturindikatoren Eurozone

Diabetes mellitus The silent killer. Peter Diem Universitätspoliklinik für Endokrinologie, Diabetologie und Klinische Ernährung Inselspital - Bern

Wie eine Spinne im Netz? Die mächtige Rolle der Weltbank in der internationalen Klima- und Energiepolitik

Gebäude schützen vor Klima können Gebäude auch das Klima schützen?

Klimaschutz in der Finanzkrise

Energiesparen braucht eine starke Stimme. Ihre! Geschäftsstelle für Energiewirtschaft 1

Wie kann die Energiewende durchgesetzt werden? Volkmar Lauber Marktwirtschaft für die Zukunft Urstein,

Energieintensive Industrien in Deutschland (EID) Europäische Klimapolitik 2030 aus der Perspektive der Energieintensiven Industrien

Energie Schlüssel zu Sicherheit und Klimaschutz

Ist der Klimawandel menschengemacht?

Energy BrainReport Standardszenario zur Strompreisentwicklung bis 2040 LESEPROBE

Weltweite Perspektiven in der Energie-, Technologieund Klimapolitik. für das Jahr Kernaussagen

Kinder auf den Spuren des Klimawandels Energiesparen

Klimawandel und Klimaschutz

Energieeffizienz in Zahlen 2015

Wärme und Strom aus Wald und Feld europäische Erfahrungen und globale Perspektiven. Dr. Heinz Kopetz. Nasice 5. September 2014

Emissionshandel als Leitinstrument, globaler Überblick und Herausforderungen durch das EU-Klimapaket 2030

Wirtschaftsdaten kompakt: Frankreich

International Energy Agency, IEA

Indien Das Zukunftsland? Länderprofil

Einfluss des globalen Klimawandels auf den Wasserkreislauf. Inhalt

Von der Globalisierung profitieren das Geschäftsmodell der HSH Nordbank. Hans Berger Business Lunch, HWWI 27. Februar 2008

Energieeffizienz im internationalen Vergleich

Klimawandel und Wetterschadentrends aus der Perspektive eines Rückversicherers

Daten zu ausgewählten Versicherungsmärkten

Wirtschaftsdaten kompakt: Australien

2. Forum Klimaökonomie Energie, Wirtschaft und Klima im Wettbewerb? 16. März 2015, Berlin

Anforderungen an Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Politik

Dennis Meadows, Donella Meadows und Jorgen Randers GRENZEN DES WACHSTUMS DAS 30-JAHRE-UPDATE

Statische Reichweite der weltweiten Reserven nichterneuerbarer

Zuhause nutzen, global unterstützen

Wirtschaftsaussichten 2015

Klima- und Energiepolitik

Global Marine Trends 2030

Industrieland Deutschland. Teil 2, Stand: Januar 2015

Gas Demand and Gas Supply Security

Globale energiepolitische Herausforderungen 2050*

Verlauf und Ursachen der Schuldenkrise im Euroraum Torsten Niechoj

Q-CHECK Marktausblick 9/2015

29. 2, 2012, Baurestmassentagung Von der Finanzwachstums- zur Materialkreislaufwirtschaft oder: Messen, was zählt!

Kann eine Wirtschaft auch ohne Wachstum funktionieren? Prof. Dr. Mathias Binswanger

The Solar Revolution New Ways for Climate Protection with Solar Electricity

Quellen internationaler Klimafinanzierung

Die Energiestrategie 2050: Fortschritt oder Irrweg?

Energie der Zukunft Energiewende 2.0

Nachhaltiges und ressourcenschonendes Wirtschaften: Realität oder Utopie? Dr. Stefan Giljum

Ressourcensicherheit (k)ein Thema für Schwellenländer?

EchazStrom. Strom. 100 % Wasserkraft und 0 % CO 2. Für Privat- und Geschäftskunden. Gültig ab 1. Januar 2010

Erdgas und Biomethan für eine zukunftsfähige Mobilitäts- und Kraftstoffstrategie.

