Modul Bewässerungstechnik

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Transkript:

FERNSTUDIENLEHRGANG VORBEREITUNG AUF DIE MEISTERPRÜFUNG IM INSTALLATEUR- UND HEIZUNGSBAUER- HANDWERK Modul : Rohr-Nennweitenermittlung

: Rohr-Nennweitenermittlung Diese Lehrgangsunterlagen wurden durch den Fachverband Sanitär- Heizung-Klima Nordrhein-Westfalen (Ansprechpartner: Dipl.-Ing. Ulrich Thomas) mit freundlicher Unterstützung von Fortbildung für das Gas- und Wasserfach erstellt. Herausgeber: Fachverband Sanitär-Heizung-Klima Nordrhein-Westfalen, Lindenstraße 87, 40233 Düsseldorf Alle Rechte vorbehalten: Das Werk einschließlich aller Abbildungen ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung durch den Herausgeber unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen. Die Erstellung dieser Lehrgangsunterlagen wurde mit Mitteln des Landes Nordrhein-Westfalen und der Europäischen Union gefördert.

Inhalt 1 Grundlagen der Nennweitenermittlung für Trinkwasserleitungen 5 1.1 Die Ermittlung des Spitzendurchflusses 5 1.2 Die Auswahl des Wasserzählers 8 1.3 Die Ermittlung des ungünstigsten Fließweges 9 1.4 Die Ermittlung der Rohr-Nennweiten 12 2 Schritte für die Nennweitenermittlung einer Trinkwasserleitung 14 2.1 Übersicht über den Berechnungsablauf 14 2.2 Der Berechnungsablauf in Schritten 15 3 Stichwortverzeichnis 4 Literaturverzeichnis

Wenn Sie dieses Modul durchgearbeitet haben,... wissen Sie, worauf es bei der Ermittlung der Rohrnennweiten für Trinkwasseranlagen ankommt. kennen Sie die Unterschiede zwischen dem Berechnungs- und Spitzenvolumenstrom. sind Sie mit den Geschwindigkeitsbegrenzungen in Trinkwasserleitungen vertraut. sind Sie in der Lage, die Nennweite einer Trinkwasserleitung nach dem differenzierten Berechnungsverfahren genau zu ermitteln. sind Sie schon wieder älter geworden. Aber keine Angst, nach unserer Schätzung nur um etwa 20 Stunden.

Rohr-Nennweitenermittlung Seite 5 1 Grundlagen der Nennweitenermittlung für Trinkwasserleitungen Die Durchführung einer Rohrnennweitenermittlung einer (Trink-) Wasseranlage setzt Kenntnisse hinsichtlich der erforderlichen Wassermengen sowie der Betriebsparameter voraus. In diesem Kapitel sollen zunächst die Rahmenbedingungen erläutert werden, die einer Berechnung zugrunde liegen. Dieses Wissen ist Voraussetzung für die Durchführung des Berechnungsganges. Die im Folgenden beschriebenen Ermittlungen und genannten Tabellen werden im Kapitel 2 praktisch angewandt. 1.1 Die Ermittlung des Spitzendurchflusses Da sowohl zu klein als auch zu groß dimensionierte Trinkwasserleitungen ihrer bestimmungsgemäßen Aufgabe nicht nachkommen können, ist es unumgänglich, die in der Anlage benötigten Wassermengen möglichst genau zu ermitteln. Die Wassermasse, die durch eine Rohrleitung strömt, wird an jedem Abzweig aufgeteilt. Daraus folgt, dass das zu transportierende Wasservolumen auf dem Weg zu den Entnahmestellen immer mehr abnimmt. So fließt über das Leitungsstück gleich hinter der Wasserzähleranlage die gesamte Wassermasse, die im Hause benötigt wird. Über die Stockwerksleitung in einer Wohnung wird nur noch das Wasser transportiert, das innerhalb der Wohnung benötigt wird. Verringert sich die Wassermenge, die in einer Leitung fließt, kann auch die Nennweite der Leitung möglicherweise verkleinert werden. Um das zu arrangieren, teilt man das geplante und zu berechnende Rohrleitungssystem in Teilstrecken ein. Aufteilung der Anlage in Teilstrecken Eine Teilstrecke beginnt mit dem Abzweig, an dem sich die durchfließende Wassermenge ändert und endet vor dem Abzweig, an dem sich die durchfließende Wassermenge erneut ändert. Da somit Teilstrecken in der Regel immer von Abzweig zu Abzweig laufen, sind ihre Anfangs- und Endpunkte eindeutig definiert. Folglich

