TU Berlin - Fakultät VI

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TU Berlin - Fakultät VI Institut für Soziologie Fachgebiet Planungs- und Architektursoziologie Sek. FR 2-5 (FR 2098) Franklinstr. 28/29 10587 Berlin Tel: 314 252 91 http://www.tu-berlin.de/~soziologie/archsoz/index.htm Seminartitel: Berlin auf dem Wege zu einem "Dritten Zentrum" Semester/Jahr: WS 2007/08 Dozent: Prof. Dr. Harald Bodenschatz TutorIn: Katharina Janke Titel der schriftlichen Ausarbeitung: SCHLOSSPLATZ und MUSEUMSINSEL Katrin Eisenach HS 302168 Architektur 7.Semester Katarzyna Golab HS 303106 Architektur 7.Semester wird vom Fachgebiet ausgefüllt: letzter Abgabetermin: Eingangsstempel: Benotung:

INHALTSVERZEICHNIS Einleitung...1 1. Merkmale des Ersten, Zweiten und Dritten Zentrums 1 1.1.Erstes Zentrum (1860er Jahre bis erster Weltkrieg) 1 1.2.Zweites Zentrum ( bis 1970er Jahre).2 1.3.Drittes Zentrum (ab 1980er Jahre) 2 2.Historische Einführung bis zum Ersten Zentrum..3-7 3.Erstes Zentrum..7-11 3.1. Zeit der Preussischen Landesherrschaft...7-9 3.2.Schloss und Museumsinsel in der Weimarer Republik.9-10 3.3.Die Zeit des Nationalsozialismus und 2.Weltkrieg..10-11 4. Das Zweite Zentrum..12-15 4.1.Nachkriegsentscheidungen..12 4.2.Planungen für das neue Zentrum...12-13 4.3. Zentrumsband Ost...14-15 5. Das Dritte Zentrum 16-25 5.1.Schliessung des Palasts der Republik.16 5.2.Die Schlossdebatte.17 5.3.Initiativen bis zum Spreeinselwettbewerb.18-20 5.4. Spreeinselwettbewerb...21 5.5 Visionen zur Gestaltung der Berliner Mitte.22 5.6. Perspektivenwerkstatt...23 5.7. Humboldt-Forum 24 5.8.Masterplan Museumsinsel...24-25 6. Zusammenfassung.26 7. Quellenverzeichnis 27

EINLEITUNG Die historischen Orte Schlossplatz und Museumsinsel Berlin werden im Kontext des Seminars Berlin auf dem Weg zu einem Dritten Zentrum in dieser Ausarbeitung näher betrachtet und untersucht. Der Schlossplatz und die Museumsinsel werden betrachtet in den Phasen des ersten, zweiten und dritten Zentrums. Jedes Zentrum hat spezifische Entwicklungstendenzen in städtebaulicher Hinsicht und damit verbunden beeinflusst es auch die soziale Struktur der Stadt. Es wird erörtert, inwieweit das erste, zweite und dritte Zentrum den Ort Schlossplatz und Museumsinsel beeinflusst haben hinsichtlich: Welche Nutzung bzw Funktion kam Schlossplatz und Museumsinsel im Laufe des ersten, zweiten, dritten Zentrums zu und wie hat sich die Nutzung entwickelt bzw. verändert? Gab es eine Transformation des sozialen Gefüges /der Nutzer an diesem Ort? War Schloss/ Schlossplatz und Museumsinsel (immer) ein Ort zur Repräsentation des regierenden Staates bzw. herrschenden Systems? Wie geschah eine Wandlung? 1.MERKMALE DES ERSTEN, ZWEITEN UND DRITTEN ZENTRUMS 1.1. ERSTES ZENTRUM (1860ER JAHRE BIS ERSTER WELTKRIEG) Das erste Zentrum bezieht sich auf eine demographisch und räumlich schnell wachsende Großstadt. Der Schienenverkehr wird der wichtigste Verkehrsträger. Es entstehen Bahnhöfe und neue Zentren um die Bahnhöfe herum. Straßenerweiterungen und Durchbrüche werden durchgeführt, um der wachsenden Bevölkerung der Stadt gerecht zu werden. Dadurch entstehen neue Stadträume.Neue, typische öffentliche Räume der Großstadtzentren bilden sich heraus. Diese sind fußgängerfreundlich ausgebildet. Träger des Baus des ersten Zentrums sind private Investoren und öffentliche Institutionen. Der Adressat des ersten Zentrums ist stark ausdifferenziert: Es gibt Orte für die unterschiedlichen sozialen Schichten. 1 1 Seminar Harald Bodenschatz: Berlin auf dem Wege zu einem dritten Zentrum, Handout: Merkmale eines dritten Zentrums eine Annäherung 1

1.2. ZWEITES ZENTRUM ( BIS 1970ER JAHRE) Es ist ein Versuch der Transformation des ersten Zentrums in ein modernes Zentrum. Der Autoverkehr gewinnt an Bedeutung. Wichtige Straßen und Plätze werden zugunsten des Autoverkehrs umgebaut. Eine Angestellten-Gesellschaft etabliert sich. Das reine Bürohaus gewinnt an Bedeutung. Es kommt zum Bruch mit dem historischen Stadtgrundriss. Das Ziel ist ein monofunktionales, solitäres Gebäude, das bricht mit der veralteten historischen Struktur. Gebäude des ersten Zentrums werden auch abgerissen. Monofunktionalisierung des öffentlichen Raums, d.h. Straßen und Plätze werden vorwiegend für den Autoverkehr umgebaut, die fußgängerfreundliche Stadtstruktur wird zurückgedrängt, erst später werden Fußgängerzonen eingerichtet. Der soziale Adressat ist homogen: der Massenangestellte, Konsument. Träger dieses Zentrumsbaus ist vor allem der lokale Staat, aber auch private Investoren. 1.3. DRITTES ZENTRUM (AB 1980ER JAHRE) Autoverkehr wird wieder in seine Schranken gewiesen zugunsten der Fußgänger. Straßen und Plätze werden wieder fußgängerfreundlich umgestaltet. Die öffentlichen Räume werden zu Erlebnisräumen. Neue Nutzungen etablieren sich: Vergnügungsund Kultureinrichtungen entstehen, vor allem wird das Wohnen im Zentrum wieder rehabilitiert, Der Tourismus gewinnt zunehmend an Bedeutung. Eine Mischung der Nutzungen ist ein Ziel. Es gibt wieder eine Orientierung an dem historischen Stadtgrundriss. Korridorstraßen, Plätze und geschlossene Blockstrukturen gewinnen an Bedeutung. Der Bezug zur historischen Geschichte wird wichtig. Sozialer Adressat sind vor allem besser verdienende Mittelschichten. Träger des Zentrumsbaus sind private Investoren sowie der lokale Staat. 2 2 Seminar Harald Bodenschatz: Berlin auf dem Wege zu einem dritten Zentrum, Handout: Merkmale eines dritten Zentrums eine Annäherung 2

