Gletschervorfeld Pasterze

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Transkript:

Institut für Geographie und Raumforschung an der Universität Graz Gletschervorfeld Pasterze Landschaftsdifferenzierung anhand unterschiedlicher Lebensräume Verfasserinnen: Elke EICHMANN & Claudine BENOIT Zeitpunkt der Erhebung im Pasterzenvorfeld: 12. September 2011

Einleitung Methodik Das Gletschervorfeld ist ein ökologisch betrachtet sehr dynamisches System, und die zeitliche Abfolge der Vegetationsentwicklung ist hier besonders gut zu sehen. Diese Vegetationssukzession ist in besonderem Maße im Gletschervorfeld zu beobachten, da sich Flächen, die länger eisfrei sind, bereits in einem fortgeschritteneren Vegetationsstadium befinden. Zur Veranschaulichung dieser zeitlichen Dynamik wurden nach einer anfänglichen Begehung des Gletschervorfeldes entlang des Gletscherweges Pasterze drei Standorte ausgewählt, anhand derer der Begeher bzw. die Begeherin diese unterschiedlichen Entwicklungsstadien der Vegetation in der Landschaft erkennen kann. Es handelt sich in diesem Bericht ausdrücklich nicht um eine klassische Biotopkartierung, in der auch eine Artenzählung stattfinden muss, sondern um eine Einteilung unsererseits, die es dem Betrachter und der Betrachterin ermöglichen soll, die Landschaft lesen zu lernen. In Anlehnung an eine Biotopkartierung wurden anhand einer Fotointerpretation definierte Lebensräume der Landschaft zugewiesen. Abbildung 1: Blühendes Pasterzenvorfeld Blick über den Sandersee zur Pasterze, Foto: HAßLACHER 2011, S. 102

Definitionen der Lebensräume Die Begrifflichkeiten sind, falls nicht anders angeben, aus dem Biotoptypenkatalog der Steiermark (2008) entnommen. 1. Speichersee der Hochlagen. Künstlich, durch Dämme oder Staumauern angelegte Stillgewässer ab der subalpinen Stufe. Abbildung 2: Margaritzenstausee. Standpunkt Nähe Glocknerhaus, Blickrichtung W 2. Lärchweide. Dieser Lebensraum umfasst eine lockere Baumschicht, die von einzeln oder in Gruppen stehenden europäischen Lärchen (Larix decidua) geprägt wird. Meist existiert eine spärliche Strauchschicht und die Krautschicht ist bezüglich Höhenlage und Untergrund sehr variabel. Über Silikat Abbildung 3: Junge Lärchen. Standpunkt Westufer Maragritzenstausee, südlich des Elisabethfelsens, Blickrichtung W sind jedoch Arten der Magerweiden am häufigsten anzutreffen. Hierzu gehören bspw. Bürstling (Nardus stricta), Scheuchzers Glockenblume (Campanula scheuchzeri), Silberdistel (Carlina acaulis) oder Gold-Fingerkraut (Potentilla aurea).

3. Silikatfelsflächen- und wände. Silikatfelswände weisen charakteristische Klüfte, an denen die Verwitterung ansetzt, auf. Neben der mechanischen Verwitterung ist bei den Silikatfelswänden die biologische Verwitterung von großer Bedeutung. a. Ohne Vegetation. Aufgrund Abbildung 4: 3a Silikatfelswand ohne Vegetation, im Vordergrund Initialrasen. Standpunkt nördlich des Elisabethfelsens, des weitgehenden Fehlens von Strukturen, Klüften und Spalten sind diese Felswände Blickrichtung SSW vegetationslos. Zusätzlich zu diesen allgemein gültigen Bedingungen, sind im Gletschervorfeld die erst kürzlich eisfrei gewordenen Flächen und Wände diesem Typ zuzuordnen. b. Mit Vegetation. Dieser Lebensraum zählt zu den Extremstandorten. Die Vegetation wächst in Felsspalten oder kleinräumigen Strukturen unmittelbar Abbildung 5: 3b Silikatfelswand mit auf dem Felsen, und Vegetation. Standpunkt Südufer des das Artenaufkommen ist Margaritzenstausees, Blickrichtung NW deswegen in besonderem Maße mit dem Ausgangsgestein verbunden. Hohe Temperaturschwankungen, Wassermangel und fehlender Boden fordern von den Pflanzengesellschaften eine hohe Spezialisierung auf diesen Standorttyp. Die Felsen werden in der Regel von Krusten- und Blattflechten besiedelt, und Blütenpflanzen können ausschließlich in Felsspalten, in denen sich bereits eine zumindest geringe Rohhumusauflage gebildet hat, aufkommen. Dieser Extremstandort führt zu Artenarmut und es bilden sich Polsterpflanzen. Zu den Vertretern dieser Spezialisten gehören bspw. Gegenblättriger Steinbrech

