Harmonielehre. Dreiklänge

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Transkript:

Chorleiterkurs CH-1 Musikschule Zug Musiktheorie/Gehörbildung 45 Dreiklänge Harmonielehre Akkord: Von einem Akkord spricht man, wenn mindestens drei Töne zusammen erklingen. Bei einem Dreiklang sind dies drei Töne im Terzabstand, d.h. zwei Terzen, die übereinander geschichtet sind. Dabei heisst der tiefste Ton Grundton, dann die Terz und die Quinte. Es ist immer ratsam, bei der Akkordanalyse den Dreiklang in die Terzschichtung zurückzuführen, um den Dreiklang korrekt (bezüglich Lage und Stellung/Umkehrung) benennen zu können. Dabei liegen die drei Töne entweder auf den Notenlinien oder den Zwischenräumen nebeneinander. Da wir kleine und grosse Terzen aufeinanderschichten können, entstehen durch die verschiedenen Zusammenstellungen die folgenden Dreiklänge:

Übung: Welche Dreiklänge erscheinen hier in Terzschichtung? Chorleiterkurs CH-1 Musikschule Zug Musiktheorie/Gehörbildung 46 Bei der Analyse und Notation der Dreiklänge bedient man sich der Akkordsymbole. Dabei gibt der Grossbuchstabe den jeweiligen Grundton an. Wenn nur ein Buchstabe steht, dann ist es ein Dur-Dreiklang, folgt dem Buchstaben ein m ist es ein Moll-Dreiklang, bei einem ein verminderter und bei einem + ein übermässiger Dreiklang. Dazu eine kleine Übung: Vervollständige die Akkorde.

Nochmals eine Übersicht über die vier Dreiklangstypen: Chorleiterkurs CH-1 Musikschule Zug Musiktheorie/Gehörbildung 47 Übungen: Mache aus den Akkorden Dur-Dreiklänge. Mache aus den Akkorden Moll-Dreiklänge.

Mache aus den Akkorden verminderte Dreiklänge. Chorleiterkurs CH-1 Musikschule Zug Musiktheorie/Gehörbildung 48 Mache aus den Akkorden übermässige Dreiklänge. Benenne die Dreiklänge. Notiere die Dreiklänge.

Chorleiterkurs CH-1 Musikschule Zug Musiktheorie/Gehörbildung 49 Notiere diese Dreiklänge. Vervollständige die Dreiklänge. Gegeben ist der Terzton. (steht dabei nichts unter der gegebenen Note ist ein Dur-Dreiklang gewünscht). Vervollständige die Dreiklänge. Gegeben ist der Quintton.

Chorleiterkurs CH-1 Musikschule Zug Musiktheorie/Gehörbildung 50 Die Lage des Dreiklangs ist ein etwas umständlicher Begriff, da er zwei verschiedene Aspekte eines Dreiklangs beschreiben kann. 1. Es gibt die Quintlage, Terzlage und Oktavlage, welche sich auf den obersten Ton (Sopran) des Akkords und dessen Verhältnis zum Grundton beziehen (dabei kann der Grundton im Bass sein, muss es aber nicht!). 2. Stehen die oberen drei Töne des Dreiklangs (im vierstimmigen Satz) ohne Zwischenräume nebeneinander springt man von enger Lage. Hat es Lücken, d.h. wird mindestens eine Dreiklangstonmöglichkeit übersprungen, nennt man dies weite Lage. Bei dieser Definition ist der Abstand Tenor-Bass ausgenommen, und der Basston kann davon unabhängig liegen. Setze die Dreiklänge in die Oktavlage.

Chorleiterkurs CH-1 Musikschule Zug Musiktheorie/Gehörbildung 51 Setze die Dreiklänge in die Terzlage. Setze die Dreiklänge in die Quintlage. Eine besonders häufige Satztechnik ist der vierstimmige Satz, wobei die vier Stimmen etwa der vier menschlichen Stimmlagen entsprechen: Sopran, Alt, Tenor und Bass, abgekürzt SATB. Bei einem Dreiklang muss dabei ein Ton verdoppelt werden, in vielen Fällen der Grundton. Notiere den Dreiklang vierstimmig in der Quintlage. Der Grundton wird im Bass verdoppelt.

