Managerwissen kompakt: Golfstaaten

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Managerwissen kompakt: Golfstaaten Amin Janzir ISBN 3-446-40637-9 Leseprobe Weitere Informationen oder Bestellungen unter http://www.hanser.de/3-446-40637-9 sowie im Buchhandel

9 1 Einleitung Riesige Luxushotels, Skianlagen in der Wüste, Unterwasserrestaurants, Wolkenkratzer mit futuristischen Zügen, zahlreiche Messen und Kongresse in Dubai sowie endlose Reportagen über die Megaprojekte von künstlichen Inseln mit Luxusvillen mitten im Arabischen Golf zeichnen die arabischen Golfstaaten aus. Selbst die Formel 1 findet in der Wüste von Bahrain statt. Die Superlativen scheinen bei den Ölscheichs keine Grenzen zu kennen. Die Chancen für europäische Unternehmer sind enorm, denn ein Ende des Wachstums ist nicht abzusehen. Ein riesiger Wirtschaftsboom hat die gesamte arabische Golfregion erfasst. Jedoch wenn man es genauer betrachtet, müsste man es einen riesigen Investitionsboom in die eigene Zukunft nennen. Die arabische Golfregion bereitet sich auf eine Zukunft ohne Erdöl und somit ohne Petrodollar vor. Bahrain ist eines der ersten Länder, bei denen diese Einnahmen in wenigen Jahren wegfallen werden. Bei einer Bevölkerung von ca. 35,5 Mio. in den Ländern des Golf-Kooperationsrats (GCC: Bahrain, Katar, Kuwait, Oman, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate), einem Bevölkerungswachstum von ca. 3% und einem Gastarbeiteranteil von 18% (Saudi-Arabien) bis hin zu 80% (Dubai) ist schnelles Handeln unumgänglich. Mit Dubai an der Spitze bemühen sich alle GCC-Staaten um Investitionen in das eigene Land. Diversifizierung der Wirtschaft lautet überall das große Schlagwort zur Rettung der Zukunft. Nicht mehr abhängig vom Öl sein! Industrie und Tourismus müssen her! Hunderte von Milliarden Dollar werden in den kommenden 20 Jahren in die Kreierung dieser Wirtschaftszweige investiert.

10 Einleitung Jedoch kann nur die Zeit beantworten, ob diese Investitionen sich auch bezahlt machen werden, denn Geld alleine kann diesen Projekten nicht zum Erfolg verhelfen. Die GCC- Länder quälen sich mit einer bislang verwöhnten Gesellschaft, welche durch den Reichtum nicht unbedingt arbeiten musste. Der Staat bot seinen Bürgern einfache Behördenjobs, durch welche die Bevölkerung sehr gut leben konnte. Es hatte sich schnell etabliert, für harte Arbeit billige Arbeitskräfte aus Indien, Pakistan, Ägypten, Südostasien und anderen Regionen ins Land zu holen. Zwar will man nun eine Industrie im eigenen Land aufbauen, jedoch importiert man zusätzlich die Arbeiter, da die eigene Bevölkerung einer solchen Tätigkeit nicht nachgehen will. So ist das Problem der arabischen Golfstaaten mit Investitionen alleine nicht behoben. Parallel muss ein gesellschaftliches Umdenken stattfinden, das es ermöglicht, auch arbeitswillige Staatsbürger in den neuerschaffenen Wirtschaftssektoren zu beschäftigen. Für die Diversifizierung der Wirtschaft in den GCC-Ländern wird die Technik und das Know-how des Westens benötigt. Zu fast allen Bereichen findet man Anfragen und Projekte. Es gibt kaum einen europäischen Wirtschaftssektor, der hier nicht aktiv werden könnte. Um jedoch in Arabien erfolgreich zu sein, muss man sich auf die Kultur der Golfstaaten einstellen. Die arabische Geschäftskultur, die Bazarmentalität, die Liebe zum Verhandeln, das Anwenden von Weißen Lügen und die notwendige persönliche Ebene sind für viele Deutsche und Europäer sehr befremdend. Hinzu kommt das Zauberwort Geduld, das man in dieser Region immer benötigt, was sicherlich im Gegensatz zur schnelllebigen deutschen Geschäftswelt steht. Diesen Themen und Fragen sowie den wirtschaftlichen und kulturellen Hintergründen der GCC- Länder wird in diesem Pocket Power-Band nachgegangen.

