Generationenwechsel in Familienunternehmen

Ähnliche Dokumente
Kriterien für eine gute Familienverfassung, Family Governance

Familiengeführte Unternehmen auf dem Land Modell mit Zukunft?! Dominique Otten-Pappas MBA Schwerte,

Konzeption. Aufsuchende Familientherapie (AFT)

Führungs Kräfte Ausbildung

Individuelle Führungskräfteberatung (IFB)

FAMILY GOVERNANCE schafft klare Verhältnisse in Familienunternehmen

Aufgabenbezogene Führungskräfteberatung (AFB)

Jörg Pannenbäcker systemische lösungen und entwicklung

Nachfolge im Familienunternehmen zwischen Gefühl und Geschäft

Coaching in Familienunternehmen. Vortrag am Berliner Coachingtag 30.März 2007

Weiterbildung Gestaltung der späten Berufsphase

Change Management in der öffentlichen Verwaltung

DEUTSCHLAND: Meinerzhagen Berlin Bielefeld Düsseldorf München. SCHWEIZ: Zollikon INDIEN: Pune THAILAND: Bangkok

Mit Change Management zum Erfolg: Das Projekt. Eines der größten SAP Einführungsprojekte Europas

Systemisch Kompakt. Einjährige Weiterbildung. Ein theoretisch anspruchsvolles und praktisch wirkungsvolles Seminar zur systemischen Arbeitsweise

ZUKUNFT FAMILIEN-UNTERNEHMEN

Was brauchen Eltern von POS/ADHS betroffenen Kinder? Welche Unterstützungen sind wichtig? Jeannette de Roten, elpos Schweiz Chur,

Seminar Messbarkeit von Anforderungen. Betreuer: Eric Knauss. Gennadi Mirmov

Ganzheitliches Life Cycle Management

Coming Home or Breaking Free? Reloaded Die Nachfolgeabsichten von Unternehmerkindern im Detail. CFB-HSG zusammen mit EY September 2015

Paradoxien in Familienunternehmen Vortrag vor dem Verband deutscher Unternehmerinnen e.v. Witten, Professor Dr. Arist von Schlippe

Familienbegleitung. Coaching & Lernförderung. Systemische Beratung. Fallberatung & Weiterbildung. Mediation & Moderation. Besuchsrechtsbegleitung

Work-Life-Balance leichter gemacht

Studium. das nach oben führt

Umfrage-Ergebnisse der Uni Kiel

Wege und Lösungen finden! Gesundheit als Prozess. Mitarbeiter- und Führungskräfteberatung der B A D GmbH. Christine Hemmen- Johar Rebekka Gale

Evaluation der Erprobungsphase des Projekts MUS-E Modellschule - Kurzfassung des Evaluationsberichts -

Qualitätsmanagement ISO 9001:2015

Arbeitshilfe Business Plan (Stand 31. Juli 2012) Wie erstelle ich einen Business Plan?

Inhaltsverzeichnis. Abbildungsverzeichnis...

Systemisches Veränderungsmanagement. Schwerpunkt: Beratung und Führung in Veränderungsprozessen. in Kooperation mit

Familienunternehmen im Generationswechsel

Uhr. Online-Betreuung. Wie betreut und moderiert man einen Online-Kurs? Webinar. Stephan Clemenz. Dr.

Servicespezifikation. H&S IT Configuration Management Service. simplify your business.

Interkulturelles Projektmanagement in internationalen Projekten am Beispiel von afghanischen Mitarbeitern. Bachelorarbeit

Family Office als Instrument für die wirtschaftliche Bestandssicherung von Unternehmerfamilien

Sozialisation und Identität

Familie & Unternehmen - für ein gutes Leben

Grundlagen der Organisationsentwicklung. Trainerin: Frau Dipl. Volkswirtin Kai Peters im Februar 2013

Seminarangebote 2009/2010

Therapie schizophrener Erkrankungen

Emotionale Aspekte bei Unternehmensnachfolge

EIN SÄCHSISCHER STAATSBETRIEB STELLT SICH DEM WANDELPROZESS ZUM ENTERPRISE 2.0

Data Mining-Projekte

LUST AUF STRATEGIE. Lernwege. Das Seminar für Führungskräfte, Beraterinnen und Berater

konzept für das Projekt einer intensiven pädagogisch-therapeutischen Familienbegleitung (im Rahmen der diagnostisch/therapeutischen Abteilung)

Kurzkonzept. Fachstelle für Suchtprävention. Drogenhilfe Köln

Betrieblichen Businesscoach. Betrieblichen Konfliktberater

Kompetenz für Familienunternehmen und Unternehmer

Das Beziehungsbrett Konflikte aktiv in die Hand nehmen

Wie ticken meine Mitarbeiter?

