Bei Kindern kann die Entscheidung, ob eine kieferorthopädische

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10 Zahnmedizin _ GESUND UND GERADE Kieferorthopädische Aspekte in der Allgemeinzahnarztpraxis Das primäre Ziel der Kinderzahnheilkunde und Kieferorthopädie ist eine hohe Lebensqualität für Kinder durch langfristige Mundgesundheit. Dafür sind ein effektives Praxiskonzept in der Individualprophylaxe sowie eine frühzeitige Diagnostik u. a. von Habits und Zahnfehlstellungen und die Einschätzung eines kieferorthopädischen Behandlungsbedarfes sehr wichtig. Dr. Julian Schmoeckel ZZMK Universität Greifswald, Abt. Präventive Zahnmedizin & Kinderzahnheilkunde Bei Kindern kann die Entscheidung, ob eine kieferorthopädische (KFO-)Behandlung nötig ist bzw. ob die Kosten bei gesetzlich versicherten Kindern übernommen werden, nicht ganz eindeutig sein. Helfen sollen hier die kieferorthopädischen Indikationsgruppen (KIG, siehe Tab. 1, Seite 11). Dabei sind nicht selten 1-2 mm Unterschied relevant wie z. B. bei der sagittalen Stufe oder bei Platzmangelsituationen. Außerdem sollte bei einigen Corbis / Image Source Wir in der Praxis -- Ausgabe 01 -- März 2016

Zahnmedizin 11 Zur zahnärztlichen Basisdiagnostik gehörten selbstverständlich eine umfangreiche Anamnese und ein klinischer Befund. Dabei sollte auch in der Allgemeinzahnarztpraxis auf kieferorthopädische Besonderheiten (Tab. 1) geachtet werden. Ein Röntgenbild, insbesondere ein Orthopantomogramm (OPG, Abb. 1, Seite 12) kann u.a. Aufschluss über die Zahnanlage, also mögliche Nichtanlagen (U) oder verlagerte Zähne (S) geben. Kreuzbisse (K), großer Platzmangel (P), große sagittale Stufe (D) sind in der Regel auch ohne genaues Nachmessen auffällig. Bei Auffälligkeiten sollte das Kind zur genauen Beratung und zur Einschätzung der Behandlungsindikation an einen Kieferorthopäden verwiesen werden. Abb. 1: Das Röntgenbild (OPG) zeigt einige kieferorthopädische Besonderheiten. Rot umrundet sind ein zusätzlicher Zahn regio 11/21 (Mesiodens), ein verlagerter 23, Platztausch 21 & 22 und eine Lückeneinengung regio 25. Zahn- und Kieferfehlstellungen bereits im frühen Kindesalter im Rahmen einer sogenannten Frühbehandlung (im Milchgebiss oder 1. Wechselgebissphase) eine kieferorthopädische Therapie begonnen werden. Gebissentwicklung Das menschliche Gebiss durchläuft im Laufe des Lebens verschiedene Phasen: 0 2,5. Lj. Durchbruch der Milchzähne 2,5. 6. Lj. Nutzungsphase der Milchzähne 6. 9. Lj. 1. Wechselgebissphase (6er, 1er, 2er) 9. 10. Lj. Ruhephase des Zahnwechsels 10. 14. Lj. 2. Wechselgebissphase (4er, 5er, 3er) 14. 18. Lj. Juveniles permanentes Gebiss Um Besonderheiten in der Gebissentwicklung zu erkennen, ist das Wissen der durchschnittlichen Zahndurchbruchszeiten und Reihenfolge essenziell (Tab. 2 und 3, S. 12 und 15). Meistens brechen die Zähne im Unterkiefer etwas früher durch als der jeweilige Zahn im Oberkiefer. Es gilt jedoch zu beachten, dass dies nur Richtwerte sind, denn die Reihenfolge und der Zeitpunkt des Zahndurchbruchs unterliegen einer großen individuellen Variabilität. Die meisten KFO-Therapien werden bei Jugendlichen (in der 2. Wechselgebissphase) und dann meist mit einer festen Zahn- Kieferorthopädische Indikationsgruppen (KIG) Tab. 1 Code Diagnose Leistungsanspruch durch GKV i.d.r. wenn A Entwicklungsstörungen im Kopfbereich Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte (LKGS) oder andere Anomalien im Kopfbereich U Zahnunterzahl/Nichtanlagen Nichtanlagen S Zahndurchbruchsstörung Retention oder Verlagerung; außer 8er D distale