Rohr-Nennweitenermittlung Seite 6 muss bei der Benennung der Teilstrecken nicht der Anfangs- und Endpunkt bezeichnet werden (z. B. Teilstrecke von A nach B, wie etwa bei der Rohrweitenberechnung von Gasleitungen). Hier genügt es, der Teilstrecke einen Namen zu geben. Zweckmäßig geschieht dies mit Zahlen. Da während des Berechnungsganges ständig Werte der Teilstrecken bezüglich durchströmende Wassermenge und Länge aus der Zeichnung abgelesen werden müssen, belässt man es nicht bei einer Durchnummerierung der zu berechnenden Teilstrecken, sondern fügt jeder Teilstrecke ein so genanntes Teilstreckenkreuz zu. Ein Teilstreckenkreuz beinhaltet vier Zahlenwerte ohne Einheiten. Durch die Position der Zahl im Teilstreckenkreuz weiß der Anwender, um welchen Wert es sich dabei handelt. Teilstreckenkreuz mit Infos Abb. 1: Belegung eines Teilstreckenkreuzes Auf diese Weise sind die wichtigen Werte bei der Durchführung der Berechnung für jede Teilstrecke auf einen Blick ersichtlich. Ferner erleichtern es die Teilstreckenkreuze, die Berechnung später einmal nachzuvollziehen. Die Vergabe der Teilstreckennummern kann beliebig geschehen, es muss keine bestimmte Reihenfolge eingehalten werden. Wichtig ist nur, dass jede Zahl auch nur einmal vergeben wird. Die Länge der Teilstrecke muss aus den Planungsunterlagen ermittelt und in das Teilstreckenkreuz eingetragen werden. Dann kann die Ermittlung des Berechnungsdurchflusses erfolgen. Zur Ermittlung des Berechnungsdurchflusses folgt man der Leitung entgegen der Fließrichtung des Wassers. Man beginnt am Ende einer Leitung mit der dort befindlichen Entnahmestelle. Hier wird festgestellt, welche Wassermenge die Armatur benötigt, um gebrauchstauglich zu funktionieren. Diesen Berechnungsdurchfluss Berechnungsdurch flüsse rückwärts aufaddieren

Rohr-Nennweitenermittlung Seite 7 gibt der Armaturenhersteller an. Steht in der Planungsphase noch nicht fest, welche Entnahmearmaturen eingebaut werden sollen (und kann eine Normalausstattung angenommen werden) sind die Werte aus der DIN 1988-3 [9] zu entnehmen. Entgegen der Fließrichtung werden dann die Berechnungsdurchflüsse der Armaturen, die über die einzelnen Teilstrecken versorgt werden, addiert: Summendurchfluss ermitteln Abb. 2: Beispiel für die Ermittlung des Summendurchflusses Auf diese Weise arbeitet man sich bis zur ersten Teilstrecke des Hauses durch und ermittelt so den Summenberechnungsdurchfluss der Trinkwasseranlage. Dieser Wert wird auch vereinfacht Summendurchfluss genannt. Der Summendurchfluss gibt an, welche Wassermenge benötigt wird, wenn alle Entnahmestellen der Anlage gleichzeitig geöffnet werden. In der Praxis ist es eher unwahrscheinlich, dass alle Entnahmestellen immer gleichzeitig geöffnet werden. In Wohngebäuden nutzt niemand im Bad gleichzeitig Badewanne, Dusche, Bidet, Waschtisch und die WC-Spülung. Würde man die Dimension der Trinkwasserleitung nach dem Summendurchfluss auslegen, wäre diese viel zu groß. Der ermittelte Summendurchfluss muss folglich auf einen Wert reduziert werden, der die Wassermenge beschreibt, die bei der