(Saxifraga oppositifolia) oder Landkartenflechte (Rhizocarpon geographicum) [MERTZ 2008, 396-407]. 4. Silikatruhschutthalde. Eine Schutthalde ist in der Regel das Produkt der Erosion an steilen Felswänden, und die Obergrenze der Schutthalde bildet meist anstehender Fels. Im Gletschervorfeld kann diese Landschaftsform zusätzlich auf genetische Moränen zurückgeführt werden. Ruhschutthalden werden aktuell Abbildung 6: 4a Silikatruhschutthalde keine nennenswerten Materialmengen zugeführt und sie sind Erstbesiedelung. Standpunkt Ostufer Sandersee, Blickrichtung N mehr oder weniger unbeweglich. Allerdings kann es durch Steinschlag zu gelegentlicher Materialzufuhr und kleinräumlichen Bewegungen kommen. a. Erstbesiedelung. Aufgrund des labilen Untergrundes werden hohe Ansprüche an die Erstbesiedler gestellt, welche ein besonders regeneratives Wurzelsystem ausgeprägt haben. Es Abbildung 7: 4b Silikatruhschutthalde mit Initialrasen. Standpunkt dominieren ausdauernde Arten Margaritzenstaumauer, Blickrichtung W mit mächtigen Rhizomen, ferner Polsterpflanzen und kleinwüchsige Gräser. Auf größeren Felsblöcken wachsen zudem Flechten und Moose. Zu den typischen Pflanzen gehören etwa Quell- Steinbrech (Saxifraga aizoides; an feuchten Standorten), Alpen-Mannschild (Androsace alpina), Gletscher-Hahnenfuß (Ranunculus glacialis) oder Alpen- Leinkraut (Linaria alpina) [MERTZ 2008, S. 394-405].

b. Initialrasen. Dieser Lebensraum wird durch einen grasreichen Bestand charakterisiert, der jedoch noch nicht geschlossen, und bei weitem noch nicht mit einem ausgereiften Hochgebirgsrasen zu vergleichen ist. Die Bodenentwicklung ist zudem noch sehr dürftig und geht über eine wenige Zentimeter mächtige Humusschicht kaum hinaus [ERSCHBAMER ET AL. 1999 zitiert nach ERSCHBAMER 2005, S. 57]. 5. Geschlossener Hochgebirgsrasen. Frost und Bodentrockenheit sind begrenzende Faktoren für die Pflanzengesellschaften. Auch die Bodenbildung ist in dieser Höhenstufe (subalpin bis alpin) sehr verlangsamt und deswegen ist die Mächtigkeit der Böden gering. Die Pflanzenwurzeln Abbildung 8: Geschlossener Hochgebirgsrasen. Standpunkt Nähe Glocknerhaus, Blickrichtung E haben dadurch häufig Kontakt mit dem Ausgangsgestein und die Zusammensetzung der Pflanzengesellschaften ist in hohem Maße bestimmt durch die Beschaffenheit des Untergrundes. Durch die geologischen Gegebenheiten ist im Gletschervorfeld Pasterze das Vorkommen von Mischformen alpiner Rasengesellschaften vorzufinden. Auf diesen Mischformen von Kalk und Silikat sind folgende zwei Rasengesellschaften prägend: Violettschwingelrasen (Urfettwiese) und Nacktriedrasen (Elynetum) [MERTZ 2008, S. 248]. Bei der Begehung ist den Autorinnen aufgefallen, dass die für reine Silikatrasen bestandsbildenden Krummseggen (Carex curvula) ebenfalls häufig vorhanden waren.

