Schadensfälle in der Notaufnahme -standardisierte Triage aus Sicht der Versicherer (eines Risiko-Beraters)

Ähnliche Dokumente
Klinisches Risiko-Management im Spannungsfeld zwischen medizinischer Anforderung, Patientenerwartung und ökonomischer Notwendigkeit

Hessischer Krankenhaustag 24.Oktober 2007

Aus Fehlern lernen: Von der Schadensfallanalyse zur Patientensicherheit

Übersicht Kontingente Stand 04/2016

Ministerialblatt für das Land Nordrhein-Westfalen Nr. 42 vom 26. November Bezirksregierung

Patientensicherheit, klinisches Risikomanagement und die Versicherer..! Gausmann

Patientensicherheit durch klinisches Risikomanagement

Schadenfälle infolge von Diagnosefehlern

ÄAO 2006 ÄAO 2015 Anmerkung. Arbeitsmedizin & angewandte Physiologie. Allgemeinchirurgie und Viszeralchirurgie

Michael Petry Geschäftsführer Ecclesia Versicherungsdienst GmbH

3. Forum Qualitätskliniken Qualitätsindikatoren in der Psychiatrie Wohin geht die Reise?

Strukturierter Qualitätsbericht

Strukturierter Qualitätsbericht

B E S C H L U S S ENTWURF

ZERTIFIKAT ISO 9001:2008. Universitätsklinikum Frankfurt. DEKRA Certification GmbH bescheinigt hiermit, dass das Unternehmen

Anerkennung von Facharztbezeichnungen

Synopse verwendeter Fachabteilungsschlüssel in 2016

Datensatz Perkutane transluminale Angioplastie (PTA Hamburg) 20/1 (Spezifikation 2014 V01)

Leistungen auf Grund von Krankheitsbildern für f Österreich, die Bundesländer nder und Versorgungsregionen.

Anlage 1: Fachabteilung Datensatz Schlaganfallversorgung (80/1)

Universitätsklinikum Düsseldorf. 7. Netzwerkkonferenz 2013

Führbarkeit von Zusatzbezeichnungen mit Facharztbezeichnungen

Gesellschaft für Qualifizierte Schmerztherapie - Certkom e.v. aus Recherche und Antworten befragter Projektträger

IVENA Das Leitstellensystem für eine optimierte Schlaganfallversorgung in Hessen

Übersicht der Facharztgruppen der niedergelassenen Ärzte/Chefärzte und Kliniken

Fragen und Punkteverteilung in den Blockabschlussklausuren des 4. und 5. Studienjahrs (gültig ab Wintersemester 2016/17)

Fragen und Punkteverteilung in den Blockabschlussklausuren in Q2 (gültig ab Wintersemester 2016/17)

Anlage 1: Fachabteilung Datensatz Schlaganfallversorgung (80/1)

Die Zentralen Notaufnahmen

21 Datensatzanalyse. 21 Datensatzanalyse. PCCL - Klassifikation. Am Beispiel. OP Management

INHALTSVERZEICHNIS. Die Geschichte des Hospitals von 1212 bis 1908, eine Geschichte für Leipzig 21

Online-Fragebogen zur Dokumentation von Guidelines

Befragung der Krankenhäuser in Deutschland

Datensatz Dekubitusprophylaxe DEK (Spezifikation 2017 V04)

Unterlagen für die Anmeldung zum 1. Abschnitt der Ärztlichen Prüfung nach der ÄAppO vom 22. Juni 2003 (NEU)

Entdecken Sie den Turnus der Vielfalt

Krankenhaus Martha-Maria München. Abbildung: Krankenhaus Martha-Maria München, Luftaufnahme

Jahrgang 2007 Kundgemacht im Internet unter am 30. November 2007

Statistisches Jahrbuch 2013 der Stadt Lüdenscheid

Bericht über die Gesamtergebnisse der Befragung der Ärztinnen/der Ärzte in Weiterbildung bei der Evaluation 2016

Corporate Grassroots Management im Rahmen der Lehrlingsausbildung

Datensatz Leistenhernie 12/3 (Spezifikation 14.0 SR 1)

Klinikum Stuttgart Medizin fürs Leben. Stuttgarter Archivtage 2011 Begrüßung durch das Klinikum Stuttgart

