Temperaturanomalie relativ zum Mittelwert 1951-1980 Temperaturänderung ( C) Warum müssen sich Kommunen für den Klimaschutz einsetzen? Benediktbeuern 01. Dezember 2011 Prof. Dr. Wolfgang Seiler Direktor i.r., Institut für Meteorologie und Klimaforschung (IMK-IFU) Umweltbeauftragter der Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen Vorstandsvorsitzender Energiewende Oberland wolfgang.seiler @kit.edu 1. Der globale Klimawandel Befinden uns inmitten eines umfangreichen globalen und regionalen Klimawandels, der schneller und umfangreicher erfolgt als ursprünglich erwartet International wird Stabilisierung des weiteren Klimawandels auf einen noch tolerierbaren Wert von +2 C Der Klimawandel gefordert und seine Folgen erfolgen Dieses Ziel ist nur durch umfangreiche Maßnahmen zur Emissionsminderung von Treibhausgasen erreichbar Diese Maßnahmen müssen auf kommunaler Ebene unter Beteiligung der Bürger/Innen umgesetzt werden Der globale Klimawandel Temperaturanstieg 1880-2010 Temperaturwerte relativ zum Mittelwert in 1951-1980 Temperaturdifferenz zwischen heutiger Warmzeit und letzter Eiszeit: ca. 4-5 C Ursachen des Klimawandels Sonnenstrahlung: ca. 30% 12-Monatsmittel Pinatubo Quelle: NASA 2010 Anthropogene Aktivitäten: ca. 70% Treibhausgase (CO 2, CH 4, N 2 O, O 3, FCKW) -18 C +16 C Abbau des anthropogenen Kohlendioxids Globaler Klimawandel: Quo Vadis? Ein weiterer Klimawandel in den nächsten 30 bis 50 Jahren ist nicht mehr vermeidbar! Worst case scenario: + 6 C DAS KLIMA VON MORGEN IST DIE AUFGABE VON HEUTE - Wahrscheinlicher Temperaturanstieg: 3 C - Noch kein Gleichgewichtswert erreicht - Kein vergleichbares Klima in letzten 750 Tausend Jahren A2 B1 Best case scenario: + 2.0 C
2. Auswirkungen des Klimawandels Auswirkungen Extremereignisse (Stürme, Hochwasser) Der globale und regionale Klimawandel ist mit erheblichen ökologischen, ökonomischen und sozialen Auswirkungen verbunden Die zunehmende Geschwindigkeit des Klimawandels führt zu immer größeren Schadenssummen Wegen des unvermeidbaren weiteren Klimawandels müssen umfangreiche Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels ergriffen werden Diese Maßnahmen wie z.b. zum Hochwasserschutz müssen auf kommunaler Ebene umgesetzt werden Auswirkungen Extremereignisse (Dürren) Variation der Sommertemperaturen 2003 Beispiel: Schweiz 3. Begrenzte Ressourcen/Wertschöpfung Masdar City: Stadt der Zukunft Vorkommen der fossilen Energieträger (Kohle, Erdöl, Erdgas) sind zeitlich begrenzt (Peak Oil) Fossile Energieträger sind zu wertvoll, als verbrannt zu werden; essentiell für chemische und pharmazeutische Industrie Große Energieimporte aus politisch instabilen Ländern gefährden die nationale politische Unabhängigkeit Durch den Kauf von Energien und die damit verbundenen hohen Geldtransferleistungen erfolgt die Wertschöpfung im Ausland
Die Herausforderung Beschluss auf G8-Gipfel und internationaler Klimakonferenz in Cancun (Mexiko), den Klimawandel auf +2 C zu begrenzen und CO2-Emissionen um weltweit 50% bis 2050 bezogen auf das Jahr 1990 zu reduzieren Reduktion der CO2-Emissionen auf nationaler Basis um 40% bis 2020 und 90% bis 2050 Zusätzliche Herausforderung durch nationalen Beschluss zum Ausstieg aus der Kernenergie bis zum Jahr 2022 und Deckung des dadurch entstehenden Stromdefizits Besondere Herausforderung für Bayern aufgrund des hohen AKW-Anteils an Stromversorgung von ca. 60% Deckung des Stromverbrauchs Bayern 2021 Quelle: Bayerische Staatsregierung (2011) Abgedeckt durch Erdgas- Großkraftwerke Emissionen Raumwärme (LK WM) Ausgaben für Energie Landkreise TÖL und MB (Stand 2004) Mio.Euro / Jahr 500 Aufwendungen in zweistelligen 400 Milliardenbeträgen notwendig 300 Neue 200 Ansätze dringend erforderlich 100 467 Mio. Euro pro Jahr 0 Strom Wärme Verkehr Gesamt Die Energiewende. kann erreicht werden durch: Reduzierung des Energieverbrauchs in allen Sektoren incl. Verkehr, Steigerung der Effizienz durch Einsatz innovativer Technologien, nachhaltige und dezentrale Nutzung aller heimischer regenerativer Energien und Sicherstellung geeigneter politischer Rahmenbedingungen und neuer Finanzierungsinstrumenten - Nachhaltige Verkehrspolitik - Neue Verkehrstechnologien 36,0% Flexibler Klimaschutz durch Emissionshandel CO2-Emissionen nach Sektoren (Bayern, 2008) 28,0% Energetische Altbausanierung 36,0% Haushalte Industrie Verkehr
