energiehandel im Blick



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Transkript:

RWE Trading energiehandel im Blick T r e n d s u n d T h e s e n 2 8 s c h w e r p u n k t / / Das Energiehandelshaus Europa Der Stromhandel wächst seit Ende der 9er Jahre pro Anno zweistellig. Experten rechnen damit, dass sich diese Entwicklung fortsetzt. Wachstumstreiber im Energiehandel sind neben Strom vor allem Gas und CO2. Über die Perspektiven des Energiehandels sprach die Redaktion mit Peter Terium, CEO von RWE Trading. Zehn Jahre nach der Liberalisierung des EU-Elektrizitätsmarktes zeigt sich: Die Handelsmärkte gewinnen an Fahrt. Das belegen die Wachstumsraten beim gehandelten Stromvolumen sowie die Vielzahl der Marktteilnehmer. Ende 27 waren bei der EEX 191 Teilnehmer registriert, 33 mehr als im Jahr davor. Zudem verbuchte die Börse am Spot- sowie am Terminmarkt ein zweistelliges Plus 27 wurden 1.273 Terawattstunden (TWh) gehandelt, 26 waren es 1.133 TWh. Hinzu kommen die außerbörslichen Geschäfte, die ein Mehrfaches des Börsenhandels ausmachen. Für Peter Terium sind die Signale klar: Die Kernmärkte für Stromhandel in Europa sind liquide, es gibt eine hohe Korrelation zwischen Termin- und Spotmarktpreisen sowie zwischen Börsen- und OTC-Preisen, eine Konvergenz der Strompreise in Europa sowie eine begrenzte Marktposition einzelner Erzeuger, sagt der Vorsitzende der Geschäftsführung von RWE Trading und folgert: Das zeigt, wir bewegen uns auf einen Binnenmarkt für Strom und Erdgas zu. Bis es so weit sei, müsse noch einiges getan werden, sagt Terium und fordert: Wichtig ist, den grenzüberschreitenden Stromaustausch weiter zu optimieren. So sei es laut Terium notwendig, die Kuppelstellen zwischen den Ländern besser zu nutzen sowie die physischen Kapazitäten in den nationalen Stromnetzen auszubauen. Tatsächlich bestehen Transportengpässe oft nicht an Grenzen, sondern wie in der Schweiz oder in Frankreich im dahinterliegenden Netz. Wichtig seien / I N D E X / / S 2 I n t e r v i e w Dr. Peter Kreuzberg S 3 M a r k t b e r i c h t Strom / / Faktor Wetter S 4 M a r k t b e r i c h t erdgas / / Hintergrund Market-Maker S 5 M e i n u n g e n eex-chef Dr. Hans-Bernd Menzel über S 6 M a r k t b e r i c h t Kohle / / Erdöl Energiebörsen / / EFET-Vorstand Dr. Thomas Niedrig über Transportrechte S 7 M a r k t b e r i c h t Emissionshandel / / Perspektiven LNG S 8 R W E T r a d i n g Neues Profil und neuer Name K o m m e n t a r / / E wie Engpass Base-Load, Bilanzkreis, Day-Ahead und virtueller Punkt war das früher Fachchinesisch für Eingeweihte, ist es heute aus dem Vokabular der Finanzwelt nicht mehr wegzudenken. Der Handel mit Strom, Gas und Energiederivaten lockt neben Versorgern auch Investmentbanken und Hedgefonds an. Von Schaltungszentralen im rheinischen Brauweiler bis in das noble Mayfair- Viertel Londons: Energie ist en vogue. Schon klatschen Politiker in die Hände und sehen die Vision eines EU-Binnenmarktes für Energie näher rücken. Solche Euphorie ist jedoch noch nicht angebracht. Einerseits mangelt es an den Grenzen an Leitungskapazitäten, damit europaweit Konkurrenz entsteht. Andererseits fehlen EU-weit einheitliche Standards für Energiehandel. Zudem ist es mit der Transparenz im Markt immer noch nicht weit her. Die Fusion zwischen der Strombörse EEX und ihrem französischen Rivalen Powernext ändert daran nichts. Nur weil zwei Börsenbetreiber zusammengehen, werden Hemmnisse für den Stromhandel nicht abgebaut. Es wird weiterhin zwei Marktgebiete geben, vor allem verringert sich die Dominanz nationaler Champions nicht. Es besteht vielmehr eher die Gefahr, dass die höheren Transparenzstandards der EEX und deutscher Unternehmen aufgeweicht werden. Tobias Bayer Financial Times Deutschland

