Hilfe für Mensch und Tier Equiwent ist jeden Tag dort, wo die Not am größten ist 11.04.15 17:15 Arbeitspferde in Ostrumänien müssen tagein, tagaus etliche Kilometer zurücklegen - (c) Equiwent Die internationale Hilfsorganisation für Pferde hat es sich zur Aufgabe gemacht, geschundenen Arbeitspferden in Ostrumänien ein besseres Leben zu ermöglichen. Nach nur wenigen Jahren ist aus der anfangs belächelten Vision einer Handvoll Tierschützer ein Mammutprojekt entstanden, das Veränderung schafft. Es ist wie eine Reise in eine andere Zeit. Als hätte sich die Uhr irgendwann Anfang des vorigen Jahrhunderts geweigert, weiter zu laufen. Eine vergessene Welt. Menschen und Tiere im Osten Rumäniens scheinen durchs Raster gefallen zu sein, Millionen können weder Lesen noch Schreiben, es gibt keine Infrastruktur, keine medizinische Versorgung, dafür unstillbaren Hunger, Krankheit und bleierne Hoffnungslosigkeit. Unzählige Familien leben in kargen Lehmhütten oder wüst zusammengenagelten Bretterbuden - ohne fließend Wasser, ohne Strom. Doch am schlimmsten ist die Kälte. Im Winter fällt das Thermometer auf bis zu minus 35 Grad. Dann geht es nur noch ums nackte Überleben. Häufig ist zu lesen, Ostrumänien sei das Armenhaus Europas. Das ist sicherlich richtig, aber irgendwie klingt der Satz auch ein wenig platt und abgedroschen. Und vor allem spiegelt er die tatsächliche Lebenssituation in der Region an der Grenze zur Ukraine und zu Moldawien in keinster Weise wider. Denn während sich der durchschnittliche Mitteleuropäer morgens an seinem Coffee to go festhält und am Abend noch schnell in den Supermarkt um die Ecke huscht, geht es in Ostrumänien um alles oder nichts. Dort fahren die Menschen mit einem Pferdefuhrwerk zig Kilometer am Tag, nur um Feuerholz zu holen. Für sie sind Pferde das einzige Fortbewegungsmittel. Die Tiere helfen den Menschen zu überleben und bleiben selbst auf der Strecke. Es gibt viele Arbeitspferde in Ostrumänien. Schätzungsweise sind es 250.000. Sie werden in der Regel nur vier oder fünf Jahre alt. Ihr Tot ist qualvoll, ihr Leben bis dahin die Hölle. Was diese Tiere durchleiden
müssen, sprengt die Vorstellungskraft eines durchschnittlichen, aber durchaus weltoffenen und realitätsbejahenden Mitteleuropäers um ein Vielfaches. Das kann auch Markus Raabe, Gründer der Organisation Equiwent Hilfe: Mensch und Tier e.v., bestätigen: Sie sind übersät mit Wunden, die von schrecklichen, selbst gebastelten Geschirren und Kopfstücken stammen. Zum Teil bestehen diese aus Ketten und Drähten, die den Pferden lange Zeit nicht abgenommen werden und tief ins Fleisch eingewachsen sind. Mundstücke, selbst erstellt aus Fahrradketten und Eimerhenkeln, reißen den Tieren das Maul blutig. Dabei erhalten diese geschundenen Kreaturen weder Pflege noch Futter von ihren Besitzern. Während der arbeitsfreien Zeit werden sie mit Jalousiebändern an den Beinen gefesselt, so dass sie sich nur mühsam mit winzigen Schritten fortbewegen können. Unter unvorstellbaren Schmerzen müssen die Tiere am Straßenrand oder im Abfall nach Nahrung suchen. Die bis zum Skelett abgemagerten und mit Wunden übersäten Arbeitspferde verrichten ihren Dienst so lange, bis sie sterbend zusammenbrechen. Verwesende Pferdekadaver