B e h ö r d e f ü r W i s s e n s c h a f t u n d F o r s c h u n g. Zweite Bürgermeisterin

Ähnliche Dokumente
Rede beim Iftar-Empfang der World Media Group AG und des Hamle e. V. 5. August 2013

Sehr geehrter Herr Erzbischof, sehr geehrter Herr Nuntius, meine sehr geehrten Damen und Herren,

Was soll und möchte ich mit meinem Leben machen? Was ist mir dabei wichtig? Was bedeutet es (mir) Christ zu sein?

Klasse 7 Leitthema Jona 1. Halbjahr, 1. Quartal. Didaktisch-methodische Zugriffe

Salzburger Europadialog 2013 Europäischer Islam?

Predigt zu allein die Schrift und allein aus Gnade am Reformationstag 2017

André Kuper Präsident des Landtags Nordrhein-Westfalen

Freie und Hansestadt Hamburg Behörde für Wissenschaft und Forschung DIE SENATORIN

Ökumenisch Kirche sein. Ein Aufruf aus Anlass des Reformationsgedenkens 2017

Begrüßungsrede zum Empfang der Konrad-Adenauer-Stiftung und der Hanns-Seidel-Stiftung aus Anlass des 2. Ökumenischen Kirchentages

Ökumenische Rundschau

Fach: Katholische Religionslehre Klasse 5

als Fragestellungen grundlegende Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Verständnis Gottes in Judentum, Christentum und Islam erläutern (IF 5),

Es gilt das gesprochene Wort!

Grußwort von Ortsvorsteher Hans Beser zum 50-jährigen Jubiläum der Christuskirche Ergenzingen am 16. Juni 2012

2017 weiter-sehen Initiativen zum Reformationsgedächtnis 2017 in der Erzdiözese München und Freising DR. F. SCHUPPE 1

Haben Sie darauf reagiert? Schmidt: Von seinen Auftritten als Prediger haben wir erst im Nachhinein erfahren. Für uns war

Fachcurriculum Katholische Religion an der Sophienschule Hannover Jg. 7/8!

WIR HABEN HIER KEINE BLEIBENDE STADT, SONDERN DIE ZUKÜNFTIGE SUCHEN WIR

Der religiöse Pluralismus Deutschlands und seine Auswirkungen auf den Religionsunterricht

Migrantinnen und Migranten prägen unsere Stadt: Anlass vom 12. Dezember 2016, Sternensaal Bümpliz, Bümplizstrasse 119, 3018 Bern

Die Welt trifft sich im Klassenzimmer

Kompetenzorientiertes Schulcurriculum für das Fach Evangelische Religionslehre für die Jahrgangsstufen 7 bis 9

zu gegenwärtigen Vorurteilen unter Anleitung Projekte zu religiös relevanten Themen durchführen (HK

Denn es ist uns nicht egal: Argumente für die Katholische Grundschule

Die evangelischen Kirchen lehnen die Volksinitiative «Gegen den Bau von Minaretten» ab.

Fach: Evangelische Religion Jahrgangsstufe: 7 Inhalt: Entstehung des Christentums

Religionsunterricht. Schulstiftung im Bistum Osnabrück Domhof Osnabrück Tel: 0541/

Religionsunterricht. Ein besonderes Fach an den katholischen Grundschulen in Bremen

Die Ökumene heute und ökumenische Zielvorstellungen in evangelischer Sicht. Prof. Dr. Hans-Peter Großhans

KC Evangelische Religion Leitfrage: Nach dem Menschen fragen. Erwartete Kompetenzen. 1./2. Schuljahrgang 3./4 Schuljahrgang

Veranstaltungen von Kirchen und Religionsgemeinschaften in öffentlichen Gebäuden der Stadt Bremen?

Predigt im ZDF-Gottesdienst am 13. Januar 2013 in der Neustädter Hof- und Stadtkirche Hannover Im Geiste der Toleranz

KC Evangelische Religion Leitfrage: Nach dem Menschen fragen. Erwartete Kompetenzen. 1./2. Schuljahrgang 3./4 Schuljahrgang

Unterrichtsinhalte Religion

leben gestalten 1 Unterrichtswerk fü r den Katholischen Religionsunterricht am Gymnasium 5. und 6. Jahrgangsstufe

3) Evangelischer Religionsunterricht in der Sek.II

Verleihung der Ehrendoktorwürde der Nationalen und Kapodistrischen Universität Athen an Helmut Schmidt 15. Oktober 2014, Rathaus, Kaisersaal

Grußwort. Junge Islam Konferenz Freitag, 23. September 2016, 13 Uhr Landtag Nordrhein-Westfalen, Plenarsaal. Es gilt das gesprochene Wort!