2 S c h w e r p u n k t / / / zudem europaweit einheitliche Standards für den Handel, um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden. Dies gelte auch für die Transparenz von Marktdaten, so Terium. Hier habe RWE Schrittmacherdienste geleistet. Allerdings müsse Transparenz dem Markt dienen. So würden Offenlegungspflichten für Handelsgeschäfte nur Bürokratie und hohe Kosten verursachen. Dies würde insbesondere kleinere Marktteilnehmer verprellen. Gerade die Anonymität von Börsengeschäften sei auch in anderen Commoditymärkten üblich. Im Gegensatz zum Strommarkt ist die Gasmarktliberalisierung noch jung, aber sie geht nach Ansicht von Peter Terium zumindest in Deutschland schnell voran. Innerhalb von einem Jahr haben sich die Gashandelsvolumen am OTC-Markt und an der neuen Gasbörse in Leipzig gut entwickelt, meint der Chef von RWE Trading und sagt: Der Markt bei uns kommt doppelt so schnell voran wie der niederländische Gashandelspunkt TTF bei der Gründung 23. Dass 27 noch nicht ausreichend viele Marktteilnehmer an der EEX Erdgas kauften und verkauften, bedauert Terium und appelliert daher vor allem an die Industrie, sich stärker zu beteiligen, um mehr Handelsvolumen in den Gasmarkt zu bringen. Das schaffe Vertrauen und erhöhe die Transparenz des Marktes, erklärt Terium. RWE Trading ist wie im Stromhandel der EEX auch an der Gasbörse Market-Maker und gewährleistet so Liquidität. Experten schätzen, dass auch der Handel mit CO2-Zertifikaten künftig eine neue Qualität erhält. Der CO2-Zertifikatehandel hat sich seine Position im gesamten Handelsspektrum erobert. Was noch wichtiger ist, der CO2-Handel ist zum Bindeglied zwischen den Märkten geworden und stellt Wechselwirkungen zwischen Brennstoffpreisen, Frachtraten und Energiepreisen her, erläutert Peter Terium. I N T E R V I E W / / Kontinentaleuropa und Großbritannien: Strom in Terawattstunden 1.6 1.4 1.2 1. 8 6 4 2 22 23 24 25 26 27 RWE Trading Stromhandelsvolumen Peter Terium S T R O M H A N D E L / / Stromhandel ist Motor für Wettbewerb und freie Märkte In Europa wurden an den mehr als ein Dutzend Energiebörsen sowie im elektronischen OTC-Markt 27 fast 7. Terawattstunden Strom gehandelt das ist mehr als das Doppelte des Stromverbrauchs in der EU. Der Stromhandel ist damit zum Motor für die Öffnung der Energiemärkte Europas geworden. Versorger, Unternehmen und Verbraucher bewegen sich seit 1998 in einem veränderten Energiemarkt: Mit der Liberalisierung sind schwankende Preise, neue Marktteilnehmer sowie andere Chancen und Risiken Realität geworden. Als Folge haben sich mehr als ein Dutzend Handelsplätze etabliert. Alleine an den beiden größten Börsen, der EEX in Leipzig und der Nord Pool in Oslo, handelten 27 etwa 3 Marktteilnehmer physische Stromlieferungen am Spot- und Terminmarkt sowie Derivate; und beide Börsen schlossen mit Rekordzahlen ab. Nachdem 26 knapp über 6. Terawattstunden (TWh) Strom europaweit gehandelt wurden, wurden 27 an die 7. TWh ge- und verkauft hinzu kommt noch der lebhafte Telefonhandel. Für 28 gehen Experten von einer weiter zunehmenden Liquidität der Strommärkte und einer steigenden Anzahl von Handelsteilnehmern an den Handelsplätzen aus. Nur eine größtmögliche Transparenz über Kraftwerksausfälle, Windprognosen oder Engpässe an grenzüberschreitenden Kuppelstellen liefert den professionellen Marktteilnehmern ein verlässliches Signal über den Wert des Gutes Strom. Und die EEX sowie die großen deutschen Energieversorger besitzen Experten zufolge europaweit die höchsten Transparenzstandards. So veröffentlicht RWE seit