eprint Mitteilungen aus dem Entomologischen Verein Krefeld, Vol. 1 (2009), 1-4. Entomologischer Verein Krefeld e.v.

Ähnliche Dokumente
Bestimmungstabellen mittel- und südeuropäischer Eumeniden (Vespoidea, Hymenoptera) Teil 5. Die Gattung Alastor LEPELETIER 1841

Bestimmungstabellen mittel- und südeuropäischer Eumeniden (Vespoidea, Hymenoptera) Teil 9. Die Gattung Pseudepipona SAUSSURE

Bestimmungstabellen mittel- und südeuropäischer Eumeninae (Vespoidea, Hymenoptera) 5. Nachtrag

Bärlappe in der Grenzregion De wolfsklauwen in de grensstreek

eprint Mitteilungen aus dem Entomologischen Verein Krefeld, Vol. 2 (2009), 1-4. Entomologischer Verein Krefeld e.v.

Bemerkenswertes über Faltenwespen X (Hymenoptera: Vespidae: Eumeninae, Masarinae)

Über Eumeninae aus dem Nahen Osten (Hymenoptera: Vespidae: Eumeninae)

Nachweise des Zünslers Pyrausta nigrata (Scopoli, 1763) im Niederrheinischen Tiefland 2014 (Lepidoptera: Pyraloidea)

Routen-Material Teverener Heide

Vespidae aus dem Oman und der Union der Arabischen Emirate (Hymenoptera: Vespidae: Eumeninae, Masarinae). Nachtrag

DR. MICHAEL WAITZMANN REFERAT 25 ARTEN- UND FLÄCHENSCHUTZ, LANDSCHAFTSPFLEGE

Einfluss von Waldbeweidung auf gefährdete Vogelarten. Dr. Ansgar Reichmann, Biologische Station Krickenbecker Seen EcoTop 2014

Dipl.-Biol. Jörg Weipert, Am Bache 13, D Plaue, Tel.: Brücke i.z.d. B85 über die BD AG bei Hockeroda. 1.

Zum Vorkommen von Wildbienen und Wespen (Hymenoptera, Aculeata)

Synergien EG-WRRL mit Natura-2000

Synergien EG-WRRL mit Natura-2000

Wiederansiedlung der Sand-Silberscharte (Jurinea cyanoides) in Mecklenburg-Vorpommern

Die Biodiversitätsstrategie NRW Ziele und Maßnahmen für die Arten der Grenzregion

Stadt Einbeck. Bebauungsplan Nr. 60 Weinberg. Unterlage zur Prüfung der Verträglichkeit. mit Natura Stand 09/03

Waldweide im Naturschutzgebiet Brachter Wald: Auswirkungen auf gefährdete Vogelarten

Jahresberichte der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet

Liste der Faltenwespen (Hymenoptera: Vespidae) des Bisamberges bei Wien

Natura 2000 Ein Einblick, ein Überblick

The present situation of the Sapygidae and Vespidae-fauna (Hymenoptera, Aculeata) of Turkey

BEZIRKSREGIERUNG DÜSSELDORF

PlausibilitÇtskontrolle bzgl. ausgewçhlter Faunenelemente im Rahmen der geplanten VerlÇngerung des Ostwestfalendamms in Ummeln

Forum Vertragsnaturschutz zum Wohle unserer Zukunft HLG, 8. Juni Vertragsnaturschutz als Lösung gegen das Artensterben im Offenland

Bemerkenswerte Faltenwespen-Funde aus der orientalischen Region Teil 8 (Hymenoptera: Vespidae: Eumeninae)

Aeshna subarctica Hochmoor-Mosaikjungfer

Ist der Dickkopffalter Carcharodus lavatherae in Deutschland ausgestorben?