Kommunikation in Change-Prozessen Mitarbeiter erreichen und Verhalten ändern

rens rens coaching coaching Ihr Partner für Karriere-, Business- und Persönlichkeitsentwicklung erkennen verstehen handeln

PERSPEKTIVEN Coaching Beratung Therapie

EFFIZIENTER FÜHRUNGSWERKZEUGKASTEN FÜR INGENIEURE

Uniserv Academy, Frankfurt am Main Kundendaten effektiv und nachhaltig managen Wie Data Governance hilft, Ihre Kunden besser zu verstehen

Damit Würde Wirklichkeit wird

Welcher Unterschied macht einen Unterschied? Lernen in und von der Vielfalt.

Wie sich Händehygiene praxisnah verbessern lässt interaktives E-Learning

CleanTech-Cluster als Katalysatoren für nachhaltige Systeme: Was zeichnet Spitzencluster aus?*

Wer den Weg kennt, braucht sich nicht an jeder Kreuzung neu zu orientieren.

Exkurs 2: Förderung sozialen Lernens

Was genau ist eigentlich Coaching:

3 Untersuchungsgegenstand

Zertifikatslehrgang: Unternehmersein

Reduktion des Implementationsrisikos von Telemonitoring durch eine taxonomiegestützte Risikoanalyse

Ich krieg die Krise. Führung im Spannungsfeld. Flüchtlingskrise. Finanzkrise. Schuldenkrise. Sinnkrise. Führungskrise. Glaubenskrise.

Die Wiederentdeckung der Familienunternehmen Erwin J. Frasl / Hannah Rieger Was Familie und Unternehmen zu Familienunternehmen macht

Externe Berater im Nachfolgeprozess: Nutzen und Risiken. Alexandra Michel und Nadine Kammerlander

Nachfolgemanagement in (Familien)unternehmen - Unternehmensnachfolge erfolgreich gestalten. Sven Bitzer Hochschule Koblenz

Welche Zukunft hat der bäuerliche Familienbetrieb in Schleswig-Holstein?

Cloud Computing: Erfolgreich in den Zukunftsmarkt

Systemische Organisationsund Wirtschaftsmediation

INTERNATIONALES AKADEMISCHES ABKOMMEN

HR BUSINESS PARTNER. Lernwege. Architekten der Zusammenarbeit

Familie und Unternehmen: wie geht das zusammen?

Neue Seminare Projektmanagement mit KAIZEN Methoden. Social Change Management Soft Skills als Erfolgsgarant für Ihren KAIZEN-Prozess

Die Integralis Methode

Die soziale Dimension in der Hochschulbildung

Wir bringen Sie weiter! Warum Karriereberatung?

Ist es zu viel oder bekomm ich es nicht gebacken? Arbeitsbedingungen, individuelle Handlungsstrategien und Life-Domain-Balance

Weiterbildung Systemische Organisationsentwicklung

maxgrafconsulting Strategie «Die richtigen Dinge tun» Inhaltsverzeichnis

Offshoring: Die rechtlichen Dimensionen


Change Management Veränderungsmanagement im Familienunternehmen. Sabina Schumacher Heinzer CEO und Verwaltungsrätin Tecalto AG

Kommunikation und Planung Psychologische Anmerkungen

Vom Nutzen des systemischen Ansatzes im Projektmanagement

A.P.U. Konflikt als Chance. Systemisches Konfliktmanagement für Führungskräfte. mit Michael Dullenkopf und Dr. Carola Gründler

Führendes deutsches CRM - Dienstleistungsunternehmen

Wissen schafft Vorsprung!

Ausbildung Business-Coaching Coachingtechniken für Fach- und Führungskräfte

FACHTAGUNG PRIOTAS FEEDBACK TO PROGRESS. Mittwoch, 30. Sept Den Wandel partizipativ gestalten Vom Feedback zur Veränderung

Entwicklung und Nutzung neuer Technologien

Schriften zu Familienunternehmen Band 9. Herausgegeben vom Wittener Institut für Familienunternehmen

Compliance. Grundsätze guter Unternehmensführung der Servicegesellschaft mbh für Mitglieder der IG Metall

Risiko, Kompetenz und Aushandlungsprozesse in Nachträumen Jugendlicher: Alkohol und öffentlicher Raum

Führung in technischen Berufen

SCHWEISSGUT GmbH VERMÖGENSMANAGEMENT & CONSULTING. Family Office

Systemische Coaching-Ausbildung Berufsbegleitende Qualifizierung in 7 Modulen. Ab Mai 2014 in Düsseldorf

