Mehrfamilienhaus der Gebäudeklasse 4 in Holztafelbauweise realisiert

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Transkript:

Objektreportage: Mehrfamilienhaus der Gebäudeklasse 4 in Holztafelbauweise realisiert Das Objekt In Isny im Allgäu entstand ein mehrgeschossiges Wohnhaus in Holztafelbauweise eine zukunftsweisende moderne Wohnanlage im Passivhausstandard speziell für die Altersgruppe 50 plus. Die Kommune hat sich das Ziel gesetzt, bis 2050 energieautark zu sein. Insgesamt acht Wohneinheiten, zwei pro Etage, sind in dem viergeschossigen Mehrfamilienhaus mit einer Grundfläche von rund 270 m² untergebracht. Sie werden über ein im Norden angeordnetes Treppenhaus mit Aufzug erschlossen. Treppenhaus und Aufzugsschacht wurden in Massivbauweise ausgeführt. Der Betonkern wurde später in die Holzbaukonstruktion der Wohnanlage eingebunden. Dabei wurden die aussteifenden Deckenscheiben an das massive Treppenhaus angehängt. Tragende Innen- und Außenwände konnten mit Fermacell Gipsfaser- Platten ausgeführt und so ein von der Landesbauordnung abweichendes Brandschutzkonzept realisiert werden.

Brandschutzkonzept die Aufgabe Mit Abmessungen der Grundfläche von ca. 21 m x 12 m und Wohnungsgrößen von etwa 125 m² sowie einer Gebäudehöhe von rund 12,20 m entspricht das Bauwerk der Gebäudeklasse 4. Es sind in dieser Gebäudeklasse Holztragkonstruktionen zulässig, sofern ausschließlich nichtbrennbare Dämmstoffe (mit Schmelzpunkt >1000 C) verwendet werden und tragende, aussteifende und raumabschließende Bauteile hochfeuerhemmend ausgeführt werden. Hochfeuerhemmende Bauweise heißt, die Brandschutzbekleidung muss eine Kapselung von 60 Minuten aufweisen und entsprechend K 2 60 nach DIN EN 13501-2 klassifiziert sein. Brandschutzkonzept die Lösung Entsprechend dieser Vorgaben und unter Hinzuziehung der Regelungen der Musterholzbaurichtlinie wurde schließlich für das Projekt ein individuelles Brandschutzkonzept erarbeitet. Für verschiedene technische Herausforderungen wie z. B. Installationsführungen, Durchdringungen oder Bauteilanschlüsse gab es entsprechende Sonderlösungen. Diese Lösungen konnten erfolgreich durch die frühzeitige und enge Zusammenarbeit von Brandschutzingenieur, Holzbauer und technischem Berater von Fermacell gelöst werden. Um das Schutzziel der Vermeidung einer unkontrollierten Brandausbreitung und Rauchübertragung über die Geschosse zu erfüllen, waren im Brandschutzkonzept Holzmassivdecken gefordert. Sie wurden als massive Brettsperrholz-/ Kreuzlagenholzelemente ohne Zwischenräume mit einem Feuerwiderstand von F90-B bei allseitig wirksamer Brandschutzbekleidung mit der Einstufung K 2-30 gemäß DIN EN 13501-2 erstellt und jeweils bis zur äußersten Brandschutzbekleidung der Außenwände durchgeführt. Geschossdecken und die Wohnungstrennwände unterteilen das gesamte Gebäude in horizontale beziehungsweise vertikale Brandzellen. Brandwände mussten nicht vorgesehen werden, da die Gebäudeabmessungen < = 40 m x 40 m waren. 2