am Straßenrand sind ein alltägliches Bild in Ostrumänien. Und es gibt noch Steigerungsmöglichkeiten. Zu den bestehenden Verletzungen gesellen sich oftmals mutwillige Verstümmelungen. Durch die daraus resultierende Adrenalinausschüttung leben die Pferde vielleicht noch ein paar Stunden oder einen Tag länger und ziehen noch ein paar Stunden oder einen Tag länger den schweren Wagen, bevor sie der Tod von ihrem Martyrium erlöst. Eine Vorstellung, die einem fast den Atem raubt. Alleine der Gedanke an das Unvorstellbare, lässt einen unwillkürlich erstarren und anschließend ungläubig mit dem Kopf schütteln. Aber das Kopfschütteln hilft nichts, denn es passiert wirklich. Es passiert jeden Tag mitten in Europa. Nach dem sich die Schockstarre gelöst hat, taucht sofort die Frage nach dem Warum auf. Markus Raabe sagt, es passiert aus Unwissenheit. Die Pferdehalter haben keinerlei Ahnung von den Bedürfnissen der Tiere, geschweige denn von artgerechter Tierhaltung. Niemand hat ihnen beigebracht, dass es auch anders geht und dass dieses anders auch für die Halter von Vorteil ist, sind sie doch auf die Arbeitskraft der Pferde angewiesen. Vor sieben Jahren hatten sich eine Handvoll Tierschützer das unerreichbar scheinende Ziel gesteckt, die Lebensbedingungen für die Arbeitspferde in Ostrumänien nachhaltig zu verbessern. Als sich der Hufbeschlagschmied Markus Raabe, seine Frau Sandra und seine Kollegin Tiffany Hild entschlossen, all ihr Wissen und ihre Energie für das Projekt zur Verfügung zu stellen, wurden sie von vielen Menschen ob ihrer Vision belächelt. Wenn sich so eine Vision jedoch erst einmal im Kopf festgesetzt hat, lässt sie einen nicht so schnell wieder los. Dann heißt es, einfach nach vorne preschen und der Vision folgen. Mit Dr. Petre Ursache, der die Equiwent-Station in der Region Iasi leitet, war das Herzstück der Organisation schnell gefunden. Seit 2008 ist der ausgebildete Fachtierarzt täglich für die Pferde da. Meist behandelt er Koliken, Hufrehe oder große und kleine Schnittwunden. Er impft und verabreicht Wurmkuren und hat damit ähnliche Möglichkeiten, wie ein mobiler Tierarzt in Deutschland. Es gibt dreijährige Pferde, die noch nie eine Wurmkur bekommen haben. Wenn sie zum ersten Mal eine erhalten haben, kann man sehen, wie sie sich erholen und wie der gesundheitliche Zustand sich verbessert, berichtet Markus Raabe. Außerdem leidet fast jedes Pferd an einer infektiösen Anämie. Die Equine Infektiöse Anämie (EIA), eine Viruserkrankung, gehört in der EU sogar zu den meldepflichtigen Erkrankungen. Allerdings ist sie in Rumänien so weit verbreitet, dass sie nicht mehr kontrolliert werden kann. Deshalb dürfen die Pferde auch nicht nach Deutschland verbracht werden. Seit der Gründung des Vereins kümmern sich die Tierschützer um gut 20.000 Pferde rund um die Equiwent-Station in Iasi. Dabei kommt die grundärztliche Versorgung allen Tieren zuteil. Darüber hinaus besteht das Hilfskonzept aus einer Art Belohnungssystem, das ebenso einfach wie genial funktioniert und im Laufe der Jahre das Leben vieler Pferde um 180 Grad gedreht hat. Um in das System aufgenommen zu werden, bekommen die Pferdehalter bestimmte Auflagen hinsichtlich der Pflege und Haltungsbedingungen ihrer Tiere.
