Liberales Prostitutionsgesetz: Wie Deutschland zum Puff Europas wurde

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Transkript:

Sendungsmanuskript Panorama Nr. 745 v. 29.09.2011 Liberales Prostitutionsgesetz: Wie Deutschland zum Puff Europas wurde [UEGD-Kommentare in den Klammern] Anja Reschke: Wer will, der kann. Wann, so oft und mit wem er will. [Falsch, nicht mit wem er will, denn die Prostituierte entscheidet, ob sie mit ihm will. Die Prostituierte entscheidet über das OB und das WIE. Siehe Kommentare zum ProstG 3] Sofern er dafür bezahlt. Seit 9 Jahren ist Prostitution in Deutschland komplett legal. [Falsch, der Prostitution nachzugehen war auch schon vor 9 Jahren komplett legal ] Mann kann inzwischen also völlig ungehemmt ein Bordell besuchen oder betreiben. [Falsch, Mann konnte auch schon vor 9 Jahren völlig ungehemmt ein Bordell besuchen ] Dass sich Männer dabei besser fühlen, war allerdings nicht das vorrangige Ziel des sogenannten Prostitutionsgesetzes, das 2002 im Bundestag verabschiedet wurde. [Falsch, Dass sich Männer dabei besser fühlen. Welcher empirischen Untersuchung soll denn diese Aussage entsprungen sein??] Eigentlich ging es um die Frauen. Prostituierte sollten die Möglichkeit haben, sich sozial zu versichern und ihr Entgelt einzuklagen. Soweit das Gesetz. Schön gedacht schlecht geworden wie Sonia Mayr und Tina Soliman festgestellt haben. [Falsch, wieso sollten die Möglichkeit haben, sie haben die Möglichkeit. Wieso - schlecht geworden, das Gesetz hat die soziale und rechtliche Stellung der Prostituierten um 180 Grad geändert] [Die Einleitung des Fernsehbeitrages ist mit falschen Aussagen übersäht. Es wird suggeriert, dass es ein Gesetz für notorische Freier ist. Siehe wann, so oft und mit wem er will. Ungehemmt. Männer fühlen sich besser ] Das Paradise, das größte Bordell Europas. Es steht bei Stuttgart. Auf rund 6000 qm bietet die FKK-Anlage alles, was Mann begehrt. Das Geschäft boomt in Deutschland. [Falsch, weil weder statistisch noch empirisch belegt. Suggestivaussage.] Seitdem Prostitution hier völlig legal ist, scheinen alle Hemmschwellen zu fallen. 56.000 Freier jährlich zählt allein das Paradise. Jürgen Rudloff, Bordellbetreiber: Die angrenzenden Länder wie Frankreich, Italien, Luxemburg, Belgien, wo auch immer da ist dann halt diese Art von Prostitution verboten. Mein Vorteil, nicht nur meiner, auch in Nordrhein-Westfalen die Betriebe, die dort ansässig sind, haben da ihre Vorteile. Einzugsgebiet Holland, Benelux-Länder. Ich habe den Vorteil natürlich über die Franzosen und die Italiener, und ja, da bin ich natürlich froh, dass der deutsche Staat diese Legalisierung ins Leben gerufen hat. [Erläuterung: Mit Legalisierung ist die Änderung des Strafrechtsparagraphen 180a gemeint; war vor 2002 die Förderung der Prostitution verboten, so ist jetzt die Ausbeutung von Prostituierten mit Sanktionen bedroht]

So hatten sich das die rot-grünen Politiker vor zehn Jahren wohl nicht vorgestellt, als sie die Prostitution zu einem ehrbaren Beruf machen wollten und das Gewerbe komplett legalisierten. [Falsch, genauso hatten sich die Politiker das vorgestellt. Es war unter StGB 180a Förderung der Prostitution verboten, den Prostituierten adäquate Arbeitsmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen. Darunter fiel beispielsweise das Auslegen von Kondomen, feuchte Reinigungstücher oder für jeden Freier saubere Handtücher und Bettwäsche zu stellen. Nämlich alles, was den Verbleib von Prostituierten in der Prostitution förderte. Mit dem neuen StGB 180a dürfen Bordelle den Prostituierten jetzt gute hygienische Arbeitsmöglichkeiten anbieten, um ihre Gesundheit vor sexuell übertragbaren Krankheiten besser zu schützen.] Anni Brandt-Elsweier, SPD Ehem. Bundestagsabgeordnete (Oktober 2001): Ich betone nochmal ausdrücklich unser Ziel, die Situation der Prostituierten zu verbessern, ihnen mehr Rechte in die Hände zu geben, ihr Selbstverständnis und ihre Position gegenüber Freiern