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Transkript:

Sonderdruck aus: Archäologische Berichte des Landkreises Rotenburg (Wümme) Band 11 Herausgegeben im Auftrag des Landkreises Rotenburg (Wümme) und der Archäologischen Gesellschaft im Landkreis Rotenburg (Wümme) e. V. durch Stefan Hesse 2004 Kommissionsverlag Isensee Verlag, Oldenburg

Spurensicherung 25 Jahre Kreisarchäologie Rotenburg (Wümme) Herausgegeben von Stefan Hesse Sonderdruck Stefan Hesse, Ingo Neumann, Angela Ratuschniak-Schulte: Eine neu entdeckte Siedlung der Römischen Kaiserzeit bei Ebersdorf

Die Archäologischen Berichte des Landkreises Rotenburg (Wümme) erscheinen als Organ des Landkreises Rotenburg (Wümme). Seit 2000 werden sie gemeinsam mit der Archäologischen Gesellschaft im Landkreis Rotenburg (Wümme) e.v. herausgegeben. Die Archäologischen Berichte des Landkreises Rotenburg (Wümme) wurden 1990 von W.-D. Tempel begründet. Für den Inhalt der Beiträge, die Gestaltung der Abbildungen und deren Nachweis sind die Autoren verantwortlich. Bibliographische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. ISSN: 0946-8471 ISBN: 3-89995-171-9 Redaktion: Stefan Hesse, Uwe Meitzner, Wolf-Dieter Tempel Satz und Layout: Stefan Hesse mit LaTeX Übersetzungen: Frauke Schindel (F.S.), Angela Ratuschniak-Schulte (A.R.-S.) Umschlaggestaltung: Stefan Hesse, Uwe Meitzner Druck und Binden: Isensee Verlag, Oldenburg Printed in Germany 2004 Landkreis Rotenburg (Wümme) Kommissionsverlag Isensee Verlag, Oldenburg

Inhaltsverzeichnis Tempel Zur Geschichte der Ur- und Frühgeschichtsforschung im Landkreis Rotenburg.. 3 Eichfeld Ein GIS-Verfahren zur Analyse der ökologischen Diversität urgeschichtlicher Siedlungsumfelder................................................................. 19 Mittmann, Enters, Behling, Zolitschka Pollenanalytische und sedimentologische Untersuchungen zur Vegetations- und Siedlungsgeschichte am Eversener See, Ldkr. Rotenburg (Wümme)................. 37 Gerken, Breest Neue mittelpaläolithische Artefakte aus dem Landkreis Rotenburg (Wümme). 65 Laux Ein Vollgriffschwert mit achtkantigem Griff und weitere bronzezeitliche Grabfunde aus den Grabhügeln bei Ober Ochtenhausen, Gde. Sandbostel, Ldkr. Rotenburg (Wümme).................................................................... 87 Hofmann Lanzetten: eine Leitform der Nordischen Bronzezeit. Fundanalyse im Spannungsfeld zwischen Theorie und Praxis................. 105 Wendowski-Schünemann Eine Späte Frühlatènefibel aus Barchel-Lehmkamp. Bemerkungen zur Gruppe der so genannten Vasenfußfibeln...................223 Meier Zur Herstellungstechnik dreier Vasenfußfibeln aus Leese und Barchel......... 249 Hesse, Neumann, Ratuschniak-Schulte Eine neu entdeckte Siedlung der Römischen Kaiserzeit von Ebersdorf........ 267 Hesse Das gemischt belegte Gräberfeld der Völkerwanderungszeit von Klein Meckelsen................................................................... 283

2 Heine Frühe Burgen zwischen Ems, Elbe und Werra Ein Forschungsbericht....................................................... 305 Grefen-Peters, Hesse Eine Knochenflöte der frühen Neuzeit aus Rotenburg........................ 345 Hesse, Eichfeld, Gerken, Neumann Fundchronik 2003........................................................... 355 Tempel Bibliographie zur Ur- und Frühgeschichte des Landkreises Rotenburg (Wümme)................................................................... 383 Hesse Literaturschau 2003......................................................... 405 Hesse Tätigkeitsbericht der Kreisarchäologie Rotenburg (Wümme) für das Jahr 2003.........................................................................407 Hesse, Schliemann Nachrichten aus dem Bachmann-Museum 2003............................... 423

Eine neu entdeckte Siedlung der Römischen Kaiserzeit bei Ebersdorf Stefan Hesse, Ingo Neumann, Angela Ratuschniak-Schulte Schlagwörter: Römische Kaiserzeit; Siedlung; Grubenhaus Keywords: Imperial Roman Period; Settlement; Pit House 1 Fundgeschichte Im Zuge der Bearbeitung eines an den Ldkr. Rotenburg (Wümme) gestellten Bauantrages für ein Stallgebäude in der Gemarkung Ebersdorf (Abb. 1), Gde. Geestequelle, wurde u. a. von der Kreisarchäologie Rotenburg als Untere Denkmalschutzbehörde im Bereich Bodendenkmale eine Stellungnahme angefordert. Da unweit des angestrebten Bauplatzes, in unmittelbarer Nähe der Gemarkung Alfstedt, die mittelalterliche Wüstung Horecthorp vermutet wird, wurde das betroffene Areal im Februar 2003 von St. Hesse prospektiert. Dabei konnten 3 Wandungsscherben und 1 Randscherbe geborgen werden, die eine bislang unbekannte Fundstelle der Römischen Kaiserzeit (FStNr. 67) belegten. Vom 17. bis 19. März 2004 fanden daher im Zuge der angelaufenen Baumaßnahmen begleitende archäologische Untersuchungen durch die Kreisarchäologie Rotenburg (Wümme) statt. 1 Im Bereich des 1 Die wissenschaftliche Grabungsleitung lag bei Dr. Stefan Hesse, die örtliche Leitung bei Ingo Neumann. Für einen schnellen Einsatz vor Ort danken wir Wolfgang Adrian und Burkhard Brunotte. Familie Schröder ist für ihr Verständnis und Interesse an den archäologischen Untersuchungen zu Danken. 267