Bisslage/sagittale Stufe (meist durch Rücklage des UK) > 6mm Frühbehandlung: > 9mm M mesiale Bisslage; Progenie (meist durch vorstehenden UK) sobald vorhanden; Frühbehandlung bei progenem Zwangsbiss, frontalem Kreuzbiss, Progenie O offener Biss > 2 mm; bei skelettal offenem Biss >4 mm Frühbehandlung möglich T tiefer Biss > 3 mm, bzw. traumatischer Gingivakontakt K Kreuzbiss (im Seitenzahnbereich) Frühbehandlung wenn ein- oder zweiseitig und wenn durch Einschleifen von Milchzähnen (meist Milcher 3er) nicht korrigierbar. B Buccal-/Lingual-Okklusion Frühbehandlung, bei Fehlstand einzelner permanenter Seitenzähne oder Zahngruppen und keine Berührung der Okklusalflächen E Kontaktpunktabweichungen / Engstand > 3 mm im Frontzahnbereich P Platzmangelsituation im Seitenzahnbereich > 3 mm im Seitenzahnbereich; Frühbehandlung zur Lückenöffnung Tab. 1: Kurzübersicht über die Diagnosen nach den kieferorthopädischen Indikationsgruppen (KIG) und dem minimal nötigen Befund für eine Kostenübernahme der kieferorthopädischen Therapie bei gesetzlich Versicherten modifiziert nach: www.kfo-online. de/21/gkv_g.html März 2016 -- Ausgabe 01 -- Wir in der Praxis

12 Zahnmedizin Abb. 2: Einseitiger Kreuzbiss im Milchgebiss. spange (Multiband) durchgeführt. Bei bestimmten Zahnfehlstellungen sollte allerdings eine Frühbehandlung in Betracht gezogen werden. Aber auch bei Erwachsenen kann eine KFO-Therapie noch durchgeführt werden. Diese erfolgt dann meist mit festsitzenden Zahnspangen. In den letzten Jahren wurde jedoch v.a. wegen der ästhetischen Beeinträchtigung während der KFO- Therapie das Therapiespektrum auch durch Methoden wie die linguale KFO-Behandlung (Brackets auf Innenseite der Zähne) oder auch mit Hilfe mehrerer individueller Schienen (z. B. Invasilign) erweitert. Screening und Prävention von Zahnfehlstellungen/Habits bei Kleinkindern Nicht selten liegen Kreuzbisse im Milchgebiss (Abb. 2) oder Wechselgebiss sowie (lutsch)offene Bisse vor, die teilweise durch Habits hervorgerufen werden. So sollten Habits wie das Daumenlutschen, habituelle Mundatmung, ein verlängerter Gebrauch des Schnullers oder das Einsaugen der Wange/Lippen, frühzeitig erkannt werden, um z.b. einen habituell frontal offenen Biss mit möglichem inkompetenten Lippenschluss zu vermeiden oder zu therapieren. Der Nuckel sowie das Daumenlutschen etc. sollten frühzeitig abgewöhnt werden. Ein präventiv ausgerichtetes kieferorthopädisches Screening ist damit ein weiterer wichtiger Bestandteil der zahnärztlichen Betreuung von Kindern, um eine rechtzeitige kieferorthopädische Intervention sicherzustellen. Zudem kann beispielsweise ein habituell offener Biss mit inkompetentem Lippenschluss und Mundatmung durch Logopädie Abstellen des Habits therapiert werden. Außerdem kann eine Mundvorhofplatte angeraten werden (Abb. 3). Bei Mundatmung sollten jedoch zusätzlich die Polypen z. B. beim HNO-Arzt untersucht werden. Falls diese zu groß sind und das Kind deswegen schlecht durch die Nase atmen kann, sollten sie ggf. entfernt werden. Zur Verbesserung des orofazialen muskulären Gleichgewichts, können Zahnärzte und Kieferorthopäden logopädische Therapie zum Beispiel mit der Diagnose Viszerales Schluckmuster und oder Störungen der Artikulation (SP3) auf Muster 16 verordnen. Dabei ist es wichtig, dass das Rezept zusätzlich zur Diagnose genaue Angaben zur Dauer und Häufigkeit enthält (10 x 45min. logopädische Behandlung, 1-2 x/woche). Zahndurchbruchszeiten im Milchgebiss Tab. 2 Milchzahn Zähne Lebensmonat mittlerer Schneidezahn 51, 61, 71, 81 6. - 8. seitlicher Schneidezahn 52, 62, 72, 82 8. - 12. 1. Milchmolar 54, 64, 74, 84 12. - 16. Eckzahn 53, 63, 73, 83 16. - 20. 2. Milchmolar 55, 65, 75, 85 20. - 30. Abb. 3: Mundvorhofplatte zur Behandlung eines offenen Bisses als Folge eines Habits wie Daumenlutschen. Wir in der Praxis -- Ausgabe 01 -- März 2016