Rohr-Nennweitenermittlung Seite 8 normalen Nutzung der Trinkwasseranlage tatsächlich maximal gleichzeitig benötigt wird. Dieser Wert wird das Spitzendurchfluss bezeichnet. Der Spitzendurchfluss wird, ausgehend vom Summendurchfluss, aus einer Tabelle der DIN 1988-3 [9] abgelesen. Bei Wohngebäuden muss zuvor geprüft werden, ob eine Entnahmearmatur versorgt wird, die alleine schon einen Berechnungsdurchfluss von 0,5 l/s oder mehr hat. Solche großen Armaturen müssen bei der Ermittlung des Spitzendurchflusses besonders berücksichtigt werden. Spitzendurchfluss ermitteln Beispiel: Ein WC-Druckspüler DN 20 hat einen Berechnungsdurchfluss von 1,0 l/s. Eine Waschtisch-Mischbatterie hat einen Berechnungsdurchfluss (Kaltwasser) von 0,07 l/s. Mit der Wassermenge, die zwei Druckspüler benötigen, könnte man 28 Waschtisch-Mischbatterien mit Kaltwasser versorgen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die zwei Druckspüler einmal gleichzeitig betätigt werden, ist jedoch größer als die Wahrscheinlichkeit, dass alle 28 Waschbecken einmal gleichzeitig genutzt werden. Um diese Gegebenheiten zu berücksichtigen, wird bei der Ermittlung des Spitzendurchflusses für Wohngebäude nach Anlagen mit größter Einzelentnahme < 0,5 l/s und 0,5 l/s unterschieden. Einzelentnahme von 0,5 l/s oder mehr beachten Um das Nutzungsverhalten mit dem Spitzendurchfluss zu berücksichtigen, gibt es in der DIN 1988-3 neben einer Ermittlungstabelle für Wohngebäude auch solche für Bürogebäude, Hotels, Kaufhäuser, Krankenhäuser und Schulen. 1.2 Die Auswahl des Wasserzählers Das Wasserversorgungsunternehmen (WVU) verlangt mit dem Inbetriebsetzungsantrag die Angabe des Spitzendurchflusses für die zu versorgende Anlage. Nach diesem Wert wird die erforderliche Größe des Wasserzählers ermittelt. Das geschieht ebenfalls mit Hilfe einer Tabelle aus der DIN 1988-3. Angabe des Spitzendurchfluss es im Inbetriebsetzungsantrag Der Druckverlust, den das strömende Wasser im Wasserzähler erfährt, ist für die weitere Berechnung der Rohrleitung nicht von

Rohr-Nennweitenermittlung Seite 9 Bedeutung, wenn in Fließrichtung hinter der Zähleranlage ein Druckminderventil folgt. Ist der Versorgungsdruck aber so gering, dass ein Druckminderventil nicht erforderlich ist, muss der Druckverlust, den der Wasserzähler verursacht, ermittelt werden. Das gilt auch für die privaten Steigstrang- oder Wohnungswasserzähler. Dazu wird der Maximaldurchfluss des ausgewählten Wasserzählers aus der Tabelle abgelesen. Würde der Wasserzähler mit diesem maximalen Durchfluss durchströmt, wäre ein Druckverlust von 700 mbar die Folge. In der Praxis sind Maximaldurchfluss des Wasserzählers und Spitzendurchfluss nicht identisch. Der Spitzendurchfluss ist meistens geringer. Deshalb muss ausgerechnet werden, welchen Druckverlust der Wasserzähler bei Spitzendurchfluss erzeugt. Das geschieht mit der folgenden Formel: p Vs = Druckverlust bei Spitzendurchfluss Druckverlust des Wasserzählers ermitteln p Vmax = Druckverlust bei Maximaldurchfluss V S = Spitzendurchfluss V max = Maximaldurchfluss Für die Druckverlustermittlung von Wasserfiltern ist diese Formel ebenfalls einsetzbar. Der Druckverlust bei Maximaldurchfluss beträgt bei Filtern 200 mbar. Die Auswahl des Filters muss nach Herstellerangaben erfolgen, da die DIN 1988-3 [9] hierfür keine herstellerübergreifende Tabelle bereitstellt. 1.3 Die Ermittlung des ungünstigsten Fließweges In der DIN 1988-3 ist für das Wort Fließweg die Bezeichnung Strang gebräuchlich. Das führt in der Berechnungspraxis nicht selten zu Irritationen, da der Praktiker den Begriff Strang mit Steigleitung gleichsetzt. Deshalb soll im Folgenden zunächst von einem Fließweg gesprochen werden. Strang ist nicht gleich Steigleitung

