Lesbische, schwule, bisexuelle, trans* und inter* Personen in Asylverfahren. - Eine Intersektionale Analyse der Situation -

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Transkript:

Lesbische, schwule, bisexuelle, trans* und inter* Personen in Asylverfahren - Eine Intersektionale Analyse der Situation - 30.06.2015 LesMigraS Lesbenberatung Berlin 2

Gesteigerter Bedarf an Unterstützung Vermehrte Meldungen von Gewalt- und Diskriminierungserfahrungen Zunahme von Beratungs- und Begleitungsanfragen der Asylsuchenden Bildungs-, Beratungs- und Mediations-Anfragen von Unterstützungsgruppen

Mehrdimensionale Gewalt und Diskriminierung Analyse: der Meldungen einer Umfrage unter 35 Unterkünften eines Austauschtreffens zur Evaluation der Bedarfslage von asylsuchenden LSBTI

Mehrdimensionale Gewalt und Diskriminierung Es gibt viele Fälle von LSBTI Personen mit starken traumatisierenden Erfahrungen, die von der Beratungslandschaft Berlins nicht aufgefangen werden Sehr selten outen sich LSBTI Geflüchtete in den Unterkünften LSBTI erleben teilweise massive Gewalt und Diskriminierungen in den Unterkünften und erhalten in den meisten Fällen wenig Unterstützung von Seiten bestehender Strukturen

Mehrdimensionale Gewalt und Diskriminierung keine Anerkennung von LSBTI Geflüchteten als besonders schutzbedürftig Kein Schutz vor Gewalt und Diskriminierung in den Unterkünften Nur selten Ausweichmöglichkeiten in Einzelzimmer / eigene Wohnung Unzureichende Möglichkeiten der Inanspruchnahme von spezifischer psychosozialer Betreuung und Beratung Ablehnung der Asylanträge

Bedarfslage: Diskriminierung und Gewalt in den Unterkünften Gewalt und Diskriminierung durch andere Bewohner_innen, verunsichernde und unangenehme Momente in den Mehrbettzimmern mit anderen Asylsuchenden, Angst vor Coming Out und diskriminierenden und gewaltvollen Reaktionen in der Unterkunft,

Bedarfslage: fehlende Unterstützung in den Unterkünften Überforderung der Leitung und des Personals mit den diskriminierenden Situationen in den Unterkünften, wenige bzw. keine sensibilisierten Ansprechpersonen für LSBTI Belange in den Unterkünften oder Beratungsstellen,

Bedarfslage: Fehlende Unterstützung in der Auseinandersetzung mit Coming Out Angst davor, dass die Familien in den Heimatländern informiert werden, keine oder wenige Informationen über Beratungs- und Unterstützungsstrukturen in Berlin,

Bedarfslage: mehrdimensionale Diskriminierung und Gewalt Gewalt- und Diskriminierungserfahrungen auf der Straße, Unsicherheit und Unwissenheit, bezüglich Reaktionen auf ihre Homosexualität bzw. ihre Genderidentität, allgemeiner psychischer und persönlicher Druck, teilweise traumatisierende Erfahrungen während der Flucht.

F.: Ich möchte einfach ein normales Leben führen F. aus Kamerun wurde aufgrund ihrer sexuellen Identität in Kamerun von staatlichen Behörden verfolgt. Ihre damalige Partnerin wurde ermordet. Sie floh in ein benachbartes Land, das zu der Zeit ein Kriegsgebiet war. Nachdem sie nach Kamerun zurückkehrte, erfuhr sie, dass sie immer noch gesucht wird. Sie floh nach Deutschland. Aktuell lebt sie in einer Unterkunft für Geflüchtete und leidet unter starken psychischen Belastungen aufgrund der vielfältigen Traumatisierungen. In der Lesbenberatung sucht sie nach Stabilisierung, um mit inneren Stimmen und Suizidgedanken einen Umgang zu finden.

Notwendige kurzfristige Maßnahmen Bereitstellung von Mitteln zu konkreter Unterstützung von asylsuchenden LSBTI (Dolmetscher_innen, Berater_innen) Bereitstellung von Mitteln zur Unterstützung der Beratungsstellen (Supervision, Fortbildungen, Austauschgruppen) Bereitstellung von Mitteln zur Unterstützung der Unterstützungsgruppen (Konfliktmanagement, Mediation, Supervision)

Notwendige mittelfristige Maßnahmen Erstellung einer Datenbank von Ansprechstrukturen, ihren Ressourcen und Angeboten (Berater_innen mit Traumatherapieausbildung, vorhandene Sprachen) Koordination der Angebote Organisation und Koordination eines Netzwerkes der Beratungsstellen

Notwendige Maßnahmen Aufklärung und Unterstützung von asylsuchenden LSBTI Etablierung von diskriminierungssensiblen Unterkünften Schaffung von qualifizierten Ansprechstrukturen für asylsuchende LSBTI Stärkung der Unterstützungsgruppen und Strukturen

Direkte Unterstützung von asylsuchenden LSBTIQ Informationen Beratungen (vor Ort und außerhalb der Unterkunft) Casemanagement (Begleitung und Weitervermittlung ) Stärkende Veranstaltungen und Gruppen

Etablierung von diskriminierungssensiblen Unterkünften Sensibilisierung / Fortbildung der Personal und Leitung in den Erstaufnahmeeinrichtungen und Unterkünften Unterstützung und Sensibilisierung der Verwaltung (LAGESO, ZAA, Senatsverwaltung für Soziales) Sensibilisierung der Sprachmittler_innen

Schaffung von qualifizierten Ansprechstrukturen Sensibilisierung der bestehenden Netzwerke (Flüchtlingsarbeit und LSBTI Einrichtungen) Konfliktmanagement: Vermittlung zwischen asylsuchenden LSBTI und anderen Organisation des regelmäßigen fachlichen Austauschs aller relevanten Akteur_innen

Danke!