Chorleiterkurs CH-1 Musikschule Zug Musiktheorie/Gehörbildung 52 Setze die Akkorde in die Oktavlage und in die Terzlage, jeweils mit dem Grundton im Bass. Setze den gegebenen Akkord in weiter Lage in die Quintlage (eng) mit Grundton im Bass. Reduziere den vielstimmigen Dreiklang auf drei Töne. Notiere den Dreiklang in Quintlage und bestimme ihn.

Chorleiterkurs CH-1 Musikschule Zug Musiktheorie/Gehörbildung 53 Akkordanalyse in Musikstücken Schreibe unter die markierten Akkorde den Dreiklang in der Terzschichtung (Quintlage) und bestimme den Akkord (siehe Beispiel).

Chorleiterkurs CH-1 Musikschule Zug Musiktheorie/Gehörbildung 54 Umkehrungen der Dreiklänge Bei einem Dreiklang muss nicht unbedingt der Grundton (z.b. in einem C-Dur Dreiklang das C) im Bass (tiefste Note des Akkords) stehen, sondern es kann auch der Terzton oder der Quintton sein. Dadurch erfährt der Dreiklang einen hörbaren Charakterwechsel. Wir bezeichnen die Umkehrung mit einem sogenannten Slash-Akkord (über dem Akkord) und/oder mit der Stufen/Generalbassbezeichnung (unter dem Akkord). Es entstehen drei Akkord typen : Grundstellung 1. Umkehrung = Sextakkord 2. Umkehrung = Quartsextakkord Die Namen der Umkehrungen ergeben sich aus den Intervallen welche die beiden oberen Töne im Verhältnis zum Basston bilden. Die Grundstellung könnte man daher auch als Terzquintakkord bezeichnen, da dies aber der Normalfall ist, benennt man die Akkorde nur nach den vom Normalfall abweichenden Tönen, also Sext (statt Quint) und Quart (statt Terz), vom Basston aus gesehen. Wichtig: Die Begriffe Umkehrung (=Stellung) und Lage nicht verwechseln! Der Begriff der Lage eines Dreiklangs bezieht sich auf den obersten (Sopran-) Ton, die Umkehrung (Stellung) bezieht sich auf den untersten (Bass-) Ton. Lage Umkehrung (Stellung) Oktavlage Grundton im Sopran Grundstellung Grundton im Bass Terzlage Terz im Sopran Sextakkord (1. Uk) Terz im Bass Quintlage Quint im Sopran Quartsextakkord (2. Uk) Quint im Bass

Chorleiterkurs CH-1 Musikschule Zug Musiktheorie/Gehörbildung 55 Hierzu noch ein paar Beispiele: In der Praxis begegnet man den Dreiklängen meist in verwandelter Form, über mehrere Notensysteme, Stimmen oder Register verteilt mit diversen verdoppelten Tönen. Um sie dennoch einfach bestimmen zu können geht man folgendermassen vor: 1. Akkord auf 3 Töne reduzieren 2. Die 3 Töne in die Grundstellung (Terzschichtung, Quintlage) bringen 3. Der unterste Ton ist in der Grundstellung der Grundton und gibt dem Akkord seinen Namen (oder die sogenannte Stufe, wie wir später noch sehen werden) 4. Je nach Terzaufbau Dur, Moll, vermindert oder übermässig bestimmen 5. Umkehrung (Stellung) bestimmen: Welcher Ton ist beim bestimmenden Akkord im Bass? Grundton Grundstellung Terz Sextakkord Quint Quartsextakkord 6. eventuell Lage bestimmen: Welcher Ton ist beim bestimmenden Akkord im Sopran? Grundton Oktavlage Terz Terzlage Quint Quintlage 7. Korrekt mit Slash-Akkord und später Stufen in der Analyse notieren. Beispiele:

Hierzu nochmals eine Zusammenfassung: Chorleiterkurs CH-1 Musikschule Zug Musiktheorie/Gehörbildung 56

Chorleiterkurs CH-1 Musikschule Zug Musiktheorie/Gehörbildung 57 1. Bestimme die Akkorde mit Slash-Akkordsymbolen und Generalbassnotation (1. Akkord als Bsp.!) 6 2. Notiere die Slash-Akkorde vierstimmig, verdopple in der Grundstellung den Grundton, bei der 1. Umkehrung die Quint, und verwende bei der 2. Umkehrung die Oktavlage. Generell, vermeide es, die Terz zu verdoppeln! A/E Em/H F/C Ab/C Cm/G Eb/G E/G# C# /E F#m/C# G/H A /Eb Dm/F Bb/F H + /D# 3. Ergänze die fehlenden Mittelstimmen in enger Lage (Ostinato nach J. Pachelbel).