2. HISTORISCHE EINFÜHRUNG BIS ZUM ERSTEN ZENTRUM: Im Jahre 1443 wurde der Grundstein für die neue Residenz der Hohenzollern auf der nördlichen Spreeinsel gelegt. Diese Zwingburg lag zwar ausserhalb der Altstadt Berlin-Cölln, jedoch strategisch so günstig- am Spreeübergang- dass es beide Teile der Doppelstadt, Berlin und Cölln, kontrollieren konnte. Es gab einen Aufstand, der Berliner Bürger gegen den Neubau 1447/48. Jedoch ohne Erfolg: Der Kurfürst setzte sich mit Gewalt durch, und konnte im Jahr 1451 das Schloss beziehen. Dies bedeutete auch einen Sieg der Landesherrschaft gegenüber dem Bürgertum in Berlin. Die Zwingburg wurde seitdem immer mehr zum Angelpunkt der Berliner Stadtentwicklung. Der südlich des Schlosses gelegene Platz der spätere Schlossplatz- wurde zum Ort der Repräsentation der Landesherrschaft. 3 Die Museumsinsel war zur Zeit des Mittelalters eine unstete Insellandschaft und ein sumpfiges Gelände, das außerhalb der Altstadt Berlin-Cölln lag. Die heutige Grundform der Museumsinsel entstand erst nach dem 30 Jährigen Krieg(1618-48) durch Entwässerungs- und Kanalisierungsarbeiten. Die Befestigung der späteren Museumsinsel hieß damals noch Cöllnischer Werder oder Insel von Monbijou. Nördlich des Schlosses -auf dem Gebiet der heutigen Museumsinselbefanden sich in dieser Zeit kurfürstliche Nutz- und Ziergärten. Memhardtplan 1650 Kurfürst Friedrich Wilhelm ließ das während des 30jährigen Krieg verwahrloste Schloss wieder instandsetzen. Er ließ den Lustgarten in eine repräsentable Form bringen und vergrößern. Durch die Stadterweiterungen Dorotheenstadt ( seit 1673) sowie Friedrichstadt (seit 1688) westlich der Altstadt,rückte das Schloss 3 Hennet, Anna Inés, Die Berliner Schlossplatzdebatte. Im Spiegel der Presse. Verlagshaus Braun. S.17 3

geographisch ins Zentrum der Stadt. Das Schloss wurde als Ort der Repräsentation für den preußischen Barockfürsten immer bedeutender. Schließlich,im Jahre 1701 wurde es aus Anlass der Krönung des Kurfürsten Friedrich III. zum König Friedrich I. in Preußen, zu einem repräsentativen Barockschloss ausgebaut. Den Auftrag für den Umbau des Schlosses erhielt Andreas Schlüter 1698. Somit wurde das Schloss zum zentralen Punkt des neuen Reiches. 4 Einzug König Friedrich I. im Jahre 1701 ins Schloss Das Schloss orientierte sich unter Friedrich II. auf die neue Via Triumphales, die Straße unter den Linden, immer mehr Richtung Westen. Der Lustgarten nördlich des Schlosses gewann an Bedeutung. Der alte Dom auf dem Schlossplatz wird 1747 abgerissen, und ein neuer Dom 1748 am Lustgarten errichtet. Das Schloss kehrte der Altstadt den Rücken zu und die repräsentative, prächtige Fassade zeigte nun nach Westen. Das Brandenburger Tor wurde 1788-91 zu einem prächtigen Tor -mit Quadriga gekrönt- ausgebaut und gab der Schlossachse einen monumentalen Abschluss am Tiergarten. Diese Westausrichtung des Schlosses blieb bis zur Kriegszerstörung erhalten. 5 4 Hennet, Anna Inés, Die Berliner Schlossplatzdebatte. Im Spiegel der Presse. Verlagshaus Braun. S.19 5 Harald Bodenschatz mit Hans Joachim Engstfeld und Carsten Seifert :Berlin auf der Suche nach dem verlorenen Zentrum, S. 73 75 4

Gegen 1810 erließ Friedrich Wilhelm III. den Beschluss für eine öffentliche Kunstausstellung. Daraufhin entwarf Karl Friedrich Schinkel 1822 einen Plan für ein neues Museum sowie eine städtebauliche Neuordnung der nördlichen Spreeinsel.6 Plan Mitte mit Spreeinsel 1804 Neugestaltung Schinkel 1823 Das (Alte)Museum wurde 1824-1828 erbaut und bildete den Auftakt für die Entwicklung der Museumsinsel. Allerdings war Schinkels Entwurf nicht als Auftakt für eine Museumsinsel gedacht. Die Idee der Museumsinsel gab es damals noch nicht. Das Museum hatte eine klare Vorderfront und eine Rückfront Das Museum wurde mit seiner Vorderfront ausgerichtet zum Lustgarten hin und es wurde mit Schloss und Dom in Beziehung gesetzt. Die Rückfront des Museums zeigte zum Packhofgelände. Schinkel entwarf mehrere Packhofbauten mit klassizistischer Fassade auf der 6 Lepik, Andres (Hrsg.) : Masterplan Museumsinsel BerlinͲein europäisches Projekt, G + H Verlag, Berlin 2000, S.26Ͳ27 5

nördlichen Spreehalbinsel, der Kupfergraben wurde begradigt. Der Platz vor dem Museum-der Lustgarten- wurde nach Schinkels Plan ebenfalls neugestaltet. Mit dem Bau des (Alten) Museums begann eine Transformation von einem höfischen in einen bürgerlichen Ort. Zum ersten Mal wurde dieser herrschaftliche Ort auch dem Bürgertum erschlossen. 7 Ansicht 1843 Lustgarten mit Dom und Museum nach Schinkel Im letzten Viertel des 19.JH.verfügte Friedrich Wilhelm IV von Preußen, dass auf dem Gebiet der Spreeinsel eine Freistätte für Kunst und Wissenschaft geschaffen werden sollte. Die Idee der Museumsinsel war geboren. Aus diesem Anlass entwarf der Schinkel-Schüler Friedrich August Stüler 1841 einen ersten Masterplan, der auch den Entwurf des Neues Museums und der Nationalgalerie beinhaltete. Masterplan Museumsinsel Friedrich August Stüler 1841 7 Harald Bodenschatz:Berlin auf der Suche nach dem verlorenen Zentrum, S.83 6