Fachbeitrag Artenschutz zur 3. Änderung und Teilaufhebung des Bebauungsplanes Nr. 10 Bocksköppen in PW-Veltheim

Notwendigkeit des Arten- und Habitatschutzes Einführung

Überprüfung von möglichen Brutvogelvorkommen in der Windpotentialfläche Filger Bruch (Suchraum 4) der Stadt Rahden

Bestimmungstabellen mittel- und südeuropäischer Eumeniden (Vespoidea, Hymenoptera) Teil 1: Die Gattung Leptochilus SAUSSURE 1852

Fische und Auen. Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz im Kreis Soest e.v. Bad Sassendorf-Lohne. von Margret Bunzel-Drüke,

Über Eumeniden aus dem Mittelmeergebiet mit einem Anhang über eine äthiopische Art (Hymenoptera: Vespidae: Eumeninae)

FFH-ALBUM. FFH-Gebiet Bienwaldschwemmfächer I. Lebensraum Flugsanddünen FFH (M. Kitt)

Managementprozesses. für das. Natura (FFH) Gebiet. NSG Ihlsee und Ihlwald

BEZIRKSREGIERUNG DÜSSELDORF

Anforderungen an die Bearbeitung von Artenschutzprüfungen und FFH-Verträglichkeitsprüfungen

Westliche Beißschrecke (Platycleis albopunctata) (Stand November 2011)

Loopleitung LEW von Epe (Kreis Borken) nach Werne (Kreis Unna)

Bembix, Christian Schmid-Egger; download unter oder Faunistik. Die vorliegende Arbeit verfolgt das

Ergänzungen zu Landkarten des Werkes "Verbreitungsatlas Zygaena" (Lepidoptera: Zygaenidae)

Wissenschaftler bestätigen dramatisches Insektensterben

Insektenmonitoring mittels Malaisefallen Untersuchungen, Ergebnisse und Ausblick

Neubau der A 98 Weil a. Rh. - Waldshut-Tiengen Bauabschnitt 5 Karsau - Schwörstadt. Unterlage 19.1, Anhang 6.3 Kartierbericht 2009 Rogers Goldhaarmoos

Neuigkeiten zum Eschen-Scheckenfalter (Euphydryas maturna LINNAEUS, 1758) in Sachsen und Sachsen-Anhalt

Sandlaufkäfer (Insecta: Cicindelinae)

Rico Kaufmann Referat 24 Flächenschutz, Fachdienst Naturschutz

FFH-ALBUM. Bellheimer Wald mit Queichtal. Teilgebiet Germersheimer Düne FFH (Kreiselwespe (Bembix rostrata); Foto: O.

Biologiezentrum Linz/Austria; download unter Linzer biol. Beitr. 30/

Fossiler Zapfen von Picea omorika (PANCIC) PURKYNE

Vogelschutz-Maßnahmenplan (VMP) für das EU-Vogelschutzgebiet Medebacher Bucht. Michael Jöbges Peter Herkenrath. 1. Runder Tisch

Heuschrecken im Ballungsraum Ruhrgebiet 1

Entwicklung von Auen- und Sekundärlebensräumen am Rhein bei der Umsetzung der WRRL

Legende zur Hessen-Liste 1

Einige heimische Arten

Tagung Artenreiches Grünland INA Vilm, 11. Oktober Qualitatives Grünlandmonitoring als Teil des HNV- und Ökosystem-Monitorings.

DIE PILZE ÖSTERREICHS VERZEICHNIS UND ROTE LISTE 2016 Teil: Makromyzeten

DER GROSSE EICHENBOCK

Chartbericht 1. Quartal 2018

Wiederfund von Ophiogomphus cecilia (FOURCROY, 1785) in Baden-Württemberg (Anisoptera: Gomphidae)

Anmerkungen zur Ausbreitung von Epuraea ocularis, Fairmaire 1849 in der Bundesrepublik ( Ins., Col., Nitidulidae)

Harald Plachter. Naturschutz. 99 Abbildungen und 110 Tabellen. Gustav Fischer Verlag Stuttgart Jena