268 Hesse, Neumann, Ratuschniak-Schulte Siedlung der Römischen Kaiserzeit Abbildung 1: Lage der Fundstelle innerhalb Niedersachsens (der Landkreis Rotenburg/Wümme ist hervorgehoben). Zeichnung: St. Hesse. geplanten Stallgebäudes traten auf einer Fläche von ca. 500 m 2 insgesamt 10 Befunde (Abb. 2) zutage, die eine Siedlung der Römischen Kaiserzeit belegen. Die Bedeutung der Fundstelle liegt u. a. darin, dass es sich hierbei um die erste archäologisch untersuchte Siedlung der Römischen Kaiserzeit im nördlichen Kreisgebiet handelt. In diesem Zusammenhang muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass Grabungen im gesamten Verbreitungsgebiet der Cuxhavener Gruppe (nach Stief 1988) häufiger stattfanden. 2 Grabungsverlauf und Befunde Bei den Befunden handelte es sich überwiegend um große Gruben mit einem durchschnittlichen Durchmesser von etwa 1,4 1,8 m. Aufgrund der für archäologische Beobachtungen suboptimalen Entfernung des humosen Oberbodens mittels eines Radladers, erschien der Befundträgerhorizont stark zerwühlt und verdichtet. Feinere Details und Strukturen einer Siedlung, wie Pfostengruben, Wandgräben o. ä. waren nicht mehr sichtbar. Alle Befunde wurden nach dem Abtrag von 30 40 cm Oberhumus (Ah) und ggf. der partiell darunter liegenden Verbraunung (Bv) erkennbar. Die starke Überprägung durch oberlagige Bodenschichten hatte dazu beigetragen, dass die Befunde nur schwer kenntlich und in ihrer Kontur nur mühsam fassbar waren, was sich besonders bei dem Grubenhaus ➅ zeigte. Die gleichförmig humose, schwarzbraune Verfüllung der Gruben ➀ ➃ lässt Vorrats- oder Abfallgruben vermuten, wie auch Größe und Resttiefe der Ein-

Archäologische Berichte des Landkreises Rotenburg (Wümme) 11, 2004 269 Abbildung 2: Übersicht über die ergrabenen Befunde. Zeichnung: St. Hesse, I. Neumann. grabungen andeuten. Es konnten bei keiner dieser Gruben Versteifungs- oder Pfostenkonstruktionen im Umfeld beobachtet werden. Ihre Basis verlief häufig flach muldenförmig. Ihre Tiefe lag im Bereich von 0,2 0,3 m unter Planum. Diese geringe Eintiefung lässt auf einfach konstruierte Bodenbehältnisse schließen. Mit der Grube ➄ konnte eine Feuerstelle im Befund gefasst werden (Abb. 3). Besonders die Größe (Dm. 1,6 2,0 m) und die außergewöhnliche Tiefe von 0,7 m unterschied sich auffällig von den anderen beobachteten Befunden. Schließlich verwiesen dichte Holzkohlelagen und noch in situ befindliche, thermisch beeinflusste Steine auf den Zweck des Befundes: Er diente als Gar- oder Feuergrube zur Aufbereitung von Nahrungsmitteln. Vereinzelte Knochenfragmente in den oberen sandigen Verfüllschichten deuteten unter der Annahme, dass die Verfüllung sehr zeitnahe zur Nutzung der Grube geschah, auf die Zubereitung von Fleisch hin. Ein vergleichbarer Befund liegt im Landkreis Rotenburg (Wümme) aus Abbendorf FStNr. 29 vor. Hier konnte

270 Hesse, Neumann, Ratuschniak-Schulte Siedlung der Römischen Kaiserzeit Abbildung 3: Nord Süd-Profil durch Befund ➄. M. 1:20. Zeichnung: B. Brunotte, St. Hesse. R. Dehnke im Dezember 1966 eine 2,1 x 1,1 m große, annähernd rechteckige Grube mit einer Verfüllung aus Feldsteinen und Holzkohle beobachten, die in die Zeit um 34 ± 73 AD datiert 2. Befund Nr. ➅ war mit seiner Ausdehnung von 3,7 x 2,8 m der mit Abstand größte Befund in der Ausgrabungsfläche. Seine Kontur setzte sich nur schwach vom umgebenden Bv-Horizont ab, was sicherlich auch in der Verfüllung der Grube durch randlich eingeschwemmtes Sediment begründet ist. Die Ansprache als Grubenhaus ist durch die inneren Pfosten ➆ ➉ gesichert. Die dokumentierte Resttiefe betrug nur noch um 0,5 m (Abb. 4). Die Basis des Grubenhauses war nicht exakt waagerecht. Befunde, die Hinweise auf Wandgräben oder einen Eingangsbereich 3 liefern konnten, waren nicht zu beobachten. Innerhalb der Verfüllung befanden sich Keramikfragmente, jedoch keinerlei Webgewichte oder Schlacken, so dass detailliertere Aussagen zur Nutzung des Gebäudes nicht möglich sind. In Folge des engen zeitlichen Rahmens für die archäologische Dokumentation der Befunde, wurde auf eine vollständige Erfassung der gesamten Pfosten-Innenkonstruktion verzichtet. Dennoch lässt sich Befund ➅ als Sechs-Pfosten-Grubenhaus ansprechen. Die Ausrichtung des Baus erfolgte aufgrund des vorherrschenden Westwindes in Ost West-Richtung, wie dies an zahlreichen zeitgleichen Siedlungen zu beobachten ist (zusammenfassend Zimmermann 1992, 154). Ein Hauptgebäude in zu vermutender Pfostenbauweise konnte nicht beobachtet werden, kann aber im näheren Umfeld angenommen werden, da Grubenhäuser selten isoliert lagen. 2 Probennummer Hv 1960, 2020 ± 60 BP. 3 Eingänge sind an Grubenhäusern Nord- und Mitteleuropas bis zum Mittelalter nur selten im archäologischen Befund überliefert (Zimmermann 1992, 188).