Die Installationsführung erfolgte weder durch die Holzwände noch durch Massivholzdecken mit Brandschutzanforderungen. Eine Bündelung der vertikalen Installationsführung wurde in gemeinsamen Installationsschächten vorgesehen, die jeweils östlich und westlich des Treppenhauses bzw. östlich und westlich der Wohnungstrennwände angeordnet sind und in Massivbauweise (F90-A) ausgeführt wurden. Von hier aus erfolgte die horizontale Verteilung der Installationen in die einzelnen Wohnungen. Die Führung einzelner Installationen zwischen den Nutzungseinheiten konnte so vermieden werden und ist entsprechend dem Brandschutzkonzept auch nicht zulässig. Die tragenden und aussteifenden Wände sowie die Trennwände des Gebäudes wurden, dem objektspezifischem Brandschutzkonzept folgend, mit einem Feuerwiderstand in F 90-B in Kombination mit allseitiger Brandschutzbekleidung mit der Klassifizierung K 2 30 nach DIN 13501-2 und Dämmstoffen aus nichtbrennbaren Baustoffen mit einem Schmelzpunkt von > 1000 C ausgeführt. Für die brandschutztechnisch wirksame Bekleidung der Holzkonstruktion kamen für alle Wand- und Deckenbauteile Fermacell Gipsfaser-Platten zum Einsatz. Die Platten gewährleisten je nach Konstruktion Brandschutz bis zur Feuerschutzklasse F 120 und sind gemäß der EN 13501 als nichtbrennbarer Baustoff der Baustoffklasse A 2 klassifiziert. Der Vorteil: Fermacell besitzt speziell für das K 2 30 Kriterium einen Verwendbarkeitsnachweis mit einer einlagigen Bekleidung. 3

Gleichzeitig erfüllt Fermacell alle Anforderungen, die an moderne Wände gestellt werden. Die Platten bieten mit ihrer homogenen Struktur auf Grund ihrer Faserarmierung (recycelte Papierfasern) eine hohe mechanische Beanspruchbarkeit und stellt mit Material- und Verarbeitungseigenschaften, die dem Holz sehr ähnlich sind, eine gute Ergänzung zur Holzunterkonstruktion dar. Durch die hohen brandschutztechnischen Anforderungen war bei der Verarbeitung höchste Präzision gefordert. In den Anschlussbereichen wurden die Brandschutzbekleidungen der Bauteile mit Fugenversatz, Stufenfalz und Nut- und Federausbildungen so verarbeitet, dass keine durchgängigen Fugen entstanden. Damit sollte eine Entzündung der Tragstruktur ausgeschlossen werden. Nach ihrer Fertigstellung wurden die Wandtafeln per Tieflader zur Baustelle geliefert und vor Ort montiert. Dank des hohen Vorfertigungsgrades war eine schnelle und reibungslose Abwicklung auf der Baustelle gewährleistet. Gut drei Wochen wurden für die Herstellung sämtlicher Wandelemente benötigt. Innerhalb von nur sechs Arbeitstagen war das gesamte Haus aufgestellt und regendicht. Fazit Die Holzrahmenbauweise etabliert sich im Markt des mehrgeschossigen Bauens. Sie bietet kurze Bauzeiten und damit eine schnelle Nutzungsmöglichkeit in Verbindung mit hoher Nachhaltigkeit. In Kombination mit Gipsfaser-Platten können 4

zudem, wie der Bau eines mehrgeschossigen Mehrfamilienhauses der Gebäudeklasse 4 in Isny zeigt, die hohen Brandschutzauflagen bei Holzrahmenbauten erfüllt werden. Die Erstellung eines individuellen objektbezogenen Bandschutzkonzeptes ermöglichte dabei die Abweichung von der Landesbauordnung. Die Vorteile des mehrgeschossigen Holzbaus auf einen Blick Hoher Vorfertigungsgrad Kurze Bauzeiten und schnelle Nutzung durch trockene Bauweise Geringes Gewicht Nachhaltige Bauweise Schlanke Konstruktionen / Raumgewinn Hohes Energieeinsparpotential Bautafel Bauherr/Verarbeiter: Planung: Brandschutzplanung: Technische Beratung: Jarde Holzbau GmbH Erwin Keck Architekten IngPunkt Ingenieurgesellschaft für das Bauwesen Dipl.-Ingenieur Jens Morscheid, Architektenberater, Fermacell GmbH Baujahr: 2011 / 2012 Fermacell GmbH Düsseldorfer Landstraße 395 47259 Duisburg www.fermacell.de info@xella.com 5