Zahnmedizin 13 SIE HABEN HÖCHSTE ANSPRÜCHE. SIE HABEN TENEO. TENEO glänzt in allen Disziplinen: Die Innovations-Klasse entwickelt sich ständig weiter und behält dank upgradefähiger Technologie auch langfristig ihren Wert. Das macht sie zur konsequenten Wahl für jeden, der immer mit modernstem und komfortabelstem Workflow ar beiten will und auch an Qualität und Design höchste Ansprüche stellt. Es wird ein guter Tag. Mit Sirona. SIRONA.COM März 2016 -- Ausgabe 01 -- Wir in der Praxis

14 Zahnmedizin a Abb. 4a: Die Mundhygiene ist während der KFO-Therapie besonders erschwert und das Kariesrisiko erhöht. Durch das Visualisieren der dentalen Beläge mit Plaqueanfärbelösung kann die Qualität der Mundhygiene sehr einfach beurteilt werden (junge Plaque = hellrosa, ältere, gereifte Plaque dunkel lila-blau). b: Erst nach Entfernung der Zahnbeläge können darunter liegende, aktive kariöse Läsionen (white spots) diagnostiziert werden. Sie imponieren als kreidig-weiße, matte Entkalkungen im Schmelz. Oftmals sind diese Läsionen von Plaque bedeckt. Sie entstehen durch ein chronisches Ungleichgewicht von De- und Remineralisation. Karies entsteht durch das multifaktorielle Zusammenwirken der Hauptfaktoren Plaque, Zucker, Wirt und Zeit. b Falsch verzahnte Einzelzähne treten auch schon im Milchgebiss auf und können mitunter schon durch schrittweises Einschleifen von Milchzähnen (meist Milch 3er) korrigiert oder mit Hilfe von aktiven Platten (Schrauben) im Rahmen einer Frühbehandlung überstellt werden. Erhöhtes Kariesrisiko bei festsitzender KFO-Therapie Während einer festsitzenden KFO-Therapie ist das Kariesrisiko immer erhöht, da es dann besonders schwierig ist, eine suffiziente Mundhygiene zu erzielen. Regelmäßige zahnärztliche Kontrollen im Rahmen der Individualprophylaxe (IP) sind sehr wichtig, um frühzeitig eingreifen zu können und bei Bedarf unterstützende kariespräventive Maßnahmen wie Verkürzung des Recallintervals in der IP, erhöhte Fluoridnutzung und regelmäßige Instruktion und Motivation zum Zähneputzen zu Hause zu ergreifen. Eine frühe Diagnostik von aktiver Initialkaries insbesondere an den Glattflächen um die Multibandapparatur ist zentral. Die Diagnostik von Initialkaries kann jedoch erst nach Belagsentfernung erfolgen, denn erst dann sind aktive initialkariöse Läsionen (white spots) als kreidig weiße Entkalkung zu sehen. Falls um die Brackets herum solche white spots diagnostiziert werden, sollte ein Abbruch oder eine Unterbrechung der KFO-Therapie ernsthaft in Betracht gezogen werden (Abb. 4a/b). Eine Unterscheidung von aktiver (Abb. 4b) bzw. inaktiver Initialkaries ist nicht immer leicht deshalb sind wesentliche Unterschiede in Tab. 4 (S. 15) zusammengefasst. Lückenmanagement nach Milchzahnextraktion Der Kariesbefall im Milchgebiss ist in Deutschland noch nicht zufriedenstellend gering. Zudem liegt eine polarisierte Verteilung von Karies im Milchgebiss vor. Dies bedeutet, dass in der Risi- Abb. 5: Herausnehmbarer Lückenhalter im Oberkiefer nach Zahnextraktion 54, 64 bei einem 6-jährigen Kind als kieferorthopädische Maßnahme zur Prophylaxe des Platzverlustes bis zum Durchbruch der permanenten Nachfolger (14, 24) im Alter von 10-11 Jahren. a Abb. 6a/b: Feste Lückenhalter mit distal shoe direkt nach Extraktion des Zahnes (a) und im Röntgenbild (b) bei verschiedenen Patienten. Der Anteil des distal shoe ist klinisch kaum zu sehen, da er in der Alveole platziert ist. Dieser verhindert die sehr wahrscheinliche Platzeinengung durch den durchbrechenden 1. Molaren. b Wir in der Praxis -- Ausgabe 01 -- März 2016

