Predigt an Pfingstsonntag,

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Predigt an Pfingstsonntag, 15.5.16 Text: Apg 2,1-18 Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort beieinander. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen zerteilt, wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem heiligen Geist und fingen an, zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen. Es wohnten aber in Jerusalem Juden, die waren gottesfürchtige Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als nun dieses Brausen geschah, kam die Menge zusammen und wurde bestürzt; denn ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden. Sie entsetzten sich aber, verwunderten sich und sprachen: Siehe, sind nicht diese alle, die da reden, aus Galiläa? Wie hören wir denn jeder seine eigene Muttersprache? Parther und Meder und Elamiter und die wir wohnen in Mesopotamien und Judäa, Kappadozien, Pontus und der Provinz Asien, Phrygien und Pamphylien, Ägypten und der Gegend von Kyrene in Libyen und Einwanderer aus Rom, Juden und Judengenossen, Kreter und Araber: wir hören sie in unsern Sprachen von den großen Taten Gottes reden. 1

Sie entsetzten sich aber alle und wurden ratlos und sprachen einer zu dem andern: Was will das werden? Andere aber hatten ihren Spott und sprachen: Sie sind voll von süßem Wein. Da trat Petrus auf mit den Elf, erhob seine Stimme und redete zu ihnen: Ihr Juden, liebe Männer, und alle, die ihr in Jerusalem wohnt, das sei euch kundgetan, und lasst meine Worte zu euren Ohren eingehen! Denn diese sind nicht betrunken, wie ihr meint, ist es doch erst die dritte Stunde am Tage; sondern das ist's, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist:»und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, da will ich ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter sollen weissagen, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen, und eure Alten sollen Träume haben. L.G. Das Pfingstwunder, von dem wir soeben gehört haben, das Wunder der Ausgießung des Hl.Geistes und der Entstehung der Urgemeinde in Jerusalem, war nichts anderes als eine große Gebetserhörung. Das Pfingstwunder war die gewaltige Antwort Gottes auf das beharrliche Gebet einer kleinen Gruppe von Menschen. In einem unscheinbaren Haus in der großen Stadt Jerusalem, im Obergemach dieses Hauses, hatten sie sich versammelt, eine Gruppe von etwa 20 Personen: 2

die Jüngerinnen und Jünger Jesu, Maria, seine Mutter und die leiblichen Brüder Jesu. Nach dem Abschied Jesu von dieser Erde am Himmelfahrtstag hatten sie sich in diesem Obergemach zehn Tage lang versammelt, um einmütig und inständig zu bitten um die Kraft des Hl.Geistes, der sie erlösen sollte von ihrer Angst, Not und Bedrängnis inmitten einer feindlichen Umgebung. Mit leeren Händen und mit offenen Herzen beteten sie gemeinsam zu Gott. Das ist wichtig, dass wir uns daran erinnern: Mit leeren Händen und mit offenen Herzen beteten sie gemeinsam zu Gott! Und Gott hat sich ihrer erbarmt. Er hat ihr Flehen erhört. Er hat ihre Herzen und den Raum, in dem sie sich befanden, mit seinem Geist erfüllt, und zwar auf so eine gewaltige, stürmische, feurige, lichtvolle Weise, dass sie außer sich gerieten und nicht mehr aus sich heraus, sondern aus Gott heraus, aus dem Hl.Geist heraus allen Menschen, die es hören wollten, das Evangelium verkündigten, und zwar so überzeugend und eindringlich, dass Hunderte sich taufen ließen. Und so wurde diese kleine, verfolgte, verwaiste Gruppe von Jüngerinnen und Jüngern, diese kleine Gruppe von Bettlerinnen und Bettlern um den Hl.Geist die Ursprungszelle der größten geistlichen Bewegung, die es je auf Erden gegeben hat, die Ursprungszelle der christlichen Kirche. 3