Kurzem mehr Kraftwerks- und Netzdaten als jedes andere Unternehmen der Branche. Der Essener Energieversorger fordert, dieses Informationsangebot zu aktueller Stromproduktion je Kraftwerk, zu planmäßigen Revisionen, überraschenden Ausfällen sowie der möglichen Stillstandszeiten zum europäischen Standard zu erheben. Bei einer Analyse der Daten zeigt sich, dass die Preisbildung längst einem relevanten europäischen Markt gehorcht. Das belegt die Konvergenz der Strompreise zwischen Skandinavien, Großbritannien, den Niederlanden, Frankreich und Deutschland. Ein Blick auf die Zusammensetzung der Preise belegt zudem: Mit dem Großhandelspreis lassen sich die hohen Endkundenpreise nicht allein erklären. So macht der Großhandelspreis in Deutschland nur etwa 28 % des Endkundenpreises aus; 4 % verteilen sich auf Steuern und Abgaben sowie etwa 32 % auf Netzentgelte. England und Deutschland müssen Markt vorantreiben Energiebörsen brauchen ein gutes institutionelles Design, sagt Dr. Peter Kreuzberg. Im Interview fordert der Geschäftsführer und Chief Commercial Officer von RWE Trading zudem Strukturänderungen am Staatseigentum. Energiehandel: Wie bewerten Sie die Fusion von EEX und Powernext? Peter Kreuzberg: Der Terminmarkt für Strom bleibt in Leipzig, der Spotmarkt wird in Paris zusammengeführt. Diese einvernehmliche Lösung sehen wir als Händler eher emotionslos. Für uns ist vor allem das vernünftige institutionelle Design einer Börse wichtig. Energiehandel: Ist denn der französische Markt so offen wie der deutsche? Peter Kreuzberg: Es wäre wenig hilfreich, wenn mit der symbolträchtigen Zusammenlegung der Spotmärkte in Paris nun der Eindruck entstehen würde, als gäbe es in Frankreich einen Stromoder Gasmarkt, der nach unseren Kriterien diesen Namen auch verdient. Energiehandel: Wie offen sind die Handelsmärkte für Energie in Europa? Peter Kreuzberg: Wettbewerbliche Großhandelsmärkte mit einer hinreichenden Anzahl privatwirtschaftlicher Unternehmen gibt es praktisch nur in Großbritannien und Deutschland. Energiehandel: Wie sieht die Situation in den übrigen Ländern aus? Peter Kreuzberg: Außerhalb Deutschlands und Großbritanniens dominieren nach wie vor vertikal mehr oder weniger stark integrierte Unternehmen, die sich entweder in Staatseigentum befinden oder als National Champions staatlich protegiert werden. Für einen echten paneuropäischen Wettbewerbsmarkt brauchen wir hier maßgebliche Strukturänderungen. Energiehandel: Es wird auch deutschen Energieunternehmen vorgeworfen, sie würden eine marktbeherrschende Stellung einnehmen. Peter Kreuzberg: Wir haben hier einen der am weitesten entwickelten Großhandelsmärkte. Zweitens werden die strompreistreibenden Effekte des von der Politik selbst geschaffenen CO2-Handels als Missbrauch von Marktmacht fehlinterpretiert. Dr. Peter Kreuzberg Euro/Megawattstunde 8 75 7 65 6 55 5 45 4 2/7 4/7 6/7 8/7 1/7 12/7 Deutschland Niederlande Großbritannien Frankreich Preise für Grundlaststrom mit Lieferung im Jahr 28 an europäischen Handelsplätzen Faktor Wetter Viele Faktoren beeinflussen Angebot und Nachfrage im Strommarkt, das Wetter ist ein wichtiger. Beispiel Niederschlag: Fällt Regen, können Speicher- und Laufwasserkraftwerke mehr Strom produzieren, das Angebot steigt. Beispiel Wind: Bei optimalen Verhältnissen können die Anlagen in Deutschland rund 18. Megawatt Strom erzeugen, so viel wie etwa 25 große Kohlekraftwerke. Starker Wind lässt die Preise am Spotmarkt sinken. Beispiel Temperaturen: Wird Europa wie 26 von einer Hitzewelle ergriffen, laufen überall Klimageräte und die Stromnachfrage steigt. Kühlwasserprobleme bei Kraftwerken schränken die Produktion parallel ein.

