Jakobs-Kreuzkraut schön, aber giftig

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Transkript:

Jakobs-Kreuzkraut schön, aber giftig Über kaum eine Grünlandpflanze wird so viel diskutiert, wie über das Jakobs-Kreuzkraut. Dieses liegt einerseits an seiner zunehmenden Ausbreitung in den letzten Jahren insbesondere auf extensiven Standorten und andererseits an seiner nicht unerheblichen Giftigkeit gegenüber Warmblütern. Dabei gibt es auf dem Grünland auch andere giftige Pflanzen, wie zum Beispiel den Sumpfschachtelhalm, das Wiesenschaumkraut oder der Scharfe Hahnenfuß. Das Zusammenspiel von einem hohen Vermehrungspotential dieser Pflanze und der damit verbundenen Ausbreitungsgeschwindigkeit auch auf kommunalen Flächen, seiner Giftigkeit und die schwierige Bekämpfung machen das Jakobs-Kreuzkraut so populär. Seine Bekämpfung insbesondere auf extensiv oder ökologisch bewirtschafteten Flächen ein Problem, da eine mechanische Bekämpfung alleine oft unzureichende Wirkungsgrade aufweist. Aber auch die chemische Bekämpfung ist häufig nicht zufriedenstellend. Neben den Landwirten stehen auch die Kommunen unter dem Druck, Jakobs-Kreuzkrautpflanzen von öffentlichen Flächen zu entfernen, um eine weitere Ausbreitung insbesondere auf benachbartes Grünland zu verhindern. Biologie Das Jakobs-Kreuzkraut (Senecio jacobaea) ist eine in Europa heimische Art und verwandt mit vielen anderen Kreuzkrautarten, wie dem Gewöhnlichen Kreuzkraut, das in jedem Garten vorkommt, dem Schmalblättrigen Kreuzkraut, das inzwischen ebenfalls an vielen Straßen zu finden ist, dem Wasser-Kreuzkraut, dem Alpen-Kreuzkraut oder z.b. dem Frühlings- Kreuzkraut. Das Jakobs-Kreuzkraut ist eine mehrjährige oder ausdauernde Pflanze. Als Lichtkeimer besiedelt diese Art bevorzugt lückig bewachsene, vor allem sonnige und trockene Standorte auf Sand- und Tonböden mit mäßigem Stickstoffgehalt. Bereits im Frühjahr bildet sie Rosetten und ist damit für das geschulte Auge schon in diesem Stadium zu erkennen (Abbildung 1). Nach dem Streckungswachstum erreicht die Pflanze eine Höhe von 30 cm. Die Rosettenblätter sind an ihrer Basis gefiedert, während die Stängelblätter durchgehend stark gefiedert sind. Die Stängelblätter sind unterseits spinnwebig wollig bis kahl, der Stängel ist kantig und gerillt. Die goldgelben Blüten sind als Zungen- und Röhrenblüten in 15-20 mm breiten Körbchen angeordnet und von 13 Blütenblättern (Kronblätter) umgeben (Abbildung 2), ähnlich der Struktur einer Margeritenblüte. Die Enden der Blütenhüllblätter (Kelchblätter) weisen stets dunkle Spitzen auf.

JAKOBS-KREUZKRAUT SCHÖN, ABER GIFTIG Abbildung 1 Jakobs-Kreuzkraut bleibt 2 von 8 im ersten Jahr niedrig (Rosettenstadium) Foto: LWK Niedersachsen Abbildung 2 Im Folgejahr streckt sich die Pflanze, blüht und setzt Samen an Foto: LWK Niedersachsen

JAKOBS-KREUZKRAUT SCHÖN, ABER GIFTIG 3 von 8 Nach der Blüte bildet die Pflanze flugfähige Samen, die durch den Wind verbreitet werden (Abbildung 3). Das Wurzelsystem des Jakobs-Kreuzkrautes ist von der Pfahlwurzel ausgehend büschelartig verzweigt. Aus diesen Wurzelverzweigungen kann die Pflanze erneut austreiben. Abbildung 3 Jakobs-Kreuzkraut bildet eine große Anzahl flugfähiger Samen Foto: LWK Niedersachsen Alle Kreuzkrautarten sind aufgrund ihres Alkaloidgehaltes giftig, sie variieren aber stark in ihrer Toxizität. Das Jakobs-Kreuzkraut gehört dabei zu den giftigeren Arten. Pferde reagieren empfindlicher als Rinder, gefolgt von Schafen und Ziegen. Die einzelnen Pflanzenteile weisen unterschiedlich hohe Alkaloidgehalte auf. Wichtig ist, dass die grünen Pflanzen auch Bitterstoffe enthalten und daher von den Tieren eher verschmäht werden. Problematisch wird es aber spätestens dann, wenn keine Alternativnahrung vorhanden ist, die Tiere unerfahren sind oder die Pflanzendichte zu hoch ist. Ein sehr großes Problem ist das Verfüttern von belastetem Raufutter, da z.b. im Heu die Bitterstoffe verloren gehen, die Giftigkeit aber bleibt. Daher heißt es, bewirtschaftete Wiesen oder Weiden und benachbarte Flächen von Jakobs-Kreuzkraut freizuhalten. Vorbeugung Vorbeugende Maßnahmen bieten die effektivste Bekämpfungsmöglichkeit. Das Jakobs- Kreuzkraut ist konkurrenzschwach und hat in einer dichten Grasnarbe kaum eine Chance, sich zu etablieren. Daher ist es wichtig, die Grasnarbe geschlossen zu halten und