und Zuhältern zu stärken. Und noch heute preist die Politikerin ihre Errungenschaften: Anni Brandt-Elsweier, SPD Erstens die Abschaffung der Sittenwidrigkeit, zweitens die Gestaltung des Vertrages, der aber nur im Interesse der Prostituierten sein sollte, nicht zum Wohle der Freier oder der Bordellbetreiber, und drittens die Möglichkeit für die Prostituierten zu schaffen, in die Sozialversicherungspflicht reinzugehen. Irmingard Schewe-Gerigk, Die Grünen Alles das war vorher nicht möglich und insofern hat da eine große Verbesserung auch für die Prostituierten stattgefunden. Soweit die Theorie. Die Realität sieht anders aus. Besuch bei Lilly im Puff. Sie ist seit 12 Jahren im Geschäft. Es hat sich gar nichts für mich verbessert seit dem Gesetz. Es hat sich eher verschlechtert, weil ich krieg im Laufhaus weder eine Krankenversicherung, weder kann ich mir einen Finanzierungsvertrag anschaffen, weil ich keinen Nachweis habe, wie viel ich verdiene. [Falsch, selbstverständlich kann sie sich krankenversichern. Einen Nachweis über ihren Verdienst bekommt sie nicht, weil sie Selbständig ist, d.h. sie muss ihre Umsätze und Kosten wie jeder andere Selbständige aufzeichnen. Und wenn sie regelmäßig ihre Einkommensteuererklärung macht, ihr Konto pflegt und somit den Voraussetzungen eines Kreditinstitutes für einen Finanzierungsvertrag entspricht, kann sie wie alle anderen Selbständigen auch einen bekommen.]

Und tatsächlich hat trotz Gesetz nur 1 Prozent aller Prostituierten einen Arbeitsvertrag. Und ihr Verdienst fällt seit der Legalisierung ins Bodenlose. [Falsch, der Verdienst ist nicht mit der Legalisierung ins Bodenlose gefallen, sondern mit der EU-Osterweiterung 2004/2007 und der damit verbundenen Dienstleistungsfreiheit für Unionsbürger. Diese Prostituierten bieten häufig ihre Dienstleistung zu Preisen mit der Absicht an, keine Steuern zu zahlen. D.h. ohne Umsatz- und Einkommensteuer kann die Dienstleistung um ca. 35% billiger angeboten werden.] Das ist für uns Frauen natürlich viel härter geworden, weil es gibt so viel Prostituierte mittlerweile, die Straßen sind voll mit rumänischen, bulgarischen Mädchen, junge Mädchen, die sich für jeden Euro hergeben. Für 20 Euro bekommt man eine halbe Stunde. Deutschland zählt, wenn es um käuflichen Sex geht, zu den liberalsten Ländern der Welt. Früher musste jede Prostituierte regelmäßig zu einem Gesundheitscheck, das wurde abgeschafft und der obligatorische Aidstest gleich dazu. [Falsch, das Infektionsschutzgesetz (IfSG) wurde zum 1.1.2001 eingeführt, das Prostitutionsgesetz ein Jahr später zum 1.1.2002.] Eva aus Bulgarien braucht heute lediglich einen Pass. [Erläuterung: s. Dienstleistungsfreiheit] Wie ein Magnet zieht Deutschland deshalb Frauen aus Osteuropa an. Sie gelten als billig und willig. Prostituierte: Es ist nicht die Frage, ob mir mein Job gefällt. Es bedeutet, dass man damit in der Regel am schnellsten zu Geld kommen kann. Jürgen Rudloff, Bordellbetreiber: Wir haben den Vorteil, dass wir dadurch natürlich auch mehr Zulauf haben von solchen Damen, internationalen Damen, nicht nur deutschsprachige, natürlich auch aus osteuropäischen Ländern, was früher eigentlich in der Regel fast ausschließlich in der Illegalität war, die natürlich zwischenzeitlich aus Osteuropa auch hier tätig sein dürfen und das ist für mich also grundsätzlich nur ein Vorteil gewesen. [Erläuterung: Vor 2004 illegal, seitdem s. Dienstleistungsfreiheit] Wir erinnern uns, das Gesetz sollte eigentlich die Frauen besser stellen. Doch nun profitieren die Bordellbetreiber und natürlich die Freier. [Falsch, das Prostitutionsgesetz stellt die Frauen besser. Die Bordellbetreiber profitieren von der EU-Dienstleistungsfreiheit, die aber nicht das Geringste mit dem Prostitutionsgesetz zu tun hat.] Die Freier sind halt auch wählerisch geworden, dadurch, dass es so viel Auswahl gibt, durch die osteuropäischen Länder, die Grenzen da aufgemacht haben, kommen mehr Frauen und die Konkurrenz ist groß.

