Jäger - Jagdpraxis Fit fürs Flugwild FLINTENSCHULE Schießlehrer und Flintenexperte Christian Schulte verrät, wie Sie sich optimal auf die Federwildsaison vorbereiten. Peter Schmitt und Simon Obermeier 20 Wild und Hund 16/2013
Hausaufgaben: Kenne Deine Flinte! Jeder Jäger weiß, wo seine üchse hinschießt. ber nur wenige können das über ihre Flinte behaupten! Hier einige Tipps, wie Sie und Ihre Flinte eins werden: 1. Schießen Sie auf eine nschusswand mit definiertem Haltepunkt auf die übliche jagdliche Entfernung. Manch einer wird sich wundern, wohin die Garbe geht. Zusätzlich können Sie auch die WILD UND HUND-nschussscheiben verwenden (siehe Downloadbreich auf ). 2. Wie viel Schiene darf ich sehen? eine einfache Übung: Hängen Sie in üblicher Schrotschussentfernung einen Gegenstand (siehe unten: Tontaube) auf. Zentrieren Sie diesen im oberen Flintenlauf (), während die Waffe aufliegt. Ein lick über diese verrät nun, wie viel Schiene Sie sehen müssen, um die Taube voll zu treffen (). Prägen Sie sich dieses ild ein. 3. Flintenschießen ist Übungssache. Die richtige Technik ist entscheidend! Trainieren Sie daher regelmäßig den perfekten nschlag (siehe Seite 22) zu Hause. m esten geht das vor einem Spiegel: Nehmen Sie die Flinte in den nschlag und zielen Sie auf die Pupille Ihres Führauges. Senken Sie die Flinte circa 15 20 Zentimeter parallel nach unten,der lick bleibt voll konzentriert auf Ihre Pupille und die Waffe bleibt exakt in der Senkrechten unter Ihrem uge. Nun heben Sie die Flinte wieder parallel nach oben, sodass die Laufachse bei vollendetem nschlag wieder auf das Ziel ausgerichtet ist. Dabei gilt: Lieber wenige Wiederholungen mit höchster Konzentration als viele schlampige. Fotos: Peter Schmitt Wild und Hund 16/2013 21
Jäger - Jagdpraxis 1 1 Der perfekte nschlag So nicht: Zwar konform mit dem DJV- Meisterschaftsanschlag, aber jagdlich vollkommen unsinnig: Die Schaftkappe auf Hüfthöhe seitlich am Körper (1). Zusätzlich zu dem unnötig langen nschlagsweg kommt eine seitliche Kopfbewegung zum Schaftrücken (2). Das kostet Zeit und bringt Unruhe in den nschlag. Fehlschüsse sind vorprogrammiert. + esser für die Jagd: Der Schütze steht beim sogenannten Parallelanschlag im 60-Grad-Winkel zum Ziel, Oberkörper leicht nach vorn gebeugt. Halten Sie die Schaftkappe auf rusthöhe unter Ihrem Zielauge (1). Die Flinte befindet sich genau in der Senkrechten unter dem uge und ist im Gegensatz zu 1 zur erwarteten Taube hin ausgerichtet. ei diesem nschlag wird die Waffe nur minimal, ohne seitliche ewegung von Kopf oder Flinte angehoben (2). Ergebnis: Mehr Zeit, weniger Fehlerquellen weniger krankgeschossenes Wild. 2 2 us dem Schirm C Richtige Wartehaltung: Flinte aufrecht vor dem Schützen. So vermeiden Sie Querbewegungen, die das Wild schneller wahrnehmen würde (). Kommt zum eispiel eine Krähe in nblick, wird aus der tiefen Haltung (Deckung) die Laufachse frühzeitig auf das Ziel gerichtet (). Folgen Sie dem Wild mit stetem Kontakt der Laufachse bis zum Schuss (C). Dadurch nimmt die Krähe immer nur das gleiche ild wahr. So entstehen keine hektischen ewegungen, die den Jäger verraten könnten. Fotos: Peter Schmitt 22 Wild und Hund 16/2013
