333.300 VO Masterkurs Finance WS 2015/16 o. Univ.-Prof. Dr. Edwin O. Fischer



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Transkript:

333.300 VO Masterkurs Finance WS 2015/16 o. Univ.-Prof. Dr. Edwin O. Fischer Teil 4 1

2 Gliederung I. Geldmärkte II. Kapitalmärkte Anleihenmärkte Aktienmärkte III. IV. Derivate & weitere Finanzinnovationen Forwards & Futures Optionen Swaps V. FX-Risk-Management

Die internationalen Finanzmärkte: Der Devisenmarkt Edwin O. Fischer 3 3

Begriffe Devisen: Forderungen und Guthaben in fremder Währung (Buchgeld bei Kreditinstituten, Wechsel, Schecks und Kupons). Sorten: (Noten, Valuten) sind Banknoten und Münzen in fremder Währung. Edwin O. Fischer 4

5 Relevante Währungen

6 Euro

7 Devisen- vs. Valutenkurs Ein Grazer Student kehrt aus seinem Praktikum in den USA mit einer $ 100,- Banknote zurück. Da er in einem Jahr wieder in die USA fahren möchte, beschließt er die $ 100,- auf ein $-Konto bei seiner Bank in Österreich für ein Jahr zu 1 % p.a. anzulegen. Die Devisen- und Notenkurse je USD in der Preisnotierung betragen heute und in einem Jahr: Sicht der Bank: für Devisen Valuten Ankaufskurs für $ Geld /$ 0,78 0,77 Verkaufskurs für $ Brief /$ 0,80 0,81 Welchen $-Betrag in Valuten kann der Student in einem Jahr von seinem Konto beheben?

8 Devisen- vs. Valutenkurs Zu t = 0: Bank kauft $ 100-Note zum Valuten-Geldkurs an und tauscht $ in : 100 $. 0,77 /$ = 77. Bank tauscht in $-Devisen zum Devisen-Briefkurs und legt diese auf das $-Konto. 77 0,80 /$ = 96,25 $

9 Devisen- vs. Valutenkurs Zu t = 1: Am $-Konto befinden sich 96,25 $. 1,01 = 97,21 $ Dieses $-Buchgeld wird von der Bank zum Devisen-Geldkurs in 97,21 $. 0,78 /$ = 75,83 umgetauscht. Bank tauscht in $-Noten zum Valuten-Briefkurs 75,83 0,81 /$ = 93,61 $

10 Devisen- vs. Valutenkurs Insgesamt: Valuta-Endbetrag in $ = 100$ 0,77 0,80 1,01 0,78 0,82 100 S S G Valuten B Devisen G $ S Devisen 1 r B S Valuten No min ale in US$ S S G G $ Valuten 1 r B B Valuten S S Devisen Devisen

11 Begriffe Gründe für enorme Umsätze am globalen Devisenmarkt: Globaler Handel Globale Direktinvestitionen (Foreign Direct Investments FDIs) Globale Finanzinvestitionen: Traditionelle Investmentfonds Immobilienfonds Hedgefonds & PE/VC-Fonds Staatsfonds (Sovereign Wealth Funds SWFs) Banken, Versicherungen und Pensionskassen Zentralbanken

12 Begriffe Währungskurssysteme Währungskurssysteme freie Währungskurse freie Währungskurse feste Währungskurse feste Währungskurse reines Floating völlig feste Wechselkurse kontrolliertes Floating Stufenflexibilität Bandbreitenfixierung gleitende Paritäten Quelle: Beike (1995), S. 43.

13 Begriffe Zentralbankverhalten Zentralbankverhalten Kaufkraftparität Kaufkraftparität Sonstige Daten Sonstige Daten Spekulation Spekulation DEVISENKURS DEVISENKURS Zinsniveau Zinsniveau Außenhandelsbilanz Außenhandelsbilanz Politik Politik Geldwertentwicklung Geldwertentwicklung Quelle: Beike (1995), S. 43.