11 2 Die arabischen Golfländer gestern und heute Die ursprünglichen Siedler Arabiens sind, wie auch die Babylonier und Assyrer, semitischer Abstammung und vermischten sich mit zuvor angesiedelten Völkern aus den Nachbarregionen der Arabischen Halbinsel. Im Nebel des Altertums tauchten die Araber mit einer starken ethnischen Identität auf. Sie waren stark an ihre genealogischen Traditionen und Stammessitten gebunden. Trotzdem gab es und gibt es heute noch eine starke kulturelle Grenzlinie unter den arabischen Völkern. So unterscheiden sich die Beduinenvölker der Golfstaaten sehr von der Bevölkerung der anderen arabischen Länder, welche regionalbedingt mehr Wasser und Regen hatten und so der Landwirtschaft nachgehen konnten. Die heutigen arabischen Golfstaaten (Bild 1) sind Länder, deren Kultur vorwiegend durch die Dürre und trockene Wüste geprägt wurde. Mühselig und anstrengend waren die Lebensbedingungen der Bedu in Ländern wie Saudi-Arabien Bild 1: Die arabischen Golfstaaten Design: www.farisansari.com

12 Die arabischen Golfländer gestern und heute und Kuwait. Im Gegensatz dazu konnte sich in anderen Regionen der Arabischen Halbinsel, wie z. B. im Jemen, die Agrarwirtschaft und der Handel durch die Seefahrt entwickeln. Diese Parallelentwicklungen sind auch noch heute spürbar. Und wie es das Schicksal so will, sind genau diese dürren und kargen Wüstenlandschaften der Arabischen Halbinsel mit dem schwarzen Gold Erdöl und Erdgas, dem Brennstoff der Industriewelt gesegnet. Was früher der arme Beduine war, welcher armselig mit Kamelen und ein paar Schafen durch die Wüste zog, ist heute ein relativ wohlhabender Local, welcher stolz auf sein Land ist, durch den Ölreichtum seines Landes in der Regel keine Steuern zahlen muss, in den Genuss eines kostenlosen Gesundheits- und Bildungswesens kommt und vorwiegend in den kleineren Golfstaaten gut bezahlte Behördenjobs angeboten bekommt, um somit die Stabilität im Lande zu sichern. Der Jemen wiederum, welcher in der Vergangenheit durch seine Fruchtbarkeit Hochkulturen und Reichtum hervorbrachte, ist heutzutage eines der ärmsten Länder der Welt. Die noch reichen Golfstaaten befürchten jedoch, dass mit Ende der absehbaren Öleinnahmen und ohne Änderung der wirtschaftlichen Schwerpunkte auch ihr finanzieller Wohlstand dahinschwinden wird. Um dem entgegenzuwirken, wird nun in eine Zukunft ohne Erdöl investiert. Im Folgenden eine kurze Genese zur Geschichte der Arabischen Halbinsel. 2.1 Vorislamische Geschichte Arabiens Im Jahre 854 v. Chr. traten die Araber erstmals als namhafte Kraft auf, indem sie die Assyrerkönige bekriegten. Vorwiegend im Jemen entstanden Reiche und Hochkulturen,

Vorislamische Geschichte Arabiens 13 wie das der Sabäer, auch bekannt durch die Königin von Saba im Alten Testament, welche unter anderem Eritrea und Äthiopien kolonisierten. Des Weiteren gab es ebenfalls im Jemen die Minäer und die Reiche Kataban und Hadramaut. Diese genannten Reiche im Süden Arabiens existierten zwischen der Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. bis ins 1. Jahrhundert v. Chr. Die Äthiopier unterwarfen im 4. Jahrhundert n. Chr. den Süden Arabiens und wurden gegen 570 von den Persern vertrieben. Südarabien, vorwiegend der grüne Jemen, blieb bis zum Sieg des Islam unter persischer Kontrolle. Diese genannten Reiche Südarabiens hatten jedoch wenig Auswirkung auf das Bedu-Leben in Zentralarabien. Dort kam es zu keinen langfristigen Reichen oder Staaten. Palästina, Syrien und Mesopotamien wurden in den letzten Jahrhunderten v. Chr. von den Arabern besiedelt. Petra/Südjordanien wurde im 2. Jahrhundert v. Chr. von den Nabatäern gegründet und wurde 106 n. Chr. vom Römischen Reich unterworfen. In Dedan (zwischen den saudischen Städten Medina und Tabuk) entstand das Reich der Lihjan. Im 2. und 3. Jahrhundert war Palmyras (Syrien) große Zeit. Das Geschäft mit den Karawanen blühte. Der wirtschaftliche Erfolg brachte Palmyra auch politische Macht. Hier residierte der Statthalter der römischen Provinz des Orients. Die Erscheinung und das Leben in der Stadt wurden nach römischem Vorbild verändert. Es entstanden ein Forum, ein Amphitheater, Tempelanlagen und Straßen. Unter Odenat und seiner ihm folgenden Gattin Zenobia dehnte sich ihre Macht über ganz Syrien aus, bis 273 Aurelian Palmyra zerstörte. Im Irak (Hira) herrschten seit dem 4. Jahrhundert bis 602 als Vasallen der Perser die Lakhmiden. Im 5. und 6. Jahrhundert schufen auch die Byzantiner in Syrien und Palästina einen Vasallenstaat unter