Archäologische Berichte des Landkreises Rotenburg (Wümme) 11, 2004 271 Abbildung 4: Ost West-Profil durch Grubenhaus ➅. M. 1:40. Zeichnung: B. Brunotte, St. Hesse. Abbildung 5: Keramik aus Ebersdorf FStNr. 67. 1 Kat.Nr. 6.w, 2 Kat.Nr. 1.k, 3 Kat.Nr. 1.i, 4 Kat.Nr. 1.j. M. 1:3. Zeichnung: A. Ratuschniak-Schulte. 3 Funde Von den im Vorfeld von Baumaßnahmen geborgenen drei Wandungsscherben sind zwei sorgfältig geglättet, eine geraut. Die Randscherbe besitzt einen leicht verdickten und facettierten Randabschluss und ist somit in die ältere Römische Kaiserzeit einzuordnen (vgl. Schmid 1965, 16 und 18. Stief 1988, 108 und 170). Der größte Anteil der bei der Notgrabung geborgenen Keramikfragmente entfällt auf die ergrabenen Befunde. Streufunde konnten nur zu einem sehr kleinen Anteil auf der abgeschobenen Oberfläche gesichtet werden. Das Formenspektrum reicht von rötlicher grobgemagerter Gebrauchsware bis zu feingemagerten schwarzgebrannten und stellenweise gefleckten Gefäßfragmenten. Den überwiegenden Teil nimmt dabei die mittelgrob bis grob gemagerte Gebrauchsware ein. Hinzu kommen Fragmente aus fein gemagertem, graubraun bis schwarz gebranntem Material mit sorgfältig geglätteter und polierter Oberfläche. Die Anzahl der verzierten Gefäßfragmente ist dabei sehr gering. Neben einer Randscherbe mit Fingerkuppeneindrücken (Abb. 6,6 ) liegen nur zwei Wandungsscherben aus feingemagertem Material vor, die parallel einge-

272 Hesse, Neumann, Ratuschniak-Schulte Siedlung der Römischen Kaiserzeit brachte Linien aufweisen (Abb. 5,3 4 ). Eine derartige Kammstrichverzierung kommt in der Cuxhavener Gruppe zwar generell vor, ist aber eher in der jüngeren Römischen Kaiserzeit anzutreffen (Stief 1988, 109 f. und 150). Die Wandungsscherben besitzen überwiegend gerundete Profilformen. Daneben gibt es zwei Fragmente mit geknicktem Schulterumbruch und rund gearbeiteter Innenwandung (Befund ➅, Streufunde). Obwohl einige der Keramikscherben innerhalb der jeweiligen Befunde zusammen gefügt werden konnten, war es nicht möglich, ein ganzes Gefäß zu rekonstruieren. Auch ein befundübergreifendes Zusammenfügen von Scherben, insbesondere die Zuordnung der Streufunde, war nicht möglich. Allerdings gibt es Übereinstimmungen in Magerungsstruktur und Oberflächenbeschaffenheit, welche auf Gefäßzusammengehörigkeit hindeuten. Dies trifft insbesondere auf das Material aus Befund ➅ zu. Unter den geborgenen Keramikfragmenten befanden sich insgesamt 15 Randscherben. Hierbei handelt es sich überwiegend um Bruchstücke mit nur geringen Ansätzen des Gefäßhalses und der Schulter. Die Profile dieser Fragmente zeigen deutliche Unterschiede hinsichtlich der Formgebung. Neben leicht verdickten Randausführungen kommen Scherben mit durchgehend gleich starker Wandung ebenso vor, wie solche, deren Querschnitt sich zum Randbereich verjüngt. Die Oberkanten sind bei allen Randscherben geglättet. Dabei überwiegen die gerade abgestrichenen und facettierten Formen gegenüber den rund gearbeiteten Rändern. Während ein großer Teil der Randscherben zu klein ist, um konkrete Rückschlüsse auf die ursprüngliche Gefäßform zu ziehen, ist bei vier Scherben auch der Bereich des Schulterumbruchs erhalten bzw. konnte durch Anfügen von vorhandenen Wandungsscherben rekonstruiert werden (Abb. 5,1, 6,9 11 ). Es handelt sich um Formen mit rundem Schulterumbruch und grob geglätteter oder gerauter Oberfläche. Die Randprofile sind nicht verdickt, verlaufen gerade oder leicht einziehend und weisen nur eine geringe Neigung auf. Ein Exemplar besitzt einen außen grob abgesetzten, innen gerundeten Rand (Befund ➄; Abb. 6,10 ). Leider fehlen Bodenscherben in allen Befunden fast völlig, auch weitere Wandungsscherben zur Rekonstruktion der Gefäßunterteile liegen nicht vor. So muss die Frage nach dem ursprünglichen Aussehen der 4 Exemplare offen bleiben. Anhand der Rand- und Schulterausformung ist jedoch davon auszugehen, dass es sich um weitmündige Gefäße der Terrinen- oder Trichterformen handelt, wie sie im Arbeitsgebiet vom 2. Jahrhundert bis zum Beginn der Völkerwanderungszeit gebräuchlich waren.