Das führt zu Sex zu Discountpreisen, Sex ohne Tabus. Die Frau als Billigware. Schlimmster Auswuchs der Legalisierung: die sogenannten Flatrate-Bordelle. Für einen Pauschalpreis gibt es Sex und Drinks, so viel man will. Geiz macht geil... werben sie im Internet und schreiben dreist: Alles im Einklang mit dem Prostitutionsgesetz. Die zahlen ja ein gewisses Geld und dann dürfen die sooft wie sie wollen, also die Freier. Dann dürfen sie, wenn sie dreimal in der halben Stunde können, dann wird dreimal in der halben Stunde gevögelt. Entschuldigung. Ja, und das ist einfach körperlich anstrengend und so soll es nicht sein. Vor dem Gesetz wurden Bordelle juristisch als Förderung der Prostitution gesehen, also verboten. [Falsch, Bordelle waren nicht verboten, solang sie nicht den Verbleib von Prostituierten in der Prostitution förderten. Erläuterung s. oben] Heute kann jeder eins eröffnen. [Falsch, auch vor dem Prostitutionsgesetz konnte jeder eins eröffnen.] Konzessionen gibt es nicht und auch keine obligatorischen Kontrollen. [Falsch, welche andere Branche wird derart häufig von Mitarbeitern von Ordnungs-/ Gesundheitsämtern, Polizei und Zoll kontrolliert.] Die Stuttgarter Pussy-Club-Kette. Auch hier musste die Polizei lange zuschauen. [Falsch, die Polizei war nicht verpflichtet lange zuschauen, denn die Hinterziehung von Sozialversicherungsbeiträgen, zu dem die Betreiber verurteilt wurden, fand ab dem ersten Eröffnungstag statt. Man wartete aber über ein halbes Jahr, um bei der Betriebsgröße ein adäquates Finanzvolumen vorzuweisen.] Für 70 Euro Sex so viel man will. Das Archivmaterial zeigt, die Freier überrennen die Clubs - und die Frauen. Eine von ihnen war Sorana aus Rumänien. Oft hatte sie 30 bis 40 Freier an einem Tag. Prostituierte: Ich musste non-stop mit den Männern Sex haben. Ohne regelmäßig zu essen oder zu schlafen. Manchmal gab es in der Nacht nur zwei, drei Stunden Schlaf. Es war ein großer Druck, sehr belastend. Man durfte keinen Kunden ablehnen. Ich kann es nicht in Worten fassen. Es war schlimm. Selbst mit Schmerzen und Ausschlägen an den Beinen muss sie weitermachen. Vor einer Flucht hat sie zu viel Angst. Prostituierte: Es war immer jemand in unserer Nähe. Und selbst wenn man Hilfe holen wollte, zu wem soll man gehen? Als Rumänin in einem fremden Land ist es ziemlich schwer. Schließlich wird ein Bordell der Pussy-Club-Kette geschlossen, aber nicht wegen der menschenunwürdigen Bedingungen, sondern wegen Sozialversicherungsbetruges der Betreiber. [Falsch, das Bordell in Heidelberg wurde im Rahmen der Verhaftung der Betreiber wegen Hygienemängeln bis zu deren Beseitigung (ca. 10 Tage) geschlossen.]