Transkript:

Generationenwechsel in Familienunternehmen 1. Systemtheoretische Perspektiven zur Ausgangssituation Der Generationenwechsel in Familienunternehmen ist ein ebenso anspruchsvoller wie heikler Prozess, da in Familienunternehmen drei in sich höchst komplexe Systeme, nämlich das System Familie, das System Unternehmen und das System der Eigentümer bzw. die Gruppe der Eigentümer, zusammenspielen. Um der Dynamik und Komplexität von Familienunternehmen gerecht zu werden, ist es hilfreich diese drei sozialen Systeme aus einer systemtheoretischen Perspektive, die sich an den Regeln der Interaktion und Kommunikation orientiert, zu betrachten. Unternehmen Familie Eigentum Abbildung 1: 3-Kreise-Modell des Familienunternehmens 1 Die drei sich überschneidenden Kreise symbolisieren die Besonderheit von Familienunternehmen. Durch die Unterscheidung der drei Dimensionen Eigentümer, Familie und Unternehmen lassen sich die unterschiedlichen Logiken dieser Systeme klarer gegeneinander abgrenzen und ihre Wechselbeziehungen zueinander besser erfassen. Da jedes dieser sozialen Gebilde seine charakteristische Eigendynamik besitzt, ist das Zusammenwirken dieser Systeme nur dann zu verstehen, wenn sie zunächst in ihrer Unterschiedlichkeit betrachtet werden. Jedes der drei Systeme hat seine eigenen Probleme, Bedürfnisse, Ressourcen und Lebenszyklen und jedes System ist in Teilbereichen, wohl oder übel, von den anderen beiden Systemen abhängig. Daraus lassen sich verschiedene Thesen ableiten: 1 Simon, F.B. et al. (2005), Mehr-Generationen-Familienunternehmen Seite 1

Jedes System geht unterschiedlich mit Veränderungen um. So kann, beispielsweise, das familiäre System jegliches Risiko und jegliche Veränderung ablehnen. Für das Unternehmens- und Eigentümersystem ist Veränderung eine konstante Größe. Beide Systeme müssen täglich Mittel und Wege finden, kalkulierte Risiken auf sich nehmen, damit das Unternehmen seinen Wettbewerbsvorteil auf dem Markt behält. Jedes System geht von unterschiedlichen Annahmen aus. So kann eine Familie von der seit Generationen herrschenden Annahme ausgehen, dass das älteste männliche Familienmitglied das Unternehmen leiten soll, aber diese Person muss nicht unbedingt die besten Qualitäten dafür mitbringen. Jede Beeinträchtigung bei einem dieser Kreise zieht die beiden anderen unweigerlich in Mitleidenschaft. 2 Die eng gekoppelten Systeme des Familienunternehmens machen neben dieser systemtheoretischen Perspektive auch die Spannung im Alltag, die sich in der Interaktion und Kommunikation im Unternehmen und in der Familie entfalten kann, deutlich. Da in jedem der drei Systeme oder Spielfelder unterschiedliche Spielregeln gelten, halten die Personen, die je nachdem in einem dieser drei Felder agieren, unterschiedliche Rollen inne und sehen sich unterschiedlichen Erwartungen ausgesetzt. 6 Liebe Unternehmen Geld 2 1 Familie 7 3 5 4 Eigentum Macht Abbildung 2: Rollen in Familienunternehmen nach Davis 3 Obige Abbildung illustriert diese drei Bühnen mit sieben verschiedenen Rollen, d. h. Einzelpersonen haben in der Folge je nach Zugehörigkeit zu einem, zwei oder allen drei Systemen einen anderen Status und andere Beziehungen zueinander. Daraus ergeben sich vollkommen unterschiedliche und sich zum Teil widersprechende Rollen-Anforderungen: 2 Vgl. Brown in Organisationsentwicklung (1999), Spezial 3 Familienunternehmen 3 Vgl. Gersick, Davis, Hampton a. Lansberg (1997), Generation to Generation, Life Cycles of the Family Business Seite 2

