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Transkript:

aktuell Nr. 81 / 05.2015 Mobile Klinik. Standpunkt: Hin zu den Menschen 2 Lesotho: Mobile Klinik für abgelegene Dörfer 3 Interview mit Nik Hartmann: Auf Augenhöhe begegnen 6 Verschiedenes: Aus dem Jahresbericht 2014 8

STANDPUNKT Dr. med. Svend Capol Präsident von SolidarMed Hin zu den Menschen. Als ich 1997 nach Finstersee in den Kanton Zug zog, gab es im Dorf einen Laden, eine Poststelle, eine Mehrklassenschule, ein Restaurant und eine Kirche. Heute stehen wir vor der Einstellung des Schulbetriebs, nachdem bereits die Post, der Laden und das Restaurant schliessen mussten. Das ist zwar schmerzhaft, mit Fahrzeugen und ÖV aber zumutbar. In den Einsatzgebieten von SolidarMed im ländlichen Afrika beschränkt sich die Mobilität meist auf die zu Fuss, dem Fahrrad oder auf dem Pferd machbare Strecke. Bei Krankheit und Gebrechen wird es noch schwieriger, eine Gesundheitseinrichtung zu erreichen. Auch wenn das Dorf an einer Strasse liegt, so bleibt immer noch die Herausforderung, den Transport zu organisieren und schliesslich auch noch zu bezahlen. Leider bleiben viele der Patienten «auf der Strecke», weil sie eben diese Herausforderungen nicht meistern können. SolidarMed ist es wichtig, auch der Bevölkerung in den entlegensten Winkeln der Projektgebiete den Zugang zu medizinischen Dienstleistungen zu ermöglichen. Ausgehend von den Spitälern und Gesundheitszentren als Basis bringen mobile Teams die notwendigsten Dienstleistungen in die Dörfer, wie dies bereits erfolgreich mit der dezentralen Verabreichung von HIV-Medikamenten geschieht. In Moçambique bewährte sich der Einsatz von Velo-Ambulanzen. In Le- sotho baut SolidarMed im Rahmen des «Health First»-Programms mobile Kliniken auf, wie sie die folgenden Seiten beschreiben. Obwohl die Mobilität der Finsterseer (fast alle haben ein Auto) den Zugang zu wichtigen Dienstleistungen garantiert, so setzen sie sich dennoch für ein minimales ÖV-Angebot ein. Wir können die Mobilität der Bewohner in abgelegenen afrikanischen Dörfern vorerst nicht erhöhen. Es ist aber möglich, ein minimales medizinisches Angebot zu den Leuten zu bringen. Bewegen können wir vieles, wenn wir nur wollen... oder wo ein Wille, ist auch ein Weg... und vielleicht bald auch eine Strasse. Impressum «SolidarMed aktuell» 81/2015 SolidarMed, Obergrundstrasse 97, CH-6005 Luzern Telefon +41 41 310 66 60, contact@solidarmed.ch, www.solidarmed.ch Redaktionsteam: Murielle Drack, Benjamin Gross, Joel Meir Texte: Benjamin Gross Layout: Murielle Drack Titelbild: Maurice Haas Druck: Brunner AG, Druck und Medien, Kriens Auflage: 15'500 «SolidarMed aktuell» erscheint viermal jährlich die nächste Ausgabe im August 2015. Das Abonnement kostet jährlich CHF 5. und wird einmalig von Ihrer Spende abgezogen. Für Mitglieder und Gönner ist es im Jahresbeitrag enthalten. Jahresbeitrag Gönner: CHF 120. Jahresbeitrag Mitglieder: CHF 50. für Einzelpersonen; CHF 80. für Familien und Institutionen. Spenden überweisen Sie bitte an: Postkonto 60-1433-9, lautend auf: SolidarMed, CH-6005 Luzern. IBAN: CH0909000000600014339, BIC: POFICHBEXXX Online spenden: www.solidarmed.ch «Engagement» Herzlichen Dank! 2 SolidarMed ist die Schweizer Organisation für Gesundheit in Afrika und verbessert die Gesundheitsversorgung von 1,5 Millionen Menschen. SolidarMed stärkt das vorhandene medizinische Angebot nachhaltig und baut es sinnvoll aus. Die Gesundheit von Müttern, Kindern und Neugeborenen erhält in den Projekten besondere Aufmerksamkeit. SolidarMed