Zahnmedizin 15 Zahndurchbruchszeiten der permanenten Zähne Permanenter Zahn Zähne Lebensjahr 1. Molar 16, 26, 36, 46 6. - 7. mittlerer Schneidezahn 11, 21, 31, 41 6. - 8. seitlicher Schneidezahn 12, 22, 32, 42 8. - 9. Eckzahn im Unterkiefer 33, 43 9. - 11. 1. Prämolar 14, 24, 34, 44 10. - 12. Eckzahn im OK 13, 23 11. - 13. 2. Prämolar 15, 25, 35, 45 11. - 13. 2. Molar 17, 27, 37, 47 12. - 14. Weisheitszahn 18, 28, 38, 48 17. - 30. Tab. 3 Unterschiede der aktiven und inaktiven Initialläsion an Glattflächen Eigenschaften aktive Glattflächenläsion inaktive Glattflächenläsion Farbe kreidig weiß weißlich, gelblich, bräunlich Oberfläche nach matt glänzend Trocknung Lage direkt am Gingivarand oft minimal (1-2mm) über Gingiva Belag meist mit Plaque oft ohne Plaque Gingiva meist Gingivitis mit Blutungsneigung gesunde Gingiva ohne Blutungsneigung Tab. 4 kogruppe der Schweregrad von Karies hoch und somit Entfernungen von Milchzähnen leider relativ häufig sind und oft schon mehr als 1,5 Jahre vor der natürlichen Exfoliation der Milchzähne erfolgen (sogenannter frühzeitiger Milchzahnverlust). Durch den natürlichen Mesialdrift der Zähne kann dies zur Lückeneinengung und zum Platzverlust für den permanenten Nachfolger führen (s. OPG; Abb. 1, S. 11). Nach jeder Zahnextraktion eines Milchmolaren sollte also an ein Lückenmanagement gedacht werden. Die Kosten für einen herausnehmbaren Platzhalter als kieferorthopädische Maßnahme zur Prophylaxe des Platzverlustes (Abb. 5, S. 14) werden in der Regel von den Krankenversicherungen übernommen, und dies kann nach 123a (Einsetzen) und 123b (Kontrolle pro Quartal) abgerechnet werden. Diese Lückenhalter sollten möglichst immer (24h) getragen werden, außer ggf. zum Sport und beim Essen. Die Reinigung kann mit einer Zahnbürste und z.b. mit Spülmittel unter fließendem Wasser erfolgen. Exklusive nachhaltige Komplettpflege für Zähne und Zahnfleisch MEDIZINISCHE ZAHNCREME MIT NATUR-PERL-SYSTEM optimale Reinigung bei minimaler Abrasion (RDA 32) 3 täglich anwendbar Doppel-Fluorid-System (1.450 ppmf) Xylitol für mehr Plaquehemmung Jetzt Proben bestellen: Bestell-Fax: 0711 75 85 779-26 Bitte senden Sie uns kostenlos: ein Probenpaket mit Patienteninformation Terminzettel-Blöckchen Praxisstempel, Anschrift Das Perl-System: Kleine, weiche, zu 100 % biologisch abbaubare Perlen rollen Beläge einfach weg. Datum/Unterschrift WiP März 16 Dr. Liebe Nachf. GmbH & Co. KG D-70746 Leinfelden-Echt. Tel. 0711 75 85 779-11 März service@pearls-dents.de 2016 -- Ausgabe 01 -- Wir in der Praxis www.pearls-dents.de

16 Zahnmedizin Außerdem bietet es sich insbesondere bei Einzelzahnlücken an, einen festsitzenden Lückenhalter einzusetzen (z.b. mit einem Band & Loop System). Dieser besteht aus einem Ring und einer U-Schleife, die je nach Größe der Lücke anzupassen sind und der direkt nach der Zahnentfernung eingesetzt werden kann. Ein weiterer Vorteil neben der Ersparnis eines weiteren Termins ist, dass bei einer Entfernung eines 2. Milchmolaren (Milch 5er) vor Durchbruch des 1. permanenten Molaren (6er) ein sogenannter distal shoe angebracht werden kann (Abb. 6a/b, S. 14). Dieser verhindert dann die wahrscheinliche Platzeinengung durch den durchbrechenden 1. Molaren. Diese Art des Platzerhalts wird nicht von