JAKOBS-KREUZKRAUT SCHÖN, ABER GIFTIG 4 von 8 mechanische Belastungen zu vermeiden. Dort, wo es möglich ist, fördert eine angepasste Düngung insbesondere die Gräser als die stärksten Konkurrenzpflanzen. Gleichzeitig muss das Aussamen des Jakobs-Kreuzkrautes verhindert werden. Dieses gilt für die eigentliche Fläche sowie für den angrenzenden Bereich. Außerdem sollten Ansaatmischungen, z.b. für Straßenböschungen, unbedingt kreuzkrautfrei sein. Bekämpfung Mechanische Verfahren sind nur bedingt effektiv oder sehr aufwändig. Tritt das Jakobs- Kreuzkraut in geringen Dichten auf, ist es sinnvoll, die Einzelpflanzen auszustechen. Bei höheren Dichten sollte auf jeden Fall ein Aussamen verhindert werden, indem die Pflanzen bei Blühbeginn gemäht oder gemulcht werden. Achtung das Schnittgut darf von Tieren nicht gefressen werden, das heißt, es muss abgefahren und vernichtet werden oder auf der Fläche vollständig verrotten. Ein Problem ist auch ein Wiederaustrieb der Pflanzen, so dass im gleichen Jahr mindestens noch ein zweites Mal gemäht werden muss. Gleichzeitig darf aber auch nicht zu häufig gemäht oder gemulcht werden, um zu starke Narbenschäden zu vermeiden. Abbildung 4 Ein einmaliger Schnitt reicht zur Bekämpfung nicht aus, denn der Wiederaustrieb ermöglicht Blüte und Samenreife Foto: LWK Niedersachsen

JAKOBS-KREUZKRAUT SCHÖN, ABER GIFTIG 5 von 8 Unter biologische Bekämpfungsverfahren versteht man den Einsatz von Nützlingen oder anderen Organismen zur Bekämpfung eines Schaderregers. Es gibt z.b. einige Insekten, die das Jakobs-Kreuzkraut besiedeln und entweder durch direkten Fraß (Karmin- oder Blutbär, Tyria jacobaeae, eine Schmetterlingsart) oder durch eine gezielte Eiablage (Kreuzkraut- Saatfliege) und damit verbundenem Larvenfraß schädigen. Auch von Rostpilzen kann das Jakobs-Kreuzkraut befallen werden. Aber keiner dieser Feinde schädigt so nachhaltig, als dass er im Freiland gezielt zur Bekämpfung eingesetzt werden könnte. Auch in der nächsten Zeit sind noch keine biologischen Verfahren zur gezielten Bekämpfung in Sicht. Die thermische Bekämpfung des Jakobs-Kreuzkrautes ist relativ teuer und arbeitsintensiv, wirkt nicht selektiv und in der Regel auch nicht nachhaltig, da die Pflanzen aus der Wurzel wieder austreiben können. Die letztendlich wirksamste Methode, das Jakob-Kreuzkraut zu bekämpfen, ist der Herbizideinsatz. In den Jahren 2009 bis 2011 wurden in der Region Hannover auf 4 verschiedenen Standorten insgesamt 7 Versuche zur Wirksamkeit von Grünlandherbiziden gegenüber dem Jakobs-Kreuzkraut angelegt. Die Versuchsflächen waren in der Regel leichte Standorte, die bisher als Ausgleichsfläche, Brachland oder als extensives Grünland genutzt wurden. Die Herbizidbehandlungen erfolgten zu 3 verschiedenen Terminen: Frühjahr/Rosettenstadium, Frühsommer/Streckungswachstum und Herbst/Rosettenstadium. Der Besatz mit Jakobs-Kreuzkraut lag zwischen 2 und 45 Pflanzen/m². Die Diagramme zeigen einen Vergleich der Wirksamkeit verschiedener auf dem Grünland zugelassener Herbizide. Differenziert dargestellt werden die drei genannten Behandlungstermine und zwei Bonitur- oder Erfassungstermine (Abb. 5 = früher und Abb. 6 = späterer Erfassungstermin). Im direkten Vergleich der beiden Erfassungstermine wird die unterschiedliche Wirkungsgeschwindigkeit der einzelnen geprüften Herbizide deutlich. Simplex mit dem Wirkstoff Aminopyralid erreichte über alle Standorte und Behandlungstermine mit der zugelassenen Aufwandmenge von 2 l/ha mit 99 % die höchsten Wirkungsgrade mit einer sehr geringen Schwankungsbreite. Auch eine Reduktion der Aufwandmenge um 25 % erbrachte keinen Wirkungsabfall. Die Wirkungsgeschwindigkeit war bei Simplex im Vergleich zu den anderen geprüften Mitteln am höchsten. Alle anderen Mittel und Mittelkombinationen zeigten eine deutlich langsamere Wirkung und eine sehr große Schwankungsbreite zwischen den einzelnen Behandlungsterminen. Die Mischung aus U 46 M + U 46 D (je 2 l/ha) erwies sich in diesem Vergleich noch als sicherste Alternative. Ursache für den starken Wirkungsabfall aller wuchsstoffhaltigen Präparate ist die Abhängigkeit vom Behandlungstermin bzw. dem Entwicklungsstadium des Jakobs- Kreuzkrautes zum jeweiligen Behandlungstermin. In beiden als Frühsommeranwendung definierten Versuchen befand sich das Jakobs-Kreuzkraut im fortgeschrittenen Streckungswachstum.