USW-Praktikum: Energie Innovation

Ressourcen und Architektur Resources and Architecture

Raiffeisen Forum Linz Energiepolitische Perspektiven Oberösterreich 2050

IHS Szenarien bis Frankfurt, 3. Februar 2011 Christoph Stürmer Research Director, OEM Strategy

Überblick Konjunkturindikatoren Eurozone

Wirtschaftsdaten kompakt: Venezuela

South Pole Carbon 27 February 2015 Page 1 Der Klima Fussabdruck von Fonds. Dr. Maximilian Horster Partner

Wirtschaftsdaten kompakt: Japan

ENERGIEWENDE IN BAYERN. Energiewende in Bayern

OKTOBER 2015 SCHWERPUNKT. Klimapolitik - Chancen und Gefahren für das Portfolio

Wirtschaftsdaten kompakt: Niederlande

Makroökonomie I Vorlesung # 1 Einführung

11. Deutsche Woche in St. Petersburg, 24. April Dr. Dirk Lau, Handelskammer Hamburg, Leiter Standort- und Regionalpolitik

Geschäftsmöglichkeiten heute und morgen in Thailand/Kambodscha. Benjamin Leipold Kommissarischer Geschäftsführer AHK Thailand

Trends und neue Geschäftsmodelle in der Energiewirtschaft - energytalk Graz

IT & Energy. Umwelt- und Energiemanagement im Wandel. München, 20. November Dr. Bernd Kosch FUJITSU IB Solutions, Technology Office

Wirtschaftsdaten kompakt: Deutschland

Das EU-Energiepaket. Zusammenfassung Antje von Broock

RESSOURCEN- UND ENERGIEPOLITIK WENIGER KANN MEHR SEIN

ENERGIE DIE HERAUSFORDERUNG. Internationale Entwicklung

Spannungsfeld Naturschutz & Waldwirtschaft Am Beispiel der Außer-Nutzung-Stellung von Waldflächen

Globalisierung am Scheideweg

Workshop Die Rolle von NRW im nationalen und internationalen Klimadiskurs 13:15 bis 14:15. Stefan Rostock

Der Beitrag von Städten zur europäischen Energiepolitik das Beispiel Energieeffizienz. Prof. Dr. Marc Ringel. Darmstadt, 03.

Das Trilemma der Energieversorgung

CDP: Information that changes the World

Wirtschaftsdaten kompakt: Singapur

13. Holzenergie-Symposium!

Wie schaffen wir die Energiewende?

Deutsche Asset & Wealth Management. Marktbericht. Johannes Müller 21. September Bei diesen Informationen handelt es sich um Werbung

Nationale Anpassungsstrategie Schweiz

Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft

Wirtschaftsdaten kompakt: Japan

// SAK ENERGIECONTRACTING EINE LANGFRISTIGE PARTNERSCHAFT

Transkript:

Vierte Österreichische Entwicklungstagung in Innsbruck Energie ein zentraler Angelpunkt für Klimapolitik Christoph Bals Germanwatch (Bonn, Berlin) 15.11.08

Lux- ury heute

Luxury 2070? Quelle: Edenhofer / Held, 2007

Wachstum historisch: vom abnehmenden Grenznutzen zum sich selbst anfeuernden Wachstum Vorindustrielle Zeit: war jedes Wachstum dem Gesetz des abnehmenden Grenznutzens unterworfen. Seit der Dampfmaschine: Wachstum speist Wachstum durch Skalenerträge. Die Dampfmaschine selbst Ermöglicht Kohleabbau Ermöglicht in gr. Maßstab Massenproduktion Ermöglicht Transport u. damit Absatz

Wachstum stellt die Soziale Frage still Wohlstandssteigerung durch Wirtschaftswachstum und soziale Umverteilungssysteme Sozialpolitik / Entwicklungspolitik Wären Demokratie, Menschenrechte, Abschaffung der Sklaverei ohne billige Energie möglich gewesen? (Rolf Peter Sieferle) Würde China ohne Wachstum sozial ex- bzw. implodieren?