Rohr-Nennweitenermittlung Seite 10 Der Fließweg ist die Rohrleitungsstrecke, die das Wasser auf dem Weg zu einer Entnahmestelle hin zurücklegt. Es gibt Fließwege, auf denen das Wasser bis zum Ziel nur wenig Druck verliert (z. B. auf dem kurzen Leitungsweg vom Druckminderer hinter der Wasserzähleranlage bis zum Ausgussbecken im Keller). Es gibt aber auch Fließwege, auf denen das Wasser bis zum Ziel viel Druck verliert (z. B. auf dem langen Leitungsweg vom Druckminderer hinter der Wasserzähleranlage bis zur Wannenfüll- und Brausebatterie im 4. Obergeschoss). Alle Fließwege einer Trinkwasseranlage beginnen an der Stelle, an der der zur Verfügung stehende Druck übernommen wird (z. B. unmittelbar hinter dem Druckminderer). So kommt es, dass über eine Teilstrecke mehrere Fließwege führen können; über die erste Teilstrecke nach der Wasserzähleranlage führen sogar alle Fließwege der Anlage. Über Teilstrecken können mehrere Fließwege führen Abb. 3: Beispiel einer Trinkwasseranlage mit vier Fließwegen

Rohr-Nennweitenermittlung Seite 11 Würde man die Nennweitenermittlung beliebig beginnen, wäre es nicht auszuschließen, dass zunächst ein drucktechnisch günstiger Fließweg dimensioniert wird. Folgt später die Nennweitenermittlung der verbleibenden Teilstrecken eines ungünstigeren Fließweges, könnte dann festgestellt werden, dass die diesem vorgeschalteten Teilstrecken zu klein ausgelegt wurden. Da die Werte einer Nennweitenauswahl in die nachfolgende Dimensionierung einfließen, ist ein nachträgliches Ändern von Nennweiten rechnerisch nicht mehr möglich. Deshalb gilt: Die Dimensionierung der Teilstrecken wird Fließweg für Fließweg durchgeführt. Dabei wird mit der Dimensionierung der Teilstrecken des drucktechnisch ungünstigsten Fließweges begonnen. Die Dimensionierung der weiteren Fließwege erfolgt dann in der Reihenfolge von ungünstig nach günstig. Auf diese Weise wird erreicht, dass z. B. die erste Teilstrecke (über die alle Fließwege der Anlage führen) für den ungünstigsten Fließweg ausreichend groß ausgelegt wurde. Und wenn diese für den ungünstigsten Fall passt, dann ist sie für alle anderen Fließwege auch in Ordnung. Allerdings kann man nicht pauschal sagen, dass grundsätzlich die längste Rohrleitung oder die höchste Entnahmestelle der ungünstigste Fließweg ist. Ein Erraten der erforderlichen Dimensionierungs-Reihenfolge ist also mit einem Risiko verbunden. Um die Dimensionierungs-Reihenfolge festzulegen, muss für jeden der Fließwege errechnet werden, wie viel Druckverlust durch Rohrreibung pro Meter zulässig ist. Je weniger Druck pro Meter verbraucht werden darf, desto ungünstiger ist der Fließweg. Auslegung für das schwächste Glied der Kette Dieser so genannten R-Wert wird ermittelt, indem vom zur Verfügung stehenden Druck alle bekannten Druckverluste (z. B. Druckverlust durch geodätischem Höhenunterschied, Wasserzählerdruckverlust) und erforderlichen Drücke (die auf keinen Fall verbraucht werden dürfen, wie zum Beispiel der Mindestfließdruck, den eine Entnahmearmatur benötigt) subtrahiert. Durch diese Berechnung ermittelt man, welcher Druck auf dem Fließweg für den Druckverlust durch Rohrreibung und den

Rohr-Nennweitenermittlung Seite 12 Druckverlust durch Einzelwiderständen (Bogen, T-Stücke, Armaturen, etc.) zur Verfügung steht. Um von diesem Wert auf den Druck zu schließen, der nur für die Rohrreibung zur Verfügung steht, muss ein geschätzter Einzelwiderstände-Druckverlust subtrahiert werden. Das Schätzen des Einzelwiderstände-Druckverlustes ist unumgänglich, da der Druckverlust der Einzelwiderstände von der Fließgeschwindigkeit abhängig ist, die Fließgeschwindigkeit aber erst nach Festlegung der Nennweite ermittelt werden kann. Der so separierte Druck, der auf dem Fließweg durch die Rohrreibung maximal entstehen darf, wird durch die Länge des Fließweges dividiert. Wichtig ist dabei: Jeder Fließweg beginnt an der Stelle, an der der zur Verfügung stehende Druck übernommen wird (z. B. nach dem Druckminderer). Im Ergebnis erhält man den R-Wert und damit die Angabe, wie viel Rohrreibungsdruckverlust pro Meter Rohrleitung auf den einzelnen Fließwegen zulässig ist. Vom geringsten zulässigen Druckverlust bis zum größten zulässigen Druckverlust ist damit die Reihenfolge der Fließwege für die Dimensionierung festgelegt. Wie eingangs festgestellt, werden in der DIN 1988-3 [9] die Fließwege als Stränge bezeichnet. Diesen Begriff gilt es ab hier zu übernehmen, da die Formblätter für die Berechnung mit dieser Bezeichnung ausgeführt sind. Vom ungünstigsten zum günstigsten Fließweg rechnen 1.4 Die Ermittlung der Rohr-Nennweiten Der ermittelte R-Wert ist eines der Auswahlkriterien zu Festlegung einer Rohr-Nennweite. Die verschiedenen Rohrwerkstoffe haben unterschiedliche Oberflächen. Sie sind mehr oder weniger rau und erzeugen somit geringere oder größere Reibungsdruckverluste, wenn das Wasser durch die Rohrleitung strömt. Welcher Rohrreibungsdruckverlust pro Meter entsteht, wird in den Rohr- Dimensionierungstabellen der DIN 1988-3 angegeben. Es ist eine Nennweite auszuwählen, bei der der Rohrreibungsdruckverlust pro Meter den ermittelten R-Wert nicht übersteigt. R-Wert beachten

Rohr-Nennweitenermittlung Seite 13 Den Einstieg in die Tabelle bietet der für jede einzelne Teilstrecke aus dem Summendurchfluss ermittelte - Spitzendurchfluss. R-Wert und Spitzendurchfluss stellen allerdings nicht die einzigen Kriterien für die Auswahl einer Rohrdimension dar. Was ebenfalls beachtet werden muss, ist die Fließgeschwindigkeit des Wassers. Angestrebt werden soll immer eine möglichst hohe Fließgeschwindigkeit. Das stellt einen häufigen Wasserwechsel sicher und hilft zudem, eventuell eingebrachte Fremdstoffe wieder auszuspülen. Die Geschwindigkeitsbegrenzung liegt bei 5 m/s. Geschwindigkeitsbegrenzungen Den Einzelwiderständen (Bogen, T-Stücke, Armaturen, etc.) sind Verlustbeiwerte ( Zeta-Werte ) zugeordnet. Der Verlustbeiwert ist ein Hilfswert ohne Einheit. In Abhängigkeit von der Geschwindigkeit, mit der das Wasser den Einzelwiderstand hindurchfließt, wird mit diesem der Druckverlust ermittelt. Einzelwiderstände mit einem Verlustbeiwert von 2,5 oder mehr dürfen nur mit einer Wassergeschwindigkeit von maximal 2,5 m/s durchströmt werden. Zu solchen Einzelwiderständen zählen z. B. Gradesitzventile, die oft als Unter-Putz-Ventile Verwendung finden. Werden so genannte Dauerläufer versorgt, ist die Wassergeschwindigkeit in den Teilstrecken, durch die das Wasser für diese strömt, sogar auf 2,0 m/s begrenzt. Als Dauerläufer werden Entnahmearmaturen bezeichnet, die bei der Benutzung länger als 15 Minuten geöffnet sind. In Frage kommt hier zum Beispiel eine Wasser-Entnahmestelle im Garten, wenn der Anschluss eines Rasensprengers denkbar ist. Dauerläufer Wie die Leitungen, die einen Dauerläufer versorgen, werden auch die Anschlussleitungen (zur Erinnerung: die Leitung zwischen Trinkwasser-Versorgungsleitung und der Hauptabsperreinrichtung) für eine Strömungsgeschwindigkeit von maximal 2,0 m/s ausgelegt.