Die Biologischen Stationen in Nordrhein-Westfalen Rudolstadt, Prof. em. Dr. Wolfgang Schumacher

So erhalten Sie ein gutes Angebot für ein Hotel in Deutschland

Artenschutz. Geschützte Arten. Natur im Netz

ART Jahrestagung Erhaltungszustand der Gelbbauchunken-Population in Thüringen und daraus abzuleitende Handlungsempfehlungen IBIS

Libellen Österreichs

Zur Populationsbiologie der Gelbbauchunke (Bombina variegata) im Hainich / Thüringen

Fauna und Flora. Rheinland-Pfalz ZEITSCHRIFT FÜR NATURSCHUTZ

Landauf, Landab Die Thüringer Herpetofauna wird unter die Lupe genommen

Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen Pressestelle

Stadt Trebbin. Erfassung von Vorkommen der Zauneidechse. B-Plan Löwendorf Ahrensdorfer Straße

Chartbericht Jan. - Aug. 2015

Biologiezentrum Linz/Austria; download unter

Harpalus attenuatus STEPHENS, 1828 (Coleoptera, Carabidae) in der Tagebaurekultivierung bei Grevenbroich im nördlichen Rheinland

Dr. Josef Gusenleitner zum 80er ein Leben den Vespiden gewidmet

Gabel-Azurjungfer (Coenagrion scitulum) RAMBUR, 1842

Jurinea cyanoides Strengthening of populations and re-introductions in Saxony-Anhalt

Über Eumeniden-Arten aus Jordanien (Hymenoptera, Vespoidea, Eumenidae)

Sand als ein verbindendes Element

Forschungscluster Region im Wandel. Laufzeit 06/ /2013. Projektträger Naturwissenschaftlicher Verein zu Bremen, Hochschule Bremen

Chartbericht Jan. - Sep. 2015

Pro-Kopf-Ausgaben für Kindertagesbetreuung im Zehn-Jahres-Vergleich: 2006 bis 2015

Neue Namen für südamerikanische Zwergbuntbarsche

Die Bearbeitung der bundesdeutschen Roten Liste Säugetiere. Grundlagen und Erfordernisse. dargestellt am Beispiel von Fledermäusen und Kleinsäugern

Moose & Flechten. als kennzeichnende Arten von FFH-Lebensraumtypen

Massiver Insektenschwund in Deutschland Sachstand, Ursachen und Aktivitäten. Josef Tumbrinck, NABU Landesvorsitzender NRW

Der Biber in Nordrhein-Westfalen Bestandsentwicklung und Prognosen

Das Insektensterben Zahlen zum Rückgang der Insekten, S. 1

Probedokument, willkürlicher Inhalt

Pilotstudie: Handlungskonzept zum Schutz und zur Förderung der Bachmuschel

Chartbericht 1. Quartal 2017

Erfahrungen aus den ersten drei Jahren

Blauflüglige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens) (Stand November 2011)

Gefahr für die Schuderbachwiese!!!

Was sagt die FFH-Richtlinie zu Schutz, Management und Erhaltungszielen von Natura 2000?

Transkript:

eprint Mitteilungen aus dem Entomologischen Verein Krefeld, Vol. 1 (2009), 1-4. Entomologischer Verein Krefeld e.v. - ISSN 1865-9365 Sorg, M. & W. Stenmans Die Faltenwespe Pterocheilus phaleratus (Panzer, 1797) in Nordrhein-Westfalen