JAKOBS-KREUZKRAUT SCHÖN, ABER GIFTIG 6 von 8 90 98 96 94 92 80 70 70 79 Frühjahrsanwendung (n = 3) Frühsommeranwendung (n = 2) Herbstanwendung (n = 3) 75 Wirkungsgrad [%] SENJA 60 50 40 30 20 57 26 40 35 43 43 33 30 44 36 34 10 0 U 46 D-Fluid 2,0 l/ha + U 46 M-Fluid 2,0 l/ha Banvel M 6,0 l/ha Simplex 2,0 l/ha Garlon 4 2,0 l/ha Starane Ranger 2,0 l/ha + Garlon 4 1,5 l/ha Simplex 1,5 l/ha Abbildung 5 Bekämpfung von Jakobs-Kreuzkraut: Terminvergleich (3 6 Wochen n. Behandlung) 90 80 89 85 93 97 98 Frühjahrsanwendung (n = 3) Frühsommeranwendung (n = 2) Herbstanwendung (n = 3) 86 99 97 70 71 Wirkungsgrad [%] SENJA 60 50 40 30 63 38 49 44 20 23 10 0 U 46 D-Fluid 2,0 l/ha + U 46 M-Fluid 2,0 l/ha Banvel M 6,0 l/ha Simplex 2,0 l/ha Garlon 4 2,0 l/ha Starane Ranger 2,0 l/ha + Garlon 4 1,5 l/ha 7 Simplex 1,5 l/ha Abbildung 6 Bekämpfung von Jakobs-Kreuzkraut: Terminvergleich (Abschlußbonitur)