Archäologische Berichte des Landkreises Rotenburg (Wümme) 11, 2004 273 Abbildung 6: Keramik aus Ebersdorf FStNr. 67. 1 Kat.Nr. 6.t, 2 Kat.Nr. 6.u, 3 Kat.Nr. 5.k, 4 Kat.Nr. 6.v, 5 Kat.Nr. 12.e, 6 Kat.Nr. 1.l, 7 Kat.Nr. 6.z, 8 Kat.Nr. 6.x, 9 Kat.Nr. 6.y, 10 Kat.Nr. 5.l, 11 Kat.Nr. 2.f. M. 1:3. Zeichnung: A. RatuschniakSchulte.

274 Hesse, Neumann, Ratuschniak-Schulte Siedlung der Römischen Kaiserzeit Anhand des Fundmaterials lässt sich somit eine Nutzung der Fundstelle Ebersdorf 67 für die ältere Römische Kaiserzeit seit der Zeit um Chr. Geb. oder dem 1. Jahrhundert n. Chr. bis in das 2., möglicherweise noch bis in das 3. Jahrhundert n. Chr. nachweisen. Eindeutige Belege für Aktivitäten in der jüngeren Römischen Kaiserzeit fehlen jedoch 4, sind aber aufgrund des kleinräumigen Grabungsareals nicht auszuschließen. 4 Katalog 1. Befund ➀ 1,6 x 1,6 m abmessende Grube mit einer Tiefe von 0,2 m. Der schwarzbraune Befund setzte sich klar vom Umfeld ab. (a) Holzkohle (b) 2 Wandungsscherben eines dickwandigen, grob gemagerten Gefäßes. D. 11 13 mm. Der Bruch zeigt zur Gefäßinnenwand eine schwarze, zur Außenwand eine rötliche Färbung. Außenseite ockergrau, grob geglättet, sichtbare Magerungspartikel. (c) Wandungsscherbe. D. 10 13 mm. Oberflächenfarbe ockergrau bis rötlich. Struktur und Aussehen wie vorhergehend beschriebene Scherben, möglicherweise zum gleichen Gefäß gehörend. (d) Wandungsscherbe. D. 7 11 mm. Feine Magerung mit wenigen mittelgroben Bestandteilen, Bruch und Flächen dunkelgrau. Fein geglättet. (e) Wandungsscherbe. D. 8 mm. Mittelgrob gemagert. Raue Oberfläche, Farbe ockergelb. (f) Wandungsscherbe. D. 5 mm. Feine Magerung. Bruch grau, Innenseite schwarz, Außenseite ockergelb. Leicht rau mit sichtbaren Magerungspartikeln. (g) Wandungsscherbe. D. 6 mm. Feine Magerung. Bruch und Innenseite grau, Außenseite ockergrau. Beidseitig glatt verstrichen. (h) Wandungsscherbe. D. 7 8 mm. Mitttelgrob gemagert. Bruch und Innenseite grau. Außenseite ockergrau bis grau, wobei der graue Bereich fein geglättet erscheint, der ockergraue dagegen rau. (i) Wandungsscherbe, mittelgrob gemagert (Abb. 5,3 ). D. 8 10 mm. Die Innenseite ist von grauer Farbe, glatt abgestrichen, mit Spuren von Magerungsbestandteilen. Die Außenseite ist fein geglättet und besitzt eine matt glänzende schwarze Oberfläche. Die Scherbe weist eine Verzierung in Form von 6 annähernd parallel verlaufenden Rillen auf. (j) Mittelgrob gemagerte Wandungsscherbe, glatt verstriche- 4 Lediglich die beiden kammstrichverzierten Wandungsscherben könnten Hinweise auf eine Nutzung in der jüngeren Römischen Kaiserzeit liefern.