Mitteilungen aus dem Entomologischen Vereins Krefeld Vol. 1 (2009), pp. 1 4 c Entomologischer Verein Krefeld ISSN 1865-9365 Die Faltenwespe Pterocheilus phaleratus (PANZER, 1797) in Nordrhein-Westfalen SORG, M.& W. STENMANS Die solitäre Faltenwespe Pterocheilus phaleratus (PANZER, 1797) [Hymenoptera, Vespoidea: Eumeninae] wird erstmals linksrheinisch in der Region Niederrhein (NRW) und als Wiederfund nach über einem halben Jahrhundert für Nordrhein-Westfalen nachgewiesen. Die Lebensräume im Umfeld des Fundpunktes, lückige Magerrasen auf trockenen Lockersedimenten, teils auch Flugsanden im ehemaligen Munitionsdepot im NSG Brachter Wald (Kreis Viersen) entsprechen dem in der einschlägigen Literatur beschriebenem Anspruchsprofil der Art. Das über den Einsatz einer Malaise-Falle erfaßte Weibchen wird dokumentiert, es entspricht im Habitus der auch für die Niederlande belegten Infraspecies P. p. phaleratus (sensu BLÜTHGEN 1956, 1961). Systematik und Taxonomie Unter den solitären Faltenwespen (Hymenoptera, Vespoidea: Eumeninae) ist die Gattung Pterocheilus KLUG (1805) [Pterochilus ILLIGER, 1807, Nannopterochilus BLÜTHGEN, 1961] gekennzeichnet durch dreigliedrige, stark verlängerte und lang behaarte Labialtaster (vgl. Abb. 2, 3). Typusart der Gattung ist Vespa phalerata PANZER, 1797 = Pterocheilus phaleratus (PANZ.) (vgl. VAN DER VECHT & FISCHER 1972). Zu dem in der Paläarktis weit verbreiteten P. phaleratus wurden zehn Infraspecies aufgestellt. Von diesen sind für Mitteleuropa P. p. chevrieranus (SAUSSURE, 1856) und P. p. phaleratus (PANZER, 1797) belegt (BLÜTHGEN 1956, 1961, GUSENLEITNER 1994, CASTRO 2003). Die Gattung Pterocheilus ist unter den mitteleuropäischen Eumeninae über das nicht gestielte, normal geformte erste Segment des Gaster, die oben nicht gestielte zweite Cubitalzelle sowie die dreigliedrigen und stark verlängerten Labialtaster kenntlich. Im Habitus (vgl. Abb. 1) fällt die weißgelbe Färbung auf. P. phaleratus (PANZER, 1797) ist die einzige Art der Gattung in Mitteleuropa. Aus der Paläarktis sind ca. 80 Arten beschrieben. Die Infraspecies P. p. phaleratus ist gekennzeichnet durch die schwarze Grundfärbung der Tergite, die unterbrochene weißgelbe Zeichnung auf den Tergiten 3-5 (vgl. Abb. 1) sowie die Mikroskulptur der Tergite (vgl. GU- SENLEITNER 1994). Nach PEETERS et al. (2004) existieren für die Niederlande neben der Nominatform auch Nachweise für P. p. chevrieranus (SAUSSURE, 1856). GUSENLEITNER (1994) gibt für P. p. chevrieranus unter Vorkommen die Südschweiz an, nach Nielsen (1942) kommt sie auch in Dänemark vor. In der Regel wird das Taxon in der deutschsprachigen Fachliteratur nur unter dem Artnamen P. phaleratus (PANZER, 1797) geführt. Adresse der Autoren: Dr. Martin Sorg und Werner Stenmans, c/o Entomologischer Verein Krefeld e.v., Entomologische Sammlungen Krefeld, Marktstraße 159, 47798 Krefeld, email: post@entomologica.de, URL: http://entomologica.de... Abbildung 1. Pterocheilus phaleratus (PANZER, 1797), aufgenommen (2008). Die unterbrochene weiße Zeichnung der Tergite zeigt die Zugehörigkeit des Exemplars zur Infraspecies P. p. phaleratus (sensu BLÜTHGEN). Foto: M. Sorg. 1