Das fossil befeuerte Wachstum eröffnet rasend schnell eine gigantische neue soziale Frage: Das Klima-Großexperiment mit der Menschheit

Aber: Emissionen steigen schneller als erwartet Rahmstorf, 2008;

Anthropogenic C Emissions: Carbon Intensity of GDP Erstmals seit 100 Jahren: Mehr CO 2 pro BIP-Einheit Factor (relative to 1990) 1.5 1.5 1.4 World 1.4 1.3 1.3 1.2 1.2 1.1 1.1 1 1 0.9 0.9 0.8 F Emissions (emissions) 0.8 0.7 P Population (population) 0.7 0.6 g Wealth = G/P = per capita GDP h 0.6 Carbon = F/G intensity of GDP 0.5 0.5 1980 1985 1990 1995 2000 2005 Raupach et al 2007, PNAS

Gründe für den starken Emissions-Anstieg Schnelles Wachstum, vor allem, aber nicht nur in den Schwellenländern (China!) Vermehrter Einsatz von Kohle wg. noch stärkerer Preiserhöhungen bei Gas Ende der Wallfall-Profits in Osteuropa

1. Priorität: Vermeidung des Unvermeidbaren

Nie zu spät Es ist nie zu spät für die Lüge dass es zu spät ist und für die Lüge dass es nie zu spät ist. Erich Fried

2. Priorität: Das Unvermeidbare Bewältigen Anpassungstrategien - Entwicklung klimasicher machen - Mehr von der bisherigen Präventions-strategie - Auf neue Herausforderungen einstellen (Meeresspiegelanstieg, Gletschersee-Ausbrüche, Wasserversorgung, neue Krankheiten usw.) - International finanzierte Versicherung gg. Extreme wetterbedingte Schadensereignisse

Aber: Anpassung kann Mitigation nicht ersetzen

3. Priorität: MDGs umsetzen ohne fossile Pfadabhängigkeit zu erzeugen - Eingeschlagene Entwicklungspfade prägen Umwelt und Erwartungen ( Pfadabhängigkeit ) - Handy - Autoinfrastruktur - Zersiedelung - Form des Energienetzes

Wir stehen am Scheideweg 1. Wie positionieren sich EU, USA und China? - EU: Energie- und Klimapaket - USA: Klima- und Energiestrategie der neuen Regierung - China: Klima- und Energiestrategie

2. Finanz- und Wirtschaftskrise als Ausrede oder als Begründung? "The current economic crisis should teach us two things: the later action to central risk is delayed, the bigger will be the consequences; the world will need a driver of growth to take us out of the slow down/recession which can be sustained." Nicholas Stern Vorraussetzung: Übergang zu qualitativen Wachstum

Nachhaltigkeitskriterien Erneuerbare Ressourcen dürfen nur in dem Maße genutzt werden, wie sie sich erneuern; Nicht erneuerbare Resourcen nicht schneller, als erneuerbare Alternativen entwickelt werden; Schadstoffe nur so schnell freigesetzt werden, wie die Ökosysteme sie absorbieren können;

3. Ein wegweisendes UN-Klimaabkommen in Kopenhagen Ende 2009? UNFCCC, 2007

Messlatte für Kopenhagen Reduktion der globalen CO2-Emissionen um 50 bis 85% bis 2050, Peak bevor 2020; Reduktion der IL-Emissionen um 25 bis 40 Prozent Zusätzlich: Ko-Finanzierung von Anpassung, Wälderschutz und Technologiekooperation (Zig Mrd pro Jahr) Sich selbst dynamisierendes Abkommen

Es ist Zeit. Es ist Zeit, dass es Zeit wird. Es ist Zeit, dass der Stein sich zu blühen bequemt. Paul Celan