Manifest. für eine. Muslimische Akademie in Deutschland

WORKSHOPS HAUS DER RELIGIONEN EUROPAPLATZ 3008 BERN

HAMBURG INTEGRIERT MUSLIME PER VERTRAG

Sehr geehrter Herr Prof. Holstein, sehr geehrte Familie Holstein, meine sehr verehrten Damen und Herren,

eigentlich mit Nachnamen?

Weite wirkt Reformation und die Eine Welt. Vorschau Veranstaltungen 2016

Was verdanken wir der Reformation? Gründe zum Feiern nicht nur für Evangelische!

Für MigrantInnen wichtige Religionsgemeinschaften in der Stadt Zürich

5.2 Kirche am Ort: Leben in Pfarrei und Bistum

Es gilt das gesprochene Wort!

Leitbild für den Kirchenkreis Oberhausen

TOP 2. Natürlich gehören die Muslime. zu Baden-Württemberg und zu Deutschland

Kommentartext Gotteshäuser

Dialog in der Sackgasse?

Fach: Evangelische Religion Jahrgangsstufe: 5 Inhalt: Ich und die anderen

JAHRESKREIS UND FESTE Anlässe und Ausdrucksformen

Richtlinien der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Schleswig-Holstein

Konzepte und Erfahrungen

Fragebogen Kirche am Ort. Die katholische Kirche will's wissen

Volker Beck. 1.) Was sollte der programmatische Kompass für grüne Religions- und Weltanschauungspolitik sein?

Troy Bagnall, Ex-Christ, USA

Irmgard Badura. Publikation Vorlage: Datei des Autors Eingestellt am

Zusammenleben in der Klasse, in der Familie, mit Freunden. Gott traut uns etwas zu. Wir sind aufeinander angewiesen

Sehr geehrter Herr Gemeindevors. SAHUR ACHMED, Liebe Gemeindemitglieder, liebe Nachbarn, liebe Gäste

Rede von Frau Oberbürgermeisterin Henriette Reker anlässlich des Empfangs elf Jahre Kölner Friedensverpflichtung am 9. Mai 2017, 17 Uhr, Hansasaal

"RELIGION IST NICHT DURCH ETHIKUNTERRICHT ERSETZBAR"

Freundetreffen in Essen und Münster

Diagnosen, Kontexte, Konsequenzen

65. Geburtstag der Vizepräsidentin der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg, Frau Prof. Dr. Dorothee Wierling, , 19:00 Uhr, FZH

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: katholisch. evangelisch. ökumenisch. Das komplette Material finden Sie hier:

Carl Friedrich von Weizsäcker Brückenbauer zwischen Theologie und Naturwissenschaft

Weihbischof Wilhelm Zimmermann. Ansprache im Gottesdienst der Antiochenisch-Orthodoxen Gemeinde Hl. Josef von Damaskus

Rede der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Prof. Dr. Johanna Wanka,

Spuren Blickpunkte 7

Die katholische Kirche und der interreligiöse Dialog

Schulinternes Curriculum Katholische Religionslehre Jahrgangsstufe 6

Ökumenischer Gottesdienst zur Einheitswoche Richterswil Die Liebe Christi drängt uns zur Versöhnung und Einheit 2. Kor 5,14-20/Joh 17,20-23

Schulinterner Lehrplan Evangelische Religionslehre (G8)

Schulinternes Curriculum Kath. Religion Klasse 4 Anlage 12 erstellt für die Grundschule Kuhstraße

Selbstverpflichtung der Verantwortlichen der christlichen Kirchen im Kanton Solothurn

Zu diesem Band: Ein kurzer Überblick... 1 Rauf Ceylan und Michael Kiefer. I. Geschichte der konfessionellen Wohlfahrt in Deutschland...

Auf jeden Topf Liebe und Partnerschaft. Von Anna Leitner, Braunschweig. Voransicht

Fach: Evangelische Religion Jahrgangsstufe: 9 Inhalt: Die Frage nach Gott

über das Maß der Pflicht hinaus die Kräfte dem Vaterland zu widmen.