Nur Familienmitglied (1) Tätiges Familienmitglied ohne Beteiligung (2) Familienmitglied und Gesellschafter, inaktiv (3) Nur Fremdgesellschafter (4) Tätiger Fremdgesellschafter (5) Nur tätig im Unternehmen (6) Familienmitglied, geschäftsführender Gesellschafter (7) Wenn man sich klar macht, dass Familienmitglieder in unterschiedlichen Systemen unterschiedliche Rollen übernehmen und damit unterschiedliche Erwartungen erfüllen müssen, wird verständlich, welche ungeheure Komplexität sie zu bewältigen haben und in welche Konflikte sie sich verstricken können. Aus dieser Komplexität resultieren zum einen die spezifischen psychischen Anforderungen eines Familienmitglieds und zum anderen die Risiken, die mit dem Unternehmenstyp Familienunternehmen generell verbunden sind. 2. Erfolgsgeheimnisse langlebiger Familienunternehmen Die spezifische Kopplung ist immer eine Herausforderung, da Familien- und Eigentümerinteressen nie eins zu eins in den Entwicklungsnotwendigkeiten des Unternehmens aufgehen. Im Zeitverlauf sind nicht Übereinstimmungen, sondern eher Konflikte innerhalb und zwischen den drei Systemen zu erwarten. Ein massiver Konflikt in der Familie hat in der Regel Auswirkungen im Unternehmen, gleiches gilt zum Beispiel auch für die Veränderung der Besitzverhältnisse. Ohne ein aktives Management dieser zu erwartenden Entwicklungskrisen in der Familie, unter den Eigentümern oder im Unternehmen ist das Ende des Unternehmens als Familienunternehmen wahrscheinlich. Anhand einer aktuellen Studie der Uni Witten/Herdecke 4 zeigt die Arbeit auf, wie es langlebigen Familienunternehmen gelungen ist, die Paradoxien und Konflikte, die aus dem Zusammenwirken von Familie und Unternehmen entstehen, zu meistern und in Erfolgsstrategien umzusetzen. 3. Nachfolgeberatung aus Sicht der OE Während im 1. Teil der Arbeit vor allem familiendynamische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen in Familienunternehmen analysiert werden, geht es im 2. Teil der Arbeit darum, mit diesen erarbeiteten Grundlagen, sehr konkret an Hand eines Fallbeispiels die heiklen Übergänge, bezogen auf Unternehmen und Eigentümerfamilie, zu beschreiben. Die einzelnen Schritte der Prozessplanung und Gestaltung werden 4 Wimmer, R. /Groth, T. / Simon, F.B. / (2004): Erfolgsmuster von Mehrgenerationen-Familienunternehmen, Wittener Diskussionspapiere, Sonderheft 2. Seite 3

beschrieben, begründet und in ihrer Wirkung analysiert. Der so dargestellte Beratungsprozess soll die Prinzipien der OE mit ihren speziellen Fragestellungen verdeutlichen. Eine besondere Herausforderung im Rahmen dieser OE-Beratung war und ist es, den gesamten Beratungsprozess so zu gestalten, dass den beteiligten Systemen mit ihren unterschiedlichen Logiken Rechnung getragen wird. Der Arbeitsprozess mit der Familie gliederte sich daher in die Erarbeitung der Eigentumsstrategie und in das Finden einer gemeinsam getragenen Familienstrategie. Neben diesen familienbezogenen Entwicklungsprozessen (Familie und Eigentum), wurde eine dritte Beratungsschiene konzipiert, die sich primär mit der Zukunft des Unternehmens befasst, um die strategische Grundausrichtung zu klären. Dabei wurde unter anderem das Modell der Entwicklungsphasen genutzt, um so das Verständnis für die einzelnen Symptome des Unternehmens sowie das eigene Interventionsrepertoire zu erweitern. 4. Weiterführende Perspektiven Die Arbeit berücksichtigt die Dimensionen Familie, Eigentum, Unternehmen und Führung indem die beteiligten Systeme genau analysiert und sich gegenübergestellt werden. Spezifische Konfliktfelder werden dadurch ersichtlich. Dies ermöglicht BeraterInnen in der Arbeit mit Familienunternehmen eine sorgfältige Situationsanalyse, unter Berücksichtigung der beteiligten Systeme. Der Generationenwechsel in Familienunternehmen bildet eine der riskantesten Phasen im Lebenszyklus eines Unternehmens. Er erfordert in allen beteiligten Systemen (Familie, Eigentum und Unternehmen) eine bewusste Vorsorge, die aber meist nicht geleistet wird. In vielen Fällen fehlt ein ganzheitliches Konzept. Der in der Arbeit dargestellte Fall, in dem es darum geht, eine Familie in ihren Aktivitäten zu koordinieren und ein Unternehmen zukunftsfähig zu machen, zeigt, wie so ein ganzheitlicher Prozess gestaltet werden kann. Mit der gewählten Doppelstrategie der Prozessbegleitung kann den beteiligten Systemen, mit ihren unterschiedlichen Logiken, Rechnung getragen werden. Seite 4

Kontaktdaten: Ildigo Juhasz Organisationsberatung für mittelständische Unternehmen Schachstraße 1 D-83435 Bad Reichenhall Email: ildigo@juhasz.de Seite 5