Radiogottesdienst am 15. Februar jähriges Jubiläum der Bremischen Evangelischen Bibelgesellschaft Leseworte Lebensworte

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Transkript:

Radiogottesdienst am 15. Februar 2015 200jähriges Jubiläum der Bremischen Evangelischen Bibelgesellschaft Leseworte Lebensworte Kulturkirche St. Stephani Text: Apg 8,26-39 Schriftführer Pastor Renke Brahms Aber der Engel des Herrn redete zu Philippus und sprach: Steh auf und geh nach Süden auf die Straße, die von Jerusalem nach Gaza hinabführt und öde ist. Und er stand auf und ging hin. Und siehe, ein Mann aus Äthiopien, ein Kämmerer und Mächtiger am Hof der Kandake, der Königin von Äthiopien, welcher ihren ganzen Schatz verwaltete, der war nach Jerusalem gekommen, um anzubeten. Nun zog er wieder heim und saß auf seinem Wagen und las den Propheten Jesaja. Der Geist aber sprach zu Philippus: Geh hin und halte dich zu diesem Wagen! Da lief Philippus hin und hörte, dass er den Propheten Jesaja las, und fragte: Verstehst du auch, was du liest? Er aber sprach: Wie kann ich, wenn mich nicht jemand anleitet? Und er bat Philippus, aufzusteigen und sich zu ihm zu setzen. Der Inhalt aber der Schrift, die er las, war dieser (Jesaja 53,7-8):»Wie ein Schaf, das zur Schlachtung geführt wird, und wie ein Lamm, das vor seinem Scherer verstummt, so tut er seinen Mund nicht auf. In seiner Erniedrigung wurde sein Urteil aufgehoben. Wer kann seine Nachkommen aufzählen? Denn sein Leben wird von der Erde weggenommen.«da antwortete der Kämmerer dem Philippus und sprach: Ich bitte dich, von wem redet der Prophet das, von sich selber oder von jemand anderem? Philippus aber tat seinen Mund auf und fing mit diesem Wort der Schrift an und predigte ihm das Evangelium von Jesus. Und als sie auf der Straße dahinfuhren, kamen sie an ein Wasser. Da sprach der Kämmerer: Siehe, da ist Wasser; was hindert's, dass ich mich taufen lasse? Und er ließ den Wagen halten und beide stiegen in das Wasser hinab, Philippus und der Kämmerer, und er taufte ihn. Als sie aber aus dem Wasser heraufstiegen, entrückte der Geist des Herrn den Philippus und der Kämmerer sah ihn nicht mehr; er zog aber seine Straße fröhlich.

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen. Liebe Gemeinde! Die Geschichte vom Kämmerer aus dem Morgenland sollte von hinten erzählt werden. Er zog seine Straße fröhlich. Darauf kommt es an! Schön, wenn die Begegnung mit einem Christenmenschen wie Philippus Fröhlichkeit auslöst. Wunderbar, wenn das Interesse an einem biblischen Text auf einen guten Ausleger der Texte trifft. Großartig, wenn jemand auf diese Weise zum Glauben an Gott findet und sich taufen lässt. Und er zog seine Straße fröhlich. "Die Christen müssten mir erlöster aussehen. Bessere Lieder müssten sie mir singen, wenn ich an ihren Erlöser glauben sollte." So hat Friedrich Nietzsche über die Christen geurteilt. Eigentlich hätte er es wissen müssen. Denn Nietzsche wuchs in einem Pfarrhaus auf. Aber das garantiert leider nicht immer für Fröhlichkeit. Philippus jedenfalls muss ein fröhlicher und erlöst wirkender Mensch gewesen sein, vom dem Glaubenszuversicht und Freude ausging. Am Anfang des 8. Kapitels der Apostelgeschichte heißt es, dass große Freude entstand, nachdem Philippus in Samaria gepredigt hatte. Und man kann davon ausgehen, dass seine Kinder auch etwas von dieser Freude erfahren haben jedenfalls wissen wir von ihm, dass er vier Töchter hatte. Von seiner Frau erfahren wir leider nichts. Ich hätte ihr einen Platz auf dem Wagen gegönnt auf dem Weg nach Gaza. Dort so erzählt die Apostelgeschichte auf so schöne Weise steht Philippus dem Finanzminister der Königin Kandake aus Äthiopien im Weg. Der liest den Propheten Jesaja. Das ist erstaunlich. Nicht, dass ein Finanzminister liest, aber dass er so etwas liest. Ich weiß nicht, ob der deutsche Finanzminister zurzeit dazu kommt, etwas anderes zu lesen als Bilanzen, Börsennachrichten, Haushaltspläne und Rettungskonzepte. Vielleicht täte es aber ganz gut, durchaus mal in der Bibel zu lesen. Vielleicht nicht gerade das Gottesknechtlied im 53. Kapitel des Jesajabuches, sondern zwei Kapitel vorher. Da heißt es z.b.: Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt her, kauft und esst! Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst Wein und Milch! Warum zählt ihr Geld dar