14 Begriffe Auf n unterscheidet man zwischen Devisenkassa- und Devisenterminmärkten

Kassageschäfte Für Notierung der Devisenkurse existieren zwei Formen: Preisnotierung (in Kontinentaleuropa und den USA im Außenhandel): wieviel Einheiten der Inlandswährung entsprechen 1 Einheit der Fremdwährung. Mengennotierung (in GB, der Eurozone und den USA im Binnenhandel): wieviel Einheiten der Fremdwährung entsprechen 1 Einheit der Inlandswährung. Edwin O. Fischer 15

Kassageschäfte Referenzpreise in Eurozone in mengennotierter Form angegeben! S EURO/$ bezeichnet Kassapreis in EURO, der 1 $ entspricht. Preisnotierung für 1 Fremdwährungs Einheit stellt somit reziproken Wert der Mengennotierung für 1 Fremdwährungs Einheit dar: S EURO/$ = 1 S $/EURO Edwin O. Fischer 16

17 Kassageschäfte In USA finden beide Notierungsformen Anwendung: American terms (Preisnotierung) bei Handel mit Ausland: US $ 1 EH der Fremdwährung European terms (Mengennotierung) im Binnenhandel: EH der Fremdwährung 1 US $

18 Kassageschäfte Am Kurszettel notieren: in Preisnotierung: G Geldkurs bid S EURO/$ : Ankaufskurs der Bank für die Fremdwährung B Briefkurs ask S EURO/$ : Verkaufskurs der Bank für die Fremdwährung

19 Kassageschäfte Am Kurszettel notieren: in Mengennotierung: G Geldkurs bid S $/EURO : Ankaufskurs der Bank für EURO. B Briefkurs ask S $/EURO : Verkaufskurs der Bank für EURO. Differenz zwischen dem Ver- und dem Ankaufskurs = Spanne (spread) B Spanne = Briefkurs Geldkurs = S EURO/$ G S EURO/$

20 Kassageschäfte Devisen-Crossrates Notierungsform der Mittelkurse in Matrixform. Quelle: www.finanzen.at/devisen, 15.09.2015

21 Kassageschäfte Quelle: www.comdirect.de, 15.09.2015.

22 Kassageschäfte

23 Wechselkurs $/ www.comdirect.de, 24.09.2010

24 Wechselkurs $/ Quelle: http://www.welt.de/finanzen/article112393733/bei-waehrungen-sollten-sparer-auf-fonds-setzen.html, 03.01.2013.

25 Wechselkurs Yen/ Quelle: www.comdirect.de, 11.02.2015.

26 Quelle: Format, 24.10. 2008

27 Euro im Vergleich Quelle: Standard 24./25./26. Dezember 2011

28 Quelle: http://www.faz.net/aktuell/wirtsc haft/europasschuldenkrise/stagnation-beiniedrigen-zinsen-die-fratze-dereuro-krise-12040652.html, 28.01.2013

29

30 Quelle: Die Welt 7. Februar 2014

Termingeschäfte Wichtigste Aufgabe des Devisenterminmarktes: Kurssicherungsmöglichkeiten im Rahmen von Außenhandelsgeschäften durch Devisenfesttermingeschäfte oder bedingte Devisentermingeschäfte. Edwin O. Fischer 31

Festtermingeschäfte traditionelles Termingeschäft (Outright, Solo Geschäft): Bei Vertragsabschluß werden Volumen und späterer Termin fixiert, zu dem Fremdwährungsbeträge zum Terminkurs (Forward-Rate) ge- bzw. verkauft werden. Edwin O. Fischer 32

33 Festtermingeschäfte Swapsatz: Differenz zwischen Kassa und Terminkurs (in Preisnotierung), üblicherweise in (Dezimal ) Stellen (Punkten, Pips) oder als annualisierter Prozentsatz des Kassakurses angegeben. für Kalkulation von Kurssicherungskosten von Bedeutung.

Festtermingeschäfte Swapsatz in GE (in Preisnotierung): F 0T > S 0 : F 0T S 0 F 0T < S 0 : S 0 F 0T Report, Aufschlag, Prämie Deport, Abschlag, Discount Swapsätze in % p.a.: Rechnet man den Swapsatz in einen Jahresprozentsatz um, so erhält man (unter Verwendung von Mittelkursen): 1 T F 0T S 0 S 0 Edwin O. Fischer 34

35 Zinsparitätentheorem (Interest Rate Parity IRP) in Preisnotierung T r T r S F T $ 0 0 1 1 T r r S T r T r r S T r T r T r S T r T r S S T r T r S S F T ) ( 1 ) ( 1 1 1 1 1 1 1 1 $ 0 $ $ 0 $ $ 0 $ 0 0 $ 0 0 0 Aufschlag r r S F T $ 0 0 Abschlag r r S F T $ 0 0 Basis