THEMA Bild: Benji Gross Mobile Klinik für abgelegene Dörfer Interview with Dr. Olatunbosun Faturiyele Viele Dörfer Lesothos liegen mehrere Stunden Fussmarsch entfernt vom nächsten Gesundheitszentrum. Das Bergwetter ist unberechenbar, das Gelände steil. Der SoliarMed-Projektleiter und -Arzt Dr. Olatunbosun Faturiyele sorgt mit seinem Team dafür, dass das Personal der Gesundheitszentren mit einer «mobilen Klinik» regelmässig die Menschen besucht, die den Weg zum Gesundheitszentrum nicht schaffen. SolidarMed aktuell: Wie müssen wir uns eine mobile Klinik vorstellen? Dr. Olatunbosun Faturiyele: Einfach und wirksam. Es ist kein Haus auf Rädern, sondern aktuell81 / 05.2015 lediglich ein geländegängiges Auto. Viel wichtiger ist der Inhalt: Medizinisches Personal, Medikamente und Verbrauchsmaterialien um akute Beschwerden zu behandeln. Eigentlich handelt es sich um ein Gesundheitszentrum auf Rädern Was kann dieses fahrende Gesundheitszentrum leisten? Die mobile Klinik bietet das gesamte Leistungsspektrum des Gesundheitszentrums. Da das Personal des Gesundheitszentrums mitfährt, ist sowohl die Behandlung von häufig vorkommenden Krankheiten als auch Schwangerenvorsorge möglich. Kinder erhalten Impfungen. Lesotho Einwohner: 2'074'000 Ärzte pro 1000 Einwohner: 0,26 Lebenserwartung 49 Jahre 3

THEMA Eine kleine Apotheke sorgt für die notwendigen Medikamente und mit Schnelltests können Patienten auf HIV, Hämoglobin, Blutzucker oder eine Schwangerschaft getestet werden. Wo sind die Grenzen? Eine Krankheit kann an diesem einen Tag zwar diagnostiziert, aber nicht weiter begleitet werden. Dafür muss der Patient ins Gesundheitszentrum kommen. Dies ist nach erfolgter Diagnose zwar wahrscheinlicher, aber nicht garantiert. Ein Labor fehlt der mobilen Klinik natürlich auch, dieses gibt es aber nicht einmal in den Gesundheitszentren. Deshalb hat die Distriktbehörde mit der Unterstützung von SolidarMed einen Transportdienst etabliert, der Blutproben ins Spital bringt und die Ergebnisse zurück. schwierigen Weg ins Gesundheitszentrum nur mit Mühe bewältigen können: ältere Menschen, die nicht gut laufen oder sehen können, Schwangere oder Mütter mit Kindern, für die der Weg schlicht zu weit ist. Was bereitet Ihnen am meisten Sorgen? Besonders schwierig ist es, die Motivation des Personals in den Gesundheitszentren zu erhalten. Die meist sehr jungen und unerfahrenen Pflegefachkräfte arbeiten in diesen schwer erreichbaren Gesundheitszentren oft ohne jegliche externe Unterstützung. Ihnen fehlt es häufig am nötigen Wissen und an praktischen Fähigkeiten, die Herausforderungen eines Einsatzes in einem entlegenen Gebiet zu stemmen. Die Situation wird durch einen hohen Personalwechsel noch verschärft. Wie kann das Personal an den Gesundheitszentren am besten unterstützt werden? Hier auf dem Land ein lernendes Umfeld zuschaffen ist besonders wirksam. SolidarMed erzielt dies mittels regelmässigen klinischen Schulungen, unterstützenden Supervisionen und durch enge fachliche Betreuung. Hierfür verbringen SolidarMed-Mitarbeitende jeden Monat mehrere Tage an diesen ländlichen Zentren. Sie führen Schulungen zu medizinischen Themen durch, aber auch zu Management-Fragen, denn die unerfahrenen