Die Lemgoer Wallanlagen oder Immer wieder Lemgo! Lemgo ist eine Reise wert auch mehrere Reisen. Dies bestätigte sich bei unserer diesjährigen Sommerwanderung, zu der Familie Sauerländer in die erstmals Anfang des 11. Jahrhunderts erwähnte, ehemaligen Hansestadt, die schon im Mittelalter für ihre textile Vielseitigkeit bekannt war und Verbindungen mit führenden Handelsstädten in ganz Europa unterhielt, einlud. Bereits 2011 besuchten wir die mit ihren zahlreichen Baudenkmälern reich geschmückte Stadt im Lippischen. Für dieses Jahr hatte Familie Sauerländer einen Gang über die ehemaligen Wallanalgen rund um Lemgo geplant, wobei Familie Sauerländer die Organisatoren und Helfer nicht richtig umschreibt. Neben Hans-Jürgen, der seine Veronika wegen anderweitiger Verpflichtungen als stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Lemgo entschuldigte, stand nicht nur Christiane Thiel zum wiederholten Male als versierte Stadtführerin zur Verfügung, vielmehr half der ganze Familienclan, Töchter, Schwiegersöhne, Enkel, bei Organisation und Durchführung. Treffpunkt und Start der Wanderung war der Parkplatz am Langenbrücker Tor im Süden Lemgos. Dort empfing uns Hans-Jürgen und gab uns eine durch das Wetter bedingte Änderung zum Programm bekannt: Der Ausklang des Tages sollte nicht bei Thiel s im Garten erfolgen. Damit sich die Wanderfreunde auch bei evtl. einsetzendem Regen im Trockenen stärken konnten, sollte der Tag im überdachten Garten des Hexenbürgermeisterhauses ausklingen. Damit überließ Hans-Jürgen uns der bewährten Führung seiner Tochter Christiane. Los ging s. Über das Flüsschen Bega ging es auf die innerstädtische Seite des Wallrings. Dort erhielten die Teilnehmer an einer Informationstafel, auf der die Altstadt Lemgos abgebildet war, eine Einweisung über die heutige Streckenführung: Den Hohen Wall nach Westen folgend, sollte der Rundgang nach Norden an der Engelbert-Kaempfer- Straße entlang zum Johannis-Tor führen. Von dort führte der Weg über den Johannistorwall Richtung Osten schwenkend über den Slavertorwall und den Ostertorwall. Einweisung in den Rundgang durch unsere Stadtführerin Christiane Thiel.
Schließlich sollte den von Nord nach Süd verlaufenden Kastanien- und Rotdornwall folgend über den Lindenwall der Rundgang beendet werden. Das bedeutete für die angesetzte Zeit eine durchaus ehrgeizige Herausforderung. Der Hohe Wall trägt seinen Namen zu Recht. Auf seiner als Baumallee ausgebauten Krone genossen wir den Blick nach rechts in die Altstadt Lemgos, links von uns, am Grund, zog die Bega ihre Bahn. Nach ca. 300 Metern erreichten wir das Engelbert-Kaempfer- Denkmal. Engelbert Kaempfer (1651 1716) bereiste, nachdem er als hochbegabter Lemgoer Schüler Philosophie und Medizin studiert hatte, etwa zehn Jahre lang über Finnland und Russland den nahen und den fernen Orient und Asien bis hin nach Japan. Dort gelang es ihm trotz der strengen Regeln, die vom regierenden Shogun allen Ausländern auferlegt wurden, viele Informationen über dieses bis dahin abgeschottete Land zu sammeln und zusammen mit vielen gesammelten Gegenständen nach Lemgo zu bringen. Engelbert Kaempfer Denkmal. Am Denkmal dieses Gelehrten wurden wir zum zweiten Mal an diesem Tag begrüßt. Antonia Thiel, Tochter unserer Stadtführerin, Enkelin von Veronika und Hans-Jürgen und Schülerin des Lemgoer Engelbert-Kaempfer- Gymnasiums, begrüßte uns, wie man es sich an diesem Denkmal wünschen würde, in lupenreinem Japanisch. Zumindest hörte es sich für uns so an. Das EKG bietet nicht nur Japanisch als Fremdsprache, es ist auch mehrfacher Preisträger beim bundesweiten Siemens- Award für MINT-EC-Schulen (MINT-EC = Verein mathematisch-naturwissenschaftlicher Excellence-Center an Schulen E.V.) und zertifiziert als mathematisch-naturwissenschaftliches Excellence-Center. Man könnte sich kaum eine bessere Ausbildung für seine Enkel vorstellen. Das Johannis Tor was das nächste Ziel unserer Führung. Vor dem Johannis Tor steht, auf einem höher gelegenen, von einer alten Bruchsteinmauer umgebenen Areal, der sogenannte Stumpfe Turm, ein Überbleibsel der ursprünglichen St. Johann Kirche, von den Überresten eines alten Friedhofes umgeben. Ein hier gefundenes Knochenstück ließ sich auf die Zeit der Sachsenkriege unter Karl dem Großen datieren. Eine frühe Besiedlung der von der sumpfigen Bega durchflossenen Gegend erscheint wahrscheinlich.