Vorklinischer Abschnitt Studienverlauf Pflichtcurriculum Ja Nein

SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG Drucksache 18/ Wahlperiode

ÄRZTEKAMMER SACHSEN-ANHALT Körperschaft des öffentlichen Rechts

Klinisch-praktisches Jahr

Titel UnivIS / Veranstaltungverwaltung

Krankenhausmanagement 08.Juli 9.Juli Universitätsklinikum Tübingen. Birgit Gesche Stabsstelle Medizinplanung und Strukturfragen

Prozessorientierte Arbeitszeiten in einer Zentralen Notaufnahme Bericht über ein Umstellungsprojekt

Patientensicherheit. Anforderungen aus Sicht des G-BA, der GVG und der Versicherer

Tutorial Risikoaudit. Dr. med. Heike A. Kahla-Witzsch, MBA Fachärztin für Urologie QM-Auditorin. Dr. Kahla-Witzsch Beratung im Gesundheitswesen

Datensatz Dekompression bei Sulcus-ulnaris-Syndrom 01/2 (Spezifikation 14.0 SR 1)

Bitte gehen Sie bei der Beantwortung des Fragebogens folgendermaßen vor: Beispiel: Teilweise. voll zu

Anzeige der Teilnahme an der ambulanten spezialfachärztlichen Versorgung (ASV) nach 116b SGB V

Fragen und Antworten zur Begutachtung von Behandlungsfehlern durch den MDK

Tätigkeitsbericht 2012

I NHALTSVERZEICHNIS. K APITEL 1 Die Geschichte des Hospitals von 1212 bis 1908, eine Geschichte für Leipzig... 21

1 Einleitung 7 2 Die Geschichte des Krankenhauswesens in Kärnten 9

Erläuterungen zu den Daten (Quartal 2015/2)

Verordnung über Qualitäts- und Strukturanforderungen

GEMEINSAM GEGEN SCHMERZEN

Studienablauf I. VI. Studienjahr

Studie: Arzt & Digitalisierung

Antrag. Ich bin in Einzelpraxis zugelassener Arzt/Therapeut und habe angestellte Ärzte/Therapeuten

Fakultät für Gesundheits- und Pflegewissenschaften Die Rolle der Patientenzufriedenheit im Krankenhaus

Stundenablaufplan - Zweiter Abschnitt der Ärztlichen Ausbildung

Liebe Kollegin Lieber Kollege,

Datensatz Lungen- und Herz-Lungentransplantation LUTX (Spezifikation 2015 V02)

TK- Krankenhaus-Patientenbefragung 2013: Daten und Fakten zur Methodik

L o g b u c h. Dokumentation der Weiterbildung gemäß Weiterbildungsordnung (WBO) über die Zusatz-Weiterbildung. Ärztliches Qualitätsmanagement

Zukunft der stationären Versorgung in Thüringen Symposium der KHG Sachsen am Michael Lorenz Geschäftsführer der LKHG Thüringen e.v.

ANTRAG AUF STUDIENPLATZTAUSCH

UKE Notaufnahme damals

L o g b u c h Dokumentation der Weiterbildung gemäß Weiterbildungsordnung 2004 der Ärztekammer Berlin

IHRE GESUNDHEIT UNSERE KOMPETENZ. Ausbildung im.

Weiterbildungsbefugnisse der leitenden Ärztinnen und Ärzte

Richtlinien über den Inhalt der Weiterbildung (WBO 2006)

Progress Test Medizin WS 2012/13 - Gesamtergebnis

DRK Krankenhaus Neuwied Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Bonn

Bgld Landeskrankenanstaltenplan 2008 (Bgld LAKAP 2008) LGBl 2/2009

Herz- und Kreislaufzentrum

Klinik Kompass. Schnell-Übersicht für niedergelassene Ärzte. Kontaktmail* bei Fragen und Problemen an

Ingrid Parzer, Kundenmanagement & Omnichannel Jänner Gesundheit & Wertvoll Akut-Versorgt

Zweite Satzung zur Änderung der Studienordnung für den Studiengang Medizin der Technischen Universität München

EDV-gestützte Erstellung einer Blutbereitstellungsrichtlinie

Weiterbildungsbefugnisse am Klinikum Augsburg

Kreuzplan Kurs Essen Beginn ab /07 Infektiologie und Hygiene Skript Infektiologie 2 lesen Amboss Tag 24:

