Hochschulentwicklungspläne Vertiefung Berlin, 10. September 2010 Dr. Britta Behm www.che-consult.de
Ein Rückblick Schon längere Zeit gab es die Verpflichtung der Hochschulen zur Aufstellung von Hochschulentwicklungsplänen. Dieser Verpflichtung kamen die bayerischen Hochschulen in der Vergangenheit eher lustlos und phantasielos nach. Ohne perspektivische Ansätze wurde der Ist-Zustand dokumentiert, umfängliche Fakultätsberichte aneinandergereiht und auf diese Weise gewaltige Papiertiger produziert, die nach pflichtschuldigster Berichterstattung wieder folgenlos in den Schubladen verschwanden. Zitat: Kronthaler 2002,18. AG HEPe / StEPe Behm 10.9.2010 2
Forschungsstand heute?! Eine umfassende Analyse der verschiedenen Steuerungsinstrumente in mehreren Bundesländern, welche die verschiedenen Steuerungsebenen (die Steuerung der Hochschulen durch die Länder und die hierauf aufbauende Steuerung der Fachbereiche durch die Hochschulleitungen etc.) und die Wechselwirkungen der einzelnen Steuerungsinstrumente zueinander konkretisiert, liegt bisher nicht vor. Aus: Empfehlungen zur Gestaltung von Steuerungssystemen auf der Ebene Land/Hochschule 2009, 3.* * Vergleichende Untersuchung von fünf Bundesländern: BW, BE, HE, NW, TH AG HEPe / StEPe Behm 10.9.2010 3
Zumindest eine Definition Hochschulentwicklungsplan: nach 1990 zunehmend an Hochschulen ausgearbeitetes strategisches Instrument zur Definition der Ziele und Leistungen der eigenen Organisation. Der H. dient als Planungsgrundlage und wird regelmäßig fortgeschrieben, in neueren Hochschulgesetzen z.t. gesetzlich gefordert. Aus: Tenorth / Tippelt 2007, 325, Sp. 1 [Hervorhebung Behm]. AG HEPe / StEPe Behm 10.9.2010 4
Vorgabe in Landeshochschulgesetzen Bundesländer Baden-Württemberg Bayern Berlin Brandenburg Hansestadt Bremen Hansestadt Hamburg Hessen Mecklenburg-Vorpommern Niedersachsen Nordrhein-Westfalen Rheinland-Pfalz Saarland Sachsen Sachsen-Anhalt Schleswig-Holstein Thüringen HEPe / StEPe StEP (über 5 Jahre) EP (HEP) / (HStP)* StEP (über 5 Jahre) HEP StEP EP (eigenverantwortlich) HEP (über 5 Jahre) (EP) HEP (GesamtEP) StEP (Univ.) / FHEP (FHS) EP HEP StEP (über 5 Jahre) (StEP) * Vgl. zusätzlich zum BerlHG: Haushaltsstrukturgesetz 1997 Stand: Februar 2010 AG HEPe / StEPe Behm 10.9.2010 5
Element der Neuen Hochschulsteuerung Kontraktsteuerung indikatorgebunden Kontraktsteuerung indikatorgebunden Kontraktsteuerung indikatorgebunden Ministerium Hochschulleitung Fakultäten Institute / Lehrst. politische Ziele Rahmenbedingungen Landesentwicklungsplan strategische Ziele Rahmenbedingungen Hochschulentwicklungsplan (HEP) Fakultätsentwicklungspläne (FEP) AG HEPe / StEPe Behm 10.9.2010 6
HEPe im strategischen Prozess HEP Analyse 1a strategische Ziele 1a Formulierung, Entscheidung Maßnahmenplanung 1a 1b Umsetzung 2 4 Rückkopplung Kontrolle 3 Planungsablauf in Anlehnung an Zechlin 2007, 118. AG HEPe / StEPe Behm 10.9.2010 7