Festtermingeschäfte Swapgeschäft: Termingeschäft wird in Kombination mit Kassa- oder anderen Termingeschäften in derselben Fremdwährung durchgeführt: Kombination eines Termingeschäfts und eines Kassageschäfts auf dasselbe Basisobjekt Kombination zweier Termingeschäfte auf dasselbe Basisobjekt mit unterschiedlichen Fälligkeitsterminen Dabei sind die Positionen der jeweiligen kombinierten Geschäfte genau entgegengesetzt (Long & Short bzw. Short & Long) Edwin O. Fischer 36

Festtermingeschäfte Devisen-Swapgeschäfte: Zur Spekulation Zur Absicherung von Fremdwährungskreditaufnahmen und -geldanlagen = Zeitlich befristeter Austausch zweier Währungsbeträge. Dies wird erreicht bei einem Eintausch von EURO in Fremdwährung durch einen Devisenkauf per Kassa und Rücktausch durch Verkauf auf Termin einem Eintausch von Fremdwährung in EURO durch einen Devisenverkauf per Kassa und Rücktausch durch Kauf auf Termin Edwin O. Fischer 37

Festtermingeschäfte Devisenspekulation und -arbitrage Während die Spekulation versucht, Kursunterschiede innerhalb eines bestimmten Zeitraums auszunutzen, ist die Arbitrage auf die Ausnutzung von Kursunterschieden zu einem bestimmten Zeitpunkt an verschiedenen Orten angelegt. Devisenspekulation und arbitrage gehören zum Eigenhandel der Banken, sind also nicht kundengetrieben. Auch Nichtbanken nehmen an Devisenspekulation und arbitrage in erheblichem Umfang teil, indem (international tätige) Unternehmen insbesondere ihre Deviseneinnahmen oder ausgaben nicht taggleich glattstellen oder sichern ( hedgen ), sondern im Bestand halten, ohne dass es hierfür operative Gründe gibt. Devisenspekulation ist letztlich der Kauf oder Verkauf von Devisenkassa- oder termingeschäften in der Erwartung, dass bei Vornahme der entgegengesetzten Transaktion (Glattstellung) in der Zukunft durch die Devisenkursentwicklung ein Gewinn entstehen wird. Damit erfordert Devisenspekulation offene Fremdwährungsforderungen ( open long position ) und/oder offene Fremdwährungsverbindlichkeiten ( open short position ), die nicht durch entsprechende Gegenpositionen kongruent (also mit identischer Fälligkeit und in derselben Währung) abgesichert sind. Edwin O. Fischer 38

39 Festtermingeschäfte Devisenspekulation und -arbitrage Devisenarbitrage liegt vor, wenn Devisenkursunterschiede zu einem bestimmten Zeitpunkt ausgenutzt werden. Arbitrage erfordert mithin den gleichzeitigen Kauf und Verkauf einer Währung auf zwei unterschiedlichen Märkten, um den zwischen diesen Märkten bestehenden Kursunterschied gewinnbringend zu nutzen. Durch diese Zeitpunktbezogenheit ist die Arbitrage völlig risikolos, während mit der Spekulation auch eine Verlustgefahr verbunden ist. Möglichkeiten von Devisenarbitrage: gleichzeitig auf zwei Devisenkassamärkten, falls diese unterschiedliche Preise aufweisen (Buy Low, Sell High) gleichzeitig am Devisenkassa- und Devisenterminmarkt, falls der Terminpreis nicht im Gleichgewicht (d. h. unfair gepreist) ist F0 T S 0 1 r 1 r $ T T

40 Festtermingeschäfte Devisenarbitrage Cash & Carry Arbitrage, falls F0 T zu t = 0: -Kreditaufnahme 1 mit Laufzeit T Umtausch am Devisenkassamarkt ergibt 1/S 0 $ $-Veranlagung mit Laufzeit T $-Terminverkauf (Short $-Future) per Termin T zu t = T: $-Kontoguthaben 1 S 0 1 + r $ T in $ Erfüllung des Termingeschäfts erzielt F 0,T 1 S 0 1 + r $ T in -Kreditrückzahlung 1 + r T S 0 1 r 1 r Arbitragegewinn, da F 0,T 1 S 0 1 + r $ T > 1 + r T (ohne Eigenkapital und ohne Risiko) $ T T

41 Festtermingeschäfte Devisenarbitrage Reverse Cash & Carry Arbitrage, falls analog im Selbststudium F0 T S 0 1 r 1 r $ T T