Walter Kardinal Kasper. Martin Luther. Eine ökumenische Perspektive. Patmos Verlag

Konrad-Heresbach-Gymnasium Mettmann Schulinternes Curriculum Ev. Religionslehre Sek.I / G8 KLASSE 5

Bildungsplan Religion / Schulcurriculum Stand 08/09

Übergeordnete Kompetenzen der Erprobungsstufe (Jg. 5 und 6)

Predigt zur Jahreswende 2016/2017 Thema: Als das Wünschen noch geholfen hat

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Kreuzworträtsel Religion. Das komplette Material finden Sie hier:

Gemeinsam Zukunft gestalten

Warum sind wir in Sorge um die Zukunft unserer Kirche?

Religion im öffentlichen Raum. Rede der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Prof. Dr. Annette Schavan, MdB,

SENIOREN KINDERK R GLAUBE FAMI LIEN. Gemeindeprofil. der Evangelischen Kirchengemeinde Bensheim-Auerbach und Hochstädten

SPIRITUAL CARE IM INTERRELIGIÖSEN KONTEXT

Zur kulturellen, religiösen und politischen Wahrnehmung des Islams in Deutschland. Prof. Dr. Josef Freise

PRESSEMITTEILUNG Textservice zu Pressemitteilung Nr. 156/2013

Religionsmonitor 2013

Stuttgarter Lehrhaus Stiftung für interreligiösen Dialog

Thomas-Akademie Jüdische und christliche Leseweisen der Bibel im Dialog Kurt Kardinal Koch EINLADUNG

Transkript:

Seite 1 von 8 Freie und Hansestadt Hamburg B e h ö r d e f ü r W i s s e n s c h a f t u n d F o r s c h u n g Zweite Bürgermeisterin Feier zum 25. Dienstjubiläum von Weihbischof Dr. Hans-Jochen Jaschke 3. September 2014, Katholische Akademie, Herrengraben 4 Sehr geehrter Herr Weihbischof Dr. Jaschke, sehr geehrte Frau Bischöfin Fehrs, sehr geehrter Herr Landtagspräsident Schlie, sehr geehrter Herr Thim, meine sehr geehrten Damen und Herren, man könnte zum Anlass der heutigen Feier die ketzerische Frage stellen: Was sind schon 25 Jahre angesichts der Ewigkeit? Andererseits: Ein silbernes Dienstjubiläum ist durchaus etwas Besonderes in der Politik jedenfalls kommt es selten vor. Die Kirche

Seite 2 von 8 wiederum ist ja seit jeher an etwas längerfristige Perspektiven gewöhnt. Wie auch immer: Der dienstälteste Bischof, der je in Hamburg tätig war, muss offensichtlich außer purer Beharrlichkeit noch einiges mehr mitbringen. Und tatsächlich. Die Medien sparten zu Ihrem Jubiläum, lieber Herr Weihbischof Jaschke, in diesem Jahr nicht mit Lob und Superlativen. Spezialist für die Ökumene und für die Weltreligionen, hieß es an einer Stelle beispielsweise. Der modernste deutsche Bischof hat Sie an anderer Stelle eine Zeitung mit großen Buchstaben genannt und daneben Ihr ziemlich modernes Smartphone abgebildet. Was Sie selbst unter modernen Positionen verstehen, machten Sie vergangenes Jahr im Interview mit der Mopo deutlich, in dem Sie mehr Macht für Frauen in der Kirche forderten und sich wünschten, dass auch

Seite 3 von 8 homosexuelle Menschen sich in der Kirche zu Hause fühlen können. Die Frage, wie das mit der offiziellen katholischen Lehre einhergeht, scheint Sie dabei eher am Rand zu interessieren. Es geht, haben Sie gesagt, immer auch darum, wie ich die Lehre umsetze in das konkrete Leben und das Leben hat eigene Situationen. Diese Lebenszugewandtheit zeichnet Sie aus und hat Ihnen in unserer Stadt und weit darüber hinaus viele Sympathien eingebracht. Sehr geehrter Herr Jaschke, als Anlass Ihres Dienstjubiläums veranstaltet das Erzbistum Hamburg heute Abend eine Festakademie mit dem Titel Vom Konflikt zur Gemeinschaft Reformationsgedenken 2017. Spontan mag man den Vorgriff auf das Jahr 2017 vielleicht als etwas übereilt ansehen.