Archäologische Berichte des Landkreises Rotenburg (Wümme) 11, 2004 275 ne Oberfläche, von grauer bis ockergelber Farbe (Abb. 5,4 ). D. 7 8 mm. Die Scherbe weist die Ansätze von drei parallel verlaufenden Rillen auf, wovon zwei im Abstand von 7 mm nebeneinander liegen, die dritte befindet sich ca. 8 mm rechts unterhalb im Abstand von 9 mm. (k) Unverzierte Randscherbe aus reduzierend gebrannter, fein gemagerter Ware (Abb. 5,2 ). D. (Schulteransatz) 7 mm. Der Rand ist zur Schulter leicht abgewinkel und nach innen gerundet, mit einem Profilquerschnitt von 5 mm. Die Oberkante ist glatt abgestrichen. Die Oberflächen sind schwarz, matt glänzend. (l) Randscherbe, mittelgrob gemagert, mit rauer Oberflächenstruktur (Abb. 6,6 ). Der Rand ist verdickt und mehrfach abgestrichen. Entlang des äußeren Randes befinden sich 3 rechtsläufige, im Winkel von ca. 45 eingebrachte Fingernageleindrücke. Die gegenüberliegende Innenseite weist leicht versetzt fingerkuppengroße Druckstellen auf. Die Randscherbe besitzt an den Seiten sehr unterschiedliche Profilquerschnitte. Die Farbe der Keramik ist dunkelgrau, auf der Außenseite überwiegen graugelbe Schattierungen. 2. Befund ➁ 2,2 x 2,0 m abmessende Grube mit einer Tiefe von 0,2 m. Der dunkelbraune Befund setzte sich klar vom Umfeld ab. (a) 3 Wandungsscherben eines grob gemagerten Gefäßes. D. 10 mm. Bruch und Oberflächen dunkelgrau. Beidseitig fein geglättet, poliert. (b) Wandungsscherbe. D. 10 mm. Grob gemagert. Bruch grau. Innenseite dunkelgrau, fein geglättete, polierte Oberfläche, wenige sichtbare Magerungspartikel. Außenseite ockergrau, geraut. (c) Wandungsscherbe. D. 6 mm. Feine Magerung mit wenigen gröberen Bestandteilen. Bruch grau bis ockergrau. Innenseite schwarz, glatt poliert. Außenseite rau, ockergrau bis rötlich. (d) Wandungsscherbe. D. 5 7 mm. Grob gemagert. Bruch und Innenseite dunkelgrau, unregelmäßige Glättung. Außenseite ockergrau, rau. (e) Bodenscherbe mit Wandungsansatz. D. 10 12 mm. Grob gemagert. Farbe grau bis ockergrau. Sehr grob geformte Ware mit unregelmäßig verstrichener Oberfläche. (f) 2 Randscherben, unverziert (Abb. 6,11 ). D. 5 10 mm. Die beiden Randscherben stammen aus einem Befund und konnten zusammengefügt werden. Aufgrund der Ausformung lässt sich auf ein weitmundiges Gefäß mit gerundeter Schulter und einem Randdurchmesser von ca. 21 cm schließen. Der Rand ist aufgerichtet, wenig ausladend und geht fließend in die Schulterwölbung über. Er ist mehrfach abgestrichen mit einem runden Profilquerschnitt. Die Innenseite ist glatt verstrichen und von dunkelgrauer bis schwarzer Farbe. Die Außenseite ist

276 Hesse, Neumann, Ratuschniak-Schulte Siedlung der Römischen Kaiserzeit von grau-brauner Färbung und bis zur Schulterwölbung geglättet. Von der Mitte der Schulterwölbung abwärts ist die Oberfläche geraut. Es zeigen sich horizontale Riefen mit groben Magerungsbestandteilen. Überwiegend mittelgrobe Magerung. 3. Befund ➂ 2,3 x 1,9 m abmessende Grube mit einer Tiefe von 0,2 m. Der dunkelbraune Befund setzte sich klar vom Umfeld ab. 4. Befund ➃ 1,5 x 1,3 m abmessende Grube mit einer Tiefe von 0,2 m. Der schwarzbraune Befund setzte sich klar vom Umfeld ab. (a) Holzkohle, kleinteilig. (b) Wandungsscherbe. D. 9 11 mm. Mittelgrobe Magerung. Bruch grau, Innenseite ockergrau. Außenseite ockergrau bis rötlich. Gleichmäßige Glättung. (c) Wandungsscherbe. D. 9 11 mm. Struktur und Aussehen wie vorhergehendes Exemplar, möglicherweise zu einem Gefäß gehörend. 5. Befund ➄ 2,0 x 1,7 m abmessende Grube mit einer Tiefe von 0,6 m. Der schwarzbraune Befund setzte sich klar vom Umfeld ab. Der Befund war mit Steinen ausgelegt, die Spuren von Hitzeeinwirkung aufzeigten. Zwischen den Steinen befanden sich größere Stücken Holzkohle, z. T. waren Astlagen zu erkennen. In der Grubenverfüllung befanden sich verbrannte Knochen und in dem oberen Verfüllbereich gebrannter Lehm. (a) Holzkohle in größeren Stücken. (b) Gebrannter Lehm. (c) Steine, thermisch gerötet. (d) Wandungscherbe. D. 7 8 mm. Feine Magerung. Bruch und Innenseite dunkelgrau. Außenseite dunkelgrau und graubraun. Gleichmäßige Oberflächenglättung. (e) Wandungsscherbe. D. 6 8 mm. Mittelgrobe Magerung. Kern hellgrau. Innenseite hellgelb, fein geglättet. Außenseite graugelb, geglättet, fein sandige Oberfläche mit sichtbaren Magerungspartikeln. (f) Wandungsscherbe. D. 8 9 mm. Mittelgrobe Magerung. Kern und Oberflächen rötlich. (g) Wandungsscherbe. D. 6 7 mm. Überwiegend fein gemagert. Bruch grau. Oberflächen ockergrau bis rötlich, fein geglättet. (h) Wandungsscherbe. D. 5 mm. Überwiegend fein gemagert. Bruch dunkelgrau. Innenseite dunkelgrau, fein geglättet. Außenseite graugelb, geglättet. (i) Wandungsscherbe. D. 9 mm. Grobe Magerung. Innenseite und Teil des Kerns schwarz, zur Außenseite bräunlich bis ziegelrot. (j) Keramikfragment. D. 12 13 mm. Mittelgrobe Magerung. Bruch und Oberflächen grau. Geglättet. (k) Unverzierte Randscherbe (Abb. 6,3 ). Der mehrfach abgestrichene Rand ist leicht verdickt mit einem Querschnitt von 6 mm. Die Oberfläche ist fein geglättet und von matt glänzender schwarzer Farbe. Feine Magerung mit wenigen mittelgroben Partikeln.

