Psychotherapie mit suchtbelasteten Familien - Chancen und Risiken in der Zusammenarbeit mit dem Jugendamt Michael Schmalhofer (Therapeutische Leitung) Gabriela Stransky (Vorbetreuung, Sozialarbeit)
Über den Verein p.a.s.s. ist ein gemeinnütziger Verein und wurde 1992 als private Initiative gegründet. p.a.s.s ist eine nach dem Suchtmittelgesetz anerkannte Suchtbehandlungseinrichtung.
Geschichtliches Seit 1992: bei gerichtlichen Auflagen - Kostentragung durch die Justiz Seit 2007: Kassenvertrag für die psychotherapeutische, klinisch-psychologische und ärztliche Behandlung von Suchtkranken Seit 2013: Fördervertrag mit der SD-Wien für die psychotherapeutische, klinisch-psychologische und ärztliche und sozialarbeiterische Behandlung und Betreuung von Suchtkranken (illegale Drogen) Seit 2016: Fördervertrag für die psychotherapeutische, klinisch-psychologische und ärztliche und sozialarbeiterische Behandlung und Betreuung von Alkoholkranken
72 JustizklientInnen 161 KassenklientInnen 101 SD-Wien KlientInnen 216 Alkohol 2020 KlientInnen KlientInnen und MitarbeiterInnen 56 PsychotherapeutInnen 3 SozialarbeiterInnen 2 ÄrztInnen 3 PsychologInnen
Justiz Auflagen seitens der Gerichte: Gelöbnis Verfahrenseinstellung nach 35 SMG 39 SMG (Therapie statt Strafe) 51 StGb (richterliche Weisung)
Krankenkassen Vertrag mit der WGKK, dem sich die meisten anderen Kassen angeschlossen haben. Behandlungsvoraussetzung ist eine substanzbezogene Abhängigkeit: ICD10 F10-F19 (inkl. Alkohol). Angebot beinhaltet Psychotherapie, klinisch psychologische Diagnostik und ärztliche Behandlung (inkl.substitution).
SD- Wien Voraussetzung: ÖsterreicherInnen oder Gleichgestellte Hauptwohnsitz Wien Modulsystem: Abklärungsphase Unterstützung von suchtbelasteten Familien I1-3 Monate ambulante Therapie (Intensiv) I2-6 Monate ambulante Therapie I3-12 Monate ambulante Therapie I4 - (ab 2018) 24 Monate Stütztherapie
Interdisziplinäres Arbeiten - Multiprofessionalität Psychotherapie als zentrales Element des Behandlungsangebotes Klinisch-psychologische Diagnostik Medizinische Behandlung inkl. Substitution und Harnkontrollen Sozialarbeit Psychologische Beratung in Form von Erstgesprächen und Angehörigenberatung
Abklärungsphase Erstgespräch medizinische Abklärung sozialarbeiterische Abklärung klinisch-psychologische Abklärung psychotherapeutische Diagnostik Psychotherapeutische(s) Erstgespräch(e) wöchentliche interdisziplinäre Fallbesprechungen
Therapiemodule I2 und I3 6 bzw. 12 Monate ambulante Therapie bindungsorientierter Ansatz (nachgehende Psychotherapie), verschiedene Methoden regelmäßige psychotherapeutische Gespräche Medizinische Betreuung Sozialarbeiterische Betreuung Differenzierte klinisch psychologische Diagnostik wöchentliche interdisziplinäre Fallbesprechungen
6 Monate ambulante Therapie Unterstützung von suchtbelasteten Familien auch am Wohnort des Kindes Stärkung der Eltern-Kind-Bindung und Erhöhung der Erziehungskompetenz intensive Elternarbeit
Interne Erhebung zum Thema Kooperation mit Jugendamt 31 Personen waren im Laufe der Behandlung in Kontakt mit der MAG ELF. Davon 24 weiblich und 7 männlich. 19 Personen hatten eine Vereinbarung zur Unterstützung der Erziehung (UdE) mit einer suchtspezifischen Auflage. Davon waren 16 weiblich und 3 männlich. Bei 7 Personen hat auch der/die PartnerIn die UdE unterschrieben. Bei 9 Personen war auch der/die gegenwärtige PartnerIn bei uns in Behandlung.