Studie CHE (tbp.): HEPe in der Praxis Mehrere Stimmen: Der StEP sei nur Papier und werde im Hochschulalltag kaum beachtet; zu umfänglich darin wird zu allem und jedem etwas gesagt : drei bis vier [Veränderungs-]Prozesse kann ich vertragen, mehr nicht ; HEP ein Papier mit Wunschcharakter ; kein freiwilliges Instrument und v.a. gemacht, damit das Ministerium Ruhe gibt : spiegelt die Realität des Ministeriums, d.h. die Zuständigkeiten der Referate: die wollen sehen, dass wir uns damit beschäftigen ; Aber: vielleicht liegt es auch daran, dass wir es [das Instrument] nicht richtig genutzt haben. Werkstatteinblick: Zitate und Paraphrasierungen anonymisiert aus Experteninterviews. Behm/ Berthold/ Daghestani tbp. Ende 2010 / Anfang 2011. AG HEPe / StEPe Behm 10.9.2010 8
Studie CHE (tbp.): HEPe Erfolgsfaktoren Ausgangsanalyse Anlass / Adressat Funktion interne Lage Kohärenz Passung zu anderen strategischen Instrumenten Analyse ehrlich Auswahl relevanter Analysefelder multiperspektivisch (intern/ extern) und datenbasiert Ziele realistisch, messbar, eindeutig auf der Zeitschiene zugeordnet (kurz-, mittel-, langfristig) Entwicklungsprozess Möglichkeit zur Partizipation (Expertise und Akzeptanz) Kommunikation (bekannt machen, erklären, für Akzeptanz werben) Verbindlichkeit einfordern Werkstatteinblick: Behm/ Berthold/ Daghestani tbp. Ende 2010 / Anfang 2011. AG HEPe / StEPe Behm 10.9.2010 9
Studie CHE (tbp.): HEPe Erfolgsfaktoren Umsetzung professionelles Projektmanagement erkennbar? (Zeit, Aufgaben, Verantwortliche, Ressourcen) Konkretisierungsgrad: nur Rahmenvorgabe situative Ausgestaltung ermöglichen Stil präzise, sachlich Controlling nicht zu detailliert (prioritäre Kennzahlen); keine zu kurzen Abstände Aber: ernst nehmen (Glaubwürdigkeit) Kultur der Veränderung für neue Impulse offen bleiben/ situative Strategie ermöglichen Führung glaubwürdig, kohärent (Konstanz über langen Zeitraum) Werkstatteinblick: Behm/ Berthold/ Daghestani tbp. Ende 2010 / Anfang 2011. AG HEPe / StEPe Behm 10.9.2010 10
Literaturauswahl Behm, Britta L. / Berthold, Christian/ Daghestani, Mona (tpb. 2010 od. 2011): Strategisches Management an Hochschulen (Arbeitstitel). Arbeitspapier des CHE. Gütersloh. Empfehlungen zur Gestaltung von Steuerungssystemen auf der Ebene Land/Hochschule. Ergebnisse des Arbeitskreises der deutschen Universitätskanzler(innen) Leistungsorientierte Mittelvergabe und Zielvereinbarungen. Gießen, Januar 2009. URL: http://www.unikanzler.de/fileadmin/dateien/uak1_publikation-1%281%29.pdf; letzter Zugriff: 1.9.2010. Kronthaler, Ludwig (2002): Strukturen der Hochschulsteuerung und -finanzierung in Bayern sowie Modelle der Technischen Universität München. In: Beiträge zur Hochschulforschung 3/24, 6-29. Tenorth, Heinz-Elmar/ Tippelt, Rudolf (Hg.) (2007): BELTZ Lexikon Pädagogik. Weinheim/ Basel. Zechlin, Lothar (2007): Strategische Hochschulentwicklung. Überlegungen zu einer Typologie. In: die hochschule 1, 115-131. AG HEPe / StEPe Behm 10.9.2010 11