6. Grünerlengebüsch. Dieser Lebensraum ist hauptsächlich in der subalpinen Stufe anzutreffen, v.a. dort, wo es für andere Bäume, wie die Grauerle (Alnus incana), wegen der Nässe und der Schneeschimmelgefahr ungeeignet ist. Für das Aufkommen der Grünerle (Alnus viridis) sind Abbildung 9: Grünerlengebüsch. Standpunkt Südufer des Margaritzenstausees, die Wasserversorgung des Bodens sowie der ständige Blickrichtung S Wassernachschub entscheidend, da ihre Blätter eine hohe Transpirationsrate aufweisen. Neben der Dominanz von Grünerlen sind Feuchtigkeit liebende alpine Hochstauden (bspw. Gelber Eisenhut (Aconitum lycoctonum); Alpendost (Adenostyles sp.)) oder verschiedene Weidenarten häufige Begleitarten [MERTZ 2008, S. 224] Abbildung 10: Zwergstrauchheide der Hochlagen auf Silikat. Standort Südufer des Margaritzenstausees, Blickrichtung SE 7. Zwergstrauchheide der Hochlagen auf Silikat. Von Zwergsträuchern (etwa 1cm bis 50cm hohe, verholzte Gewächse) dominierte Bestände. Bevorzugt werden Standorte besiedelt, welche bodensauer und nährstoffarm und mäßig trocken bis feucht sind. Dominierende Pflanzen sind Heidelbeere (Vaccinium myrtillis) und Preiselbeere (V. vitis-idaea) sowie Besenheide (Calluna vulgaris).

8. Anmoor. Standort mit andauernd nasser Humusform durch Grund-, Stau- und Quellwasser [Leser 2001, S. 36]. Typische Feuchtezeiger sind Binsen (Juncus sp.), Seggen (Carex sp.) und Moose. Abbildung 11: Anmoor. Standpunkt Vorspung des Elisabethfelsens, Blickrichtung N Abbildung 12: Silikatblockschutthalde. Standort Alter Schwemmkegel am Nordufer des Sandersees, Blickrichtung N 9. Silikatblockschutthalde. Blockschutthalden gehen häufig auf Felssturzereignisse zurück. Das Material liegt unsortiert vor. Aufgrund des extremen Standortes gibt es nur eine offene Vegetation, nur an Standorten mit guter Wasserversorgung kann die Vegetation auch dichter sein. Zwergsträucher, Moose und Flechten sowie Polsterpflanzen gehören zu den dominierenden Pflanzen.

10. Silikatregschutthalde. Regschutthalden sind aufgrund steiler Hangneigungen und fehlender Vegetation noch in Bewegung und es wird aktuell noch immer erodiertes Material zu- und abgeführt. Abbildung 13: Silikatregschutthalde. Standpunkt Westufer des Sandersees, Blickrichtung W Abbildung 14: Stillgewässer mit Pioniervegetation. Standort Ostufer des Sandersees, Blickrichtung W 11. Stillgewässer mit Pioniervegetation. Dieser Lebensraum tritt im Uferbereich von Stillgewässern auf. Entscheidend sind stark schwankende Wasserstände, sodass während der Vegetationsperiode über längere Zeit die Flächen trocken fallen. Das Biotop umfasst artenarme, offene und niedrigwüchsige Pflanzenbestände, die von kurzlebigen Pionierarten dominiert werden.

12. Sandersee. Der Sandersee Abbildung 15: Sandersee. Standort Hochalpenstraße Nähe Franz-Josef-Haus, Blickrichtung S ist zurzeit im Stadium der Verlandung. Beim Gletscherrückzug der Pasterze diente das flache Becken als Sedimentfalle, in denen die Sedimente aus dem Schmelzwasserbach abgelagert wurden. Heutzutage existiert der Sandersee nur mehr bei erhöhter Wasserführung der Möll und selbst dann nur als ein seichter See [LIEB & SLUPETZKY 2004, S. 66]. Abbildung 16: Pasterze -Gletscher mit Hufeisenbruch und Johannisberg. Standpunkt Gletscherstirn 2011, Blickrichtung NW 13. Gletscher. Ein Strom aus einer Eismasse, der mit langsamer Bewegung talwärts fließt und dabei im unteren Teil durch Abschmelzen gleichzeitig aufgezehrt wird. Der Gletscher gliedert sich in ein Nähr- und ein Zehrgebiet, welche durch die Gleichgewichtslinie getrennt sind [LESER 2001, S. 280]. Der moränenbedeckte Gletscher ist in der Ausprägung des Lebensraumes dem der Silikatregschutthalde ähnlich.

Abbildung 17: Ansammlung von Silikatschutt an der Gletscherstirn. Standpunkt Gletscherstirn 2011, Blickrichtung N 14. Fluvioglaziale Ansammlung von Silikatschutt. Durch den Rückzug des Gletschers wird am Rand der Gletscherstirn Schutt angesammelt, der von höher gelegenen Regionen stammt, und durch fluvioglaziale Prozesse umgelagert wird. Die Abflussmenge ist stark jahreszeitlich abhängig und an geeigneten Stellen können sich auch kleine Toteisseen bilden. Abbildung 18: Gamsgrube in einer SW exponierten Mulde des Fuscherkarkopfes. Standpunkt Gamsgrubenweg, Blickrichtung E, Aufnahme vom 13. September 2011 15. Gamsgrube. In einer südwestexponierten Karmulde des Fuscherkarkopfes befindet sich dieses Sonderschutzgebiet, welches einen hohen naturschutzfachlichen Wert aufweist. Bereits 1813 entdeckte HOPPE die Gamsgrube als botanisches Kleinod. Die Gamsgrube ist eine klassische Lokalität der frühen botanischen Erforschung der Alpen [LINDNER 2011, S. 40-41]. Die Mulde ist mit Flugsand bedeckt, welcher von den Kalkglimmerschieferplatten der

Umgebung stammt. Auf den Ablagerungen hat sich eine Blaugras- Horstseggenhalde gebildet. Polsterpflanzen wie z.b. das Stängelloses Leimkraut (Silene acaulis) oder die Quendel-Weide (Salix serpillifolia) kämpfen gegen neue Flugsandaufwehungen an. In Mulden kann bspw. auch Blaue Gänsekresse (Arabis caerulea) aufkommen. Die seltensten Pflanze der Gamsgrube ist das Alpen- Breitschötchen (Braya alpina), deren nächster Fundort außerhalb der Alpen in Spitzbergen liegt. Auf den umgebenden Graten wächst das sehr seltenen Kugelmoos (Oreas martiana) [HARTL & PEER 2005, S. 170-171]. 16. Vegetationsinsel aus Karbonatrasen. Durch Eisfreiheit im gesamten Holozän kam es im Gipfelbereich des Kleinen Burgstalls zu einer ungestörten Bodenentwicklung. Die rezente Rasengesellschaft ist ein geschlossener Nacktriedrasen (Elynetum). Abbildung 19: Kleiner Burgstall 2713 m. Quelle: LANDSAT TM vom 9.9. 2009 (Datengrundlage: USGS Earth Resources Observation and Science (EROS) Center; Bearbeitung: W. SULZER, Institut für Geographie und Raumforschung, Graz)

Literaturverzeichnis Amt der Steiermärkischen Landesregierung Fachabteilung 13C Naturschutz (Hrsg.), 2008: Biotoptypenkatalog der Steiermark. Eigenverlag, Graz, 504 S. Erschbamer, B., 2005: Gletschervorfeld ein neuer Lebensraum entseht. In: Österreichischer Alpenverein (Hrsg.), Bedrohte Alpengletscher, Alpine Raumordnung Nr. 27, Innsbruck, S. 56-59 Haßlacher, P., 2011: Die Pasterze und der Alpenverein. In: Lieb, G., Slupetzky, H., 2011: Die Pasterze. Verlag Anton Pustet, Salzburg, S. 100-105 Hartl, H., Peer, T., 2005: Nationalpark Hohe Tauern Pflanzen. Universitätsverlag Carinthia, Klagenfurt, 199 S. Leser, H. (Hrsg.), 2001: Wörterbuch Allgemeine Geographie. Deutscher Taschenbuch Verlag, München, 1037 S. Lieb, G., Slupetzky, H., 2004: Gletscherweg Pasterze Glocknergruppe. Innsbruck, 122 S. Lindner, R., 2011: Von der Erstbesteigung des Glockners zum Beginn der Gletscherforschung. In: Lieb, G., Slupetzky, H., 2011: Die Pasterze. Verlag Anton Pustet, Salzburg, S. 38-47 Mertz, P., 2008: Alpenpflanzen in ihren Lebensräumen Ein Bestimmungsbuch. Haupt Verlag, Bern-Stuttgart-Wien, 480 S.