BERICHT BAUAKUSTIK AGRO ELEKTROINSTALLATIONEN IN WÄNDEN Auftraggeber Auftragsnummer AGRO AG, Korbackerweg 7, 5502 Hunzenschwil L.3051. Ort, Datum Lachen, 21.08.2017 Sachbearbeiter Verteiler Versand Marco Kuster AGRO AG, Korbackerweg 7, 5502 Hunzenschwil Markus.Studer@agro.ch An Verteiler per E-Mail
INHALTSVERZEICHNIS 1. EINLEITUNG 3 2. BAUAKUSTISCHE BEURTEILUNG 3 2.1 GENERELL 3 2.2 ABGRENZUNG 3 2.3 EINBAU IN WOHNUNGSTRENNWÄNDE 3 2.4 EINBAU IN ZIMMERTRENNWÄNDE 5 3. FAZIT 5 KUSTER + PARTNER AG Bauphysik Energie Akustik Sagenriet 9 8853 Lachen Mwst. CHE-106.042.552 Tel. +41 55 462 10 62 Fax. +41 55 462 10 67 lachen@kusterpartner.ch www.kusterpartner.ch
1. EINLEITUNG Die Firma AGRO bietet unter anderem Produkte für elektrische Installationen in Wänden an. Dies sind zum Beispiel Rohrstützen, welche auf die Schalung montiert werden. Durch die Stützen werden dann die Elektrorohre gezogen, die Erschliessung basiert hier von unten her. Die Rohrstützenelemente sind ohne akustischen Massnahmen. Die Erschliessung von oben ist immer häufiger zu beobachten, offenbar findet bei den Planern ein Umdenken statt. Wir wurden von der Firma AGRO beauftragt eine Beurteilung hinsichtlich Bauakustik auszuarbeiten, um den Einfluss der Rohrstützen und der Elektrorohre auf den Schallschutz abzuschätzen. 2. BAUAKUSTISCHE BEURTEILUNG 2.1 GENERELL Die AGRO Rohrstützen werden im Wandbereich auf die Schalung montiert und dann im Beton eingegossen. Die Elektrorohre werden in diesen von der Geschossdecke her nach oben in die Wände geführt und dann auch einbetoniert oder in Mauerwerken mit Mörtel verschlossen. Bei der vorliegenden Beurteilung gehen wir immer von der Erschliessung von unten her aus. Grundsätzlich kann die Beurteilung der bauakustischen Eigenschaften in drei Kategorien eingeteilt werden. In den Trittschall generell, den Luftschall vertikal und den Luftschall horizontal. Der Teil Trittschall ist relativ schnell beurteilt. In weit über 90 % der heutigen Wohnbauten kommen schwimmende Unterlagsböden zum Einsatz. Der Unterlagsboden muss seitlich entlang allen Wänden mit einer Trennlage körperschalltechnisch entkoppelt werden. Damit findet schon eine extrem kleine Übertragung in die vertikalen Bauteile statt und somit auch praktisch keinen Schalleintrag in die Agro Elemente und die Elektrorohre. 2.2 ABGRENZUNG Bei der vorliegenden Beurteilung wird immer davon ausgegangen, dass die Elektrorohre in der Decke keine anderen Installationen berühren. Ein Mindestabstand von 15 cm zwischen Elektroinstallationen und anderen Installationen wie Lüftungsrohre, Einbauleuchten, Abwasserrohren etc. sind vorzusehen. Des Weiteren wird davon ausgegangen, dass die Elektrorohre nicht über den Boden geführt werden, keine Berührungen mit dem Unterlagsboden vorhanden sind und keine Verletzung der Trittschalldämmung verursachen. Die vorliegende Beurteilung gilt zudem nur für den Massivbau und nicht für Gebäude in kompletten Holzbau. 2.3 EINBAU IN WOHNUNGSTRENNWÄNDE HORIZONTALER LUFTSCHALL In den allermeisten Fällen werden heutzutage die Wohnungstrennwände oder die Treppenhauswände in einschaligem Stahlbeton umgesetzt. Damit sind einzelne Rohrleitungsbündel normalerweise von genügend Beton umgeben, so dass der horizontale Luftschallschutz vom Rohrstützenprodukt und der Ummantelung eigentlich unabhängig ist. Die Luftschalldämmung von Räumen in andere Räume auf dem gleichen Geschoss wird häufig durch Installationen in der Wand geschwächt. Die Schwächung ist abhängig von Grösse, Position und Stärke der Wohnungstrennwand. Wichtig ist dabei, dass keine wesentliche Schwächung der 3/5