Die Vorstellung Stülers war, eine reich differenzierte Tempelstadt zu schaffen, in der sich einzelne Gebäude zu einem Forum gruppieren und durch Kollonaden und Verbindungsbauten miteinander kommunizieren sollten. Der spätere Masterplan für 2010 orientiert sich an dieser Grundidee bzw. Vorstellung Stülers. 8 Zusammenfassend betrachtet nahm das Schloss bzw. der Schlossbezirk vor allem eine repräsentative Rolle ein bzw. wurde genutzt, um die Herrschaft der regierenden Kurfürsten bzw. des jeweiligen Königs zu unterstreichen. Die Museumsinsel war im Begriff - durch den Bau des Neuen Museums von Schinkel und durch die Vision Friedrich Wilhelms IV und den Masterplan Stülers sich zu formen. Es gab durch den Neubau des Museums eine erstmalige Öffnung des höfischen Ortes für das Bürgertum. 3. ERSTES ZENTRUM 3.1. ZEIT DER PREUSSISCHEN LANDESHERRSCHAFT In der Zeit um die 1860er Jahre stieg die Zahl der Bevölkerung in Berlin erheblich an, die Stadt Berlin breitete sich schnell über ihre historischen Grenzen aus Berlin wurde zu einer demographisch und auch räumlich schnell wachsenden Großstadt. Der zunehmenden Einwohnerzahl musste auch städtebaulich begegnet werden. Aufgrund des zunehmenden Verkehrs wurden bestehende Straßen erweitert, neue Hauptstraßen gebaut, Durchbrüche vorgenommen, es wurde der Schienenverkehr als wichtigstes Verkehrsmittel eingeführt. Diese Maßnahmen wirkten sich auch auf Schloss und Umgebung und die nördliche Spreeinsel aus: Mit der Errichtung der neuen Bahntrasse 1882, die auch die nördliche Spreeinsel durchkreuzte, konnte der gesamte Masterplan Stülers so nicht umgesetzt werden. Realisiert wurden aber 1859 das Neue Museum sowie darauf folgend die Nationalgalerie im Jahr 1876. Das in den Jahren 1897-1904 erbaute Bodemuseum (Architekt Ernst von Ihne) und das Pergamonmuseum (1930) orientierten sich dann an der neuen Bahnstrecke. 9 Eine einschneidende Änderung betraf den Schlossbezirk: Im Jahr 1885 erfolgte vom Lustgarten aus der Durchbruch nach Osten durch die Anlage der Kaiser-Wilhelm- Brücke und Kaiser-Wilhelmstraße. 8 Lepik, Andres (Hrsg.) : Masterplan Museumsinsel Berlin ein europäisches Projekt, G + H Verlag, Berlin 2000, S.14 15 9 Harald Bodenschatz:Berlin auf der Suche nach dem verlorenen Zentrum, S.82 ff. 7

Schloss von der Kaiser-Wilhelm-Brücke Hierfür musste ein Teil der Schlossapotheke abgetragen werden. Mit dieser Maßnahme wurde die Allee unter den Linden zur gigantischen Triumphmagistrale verlängert, die künftig Schloss und Dom voneinander trennte und der kontemplativen Beschaulichkeit des Lustgartens ein Ende bereitete. 10 Die Straße unter den Linden war keine herrschaftliche Sackgasse mehr. Das Schloss stand somit nach allen Seiten frei. Das Schloss war keine stadträumliche Barriere mehr - es wurde zu einem Knotenpunkt der Stadt. Dieser Straßendurchbruch sollte auch den Auftakt zur Modernisierung des Alten Berlins bilden. Wilhelm II. ließ 1893 trotz großer Proteste die Bürgerhäuser auf der Schlossfreiheit abreißen. An dieser Stelle wurde dann das Nationaldenkmal für seinen Großvater Wilhelm I. den Großen errichtet. Eine weitere einschneidende Maßnahme bildete die Errichtung des kaiserlichen Doms durch Julius Raschdorff zwischen 1894 und 1905. Dieser überproportionale Dom sprengte alle Maßstäbe und stellte sogar das Schloss selbst in Schatten. 11 10 Zitat: Laurenz Demps: Der Berliner Dom, Berlin 1999, S.43 in Hennet, S.23 11 Harald Bodenschatz: Berlin auf der Suche nach dem verlorenen Zentrum, S.79 ff. 8

Der Dom 1905 3.2. SCHLOSS UND MUSEUMSINSEL IN DER WEIMARER REPUBLIK Am 9.November 1918 stand das Schloss im Zentrum der revolutionären Kämpfe in Berlin. Vom Portal IV des Schlosses rief Karl Liebknecht die sozialistische Republik aus, kurz nachdem Philipp Scheidemann die Republik im Reichstag ausrief und die Abdankung des Kaisers bekanntgab. Die Weimarer Republik war geboren, und somit die Herrschaft der Hohenzollern beendet. Diese neue Situation hatte Auswirkungen auf die Funktion des Schlosses: wurde das Schloss bis dahin zur Repräsentation und Selbstdarstellung der Landesherrschaft genutzt, so verzichtete die Weimarer Republik gänzlich darauf, sich durch das Schloss zu repräsentieren. Das Schloss verlor seine herrschaftliche Funktion und wurde 1919 unter Denkmalschutz gestellt. Seitdem wurde es mehr und mehr zu einer Herberge für verschiedenste öffentliche Einrichtungen, wissenschaftliche Institutionen und Museen. Hauptnutzer wurde das 1921 eröffnetes Kunstgewerbemuseum. In der Schlossküche konnten Studenten preisgünstig essen. Das Schloss wurde somit Teil des städtisch-bürgerlichen Lebens, wie es dies nie zuvor in seiner Geschichte gewesen war. Der Lustgarten entwickelte sich zu einem Platz für politische Demonstrationen. 12 12 Hennet, S.25ff. 9

1930 wurde das Pergamonmuseum (Alfred Messel, Ludwig Hoffmann) fertiggestellt und damit die etwa 100jährige Entstehungsgeschichte der Museumsinsel abgeschlossen. 13 Die Museumsinsel fertiggestellt 3.3. DIE ZEIT DES NATIONALSOZIALISMUS UND 2.WELTKRIEG Nach der Machtergreifung Hitlers veränderte sich für das Schloss nicht viel. Der Lustgarten allerdings wurde von den Nationalsozialisten planiert und gepflastert, um diesen als Aufmarschplatz zu nutzen. Das Schloss spielte in der Selbstdarstellung des Unrechtsstaates aber keine große Rolle. Lustgarten mit Dom und Altem Museum 1933 Lustgarten Aufmarschplatz 1937 13 Harald Bodenschatz: Berlin auf der Suche nach dem verlorenen Zentrum, S.84 10

