Konzept der IPPNW zum AKW-Rückbau

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Transkript:

Konzept der IPPNW zum AKW-Rückbau Dr. med. Alex Rosen Kinderarzt Vorsitzender der IPPNW Deutschland

Aktuelle Situation: 500 AKW weltweit in Stilllegung In Deutschland: 33 kommerzielle Atomreaktoren 26 stillgelegt 7 in Betrieb (bis max. 2022)

Mengenbeispiele beim Rückbau von Biblis A: Hochaktiv (Reaktordruckbehälter, biolog. Schild) 4.650 t Schwach- bis mittelaktiv (Röhre, Schleusen, Wärmetauscher) 11.400 t Gering aktiv (Stahl, Beton, Armaturen) 156.500 t

Bisherige Alternativen für AKW-Rückbau: Sofortiger Rückbau Rückbau nach 30 Jahren Sicheren Einschluss

Konzept Sofortiger Rückbau, bzw Abriss: Entkernung des hoch aktive Mülls und Transport in ein Zwischenlager Frühestens ab 2050 Einlagerung in ein tiefengeologisches Langzeitlager Dekontamination, Abriss, Zerlegung, Zuschnitt, Verpressung, Verpackung Transport des schwach- bis mittelaktiven Mülls in ein Zwischenlager Frühestens 2022 Einlagerung in das erste Langzeitlager (Konrad) Freimessung des gering aktiven Mülls Verbringung auf Hausmülldeponien, Verbrennungsanlagen, Recycling

Probleme: Hohe Rückbaukosten Gefährdung des Dekontaminations- und Abrisspersonals Gefährdung der AKW-Anwohner Gefährdung des Personals an Deponien und Verbrennungsanlagen Gefährdung der AnwohnerInnen Gefährdung von Schrotthändlner, Personal an Metallschmelzen Gefährdung der Verbraucher recycleter Waren

Ich war mal ein Atomreaktor Kochgeschirr und Essbesteck Straßenbelag Heizkörper Zement und Baumaterialien Gerüste auf Kinderspielplätzen Zahnspangen

Evidenz zur Gefährlichkeit von Niedrigstrahlung Darby S et al.: Radon in homes and risk of lung cancer: collaborative analysis of individual data from 13 European case-control studies. BMJ 2005, Jan. 29, 330 Krewski D et al.: Residential Radon and Risk of Lung Cancer a Combined Analysis of 7 North American Case-Control Studies. Epidemiol 2005, 16, 137-145 Kendall G et al.: A record-based case-control study of natural background radiation and the incidence of childhood leukaemia and other cancers in Great Britain during 1980 2006. Leukemia 2013, 27, 3-9 Spycher BD et al.: Background ionizing radiation and the risk of childhood cancer: a census-based nationwide cohort study. Environmental Health Perspectives. 06/2015

Evidenz zur Gefährlichkeit von Niedrigstrahlung Cardis E, et al. : The 15-Country Collaborative Study of Cancer Risk among Radiation Workers in the Nuclear Industry: estimates of radiation-related cancer risks. Radiat Res 2007 Zielinski JM et al: Canadian National Dose Registry of Radiation Workers: overview of research from 1951 through 2007. Int J Occup Med Environ Health 2008, 21 Wiesel A et al: Maternal occupational exposure to ionizing radiation and birth defects. Radiat Environ Biophys 2011, 50, 325-328 Kaatsch P et al: Leukaemia in young children living in the vicinity of German nuclear power plants. Int Journal of Cancer 2008, 122, 4, 721-726

Evidenz zur Gefährlichkeit von Niedrigstrahlung Mathews JD et al.: Cancer risk in 680 000 people exposed to computed tomography scans in childhood or adolescence: data linkage study of 11 million Australians. BMJ 2013 Pearce et al.: Radiation exposure from CT scans in childhood and subsequent risk of leukaemia and brain tumors: a retrospective cohort study. Lancet 2012; 380

Evidenz zur Gefährlichkeit von Niedrigstrahlung US NAS: Health Risks from Exposure to Low Levels of Ionizing Radiation. BEIR VII Phase 2; 2006

Alternatives Rückbau-Konzept 1: Dauerhafter Einschluss ohne Abriss

Dauerhafter Einschluss ohne Abriss Entkernung: Entfernung aller hoch, mittel und schwach aktiven Abfällen Bautechnischer Verschluss und Versiegelung des AKW-Kontrollbereichs Dauerhafter sicherer Einschluss Ggf. Reevaluation der Situation in 100-150 Jahren

Alternatives Rückbau-Konzept 2: Vollständiger Rückbau mit Bunker

Vollständiger Rückbau mit Bunker Entkernung: Entfernung aller hoch, mittel und schwach aktiven Abfällen Dekontamination und Abriss Verbringung aller gering radioaktiver Materialien in einen Bunker Dauerhafter sicherer Einschluss aller radioaktiver Materialien

Vorteile der beiden Optionen: Minimierung der öffentlichen und beruflichen Strahlenexposition Konzentration statt Streuung des radioaktiven Mülls Effizienterer Einsatz von Steuergeldern Einfacher zu realisieren, weniger öffentlicher Widerstand

Informationen zum Freimessen von radioaktivem Müll https://kurzlink.de/freimessen Informationen zu alternativen Entsorgungsmodellen https://kurzlink.de/freigabemuell Informationen zu den gesundheitlichen Folgen ionisierender Strahlung https://kurzlink.de/ulmerpapier

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit