Die Entsorgung von Abfällen, die der EU-POP-Verordnung unterliegen

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Transkript:

Die Entsorgung von Abfällen, die der EU-POP-Verordnung unterliegen Die neue POP-Abfall-ÜberwV -Erste Erfahrungen SAM Sonderabfall-Management-Gesellschaft Rheinland-Pfalz mbh Ariane Blaschey Abteilung Abfallwirtschaft Prokuristin Großbeerenstr. 231 14480 Potsdam Tel. (0331) 27 93-43 Fax (0331) 27 93-20 ariane.blaschey@sbb-mbh.de 1

Themen Einführung Relevante abfallwirtschaftliche Inhalte der EU-POP- Verordnung» wesentlicher Regelungsumfang» Vorstellung der POPs» Untere Grenzwerte nach Art. 7 Abs. 4a) bzw. Anhang IV» Standardentsorgungsverfahren» Ausnahmegenehmigungen» Konsequenzen für die Praxis Kurzer Exkurs: POP-Abfall-ÜberwV Frühere Einsatzgebiete/Herkunft der POPs Heutige POP-Abfälle Ausblick: POP-Kandidaten Fazit SAM-Tagung 05.12.2017 Folie 2 2

Einführung EU-POP-VO 1 EU-POP-VO reglementiert für (derzeit) 25 konkret benannte Schadstoffe die Entsorgungswege und -verfahren POPs: persistant organic pollutants (=persistente organische Schadstoffe) internationaler Hintergrund:» Stockholmer Übereinkommen über persistente organische Schadstoffe» POPs-Protokoll über weiträumige grenzüberschreitende Luftverunreinigung 1 Verordnung (EG) Nr. 850/2004 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 29. April 2004 über persistente organische Schadstoffe SAM-Tagung 05.12.2017 Folie 3 3

Einführung EU-POP-VO in der EU-POP-VO gelistete Stoffe sind:» persistent (langlebig, nicht bzw. äußerst schwer abbaubar)» bioakkumulierbar (reichern sich in Organismen an)» haben sehr schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit von Menschen und Tieren z.b. mutagen, karzinogen und/oder reproduktionstoxisch» haben das Potential zum weiträumigen Transport über den Luftpfad ( grasshopper -Effekt)» gehören zu den gefährlichsten Schadstoffen weltweit»herstellung/inverkehrbringen von POPs ist weltweit -bis auf wenige Ausnahmen ( Anhang I) - verboten SAM-Tagung 05.12.2017 Folie 4 4

Einführung: Chronologie 2004 Verordnung (EG) 850/2004 Das dreckige Dutzend» unmittelbar in Deutschland gültig» PCDD/PCDF» Dieldrin» PCB» DDT» Endrin» Toxaphen» Chlordan» Heptachlor» HBB» α-, β-, γ-hch» Chlordecon» Aldrin» HCB» Mirex 2006» Festlegung von unteren und oberen Grenzwerten 2010» ergänzt: PFOS, BDEs, PeCB, δ-hch 2015» ergänzt: Endosulfan, HCBD, PCN, SCCPs 2016» ergänzt: HBCD alte POPs neue POPs SAM-Tagung 05.12.2017 Folie 5 5

Wesentlicher Regelungsumfang Art. 7 EU-POP-VO:» Verunreinigungen von Abfällen mit POPs müssen vermieden werden» bei Entsorgung müssen POPs im Abfall zerstört oder unumkehrbar umgewandelt werden» nur bestimmte Verwertungs-/Beseitigungsverfahren ( Standardentsorgungsverfahren) sind zulässig»unnötige Verzögerungen im Entsorgungsprozess unzulässig, daher Vorbehandlung nur in unbedingt notwendigem Maße» Verwertung, Wiedergewinnung, Rückgewinnung, Wiederverwendung der POPs unzulässig» andere Entsorgungswege für eine Reihe von Abfällen nach Ausnahmegenehmigung möglich (in der Praxis: UTD) SAM-Tagung 05.12.2017 Folie 6 6

Vorstellung POPs Stoff Tetra-, Penta-, Hexa-, Heptabromdiphenylether (BDEs) Perfluoroctansulfonsäure und ihre Derivate (PFOS) Polychlorierte Dibenzo-p-dioxine und Dibenzofurane (PCDD/PCDF) DDT (1,1,1-Trichlor-2,2-bis(4- chlorphenyl)ethan) Chlordan Hexachlorcyclohexane einschl. Lindan (α-, β-, γ-, δ-hch) Dieldrin Endrin Heptachlor Hexachlorbenzol Chlordecon Stand: 11/2017 Stoff Alkane C 10 -C 13, Chlor (kurzkettige chlorierte Paraffine) (SCCP) Pentachlorbenzol (PeCB) Mirex Polychlorierte Biphenyle (PCB) Toxaphen Polychlorierte Naphthaline (PCN) Endosulfan Hexachlorobutadien (HCBD) Hexabromobiphenyl Aldrin Hexabromcyclododecan (HBCD / HBCDD) SAM-Tagung 05.12.2017 Folie 7 7