42 Festtermingeschäfte Currency Carry Trade CCT ist eine Spekulationsstrategie, bei der ein Spekulant einen Kredit in einer Währung mit vergleichsweise niedrigem Zinsniveau aufnimmt, um davon Zinspapiere zu kaufen, die in einer anderen Währung mit höherem Zinsniveau notiert sind, oder den umgewechselten Kreditbetrag zum Zinssatz in einer anderen Währung zu veranlagen. Er hofft dabei, dass durch die höheren Zinseinkünfte nach Rückzahlung des Kredits noch ein Gewinn verbleibt. Die Risiken bei dieser Spekulation bestehen in Wechselkursschwankungen und in Zinsänderungen. Mechanismus: Die Rendite der Currency Carry Trades setzt sich entsprechend aus zwei Komponenten zusammen: der Differenz zwischen Haben- und Sollzins der beiden Währungen und der Wechselkursentwicklung. Um die genannten Risiken zu reduzieren, können Zinsschwankungen über festverzinsliche Geschäfte eliminiert und das Wechselkursrisiko über Terminmarktgeschäfte reduziert werden. Diese Absicherungen reduzieren jedoch die erwartete Rendite (bei einer vollständigen Absicherung der Risiken wäre die Rendite Null).

43 Festtermingeschäfte Abgrenzung zur Arbitrage: Currency Carry Trade CCT CCTs sind nicht mit Arbitrage-Geschäften zu verwechseln. Bei diesen (die das weitaus größte Volumen des Fremdwährungsmarktes ausmachen), kaufen und verkaufen Marktteilnehmer Währungen an verschiedenen Börsen gleichzeitig, um (selbst minimale) Preisunterschiede auszunutzen. Wesentlich ist, dass die Händler bei Arbitrage-Geschäften die Positionen unverzüglich wieder ausgleichen (und damit keine Marktrisiken tragen), während die Spekulanten bei CCTs während der Dauer des Geschäftes offene Positionen in den jeweiligen Währungen halten und damit Risiken eingehen.

44 Festtermingeschäfte Spekulation am Devisen- und Geld- bzw. Kreditmarkt Ein Investor nimmt einen variabel verzinslichen -Kredit zu -Zinsen über zwei Jahre auf, wechselt den Kreditbetrag am Devisenkassamarkt in $ um und veranlagt diesen $- Betrag variabel verzinslich über zwei Jahre zu $-Zinsen an. Diese Spekulation ist erfolgreich, falls der Endbetrag in zwei Jahren am $-Konto, umgetauscht zum dann gültigen Devisenkassakurs in, den Zins- und Tilgungsbetrag für den -Kredit übersteigt. -Kreditaufnahme zu t = 0: 1 1 $-Veranlagung zu t = 0: S 0 /$ -Kreditrückzahlung zu t = 2: 1 + r 0,1 1 + r 1,2 $-Kontoguthaben zu t=2: bzw. 1 S 0 /$ 1 + r 0,1 $ 1 + r 1,2 $ in $ S 2 /$ S 0 /$ 1 + r 0,1 $ 1 + r 1,2 $ in

45 Festtermingeschäfte Spekulation am Devisen- und Geld- bzw. Kreditmarkt Spekulationsgewinn zu t = 2, falls 1 + r 0,1 1 + r 1,2 < S 2 /$ S 0 /$ 1 + r 0,1 $ 1 + r 1,2 $ Risiken: künftiger Devisenkassakurs zu t = 2 S 2 /$ einjähriger künftiger -Kreditkassazinssatz im zweiten Jahr r 1,2 einjähriger künftiger $-Veranlagungskassazinssatz im zweiten Jahr r 1,2 $ Das Wechselkursänderungsrisiko kann durch Eingehen eines Festtermingeschäfts zu t = 0 per Termin in zwei Jahren zu F 0,2 /$ eliminiert werden. Die Zinsänderungsrisiken können durch einen festverzinsliche -Kredit bzw. durch eine festverzinsliche $-Veranlagung zu t = 0 jeweils über zwei Jahre oder durch jeweils einjährige Zinstermingeschäfte zu t = 0 für das zweite Jahr eliminiert werden.