Das Schloss und Museumsinsel blieben von den Folgen des 2.Weltkrieges nicht verschont: Am 3. Februar 1945 wurde das Schloss durch Brandbomben getroffen und brannte völlig aus. Es blieben nur noch die Außenwände stehen. 14 Auch die Gebäude der Museumsinsel wurden durch Bomben beschädigt und teilweise bis stark zerstört. Das Alte Museum wurde am schwersten getroffen, es brannte durch zahleiche Bombentreffer am 30. April 1945 vollständig aus. 15 Kriegszerstörungen 1945 14 Hennet, S.26 15 Lepik, Andres (Hrsg.) : Masterplan Museumsinsel Berlin ein europäisches Projekt, S.33 11

4. DAS ZWEITE ZENTRUM 4.1. NACHKRIEGSENTSCHEIDUNGEN Nach den schweren Kriegszerstörungen stand die SED vor der Entscheidung, ob die Spreeinsel mit ihren Museen und Schloss wiederaufgebaut sein sollte und, wenn doch, was für Rolle und Nutzung das historische Ensemble für das Sozialistische Stadtzentrum bekommen sollte. Ein neuer Staat mit einem neuen System bräuchte ein neues Zentrum, der zeitgemäß und modern sein sollte. Kriegszerstörungen waren eine Grundlage, ein guter Vorwand für eine Neugestaltung der Stadt. Der Autoverkehr wurde zum Hauptthema in der Stadt, die neuen Gebäude erhielten dynamische Grundrisse und haben sich den Strassen untergeordnet. Monofunktionale, solitäre Bauten wurden geplant, die die neue Stadt prägen sollten und die historische Bebauung in der Außenform und Grundriss ignorierten. Die Nutzung des Schlossareals war anfangs unentschieden. Im Jahre 1946 wurden in dem Schloss Ausstellungen veranlasst. Das Schloss übernahm zunehmend museale Funktion und hätte zum Berliner Großmuseum ausgebaut werden können. Es gab ebenso Vorschläge, dass das Schloss als Regierungsgebäude genutzt werden kann. Das Berliner Schloss musste jedoch den Planungen für das politische Zentrum der DDR weichen. 1 Auf dem III. Parteitag der SED im Juli 1950 erklärte Walter Ulbricht: Das Zentrum unserer Hauptstadt, der Lustgarten und das Gebiet der jetzigen Schlossruine, muss zu dem großen Demonstrationsplatz werden, auf dem Kampfeswille und Aufbauwille unseres Volkes Ausdruck finden können. Damit war das Schicksal des Berliner Stadtschlosses besiegelt. Gegen zahlreiche Proteste aus Ost und West wurde es bis Ende des Jahres vollständig gesprengt. 2 Nach schweren Kriegszerstörungen und Verlusten in der Museumsinsel erfolgte in den Jahrzehnten danach der schrittweise Wiederaufbau. 1976 beschloss ein Parteitag der SED die vollständige Rekonstruktion der Museumsinsel. 3 4.2. PLANUNGEN FÜR DAS NEUE ZENTRUM Die ersten signifikanten Planungen für das alte Zentrum mit dem Schlossareal begannen Ende der 1950er Jahre. 4 1957 schrieb der Bundestag zusammen mit dem Westberliner Senat den Wettbewerb Hauptstadt Berlin aus, der sich ebenso auf das Ostberlin bezog. 5 Die DDR reagierte 1958 mit einer Ausschreibung eines internationalen 1 Hennet, Anna-Inés, Die Berliner Schlossplatzdebatte. Im Spiegel der Presse. Verlagshaus Braun. S. 27. 2 http://www.schlossberlin.de/geschichte_des_ortes/aufmarschplatz/ 3 http://www.museumsinselberlin.de/masterplan.htm 4 Hennet. S. 31. 5 http://www.schlossberlin.de/geschichte_des_ortes/neues_zentrum/ 12

Ideenwettbewerbs zur sozialistischen Umgestaltung des Zentrums der Hauptstadt der DDR, Berlin. 6 Bei allen Unterschieden im Einzelnen zeigten Zielsetzungen und Ergebnisse beider Wettbewerbsverfahren, dass die meisten Planer in Ost und West entschlossen waren, die alte Stadtmitte zugunsten einer völlig neuen Zentrumsstruktur aufzugeben. 7 Die charakteristischen Merkmale des 2. Zentrums wurden für das Zentrum Berlins eingesetzt. Strassen und Plätze sollten autogerecht gestaltet werden, die Solitäre und Bürohochhäuser wurden geplant. Bild 1. Entwurf von F.Eggeling Bild 2. Entwurf von G.Kosel Besondere Beachtung fanden der Entwurf für die Umgestaltung des Zentrums von Fritz Eggeling, Gerd Pempelfort und Fritz Spengelin (West) 8 und ein Vorschlag von Gerhard Kosel (Ost) 9. Die Pläne von F.Eggeling zeigen ein radikales Bild einer neuen, autogerechten Innenstadt. Die Strassen sollten verbreitet werden, und die Spuren in zwei Richtungen von einander getrennt. Der neue Stadtgrundriss ist auf den traditionellen wenig eingegangen, die Bebauung ordnete sich den Strassen unter. Das Projekt von G.Kossel sah ein monumentales, zentrales Hochhaus als Regierungssitz, eine Stadtkrone, die sich in einem gigantischen Wasserbecken spiegeln sollte, in dem etwa ein Drittel der Berliner Altstadt in der Spree versunken wäre. Das Zentrum östlich von der Spreeinsel wurde ebenso radikal zugunsten des Autoverkehrs umgeplant. 6 Hennet. S. 31. 7 http://www.schlossberlin.de/geschichte_des_ortes/neues_zentrum/ 8 http://www.schlossberlin.de/geschichte_des_ortes/neues_zentrum/ 9 Hennet. S. 31. 13

4.3. ZENTRUMSBAND OST Für die tatsächliche Gestaltung des Ostberliner Zentrums spielten die Wettbewerbsergebnisse von 1958 nur eine recht geringe Rolle. 10 1961 wurde beschlossen den ersten Bebauungsplan für das Stadtzentrum mit den Schwerpunkten Strasse Unter den Linden, Marx-Engels-Platz und Alexanderplatz. Der Plan erfuhr umfangreiche Änderungen, zu denen die Entscheidung zur Errichtung des Fernsehturms und die Planung des Alexanderplatzes gehörten. 11 Es konnte auf das seit Beginn der 50er Jahre geplante Regierungshochhaus deshalb verzichtet werden, weil mit dem 1969 fertig gestellten Fernsehturm die gewünschte Höhendominante im Zentrum geschaffen worden war. 12 Bild 3. Zentrumsband Ost In den 1960en Jahren wurde das Staatsratsgebäude und das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten errichtet und die Schinkels Bauakademie abgerissen. 13 Die über 20-jährige Planungsphase für das zentrale Gebäude auf dem Grundstück des früheren Stadtschlosses wurde erst 1973 mit der Grundsteinlegung zum Palast der Republik beendet. 14 Der damalige Erster Sekretär des Zentralkomitees der SED sagte: Dieser Palast der Republik soll ein Haus des Volkes sein, eine Stätte verantwortungsbewußter Beratungen der höchsten Volksvertretung unseres Arbeiter- 10 http://www.schlossberlin.de/geschichte_des_ortes/staatsmitte_ddr/ 11 Hennet. S. 32. 12 http://www.schlossberlin.de/geschichte_des_ortes/staatsmitte_ddr/ 13 Hennet. S. 32. 14 http://www.schlossberlin.de/geschichte_des_ortes/staatsmitte_ddr/ 14