Chorleiterkurs CH-1 Musikschule Zug Musiktheorie/Gehörbildung 58 Bestimme die mit * markierten Akkorde in den Chorälen von J. S. Bach. Notiere darüber den Slash- Akkord, darunter, falls nicht in Grundstellung, die Generalbassbezeichnung. 1. Ich dank' dir, lieber Herre 2. Herr Jesu Christ, du höchstes Gut 3. Da der Herr Christ zu Tische sass

Chorleiterkurs CH-1 Musikschule Zug Musiktheorie/Gehörbildung 59 Leitereigene Dreiklänge Notiert man über jede Stufe einer Tonleiter einen Dreiklänge erhält man die leitereigenen Dreiklänge. Diese bilden das harmonische Gerüst der Tonart. Dur: Reines Moll: Harmonisches Moll: Melodisches Moll: Ein Dreiklang kann in mehreren Tonarten leitereigen sein. Als Beispiel der C-Dur Dreiklang:

Bestimme von jedem der Dreiklänge die Stufe in der jeweiligen Tonart: Chorleiterkurs CH-1 Musikschule Zug Musiktheorie/Gehörbildung 60 Die leitereigenen Dreiklänge werden in Hauptdreiklänge und Nebendreiklänge eingeteilt. Die Hauptdreiklänge nennt man Tonika (I oder i), Subdominante (IV oder iv) und Dominante (V). Sie sind miteinander quintverwandt. Die Nebendreiklänge (auf der 2., 3., und 6. Stufe) liegen jeweils eine Terz unter dem Hauptdreiklang und demnach mit den Hauptdreiklängen terzverwandt (aber untereinander ).

Chorleiterkurs CH-1 Musikschule Zug Musiktheorie/Gehörbildung 61 Die Funktionen der Hauptdreiklänge: Symbol Bezeichnung Stufe Funktionen T Tonika I / i Schlusswirkung, Ruhepunkt S Subdominante IV / iv Gegenpol zur Tonika D Dominante V Leitton erzeugt Spannung / Auflösung zur Tonika Die Stufenbezeichnung mit Umkehrungen: Akkordanalyse Herbei ihr Gläubigen Nun danket alle Gott Notiere die fehlende Bassnote: Lead on,...

Chorleiterkurs CH-1 Musikschule Zug Musiktheorie/Gehörbildung 62 Harmonisiere die gegebene Sopranmelodie vierstimmig mit der 1. Stufe entweder im Klavier- oder Choralsatz. Analysiere:

Akkordverbindungen zwischen Tonika und Dominante Chorleiterkurs CH-1 Musikschule Zug Musiktheorie/Gehörbildung 63 Wichtig: Der Dominantdreiklang (V) ist hat immer einen Leitton, d.h. in einer Molltonart muss die Terz des Dreiklangs einen halben Ton erhöht werden, um wieder einen Leitton zu erhalten. Der Dominantdreiklang kann vor oder nach einem Tonikadreiklang stehen. Versuche im Moment im vierstimmigen Satz in beiden Akkorden den Grundton zu verdoppeln. Auf jeden Fall sollte man vermeiden, die Terz des V (also den Leitton) zu verdoppeln! Bei der Verbindung Dominante-Tonika gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten: 1. Verbindung mit einem gemeinsamen Ton: Dabei bleibt dieser Ton in derselben Stimme liegen. 2. Verbindung ohne gemeinsamen Ton: Dabei löst sicher der Leitton oft frei auf, d.h. er geht nicht schrittweise nach oben, sondern springt hinunter zur Quinte des Tonika-Dreiklangs. Dies ist aber nur erlaubt, falls der Leitton in einer inneren (=Alt oder Tenor) Stimme liegt.