Daran denken wir heute in Dankbarkeit. Wir feiern heute den Geburtstag der Kirche, das Fest der Ankunft des Hl.Geistes in unserer Welt, und wir tun das auf eine gute und angemessene Weise, indem wir selbst mit leeren Händen und offenen Herzen um den Hl.Geist bitten, dass er uns wieder neu erleuchte, tröste und ermutige. Doch wie geschah damals diese Ankunft des Hl.Geistes? Der Evangelist Lukas beschreibt das in drei elementaren Bildern: Das erste elementare Bild ist das Bild vom Sturm, vom Wind, der brausend daherkommt. Das zweite elementare Bild ist das Bild vom Feuer, das die Herzen der Menschen entzündet und für das Reich Gottes begeistert. Und das dritte elementare Bild ist das Bild einer Lichtquelle, einer inneren Quelle von ungeahnten Kommunikationsmöglichkeiten, eine Quelle von Verständigung und Versöhnung. Diese drei Bilder bauen aufeinander auf, sie gehen gleichsam mühelos auseinander hervor und ich möchte Ihnen das heute Morgen in aller gebotenen Kürze vor Augen führen. Da ist zunächst das Bild vom Sturm. Im Text heißt es: 4

Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Der Hl.Geist wirkt wie ein stürmischer Wind. Wie es im Johannesevangelium heißt: Er weht, wo er will und du hörst sein Sausen, aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. Er kommt aus der Unendlichkeit Gottes, er kommt aus den Tiefen der Gottheit und wirkt wie ein Sturm, der alles Alte, Verbrauchte, Überholte, alles Staubige und Zerrissene aus dem Herzen hinwegfegt, um neue frische Luft, frische Kraft ins Leben hineinzuwehen. Der Hl.Geist ist der Windhauch Gottes, der gewaltige Atem des Schöpfers, der in uns atmen und neues Leben schenken will. Und darum können wir beten: Hl.Geist, Geist aus Gott, du bist wie ein Sturm über die Menschen gekommen, damals in Jerusalem. Komm über uns, dass wir erwachen, dass unsere Herzen vom Alten leergefegt und erneuert werden durch dich, dass wir ändern in unserem Leben, was nicht bleiben kann, wie es ist, dass wir ändern auf unserer Erde, was nicht bleiben kann, wie es ist. Der Hl.Geist, l.g., ist wie ein Wind, der alle Verzagtheit aus unserem Herzen herausblasen will und der vor allem ein großes Ziel verfolgt: nämlich die verborgene Glut unseres Herzens, 5

die verborgene, unter der Asche unseres Lebens verdeckte Glut des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung wieder neu zu entfachen und auflodern zu lassen zu einem brennenden Feuer. Wir alle haben diese Glut im Herzen, und wir müssen aufpassen, dass diese Glut, die von einem ehemaligen Feuer in uns übriggeblieben ist, nicht verlischt, sondern immer wieder neu entfacht wird. Im persönlichen Glaubensleben, in der Ehe, in der Familie, im Beruf, im Freundeskreis, in der Gemeinde müssen wir immer wieder darum bitten, dass aus der heruntergebrannten Glut immer wieder eine neue helle Flamme entfacht wird durch Gottes Hl.Geist. Und damit sind wir beim zweiten elementaren Bild für den Hl.Geist: beim Feuer. Im Text heißt es: Und es erschienen ihnen Zungen zerteilt, wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem heiligen Geist und fingen an, zu predigen. In dem Bild der sich zerteilenden Feuerflammen beschreibt Lukas, dass jeder persönlich vom Geist Gottes entflammt wird. Feuer gilt seit alters her als ein Gleichnis der Gottheit. Im AT erscheint Gott dem Mose in einem brennenden Dornbusch, der brennt, aber nicht verbrennt, ein Gleichnis der Liebe Gottes, die brennt, aber nicht verbrennt. Der Hl.Geist ist wie ein Feuer! 6