Pflegefachkräfte sind auch für die Leitung ihres Gesundheitszentrums zuständig. SolidarMed unterstützt die Distriktgesundheitsbehörde dabei, wichtige Medikamente und medizinisches Material zu den ländlichen Einrichtungen zu transportieren. Damit die Gesundheitszentren mit den Gesundheitsberatenden in den Dörfern kommunizieren können, finanziert SolidarMed Guthaben für die Mobiltelefone. Das Personal nutzt die Telefone auch, um Vorkehrungen für die Überweisung und Weiterbehandlung von Patient/innen zu treffen. Bild: Nik Hartmann Der Zahnarzt aus dem Paray-Spital reist regelmässig mit der mobilen Klinik in die Dörfer und behandelt akute Beschwerden. Kommen andere Patienten zu der mobilen Klinik? Es kommen sogar mehr Patienten in die mobile Klinik als ins Gesundheitszentrum. Dies unterstreicht, wie wichtig es ist, diese sogenannte «Versorgungslücke» zu schliessen. Zur mobilen Klinik kommen auch diejenigen Leute, die den Dr. Olatunbosun Faturiyele, Projektleiter und SolidarMed-Arzt 4 SolidarMed

THEMA Unterwegs mit der mobilen Klinik. Am frühen Morgen setzt sich das Team des Gesundheitszentrums von Montmartre in den mit Medikamenten sowie medizinischem Material vollgeladenen Geländewagen. Mit dabei sind diesmal auch der Zahnarzt des Distriktspitals in Thaba Tseka und der SolidarMed-Arzt Olatunbosun Faturiyele. Während zwei Stunden klettert das Geländefahrzeug über unbefestigte Pfade, bis in das Bergdorf Ha Kokoana, wo bereits über 200 Menschen auf die «mobile Klinik» warten. Bild: Maurice Haas Die Klassenräume einer Schule dienen heute als Sprechzimmer. Ziemlich früh am Tag öffnet sich die knarzende Türe besonders langsam. Eine ältere Frau schiebt sich hindurch und setzt sich mit grosser Mühe auf den Stuhl. Mit der Unterstützung des Arztes diagnostiziert die Pflegerin eine Arthrose im Kniegelenk. Diese beeinträchtigt die Bewegung so stark, dass es in Europa durch ein künstliches ersetzt würde, hier helfen ihr immerhin Schmerzmittel. Über 40 Patienten später setzt sich Ndate Liketso Motsei hin und klagt über Bauchschmerzen auf beiden Seiten des Rumpfes sowie über taube Hände. Seine Beschwerden überfordern das Wissen der engagierten Pflegefachfrau. Sie bittet Dr. Faturiyele, sich den Patienten selber anzuschauen. Auch diese Diagnose bleibt unklar. Der Mann braucht einen Test auf Diabetes, der aber nur im Gesundheitszentrum möglich ist. Dorthin soll Liketso Motsei morgen kommen. Dank der mobilen Klinik kann er im Falle einer ernsten Erkrankung nun frühzeitig mit eine Therapie beginnen Bild: Maurice Haas Oben: Für ältere Leute mit Gehbeschwerden ist die mobile Klinik eine enorme Hilfe. Links oben: Das Team des Gesundheitszentrums von Montmartre unterwegs nach Ha Kokoana. Links unten: Lineo und ihre Mutter freuen sich über den negativen HIV-Test. Viele Leute nutzen die Gelegenheit der mobilen Klinik, um sich auf das Virus testen zu lassen. Bild: Nik Hartmann Zum Interview mit der Hebamme von Montmartre: www.solidarmed.ch > Mediathek > News & Events aktuell81 / 05.2015 5