Die nördlichen Wälle der Stadt wurden in früheren Jahren zu parkähnlichen Grünanlagen umgebaut, die wir nach einer kleinen Stärkung durchschritten. Diese Grünanlagen dienen sicherlich dem angenehmen Wohngefühl der Anrainer. Nichts deutet auf die frühere Bedeutung dieser Wälle hin. Anders am Rotdornwall, im Osten der Altstadt. Der Blick Richtung Altstadt fällt hier auf die renovierten Reste der alten Stadtmauer. Außerhalb der Stadtmauer befinden sich die Reste der alten Bastion, eine Galerie für Kanonen, die Richtung Schloss Brake verteidigte. Der Sprühregen, der unsere Gruppe bereits seit dem Ostertor begleitete, ließ uns die Schritte beschleunigen. Am Lindenwall entlang ging es zügig Richtung Heustraße in den überdachten Garten des Museums Hexenbürgerhaus, gegenüber der Kirche St. Marien. Hier wartete bereits Hans-Jürgen mit heißem Kaffee, Kuchen und Kaltgetränken auf die Gruppe, die mit deutlicher Verspätung eintraf. Die zurückgelegte Strecke von etwa drei Kilometern, der zeitweise Nieselregen, die herrlichen Aussichten und die Fülle an Informationen hatten uns den Appetit vergessen lassen. Jetzt war Zeit für eine Pause, denn das geänderte Programm sah noch eine Führung durch das Hexenbürgerhaus vor. Das Hexenbürgerhaus, von einem Kaufmann im 16. Jahrhundert als repräsentatives Stadthaus gebaut, wies seiner Zeit den größten Saal der Stadt aus. Im Haus selbst kann der Besucher heute die verschiedenen Zweckumbauten der vergangenen Jahrhunderte nachvollziehen. Die Verkleinerung des Saales durch das Einziehen verschiedener Räume und der Einbau einer großen Treppe sind die renovierten Beispiele einiger dieser Umbauten. Im 17. Jahrhundert war der damalige Lemgoer Bürgermeister Besitzer des Hauses. Während seiner Amtszeit wurden rund 100 Hinrichtungen an überführten Hexen vollstreckt. Dies brachte dem Haus später den Namen Hexenbürgermeisterhaus ein. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts drohte der damalige Besitzer mit der Abtragung und dem Verkauf der Renaissance-Fassade. Mit dem Kauf des Hauses stellte die Stadt Lemgo dessen Erhalt sicher und legte die Grundlage für die Renovierung und die Schaffung des heutigen Museums. Keine tragende, aber immerhin eine öffnende Rolle am Hexenbürgermeisterhaus. Die Ausstellung im Haus umfasst Einrichtungsgegenstände, Waffen und Werkzeuge der vergangenen Epochen, Reisemitbringsel des Engelbert Kaempfer, einen Kaufmannsdachboden mit Beispielen verschiedener Waren und den Hexenkeller, von dem
Der Panzeraufklärer manch ein Besucher annahm, es handele sich um den ehemaligen Folterkeller des mittelalterlichen Bürgermeisters. In Wahrheit aber handelt es sich um einen Vorratskeller. Nach der Besichtigung des Hauses gab es wer kann es uns verdenken wieder eine ausgiebige Stärkung. Bei Fleisch und Wurst vom Grill wurden noch manche Gespräche geführt. Insgesamt war es wieder einmal ein angenehmer und unterhaltsamer Tag in Lemgo dank dem Clan der Sauerländers. (Quellen: Erklärungen der Stadtführerin Christiane Thiel, www.hexenbuergermeisterhaus.de, Wikipedia, www.lipperland.de)
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