Untere Grenzwerte: Art. 7 Abs. 4 a) + Anh. IV Stoff Summe aus Tetra-, Penta-, Hexa, Heptabromdiphenylether (BDEs) Perfluoroctansulfonsäure und ihre Derivate (PFOS) Unterer Stoff Grenzwert 1.000 mg/kg Alkane C 10 -C 13, Chlor (kurzkettige chlorierte Paraffine) (SCCP) 50 mg/kg Pentachlorbenzol (PeCB) Unterer Grenzwert 10.000 mg/kg 50 mg/kg PCDD/PCDF 15 µg I-TE/kg Mirex 50 mg/kg DDT (1,1,1-Trichlor-2,2-50 mg/kg Polychlorierte Biphenyle 50 mg/kg bis(4-chlorphenyl)ethan) (PCB) Chlordan 50 mg/kg Toxaphen 50 mg/kg Hexachlorcyclohexane (α-, β-, γ-, δ-hch) 50 mg/kg Polychlorierte Naphthaline (PCN) 10 mg/kg Dieldrin 50 mg/kg Endosulfan 50 mg/kg Endrin 50 mg/kg Hexachlorobutadien 100 mg/kg Heptachlor 50 mg/kg Hexabromobiphenyl 50 mg/kg Hexachlorbenzol 50 mg/kg Aldrin 50 mg/kg Chlordecon 50 mg/kg Hexabromcyclododecan 1.000 mg/kg SAM-Tagung 05.12.2017 Folie 8 8

Standardentsorgungsverfahren zugelassene Beseitigungs-/Verwertungsverfahren nach Art. 7 Abs. 2 i.v.m. Anhang V, Teil 1:» D9 - Chemisch-physikalische Behandlung» D10 - Verbrennung an Land» R1 - Hauptverwendung als Brennstoff oder als anderes Mittel der Energieerzeugung [nicht für PCB-Abfälle]» R4 - Recycling und Rückgewinnung von Metallen und Metallverbindungen [nur für eine Auswahl von Abfällen bzw. bestimmte Entsorgungsverfahren]» R12/R13 sowie D13/D14/D15 - Verfahren zur Vorbehandlung und zeitweiligen Lagerung SAM-Tagung 05.12.2017 Folie 9 9

Ausnahmegenehmigungen: Art. 7 Abs. 4b) sofern Standardentsorgungsverfahren nicht realisiert werden kann:» Ausnahmegenehmigung nach Art. 7 Abs. 4b) bezüglich Entsorgung in Untertagedeponie prüfen» zuvor bedenken: Einflussnahme auf die Abfallentstehung - sofern [noch] möglich: Vermeidung der POP-Belastung oder anderer Kontaminationen, die Standardverfahren (praktisch) verhindern alle Möglichkeiten thermischer Verfahren ausschöpfen» in der Praxis: nur möglich für eine bestimmte Auswahl an Abfällen nur mit Ziel in die Untertagedeponie nicht auf oberirdische Deponie, somit laufen obere Grenzwerte nach Anhang V praktisch leer SAM-Tagung 05.12.2017 Folie 10 10

Ausnahmegenehmigungen: Art. 7 Abs. 4b) Beispiele aus der Praxis:» mehrfach kontaminierte Abfälle - ein Schadstoff verhindert thermisches Verfahren» Beispiel: Abfall mit POP + karzinogenen Fasern PCB-haltige Bitumenvergussmasse mit Asbestfasern (aus Brückenkonstruktion) DDT-haltige Holzbalken mit anhaftenden (karzinogenen) künstlichen Mineralfasern DDT-kontaminiertes Dämmmaterial aus Dachbereich, welches aus (karzinogenen) künstlichen Mineralfasern besteht SAM-Tagung 05.12.2017 Folie 11 11

Wesentliche Konsequenzen aus der EU-POP-VO Abfälle, die die Grenzwerte nach Anhang IV überschreiten, müssen so entsorgt werden, dass die POPs»zerstört oder» unumkehrbar umgewandelt werden in der Praxis: thermische Behandlung Entstehung neuer POP-Abfälle zwingend vermeiden:» Handling/Aufbereitung auf ein notwendiges Minimum begrenzen» mögliche Fehlströme identifizieren/verhindern: bezügl. HBCDhalt. Polystyrolabfälle z.b. klare und strikte Trennung zwischen Polystyrolabfällen aus dem Verpackungs- bzw. dem Baubereich Mineralikfraktion aus RC-Anlagen muss polystyrolfrei bleiben SAM-Tagung 05.12.2017 Folie 12 12