und Bauernstaates, ein Ort wichtiger Kongresse und internationaler Beratungen. Unsere sozialistische Kultur wird hier ebenso eine Heimatstatt finden wie Frohsinn und Geselligkeit der Werktätigen Menschen Das Gebäude sollte folglich politische Aufgaben mit kulturellen Nutzungen vereinigen, ein Konzept also, das in den westlichen Staaten nicht existierte. 15 Bild 4. Palast der Republik Der 1976 fertig gestellte Palast der Republik sollte nach dem Verständnis seiner Erbauer ein Volkshaus in der Tradition der Arbeiterbewegung sein und bot Raum für vielfältige kulturelle Aktivitäten, aber auch einen repräsentativen Rahmen für die Inszenierung von Parteiveranstaltungen. Ein großzügiges Foyer führte in den mit modernster Veranstaltungstechnik ausgestatteten großen Saal für bis zu 5000 Besucher. Mit 13 Restaurants, Cafés und Bars sowie u.a. einem Theater, einer Bowlingbahn und einer Diskothek wurde der Palast zum meist besuchten Ort im Ostberliner Zentrum. Insgesamt etwa 60 Millionen Besucher wurden in den 14 Jahren seines aktiven Betriebes gezählt. 16 15 Hennet. S. 33. 16 http://www.schlossberlin.de/geschichte_des_ortes/palast_der_republik/ 15

5. DAS DRITTE ZENTRUM 5.1. SCHLIESSUNG DES PALASTS DER REPUBLIK Wiedervereinigung Deutschlands und Verlegen der Hauptregierungssitz nach Berlin anfangs der 1990er Jahre waren große politische Änderungen, die einen enormen Einfluss auf das Städtebau und Gestaltung der Berlinermitte hatten. Das neue Zentrum bezog sich auf das historische und nahm Abstand von den Bauten der Moderne. Neue Konsumstätten entstanden, Tourismus gewann an Bedeutung, die Strassen und Plätze wurden fußgängerfreundlicher. Das Wohnen kehrte zurück in die Stadtmitte, womit das Zentrum eine Nutzungsmischung gewann. In der neuen Situation kamen ebenfalls neue Überlegungen zu der Nutzung des Schlossareals. Der Runde Tisch hatte im Frühjahr 1990 die Regierung der DDR aufgefordert jede Nutzung, Vergabe oder Veräußerung des Palastes der Republik (...) für kommerzielle und repräsentative Zwecke zu unterlassen. Der Palast der Republik soll ein vom Staat subventioniertes Zentrum alternativer und experimenteller Kunstproduktion werden. Unter Nutzung aller Räume soll eine Vielzahl von Ateliers, Studios, Proberäumen und Werkstätten entstehen, in denen die unterschiedlichen Kunstformen entdeckt, entwickelt und öffentlich ausprobiert werde können. Diese neue Zweckbestimmung muss schon bei einer eventuell notwendigen Asbestsanierung berücksichtigt werden. 17 Im September 1990 wurde der Palast der Republik wegen Asbestbelastung durch einen Beschluss der Volkskammer der DDR geschlossen. Jedoch hatte die Schließung des Palastes auch einen politisch-symbolischen Charakter: Die Volkskammer hatte ihre Daseinsberechtigung verloren und benötigte daher auch nicht mehr das Gebäude. Es war ein politischer Akt; man sollte stilllegen, was populär war, man wollte ein spektakuläres Opfer. 18 Michael Bräuer kommentierte die Schließung des Palastes mit ähnlichen Worten: Die bisherige Geschichte des Palastes als die eines funktionierenden, öffentlich bedeutsamen Baus endet mit dem Auszug der Volkskammer kurz vor dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik. Es war ein politischer Akt, ein medienwirksames Moment der Demontage eines gescheiterten Staates, auch seiner letzten Repräsentanz. Die Asbestverseuchung des Hauses, die unwiderlegbar ist, dienste als Vorwand für eine symbolische Distanzierung. 19 Obwohl es Anfangs nur vor der Schließung und Sanierung gesprochen wurde, bereits einige Tage nach der Sperrung berichtet die Berliner Morgenpost Wird nun (...) der <Palazzo Prozzo>, der milliardenschwere Prestigebau Honeckers, abgerissen? In Berlin wird bereits seit Monaten ein möglicher Wiederaufbau des Schlosses diskutiert. 20 17 Hennet. S. 37. 18 Denkschrift der Akademie der Künste (Hrsg.) Zur historischen Mitte Berlins. Akademie der Künste Berlin 1992. S. 35. 19 Bräuer, Michael. Der Palast der Republik aus östlicher Provinzsicht. In: Denkschrift der Akademie der Künste. S. 32. 20 Berliner Morgenpost 20. September 1990. In: Hennet. S. 36. 16