AUS DEN PROJEKTEN Bild: Marten Bril medizinischer Hilfe enorm, vor allem die Versorgung von Müttern und ihren Kleinkindern. In dem ländlichen Distrikt bringt mehr als die Hälfte aller Frauen ihre Kinder zu Hause zur Welt, weil sie der medizinischen Versorgung in den Gesundheitszentren nicht vertrauen. Seit Anfang dieses Jahres bietet Solidar- Med gebärenden Frauen auch in Namuno «Babypakete» mit Seife, einem traditionellen Babytragetuch und einer kleinen Badewanne an. Zudem soll das Risiko für Mutter und Kind bei der Geburt durch ein verbessertes klinisches Angebot vermindert werden. Dazu braucht es kompetentes Personal und die notwendigen medizinischen Hilfsmittel. Erfolgreiche Wajas Tanzania: Im Jahr 2010 begann SolidarMed Gesundheitsberatende für über 40 Dörfer im Ulanga- Distrikt auszubilden. Diese wurden anfänglich durch SolidarMed bezahlt, um das Pilotprojekt zu ermöglichen. In Tanzania «Waja» genannt, besuchen sie regelmässig Familien, kontrollieren die Gesundheit der Kinder, erkennen Krankheiten frühzeitig und verbreiten wertvolles Wissen um Krankheiten vorzubeugen. Seit Januar übernimmt der Staat die Löhne für die Hälfte der Wajas, was sie zu offiziellen Angestellten des Gesundheitssystems macht. Ein grosser Erfolg! Bild: Klaus Thieme Tanzania: Erfolgreiche Wajas. Moçambique: MAMA für Namuno. Zambia: Richtfest in Katondwe 6 MAMA für Namuno Bild: Michael Hobbins Moçambique: SolidarMed weitet die Aktivitäten von Ancuabe und Chiúre in den benachbarten Distrikt Namuno aus. Dort ist der Bedarf an Richtfest in Katondwe Zambia: SolidarMed gründete eine Wohnbaugenossenschaft für Gesundheitspersonal im ländlichen Zambia, um kostengünstige Unterkünfte für das Spitalpersonal zu ermöglichen. Die Bauten im sehr abgelegenen Katondwe machten trotz ungewöhnlich starken Regenfällen gute Fortschritte. Zwei der geplanten vier Doppelhäuser sind kurz vor dem Richtfest. Unterdessen wurde auch das Personalwohnhaus für die Lehrpersonen der St. Luke s Krankenpflegeschule in Mpanshya fertiggestellt. Die Suche nach geeigneten Bauplätzen für weitere Häuser verzögerte sich durch den Tod des sambischen Präsidenten jedoch massiv, da die Verwaltung wegen des Wahlkampfes zum Stillstand kam. SolidarMed

INTERVIEW Auf Augenhöhe begegnen Interview mit Nik Hartmann, SolidarMed-Botschafter Ihre letzte Reise für SolidarMed führte Sie nach Lesotho. Ein kleines Land mit hohen Bergen. Gibt es Parallelen zur Schweiz? Auch die Berge in Lesotho sind wunderschön. Wir konnten uns kaum sattsehen. Der grosse Unterschied ist, dass die allermeisten Menschen so leben, wie die Sennen bei uns vor hundert Jahren. Im Winter fällt Schnee auf die einfachen Hütten, die Erträge der Landwirtschaft sind karg. Was beeindruckte Sie am meisten? Hier in der Schweiz holt uns notfalls ein Helikopter und wir werden bestmöglich versorgt. In Lesotho holt dich niemand. An einem Tag sind wir knapp sechs Stunden innerhalb des gleichen Distrikts gefahren, bis wir ein Gesundheitszentrum erreichten. Patienten der Region schleppen sich durch abgelegene Täler an den Ort, an dem es keinen Arzt gibt. Wir trafen dort Pflegepersonal, das auf sich alleine gestellt war und sowieso lieber woanders arbeiten würde. SolidarMed besucht das Gesundheitspersonal nun monatlich, sie besprechen gemeinsam komplizierte Fälle und lernen daraus. Ihre Frau Carla begleitete Sie zum ersten Mal nach Afrika. Ja und das machte diese Reise für mich ganz speziell. Carla kannte die wertvolle Arbeit von SolidarMed bis anhin nur aus meinen Erzählungen. Uns beide verbindet das Bedürfnis, Dinge unterstützen zu wollen, die die Welt ein wenig besser machen. Jetzt, nach unserer Lesotho-Reise vergeht kein Tag, an dem wir nicht Erinnerungen an die Erlebnisse in Afrika