Darum dürfen wir beten: Hl.Geist, du Geist aus Gott, du bist wie ein Feuer, in den Menschen erwacht, damals in Jerusalem. Entzünde uns heute von innen, damit die verborgene Glut in uns wieder entfacht wird, die Glut einer leidenschaftlichen Liebe zu dir und den Menschen, damit wir wieder neu Feuer und Flamme werden für dich und dein Wirken. Ja, l.g., der Hl.Geist ist wie ein heiliges Feuer, das alles Vertrocknete, Verhärtete und Verwelkte in uns verbrennen kann und das vor allem ein großes Ziel verfolgt: nämlich ein Licht zu erzeugen, ein inneres Licht, in dem wir Gott, uns selbst und unsere Mitmenschen besser sehen und verstehen können. Und damit sind wir beim dritten elementaren Bild für den Hl.Geist: beim inneren Licht, das uns hilft, uns trotz aller bleibenden Verschiedenheit gegenseitig zu verstehen und anzunehmen. Das tiefste Wunder von Pfingsten ist ein sprachliches Wunder, ein Wunder der Verständigung. Menschen, die verschiedene Sprachen sprechen, die aus ganz verschiedenen Kulturen kommen, aus verschiedenen Milieus kommen, die aus verfeindeten Lagern herkommen, sie können sich dennoch verstehen und freundlich miteinander reden. Lukas zählt alle die verschiedenen Nationalitäten auf, von den Persern über die Römer bis hin zu den Kretern und Arabern. Und man muss dabei wissen: 7

Römer und Perser z.b. waren damals tödlich verfeindet. Der Hl.Geist macht sie zu Freunden in Christus. An Pfingsten sehen wir ein wunderbares Modell menschlichen Zusammenlebens: das Modell einer versöhnten Verschiedenheit. In unserem Alltag erleben wir oft das Gegenteil: Menschen reden zwar dieselbe Sprache, aber sie verstehen sich nicht. Sie hören nicht wirklich aufeinander und vor allem verstehen sie die Botschaft des anderen nicht in ihrer eigenen persönlichen Sprache. An Pfingsten sehen wir das Gegenteil: Menschen aus verschiedener Herkunft reden in verschiedenen Sprachen, aber sie verstehen sich. Sie hören aufeinander und sie verstehen die Botschaft, als sei sie in ihrer eigenen Sprache formuliert. Das ist das tiefste Wunder von Pfingsten: ein Sprachwunder, ein Wunder der Kommunikation. L.G., ich komme zum Schluss und fasse noch einmal zusammen: Der Hl.Geist, um den wir heute gemeinsam flehen und bitten, er ist wie ein frischer Wind, der uns tief ausatmen und einatmen lässt und der die verborgene Glut unseres Herzens wieder entfacht. Er ist wie ein heiliges Feuer, das uns erwärmt und erleuchtet und alles Vertrocknete in uns verbrennt, damit neues Leben hervor wächst. 8

Er ist wie ein großes Licht, dass uns aufgeht, weil wir plötzlich wieder neu begreifen und verstehen: Wir alle miteinander sind wunderbare Geschöpfe Gottes, von ihm in unserer ganzen bunten Verschiedenheit erdacht, angehaucht von seinem Geist, erschaffen, begnadigt, erlöst und zu einem Leben in Freiheit und Liebe berufen. Und wenn wir miteinander, jeder an seinem Platz, aufrichtig bitten um die Kraft des Hl.Geistes, dann wird Gott uns niemals enttäuschen. Er wird uns alle inspirieren auf eine frohmachende Weise. Vergessen wir es nicht: Das erste Pfingstfest in Jerusalem war anfänglich ein traditionelles jüdisches Fest an der Schwelle vom Frühling zum Sommer (Schawuotfest). 50 Tage nach dem Passafest feierte man damals in Jerusalem das jüdische Erntedankfest und dankte für die Erntegaben. Dann aber nahm dieses alte traditionelle Fest für viele einen neuen, ungewöhnlichen, unerwartet glücklichen Verlauf. Es wurde zu einem Fest der Erneuerung des eigenen Lebens, durchweht, durchglüht, durchleuchtet vom Geist Jesu Christi. Dass uns das auch heute widerfahren möge, dass aus dem traditionellen Pfingstfest für uns ein persönliches, fröhliches, gemeinsames Pfingstfest werde, dazu helfe uns der lebendige Gott, der Vater und der Sohn und vor allem der Heilige Geist! Amen. 9