JAKOBS-KREUZKRAUT SCHÖN, ABER GIFTIG 7 von 8 Die Abbildung 6 zeigt den Einfluss des Anwendungstermins, bzw. des Entwicklungsstadiums von Senecio jacobaea zum Behandlungszeitpunkt auf die Wirksamkeit der Herbizide sehr deutlich. Bis auf Simplex fällt bei alle Mitteln und Mittelkombinationen die Wirksamkeit bei der Frühsommeranwendung in den schossenden Bestand deutlich ab. Lediglich die Kombination aus U 46 M + U 46 D erreicht wiederum mittlere Wirkungsgrade von 63 %. Eine Optimierung des Einsatzes der Wuchsstoffherbizide wurde durch eine Applikation im Rosettenstadium von Senecio jacobaea erreicht. Dieses war durch ein vorheriges Abräumen des Aufwuchses nach Mahd oder durch vorheriges einmaliges Mulchen bei den Frühjahrsund Herbstanwendungen möglich. Sowohl die Anwendung von U 46 M + U 46 D mit je 2 l/ha als auch die Anwendung von Banvel M mit 6 l/ha erbrachten unter diesen Einsatzbedingungen höhere Wirkungsgrade von über 80 % bzw. bei Banvel M von über 90 %. Bei der Bewertung der Herbstanwendungen ist zu berücksichtigen, dass in beiden Jahren den Behandlungen ein früher und strenger Winter folgte, so dass eine leichtere Auswinterung herbizidgeschädigter Pflanzen denkbar ist. Simplex zeigte unabhängig vom Anwendungszeitpunkt und unabhängig von der Aufwandmenge Wirkungsgrade zwischen 97 % und %. Tabelle 1 Grünlandherbizide mit Wirkung gegen Jakobs-Kreuzkraut Banvel M Simplex Wirkstoff g/l/kg Dicamba 30 g/l MCPA 340 g/l Fluroxypyr g/l Aminopyralid 30 g/l maximal zugelassene Aufwandmenge Anwendungstermin Anzahl Anwendungen Wartezeit in Tagen Gras-/Weidenutzung Kosten [ /l,kg] Gewässerabstand [m]/ Abdriftminderung (%) Abstand - Saumstrukt. [m] / Abdriftminderung (%) 6,0 l/ha April - Sept. 1 14 14 1 / 50% 0 / 90% 2,0 l/ha April - Sept. 1 7 49 1 0 U 46 D-Fluid u.a. 2,4-D 500 g/l 2,0 l/ha Mai - Aug 1 28 9 1 0 U 46 M-Fluid u.a. MCPA 500 g/l 2,0 l/ha Mai - Aug 1 28 8 1 5 / 75% Die Möglichkeit einer chemischen Bekämpfung beschränkt sich aber auf konventionell bewirtschaftete Flächen, sowie Wiesen und Weiden im Freizeitbereich. Die wuchsstoffhaltigen Mittel- bzw. Mittelkombinationen: Banvel M und U 46 M + U 46 D können unter den in den Versuchen beschriebenen Wirkungsbedingungen gute Wirkungsgrade erreichen. Die beste und schnellste Wirkung erzielt Simplex. Seine Anwendung ist aber durch umfangreiche Anwendungsbeschränkungen schwierig. Aufgrund von

JAKOBS-KREUZKRAUT SCHÖN, ABER GIFTIG 8 von 8 Nachbauproblematiken nach der Anwendung von Simplex bzw. nach der Ausbringung von Mist, Gülle und anderen organischen Düngern, die indirekt von mit Simplex behandelten Flächen stammen, wurden für dieses Mittel die Anwendungsbestimmungen verschärft. Unter anderem darf Simplex nur noch auf Dauerweiden oder nach dem letzten Schnitt angewendet werden. Weitere Einschränkungen gibt es für Futter, organische Dünger und auch Gärreste, die direkt oder indirekt von mit Simplex behandelten Flächen stammen (siehe Packungsbeilage). Auf Pferdeweiden soll Simplex nur noch zur Horst- oder Einzelpflanzenbehandlung bzw. im Streichverfahren eingesetzt werden. Fazit Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es für die die Bekämpfung des Jakobskreuzkrautes kein Patentrezept gibt, alleine schon deshalb, weil die Zielflächen ganz unterschiedlicher Natur sein können. Vorbeugende Maßnahmen reduzieren die Wahrscheinlichkeit des Auftretens dieser Unkrautart am meisten, eine aktive Bekämpfung erfolgt, wenn möglich, durch die Kombination von vorbeugenden und mechanischen Maßnahmen. Eine effektive biologische Bekämpfung ist zurzeit nicht in Sicht und die chemischen Möglichkeiten sind begrenzt. Bei einem Herbizideinsatz sind die Anwendungsbedingungen und unbedingt alle gesetzlichen Auflagen zu beachten. Neben den in den Artikeln bzw. Tabellen genannten Präparaten mit einer deutschen Zulassung gibt es so genannte parallel gehandelte Pflanzenschutzmittel. Diese sind in einem Mitgliedstaat der EU oder des EWR zugelassen, stimmen mit einem in Deutschland zugelassenen Pflanzenschutzmittel überein und sind als parallel gehandelte Pflanzenschutzmittel von der Zulassungsbehörde genehmigt. Eine Liste der verkehrsfähigen Parallelimporte ist im Internetangebot des BVL verfügbar: http://www.bvl.bund.de/de/04_pflanzenschutzmittel/04_anwender/04_parallelimporte/psm_parallelimporte_node.html Dr. Bernhard Werner Landwirtschaftskammer Niedersachsen Bezirksstelle Hannover 19.04.2013