Klaus Bayerl, Leitender Kriminaldirektor Augsburg: Was natürlich jetzt gerade die Flatrate-Bordelle zeigen, ist genau das, was wir befürchten, dass wenn keine klaren Normen da sind, das das immer weiter ausufert. Wie viele Frauen kommt Sorana aus einem Ort wie diesem. Ein Stadtteil von Bukarest in Rumänien. Eigentlich wollte sie der Armut hier entfliehen. Deutschland bedeutete für sie Hoffnung auf ein besseres Leben. Sorana, Prostituierte: Bei uns in Rumänien ist die Prostitution illegal. Eigentlich dachte ich, es wäre dort schlimmer, dass die Männer Frauen dort schlechter behandeln. Aber im Gegenteil, in Deutschland, wo alles legal ist und wo andere Bedingungen herrschen, da behandeln sie uns wie Müll. Eine von der EU finanzierte Studie hat die Folgen der Legalisierung untersucht. Das Ergebnis: Liberale Gesetze wie in Deutschland führen zu mehr Prostitution und mehr Kriminalität. [Suggestion: wie in Deutschland, denn in Deutschland hat die Einführung des Prostitutionsgesetzes nicht zu mehr Kriminalität geführt.] Professor Axel Dreher, Universität Heidelberg: Das bedeutet, dass der Menschenhandel dramatisch zugenommen hat durch die Legalisierung. Besonders, dass eben, wenn Prostitution legalisiert wird, der Menschenhandel eben höher ist, als wenn die Prostitution verboten ist. [Suggestion: das gilt nicht für Deutschland. Die in der Messung der Studie verwendeten Ausgangsdaten stammen aus zwei Gutachten: den jährlichen Berichten zur Situation des Menschenhandels der Jahre 2001 bis 2009 ( Trafficking in Persons Report ) des Außenministeriums der USA und den Berichten der Jahre 2006 bis 2009 des Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung der Vereinten Nationen ( Annual Report of Trafficking in Persons: Global Patterns ). Beide Quellen verwenden die Daten des BKA. Tatverdächtige Menschenhandel in D 2001: 747, 2009: 777 und 2010: 730] Früher war die Prostitution sittenwidrig, ihre Förderung klar verboten. Seit dem Prostitutionsgesetz kann Kommissar Lippert nicht mehr kontrollieren, ob Frauen in den Bordellen ausgebeutet werden. [Falsch, der Strafrechtsparagraph 180a Ausbeutung von Prostituierten ermöglicht gerade die Kontrolle, ob Frauen in Bordellen ausgebeutet werden.] Der Polizei fehlt die ordnungspolitische Handhabe. Denn laut Gesetz dürfen die Betreiber den Huren jetzt sogar Anweisungen erteilen. [Erläuterung: ProstG 3 erlaubt Betreibern ein eingeschränktes Weisungsrecht, wie es im Rahmen von sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen selbstverständlich ist. Betreiber dürfen den Arbeitsort vorgeben, d.h. wenn ein Betreiber zwei Bordelle besitzt, darf er vorgeben, in welchem Bordell die Prostituierte sich zur Verfügung zu halten hat. Auch darf er die Arbeitszeit vorgeben, d.h. er kann beispielsweise Schichtpläne, i.s. von Früh-/Spätschicht erstellen. Eingeschränktes Weisungsrecht deshalb, weil der Betreiber nicht vorgeben darf mit welchem Freier welche sexuellen Praktiken durchzuführen sind. Das OB und WIE entscheidet nur die Prostituierte im Rahmen ihrer gesetzlich geschützten sexuellen Selbstbestimmung.]