2 LEBENSWEISE UND HABITATBINDUNG ASIS & GAYUBO (1997). P. phaleratus (PANZER, 1797) ist stenök arenicol und Zeigerart für Biotope auf diluvialen Feinsanden und Flugsanden sowie feinkörnigen Verwitterungssanden. Die Art kann in gut geeigneten Habitaten hohe Abundanzen erreichen. Die Phänologie reicht in den Niederlanden bei beiden Geschlechtern von Mitte Mai bis Ende September mit Maxima in den Monaten Juni und Juli (PEETERS et al. 2004). Für das norddeutsche Tiefland liegen die Funddaten nach HAESELER (1978) gleichfalls im Bereich der strombegleitenden Binnendünen sowie der Küstendünen mit sehr ähnlicher Phänologie. HAESELER (1975, 1978) stellte Blütenbesuch bei Hieraceum pilosella, Convolvulus arvensis, Medicago lupulina und Trifolium dubium sowie Nektarraub bei Anchusa officinalis und Nektardiebstahl bei Lotus corniculatus fest. Abbildung 2. Pterocheilus phaleratus (PANZER, 1797), aufgenommen (2008). Kopf und Prothorax lateral. In der Seitenansicht zeigen sich die stark verlängerten und lang behaarten, dreigliedrigen Labialtaster. Foto: M. Sorg. Der aktuelle Nachweis aus dem ehemaligen Munitionsdepot im NSG Brachter Wald (Kreis Viersen) zählt zu der Infraspecies P. phaleratus phaleratus (PANZER, 1797) [Sensu BLÜTHGEN 1961]. Lebensweise und Habitatbindung Soweit bekannt nisten alle Arten der Gattung Pterocheilus im Boden (endogäisch). Die stark verlängerten und lang behaarten Labialtaster (vgl. Abb. 2, 3) sind ein hoch spezialisiertes Werkzeug für diesen Nestbau. Die feinkörnigen Sande werden von den Weibchen wie in einem Körbchen mit diesen Labialtastern transportiert. Die Bionomie von P. phaleratus wurde von NIELSEN (1942) untersucht. Eine Beschreibung der Larven der Infraspecies P. phaleratus yeguasicus BLÜTHGEN, 1951 erfolgte durch TORMOS, Abbildung 3. Pterocheilus phaleratus (PANZER, 1797), aufgenommen (2008). Kopf dorsal. Foto: M. Sorg. Die Art betreibt Brutfürsorge, von den Weibchen werden nach ERLANDSSON 1968, JANSSON 1922 und NIEL- SEN 1942 die Larven der Psychidae (Lepidoptera) als Nahrungsproviant in das Bodennest eingetragen. Vergleichbar zu anderen Lehmwespen (Vespoidea: Eumeninae) werden die