Archäologische Berichte des Landkreises Rotenburg (Wümme) 11, 2004 277 (l) Randscherbe einer grob gemagerten Gebrauchskeramik (Abb. 6,10 ). Der Randumbruch ist außen scharf ausgeprägt, innen s-förmig gerundet. Der Rand ist geglättet und teilweise abgestrichen, mit einem Profilquerschnitt von 6 7 mm. Hoch ansetzender, gerundeter Schulterbereich. Kern und Innenseite der Keramik sind dunkelgrau, der äußere Kernbereich sowie die Außenseite der Schulterwölbung graubraun. Vom Rand bis zum Schulteransatz besteht außen ein farblich abgesetzter Bereich von rötlich ockerbrauner Färbung. Die Oberfläche ist unregelmäßig geglättet und enthält sichtbare Magerungspartikel. Die Wandstärke beträgt im Schulterbereich 9 11 mm, zum Randumbruch abnehmend. Randund Schulterausformung lassen auf ein weitmündiges Gefäß von ca. 17 cm Durchmesser schließen. (m) Gebrannter Lehm. Enthält sichtbare grobsandige Bestandteile von bis zu 2 mm Korngröße. Teils dunkelgrau, teils ziegelrot gebrannt. Einseitig geglättet, möglicherweise Wandverputz. (n) Thermisch beeinflusster Flint. 6. Befund ➅ 3,7 x 2,8 m abmessende Grube mit einer Tiefe von 0,5 m. Der dunkelbraune Befund setzte sich nur undeutlich vom Umfeld ab. Das Grubenhaus war nur undeutlich vom Bv- Horizont zu trennen. Mit Unsicherheiten in der Kontourerfassung ist somit zu rechnen. Stratigraphische Lage: umfasst die Befunde ➆ ➉. (a) 3 Bodenscherben mit Wandungsansatz. Mittelgrob gemagert, ockergrau. (b) Wandungsscherbe mit scharfem Schulterumbruch. D. oberhalb Schulter 8 mm, darunter 12 14 mm. Grobe Magerung. Bruch grau. Oberhalb des Schulterumbruchs glatt abgestrichen, grau. Unterer Wandungsbereich leicht geraut, rötlich gebrannt. Innenseite gelbgrau. (c) Wandungsscherbe. D. 7 11 mm. Mittelgrob gemagert. Bruch grau, Innen- und Außenflächen graubraun bis ockergelb. Außen rau verstrichen. (d) 2 Wandungsscherben. D. 5 8 mm. Überwiegend feine Magerung mit wenigen gröberen Bestandteilen. Ockergelb gebrannt. Innenseite geglättet. Außenseite geraut. Oberfläche zeigt feine Riefen und Glättspuren. (e) 2 Wandungsscherben. D. 8 mm. Mittelgrob gemagert. Bruch dunkelgrau. Innenseite fein geglättet, Außenseite rau. (f) Wandungsscherbe. D. 7 9 mm. Überwiegend fein gemagert mit wenigen gröberen Bestandteilen. Bruch dunkelgrau. Oberflächen grau, sorgfältig geglättet. Außenseite mit Glättungsriefen. (g) Wandungsscherbe. D. 5 7 mm. Überwiegend fein gemagert. Bruch grau. Oberflächen ockergrau, feinsandige Struktur. Außenseite mit feinen Glättungsriefen. (h) Wandungsscherbe. D. 8 10 mm. Grob gemagert. Bruch

278 Hesse, Neumann, Ratuschniak-Schulte Siedlung der Römischen Kaiserzeit dunkelgrau, zur Außenwandung ockergrau. Beidseitig geglättet, Innenseite mit sichtbaren Magerungsbestandteilen. (i) Wandungsscherbe. D. 9 12 mm. Grobe Magerung. Bruch grau. Oberflächen ockergelb. Innenseite glatt verstrichen, Außenseite fein sandige Struktur mit sichtbaren Magerungsbestandteilen. (j) Wandungsscherbe. D. 6 7 mm. Mittelgrob gemagert. Bruch hellgrau, Außenwandungen grau bis ockergelb. Grob geglättet, unebene Struktur mit sichtbaren Magerungsbestandteilen. (k) Wandungsscherbe. D. 7 10 mm. Grob gemagert. Bruch grau, Oberflächen grau bis bräunlich. Glatt verstrichen. (l) Wandungsscherbe. D. 9 10 mm. Mittelgrobe Magerung. Bruch grau. Oberflächen ockergrau, außen leicht rötlich. Feinsandige Struktur. (m) Wandungsscherbe. D. 6 8 mm. Überwiegend fein gemagert mit wenigen gröberen Bestandteilen. Bruch grau. Innenseite dunkelgrau, fein abgestrichen. Außenseite ockergelb, geraut mit feinsandigen Magerungspartikeln an der Oberfläche. (n) Wandungsscherbe. D. 6 7 mm. Mittelgrobe Magerung. Kern dunkelgrau, Außenwandung ockerbraun. (o) Wandungsscherbe aus dem Bereich der Gefäßschulter mit leicht s-förmig geschwungenem Halsansatz. D. 6 7 mm. Mittelgrobe Magerung. Bruch grau, Innen- und Außenflächen ockergrau. Außen sichtbare Glättungsspuren und feine Riefen. Innen rau durch hervortretene Magerungspartikel. (p) Wandungsscherbe. D. 7 9 mm. Überwiegend feine Magerung mit teilweise gröberen Bestandteilen. Bruch innen grau, zur Außenwandung ockerbraun. Außenseite ockerbraun, leicht rötlich. Beidseitig glatt abgestrichen, dabei Unebenheiten, Riefen. (q) 2 Wandungsscherben. D. 8 12 mm. Mittelgrob gemagert. Bruch grau. Flächen ockerbraun, leicht rötlich. (r) Wandungsscherbe. D. 6 8 mm. Feine Magerung. Bruch dunkelgrau bis schwarz, zur Außenwandung hellbraun. Innenseite schwarz, fein geglättet. Außenseite hellbraun, teilweise grau. Sehr fein geglättete, polierte Oberfläche. (s) Keramikbruchstück. Wandung einseitig abgeplatzt. Bruch dunkelgrau. Wandung ockerbraun. (t) Unverzierte Randscherbe mit leicht verdicktem Randprofil (Abb. 6,1 ). D. 7 8 mm. Der Rand ist mehrfach abgestrichen. Die Oberfläche ist glatt verstrichen. Vom Randumbruch bis zum Schulteransatz sind deutliche waagerecht und schräg verlaufende Glättspuren sichtbar. Der Scherben ist überwiegend fein gemagert. Im Bruch zeichnet sich die graue Farbe des Kerns deutlich vom ockergelb gebrannten Randbereich ab. (u) Unverzierte Randscherbe

