TRAINING Tipps und Tricks von John Dudley Bereite deinen Schuss vor: Halte die Richtung / Nutze deine Kapazitäten / Mit gezieltem Training kann man das erreichen Gutes Bogenschießen ist oft wie ein guter Film oder ein gutes Buch. Es muss von Anfang bis zum Ende gut sein. Es muss einen soliden Inhalt geben und eine fortlaufende Handlung, die sich bis zum Ende hin aufbaut. Der Ablauf muss fließend und folgerichtig von Seite zu Seite sein. Wenn davon abgewichen wird, wird die Konzentration und der Handlungsablauf unterbrochen. Zusätzlich hat ein wirklich guter Film einen dynamischen überraschenden Schluss. Meiner Meinung nach gilt dies auch für gute Schüsse beim Bogenschießen. Sie benötigen eine starke Grundlage und eine kontinuierliche Bewegung mit einem sehr dynamischen Ende. Jeder Film oder jedes Buch, an dem man sein Interesse verliert wird nie mehr als nur "o.k." sein. Genauso wird es keine Bedeutung mehr haben, wenn Du alle wichtigen Punkte deines Schussablaufs befolgst, wenn du nicht nach hälst, bis der Pfeil die Scheibe trifft. Ich möchte über diese letzten Sekundenbruchteile sprechen, zwischen dem Klick des Release und dem Zeitpunkt wenn der Pfeil die Pfeilauflage verlässt. Diese wenigen tausendstel Sekunden werden wahrscheinlich darüber entscheiden ob dein Pfeil im Gold ist oder nicht. Bereite Deinen Schuss vor Stellen wir uns einmal vor wir würden ein Buch über gutes Bogenschießen schreiben. Zuerst müssen wir als Grundlage ein Vorwort oder einen Anfang haben. Wir müssen alle Kapitel gestalten und sie so zusammensetzen, damit sie später die gesamte Geschichte miteinander verbinden. In diesem Fall ist die Grundlage unser Schussablauf. Hoffentlich bist du ein regelmässiger Leser des Bogensport- Magazins und bist in der Lage, einen guten Schussablauf verstehen zu können. Ich habe darüber schon Von unserem Mitarbeiter John Dudley oft geschrieben. Die Teile meines Schussablaufs sind Stand, Griff, Schulter, Anker und Peep. Dies sind die fünf Schritte, die ich systematisch Schuss für Schuss im Kopf durchgehe. Diese sind meine Grundlage und meiner Meinung nach DIE Grundlage für jeden Compound-Schützen. Auf der Basis dieser Grundlage ist es wichtig dass wir einen Rahmen und auch einen Inhalt haben. Dafür wollen wir uns in Erinnerung rufen, was ich in der letzten Ausgabe über die Abläufe des Zug- Zyklusses geschrieben habe. Der Zug-Zyklus ist wichtig, denn dadurch wird sichergestellt, dass alle einzelnen Teilbereiche in der richtigen Reihenfolge abgerufen worden sind, wenn der Schuss raus geht. Wenn Du diesen Artikel gelesen hast weißt Du, dass wir zum Schluss über den "PRE-LOAD", bzw. dynamischen Zug an die hintere Wand des Cams gesprochen haben. Eigentlich ist es der PRE-LOAD, das unser Buch auf ein dynamsiches Ende bzw. das letzte Kapitel vorbereitet. Wenn wir alle diese Einzelheiten parat haben sind wir in der Lage, zum Abschluss bzw. zum Ende zu kommen. Ein guter Abschluss ist etwas, das als logische Folge auf den Rest der Geschichte kommt. Es ist wichtig, dass wir weder nach links noch nach rechts abschweifen, da wir ansonsten die Richtung oder den Abschluss verpassen. Der Abschluss sollte wie ein schönes Bild sein, das man wie einen Schnappschuss einfrieren sollte, da er so perfekt war. Das gleiche gilt beim Bogenschießen und eigentlich sollte das jeder Bogenschütze können. Ich möchte ihnen eine perfekte Grundlage zeigen und sämtliche Bereiche in die richtige Reihenfolge bringen um einen perfekten Schuss machen zu können. Wenn dann alles gemacht ist und der Pfeil sich löst möchte ich dass jeder in der Lage ist, nachzuhalten und den Schuss zu beenden. Ein kraftvolles Finish führt zu einem starken Schuss, der tadellos und perfekt aussieht. Ohne ein dauerhaftes Nachhalten oder kraftvolles Ende wird in diesen wenigen Sekundenbruchteilen etwas Negatives passieren. Glaube mir, Sekundenbruchteile reichen für etwas Negatives aus. Halte die Richtung Während der letzten Augenblicke des Schusses ist es wichtig, dass die Release-Hand in gerader Linie mit der Flugbahn des Pfeils nach hinten geht. Dadurch fliegt der Pfeil genau Richtung Scheibe ohne seitliche Einflüsse. Genauso, wenn die hintere Hand nach links oder rechts von der Pfeillinie weggeht, 48