5.2. DIE SCHLOSSDEBATTE Unmittelbar nach der Schließung des Palastes der Republik begann in den Medien die Debatte über das Für und Wider einer Rekonstruktion des Schlosses und Nutzung des Schlossareals. Dabei wurden in den ersten Jahren im die folgenden Fragen formuliert: Wie sinnvoll ist es, über die Architektur eines Gebäudes zu diskutieren, solange seine Bedeutung, Nutzung und Finanzierung ungeklärt ist? Ist es technisch überhaupt möglich, die barocken Schlüterschen Fassaden mit ihrer figuralen Architektur originalgetreu zu rekonstruieren? Und wenn ja, wie sollen die Innenräume hinter einer wiederaufgebauten Schlossfassade gestaltet werden, ohne dass der Eindruck einer Las Vegas Architektur entsteht? Darf ein Bauwerk, von dem seit 50 Jahren nichts mehr steht, so wieder aufgebaut werden, als ob es immer da gewesen wäre, oder würde damit die inzwischen vergangene Geschichte verleugnet? Wie authentisch wäre ein solches Gebäude? Benötigt das Schlossareal nicht einen Baukörper in der Gestalt des Schlosses, um nicht nur den Linden ihren Abschluss zu geben, sondern auch, um das historische Bauensemble in der Umgebung, das über Jahrhunderte mit Bezug auf das Schloss entwickelt wurde, wieder zu vollenden? Ist der Palast der Republik nicht auch ein Geschichtszeugnis, das erhalten werden muss? Würde mit dem Abriss des Palastes der Fehler der Schlosssprengung nicht wiederholt? Wäre es nicht ein Armutszeugnis der heutigen Zeit, wenn man den zeitgenössischen Architekten nicht zutraute, die Bauaufgabe auf dem Schlossplatz zu lösen? Muss sich nicht jede Zeit, gerade an bedeutenden Orten, mit ihren gestalterischen Mitteln darstellen? 21 Publikationen von Joachim Fest und Wolf Jobst Siedler beantworteten die Fragen zugunsten des Wiederaufbaus des Schlosses. Joachim Fest argumentierte: Das Stadtbild verlangt an dieser Stelle einen Raumkörper, der die beziehungslosen Bauteile um den Lustgarten wieder verklammert sowie den Linden einen Fluchtpunkt gibt. Die Möglichkeit, den Palast zu erhalten, wurde von ihm nicht in Betracht gezogen. Neben einer städtebaulichen folgte Fest ebenso eine stark politische Argumentation: Wenn der Abbruch des Schlosses das Symbol ihres Sieges (der Ideologie des Sozialismus) sein sollte, wäre die Wiederherrichtung das Symbol ihres Scheiterns. Sowohl Fest und Siedler, als auch andere Protagonisten der Debatte haben den Städtebau östlich von der Spreeinsel (Zentrumsband Ost) gar nicht angesprochen. Die kulturelle Bedeutung des Palastes wurde ebenso nicht thematisiert. 22 21 http://www.schlossberlin.de/initiativen_bis_zum_spreeinselwettbewerb/ 22 Harald Bodenschatz. Renaissance der Mitte-Zentrumsbau in London und Berlin. Verlagshaus Braun. Berlin 2005. S. 263. 17

5.3. INITIATIVEN BIS ZUM SPREEINSELWETTBEWERB Zwei wirksame Initiativen sind aus der Schlossdebatte hervorgegangen, der westlicher Förderverein Berliner Schloss, der aktiv für den Schlossaufbau war, und die Spreeinselinitiative, die hauptsächlich Proteste gegen dem Palastabriss organisiert hat. Obwohl anfangs keine konkreten Nutzungsinteressen für das Schlossareal vorhanden waren, kam es bald zum Vorschlag zahlreicher architektonischen Projekten. 1991 neben den Alternativen des Schlosswiederaufbaus und einen völligen Neubaus kam früh der Vorschlag einer Kombination eines ganz oder weitgehend erhaltenen Palastes mit einer Teilrekonstruktion des Schlosses. 23 Bild 5. Entwurf von G.Poeschken Der Entwurf vom Architekturhistoriker Goerd Poeschken und Architekten Frank Augustin sah in erster Linie die Wiedergewinnung des barocken Stadtraums vor, doch ohne den Palast der Republik abzureisen. Konkret wurde vorgeschlagen: die Baumasse des Schlosses mit einer modernen Konstruktion genau zu wiederholen und daran Fotos der Fassaden in wahrer Größe zu hängen. Zur optischen Verlängerung der Fassade wurden Spiegel an der Front des Palastes geplant. Das geplante haus sah ein temporäres Museum und eine Versammlungsstätte vor. Eine Möglichkeit wurde ebenso vorgesehen, dass das temporäre Museum zu einem Deutschen historischen Museum erweitert wird. 24 23 Bodeschatz. S. 264. 24 Hennet. S. 51. 18

Bild 6. Entwurf von H.Graffunder Der Architekt des Palastes der Republik, Heinz Graffunder zusammen mit den Architekten Lothar Arzt und Lothar Gericke schlugen vor, am Ort Berliner Forum einzurichten. Dieser Vorschlag sah vor, den Palast der Republik mit einem Teil des Schlosses zu verbinden. Graffunder betonte, dass der Palast der Republik Teil des Berliner Stadtbildes und wichtiger Bestandteil für die Berliner Bevölkerung sei. 25 Besonders für die Ostberliner war das Haus nicht nur der Ort vergangener Machtrepräsentation, sondern auch ein Haus der Begegnung mit der Kultur der Welt. Also sollte man nicht in der Ulbricht scher Weise erneut bauliche Zeugen der Vergangenheit vernichten, sondern Toleranz und Geschichtsbewusstsein auch im Umgang mit diesem Haus demonstrieren. 26 Vor dem Palast wurde eine dreigeschossige Kopie der von der ursprünglichen Kuppel gekrönter Fassaden des großen Schlosshofes gebaut. 27 Der Aspekt des Denkmalschutzes für das bestehende Ensemble setzte sich kaum durch. Der damalige Landeskonservator Helmut Engel suggerierte, dass man an den Palast als politisch-architektonisches Denkmal nachdenkt, worauf die Öffentlichkeit sehr negativ reagierte. Somit schien die sachliche Diskussion über die Denkmalpflegerische Bewertung des Palastes anfangs der 1990er Jahre unmöglich. 28 25 Hennet. S. 52. 26 Arzt, Graffunder, Gericke. Berliner Forum, Stadtentwicklung zwischen Spree und Alexanderplatz, Ansatzpunkte für die Gestaltung. Berlin 1992. S. 36. In: Hennet. S 52. 27 Hennet. S. 52. 28 Bodenschatz. S.265. 19

Bild 7. Schlossattrappe Das größte Projekt des Fördervereins war die Errichtung der Schlossattrappe im Maßstab 1:1. An einem Gerüst vor dem Palast der Republik wurden mit der Schlossfassade bemalte Plastikleinwände befestigt, die allerdings nur an der Front zu den Linden und am Spreekanal vollständig waren. Die Rekonstruktion wurde mittels eines am Palast befestigten Spiegels optisch verlängert, so dass ansatzweise ein Eindruck des ursprünglichen Bauvolumens entstand. Im Inneren der Kulisse wurden originale Baureste und erste Rekonstruktionsversuche von Bauelementen präsentiert. Die Schlossattrappe, obwohl sie länger als ein Jahr stehen blieb, ist als nicht weiteres als Schlossausstellung bewertet worden. 29 29 Bodenschatz. S.266. 20