Archäologische Berichte des Landkreises Rotenburg (Wümme) 11, 2004 279 (Abb. 6,2 ). Der Rand ist leicht verdickt, ungleichmäßig abgestrichen und zu einem gerundeten Profil ausgeformt. Das Material ist mittelgrob gemagert. Der Bruch ist im Kern dunkelgrau, die Randzonen graubraun. Auf der geglätteten Oberfläche zeigen sich Unebenheiten durch Magerungsbestandteile. Die Wandungsstärke im Bereich des Randumbruchs und Schulteransatzes variiert zwischen 5 6 mm, der Querschnitt des Randprofils beträgt 7 mm. (v) Facettierte Randscherbe mit hochgezogenem Rand (Abb. 6,4 ). D. 9 10 mm. Die Facettierung formt einen mittig verlaufenden, spitzen Grat, wodurch der Randquerschnitt zum Teil dreieckig erscheint. Mittelgrob gemagerte Ware mit wenigen gröberen Bestandteilen. Die Farbe des Bruchs ist grau, in Randbereichen rötlichbraun. Die Oberfläche ist glatt verstrichen und ebenfalls von rötlichbrauner Farbe. (w) Randscherbe mit geradem, leicht ausschwingendem Rand, mehrfach abgestrichen (Abb. 5,1 ). D. 8 mm. Der noch vorhandene Schulterbereich ist gerundet. Zwischen Rand und Schulter befindet sich ein ca. 2,5 cm breiter umlaufender Glättstreifen. Die noch vorhandene Schulterwölbung ist geraut. Mittelgrobe Magerung. Kern und Oberflächen sind von vorwiegend dunkelgrauer Farbe, der geraute Bereich graubraun. Die gleichmäßige Randausformung lässt auf ein Gefäß von ca. 16,5 cm Randdurchmesser schließen. (x) Unverzierte Randscherbe (Abb. 6,8 ). D. 8 9 mm.der Rand ist stark verdickt, mit einem Profilquerschnitt von 13 mm. Die Oberkante ist zu einer Breite von 12 mm gerade abgestrichen, die Randvorderseite bis 15 mm unterhalb der Oberkante ist ebenfalls flächig geglättet. Dadurch entsteht im Profilquerschnitt eine rechtwinklige Form, mit konisch verlaufendem, fingerbreit abgestrichenem Umbruch zur Schulter. Der innere Randbereich ist durch mehrere schmale Abstriche gerundet, weist jedoch keine Wölbung auf, sondern geht fließend in die Gefäßwandung über. Die Scherbe besitzt auf der Innenseite eine matt glänzende schwarze Oberfläche, während sowohl die Außenseite wie auch der obere Randbereich eine ockergelbe Färbung besitzt. Die Oberfläche ist glatt verstrichen, weist dabei deutlich sichtbare Magerungspartikel auf. Grob gemagert. Die gleichmäßige Randausformung lässt auf ein Gefäß von ca. 17 cm Randdurchmesser schließen. (y) Randscherbe und 5 Wandungsscherben (Abb. 6,9 ). D. 4 7 mm. Sowohl die Randscherbe wie auch die 5 Wandungsscherben stammen aus dem gleichen Befund und konnten zusammengefügt werden. Damit ergab sich eine Rekonstruktion des Rand- und Schulterbereichs. Der Rand ist unverdickt hochgezogen und mehrfach ungleichmäßig abgestrichen. Der Randumbruch