Das bedeutet, die Menschen müssen umdenken und ihr Pferd wie ein Mitgeschöpf behandeln, das sie auf keinen Fall durch mutwilliges Zufügen von Schmerzen beeinflussen. Ist ein Pferd gut genährt, hat Heu für den Winter, hat einen kleinen Stall mit Futterkrippe und wird natürlich abends nach getaner Arbeit ausgespannt, gelten die Auflagen als erfüllt. Nun erhalten sie regelmäßig einen in Rumänien unbezahlbaren Arbeitsbeschlag für ihre Tiere. Zudem gibt es Abschwitz- Fliegen- und Winterdecken, die angesichts der extremen Temperaturen ebenso wichtig sind. Auch schöne Halfter und Trensen sind in dem Belohnungssystem enthalten. Die Hufbeschläge sind der Mercedes unter unseren Geschenken. Sie werden von uns in Deutschland vorbereitet. Mit den aufgeschweißten Stollen sind es arbeitsfähige Hufbeschläge und die Leute tun teilweise alles dafür. Die wollen die unbedingt haben, das ist wie bei einem 18-jährigen, der gerade seinen Golf GTI hat und unbedingt Alufelgen haben möchte, weiß Markus Raabe. Neben dem unermüdlichen Tierarzt beschäftigt Equiwent auch einen Hufschmied. Petrika Bodusca sorgt dafür, dass die Arbeitspferde die so beliebten deutschen Beschläge bekommen. Daneben werden die Pferdebesitzer im Umgang mit Pferden geschult. Hatte der international gefragte und auf orthopädische Beschläge spezialisierte Hufbeschlagschmied Markus Raabe anfangs noch das Gefühl, sich angesichts der nicht endend wollenden Flut an misshandelten, lahmen und kranken Pferden in einer wasserlosen Wüste zu befinden, haben sich im Laufe der vergangenen Jahre sichtbare Erfolge eingestellt. So haben viele Besitzer ihre Einstellung zum Pferd komplett verändert. Sie sind stolz auf ihre Tiere und haben verstanden, dass Pferde, die ohne Schmerzen laufen und keine wandelnden Skelette sind, sogar besser arbeiten. Für Markus Raabe und Tiffany Hild, die regelmäßig mit vielen Hilfsgütern beladen die weite Strecke von insgesamt 8000 Kilometern hin und zurück auf sich nehmen, ist es einfach nur wunderschön zu sehen, wie sich in den Köpfen der Menschen wirklich etwas verändert. Diese Veränderung im Denken und Empfinden geben diese Menschen natürlich auch an ihre Kinder weiter, die von Anfang an lernen, gut mit Tieren umzugehen. Das ist nachhaltiger Tierschutz. Und nachhaltiger Tierschutz heißt auch den Teufelskreis aus Armut und Bildungsdefizit zu durchbrechen. Dazu gehört, dass die Kinder eine Schule besuchen. Auch dafür sorgt Equiwent. Vielen Familien hat die Hilfsorganisation bereits unter die Arme gegriffen und sie bei dem Start in ein besseres Leben unterstützt auch zum Wohle der Tiere. Markus Raabe dazu: Keinem Tier in Rumänien geht es so gut wie den Tieren in unseren Patenfamilien. Daran ist sehr schön zu sehen, dass sich Tierschutz und humanitäre Hilfe nicht voneinander trennen lassen. Vielmehr sind beide Bereiche eng miteinander verwoben und können nur miteinander wachsen. Wir haben durch unsere Art und Weise schon etliche ehrenamtliche Helfer gewinnen können. Wir sind nicht mehr diese Sorte Tierschützer, welche die Menschen beleidigen und verachten. Wir helfen auch den Kindern und ihren Eltern und diese helfen uns bei unserer Arbeit. Equiwent ist in einer Region, die in etwa der Größe des Saarlandes entspricht, tätig. Seit März diesen Jahres ist eine weitere Station etwa 100 Kilometer nordwestlich von Iasi hinzu gekommen. Sie wird von einem jungen Tierarzt geleitet, der sich bereits seit drei Jahren im Tierschutz engagiert und sich bei Equiwent beworben hatte. Das bedeutet, es können wieder tausende Arbeitspferde von ihren Halftern aus Draht und ihren selbstgebastelten Geschirren befreit werden. Es können noch mehr Menschen im Umgang mit ihren Tieren geschult werden und lernen, dass Tiere hochsensible Lebewesen sind, die Schmerz und Trauer, aber auch Freude und Glück empfinden können. Ja, manchmal hilft es tatsächlich Visionen zu haben, die größer sind als man selbst. Informationen unter www.equiwent.eu Nachhaltige Tierschutzarbeit in Ostrumänien
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