5.4. SPREEINSELWETTBEWERB In Oktober 1992 nach der Untersuchung der Umfang der Asbestverseuchung wurde endgültig für den Abriss des Palastes entschlossen. Spreeinselinitiative hat einen Wettbewerb ausgeschrieben, wobei der Abriss des Palastes eine verbindliche Wettbewerbsvorgabe war. Das damalige Umzugskonzept der Bundesregierung sah vor auf dem Schlossareal ein Konferenzzentrum unterzubringen. 30 Bild 8 und 9. Entwuf von B.Niebuhr Den ersten Preis erhielt ein Berliner Architekt Bernd Niebuhr. Den Kern seines Entwurfes bildete ein modernes Stadthaus auf dem Marx-Engels-Platz, dessen Ausmaße die Kubatur des Schlosses aufnahmen. Die Funktionen Bibliothek, medienund Kongresszentrum sowie Ausstellungsräume verteilten sich um einen ovalen Innenhof. Das ehemalige Staatsratsgebäude und die dahinter liegenden Bauten sollten dem zukünftigen Außenministerium weichen. 31 Nach der Entscheidung der Bundesregierung, die Ministerien hauptsächlich in vorhandenen Gebäuden in der Berliner Mitte unterzubringen, war das dem Verfahren zugrunde liegende Nutzungskonzept hinfällig geworden. Deshalb wurden die Wettbewerbsergebnisse nur teilweise realisiert. 32 30 http://www.schlossberlin.de/ideenwettbewerb_spreeinsel/ 31 Hennet. S. 81. 32 http://www.schlossberlin.de/ideenwettbewerb_spreeinsel/ 21

5.5. VISIONEN ZUR GESTALTUNG DER BERLINER MITTE Nachdem der Spreeinselwettbewerb zu keiner Entscheidung über den Umgang mit der Spreeinsel führte, forderte die Chefredakteurin der Berliner Zeitung Der Tagesspiegel in Kooperation mit dem Veranstaltungsforum der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck etwa zwanzig renommierten Architekten und Stadtplaner auf, neue Visionen für den Schlossplatz zu entwickeln. Die Initiative sollte das Nachdenken über das Ort fördern und diesen wichtigen Platz ins Bewusstsein heben. 33 Bild 9. Entwurf von N.Foster So schlug beispielsweise Sir Norman Foster vor, als Provisorium einen öffentlichen Freiraum zu schaffen. Dazu sollte der Schlossplatz mit einer dreißig Meter hohen Schirmkonstruktion überdacht werden, die je nach Gebrauch aufgespannt oder geschlossen sein könnte. Der Hamburger Architekt Jan Störmer regte einen Platz der Republik an, eine Schale, von Wasser umgeben, in der die Menschen nachdenken, musizieren und philosophieren könnten. Bild 10. Entwurf von J.Störmer 33 Hennet. S.102. 22

5.6. PERSPEKTIVENWERKSTATT Eine Perspektivenwerkstatt, die auf Community Planning basierte, wurde 1997 organisiert. Sie hatte das Ziel, möglichst alle Interessen in einem öffentlichen Verfahren zusammenzubringen, um eine konsensfähige Planungsperspektive zu entwickeln. In einer Vorbereitungsphase zur Werkstattarbeit wurden alle Beteiligten, Interessenten und Institutionen, die oft bereits lange miteinander im Konflikt standen, eingeladen, ihre jeweiligen Standpunkte und Ziele darzustellen. Die Teilnehmer waren sich zu den folgenden Punkten einig: Das Schlossareal muss ein zentraler Stadtplatz für alle Berliner werden. Die Mitte Berlins soll der Versöhnung dienen. Bei der Entscheidung zur Neugestaltung sollte es keine Gewinner oder Verlierer geben. Die Baukörper sollen zur Wiederherstellung eines engeren städtebaulichen Rasters im Umfeld des Schlossplatzes beitragen. Die Schlossplatzgestaltung soll Teil eines aufeinander abgestimmten Systems städtischer Aufenthaltsräume mit individuellem Charakter in der Stadtmitte werden. Vorhandene Sichtachsen und Orientierungspunkte sind zu berücksichtigen, da sie die städtische Struktur und Identität stärken. Zur Komplettierung des Fußgängernetzes wird eine Durchlässigkeit des Schlossplatzes benötigt. 34 Bild 11. Perspektivenwerstatt Bis zum Jahre 2002 gab es noch mehrere Initiativen von kleinerer Bedeutung zur Gestaltung des Schlossareals. 35 34 http://www.schlossberlin.de/perspektivenwerkstatt/index.html 35 http://www.schlossberlin.de/interessenbekundungsverfahren/ 23

5.7. HUMBOLDT-FORUM Im Jahre 2002 der Deutsche Bundestag beschloss, dass auf dem Schlossplatz Humboldt-Forum sein Platz findet. Das Nutzungskonzept sieht eine Stätte für Kunst, Kultur und Wissenschaft vor. Der Ideenwettbewerb ist im Herbst 2007 ausgeschrieben worden. Mit dem Bau des Humboldt-Forums solle im Jahr 2010 begonnen werden, 2013 könnte es dann eröffnet werden. Der Palast der Republik, der derzeit auf dem Areal abgerissen wird, sollte bis spätestens Ende 2008 vollständig verschwunden sein. 36 Im Humboldt-Forum sollen die außereuropäischen Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin, die wissenschaftlichen Sammlungen der Humboldt-Universität und Teile der Berliner Stadtbücherei untergebracht werden. 37 5.8. MASTERPLAN MUSEUMSINSEL Der Masterplan Museumsinsel ist das Ergebnis eines 1993 ausgelobten Architekturwettbewerbs, den nach vielen Kontroversen in der Jury der Italiener Giorgio Grassi gewann. Nach vielen Überarbeitungen zog sich Grassi 1996 aus der Planung zurück, und der Londoner Architekt David Chipperfield erhielt den Auftrag zur Restaurierung des Neuen Museums und zur Planung und Errichtung eines neuen gemeinsamen Empfangsgebäudes für die Sammlungen der Museumsinsel am Kupfergraben in Berlin. Der Masterplan Museumsinsel sieht vor, alle Gebäude zu sanieren und die Gebäudetechnik an die Anforderungen moderner Museen anzupassen. Zugleich sollen die einzelnen Museen auch baulich zu einem gemeinsamen Museumskomplex zusammengefasst werden. 38 Bild 12. Masterplan Museumsinsel 36 Philip Lichterbeck. Grünes Licht für Humboldt-Forum. in: Tagesspiegel 04.07.2007 37 Tagesspiegel 26 November 2007 38 http://www.bbr.bund.de/cln_005/nn_21466/de/planenbauen/bautenstiftungpreussisc herkulturbesitz/museumsinselberlinmitte/masterplan-projektuebersicht/masterplan.html 24