G A S H A N D E L / / M E I N U N G / / Deutscher Gasmarkt ändert sich stark Die Zusammenlegung von Marktgebieten und der Start der Gasbörse 27 an der EEX waren wichtige Schritte hin zu einem aktiven und transparenten Gashandel in Deutschland. 28 dürfte die Zahl der Marktgebiete weiter schrumpfen. So hat die RWE Transportnetz Gas angekündigt, dass die L-Gasnetze von RWE und der E.ON Gastransport bis Oktober 28 zusammengefügt werden. Knapp 1 Milliarden Kubikmeter Erdgas wurden 27 in Deutschland verbraucht. Damit lag der Anteil am Primärenergieverbrauch bei etwa 23 %. Nur 18 % kommen aus heimischen Quellen, der Rest wird als Pipelinegas importiert. Flüssiggas (LNG) spielt noch keine physische Rolle. Lieferländer sind mit gut 35 % Russland, mit 27 % Norwegen und 19 % der Gasimporte fließen aus den Niederlanden nach Deutschland. Knapp 9 % der Erdgasimporte sind längerfristig vereinbart und der Preis in diesem Primärmarkt an die Ölnotierungen gekoppelt. Über den Sekundärmarkt, der in Deutschland sowohl OTC-Geschäfte (Over-the-Counter) als auch den Börsenhandel umfasst, optimieren Energieversorger sowie industrielle Abnehmer ihren Gasbezug. An der EEX kann Erdgas für den Folgetag (Spot), die nächsten sechs Monate, einige Quartale sowie für einige Kalenderjahre ge- und verkauft werden. Der Handel wird für die Marktgebiete von BEB und E.ON Gastransport angeboten. Die Lieferungen erfolgen über virtuelle Handelspunkte (VHP), an denen eingehende und ausgehende Erdgasmengen zeitlich unabhängig voneinander gebucht und in beliebiger Kombination genutzt werden können. Daher handeln auch Banken und internationale Gesellschaften und versuchen von den Preisschwankungen zu profitieren. Der Erdgashandel in Deutschland entwickelt sich rasch, berichtet Andree Stracke von RWE Trading. Die weitere Verringerung der Marktgebiete, mehr Teilnehmer im OTC-Markt und an der Börse, eine Veränderung der Prozesse in Unternehmen hin zum Handelsmarkt sowie freie Kapazitäten auf Großhandelsebene seien notwendig, um den Markt noch liquider zu machen. In Europa ist der wichtigste Handelspunkt der National Balancing Point in Großbritannien, dort wird rund das Siebenfache des britischen Gasverbrauchs gehandelt. Daher gehen die meisten Preissignale von England aus. Für die Preissignale in Deutschland ist der OTC-Handel am niederländischen Handelspunkt TTF maßgeblich. Ireland VESTERLED LANGELED FRANPIPE ZEEPIPE France (PEG) Gas trading point Transport routes NORPIPE Obergailbach Denmark Ellund Balgzand Oude Emden Frankfurt/Oder Netherlands (TTF) Poland United Kingdom Germany (NBP) Zelzate (EGT/BEB/WG/ Zeebrugge RWE/ONTRAS) Bacton Bocholt Belgium Gravenvoeren St. Katharina Dunkirk Aachen Blaregnies Waldhaus Czech Republic IUK BBL RTR TENP EUROPIPE 1+2 MEGAL DEUDAN NETRA Wallbach Oberkappel Switzerland Tarvisio Griesspass WAG TAG Austria Deutschland wird über eine Vielzahl von Pipelines und Handelspunkten mit Erdgas versorgt. Baumgarten (CEGH) Slovakia Hungary Market-Maker RWE Trading hat als Börsenmakler im Gashandel der EEX eine besondere Funktion: Als Market- Maker sichert das Essener Unternehmen die Handelbarkeit des Rohstoffs. RWE Trading hat sich verpflichtet, jederzeit An- und Verkaufsgebote (Bid und Offer) zu stellen und so für Liquidität zu sorgen. Da an der EEX mehrere Market-Maker Quotierungen stellen, entstehen faire Preise in einem transparenten und anonymen Börsenumfeld. Wir sind Market-Maker an der Gasbörse und haben damit unsere Verantwortung zur Entwicklung des Gasmarktes und des Gashandels deutlich gemacht, erklärt Peter Terium. Der Geschäftsführer von RWE Trading gibt jedoch zu bedenken, dass es bislang nicht ausreichend viele Marktteilnehmer an der EEX gebe, die diese Verantwortung übernehmen. Für 28 hofft Terium auch, dass sich die Industrie stärker am Gashandel der EEX beteiligt. Denn nur über mehr Liquidität könne langfristiges Vertrauen in den börsennotierten Gasmarkt entstehen und sich der Handel in Deutschland stabil weiterentwickeln. RWE Trading ist an der EEX gleichzeitig Market-Maker im Segment Strom: Damit sichert das Unternehmen auch für Standardprodukte im EEX-Stromhandel Bid- und Offergebote. Liquidität sowie Transparenz und damit letztlich die Funktionstüchtigkeit des Handelsmarkts werden so garantiert. Börsen profitieren von der Zusammenlegung der Märkte Die paneuropäische Konsolidierung der Energiebörsen ist das Ziel von EU- Energiekommissar Andris Piebalgs. Einen Meilenstein auf dem Weg nach Europa legen die EEX und die Powernext durch ihre Kooperation. Da aufgrund