46 Festtermingeschäfte Spekulation auf steigende künftige Devisenkassakurse: (ohne Zinsänderungsänderungsrisiken) Aufnahme -Kredit (festverzinslich) mit Laufzeit bis T Umtausch in $ am Devisenkassamarkt Veranlagung $ (festverzinslich) bis T Spekulationsgewinn, falls: -Betrag aus $-Veranlagung und $-Zinsen > -Betrag für -Kredit (Tilgung + -Zinsen) S 2 /$ S 0 /$ 1 + r 2 $ 2 > 1 + r 2 2 S 2 > S 0 (1 + r 2 ) 2 (1 + r 2 $ ) 2

47 Festtermingeschäfte Spekulation auf sinkende künftige Devisenkassakurse: (ohne Zinsänderungsänderungsrisiken) Aufnahme $-Kredit (festverzinslich) mit Laufzeit bis T Umtausch $ in am Devisenkassamarkt Veranlagung (festverzinslich) bis T Spekulationsgewinn, falls: -Betrag aus -Veranlagung und -Zinsen > -Betrag für $-Kredit (Tilgung + $-Zinsen) S 2 /$ S 0 /$ 1 + r 2 $ 2 < 1 + r 2 2 S 2 < S 0 (1 + r 2 ) 2 (1 + r 2 $ ) 2

48 Festtermingeschäfte Spekulation auf künftige Devisenkassakurse: (ohne Zinsänderungsänderungsrisiken) Ein Spekulant auf künftige Devisenkassakurse erzielt weder Gewinne noch Verluste, falls S 2 = S 0 (1+r 2 ) 2 (1+r 2 $ ) 2 Vermutet er, dass der künftige Devisenkassakurs (1+r S 2 > S 2 ) 2 0 (1+r $ 2 ) 2 ist, dann erzielt er bei Spekulation auf steigende Kurse Gewinne (1+r S 2 < S 2 ) 2 0 (1+r $ 2 ) 2 ist, dann erzielt er bei Spekulation auf sinkende Kurse Gewinne

49 Festtermingeschäfte Beispiel für Spekulation auf steigende künftige Devisenkassakurse: Laufzeit = 1 Jahr mit -Zinssatz 1 % und $-Zinssatz 2 %; Devisenkassakurs = 0,8 /$ Zu t = 0: -Kreditaufnahme 80 zu 1 % p.a. mit Laufzeit 1 Jahr Umtausch in $ ergibt 100 $ $-Veranlagung zu 2 % p.a. mit Laufzeit 1 Jahr Zu t = 2: -Kreditrückzahlung 80 1,01 = 80,80 $-Guthaben 100 1,02 = 102 $ Falls Devisenkassakurs zu t = 2 S 2 = 1,0 /$: $-Guthaben in ist 102 Spekulationsgewinn S 2 = 0,7 /$: $-Guthaben in ist 71,40 Spekulationsverlust

50 Festtermingeschäfte Beispiel für Spekulation auf steigende künftige $-Kassazinssätze: Devisen- Swapgeschäft (ohne Wechselkursänderungsrisiko) Aufnahme -Kredit (festverzinslich) mit Laufzeit bis T Umtausch in $ am Devisenkassamarkt Veranlagung $ (variabel verzinslich) bis T Ausschluss Wechselkursänderungsrisiko mit Devisentermingeschäft $ in per Termin T Spekulationsgewinn, falls: -Betrag aus $-Veranlagung und $-Zinsen > -Betrag für -Kredit (Tilgung plus -Zinsen)

51 Festtermingeschäfte Beispiel: Laufzeit T 1 2 Kassazinsen r 0, T 3 3 In % p.a. 1 1 r $ 0, T Devisenkassakurs = 0,7 /$ Devisenterminkurs 1 / $ / $ r, 2 0, 2 S0 1 $ r 0, 2 1,03 0,7 1,01 F 2 2 0 2 0,7280

52 Festtermingeschäfte Ein Spekulant nimmt einen Eurokredit über 70 Mio. mit einer Laufzeit von 2 Jahren zu 3% p.a. auf. Am Devisenkassamarkt erhält er dafür 100 Mio. US-$. Diesen Betrag veranlagt er für 1 Jahr zu 1% p.a. Gleichzeitig schließt er ein Devisentermingeschäft mit einer Laufzeit von zwei Jahren über den Verkauf von US-$ zu 0,7280 /$ ab. -Kredit 0 1 2 $-Anlage $-Anlage

53 Festtermingeschäfte Nach einem Jahr erhält er 100 Mio. * 1,01 = 101 Mio. US-$. Diesen Betrag veranlagt er für ein weiteres Jahr zum dann gültigen einjährigen $-Kassazinssatz. Beträgt dieser Zinssatz 1% p.a., dann macht das $-Konto zum Zeitpunkt t = 2 101 Mio. * 1,01 = 102,01 Mio. US-$ aus. Durch das Devisentermingeschäft erhält er dafür 102,01 Mio. * 0,7280 = 74,263 Mio..