Rohr-Nennweitenermittlung Seite 14 2 Schritte für die Nennweitenermittlung einer Trinkwasserleitung Mit dem Kapitel 1 wurden die Rahmenbedingungen behandelt, die bei der Nennweitenermittlung einer Trinkwasserleitung beachtet werden müssen. Diese Kenntnisse voraussetzend, werden im Folgenden der Ablauf einer Nennweitenermittlung beschrieben und Hinweise gegeben, auf welchen Seiten des Kommentars zur DIN 1988 die hierfür erforderlichen Berechnungstabellen zu finden sind. 2.1 Übersicht über den Berechnungsablauf

Rohr-Nennweitenermittlung Seite 15 2.2 Der Berechnungsablauf in Schritten Die nachfolgend genannten Schritte können mit der Übungssequenz 1 auf der, diesem Lehrbrief beiliegenden CD-ROM, nachvollzogen werden. Am Beispiel dieser kleinen Trinkwasseranlage wird der Berechnungsablauf beschrieben. Es sind Kupferrohre zu installieren. Die geodätische Höhe, die das Wasser überbrücken muss, beträgt 4,4 Meter. Der Druckminderer ist auf einen Ausgangsdruck von 4 bar eingestellt. Schritt 1: Anlage in Teilstrecken unterteilen Eine Teilstrecke beginnt immer dann neu, wenn sich der durchfließende Berechnungsdurchfluss ändert T-Stück. Zur besseren Übersicht wird jede Teilstrecke mit einem Teilstreckenkreuz versehen.

Rohr-Nennweitenermittlung Seite 16 Schritt 2: Berechnungsdurchflüsse erfassen Die Berechnungsdurchflüsse der Entnahmearmaturen werden aus der Tabelle 11 (Kommentar zur DIN 1988-3, Seite 230) ablesen und in die Teilstreckenkreuze eintragen. Schritt 3: Summen(berechnungs)durchflüsse eintragen Durch Addition der Berechnungsdurchflüsse werden die Summendurchflüsse der weiterführenden Teilstrecken ermittelt und eingetragen (Eintragungsreihenfolge also rückwärts von den Entnahmearmaturen zum Hausanschluss hin). Schritt 4: Teilstreckenlängen erfassen Die Längen der Teilstrecken werden ermittelt und in die Teilstreckenkreuze eingetragen.

Rohr-Nennweitenermittlung Seite 17 Schritt 5: Erfassung der Anlagenwerte Es werden die Entnahmestellen pro Strang auf dem Formblatt 1 (Kommentar zur DIN 1988-3, Seite 269) eingetragen und die Berechnungsdurchflüsse und die Mindestfließdrücke der Entnahmearmaturen erfasst. Die einzelnen Berechnungsdurchflüsse werden zum Berechnungsdurchfluss V R des Stranges addiert. Schritt 6: Ermittlung des Spitzenvolumenstromes Die Berechnungsdurchflüsse der einzelnen Stränge werden zur Summe der Berechnungsdurchflüsse (Summendurchfluss) ΣV R addiert und der Spitzenvolumenstrom V S der gesamten Anlage ermittelt (je nach Art des Gebäudes mit den Tabellen 12, 13, 14, 15, 16 oder 17 (Kommentar zur DIN 1988-3, Seiten 231 bis 236). Beachten Sie: Bei Wohngebäuden wird unterschieden zwischen V R bei Einzelentnahme < 0,5 l/s oder 0,5 l/s!

Rohr-Nennweitenermittlung Seite 18 Schritt 7: Ermittlung der Wasserzählergröße und Berechnung des Wasserzählerdruckverlustes Mit dem ermittelten Spitzendurchfluss V S in m³/h, der am zu ermittelnden Wasserzähler anliegt, wird aus Tabelle 9 (Kommentar zur DIN 1988-3, Seite 226) ein Zähler ausgewählt, bei dem der V S

Rohr-Nennweitenermittlung Seite 19 zwischen V n und V max liegt. Bei einem Durchfluss V S = V max erzeugt der Wasserzähler einen Fließdruckverlust von 700 mbar. Ist V S < V max, dann ist auch der Fließdruckverlust, der durch den Wasserzähler erzeugt wird, geringer. Dieser geringere Fließdruckverlust ist zu berechnen. Anmerkung: Im vorliegenden Berechnungsbeispiel fließt der Wasserzähler-Druckverlust nicht in die folgende Berechnung ein, da der Wasserzähler vor dem Druckminderer angeordnet ist.