Studienordnung für den Studiengang Medizin an der Universität Leipzig

Medizinische Erstversorgungseinrichtungen in Wien gemäß Ärzteausbildungsordnung. Krankenanstalt Abteilung (Ambulanz) Anrechenbarkeit Beginn Ende

Einführung Manchester-Triage-System am HELIOS Klinikum Siegburg

Richtlinien über den Inhalt der Weiterbildung (WBO 2006)

Behandlungspfade aus dem Blickwinkel der Pflege. Procula Glien Pflegerische Leitung Interdisziplinäres Notfallzentrum Uniklinikum Bonn

Dekubitusprophylaxe (Modul DEK)

Änderung der Neufassung der Prüfungsordnung für den Modellstudiengang Humanmedizin an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

Qualitätsbericht 2010 JOSEPHINUM MÜNCHEN. Strukturierter Qualitätsbericht für das Berichtsjahr 2010 gemäß 137 Abs.3 Satz 1 Nr 4 SGB V

STOMATHERAPIE INFORMIEREN SCHULEN BERATEN

Studienplan für den integrierten Studienabschnitts. 1. Studienjahr

Transkript:

Schadensfälle in der Notaufnahme -standardisierte Triage aus Sicht der Versicherer (eines Risiko-Beraters)

Patienten Markt Image Sicherheit Diverse Gesetzgeber Risiko-Management im Krankenhaus Versicherer Prävention Basel II Banken ökon. Stabilität W-Prüfer

Eingangszahlen der Ecclesia gemeldeten Arzthaftungsschäden 8500 8000 7500 7000 6500 6000 5500 5000 4500 4000 3500 3000 2500 2000 1500 1000 538 500 731 946 995 1460 1939 2606 7793 7869 7330 6729 5842 5914 5013 4277 3314 Gyn. / Geb. Orthopädie Anästhesie Chirurgie Innere 8454 82 83 85 87 89 91 93 95 97 99 00 2001 2002 2003 2004 2005 2006

Verteilung auf Disziplinen nach Schadenfällen Zahn-,Kiefer-HK, Kieferchirurg Strahlenheilkunde Augenheilkunde Plastische Chirurgie Neurologie Kinderheilkunde Hals-, Nasen- Ohrenheilkunde Neurochirurgie Urologie Allgemeine Psychiatrie Gefäßchirurgie 617 703 729 810 973 1117 1225 1315 1751 2249 2263 Stand: 30.09.2006 73715 Fälle Sonstige 4887 Orthopädie Gyn.-Geburtshilfe Innere Medizin 5844 7358 8128 Anästhesie 11970 Allgemein-, Unfall-, Herz- Thoraxchirurgie 21776 0 5000 10000 15000 20000 25000

Verteilung auf Disziplinen nach Schadenaufwand Zahn-,Kiefer-HK, Kieferchirurg Augenheilkunde Plastische Chirurgie Strahlenheilkunde Sonstige Hals-, Nasen- Ohrenheilkunde Neurologie Allgemeine Psychiatrie 2.249.850,80 2.596.948,47 2.357.073,79 2.751.215,36 2.604.998,02 3.122.917,56 4.875.353,76 3.704.723,86 4.423.631,00 7.495.990,00 8.030.156,70 6.550.015,07 4.980.522,91 10.503.731,37 4.615.164,79 11.017.469,67 Stand: 30.09.2006 73715 Fälle Urologie Gefäßchirurgie Neurochirurgie Kinderheilkunde Orthopädie Innere Medizin Anästhesie Allgemein-, Unfall-, Herz- Thoraxchirurgie Gyn.-Geburtshilfe 9.587.238,89 10.353.718,28 14.237.558,12 15.136.918,40 21.671.816,86 18.036.524,50 11.950.624,00 31.879.794,00 31.576.220,39 32.798.940,41 31.722.351,00 45.235.098,00 62.860.515,00 47.328.487,00 117.735.912,00 103.886.751,00 146.351.670,00 163.716.809,00 0,00 50.000.000,00 100.000.000,00 150.000.000,00 200.000.000,00 250.000.000,00 300.000.000,00 350.000.000,00