280 Hesse, Neumann, Ratuschniak-Schulte Siedlung der Römischen Kaiserzeit zeigt sich auf dem erhaltenen Stück sehr unterschiedlich ausgeprägt von gerade bis wenig ausladend. Auf der Randoberseite befindet sich ein gerader Abstrich, wodurch der Profilquerschnitt grob eckig erscheint. Der Schulterumbruch ist gleichmäßg rund geformt bei nur schwach ausgeprägter Wölbung. Die gesamte Oberfläche ist grob geglättet und von grauer bis ockerbrauner Farbe, im Bruch dunkelgrau. Magerung mittelgrob bis grob. (z) Randscherbe und 2 Wandungsscherben, unverziert (Abb. 6,7 ). Die drei Keramikscherben stammen aus einem Befund und konnten zusammengefügt werden. Der Rand ist hochgezogen, leicht ausladend. Auf der Oberkante sind mehrere Abstrichspuren sichtbar, die in eine gerade verlaufende geglättete Zone übergehen. Der Halsbereich setzt sich vom Schulteransatz vor allem durch eine geringere Wandungsstärke ab. Der Querschnitt beträgt hier durchschnittlich nur 6 7 mm, während er im erhaltenen oberen Schulteransatz zwischen 9 und 10 mm liegt. Farbe im Bruch dunkelgrau, an der Oberfläche unregelmäßig grau bis ockergelb. Oberflächenglättung uneben. Mittelgrobe bis grobe Magerung. 7. Befund ➆ 0,4 x 0,2 m abmessende Pfostengrube. Der hellgraue Befund setzte sich nur undeutlich vom Umfeld des Grubenhauses 6 ab. Stratigraphische Lage: liegt in Befund ➅. 8. Befund ➇ 0,3 x 0,3 m abmessende Pfostengrube. Der hellgraue Befund setzte sich nur undeutlich vom Umfeld des Grubenhauses 6 ab. Stratigraphische Lage: liegt in Befund ➅. 9. Befund ➈ 0,3 x 0,3 m abmessende Pfostengrube. Der hellgraue Befund setzte sich nur undeutlich vom Umfeld des Grubenhauses 6 ab. Stratigraphische Lage: liegt in Befund ➅. 10. Befund ➉ 0,3 x 0,3 m abmessende Pfostengrube. Der hellgraue Befund setzte sich nur undeutlich vom Umfeld des Grubenhauses 6 ab. Stratigraphische Lage: liegt in Befund ➅. 11. Streufunde der Prospektion vom 14.02.2003 (a) 1 verdickte und facettierte Randscherbe, 3 Wandungsscherben (2 geglättet, 1 geraut). 12. Streufunde im Grabungsareal (a) Wandungsscherbe mit teilweise erhaltener Schulter. Schulter deutlich abknickend geformt. D. im Schulterbereich 6 7 mm, unterhalb Schulter variierend 7 10 mm. Überwiegend feine Magerung mit wenigen gröberen Bestandteilen. Bruch und Innenseite grau, Außenseite graubraun. Unregelmäßig geglättete Oberfläche mit sichtbaren Glättungsspuren und feinen Riefen. (b) Wandungsscherbe. D. 7 mm. Mittelgrobe Magerung. Bruch graubraun, Innenseite schwarz, fein geglättet. Außenseite schwarz. (c) Wandungsscherbe. D. 6 7 mm. Mittelgrob gemagert. Bruch und Oberflächen grau. Grob

Archäologische Berichte des Landkreises Rotenburg (Wümme) 11, 2004 281 verstrichene Oberflächenstruktur. (d) Wandungsscherbe. D. 7 9 mm. Grob gemagert. Bruch und Innenseite grau, innen glatt verstrichen, Außenseite ockergrau und von unebener Struktur. (e) Unverzierte, mehrfach breit abgestrichene Randscherbe (Abb. 6,5 ). D. 10 11 mm, im Randbereich 13 mm. Der Rand ist verdickt und deutet mit seinem schmalen noch erhaltene Bereich ein eher lang gezogenes Profil mit nur geringer Neigung an. Im Bruch hellgrau, in den Randbereichen ockergelb. Die Oberfläche ist gleichmäßig fein geglättet und von graugelber bis ockergelber Farbe. Vorwiegend feine Magerung mit wenigen groben Einschlüssen. (f) Kernstein unbekannter Zeitstellung. Größe ca. 4,3 x 3,9 x 1,7 cm. Literatur Schmid, Peter 1965: Die Keramik des 1. bis 3. Jahrhunderts n. Chr. im Küstengebiet der südlichen Nordsee. Probleme der Küstenforschung im südlichen Nordseegebiet 8, 1965, 9 72. Stief, Monika 1988: Zur inneren Gliederung und Abrenzung kaiserzeitlicher Gruppen. Siedlungsarchäologische Untersuchungen zur römischen Kaiserzeit im südlichen Niederelbegebiet. Hamburg 1988. Zimmermann, W. Haio 1992: Die Siedlungen des 1. bis 6. Jahrhunderts nach Christus von Flögeln-Eekhöltjen, Niedersachsen. Die Bauformen und ihre Funktion. Probleme der Küstenforschung im südlichen Nordseegebiet 19. Hildesheim 1992. Zusammenfassung Bei einer Notgrabung im Frühjahr 2004 konnten Siedlungsspuren der Römischen Kaiserzeit bei Ebersdorf, Ldkr. Rotenburg (Wümme), aufgedeckt werden. Bei ihnen handelt es sich um ein Grubenhaus, eine Koch- oder Gargrube und mehrere Abfalloder Vorratsgruben. Nach Auswertung des keramischen Fundmaterials können die beobachteten Siedlungbefunde in die ältere Römische Kaiserzeit datiert werden. A new discoverd Settlement of the Imperial Roman Period During a rescue excavation carried out in spring 2004 a settlement of the Imperial Roman Period was discovered near Ebersdorf, County of Rotenburg (Wümme). The excavated area yielded traces of a pit house (Grubenhaus; Fig. 4) as well as the remains of a cooking pit (Fig. 3) and several waste or storage pits. Typological

282 Hesse, Neumann, Ratuschniak-Schulte Siedlung der Römischen Kaiserzeit analyses of the ceramic remains date the settlement in the early Imperial Roman Period. Anschriften der Verfasser: Dr. Stefan Hesse, Landkreis Rotenburg (Wümme) Kreisarchäologie Postfach 14 40 D-27344 Rotenburg (Wümme) stefan.hesse@lk-row.de Ingo Neumann Landkreis Rotenburg (Wümme) Kreisarchäologie Postfach 14 40 D-27344 Rotenburg (Wümme) ingo.neumann@lk-row.de Angela Ratuschniak-Schulte Salzufler Str. 46 D-32052 Herford