POP-Abfall-ÜberwV 2 Inkrafttreten: 01.08.2017 Ziel: Nachweis über tatsächliche Zerstörung/ Umwandlung der POPs in Abfällen regelt Getrennthaltungs- und Nachweis-/Registerpflichten für bestimmte POP-Abfälle und Abfallgemische, die POP-Abfälle enthalten, die jeweils nicht gefährlich sind»elektronische Nachweis- und Registerführung -(fast) analog zu gefährlichen Abfällen» Pflicht zur getrennten Sammlung/Beförderung, Vermischungsverbot 2 Verordnung über die Getrenntsammlung und Überwachung von nicht gefährlichen Abfällen mit persistenten organischen Schadstoffen SAM-Tagung 05.12.2017 Folie 13 13

POPs: Frühere Einsatzgebiete/Herkunft Einsatz als Pestizid Verwendung als Industriechemikalien, z.b. als» Flammschutzmittel» Weichmacher» Imprägniermittel unbeabsichtigt gebildete POPs (upops) SAM-Tagung 05.12.2017 Folie 14 14

POPs: Frühere Einsatzgebiete Pestizide Aldrin Mirex Toxaphen DDT Chlordan Dieldrin Pentachlorbenzol (PeCB) (Zwischenprodukt zur Herst. von Pestiziden) Endrin Heptachlor Hexachlorcyclohexane/Lindan Endosulfan Hexachlorbenzol Hexachlorobutadien Chlordecon SAM-Tagung 05.12.2017 Folie 15 15

POPs: Einsatz PSM im Kleingarten Quelle: Rat für jeden Gartentag, Franz Böhmig, Neumann Verlag, Leipzig, 1978, S. 404-405 SAM-Tagung 05.12.2017 Folie 16 16

POPs: DDT-haltiges Insektenspray Werbung aus den USA (1947): Knox Out hilft, das Heim gesünder und gemütlicher zu machen! Quelle: http://www.collectorsweekly.com/articles/ the-top-10-most-dangerous-ads/ SAM-Tagung 05.12.2017 Folie 17 17

POPs: Herkunft/Verwendung (Beispiele) Industriechemikalien Polybromierte Diphenylether (BDEs) Perfluoroctansulfonsäure + ihre Derivate (PFOS) Flammschutzmittel in» Kunststoffen in Fahrzeugen» Kunststoffen in Gehäusen von Elektrogeräten» in Polstermöbeln und Textilien» Imprägniermittel mit wasser-/öl-/ fettabweisender Wirkung für Textilien, Papier, Teppiche, Leder, Gummi, Kunststoffe, Polstermöbel etc.» Feuerlöschmittel» Sprühnebelverhinderer beim Hartverchromen in Galvaniken» Verwendung zur Herstellung von Fotolacken, -filmen, -platten, -papieren SAM-Tagung 05.12.2017 Folie 18 18

POPs: Herkunft/Verwendung (Beispiele) Industriechemikalien Polychlorierte Biphenyle (PCB) Hexachlorbenzol Pentachlorbenzol (PeCB)» Einsatz als Wärmeübertragungsflüssigkeit» Herstellung von Korrosionsschutzmitteln, Farben und Weichmachern Einsatz» zur Herstellung von org. Chemikalien» als Holzschutzmittel» als Desinfektionsmittel» in pyrotechn. Produkten» als Flammschutzmittel für Kunststoffe Einsatz» als Flammschutzmittel» zur Herstellung v. PCB-halt. Produkten» Zwischenprodukt in chem. Industrie SAM-Tagung 05.12.2017 Folie 19 19

POPs: Herkunft/Verwendung (Beispiele) Industriechemikalien Hexachlorobutadien Polychlorierte Naphthaline (PCN) Hexabromobiphenyl Einsatz als» Hydraulikflüssigkeit» Lösemittel Einsatz» bei Holzschutzmittelherstellung» bei Farbherstellung» als Flammschutzmittel» als Weichmacher» Flammschutzmittel SAM-Tagung 05.12.2017 Folie 20 20

POPs: Herkunft/Verwendung (Beispiele) Industriechemikalien Alkane C 10 -C 13, Chlor (kurzkettige chlorierte Paraffine, SCCP) Hexabromcyclododecan (HBCD) Einsatz» zur Farb-/Kleberherstellung» in Metallbearbeitung» in Leder-/Pelzindustrie» als Weichmacher» alsadditiv in Fugenmassen» als Flammschutzmittel (speziell z.b. in Gummiförderbändern im Bergbau) Einsatz als Flammschutzmittel in» Polystyrol-Dämmplatten im Baubereich» Kunststoffgehäusen von Elektrogeräten» Textilien SAM-Tagung 05.12.2017 Folie 21 21