Trennwandstärke über eine grössere Fläche stattfindet. Das bedeutet für die AGRO Rohrstützen, wie viele Elemente und Anzahl Elektrorohre geplant oder vorhanden sind. Weniger wichtig, bzw. vernachlässigbar, ist es, ob die Elektrorohre weich ummantelt sind oder nicht. Des Weiteren spielt es auch eine Rolle wie gross die Abstände zwischen mehreren Rohrstützen und den Rohrbündeln sind, damit noch genügend Beton vorhanden ist. Eine vollkommene Körperschallentkopplung bzw. Lagerung ist bei gänzlich einbetonierten Rohrstützen und Elektrorohren per se nicht möglich. Bei Stahlbetonwänden kann als Faustregel gesagt werden, dass eine örtliche (20 cm breite) Schwächung toleriert werden kann, so lange noch 20 cm Stahlbeton in der Tiefe übrigbleiben. Breitere und/oder tiefere Schwächungen sind projektbezogen zu beurteilen. Bei Wohnungstrennwänden in der Bauweise als zweischaliges Mauerwerk verhält sich der Luftschalldurchgang analog. Weniger die Ummantelung der Elektrorohre und Hilfskonstruktion ist wichtig, als die Anzahl der Rohre und damit der Schwächung der Wandstärke. Zudem kommt hier der Ausführung eine zentrale Bedeutung zu. Die Wände müssen nach Einbau der Installationen wieder fachmännisch und luftdicht verschlossen werden. Bei Leichtbauwänden, die als Wohnungstrennwände eingesetzt werden, sind Installationen mit Rohrstützen zu vermeiden. Sollten trotzdem Rohrstützen vorgesehen werden, muss vom jeweiligen Bauakustiker eine projektbezogene Beurteilung vorgenommen werden. VERTIKALER LUFTSCHALL Die vertikale Schallübertragung findet nicht nur direkt über den Regelgeschossaufbau statt, sondern auch über die Flanken, sprich die Wände. Auch hier kann man wieder zwischen Stahlbetonwänden, ein- oder doppelschaligem Mauerwerk und Leichtbauwänden unterscheiden. Bei Stahlbetonwänden wird vertikal über die Elektrorohre und Rohrstützen aufgrund von Körperschallanregung nur ein vernachlässigbarer Anteil des Luftschalls übertragen. Das luftdichte Verschliessen der Elektrorohre mit Silikon oder speziellen Pfropfen wäre hier hilfreicher, da der Luftschall dann nicht durch die Elektrorohre übertragen wird. 4/5
Beim Mauerwerk spielt es nun eine Rolle, ob ein Wandlager vorhanden ist oder nicht. Sollte eines geplant oder bereits platziert sein, sind die Elektrorohre gemäss den Unternehmen jeweils mit einer Manschette zu versehen. Unserer Erfahrung nach, wie auch gemäss einer internen Mitteilung der Firma AGRO, werden die Manschetten praktisch nie richtig montiert. Dazu kommt, dass die Produkte, also die Stülpen der Manschetten auf dem Markt (HBT Isol, Stauffer Schallschutz) nur rund 5 bis 15 cm hoch sind und darüber wird das Elektrorohr wieder ohne Entkopplung einbetoniert oder eingemörtelt. Damit entfällt der gewünschte Effekt der Manschette ganz und man kann sie auch direkt weglassen. Damit die Ummantelung des Elektrorohres einen messbaren Effekt bietet, müssten unserer Erfahrung nach rund 1 m des Rohres eingepackt werden, oder bis zur Elektrodose. In Leichtbauwänden sind generell Erschliessungen in Wohnungstrennwänden mit Bedacht zu wählen und immer noch projektbezogen bauakustisch zu beurteilen. 2.4 EINBAU IN ZIMMERTRENNWÄNDE Zimmertrennwände bestehen meistens aus einer 12.5 cm oder 15 cm starken Backsteinmauer. Auch hier werden die Öffnungen nach Einbau der Elektrorohre wieder mit Mörtel verschlossen, wie bei einer Wohnungstrennwand. Auch hier gelten grundsätzlich die gleichen Überlegungen wie beim Mauerwerk einer Wohnungstrennwand im Abschnitt vorher. 3. FAZIT Aus bauakustischer Sicht, über alle möglichen Direkt- oder Flankenschallübertragungen, beurteilt, sind die Rohrstützen und anderen Wandelemente von AGRO direkt nur zu einem kleinen Teil an der Schalldämmung beteiligt. Zu einem weitaus grösseren Teil sind die Anzahl der Einbauten an der Schalldämmung beteiligt, wie die noch übrige Wandstärke. Eine Verbesserung der Schalldämmung der Rohrstützen selber, macht daher aus unserer Sicht wenig Sinn. Verbesserungspotential sehen wir hingegen eher bei der Ausführung wie auch Planung. Denn die Schwächung der Wand durch sehr viele Rohrstützen und Elektrorohre ist bereits in der Planung zu berücksichtigen, sie werden jedoch aus eigener Erfahrung nie einem Bauakustiker zu einer Prüfung vorgelegt. Bei anderen Produkten sehen wir zudem mehr Potential, um eine Schalldämmverbesserung zu erreichen, wie zum Beispiel bei Unterputzdosen in Trennwandelementen. Oder dann Wandelemente für den fertigen Einbau in Holzbaukonstruktionen von Decken und Wänden. KUSTER + PARTNER AG Marco Kuster 5/5