für das, was kein Brot ist, und sauren Verdienst für das, was nicht satt macht? Hört doch auf mich, so werdet ihr Gutes essen und euch am Köstlichen laben. Wunderbare Texte sind das in der Bibel! Es geht doch bei den Milliarden und Billionen Euros oder Dollars, die bewegt werden letztlich genau darum: dass die Menschen zu essen und zu trinken haben, leben können. Geld kann man nicht essen. Schon gar nicht, wenn es virtuell hin und hergeistert. Ob solche Worte der Bibel die Maßstäbe mal ein wenig zurechtrücken könnten? Gut wäre das schon! Vielleicht sollten sie statt der Börsennachrichten um kurz vor acht im Fernsehen vorgelesen werden. Liebe Gemeinde! Die Bremische Evangelische Bibelgesellschaft, deren 200jähriges Jubiläum wir heute feiern, ist in einer Zeit der Neuorientierung gegründet worden. Nach dem Ende der napoleonischen Kriege suchten die Gesellschaften in Europa nach Wegweisung. Dem christliche Glauben und der Bibel wurde eine solche Wegweisung zugetraut. Und so taten sich die Senatoren und Kaufleute in Bremen zusammen, um die Bibel allen Menschen zugänglich zu machen. Damit wollten sie Maßstabe und Werteorientierung für eine Gesellschaft fördern Aber zurück zum Finanzminister aus Äthiopien. Der hätte in einem armen Land heute ganz andere Probleme als unsere Minister. Damals war das ein Vertreter einer eher wohlhabenden Nation, denn vom Schatz ist die Rede. Jedenfalls konnte er sich eine Reise nach Jerusalem leisten und er konnte sich den Kauf einer Buchrolle leisten. In der Geschichte der Bibelverbreitung hat es lange gedauert bis sich Menschen eine Bibel leisten konnten. Deshalb hat sich die Bremische Evangelische Bibelgesellschaft zur Aufgabe gemacht, Bibeln kostengünstig oder umsonst an Menschen weiterzugeben vor allem an solche, die sich keine Bibel leisten konnten. Und noch heute ist das der Fall. Bei uns sind es Menschen in Gefängnissen oder Seeleute. Es sind Christen aus verschiedenen Ländern, die als Flüchtlinge zu uns kommen und ihren Glauben hier leben möchten. Der Besitz einer Bibel in ihrer oder in der deutschen Sprache ist für sie ein großer Schatz, ein Stück Heimat in der Fremde. Aber noch einmal zurück zu dem Finanzminister der Kandake. Ob er Jude war oder Heide, ist nicht ganz