den Krankenkassen übernommen, kann jedoch eine spätere langjährige und deutlich kostenintensivere KFO-Therapie verhindern. Für die Einschätzung, ob ein Lückenhalter im Einzelfall erforderlich ist, sollten die Exfoliationszeiten der Milchzähne bzw. die Zahndurchbruchszeiten der permanenten Zähne bekannt sein und eine Beurteilung der individuellen Situation erfolgen. Der natürliche Mesialdrift der Zähne ist jedoch nicht nur von _ good to know: Die Kostenübernahme der kieferorthopädischen Therapie bei gesetzlich Versicherten ist nach den kieferorthopädischen Indikationsgruppen (KIG) geregelt. Mittels Logopädie können einige Zahnfehlstellungen, v.a. wenn durch Habits verursacht, bereits frühzeitig erfolgreich therapiert werden. Die Mundhygiene ist bei einer festen Zahnspange deutlich erschwert, das Kariesrisiko erhöht und deshalb die Individualprophylaxe (IP) sowie die Einschätzung der Kariesaktivität besonders wichtig. Bei vorzeitiger Entfernung von Milchmolaren sollte ein Lückenmanagement (festsitzender oder herausnehmbarer Lückenhalter) in Betracht gezogen werden. Nachteil, sondern er kann auch sinnvoll genutzt werden. Z.B. bei einer nötigen Extraktionen eines 1. Molaren aufgrund von starker Zerstörung durch Karies oder einer schweren Form von Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH). Dabei bietet sich idealerweise ein Zeitfenster bis ca. 2 Jahre vor Durchbruch des 2. Molaren, also bis zu einem Alter von ca. 9-10 Jahren besonders an. Dann kann sich der 2. Molar meist von alleine einstellen oder die Dauer der anschließenden KFO-Therapie zum Lückenschluss wird deutlich verkürzt. Stellen Sie sich vor... Ihrem Patienten geht es während der Behandlung plötzlich schlecht. Und Sie und Ihr Team wissen genau, was zu tun ist. Mit der brandneuen DVD von Heldenkurs Notfallsituationen in der Zahnarztpraxis trainieren Sie Ihr richtiges Verhalten im Notfall - wann und wo Sie möchten - im Team oder jeder für sich. Komplett in zwei Stunden oder einzelne Kapitel nach Bedarf. So oft Sie es für richtig halten. Kaufen Sie bis zum 30.04.16 eine DVD und sichern sich den Frühkäuferpreis von 69,00 statt 89,00 regulär ab 01.05.16 Wir in der Praxis -- Ausgabe 01 -- März 2016 www.heldenkurs.de Erscheinungstermin und Lieferung ab 02.05.2016 Trailer jetzt ansehen unter www.heldenkurs.de

Zahnmedizin 17 WISSEN + GEWINNEN Kieferorthopädische Aspekte in der Allgemeinzahnarztpraxis Frage 1 Bei Extraktion welcher Milchzähne sollte an ein Lückenmanagement gedacht werden? Milchfrontzähne Milchmolaren Milcheckzähne Frage 2 Ab welchem Alter haben Kinder in der Regel ein vollständiges Milchgebiss? 2,5 Jahre 7 Jahre 12 Jahre Frage 3 Eine aktive Initialkaries ist meist nicht von Plaque bedeckt dunkelschwarz kreidig weiß Frage 4 Was sollte bei Patienten mit einer festsitzenden Zahnspange beachtet werden? Eine suffiziente häusliche Mundhygiene ist leicht zu erzielen. Ein Recall muss wöchentlich erfolgen. Das Kariesrisiko ist in dieser Zeit erhöht und die Einschätzung der Kariesaktivität wichtig. Ihr Gewinn Gewinnen Sie einen schicken Einkaufskorb von Reisenthel oder eines von insgesamt 20 Sidroga-Teepaketen. Bitte senden Sie Ihre Antwort bis zum 15. April 2016 an Fax 0180 5009300 oder Mail an kontakt@springer.com Name/Vorname Straße PLZ / Ort E-Mail Unter den richtigen und fristgerecht eingesandten Antworten entscheidet das Los. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Eine Barauszahlung der Gewinne kann nicht erfolgen. Die Gewinner werden schriftlich informiert. Beruf März 2016 -- Ausgabe 01 -- Wir in der Praxis