TEXTINATION NEWSLINE 25.03.2014 R USSLANDS K ONSUMENTEN STEHEN AUF DEUTSCHE M ODE 170 DEUTSCHE AUSSTELLER PRÄSENTIEREN SICH AUF FACHMESSE CPM IN MOSKAU / SCHWACHER RUBEL DRÜCKT KAUFKRAFT Moskau (gtai) - Seit der Finanzkrise 2009 kennt der russische Modemarkt nur Wachstum. Ab 2015 wird der Markt voraussichtlich wieder das Vorkrisenniveau von 38 Mrd. Euro erreichen. Deutsche Marken werden immer beliebter; deutsche Unternehmen gelten als zuverlässig und liefertreu. Das zahlt sich aus. Russische Boutiquen setzen zunehmen auf Mode made in Germany. Erfolge feiern Mono-Brand- Ketten wie Zara, H&M, New Yorker und Mango. Chinesische Billiganbieter sind auf dem absteigenden Ast. Russland ist für viele deutsche Modemarken einer der Top-Absatzmärkte. Oft ist es sogar der wichtigste Auslandsmarkt. Laut dem European Fashion and Textile Export Council (EFTEC) legten die deutschen Bekleidungsexporte nach Russland zwischen 2009 und 2013 um über ein Drittel auf 725 Mio. Euro zu. "Deutsche Mode kommt gut an", sagt Branchenexperte Reinhard Döpfer, EFTEC-Präsident und Geschäftsführer des Stuttgarter Mode-Consultingunternehmens ITMM. Noch vor zehn Jahren galt der russische Modemarkt als stark rückständig. Seither haben sich die Umsätze verzehnfacht. In dem Maße wie die frei verfügbaren Einkommen der russischen Konsumenten stiegen, explodierten auch die Umsätze mit Anzügen, Damenoberbekleidung, Jacken und Unterwäsche. Einzig die Finanzkrise 2009 hat dem Markt einen Dämpfer versetzt. Doch seither hebt sich die Kauflaune wieder. Im Jahr 2013 hat das Marktvolumen bei etwa 35 Mrd. Euro gelegen. Bis 2015 soll es auf 38 Mrd. Euro klettern, prognostiziert Döpfer. Viele Hersteller hingegen prognostizieren 2014 bestenfalls ein marginales Plus und ab 2015 keine weiteren konjunkturellen Impulse mehr. Wachstum dürfte sich so kaum realisieren lassen. Russischer Markt für Kleidung (in Mrd. Euro) 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Marktvolumen in Mrd. Euro 29,1 32,0 33,0 35,0 36,4 38,0 Quelle: European Fashion and Textile Export Council (EFTEC) Textination GmbH 1
Deutsche Marken sind in Russland besonders beliebt. Sie konnten in den vergangenen Jahren sogar stärker wachsen als die italienischen Wettbewerber, auch wenn die Südeuropäer in absoluten Zahlen der wichtigste europäische Lieferant sind. "Früher musste Kleidung pompös sein und glitzern", sagt Döpfer. Davon kämen die Russen immer mehr ab. Genau dieser Trend spiele deutschen Modemachern in die Hände. Außerdem seien sich russische und deutsche Körper in Sachen Passform sehr ähnlich. Russische Verbraucher sind bestens informiert über neue Modetrends. Zeitschriften wie "Elle" gehen durchschnittlich durch zwölf russische Haushalte, bevor sie entsorgt werden. Außerdem reisen Russen immer mehr. Dadurch und dank zunehmender Dominanz von Ketten wie H&M, Zara und Mango mit Preisschildern in verschiedenen Währungen gewinnen die Verbraucher allmählich ein Gespür, was Mode kosten darf. Allgemein gilt: Emotionalität beim Einkaufen weicht allmählich Rationalität. Auch das ist ein Plus für deutsche Anbieter. Sie zeichnen sich durch ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis aus. Bei Damen-Oberbekleidung etwa finden deutsche Modemacher den richtigen Mix aus formeller Notwendigkeit und modischer Aussage. Das kommt gut an, gerade bei russischen Frauen. Sie legen bei der Bürokleidung hohen Wert auf modische Aspekte und wollen im richtigen Dresscode unterwegs sein. Diesen Spagat schaffen deutsche Unternehmen. Laut Modespezialist Döpfer stimmten Textination GmbH 2
bei den deutschen Marken außerdem die anlassbezogenen Kollektionen mit den Bedürfnissen russischer Kunden überein. Russische Kundinnen decken sich gerne zielgerichtet ein: Ob Büro, Afterwork, Shopping oder Club - für jeden Anlass wollen sie perfekt gekleidet sein. "Deutsche Marken bieten das und wecken mit ihrem Angebot Begehrlichkeiten", sagt Döpfer. Die meisten italienische Marken hingegen würden diesen Trend voll verschlafen. Und die Konkurrenz aus China? Die hat ein enormes Problem, vor allem preislich. Chinesische Ware wurde zuletzt Jahr für Jahr um 30% teurer. Die guten Marktchancen spiegelten sich in der hohen Beteiligung deutscher Unternehmen an der Modemesse CPM Ende Februar in Moskau wieder. Mehr als 170 Marken aus Deutschland stellten die Herbstund Winterkollektion 2014/2015 