Seite 4 von 8 Aber moderne Bischöfe wie Sie verlangen natürlich auch einen unkonventionellen Umgang mit der vierten Dimension. Darüber hinaus wird die Reformation bereits am 31. Oktober in Hamburg zu einem großen Thema werden. Im Rahmen der bis 2017 andauernden Lutherdekade ist Hamburg zum Paten für das nächste Dekadenjahr benannt worden. Mit einem großen Festakt im Hamburger Rathaus am diesjährigen Reformationstag wird dieses Jahr unter dem Thema Bild und Bibel eröffnet und in der Folge werden stadtweit zahlreiche Veranstaltungen und Konzerte stattfinden. Bereits im Juni 2013 hat die lutherische/ römische Kommission in ihrem gleichnamigen Bericht mit dem programmatischen Titel Vom Konflikt zur Gemeinschaft

Seite 5 von 8 für die Einheit der Christen einige ökumenische Imperative formuliert. Der erste und zentrale dieser Imperative enthält die Aufforderung, das Gemeinsame zu sehen und weniger die Unterschiede. Ein weiterer appelliert daran, sich durch die Begegnung mit dem Anderen verändern zu lassen. Diese Imperative passen hervorragend zu unserer Stadt, in der die Reformation ohne einen religiösen Bildersturm, sondern eher konservativ vollzogen wurde. Bilder und kirchliche Kunst, die im Einklang mit dem Evangelium standen, blieben bestehen. Allerdings: Der Dom wurde evangelisch. Und auch wenn die Toleranz gegenüber Andersgläubigen damals begrenzt war man denke nur an den Umgang der Lutheraner mit den calvinistischen niederländischen Emigranten oder den portugiesischen

Seite 6 von 8 Juden so leben mittlerweile doch Angehörige von rund 120 verschiedenen Glaubensgemeinschaften in Hamburg. Konflikte und gesellschaftliche oder religiöse Grundsatzfragen wie zu Zeiten Luthers öffentlich zu verhandeln, ist über all die Jahrhunderte eine Herausforderung geblieben erst recht in unserer Zeit. Das Ziel heißt Toleranz und Respekt vor der Überzeugung anderer, ein humaner Umgang miteinander und der Dialog zwischen den Religionen. Hamburg ist mit seiner Offenheit und gelebten Toleranz zweifellos ein besonders geeigneter Ort, um sich Gedanken über Wege vom Konflikt zur Gemeinschaft zu machen. Versöhnen statt spalten um ein altes Wort von Johannes Rau zu zitieren: Unsere Welt braucht mehr denn je Menschen, für die der Dialog nicht bloß die zweitbeste Kommunikationsform ist,

Seite 7 von 8 weil das eigene Durchsetzungsvermögen nämlich bedauerlicherweise nicht ausreicht. Menschen, deren Gesprächsbereitschaft aus einer inneren Haltung entspringt, die von Respekt und Lernbereitschaft geprägt ist. Beim Interreligiösen Forum des Kirchentags 2013 haben Sie als gern angefragter Ansprechpartner der Katholischen Kirche mit Ihrer protestantischen Kollegin, Frau Bischöfin Fehrs, Vertreterinnen und Vertretern der jüdischen Gemeinde, des Tibetischen Zentrums, der Aleviten, der Schura und der Baháí diskutiert. Das Gespräch als Suche nach Wegen: Als Islam-Experte setzen Sie sich dafür ein, dass Muslime ihren Glauben praktizieren, Moscheen bauen und ihre Kinder schulischen Religionsunterricht erhalten können. Und Sie rufen immer wieder zur Wachsamkeit gegenüber jedweder Form von Antisemitismus auf.

Seite 8 von 8 Toleranz nicht nur predigen, sondern sie leben dafür stehen Sie, Herr Weihbischof. Nicht nur in religiösen Fragen. In Zeiten, in denen nicht wenige Menschen, Gruppierungen und Regionen auf Verunsicherungen etwa infolge der Globalisierung mit eifersüchtiger Bewachung ihrer Partikularinteressen, mit Separatismus und Intoleranz reagieren, sind Sie eine wichtige Stimme des aufgeschlossenen, demokratisch-streitbaren Zusammenlebens humorvoll statt rechthaberisch, selbstbewusst, aber unprätentiös. Verstehen und sich verständlich machen, heißt Ihre Devise. Hamburg kann sich glücklich schätzen, dass es Sie hat! Im Namen des Senats gratuliere ich Ihnen sehr herzlich zum Dienstjubiläum und wünsche Ihnen weiter erfolgreiche Jahre in Gesundheit und persönlicher Zufriedenheit.