Michael Lippert, Polizeihauptkommissar Stuttgart: Wir haben den Kontakt zu Bordellbetreibern, klar, einfach um auch zu zeigen, der Staat ist da, wir haben ein Auge auf Dich, aber, wie gesagt, so lange von den Frauen nichts kommt, ist die Handhabe ziemlich mau. D.h. Sie haben ein Auge auf die Bordellbetreiber, aber können nichts tun. Michael Lippert, Polizeihauptkommissar Stuttgart: Ja. [Falsch, im Fernsehbericht wurde vom PHK Lippert nicht Ja gesagt.] Das ist ein großes Bedrohungsszenario. Michael Lippert: Ja. lacht resigniert Gut für die Bordellbetreiber. Das Geschäft floriert. Besitzer Rudloff hat insgesamt drei Bordelle, zwei weitere werden gerade gebaut. Und bald soll es auch an die Börse gehen. Jürgen Rudloff, Bordellbetreiber: Ich bin sehr begeistert über das Prostitutionsgesetz. Es wurde ja im Jahre 2002 in Kraft gesetzt durch die Regierung und ich muss sagen, selbst für die Damen, die diesem Beruf nachgehen, die Prostituierten, und ich als Betreiber, habe nur Vorteile davon genießen können. Deutschland ist zum größten Puff Europas geworden. Und hat dabei sämtliche Hemmungen verloren. [Falsch, weil weder statistisch noch empirisch belegt. Suggestivaussage.] Die Erfinderinnen des Gesetzes sind sich heute nicht mehr so einig -wie damals. So war das Prostitutionsgesetz doch nicht gemeint. Irmingard Schewe-Gerigk, Die Grünen Die Zahl der Prostituierten ist angestiegen, dadurch sind die Preise gesunken, so funktioniert die Marktwirtschaft, so ist das.

Ihr Gesetz hat also das Gegenteil erreicht, von dem, was sie erreichen wollten. [Falsch, das Gegenteil wäre, wenn Verträge von und mit Prostituierten noch immer sittenwidrig wären, sie also keinen Rechtsanspruch auf ihren Lohn hätten. Sie sich nicht sozialversichern könnten. Sie keine Ansprüche nach SGB hätten.] Anni Brandt-Elsweier, SPD Dann tut es mir leid, dass das so in der Praxis keine Wirkung gehabt hat, was wir wollten. Wir haben es gut gemeint. [Der UEGD muss testieren, dass der Fernsehbericht, speziell die fehlerhafte Recherche einem Format wie Panorama nicht im Mindesten gerecht wird. Nicht nur, dass die Dienstleistungsfreiheit der EU-Osterweiterung mit dem Prostitutionsgesetz in fälschlicher Weise vermengt wird, vor allem die Suggestion das Gesetz habe nur Freiern, Bordellbetreibern und Menschenhändlern geholfen ist für die Prostituierten, deren Entstigmatisierung mit der gesetzlichen Aufhebung ihres Verdiktes der Sittenwidrigkeit begann ein Schlag ins Gesicht.] Bericht: Tina Soliman, Sonia Kennebeck Kamera: Torsten Lapp, Inci Ünsal Schnitt: Christian Balzer Abmoderation Anja Reschke: Übrigens: die Bundesregierung hat bei einer Überprüfung schon 2007 bemerkt, dass das Gesetz seine Ziele nicht so ganz erreicht hat. Nur anscheinend hat es die Bundesregierung bisher nicht geschafft, etwas zu ändern. Auf unsere Nachfragen jetzt, hat das Familienministerium mitgeteilt, dass neue Regelungen immerhin in Arbeit seien. Abmoderation UEGD: Übrigens: hätte das Politmagazin Panorama besser recherchiert, dann wäre es über das Bordell Panorama gestolpert. Im Rahmen einer Überprüfung am 17.10.1996 des Bordells Panorama wurde dort eine Niederländische Staatsbürgerin angetroffen, die der Prostitution nachging. Die Ausländerbehörde ordnete ihre Ausweisung an, wogegen die Niederländerin klagte (BVerwG - 1.Senat Az.: 1 C 17/00). Weil das Bundesverwaltungsgericht nicht sicher war, ob eine EU-Angehörige in Deutschland der Prostitution nachgehen darf, wurde der Gerichtshof der Europäischen Gemeinschaft um Vorabentscheidung ersucht. Am 24.10.2002 (Az. BVerwG 1 C 31.02) erging folgender Beschluss: Die von einer Angehörigen eines Mitgliedstaats der Europäischen Union in einem anderen Mitgliedstaat selbständig ausgeübte Prostitution wird durch die Niederlassungs- bzw. Dienstleistungsfreiheit (Art. 43, 49 EG) erfasst. Dabei ist unerheblich, ob die Prostitution innerstaatlich als sitten- und sozialwidrig angesehen wird. Vor diesem Hintergrund dürfen Frauen aus Osteuropa (Bulgarien, Rumänien, Slowenien, Slowakei, Polen, Estland, Lettland, Litauen und Tschechische Republik) in Deutschland als Prostituierte arbeiten. Und das hat rein gar nichts mit dem Prostitutionsgesetz zu tun.