Für Sanierung den einzelnen Bauten der Museumsinsel ist ein anderer Architekt beauftragt worden; so für Altes Museum Hilmer, Sattler und Albrecht, Neues Museum und James-Simon Galerie David Chipperfield, Pergamonmuseum Oswald Ungers, Bodemuseum H.Tesar und Christoph Fischer, Alte Nationalgalerie Merz. 39 Die Archäologische Promenade" repräsentiert baulich das Konzept der Zusammenführung der archäologischen Sammlungen auf der Museumsinsel. Sie wird das Bode-Museum, das Pergamonmuseum, das Neue Museum und das Alte Museum auf der bis heute vorwiegend für Depots und Verwaltung genutzten Ebene 0" verbinden. Die Archäologische Promenade" bewahrt die Autonomie der einzelnen Museumsgebäude als Solitärbauten. Sie wird die Höfe der einzelnen Museen miteinander verbinden, die gleichzeitig als zusätzliche Ausstellungsfläche genutzt werden. Die unterschiedlich ausgerichteten Erschließungssysteme der Einzelgebäude werden so fast beiläufig miteinander verbunden. 40 Bild 13. James-Simon-Galerie Den Mittelpunkt dieses Entwurfs bildet die Anlage eines umlaufenden, öffentlich zugänglichen Kolonnadenumgangs und einer nach dem Vorbild der Akropolis gestalteten, überdeckten Stadtloggia auf einem hohen, zum westlichen Spreearm hin gelegenen Sockel James-Simon-Galerie. Durch diese Neubauten sollen alle Museen der Berliner Museumsinsel verbunden und von einem zentralen Punkt aus erschlossen werden. 41 Mit der Lage und Proportion bezieht sich auf Packhof von Schinkel, sein Kollonadengang und Grosse Freitreppe beziehen sich auf klassizische Bauten auf der Insel. 39 http://www.museumsinsel-berlin.de/flash/index.php?lang=de&page=2_4_1 40 http://www.museumsinsel-berlin.de/index.php?lang=de&page=4_1_1 41 http://www.museumsinsel-berlin.de/index.php?lang=de&page=2_7_1 25

6. ZUSAMMENFASSUNG MUSEUMSINSEL Die heutige Museumsinsel, die 1810 durch die Vision Friedrich Wilhelms IV von Preußen -eine Freistätte für Kunst und Wissenschaft zu schaffen- ins Leben gerufen wurde, hat ihre Funktion über die Zeit erhalten. Die Phasen des Ersten, Zweiten und Dritten Zentrums haben so gut wie keine Veränderung der ursprünglichen Funktion der Museumsinsel bewirkt. Im Gegenteil: Die Museumsinsel war und ist seit ihrer Entstehung (Bau des Alten Museums-Schinkel) ein Ort der Kunst, Museen und öffentlichen Ausstellungen, für das Bürgertum zugänglich gemacht. Diese Funktion ist über die Zeit der drei Zentren auch beständig erhalten geblieben-bis heute. SCHLOSSPLATZ Das Schloss bzw. der Schlossplatz war zu Beginn ein Ort der Repräsentation der Fürsten, des Königs bzw. Kaisers des Landes Preußen. Es war ein höfischer Ort, unzugänglich für das Bürgertum der Stadt. Die Funktion des Schlosses änderte sich schlagartig mit der Revolution 1918. Durch den Sturz des Kaisers und die Gründung der Republik verlor das Schloss vollkommen seine eigentliche Funktion der Repräsentation der Landesherrschaft. Es wurde unter Denkmalschutz gestellt und diente nun mehr als Herberge verschiedenster öffentlicher Institutionen und eines Museums. Das Schloss wurde somit vollkommen umfunktioniert von einem ursprünglich höfischen Ort- unzugänglich für das Bürgertum in einen Ort, der vollkommen an Bedeutung verloren hat bzw. ausgedient hat und nun öffentlich zugänglich gemacht wurde für das Bürgertum der Stadt. Sogar eine Studentenspeisung wurde in der Schlossküche untergebracht. Die starken Kriegszerstörungen des Schlosses und die ursprüngliche Funktion des Schlosses, die kaiserliche Herrschaft zu demonstrieren, trugen schließlich zur Sprengung durch die sozialistische Regierung 1950 bei. Der leere Schlossplatz wurde umfunktioniert in einen Platz für Kundgebungen des SED-Regimes, außerdem stand der Platz jahrelang als riesiger Parkplatz leer. Dies kann auf die Autogerechte Umfunktionierung der Stadt, ein Merkmal des Zweiten Zentrums, hindeuten. Später dann die Erschaffung des Palasts der Republik als Wahrzeichen der DDR, Palast des Volkes. Nach der Maueröffnung, die Frage was geschieht mit Schlossplatz und Palast. Die Debatten,ob Wiederaufbau des Schlosses, Erhalt/Abriss des Palasts der Republik oder völliger Neuentwurf an dieser Stelle seit Anfang der 90er Jahre offenbarten die geteilten Meinungen in der Gesellschaft über die Zukunft des Schlossplatzes. Schließlich wurde beschlossen, das Schloss mit der Funktion des Humboldt-Forum wiederaufzurichten-passend zum Merkmal des Dritten Zentrums: eine Annäherung und Bezug zum historischen Ursprung wiederherzustellen. Das neue Nutzungskonzept sieht eine Stätte für Kunst, Kultur und Wissenschaft vor. Somit hat sich der Schlossplatz von einem für das Bürgertum unzugänglichen, höfischen Ort der Repräsentation der Landesherrschaft Preußens über einen Ort der Machtdemonstration und Repräsentation des DDR-Staates hin zu einem für die Bürger zugänglichen, öffentlichen, kulturellen Ort entwickelt. 26

7. QUELLENVERZEICHNIS Literaturquellen Hennet, Anna Inés, Die Berliner Schlossplatzdebatte. Im Spiegel der Presse. Verlagshaus Braun; Berlin 2005 Lepik, Andres (Hrsg.) : Masterplan Museumsinsel Berlin ein europäisches Projekt, G + H Verlag, Berlin 2000 Harald Bodenschatz: Berlin auf der Suche nach dem verlorenen Zentrum, Junius Verlag, Hamburg 1995 Denkschrift der Akademie der Künste (Hrsg.) Zur historischen Mitte Berlins. Akademie der Künste Berlin 1992. Harald Bodenschatz. Renaissance der Mitte Zentrumsbau in London und Berlin. Verlagshaus Braun. Berlin 2005 Internetquellen http://www.schlossberlin.de/geschichte_des_ortes/aufmarschplatz/ http://www.museumsinselberlin.de/masterplan.htm http://www.schlossberlin.de/geschichte_des_ortes/neues_zentrum/ http://www.schlossberlin.de/geschichte_des_ortes/staatsmitte_ddr/ http://www.schlossberlin.de/geschichte_des_ortes/palast_der_republik/ http://www.schlossberlin.de/initiativen_bis_zum_spreeinselwettbewerb/ http://www.schlossberlin.de/ideenwettbewerb_spreeinsel/ http://www.schlossberlin.de/perspektivenwerkstatt/index.html http://www.schlossberlin.de/interessenbekundungsverfahren/ http://www.bbr.bund.de/cln_005/nn_21466/de/planenbauen/bautenstiftungpreuss ischerkulturbesitz/museumsinselberlinmitte/masterplan Projektuebersicht/Masterplan.html http://www.museumsinsel berlin.de 27