14 Die arabischen Golfländer gestern und heute dem arabischen Beduinenstamm der Ghassaniden, welche im 3. Jahrhundert aus Südarabien in den Norden der Arabischen Halbinsel abgewandert waren. In Nadjd, dem Kernraum Saudi-Arabiens, schufen die aus dem Jemen stammenden Kinda das einzige unabhängige arabische Königreich in Nordarabien, welches bis ca. 535 bestehen blieb. 2.2 Die Eroberungen des Islam Der Prophet Mohammed, der letzte Prophet des Islam, wurde um 570 in Mekka (Saudi-Arabien) geboren und starb 632 in Medina (Saudi-Arabien). Mit den Erfolgen der Muslime und der Ausbreitung des Islam wurde Arabien der Ausgangspunkt der islamischen Reiche. Geistiges Zentrum des Reiches war Mekka. Medina hingegen wurde unter den Kalifen, den Führungsnachfolgern Mohammeds, von 632 bis 661 das politische Zentrum eines vereinigten islamischen Staates. Schon 635 war es den Muslimen gelungen, ganz Arabien unter islamische Herrschaft zu bringen. Die Eroberungszüge der arabischen Muslime drangen rasch nach Nordafrika und in den Vorderen Orient vor. 656 verlegte der vierte Kalif Ali die Residenz des Reichs von Medina nach Kufa. Die politischen Hintergründe hierfür führten zur religiösen Spaltung zwischen den Muslimen in Sunniten und Schiiten, wobei aus den Anhängern Alis die religiösen Rechtsschulen der Schiiten entstanden. 661 verlegten die Omaijaden das Kalifat nach Damaskus, wodurch Arabien an Bedeutung verlor. 749 übernahmen die Abbasiden die Macht und ernannten Bagdad zum Zentrum ihres Reiches. Dies führte zu einem weiteren Niedergang Arabiens. Arabien hatte unter den Kalifen von Bagdad vom 8. bis zum 10. Jahrhundert den Status einer Pro-

Entstehung der Herrschaft der Beni Saud 15 vinz. Mitte des 10. Jahrhunderts zerfiel die Arabische Halbinsel in viele Kleinstaaten. Die Mongolen eroberten 1258 Bagdad. 1269 kamen Mekka, Medina und Al-Hijaz (Norden Saudi-Arabiens) unter die Macht des ägyptischen Kalifenreiches. 1517 wurde Maskat (Oman) von den Portugiesen besetzt. Ab dem 16. Jahrhundert wurden Großteile der Arabischen Halbinsel, darunter auch die beiden heiligen Städte Mekka und Medina, vom Osmanischen Reich besetzt und beherrscht. 2.3 Entstehung der Herrschaft der Beni Saud Abdel-Aziz (Ibn Saud) ist der sogenannte Gründer der modernen Saudi-Herrschaft. Dieser schloss sich in Riad den Wahhabiten an, da er deren Rückhalt zur Machtergreifung in der Region des heutigen Saudi-Arabiens benötigte. Die Wahhabiten folgen einer stark konservativen sunnitischen islamischen Auslegung des Gelehrten Abdel-Wahhab. Aus diesem Zusammenschluss ergab sich die bis heute existierende Teilung in eine politische und wirtschaftliche Macht auf Seiten der Sauds und eine geistliche und sozialpolitische Macht auf Seiten der Wahhabiten. Durch dieses Abkommen mit den Wahhabiten wurde auch das islamische Scharia-Gesetz nach wahhabitischer Auslegung zum Grundgesetz Saudi-Arabiens. Andere Auslegungsformen, wie beispielsweise die schiitische Rechtslehre, werden von den Wahhabiten als nichtislamisch betrachtet. Dem Sohn Ibn Sauds, Abdel-Aziz I., gelang es, die Beduinen des Nadjd zu vereinen und zusammen eroberten sie 1803 Mekka. Bald beherrschten die Wahhabiten ganz Nordarabien bis an den Arabischen Golf. Sie stießen teilweise bis nach Irak