der Liberalisierung immer mehr lokale Handelsplätze in Europa entstehen, ist die Zersplitterung größer denn je. Dennoch ist ein Fortschreiten des Europäisierungsprozesses auszumachen: so durch EEX und Powernext und deren Vereinbarungen mit der belgischen Belpex und mit der norwegischen Nord Pool Spot. Sie beschreiben den Rahmen für künftige Zusammenschlüsse. Eine Konsolidierung des westeuropäischen und des skandinavischen Marktes für den Spothandel ist eine Vision, die realisierbar scheint. Allein die Märkte Deutschland, Schweiz, Österreich und Frankreich halten einen Anteil von 36 % am EU-Stromverbrauch. Der skandinavische Markt hält weitere 12 %. Mit dem belgischen Markt würde der Anteil, der in einer einzigen Börsenallianz gehandelt wird, auf über die Hälfte des europäischen Stromverbrauchs wachsen. Eine Kooperation mit der britisch-niederländischen APX ist ebenso denkbar; sie betreibt bereits ein trilaterales Market Coupling mit der Powernext und der Belpex. Sollte der westeuropäische Markt erst einmal vereint sein, steht einer Konsolidierung mit dem zentral- und osteuropäischen Markt oder auch mit Südeuropa wenig im Wege. Von der Zusammenlegung der Märkte profitiert auch die Liquidität an der Börse, da sich aufgrund der börslichen Allianzen die Teilnehmerzahl erhöht und Dr. Hans-Bernd Menzel Vorstandsvorsitzender der European Energy Exchange Handel mit Transportrechten ist kritischer Faktor Unterschiede im Kraftwerkspark innerhalb der EU-Länder sind ein Grund, warum es Preisdifferenzen zwischen den Märkten gibt. Schweden etwa gewinnt 4 % seiner Elektrizität aus Wasserkraft. In Frankreich decken 58 Kernkraftwerke 8 % des Strombedarfs. Volatile Brennstoffkosten, schwankende CO2-Preise oder auch das Wetter bewirken, dass sich die Preisdifferenzen permanent ändern. Der Stromgroßhandel versucht die Unterschiede zwischen Märkten auszugleichen, benötigt dafür aber neben einheitlichen Handelsregeln auch unbedingt eine flexible und ausreichende Transportinfrastruktur. Der Austausch zwischen regionalen Märkten erklärt auch die Korrelation der Preise an den Spotmärkten. Je besser die Märkte verbunden sind, desto mehr gleichen sich die Preise bei Knappheit an. Da sich grenzüberschreitender Stromhandel vervielfacht hat, sind Engpässe beim Transport aber an der Tagesordnung. Auf mehreren Ebenen besteht daher Handlungsbedarf. Dr. Thomas Niedrig Stv. Vorstandsvorsitzender des Verbandes Deutscher Gas- und Stromhändler EFET das Handelsvolumen steigt. Für die Transparenz ist der Zusammenschluss zudem förderlich: Um den Qualitätsstandards auch grenzübergreifend gerecht zu werden, muss die Börse ein hohes Maß an Transparenz garantieren, weit über die simplen und vor allem unterschiedlichen gesetzlichen Anforderungen eines jeden Teilnehmerlandes hinaus. Das Gesamtbild der europäischen Börsenlandschaft macht deutlich, dass die Energiebörsen sich nach nunmehr einem Jahrzehnt der Liberalisierung und der daraus entstandenen Börsenvielfalt langsam, aber sicher in Richtung eines gesamteuropäischen Marktes konzentrieren. Vorreiter und treibende Kraft hinter all diesen Bestrebungen ist und bleibt die EEX, getreu ihrem Namen European Energy Exchange. Es ist erstens notwendig, die physischen Transportkapazitäten in den nationalen Stromnetzen auszubauen; denn der Engpass liegt oft nicht an der Grenze, sondern dahinter. In Deutschland wiederum kommt es regelmäßig durch vermehrte Windenergie zu starken Bewegungen zwischen Nord und Süd. Zweitens müssen die Kuppelstellen zwischen Ländern besser genutzt werden. Dies gelingt durch Auktionierung von finanziell gesicherten Transportrechten, die dann in Sekundärmärkten weiter gehandelt werden können. Das bedeutet: Ein Recht kann selbst genutzt oder den Börsen für eine Marktkoppelung der Spotauktion zur Verfügung gestellt werden. Die Marktkopplung über Spotbörsen wird seit 27 zwischen den Niederlanden, Belgien sowie Frankreich praktiziert und soll ab Mitte 28 zwischen Deutschland und Dänemark eingeführt werden. Damit wird eine zunächst sinnvolle Nutzung der Transportkapazitäten für den Folgetag sichergestellt. Durch Kraftwerksausfall oder Nachfrageschwankungen können sich aber laufend Änderungen für die optimale Nutzung der Transportleitungen ergeben. Daher müssen Kapazitäten auch intra day noch flexibel nutzbar sein. Allen Versuchen, Kapazitäten kostenfrei für bestimmte Verwendungen zu reservieren, ist daher eine klare Absage zu erteilen. Denn nur mit Marktmechanismen lässt sich die insgesamt beste Verwendung für dieses knappe Gut erreichen.