POPs: Herkunft/Verwendung (Beispiele) unbeabsichtigt gebildete POPs (upops)» PCDD/PCDF» PCB» Hexachlorbenzol» Pentachlorbenzol» Polychlorierte Naphthaline» Hexachlorobutadien SAM-Tagung 05.12.2017 Folie 22 22

POPs: Heutige Abfälle (Beispiele) Reste aus früherer Nutzung oder Produktionsreste nicht restentleerte Gebinde Abfälle mit POPs, die früher als Produkt/Erzeugnis verwendet wurden, z.b.» PCB-haltige Kondensatoren, Trafos» SCCP-haltige Gummiförderbänder aus dem Bergbau» Kunststoffe mit BDE-haltigen Flammschutzmitteln (Herkunft: Altfahrzeuge, Polstermöbel, Gehäuse von Elektroaltgeräten)» Kunststoffe mit HBCD-haltigen Flammschutzmitteln (Polystyrol- Dämmplatten aus dem Baubereich, Gehäuse von Elektroaltgeräten)» mit PFOS imprägnierte Polstermöbel, Textilien, Papier» mit DDT-halt. Holzschutzmitteln imprägnierte Althölzer SAM-Tagung 05.12.2017 Folie 23 23

POPs: Heutige Abfälle (Beispiele) Abfälle mit Querkontaminationen, z.b.» DDT-haltige Schüttungen aus Dachbereichen» mineralische Abfälle aus Altlastensanierungen von Standorten, auf denen früher mit POPs umgegangen wurde z.b. Standorte, auf denen früher Pflanzenschutzmittel produziert wurden z.b. Übungsplätze der Feuerwehr, wo früher mit PFOShaltigem Feuerlöschschaum umgegangen wurde» Kabel mit PCB-halt. PVC-Isolierungen Herkunft: Telekomkästen» PFOS-haltige Abwasserschlämme oder Spülbäder aus Galvanikbetrieben» PFOS-haltige Brandabfälle» PCDD-/PCDF-haltige Filterstäube aus Verbrennungsanlagen SAM-Tagung 05.12.2017 Folie 24 24

Ausblick POP-Kandidaten Pentachlorphenol + seine Salze und Ester DecaBDE Einsatz» als Holz- und Bautenschutzmittel» zur Textil- und Lederimprägnierung» in der Zellstoff-, Papier- und Pappeherstellung» zur Herstellung von Fugendichtmittel, Spachtel- und Vergussmassen» in Klebern, Lacken und Farben Einsatz als Flammschutzmittel in» Kunststoffen (z.b. in Elektrogeräten)» Textilien» Klebern und Farben SAM-Tagung 05.12.2017 Folie 25 25

Ausblick POP-Kandidaten Dicofol PFOA Einsatz als Pflanzenschutzmittel» Einsatz als Prozesshilfsstoff bei der Herstellung von Fluorpolymeren (die z.b. im Textilbereich, in Papierindustrie und in Galvaniken eingesetzt werden)» Verunreinigungen in diversen Materialien (z.b. Textilien, Teppichen, Polstermöbeln, Papier, Leder etc.) SAM-Tagung 05.12.2017 Folie 26 26

Fazit EU-POP-VO regelt die Entsorgung von Abfällen, die mit sehr gefährlichen organischen Schadstoffen kontaminiert sind Veränderung von Entsorgungswegen für diverse Stoffströme seit 2004 sichere Identifikation der POP-Abfälle zwingend notwendig SAM-Tagung 05.12.2017 Folie 27 27

Fazit heutige POP-Belastungen in Abfällen:» z.t. in früheren Produkten, aber auch Querkontaminationen» Fundstellen in allen Bereichen, nicht nur in der Industrie» z.t. sehr versteckt» aus (noch) zugelassenen Anwendungen ( Anh. I, EU-POP-VO) entstehen regelmäßig POP-Abfälle Information über POP-Belastung im Abfall muss in Entsorgungskette zwingend weitergegeben werden Ausblick: Weitere POPs kommen in der Zukunft SAM-Tagung 05.12.2017 Folie 28 28

Kontakt Postadresse: Zentrale: (0331) 27 93-0 PF 60 13 52 Infotelefon: (0331) 27 93-27 14413 Potsdam Fax: (0331) 27 93-20 Besuchsadresse: Großbeerenstr. 231 14480 Potsdam Internet: www.sbb-mbh.de SAM-Tagung 05.12.2017 Folie 29 29