Behandlungsverläufe Behandlungsdauer: bis 6 Monate: 13 Personen 7-12 Monate: 6 Personen 13-18 Monate: 4 Personen 19 Monate und länger: 8 Personen 16 Personen befinden sich in laufender Behandlung. 3 Personen haben die Behandlung auch nach Ende der UdE fortgesetzt, 5 haben die Behandlung (bei uns) beendet.
Kontakt und Kooperation Bei 11 Personen wurde die Einhaltung der Therapietermine durch MAG ELF kontrolliert. Bei 15 Personen gab es Kontakt zwischen p.a.s.s. und MAG ELF, bei 8 Personen entstand eine Kooperation. Für den Behandlungsverlauf war der Kontakt hilfreich: 10 Personen nicht hilfreich: 8 Personen neutral: 13 Personen
Vorgehensweisen Wir sind in den allermeisten Fällen für die Eltern da, Kindertherapie findet bei uns sehr selten statt. Wir verstehen und wünschen uns die Kontrolle durch das Jugendamt, können uns daran aber nicht direkt beteiligen. Klare Kindeswohlgefährdungen werden selbstverständlich dem Jugendamt gemeldet. Wahrnehmungen von den Kindern haben wir nur in manchen Fällen, wenn dann vor allem bei Säuglingen. Wir wollen verhindern, dass das Jugendamt mit der Psychotherapeutin direkt Kontakt aufnimmt. Die PsychotherapeutInnen besprechen problematisches Verhalten von Elternteilen in den wöchentlichen Fallbesprechungen. Informationsaustausch mit dem Jugendamt geht immer über die Puffer Sozialarbeit bzw. Therapeutische Leitung. Gerade wenn der Verlauf mit dem Jugendamt problematisch ist, bzw. es bspw. zu Kindesabnahmen kommt, ist die unbelastete Therapeutische Beziehung besonders wichtig.
Subjektive Rückmeldungen von PsychotherapeutInnen Spannungsfelder Eigenmotivation vs. Fremdmotivation Einerseits Förderung die Zuverlässigkeit der KlientInnen andererseits kann Fremdmotivation zweischneidig sein. Mit dem Ende der Auflage wird auch die Therapie beendet oder die Therapie wird als weiterer vom Jugendamt verordneter Termin angesehen. Unterstützung vs. Kontrolle Einerseits gute Unterstützung in Bezug auf Erziehung und auch oft für das Kindeswohl erforderlich. Aber Sorgen des Jugendamt sind manchmal nicht ident mit den Sorgen und Wünschen der KlientInnen. Manche erleben dies als wenig echte Unterstützung, nur Kontrolle. Bei Beteiligung von Vielzahl von Institutionen können diese von KlientInnen gegeneinander ausgespielt werden. Informationsweitergabe Positiv, wenn Bestätigungen laufend verlangt werden. Allerdings kann auch Misstrauen entstehen, welche Informationen an das Jugendamt weitergegeben werden. Wichtig ist, es können keine psychotherapeutischen Inhalte weitergegeben werden. Dauer 6 Monate für Psychotherapie zu kurz. Allerdings bei klaren Bedingungen der UdE wurde die Therapie meist nach dem Ende der UdE freiwillig fortgesetzt. Herausforderung Kinderbetreuung Psychotherapie bei Eltern mit jungen Kindern schwierig, wenn diese mitgenommen werden. Kindesbetreuung oft schwierig zu organisieren. Kind als Ausflucht in der Therapiestunde. Klare Auflagen, klare Dauer, ein kooperatives Ende bzw. Rücksprachen vor Veränderungen der Auflage bilden eine gute Grundlage und wirken in der Regel positiv auf den Behandlungsverlauf.
Vorschläge für Zusammenarbeit Kontaktaufnahme über Sozialarbeit der Vereins Ansprechperson: Gabriela Stransky Tel: 01-714 92 18, Email: gabriela.stransky@pass.at Persönlicher Kontakt zwischen zuständigen SozialarbeiterInnen Direkte Übermittlung der UdE Auftrag regelmäßig Behandlungsbestätigungen zu senden Information und Kooperation bei größeren Veränderungen der UdE (z.b. Beendigung, bevorstehende Kindesabnahmen)
Kontakt Verein p.a.s.s. Alserstraße 24/11A 1090 Wien www.pass.at Tel: +43 (0)1 714 92 18 E-mail: info@pass.at