K O H L E H A N D E L / / Lieferengpässe stützen Kohlepreis C O2 H A N D E L / / Emissionshandel ist weltweit Vorbild Kohlekraftwerke erzeugen rund 5 Prozent des Stroms in Deutschland. Kohle ist damit hierzulande einer der wichtigsten Primärenergieträger. Durch Schließung der heimischen Steinkohlezechen bis 218 werden die Importe erheblich steigen. Weltweit werden jährlich etwa 6 Millionen Tonnen Kohle gehandelt. Davon nimmt Nordwest-Europa etwa 12 Millionen ab. Die Nachfrage nach Kohle steigt weltweit. Dies hat Kohlepreise auf Rekordhöhen getrieben; zudem schwanken sie stark. Allein 27 stiegen die Preise um etwa 1 Prozent. Mitte Februar 28 lagen die Notierungen für Lieferungen nach ARA (Nordwest-Europa) zwischen 13 und 14 US-Dollar pro Tonne. Der Grund für den erheblichen Preisschub liegt vor allem in der hohen Nachfrage aus Asien. Ehemals unabhängige Kohlestaaten wie China und Indien kaufen mittlerweile verstärkt auf den internationalen Märkten zu. Das ungebrochene Wirtschaftswachstum in diesen Ländern in den letzten Jahren trieb den Stromverbrauch in die Höhe. In beiden Staaten befinden sich zudem die Kohlereserven im Landesinneren, während die heranwachsenden Städte mit hohem Strombedarf an den Küsten liegen. Weil dies zu Engpässen auf inländischen Haupttransportwegen geführt hat, versorgen sich die Unternehmen in diesen Regionen zunehmend über den internationalen Handel. Traditionell sind Kauf und Verkauf des Brennstoffs von persönlichen Kontakten und Ausschreibungen geprägt. Doch die Bedeutung von Over-the-Counter- Brokern und Energiebörsen steigt jedes Jahr an. Mit der Entwicklung und den veränderten Anforderungen des Kohlehandels sind zudem elektronische Börsen entstanden. So bieten mittlerweile Kohlepreis in Dollar pro Tonne 15 13 11 9 7 5 3 Gelieferte Kohle (ARA) und Südafrikanische Kohle (RB) ARA 1/6 1/7 4/7 7/7 1/7 1/8 die Leipziger EEX und die Intercontinental Exchange (ICE) in London den Handel mit Kohle-Futures sowie das Clearing von außerbörslichen Kohlegeschäften an. Zunehmend Gewicht im Kohlehandel erhalten auch Internetplattformen für physischen Handel. Über Globalcoal. com beispielsweise können Mengen gehandelt und Kontrakte für die physische Lieferung abgeschlossen werden. RB Der CO2-Handel in der EU gilt als innovatives Instrument für Klimaschutz. Es ist das weltweit erste multinationale Handelssystem für Kohlendioxid und fungiert damit als Vorreiter eines möglichen globalen Systems. Der CO2-Handel hat einen festen Platz im Energiemarkt. Denn die Zertifikatekosten wirken sich direkt auf Brennstoff- und Energiepreise aus, bestätigt Mats Ahl von RWE Trading. Seit 25 wird in Europa mit CO2-Zertifikaten gehandelt. Das Prinzip: Rund 12. Anlagen, Kraftwerke und Industrieunternehmen müssen je ausgestoßene Tonne Kohlendioxid eine Berechtigung haben. Die erste Periode des Emissions Trading Scheme (ETS) bis 27 war als Testphase gedacht. Dabei zeigte sich: Die Allokationspläne, die von den Ländern aufgestellt und von der EU-Kommission abgesegnet wurden, hatten mehr Emissionsrechte als benötigt zugebilligt. Folge: Von seinem Höchststand bei 31,5 Euro sackte der Preis für EU-Allowances (EUA) sukzessive ab. Für die zweite Handelsperiode von 28 bis 212 wurden daher etwa sechs Prozent weniger Berechtigungen ausgegeben als die Unternehmen in der Union an CO2 26 produzierten. Die Verknappung des Angebots führte zu einem beträchtlich höheren Preis für die Emissionszertifikate der zweiten Periode. Im Gegensatz zur ersten Handelsperiode dürfen die Teilnehmer ab 28 auch Emissionszertifikate außerhalb der EU erwerben die Mechanismen heißen Joint Implementation und Clean Development Mechanism. Von 213 an will die Kommission einem neuen Richtlinienentwurf zufolge die Zahl der Emissionsrechte weiter verringern. Ab der dritten ETS-Handelsperiode sollen zudem 6 % der Zertifikate versteigert werden. Kraftwerke von Strom- Emissionszertifikate in Millionen 1.6 1.4 1.2 1. 