...es geht im Risiko-Management nur um wenige wesentliche Dinge: Patienten sollen fehlerhafte Behandlungen und schwere Schicksale erspart bleiben, Ärzte und Pflegende in ihrem Ruf nicht geschädigt und Krankenhäuser nicht in schwierige Situation gebracht werden Beyer-Rehfeld,A., krankenhausumschau 6/2003

Untersuchungselemente im klinischen Risiko-Management Behandlung Patientenaufklärung Organisation Dokumentation

1 Risiko-Identifizierung 4 Risiko-Überwachung Risiko- Management- Prozess 2 Risiko-Bewertung 3 Risiko-Bewältigung GRB, 2003

Notaufnahme

Falsch gestellte Diagnose, Diagnosefehler Falsch durchgeführte Therapie Nicht oder verspätet eingeleitete Therapie Nichterheben erforderlicher Befunde Falsche Therapiewahl N= 807 (Aufwand über 5.000 )

Schadenstiftende Prozesse im Bereich der Notaufnahme Beispiele: GRB, 2007 Untersuchungsbereiche im Bereich Notaufnahme

prozessbezogene Ausstrahlung der Ersteinschätzung GRB, 2007 Untersuchungsbereiche im Bereich Notaufnahme

Das Problem an einem realen Fall aus der Praxis: Gegen VN wird der Vorwurf erhoben, den Patienten in der Notfallambulanz nicht behandelt zu haben, obwohl er unerträgliche Schmerzen hatte. Dies hatte zur Folge, dass der AST das Krankenhaus verließ und in einem anderem Krankenhaus vorstellig wurde. Es wird dem VN vorgeworfen, dass durch die lange Wartezeit bzw. das gar nicht erst Aufrufen des Patienten die dann notwendig gewordene Semikastratio durchgeführt werden musste. VN weist Vorwürfe zurück, der Patient wurde aufgerufen, war dann aber wohl nicht mehr da. Die Verlobte des AST bezeugt per eidesstattliche Versicherung den angeschuldigten Ablauf. Die Versicherung tritt ohne Anerkenntnis einer Rechtspflicht in die Regulierung ein, da aufgrund fehlender Dokumentation der tatsächliche zeitliche Ablauf aus Sicht des VN nicht nachvollziehbar dargelegt werden kann. Das augenblickliche Vergleichsangebot beträgt 20.000,00. VR gestellte Reserve: 100.000,00

Auswirkungen einer qualifizierten und dokumentierten Ersteinschätzung: Sofortige Festlegung der Behandlungspriorität Zeitgerechte Versorgung Darlegung / Beweislast Nachweis der Behandlungsnotwendigkeit Erhöhung der Patientenzufriedenheit Patient in der Notaufnahme Prozessoptimierung durch transparente Abläufe Erhöhung des Informationsflusses und der Dokumentationsqualität Nachvollziehbarer Abläufe Ökonomischere Ressourcennutzung (personell / räumlich) Erhöhung der Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter Augenscheinsbeweis guter Organisation bei Vorwurf eines Organisationsverschuldens

Typische im Risiko-Assessment beobachtbare Schwachstellen im Bereich ZNA: - Diagnostik und Therapie im Nachtdienst und an den Wochenenden - Qualifizierte, nachvollziehbare Ersteinschätzung des Patienten - Verfahren bei Frakturverdacht - Überwachungslücken - Observation im Wartebereich - Patientenstürze - Therapeutische Beratung - Hygienemängel - Pflegerische Dokumentation -...

Swiss cheese modell n. Reason 1991 1 Risiko-Identifizierung 4 Risiko-Überwachung Risiko- Management- Prozess 2 Risiko-Bewertung 3 Risiko-Bewältigung GRB, 2003 Peter Gausmann Peter Gausmann Angemeldete Anspruchstellungen Bestand Ecclesia Versicherungsdienst 31.05.2006 Untersuchungselemente im klinischen Risiko-Management Behandlung Patientenaufklärung Organisation Peter Gausmann Dokumentation Peter Gausmann Peter Gausmann

Notwendigkeit der Nachvollziehbarkeit der Ersteinschätzung

Veröffentlichungen zum Thema Klinisches Risikomanagement unter GRB-BeteiligungBeteiligung weitere Quellenverweise unter