Chorleiterkurs CH-1 Musikschule Zug Musiktheorie/Gehörbildung 64 Übungen: Harmonisiere die folgenden Sopranmelodien vierstimmig und zwar nach den folgenden Schema: CE = Choralsatz enge Lage, CW = Choralsatz weite Lage, KS = Klaviersatz Analysiere mit Akkordsymbolen und Stufenbezifferung.

Chorleiterkurs CH-1 Musikschule Zug Musiktheorie/Gehörbildung 65 Akkordfremde Töne Ein Ton, welcher zu beliebiger Zeit nicht zur vorherrschenden Harmonie (Akkord) gehört, nennt man einen akkordfremden Ton. Führe in den nächsten Beispielen Durchgangsnoten DN (1. Notensystem) und Wechselnoten WN (2. Notensystem) ein. Analysiere danach vollständig mit Tonart, Stufen und Akkordsymbolen.

Chorleiterkurs CH-1 Musikschule Zug Musiktheorie/Gehörbildung 66 Harmonisiere die beiden gegebenen Sopranmelodien mit I (oder i) und V. Wenn möglich, benütze auch DN und WN. Analysiere danach vollständig. Notizen:

Chorleiterkurs CH-1 Musikschule Zug Musiktheorie/Gehörbildung 67 Der Dominantseptakkord V7 Der Dominantseptakkord ist aus einem Dur-Dreiklang mit einer kleinen Septime aufgebaut. Daraus ergeben sich zwei dissonante Intervalle, der Tritonus und die kleine Septime. In Molltonarten, muss die Terz (Leitton) erhöht werden, was sich auch mit einem in der Stufenbezeichnung ausdrückt. Der V7 übt dieselbe Dominantfunktion aus, wie der V. Der V7 ist ein Vierklang, d.h. es können alle vier Töne vorkommen, jedoch ist in vielen Fällen der Grundton verdoppelt und die Quint ausgelassen. Akkordverbindungen V7 I funktionieren gleich wie beim V I, mit den folgenden Anmerkungen: Wie üblich sollten parallele Oktaven und Quinten vermieden werden. Es kann jedoch eine reine Quint zu einer verminderten Quint fortschreiten, wenn sie sich danach auflöst : Die dissonanten Intervalle sollten aufgelöst werden, d.h. die Terz des Akkords (der Leitton der Tonart) löst sich zum Grundton auf und die Septime geht schrittweise nach unten. Dies bewirkt das der Tritonus zu einer Terz kontraktiert (verminderte Quinte zu Terz) oder zu einer Sext expandiert (übermässige Quart zu Sext). Dies nennt man eine strikte Auflösung des V7.

Chorleiterkurs CH-1 Musikschule Zug Musiktheorie/Gehörbildung 68 Anmerkung: Falls bei einem vollständigen (alle vier Töne vorhanden) V7 der Tritonus aufgelöst wird, erhält man einen unvollständigen I mit dreifachem Grundton und einer Terz. Man kann daher, wenn der Leitton (Terz des V7) in einer inneren Stimme (A oder T) liegt, diesen per Terzsprung nach unten, zur Quint des I, auflösen. Dies nennt man eine freie Auflösung des Leittons. In einem Klaviersatz darf man auch die Septime nach oben auflösen, sollte sie sich in einer inneren Stimme befinden (nicht im Bass oder der Melodiestimme). Dies nennt man eine freie Auflösung der Septime. Übung: Löse die folgenden V7 strikt zum I (oder i) auf. Markiere den Tritonus mit einer Klammer. Analysiere vollständig.

Chorleiterkurs CH-1 Musikschule Zug Musiktheorie/Gehörbildung 69 Übung: Löse die folgenden V7 frei oder strikt zum I (oder i) auf. Markiere den Tritonus mit einer Klammer. Analysiere vollständig. Übung: Löse die folgenden V7 frei und strikt zum I (oder i) auf. Analysiere vollständig.