8 6 4 2 25 26 27 Emissionshandelsvolumen in Europa versorgern und Raffinerien müssten fast die gesamten CO2-Rechte auf Auktionen erwerben. Für alle anderen Industrien soll die vollständige Versteigerung erst gelten, wenn ein neues internationales Klimaschutzabkommen vorliegt und die Industrieländer außerhalb der EU vergleichbare Grenzen für den CO2-Ausstoß haben. Doch schon heute ist klar: In Europa wird Klimaschutz teuer. Ein internes Strategiepapier der EU-Kommission von Ende 27 nennt Höchstpreise nahe 6 Euro pro Tonne CO2. Ö L H A N D E L / / Ölpreise bleiben volatil Handel mit Flüssiggas boomt RWE setzt auf LNG Der Ölhandel ist der globalste Energiemarkt. Grund: Produktion und Verbrauch liegen oft weit auseinander. Da Öl wichtigster Rohstoff der Industrie und bedeutendster Energieträger ist, reagiert der Markt sensibel. Rund 9 Mio. Barrel Öl werden weltweit täglich verbraucht; das sind 14,3 Mrd. Liter. Über 9 Mrd. Barrel wurden bislang insgesamt gefördert. Derzeit liegt die Fördermenge bei rund 83 Mio. Barrel am Tag und etwa 3 Mrd. Barrel im Jahr. Der Bedarf ist also größer als die Fördermenge. Zudem liegt die Förderung über den neu entdeckten Reserven. Heißt: Erdöl wird knapper. Geht man vom derzeitigen Verbrauch aus, reichen die bekannten Reserven noch maximal 5 Jahre. Seit 196 wird der Ölmarkt von der OPEC bestimmt. Die 13 Mitglieder fördern etwa 42 % der weltweiten Produktion und verfügen über drei Viertel der Erdölreserven. OPEC- Ziel ist eine gemeinsame Ölpolitik auf der Basis abgestimmter Förderquoten. Die großen Ölbörsen haben sich darauf eingestellt und bieten neben kurzfristigen Spotmarktprodukten auch Termingeschäfte. Mehr als 3 Rohölsorten werden gehandelt. Preisbildend sind zwei: die Nordseesorte Brent und die West Texas Intermediate (WTI). Seit 23 ist der Ölpreis beständig gestiegen. 27 durchbrach er kurz die 1- Dollar-Schallmauer, um danach auf rund 92 Dollar pro Barrel Ende Januar 28 zu sinken. Knappheit einerseits, die hohe Nachfrage aus boomenden Schwellenländern sowie spekulative Positionen von Finanzunternehmen andrerseits sind Hauptgründe für den Trend. Hinzu kommen politische, ökonomische und meteorologische Faktoren, die den Preis Erdöl in Millionen Barrel 1.8 1.6 1.4 1.2 1. 8 6 4 2 22 23 24 25 26 27 RWE Trading Ölhandelsvolumen beeinflussen. Wie wird sich nun der Ölpreis entwickeln? Einige Experten sagen den baldigen Anstieg auf 2 Dollar pro Barrel voraus, da die Produktion ihren Höhepunkt überschritten habe. Andere glauben an einen Preisverfall und begründen dies mit massiver Überproduktion. Fakt ist: Ein Ende der Ölpreisvolatilität ist nicht in Sicht, weil das Schwarze Gold als Treib- und Rohstoff kurzfristig kaum ersetzbar ist. Kroatien Auf der kroatischen Insel Krk wird RWE mit Partnern ein hochmodernes Terminal zur Anlandung und Lagerung von Liquefied Natural Gas (LNG) bauen. Der Grund: LNG wird für die langfristige Versorgung Europas immer wichtiger. Das neue Terminal soll anfangs eine Kapazität von 1 Mrd. m 3 jährlich haben, später 15 Mrd. m 3 aufnehmen können. Die Anlandestation ist auf LNG- Tanker mit einem Volumen von bis zu 265. m 3 ausgelegt. Derzeit gehen die Projektpartner RWE, E.ON Ruhrgas, OMV Gas International, TOTAL sowie Geoplin davon aus, dass das neue LNG-Terminal frühestens 212 betriebsbereit sein wird. Norwegen Das Gasfeld Snøhvit ist die erste Offshore-Anlage in der arktischen Barentssee. Im Vorkommen 14 Kilometer vor der norwegischen Küste lagern rund 18 Mrd. m 3 Erdgas. Seit 27 wird das Gas gefördert und per Pipeline auf die Insel Melkoya vor der nordnorwegischen Hafenstadt Hammerfest gepumpt. Dort arbeitet Europas größte Anlage zur Erdgasverflüssigung. Das Liquefied Natural Gas wird auf minus 163 Grad gekühlt und dann per Tanker in die USA nach Frankreich und Spanien verschifft. Über 5,7 Mrd. m 3 Erdgas sollen künftig pro Jahr in Melkoya zu LNG verflüssigt werden. An Snøhvit sind die Unternehmen RWE Dea, Statoil, Petoro, Total, GDF und Hess beteiligt. Deutschland In einem GasPort will RWE künftig in Wilhelmshaven flüssiges Gas anlanden. Dafür wird die Excelerate- Technologie genutzt: Sie erlaubt es, LNG auf Tankern nicht nur zu transportieren, sondern nach der Regasifizierung an Bord direkt in das Pipelinenetz einzuspeisen. Ein Vorteil: Relativ geringe Kosten für Infrastruktur an Land. Der GasPort ist der erste hierzulande und soll ab 21 einsatzbreit sein; dann können pro Stunde bis zu 6. m 3 regasifiziertes LNG eingespeist werden. Im britischen Teesside ist ein Excelerate-GasPort seit 27 in Betrieb; von dort aus kann RWE Pipelinegas LNG in Großbritannien vermarkten.