aus. Darunter auch die Firma O- lymp. Das baden-württembergische Familienunternehmen ist seit 20 Jahren am russischen Markt vertreten. Im Jahr 2013 hat Olymp sogar ein eigenes Logistikzentrum eröffnet. "Das war auch wichtig", sagt Vertriebs- und Exportmanager Steffen Wilpert. Denn Lieferpünktlichkeit und Zuverlässigkeit sind der Schlüssel zum Erfolg. Das Konzept geht auf. Russland ist der wichtigste Auslandsmarkt. Mittlerweile gibt es Olymp-Hemden in 260 Verkaufspunkten. Darunter sind sogar fünf eigene Olymp-Läden, die ein russischer Partner führt. "Unser Exportschlager sind tailliert geschnittene Businesshemden", sagt Russlandkenner Wilpert. Jedoch nicht in allen Farben. "Grün und braun - das geht in Russland gar nicht", so der Vertriebsspezialist. Dafür seien bedruckte Hemden der Renner. Die Wachstumsaussichten für 2014 und darüber hinaus: Olymp rechnet mit einem Plus. Aber verhalten. Das größte Problem: die Rubel-Abwertung. Diese könnten die Fachhändler nicht komplett an die Kunden weitergeben. Auch für den deutschen Herrenausstatter Digel ist Russland einer der wichtigsten Exportmärkte, sagt Exportmanager Chris Selleng. Digel hat deswegen im Gebiet Moskau ein eigenes Lager aufgebaut. Das verschaffe dem Unternehmen einen wichtigen Vorteil gegenüber Wettbewerbern. Damit lässt sich das Vorordergeschäft konstant gut ergänzen. "Und wir können permanent mit dem Händler arbeiten", sagt Selleng. Nur wenige Einzelhändler wollen sich um den Import aus Deutschland kümmern. Genau da punktet Digel. "Wir werden am Service und an der Lieferzuver- Harry Hautumm / pixelio.de Textination GmbH 3
lässigkeit gemessen", sagt Selleng. Männermode in Russland muss nach Einschätzung des Exportmanagers maskulin und Businesstauglich sein. Aber dennoch edel und kleidsam. Und sie müsse zu den klimatischen Bedingungen passen. Eine Daunenjacke für den russischen Markt muss auch bei sibirischen Temperaturen von 30 Grad unter dem Gefrierpunkt noch wärmen. Vertriebskanäle für Bekleidung in Russland *) Kategorie (wichtige Unternehmen) Preisniveau Marktanteil (in %) Straßenmärkte, Massenmärkte, Einkaufszentren und Kioske Bekleidungsdiscounter und Hypermärkte mit unterschiedlichen Marken (METRO, REAL, MARKTKAUF); russische Discounter, russische günstige Alltagsbekleidung; "Family"- Bekleidungsketten (SELA, neu: TAKKO FA- SHION); Outlet-Zentren Mono-brand Filialen von Einzelhandelsketten, ausländische und inländische (ZARA, H&M, MANGO, BENETTON, RESERVED, NAF NAF, OLSEN, NEW YORKER, TVOJO, OODJI, GLANCE, INCITY, SAVAGE, BA- ON, O'STIN, GLOOM, MODIS, BEEFREE/ZARINA, VESH und andere) Anzahl an Verkaufsstellen niedrig 18 über 3.500 untere untere bis 19 über 2.000 25 über 5.000 (davon 1.000 von ausländ. Marken) Textination GmbH 4
Multi-brand-Filialen von Einzelhandelsketten und Kaufhäusern, davon..mittleres Segment (HOLDING CENTER, LADY&GENTELMEN, PODIUM, FASHION CONTINENT, SNOW QUENN, MODAMO, MOSKOVSKI PROKOVSKI, MARKS+SPENCER, neu: DEBENHAMS)..Premium/Luxus (GUM, TZUM, LEIPZIG, VESNA, CALIGULA) Unabhängige Multi-brand-Fachgeschäfte und Boutiquen, kleine regionale Läden Fernverkauf, Kataloge und B2C-online- Verkauf (Otto Group, KupiVIP, lamoda.ru, wildberries) bis Luxus bis obere Premium bis Luxus mittleres bis oberes Preissegment mittleres Preissegment 22 600 15 k.a. 7 k.a. 12 3.000 4 15 *) Bei einem geschätzten Gesamtvolumen von 35 Mrd. Euro (ohne Schuhe) Quelle: European Fashion and Textile Export Council (EFTEC) Kontaktanschriften: CPM - Collection Premiere Moscow Internationale Modemesse für Osteuropa Veranstalter/Organisation: Messe Düsseldorf, Igedo Company Internet: http://www.cpm-moscow.com ITMM GmbH - Internationales Textil-und Modemarketing Alexanderstraße 81, 70182 Stuttgart E-Mail: doepfer@itmm-gmbh.de Ansprechpartner: Reinhard Döpfer (Exportstrategieberater) Digel AG Carl-Friedrich-Gauss-Str. 5, 72202 Nagold Tel.: 07452/60 42 53 E-Mail: c.selleng@digel.de, Internet: http://www.digel.de Ansprechpartner: Chris Selleng (Exportmanager) Olymp Bezner GmbH & Co.KG Höpfingheimer Str. 19, 74321 Bietigheim-Bissingen Tel.: 07142/592 82 51 E-Mail: wilpert@olymp.com, Internet: http://www.olymp.com Ansprechpartner: Steffen Wilpert (Exportmanager) Internetseite zur russischen Leichtindustrie Internet: http://www.roslegprom.ru Quelle: Bernd Hones, Germany Trade & Invest www.gtai.de Textination GmbH 5 a.gov.ae