Zielfixiert jagen Taubenjagd auf den Getreidestoppeln (Hoch- oder Niederhaustaube, quer): Sobald eine Geringelte in nblick kommt, richtet der Jäger in der Deckung seine Waffe auf das Ziel hin aus ( und ). Noch außerhalb der Schussdistanz zeigt daher schon die Laufachse in Richtung Taube (C). Obwohl das Flugwild einmal den kompletten ereich vor dem Schirm quert, nimmt es keine ewegungen wahr, da Schütze und Waffe zu jeder Zeit das gleiche ild abgeben. Ein weiterer Vorteil des D zielorientierten nschlags: Der Jäger kann sofort auf Richtungsänderungen des Ziels reagieren. Stets fährt der Schütze im definierten bstand vor der Taube mit (C und D). Würde er direkt vor der Schussabgabe aus dem Tarnstand schnellen, könnten hektische Flugmanöver die Folge sein. Der Schuss ins Leere ist dann wahrscheinlich. Videos zu dieser und anderen Schusssituationen finden Sie im Internet unter www. wildundhund.de C
Jäger - Jagdpraxis Steil einfallende Ente Wild streicht über hohe äume an und fällt abrupt vor Ihnen ein (Teal-Taube). Was tun? In dem Moment, in dem Sie erkennen, dass das Stück einfällt, gehen Sie in nschlag. Mit gleichbleibendem bstand ziehen Sie jetzt unter dem Stück mit. Der Trick dabei: Der lick bleibt immer auf der Ente, nur so kann der bstand von Ziel und Waffe kontrolliert werden. Schauen Sie dabei auf die Waffe, werden Sie unweigerlich stehenbleiben und vorbeischießen. Fotos: Peter Schmitt Flexibel bei Über-Kopf 50 : 50 ist Trumpf: uf der Jagd wissen Sie selten, woher der hohe Fasan anstreicht. Deshalb ist es wichtig, die Füße gleich stark zu belasten. So können Sie flexibel reagieren. Streicht der Hahn links oder rechts über Ihnen vorbei, verlagern Sie einfach das Gewicht auf das entsprechende ein. Das Mitschwingen gelingt so mühelos. Würden Sie sich vorher durch einseitige Gewichtsverlagerung einschränken, klappte der optimale Schuss nur zu einer Seite hin. Wie weit muss ich vorhalten? Entfernung zum Ziel... 55 km/h langsames Flugwild (eispiel: Rebhuhn) Vorhaltemaß für...... 65 km/h durchschnittlich schnelles Flugwild (eispiel: Fasan) etwa 25 m 0,9 m 1,2 m 1,5 m etwa 30 m 1,4 m 1,7 m 2,1 m etwa 35 m 2,0 m 2,3 m 2,9 m etwa 40 m 2,4 m 2,9 m 3,7 m... 80 km/h schnelles Flugwild (eispiel: Taube) Da viele Faktoren eine Rolle spielen, sind die ngaben nur grobe Richtwerte. Das Vorhaltemaß hängt von der Schwungtechnik, der Reaktionszeit, Wahrnehmungsfähigkeit des Jägers sowie der Schrotgeschwindigkeit ab. Wichtig: Nur wenn der Schütze mit voller Konzentration auf das Wild schaut, kann er durch Erfahrung lernen, wie weit er bei seiner persönlichen Schießtechnik vorhalten muss. Das gewonnene Wissen muss dann nur noch in den jagdlichen Situationen umgesetzt werden. 24 Wild und Hund 16/2013
Taube Taube 1. Hebelanschlag 2. Hebeanschlag Enten-Doublette am Gewässer Szenario: Sie erwarten Stockenten am Gewässer. Von hinten streicht eine über Ihren Kopf hinweg. uf den Schuss hin steigt ein bereits eingefallener reitschnabel auf. Eine schwierige jagdliche Situation so ist sie zu meistern: Dafür benötigen Sie zwei verschiedene nschlagsarten, den Hebel- und den Hebeanschlag. Die Laufmündung bleibt mit definiertem bstand vor der einfallenden Ente und senkt sich in Richtung Wasser. Zeitgleich gleitet die Schaftkappe nach oben in die Schulter sie wird förmlich gehebelt. Der Schuss bricht, eine zweite Ente will abstreichen (Trap-Taube). leiben Sie nicht im nschlag! Der Flintenprofi Christian Schulte empfiehlt, einen neuen nschlag aufzubauen. Das erleichtert die Zielerfassung und gewährleistet besseres Schwungverhalten. Für das abstreichende Wild nutzt Schulte wieder den Hebeanschlag (siehe Seite 22 oben). Durch die kurze, präzise ewegung müssen Sie nicht befürchten, dass Ihnen die Zeit für einen weiteren Schuss fehlt. Wollen auch Sie mit Christian Schulte trainieren? Informationen dazu bei: WuH-aktiv, Kornelia Fuchs, Tel. 02604 978-718 e Wild und Hund 16/2013 25