Analysiere dieses Stück vollständig: Chorleiterkurs CH-1 Musikschule Zug Musiktheorie/Gehörbildung 70

Chorleiterkurs CH-1 Musikschule Zug Musiktheorie/Gehörbildung 71 Harmonisationsübungen mit V7 (keine Umkehrungen, bitte vollständig analysieren):

Analysiere dieses Stück (Akkorde, Stufen): Chorleiterkurs CH-1 Musikschule Zug Musiktheorie/Gehörbildung 72

Chorleiterkurs CH-1 Musikschule Zug Musiktheorie/Gehörbildung 73 Schlussbildungen Im Laufe der Jahrhunderte haben sich Akkordverbindungen herausgebildet, die eine besondere Signalwirkung für den Zuhörer besitzen. Insbesondere für das Ende von Formabschnitten (Satzschlüsse) haben sie Form bildende Kraft. Je nach Zielakkord werden Ganzschluss, Halbschluss und Trugschluss unterschieden. Ganzschluss (Vollschluss) Abschließender Akkord im Ganzschluss ist die Tonika (I oder i). Ihr voraus geht meist eine der beiden Dominanten (V oder V7) aber auch andere Stufen kommen in Frage. Unterschieden werden authentischer und plagaler Ganzschluss. Authentische Ganzschlüsse (vollkommen und unvollkommen) Dominante-Tonika: Vollkommener authentischer Ganzschluss: die abschließende Tonika erscheint in Oktavlage. Unvollkommener auth. Ganzschluss: die abschließende Tonika erscheint in Terz- oder Quintlage. Plagale Ganzschlüsse (vollkommen und unvollkommen) Subdominante-Tonika: Vollkommener plagaler Ganzschluss: die abschließende Tonika erscheint in Oktavlage. Unvollkommener plagaler Ganzschluss: die abschließende Tonika erscheint in Terz- oder Quintlage. Dem plagalen Ganzschluss fehlt die Leittonspannung. Typisch ist der Quintanstieg des Basses. Der plagale Ganzschluss wurde früher auch Kirchenschluss genannt, weil bei der Verlängerung des Schlusstones eines Kirchenliedes dieser mit der S-T-Folge harmonisiert wurde ( Amen ).

Chorleiterkurs CH-1 Musikschule Zug Musiktheorie/Gehörbildung 74 Halbschluss Abschließender Akkord eines Formteils mit Halbschluss (auch: offene Kadenz) ist die Dominante. Ihr voraus gehen häufig Subdominante oder Doppeldominante (Dominante der Dominante, siehe auch später). Vollkommener Halbschluss mit Folge Doppeldominante-Dominante: Es handelt sich dabei um einen authentischen Ganzschluss in der Dominant-Tonart. Dieses harmonische Geschehen wird Ausweichung genannt. Als Halbschlussakkord kann auch der Dominantvorhaltquartsextakkord (wir bezeichnen ihn im Moment als I$6 ) erscheinen. Diese Wendung ist im klassischen (Solo-)Konzert üblich zur Einleitung der Solokadenz. Unvollkommener Halbschluss: S - D oder T - D Der unvollkommene plagale Halbschluss bleibt in der Tonart, lediglich die Dominant-Spannung am Ende des Formteils drängt zur Fortsetzung. Der Halbschluss markiert das Ende eines Teilsatzes (z.b. Vorder- oder Mittelsatz) eines Stücks. Auf jeden Fall ist er als Abschluss eines ganzen Musikstückes nicht geeignet.

Analyse: Probiere hier auch die verschiedenen Schlüsse zu markieren. Chorleiterkurs CH-1 Musikschule Zug Musiktheorie/Gehörbildung 75