austauschen. Unterdessen besuchten Sie Projekte in drei verschiedenen Ländern. Wie wirkt Solidar- Med auf Sie? SolidarMed erlebe ich als agile, transparente Organisation, die den Menschen in den Projekten auf Augenhöhe begegnet. Da ist kein übersteigertes Helfersyndrom erkennbar, was ich sehr wichtig finde. In all den Ländern spürte ich immer eine grosse Akzeptanz für SolidarMed. Bild: Maurice Haas Nik und Carla Hartmann auf Besuch im Gesundheitszentrum von Montmartre. Dort finden die Vorbereitungen für die Fahrt mit der mobilen Klinik statt. Links: Nik Hartmann fotografiert eine ältere Dame, die zum Unterstuch kommt. Über 200 Patienten besuchten die mobile Klinik im Bergdorf Ha Kokoana. Bild: Nik Hartmann Nik Hartmann, Radio- und TV-Moderator aktuell81 / 05.2015 7

VERSCHIEDENES Herkunft der Mittel 2014 Privat- und Grossspenden 58.1 % Beiträge LED 11 % Aus dem Jahresbericht 2014 SolidarMed engagierte sich auch im vergangenen Jahr erfolgreich für die gesundheitliche Grundversorgung in Afrika. Verwendung der Mittel 2014 Projekte 85.9 % Beiträge DEZA 30.9 % Mittelbeschaffung 6.3 % Sensibilisierung 3.7 % Admin. Aufwand 4.1 % Insgesamt erhielten 144 medizinische Fachkräfte durch die Hilfe von SolidarMed ihr Diplom. Neben der Ausbildung neuen Personals investierte SolidarMed in die Qualität der Behandlungen und der Pflege in den Gesundheitseinrichtungen. 1'050 Pflegefachleuten nahmen an einer Weiterbildung teil, 10 Distrikte unterstützt, 15 Spitäler und 118 Gesundheitszentren gefördert. Das bedeutet eine bessere Qualität der medizinischen Versorgung für mindestens 1,5 Millionen Menschen in den Projektgebieten. Im frisch erschienenen Jahresbericht 2014 finden Sie die genauen Zahlen aus den Projekten und für die Verwendung der Spendengelder. Bestellen Sie den Bericht unter 041 310 66 60 oder contact@solidarmed.ch. Jahresbericht als PDF: www.solidarmed.ch/de/mediathek/ publikationen In eigener Sache: Wechsel der Geschäftsleitung Joel Meir Jochen Ehmer Nach acht verdienstvollen Jahren stellt sich Joel Meir einer neuen Herausforderung. Unter seiner kundigen Leitung wurde SolidarMed weiter professionalisiert und als anerkannte Organisation für Gesundheit im ländlichen Afrika gefestigt. Mit der notwendigen Beharrlichkeit und viel Fachwissen optimierte er die Strukturen von SolidarMed, baute ein erfolgreiches Team auf und ermöglichte dadurch mehr Hilfe für die Menschen in den Projektgebieten. Seine Nachfolge als Geschäftsleiter übernimmt sein bisheriger Stellvertreter Jochen Ehmer. Der Arzt ist ein ausgewiesener Experte für Gesundheit in Afrika und leistete über viele Jahre wertvolle Arbeit für SolidarMed, aktuell leitet er die internationalen Programme und steht für Kontinuität, Kompetenz und grosses Engagement. Der Vorstand und alle Mitarbeitenden von SolidarMed bedanken sich bei Joel Meir für seine hervorragende Arbeit, wünschen ihm alles Gute auf seinem weiteren Weg. Gleichzeitig freuen wir uns, mit Jochen Ehmer die anstehenden Projekte unter einer kompetenten Leitung anzugehen. Informationen aus den Projekten erfahren Sie nun auch in unserem E-Mail Newsletter. Melden Sie sich an: www.solidarmed.ch Schweizer Organisation für Gesundheit in Afrika Obergrundstrasse 97, CH-6005 Luzern Telefon +41 41 310 66 60, www.solidarmed.ch Postkonto: 60-1433- 9, SolidarMed CH-6005 Luzern IBAN: CH09 0900 0000 6000 1433 9 BIC: POFICHBEXXX