Follow through TRAINING wird dadurch die Sehne beeinflusst, und als Ergebnis bekommen wir einen Pfeil der nicht dorthin geht, wohin wir gezielt haben. In der Vergangenheit habe ich auch über die Relase-Hand geschrieben und wie wichtig es ist, diese immer wieder gleichmäßig und wiederholbar einzusetzen. Damals habe ich insbesondere über die Positionierung der Hand geschrieben, aber hier rede ich mehr darüber, in welche Richtung die Hand geht, wenn sie von der Sehne weggeht. Schau dir die Bilder des Bogenschützen von oben an. Du erkennst den Unterschied der Stellung der Relasehand von Bild eins zu Bild zwei. In Bild eins kommt die Release-Hand zurück in gleicher Linie wie die Sehne nach vorne geht. In der zweiten Reihe sieht man, wie die Hand nach außen weggeht, was natürlich schlecht ist. Wenn die Release-Hand nach außen und weg vom Gesicht geht, hat dies unmittelbare Auswirkungen auf die Richtung des Pfeilflugs. Ich bin sicher, dass Du schon mal vom "Rupfen" der Sehne gehört hast, wenn man mit den Fingern schießt. Dies passiert, wenn der Schütze diese Sehne vom Gesicht wegzieht, anstatt sauber zu lösen. Beim "Rupfen" kann man einen schwänzelnden Pfeil Richtung Scheibe fliegen sehen. Das Gleiche geschieht, wenn ein Schütze den Schuss schlecht abschließt. Der Pfeil wird den Bogen mit einer seitlichen Abweichung verlassen. Wenn man es richtig macht, wird ein sauberer Abschluss und Nachhalten die seitlichen Schwingungen der Sehne verhindern und zu einem schönen Pfeilflug ins Gold führen. Nutze Deine Kapazitäten Vor vielen Jahren trainierte ich bei JVD in Holland. Ich schoss zusammen mit Fred van Zupthen, der auch ein großartiger Bogenschütze ist. Fred bemerkte eine Schwachstelle bei meinem Finish. Er sah, dass ich von Zeit zu Zeit nicht in einer geraden Linie war, da ich manchmal meine Release Hand weg vom Gesicht nahm, wie ich es vorhin beschrieben habe. Ehrlich gesagt bemerkte ich nicht, was ich da tat, denn ich wusste, dass ich ohne 50
Antizipation dynamisch schieße. Ich sagte Fred, dass ich stark mit meiner Rückenmuskulatur ziehe und nicht weiß, was passiert. Fred machte mich dann auf meinen Bizeps-Muskel aufmerksam. Er sagte mir, dass ich mich darauf konzentrieren sollte, den Bizeps anzuspannen, damit die Hand am Gesicht bleibt, anstatt den Focus aufs Lösen zu legen. Es war so ein kleines Teil des ganzen Puzzles, aber ab dem Moment, an dem ich mich darauf konzentrierte, sah ich eine Verringerung meiner horizontalen Abweichungen. Die Bizeps- Methode ist einfach. Wenn der Schütze die Release-Hand durch Einsatz der Rückenmuskulatur entlang der Kieferlinie zieht, wird das Release auslösen. In diesem Fall sollte der Fokus von den Rückenmuskeln auf die Kontraktion des Bizeps gelegt werden. Diese Kontraktion führt bei der Release Hand automatisch dazu, dass sie in einer Bewegung hinter den Kieferknochen geht und die Release- Hand sich dann anschließend über der hinteren Schulter befindet. Der Bizeps ist das Entscheidende! Um es noch einmal zu verdeutlichen, ein perfekter Abschluss ist einer, bei dem die Release-Hand an der Kieferlinie unter dem Ohr nach hinten geht und über der Schulter endet. Fred hatte dies bei seinen Erfolgen als Recurve-Schütze gelernt, bevor er auf Compound umstieg. Die Bizeps- Kontraktion ist eine der vielen Dinge, die beiden Bogenarten gemein sind. Es ist eine so einfache Angelegenheit, sich darauf zu fokussieren und es hat eine immense Auswirkung.
Vor ein paar Monaten schaute ich die Weltmeisterschaften live im Internet an. Was ich bemerkte war, dass viele Schützen, die ihren Schuss nicht fertigmachten, ihr Match verloren. Viele von ihnen fingen kraftvoll an, waren dann verspannt und hörten mit dem Release auf. Es ist ein kleiner Fehler, den man da macht, und glaube mir, mir ging es auch schon genauso. So ist der beste Weg, einen Fehler zu vermeiden, ihn zu kennen und ihn, koste es was es wolle zu vermeiden. Sich auf das Finish zu konzentrieren, ist einer dieser einfachen Dinge, die einem die meisten Ringe bringen, wenn es darauf ankommt. Wenn ein Schütze alles richtig macht, wenn die Grundlagen stimmen und der Schuss dynamisch ausgeführt ist mit einem tollen Finish, so ist dies wie ein schönes Kunstwerk. Aber es gibt nur wenige Schützen auf der Welt, denen man einfach nur zusieht beim Schießen und weiß, dass der Pfeil eine Zehn wird, einfach nur aufgrund der Ausführung des Schusses. Ich wünsche mir wirklich, dass jeder diesen Fluß der Bewegung erfahren kann. Mit gezieltem Training kann man das erreichen, und nichts kann einen daran hindern, es zu tun. Hoffentlich wird man eines Tages deine Geschichte lesen können, eine Geschichte mit einem starken Finish und einem perfekten Weg zum Abschluss. INSTINKTIVES BOGENSCHIESSEN MIT HENRY BODNIK 2012 Die Kurstermine für die Bogenkurse 2012 sind online! Unter www.bogenkurse.de finden Sie alle Infos und Termine zum Kursangebot von Henry Bodnik. NEU: der 4 Tages-IntensivKurs, der das gesamte Spektrum des instinkiven Bogenschießens in Theorie und Praxis umfassend vermittelt.