54 Festtermingeschäfte Für den -Kredit muss der Investor 70 Mio. * (1,03)² = 74,263 Mio. bezahlen, was exakt dem Betrag auf dem $-Konto entspricht. Ist der einjährige Kassazinssatz für US-$ im zweiten Jahr größer als 1% p.a., so liegt der Investor in der Gewinnzone. Andernfalls hat er aus seiner Spekulation Verluste zu tragen.

55 Optionsgeschäfte Bedingte Devisentermingeschäfte (Devisenoptionen Currency Options): Käufer der Option hat das Recht einen Fremdwährungsbetrag (bis) zu einem im voraus bestimmten Termin zu einem im voraus bestimmten Kurs zu kaufen bzw. zu verkaufen.

Optionsgeschäfte Internationale Put-Call-Äquivalenz: Call auf $ in (Basispreis in /$ ) Inhaber bekommt bei Ausübung $, gibt Put auf in $ (Basispreis in $/ ) Inhaber gibt bei Ausübung, bekommt $ Demnach hat in der Eurozone ein $-Call mit einem -Basispreis denselben Wert wie in den USA ein -Put mit einem $-Basispreis. Edwin O. Fischer 56

57 Kassageschäfte Quelle: Handelsblatt, 16.10.1990

58 Kassageschäfte Preisnotierung (alte Notierung) Quelle: Handelsblatt, 16.10.1990

59 Kassageschäfte Mengennotierung (neue Notierung) Quelle: Handelsblatt, 19.02.2013

60 Devisenoptionen (alte Notierung) Quelle: Handelsblatt, 16.10.1990

61 Devisenoptionen Quelle: Handelsblatt, 26.09.2005

62 Devisenoptionen (neue Notierung) Quelle: www.hsbctrinkaus-markets.de, 08.08.2012.

63 Gleichgewichtsrelationen in Preisnotierung für T=1 Zinsparitätentheorem: F 01 = S 0 1 + r EUR 1 + r $ Kaufkraftparitätentheorem: mit π... Inflationsrate in % p.a. E 0 S 1 = S 0 1 + E 0 π Eurozone 1 + E 0 π USA Reine Erwartungshypothese: E 0 S 1 =F 01

64 Gleichgewichtsrelationen in Preisnotierung Fisher-Open: 1+r EUR 1+E 0 π Eurozone = 1+r $ 1+E 0 π USA r real real EUR = r $ Fisher-Open Kaufkraftparitätentheorem 1+E 0 π Eurozone 1+E 0 π USA = 1+r EUR 1+r $ Zinsparitätentheorem = = E 0 S 1 S 0 = F 01 S 0 reine Erwartungshypothese

65 Gliederung I. Geldmärkte II. Kapitalmärkte Anleihenmärkte Aktienmärkte III. IV. Derivate & weitere Finanzinnovationen Forwards & Futures Optionen Swaps V. FX-Risk-Management

FX-Risk-Management Exposure-Konzept Exposure = Betrag in fremder Währung, der dem Wechselkursrisiko ausgesetzt ist. Unterscheidung direkte und indirekte Einflüsse: direkte Wechselkurseinflüsse: bilanzielle Positionen (Lieferforderungen und -verbindlichkeiten in FW, gehaltene Wertpapiere in FW, Fremdwährungskredite, Währungsanleihen,...) außerbilanzielle Positionen (Leasingverpflichtungen, Haftungen, ) indirekte Wechselkurseinflüsse (Kunden/Lieferanten exportieren oder importieren, ausländische Anbieter) Edwin O. Fischer 66

67 FX-Risk-Management Beispiel: Ausgangssituation Ausgangssituation: Ein deutsches Unternehmen besitzt eine offene Devisenposition aus einem Außenhandelsgeschäft mit Zahlung auf Ziel und Fakturierung in Fremdwährung. Somit sind bekannt: Nomineller FW Betrag Termin der Zahlung. Erwünschte Absicherung: FW Forderung (bei Exportgeschäft): FW Verbindlichkeit (bei Importgeschäft): vor sinkenden Wechselkursen vor steigenden Wechselkursen.