Chorleiterkurs CH-1 Musikschule Zug Musiktheorie/Gehörbildung 76 Zwischenfunktionen Jeder Dur- oder Moll-Dreiklang funktioniert regelmässig als Tonika in der Tonart, in der er auf der 1. Stufe (I oder i) steht. Unabhängig von seiner aktuellen Funktion kann aber jeder Dur- und Moll-Dreiklang, der nicht Tonika ist, zeitweilig zu einem tonalen Zentrum, zu einer Zwischentonika, werden. Dazu ist es notwendig, dass in unmittelbarer zeitlicher Nähe des betreffenden Klangs, also vorher und/oder nachher, Klänge auftreten, die ihn in dieser Eigenschaft verstärken. Diese Klänge heissen Zwischenfunktionen. Gelegentlichen beziehen sich Zwischenfunktionen nicht auf den nachfolgenden sondern auf den vorausgehenden Klang! Im einfachsten Fall erfolgt die Bestätigung einer Zwischentonika nur durch einen, und zwar den oberen quintverwandten Klang der Zwischentonika. Es handelt sich dabei um die Dominante der Zwischentonika, die Zwischendominante genannt wird. Sie geht der Zwischentonika meist voraus, kann aber auch nachfolgen. In diesem Fall handelt es sich um eine rückbezügliche Zwischendominante. Die wichtigste Zwischendominante ist die der Dominante, die wegen ihres häufigen Auftretens eine besondere Bezeichnung (Doppeldominante) erhält. Zwischensubdominanten allein sind weit seltener anzutreffen. Zwischendominanten und Zwischensubdominanten können in allen Formen erscheinen, in denen die eigentlichen Dominanten auftreten. Meist werden sie durch die typischen Merkmale der Dominanten (charakteristische Dissonanzen, Erweiterungen, Alterationen) als solche ausgewiesen und in ihrer Funktion verstärkt. Zwischendominanten können, müssen aber nicht zwangsläufig, leiterfremde Töne enthalten. Einige leitereigene Dur-Dreiklänge funktionieren bereits als Zwischendominante zu einer anderen Funktion. Zwischendominanten entstehen aber vor allem durch Alteration eines Moll-Dreiklangs oder verminderten Dreiklangs zu einem Dur-Dreiklang (Verduren). Dieser Vorgang wird Dominantisieren genannt. Beispiel:

Analyse: Ein feste Burg Chorleiterkurs CH-1 Musikschule Zug Musiktheorie/Gehörbildung 77

Chorleiterkurs CH-1 Musikschule Zug Musiktheorie/Gehörbildung 78 Treten neben der Zwischendominante noch weitere Zwischenfunktionen hinzu, bildet sich eine Zwischenkadenz, meist in der Abfolge Zwischensubdominante-Zwischendominante. Kommt innerhalb der Zwischenkadenz die Zwischentonika vor, wird sie als Tonika notiert In vielen Fällen ist eine Zwischenkadenz als Ausweichung, also als kurzzeitiges Verlassen der Haupttonart, zu interpretieren. Innerhalb einer Zwischenkadenz können wiederum Zwischenfunktionen enthalten sein, die sich auf ein Klang innerhalb der Zwischenkadenz beziehen (verschachtelte Zwischenkadenz). Zwischenfunktionen (die meist tonleiterfremde Töne enthalten) ermöglichen klangliche Bereicherung durch Erweiterung des leitereigenen Tonbestandes um Töne anderer Tonarten geschmeidige Stimmführung, vor allem durch leittönige Verbindungen (Chromatik, Alteration) Verlassen der Haupttonart bei Ausweichung und Modulation Um aus der Tonart auszuweichen, werden häufig leitereigene Dreiklänge zu Dominanten oder Subdominanten anderer Tonarten umfunktioniert, also zu Zwischen(sub)dominanten. Dies geschieht durch Verduren von Moll- und verminderten Dreiklängen (Dominantisieren) oder Vermollen von Dur- oder verminderten Dreiklängen (Subdominantisieren). Die Ausweichung geschieht in die Tonart, in der die so entstandene Zwischenfunktion leitereigen ist.

Chorleiterkurs CH-1 Musikschule Zug Musiktheorie/Gehörbildung 79 Akkordverbindungen zwischen Tonika und Subdominante (Grundstellungen) Die Subdominante kann auf einen Tonikadreiklang folgen oder diesem vorausgehen. Es können die gleichen Regeln angewendet werden, wie bei der Verbindung zwischen Tonika und Dominante: Verbindung mit einem Akkordton, der liegen bleibt: Verbindung ohne gemeinsamen Ton: Übungen: Harmonisiere mit I/i und IV/iv. Analysiere mit Stufen und Akkorden.

Chorleiterkurs CH-1 Musikschule Zug Musiktheorie/Gehörbildung 80 Akkordverbindungen zwischen Subdominante und Dominante (Grundstellungen) Die Subdominante funktioniert oft als Vorbereitung und führt nach V. Sie kommt nur selten nach einem V. Die drei oberen Stimmen bewegen sich gegenläufig zum Bass zur nächstliegendsten Note des zweiten Dreiklangs : Einige weitere Beispiele. Es kann vorkommen, dass der verdoppelte Grundton des IV liegen bleibt und zur Septime des V7 wird: Übungen: Harmonisiere diese Beispiele mit iv/iv und V/V7. Analysiere mit Stufen und Akkorden.