klar. Ob er also Vorwissen hatte, ist nicht deutlich. Neugierig ist er, interessiert, denn er lässt sich gerne auf das Gespräch mit Philippus ein. Einen leichten Einstieg hat er sich nicht gerade ausgesucht mit dem Prophetenbuch Jesaja und dem Text über den leidenden Gottesknecht. Da heißt es zum Beispiel: Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt. Wahrlich keine angenehmen und fröhlichen Worte, die da zu lesen und zu hören sind. Aber vielleicht hat er doch die Tiefe dieser Worte verstanden oder wenigstens geahnt. Da wird von einem erzählt, der die Schmerzen und Wunden der Menschen auf sich nimmt, damit deren Wunden geheilt werden können und sie Frieden haben dürfen. Da tritt einer so ein für die Menschen, dass er Leid in Kauf nimmt, damit Frieden wird. Darin steckt eine tiefe Weisheit. Immer wieder haben sich Menschen von der Botschaft der Bibel anstecken lassen und sich aus ihrem Glauben heraus für andere Menschen eingesetzt. So geschieht es Gott sei Dank auch heute. Viele Ehrenamtliche in unseren Gemeinden haben sich bereit erklärt, die Flüchtlinge in den Unterkünften z.b. in nicht benutzten Schulen zu unterstützen. Denn sie kommen traumatisiert, an der Seele verletzt durch schreckliche Erfahrungen. Wie sollen Menschen in ihrem Glauben da noch Hoffnung haben und behalten? Wie sollen sie und sollen wir Hoffnung auf Frieden finden? Es ist für mich immer wieder ein Grund zum Staunen und auch fast beschämend für mich gesunden, satten und in Frieden lebenden Westeuropäer, wie Christenmenschen in solchen Situationen ihren Glauben festhalten weil sie glauben und gewiss sind, dass dieser Gott, der Leiden auf sich nimmt und an der Seite der Leidenden ist auch an ihrer Seite ist und bleibt. Vielleicht ist es das, was der Finanzminister ahnte oder spürte und ihn bewegte und überzeugte. Und als dann Philippus von Jesus von Nazareth erzählte, der

wie der Gottesknecht starb und von der Auferstehung erzählte da hat er verstanden. Philippus jedenfalls konnte den Bibeltext offensichtlich so gut und überzeugend erklären, dass der Minister aus Äthiopien mit schnellem Entschluss fragt: Was hindert s, dass ich mich taufen lasse? Und dann kommt es zu einer Spontantaufe. Wir lesen nichts von Taufpaten oder Zeugen, keinem Eintrag ins Taufregister, kein Glaubensbekenntnis. Allerdings hatte die Kirche schon früh ihre Schwierigkeiten mit dieser Plötzlich-Taufe. Einige der späteren Textzeugen des griechischen Urtextes hatten nämlich einen Satz eingefügt, der lautete: Philippus aber sprach: Wenn du von ganzem Herzen glaubst, so kann es geschehen. Er aber antwortete: Ich glaube, dass Jesus Christus Gottes Sohn ist. So sehen wir, dass schon früh theologisch für Ordnung gesorgt wurde. Aber es ist wohl in der Tat ein späterer Zusatz. Wir sehen daran, dass schon bei der Entstehung der Bibel selbst verschiedene Interpretationen und die Kritik an biblischen Texten einsetzten. Und deshalb ist es auch uns geboten, die biblischen Texte je in ihrem historischen Kontext zu betrachten und zu verstehen. So bleiben wir der Bibel selbst treu. Wir verstehen sie heute auch im Kontext der anderen Religionen das alte oder erste Testament haben wir gemeinsam mit den Juden, viele Geschichten lesen wir auch im Koran. Mit den Gemeinsamkeiten und Unterschieden lernen wir den eigenen Glauben wie die anderen Religionen besser zu verstehen. Liebe Gemeinde! Die Erzählung vom Finanzminister der Königin Kandake ist bis heute die Gründungsgeschichte der äthiopischen Kirche. Sie wurde nämlich weiter erzählt: Der Finanzminister sei in die Heimat zurückgekehrt und habe so erfüllt und fröhlich von seiner Taufe erzählt, dass daraus eine ganze Kirche entstanden sei. So wünsche ich mir das auch von mir und uns: dass wir fröhlich und erfüllt davon erzählen, dass wir zu diesem Gott gehören und verbunden sind mit Jesus von Nazareth. Amen.