68 FX-Risk-Management Beispiel: Ausgangssituation Als optimal ist eine vollkommene Absicherung (perfekte Hedge) zu bezeichnen, so dass bei Abschluss des Außenhandelsgeschäfts der spätere Gegenwert der Zahlung in DM mit Sicherheit bekannt und somit die Kalkulationsgrundlage sicher ist. Als Bedienung hierfür sind die folgenden Anforderungen zu stellen: FW-Betrag ist mit Sicherheit bekannt (z.b. Ausschluss von eventuell auftretenden Kapitalverkehrsbeschränkungen) Zahlungszeitpunkt ist bekannt es existiert ein Hedge-Instrument für die betrachtete Fremdwährung Bei standardisierten Hendge-Instrumenten: abzusichernder Betrag ist ein ganzzahliges Vielfaches des Kontraktvolumens.

FX-Risk-Management Beispiel Beispiel: Am 12.08.2002 schließt eine deutsche Unternehmung ein Exportgeschäft über 100.000 $ mit einem Kunden in den USA ab. Die Fakturierung erfolgt in $ und es wird ein Zahlungsziel von 3 Monaten ab Vertragsabschluss vereinbart. Die deutsche Unternehmung befürchtet bis zum 12.11.2002 gesunkene $-Kurse und möchte daher ihre $-Forderungen auf den Devisen- bzw. Eurogeldmärkten absichern. a) Welche Aktivitäten kann die deutsche Unternehmung am 12.08.2002 zur Absicherung der FW-Position am Kassa- und Eurogeldmarkt am Forwardmarkt am Optionsmarkt unternehmen? b) Ermitteln Sie anhand der Kurse aus dem Handelsblatt vom 13.08.2002 die Zahlungsströme am 12.08.2002 und diskutieren Sie die entsprechenden Zahlungen für den 12.11.2002. Edwin O. Fischer 69

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73 FX-Risk-Management Absicherung am Devisenkassamarkt und Eurogeldmarkt am 12.08.2002 (t = 0): 1. $-Kreditaufnahme zum $-Brief-Zinssatz r $ B = 1,76 % für T = 3 Monate, der aufzunehmende Kreditbetrag in Höhe von 99.561, 93 $ ergibt sich durch Abzinsung aus 100.000 $ 1 + r $ B T Falls die Rechnungssumme nicht abgezinst würde, entstünde aus der Verpflichtung, die Zinszahlungen in $ zu leisten, eine neue offene Währungsposition. 2. Umtausch des Kreditbetrags am Kassamarkt zum Geldkurs S 0 G = Der eingetauschte Betrag hat die Höhe von 101.884,9 EUR. G 3. Diese EUR-Summe wird für drei Monate zum EUR-Geld-Zinssatz von r EUR am 12.11.2002 (t = T): 1 = 1 $ EUR,B = 1,0233 in EUR. S 0,9772 0 = 3,26 % veranlagt. 4. Der Amerikanische Importeur zahlt den Rechnungsbetrag 100.000 $. 5. Mit den 100.000 $ wird der $-Kredit einschließlich Zinsen zurückgezahlt. 6. Aus der Auflösung der EUR-Anlage erhält der Exporteur den sicheren Betrag von 102.715,27 EUR. Dieser kann wie folgt berechnet werden 100.000 $ S 0 G 1+r EUR G T 1+r $ B T

74 FX-Risk-Management Absicherung am Devisenfestterminmarkt: Forwards am 12.08.2002 (t = 0): 1. Abschluss eines Termingeschäftes, bei dem vereinbart wird, dass der Betrag in Höhe von 100.000 $ zum 3-Manats-Geld-Terminkurs F G 1 0T = = 1,0275 EUR am 12.11.02 den Kontrahenten des Termingeschäftes (Bank) angeliefert wird. am 12.11.2002 (t = T = 3 Monate): = 1 $ EUR,B F 0,9732 0T 2. Eingang der Zahlung des ausländischen Importeurs in Höhe von 100.000 $. 3. Diesen Betrag liefert der Exporteure nun dem Kontrahenten des Outright-Geschäftes. 4. Er bekommt hierfür den sicheren Betrag von 102.753,80 EUR. Dieser ergibt sich aus G 100.000 $ F 0T Auch hiermit ist aufgrund der sicheren EUR-Zahlung zu T eine perfekte Hedge möglich. Bei Gültigkeit des Zinsparitätentheorems mit Transaktionskosten gilt für die Preisnotierung: S G 0 1 + r G EUR T 1 + r B $ T F 0T G F B 0T S B 0 1 + r B EUR T 1 + r G $ T