GEFÄHRDUNGSSITUATION UND AKTUELLER NACHWEIS 3 bis dramatischen Bestandsrückgänge in benachbarten Bundesländern und auch den Niederlanden sowie der vorgenannten Fundpunktverteilung in NRW kann hinsichtlich der Gefährdungseinstufung in der Roten Liste Nordrhein-Westfalen für P. phaleratus die Kategorie 1: vom Aussterben bedroht verwendet werden. Abbildung 4. Pterocheilus phaleratus, Verteilung der bisher bekannten Funddaten in Nordrhein-Westfalen. Nachweise in Westfalen nach W OYDAK (2006) sowie der online Version unter http://www.hwoydak.de. Vorlage der Verbreitungskarte mit freundlicher Genehmigung des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV). Schmetterlingslarven durch einen Stich paralysiert. P. phaleratus (PANZER, 1797) ist im Habitatanspruch hoch spezialisiert auf Lebensräume der Sandtrockenrasen auf Binnen- und Küstendünen und Sandheiden auf diluvialen Sanden. Benötigt werden im Habitat auch vegetationslose Freisandflächen bzw. -flecken. Die Bestandsrückgänge und bekannten Fundmeldungen sowohl in den Niederlanden, als auch in mehreren Bundesländern - von Schleswig-Holstein bis Baden-Württemberg - entsprechen dem Rückgang, den die für P. phaleratus geeigneten Habitate in der Flächenbilanz der vergangenen Jahrzehnte erfahren haben. Es liegen uns keine Hinweise auf eine adäquate Nutzung anthropogener Ersatzbiotope vor. Gefährdungssituation und aktueller Nachweis Pterocheilus phaleratus (PANZER, 1797) galt für NRW bereits als ausgestorben. Die letzten Nachweise in NRW liegen mehr als ein halbes Jahrhundert zurück. Der aktuelle Nachweis 1 ist damit ein Wiederfund der Art für NRW und der Erstnachweis linksrheinisch in der Region Niederrhein (vgl. Abb. 4). Aufgrund des Anspruchsprofils, der deutlichen Abbildung 5. Biotopaspekt, Silbergrasreicher Sandtrockenrasen (Spergulo-Corynophoretum canescentis) auf Deck- und Dünensanden am Fundortbereich im ehemaligen Munitionsdepot, NSG Brachter Wald, Gebietskörperschaft: Kreis Viersen, Gemeinde Brüggen. Messtischblatt 4702. Foto: M. Sorg. Der Habitatanspruch von P. phaleratus ist beschränkt auf Lebensräume von gemeinschaftlichem Interesse nach der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie: Sandtrockenrasen auf Binnendünen und Sandheiden auf Binnendünen. Sehr ausgeprägt ist auch im Fundortgebiet die SandmagerrasenVegetation, als Pioniergesellschaft auf offenen Flugsanddünen und Sandflächen, auch auf den benachbarten auf Split1 Wir bedanken uns bei der Biologischen Station Krickenbecker Seen (Herrn P. KOLSHORN) für die kooperative Zusammenarbeit im Zuge der Kartierungen. Ferner bei der Bezirksregierung Düsseldorf für die Förderung der Arbeiten mittels des ELER Programmes sowie bei der Nordrhein-Westfalen-Stiftung Naturschutz, Heimatund Kulturpflege für die Unterstützung bei der Anschaffung von Kartierungs- und Arbeitsgeräten.