8 r w e t r a d i n g / / Europas größter Energiehändler kommt aus Essen RWE Trading war Händler der ersten Stunde, als die Strommärkte in Europa liberalisiert wurden. Heute ist das Unternehmen eines der größten Handelshäuser für Strom, Gas, Kohle, Mineralöl, für Emissionszertifikate und Energiederivate. Im April 28 werden RWE Trading und die seit 27 für die Gasbeschaffung im RWE-Konzern zuständige RWE Gas Midstream zur RWE Supply & Trading zusammengeführt. Die Energiemärkte Europas entwickeln sich rasch und mit ihnen die Unternehmen, die mit Energie handeln. Mit 1 Mitarbeitern war RWE Trading 2 als Ölhändler gestartet. Heute hat das Unternehmen weit mehr Mitarbeiter und Aufgaben: In der RWE-Gruppe ist RWE Trading Schnittstelle zu den Großhandelsmärkten und zuständig für die kurzfristige Assetoptimierung, den Energiehandel sowie das Risikomanagement der Commoditypositionen und Kraftwerke. Ende 27 waren mehr als 5 Personen an den RWE Trading-Standorten in Essen, London sowie im britischen Swindon tätig. RWE Trading agiert bislang an einem Dutzend internationaler Handelsplätze sowohl börslich als auch außerbörslich. Als Market- Maker für Strom und Gas an der EEX besteht die Pflicht, jederzeit Gebote zu stellen. So sichert RWE Trading die Handelbarkeit der Produkte und sorgt für Liquidität und Transparenz im Markt. Um den Herausforderungen des Energiehandels gerecht zu werden und die eng miteinander verknüpften Beziehungen zwischen den Commodities Öl, Gas, Kohle, Strom und CO2 konzernweit wertbringend zu optimieren, werden RWE Trading und RWE Gas Midstream im April 28 zur RWE Supply & Trading fusioniert. Dann wird die neue Gesellschaft den gesamten Midstream -Bereich im Energiegeschäft ab 29 in einem Neubau mit Europas größtem Energy Trading Floor verantworten. Das heißt: Auf Basis von Langfristverträgen und über die Großhandelsmärkte wird RWE Supply & Trading die zur Stromproduktion sowie für den Wärmemarkt benötigten Brennstoffe beschaffen; das beinhaltet auch Logistik und Transport. Neben dem physischen Handel wird RWE Supply & Trading auch weiter in einem streng festgelegten und kontrollierten Rahmen Eigenhandel mit Energieprodukten und ihren Derivaten betreiben. Mit unserem Geschäftsmodell schaffen wir für den Konzern Mehrwerte. Peter Terium Geschäftsführer RWE Trading Um seine Risikopositionen bei Kraftwerken, Infrastrukturprodukten, Speichern, Brennstoffen oder Lieferverpflichtungen optimal zu steuern, hat die RWE Trading ein umfassendes Risikomanagement mit höchsten Standards: Jedem Trading Desk steht ein unabhängiges Risk Team am gleichen Standort gegenüber, das für das Controlling zuständig ist. Das Risikomanagementteam der RWE Trading aggregiert die Risikopositionen, bewertet diese und steuert sie aktiv. Mit diesem ganzheitlichen und fortschrittlichen Geschäftsmodell gewinnt der RWE-Konzern aus den Risiken international gekoppelter Energiemärkte Chancen und Mehrwert. I M P R E S S U M / / RWE Trading GmbH Huyssenallee 2 45128 Essen Verantwortlich: Michael Rosen Leiter Communications T +49 21 12-1722 F +49 21 12-17222 RWE baut in Essen eine neue Schaltzentrale für Energiehandel und Energiebeschaffung. In dem Gebäude, das Ende 28 fertig sein soll, entsteht Europas größter Energy Trading Floor für 25 Händler. www.rwe-trading.com