75 FX-Risk-Management Absicherung am Devisenoptionsmarkt: OTC-Optionen Der Exporteuer hat am 12.08.2002 einen Vertrag über 100.000 $ mit einem dreimonatigen Zahlungsziel abgeschlossen und entscheidet sich für den Kauf eines Puts, um sich gegen Verluste, die aus einem fallenden $- Kurs resultieren, abzusichern. Unter Vernachlässigung von Transaktionskosten und Zinseffekten kann seine Rechnung somit wie folgt aussehen: am 12.08.2002: Der Exporteuer kauft den Put über 100.000 $ mit einem Basispreis X, fällig am 12.11.2002. Die Prämie hierfür beträgt p 0. Somit ergeben sich für diese Maßnahme vorab Absicherungskosten in Höhe von 100.000 $ p 0. Unterstellt man, dass der Exporteur bis zum Zahlungstermin nicht aktiv wird, bestehen am 12.11.2002 folgende Möglichkeiten: S T G < X Eine Ausübung der Option ist sinnvoll, da sie das Recht einräumt, Dollars zum Kurs von X zu verkaufen. Unter Berücksichtigung der Prämie ergibt sich somit ein Nettoverkaufskurs von X p 0 je $. S T G X In diesem Fall ist die Option nicht auszuüben, weil Dollars am Kassamarkt günstiger verkauft werden können. Im Nachhinein wäre eine Nichtabsicherung günstiger gewesen. Somit tritt ein Verlust in Höhe der Prämie ein und der Nettoverkaufspreis beträgt S T p 0 je $.

76 FX-Risk-Management Absicherung am Devisenoptionsmarkt: OTC-Optionen Möchte der Exporteur den $-Betrag durch den Kauf eines $-Puts mit einem At-the-Money-Basispreis absichern, dann bietet sich hierfür der Put mit einem Basispreis in der Mengennotierung von 0,9773 $/EUR an, da der Devisenkassamittelkurs 0,9742 $/EUR beträgt. Der entsprechende Basispreis in der Preisnotierung beträgt X = 1 = 1,00232 EUR $ 0,9773 Der $-Put (=EUR-Call) notiert in % vom Eurobetrag mit einem Briefbetrag von 1,98. Somit beträgt der Putpreis je $ 1 p 0 = 0,0198 X = 0,0198 = 0,02026 EUR $ = 2,026 ct $. 0,9773 Die gesamte Absicherung von 100.000 $ kostet daher 0,0198 100.000 0,9773 = 2.026 EUR.

77 FX-Risk-Management Absicherung am Devisenoptionsmarkt: OTC-Optionen Zahlung in 12.11.2002 X /$ Kauf $-Put = Kauf EUR-Call

78 FX-Risk-Management Absicherung am Devisenoptionsmarkt: OTC-Optionen Alternativ könnte sich der Exporteur für den Verkauf eines $-Calls zu t = 0 = 12.08.2002 entscheiden. Am 12.11.2002 ergeben sich in diesem Fall folgende Möglichkeiten: S B T > X Eine Ausübung der Option wird durch den Inhaber erfolgen, da sie das Recht einräumt, Dollars zum Kurs von X zu kaufen. Der Exporteur muss somit Dollars zu X liefern. Unter Berücksichtigung der Prämie ergibt sich somit ein Nettoverkaufskurs von X + c 0. S T B X Die Option wird nicht ausgeübt werden, weil der Optionsinhaber Dollars am Kassamarkt günstiger kaufen kann. Nut tritt ein Gewinn in der Höhe des Preises c 0 ein.

79 FX-Risk-Management Absicherung am Devisenoptionsmarkt: OTC-Optionen Möchte der Exporteur die Position eines Stillhalters von At-the-Money-$-Calls (= ATM-EUR-Puts) eingehen, dann verkauft er $-Calls zur Geldnotierung von 2,18 % vom Eurobetrag bei einem Basispreis in der Mengennotierung von 0,99773 $/EUR. Pro $ erhält er somit c 0 = 0,0218 Insgesamt erzielt er somit einen Erlös von 1 = 0,0223 EUR $ = 2,23 ct $ 0,9773 0,0218 100.000 0,9773 = 2.230,64 EUR.

FX-Risk-Management Absicherung am Devisenoptionsmarkt: OTC-Optionen Zahlung in Nettozahlung 12.11.2002 X /$ Verkauf $-Calls = Verkauf EUR-Put Edwin O. Fischer 80

81 FX-Risk-Management Absicherung am Devisenoptionsmarkt: OTC-Optionen Zahlung in X /$ Vergleich der betrachteten Varianten