4 LITERATUR terschutzwällen, wächst u.a. die Frühlingsspark-Silbergras- Gesellschaft (Spergulo-Corynephoretum). Der anläßlich einer Untersuchung durch den Entomologischen Verein Krefeld erfolgte Nachweis von P. phaleratus (PANZER, 1797) beruht auf nur einem weiblichen Exemplar aus dem Leerungsintervall: 26.6.-7.7.2008 einer exponierten Malaise Falle vom Typ TOWNES (1972). Aussagen über das Maß in dem die Art über das Gebiet verbreitet ist - oder ggf. in benachbarten Schutzgebieten vorkommt - können nicht getroffen werden, da entsprechende Kartierungen hierzu fehlen. Der Fundpunkt liegt innerhalb des FFH-Gebietes DE- 4702-302: Wälder und Heiden bei Brüggen-Bracht. Die zahlreichen Binnendünen sind Grundlage ausgedehnter Sandtrockenrasen. Die Lockersedimente im Gebiet liegen in Form mächtiger, sandig-kiesiger Hauptterrassen-Sedimente vor, teilweise sind diese von Flugsanden der Maas oder Lössaufwehungen bedeckt. In der Faunentradition bestehen insofern enge Bindungen an die Maasdünenkomplexe in den benachbarten Niederlanden. Dieses Mosaik aus sehr unterschiedlichen und gleichzeitig sehr seltenen Biotopstrukturen ist der geeignete Lebensraum für eine ganze Reihe besonders schutzwürdiger Arten. Insbesondere aus Sicht der Inhalte der Flora-Fauna- Habitat-Richtlinie und ihrer Erfüllung belegt die Eumeninae Pterocheilus phaleratus (PANZER, 1797) hier als regionaler Qualitätszeiger Relikte erhaltener Sandtrockenrasen auf Binnendünen und Sandheiden auf Binnendünen. Die Maßnahmen zur Freistellung benachbarter, aufgeforsteter Binnendünen sollten fortgesetzt werden, um deren Flächenanteil weiter zu erhöhen und die Populationen der hierauf spezialisierten Arten zu sichern. Für eine Erhaltung und Förderung der Biotopkomplexe der vegetationsarmen Binnendünen bietet der Nachweis von P. phaleratus neben anderen gleichwertigen Zeigerarten die Gewähr, ein Niveau kennzeichnender bzw. qualitätszeigender Arten noch zu besitzen bzw. an Entwicklungsstandorten wieder erlangt zu haben. Literatur BLÜTHGEN, P.(1956). Untersuchungen über palaearktische Eumenidae (Hym., Diploptera), III. Zur Kenntnis der palaearktischen Pterocheilus-Arten. Mitt. Zool. Mus. Berlin, 32(1), 117-149. BLÜTHGEN, P. (1961). Die Faltenwespen Mitteleuropas (Hymenoptera, Diploptera). Abh. dt. Akad. Wiss. Berlin (Kl. Chem., Geol., Biol.), 2, 1-252. CASTRO, L. (2003). Una nueva subspecie de Pterocheilus phaleratus (PANZER 1797) (Hymenoptera: Vespoidea: Eumeninae) de la Peninsula Iberica. Bol. S.E.A., 32, 9-15. ERLANDSSON, S. (1968). The occurrence of the solitary wasp Pterocheilus phaleratus PANZ. in the Scandinavian countries (Hym., Eumenidae). Ent. Tidskr., 89, 173-176. GUSENLEITNER, J. (1994). Bestimmungstabellen mittelund südeuropäischer Eumeniden (Vespoidea, Hymenoptera) Teil 2, die Gattungen Pterocheilus, Onychopterocheilus, Hemipterochilus und Cephalochilus. Linzer biol. Beitr., 26/2, 823-839. HAESELER, V. (1975). Pterocheilus phaleratus (Hymenoptera: Vespoidea), ein Nektardieb an den Blüten von Lotus corniculatus (Fabales: Fabaceae). Ent. Germ., 1, 213-221. HAESELER, V. (1978). Flugzeit, Blütenbesuch, Verbreitung und Häufigkeit der solitären Faltenwespen im Norddeutschen Tiefland (BRD) (Hymenoptera: Vespoidea: Eumenidae). Schr. naturwiss. Ver. Schlesw.-Holst., 48, 63-131. JANSSON, A.(1922). Faunistiska och biologiska studier över insektlivet vid Hornsjön på norra Öland. Arkiv för Zoologi, 14(23), 1-81. NIELSEN, E.T. (1942). Notes sur la biologie de Pterochilus KLUG. Ent. Medd., 22, 290-294. PEETERS, T.M.J., ACHTERBERG, C. VAN ET AL. (2004). De Wespen en Mieren van Nederland. Nationaal Natuurhistorisch Museum Naturalis, Nederlandse Fauna 6, 1-507. TORMOS, J., J. D. ASIS & S. F. GAYUBO. (1997). Description of the mature larva of Pterocheilus phaleratus yeguasicus. Fragmenta entomologica, 29(2), 395-398. VECHT, J. VAN DER & F.C.J. FISCHER. (1972). Hymenopterum Catalogus, Teil 8, Palaearctic Eumenidae. Verl. W. Junk, 1-199. WOYDAK, H. (2006). Hymenoptera Aculeata Westfalica: Die Faltenwespen von Nordrhein-Westfalen (Vespidae und Eumenidae, Soziale Papier- und Lehmwespen). Abhandlungen aus dem Westfälischen Museum für Naturkunde, 68, Heft 1.