Regionaler Lösungsansatz 1. Die Umsetzung erfolgt auf kommunaler Ebene, d.h. dass auf die einzelnen Kommunen eine besondere Herausforderung zukommt. 2. Gefordert werden ganzheitliche, integrierte Ansätze, die alle Sektoren (Haushalte, Verkehr, Industrie/Betriebe) berücksichtigen. 3. Dazu müssen auf der Ebene der Landkreise Klimaschutzkonzepte erarbeitet werden, die auch die zukünftige demografische Entwicklung berücksichtigen. CO2-neutrale Energieerzeugung Wasser: Reaktivierung und Modernisierung, Bau von Schachtwasser- und Pumpspeicherkraftwerken Wind: Festlegung von Vorranggebieten, Bau von Windkraftanlagen mit neuester Technologie Solar: Nutzung von Brachflächen, Flächen entlang der Autobahnen und Bahnlinien, Solarparks Biomasse: Biogas aus organischen Reststoffen, Holzhackschnitzelanlagen, Pellets, Holzvergasung Geothermie: Nutzung für Stromerzeugung und Nahwärmeversorgung Strom aus regenerativen Energien Bayern 2009 2021 (in TWh) Probleme der Öko- Stromerzeugung Quelle: Bayerische Staatsregierung (2011) Existierendes Stromnetz nicht an die neuen Erzeugungsstrukturen aus erneuerbaren Energien angepasst Überlastung des Stromnetzes bei günstigen Witterungsbedingungen bzw. geringem Strombedarf Destabilisierung des Stromnetzes durch hohe zeitliche Fluktuation der Öko-Stromerzeugung Fehlende Speichermöglichkeiten von Überschuss- Strom ibs. im Sommer (Batteriekapazitäten nicht ausreichend) Power-to-Gas (Synthetisches Erdgas) Energiekompetenzzentrum EKO Schwerpunkte von EKO sind: das vorhandene Wissen zu bündeln, zu bewerten und den Gemeinden, den Unternehmen und Bürger/Innen in Form von integrierten, ganzheitlichen Ansätzen zur Verfügung zu stellen, die dazu erforderlichen Methoden und Simulationsmodelle bereitzustellen, Maßnahmen zur Energieeinsparung und zur nachhaltigen Energieversorgung in Zusammenarbeit mit Kommunen und Unternehmen zu planen, durchzuführen und zu begleiten, Veranstaltungen für alle Bevölkerungsschichten im Rahmen von Bildung für Nachhaltige Entwicklung durchzuführen, Projekte zur Förderung der Ziele des Klima- und Umweltschutzes zu akquirieren und mit den Anwendern umzusetzen.
Intelligente dezentrale Strom-und Energieversorgung IDSO Sicherstellung der dezentralen CO 2 -freien Energie- und Stromversorgung mit Hilfe einer intelligenten Vernetzung von u.a. Verbrauch, Produktion, Transport Schaffung eines virtuellen Kraftwerks mit Beitrag zur Grundlastversorgung Energiespeicherung durch Einsatz der Methanisierung und Wiederverwendung in BHKWs und Erdgasfahrzeugen Gründung von Bürgerkraftwerken/Energiegenossenschaften zur direkten Beteiligung der Gemeinden und Bürger Sicherung der Zukunftsfähigkeit der Region durch Stärkung der regionalen Wirtschaftskraft Verantwortung der Kommunen Besondere Herausforderung: Bereitstellung von ausreichender und bezahlbarer Energie für die BürgerInnen Umsetzung der in Berlin und Brüssel beschlossenen Emissionsreduktionen in Deutschland von 40 % bis zum Jahr 2020 Anpassung an die unvermeidbaren Folgen des Klimawandels Steigende Sozialleistungen aufgrund steigender Energiepreise Energieeffiziente Kommune erfordert: Ganzheitliche, integrierte Systemlösungen (keine Einzelmaßnahmen) Angepasste Technologien und Finanzierungsinstrumente Integrierte Stadtentwicklungskonzepte (bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Kommunalentwicklung, des Klimaschutzes und Klimaanpassung) Entwicklung von Modellen und Durchführung von Modellvorhaben Kommune ist die ideale geographische Einheit für die Definition und Durchführung von integrierten, ganzheitlichen Lösungen im direkten Dialog mit den konkreten Akteuren Kommune ist klein genug, um individuelle Motive in gerichtete und kraftvolle kooperative Aktionen zu verwandeln Klimaschutz ist eine der größten Herausforderungen dieses Jahrhunderts! Wir können die Energiewende schaffen wir müssen nur wollen! Maßnahmen zum Klimaschutz müssen auf kommunaler Ebene erfolgen und bieten riesige Chancen Energiewende erhöht Wertschöpfung, schafft neue Arbeitsplätze und sichert den sozialen Frieden Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit Chancen erkennen, aufgreifen und konsequent umsetzen!!