Zwischen Fragmentierung und Konzentration:Die Bundestagswahl 2013

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Transkript:

Wahlen in Deutschland 2 Zwischen Fragmentierung und Konzentration:Die Bundestagswahl 2013 von Rüdiger Schmitt-Beck, Hans Rattinger, Sigrid Roßteutscher, Bernhard Weßels, Christof Wolf, Ina Bieber, Manuela S. Blumenberg, Jan Eric Blumenstiel, Thorsten Faas, André Förster, Heiko Giebler, Isabella Glogger, Tobias Gummer, Sascha Huber, Mona Krewel, Patrick Lamers, Jürgen Maier, Julia Partheymüller, Thomas Plischke, Joss Roßmann, Anne Schäfer, Philipp Scherer, Markus Steinbrecher, Aiko Wagner, Elena Wiegand 1. Auflage Nomos Baden-Baden 2014 Verlag C.H. Beck im Internet: www.beck.de ISBN 978 3 8487 0821 5 schnell und portofrei erhältlich bei beck-shop.de DIE FACHBUCHHANDLUNG

Zum Inhalt: Die Bundestagswahl 2013 war eine Wahl zwischen Wandel und Kontinuität. Sie führte zu einer stärkeren Fragmentierung des Parteiensystems, aber auch zu größerer Machtkonzentration. Auf Basis von Daten, die im Rahmen der German Longitudinal Election Study (GLES) erhoben wurden, bietet der Band eine umfassende Analyse der Bundestagswahl 2013 in langfristig vergleichender Perspektive. Untersucht werden die Vorgeschichte der Wahl und der Wahlkampf, das Wahlergebnis und das Wählerverhalten sowie die Regierungsbildung. Die Reihe Wahlen in Deutschland wird herausgegeben von Prof. Dr. Hans Rattinger, Universität Mannheim, Prof. Dr. Sigrid Roßteutscher, Universität Frankfurt a.m., Prof. Dr. Rüdiger Schmitt-Beck, Universität Mannheim, und Prof. Dr. Bernhard Weßels, Wissenschaftszentrum Berlin (WZB), im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Wahlforschung (DGfW). Schmitt-Beck Rattinger Roßteutscher Weßels Wolf u.a. Wahlen in Deutschland 2 2 Schmitt-Beck Rattinger Roßteutscher Weßels Wolf u.a. ISBN 978-3-8487-0821-5 Zwischen Fragmentierung und Konzentration: Die Bundestagswahl 2013 Zwischen Fragmentierung und Konzentration: Die Bundestagswahl 2013 Nomos BUC_Schmitt-Beck_0821-5.indd 1 07.10.14 09:53

Die Reihe Wahlen in Deutschland wird herausgegeben von Prof. Dr. Hans Rattinger, Universität Mannheim Prof. Dr. Sigrid Roßteutscher, Universität Frankfurt a.m. Prof. Dr. Rüdiger Schmitt-Beck, Universität Mannheim Prof. Dr. Bernhard Weßels, Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Wahlforschung (DGfW) Band 2 BUT_Schmitt-Beck_0821-5.indd 2 30.09.14 11:33

Rüdiger Schmitt-Beck Hans Rattinger Sigrid Roßteutscher Bernhard Weßels Christof Wolf und http://www.nomos-shop.de/21634 Ina Bieber Manuela S. Blumenberg Jan Eric Blumenstiel Thorsten Faas André Förster Heiko Giebler Isabella Glogger Tobias Gummer Sascha Huber Mona Krewel Patrick Lamers Jürgen Maier Julia Partheymüller Thomas Plischke Joss Roßmann Anne Schäfer Philipp Scherer Markus Steinbrecher Aiko Wagner Elena Wiegand Zwischen Fragmentierung und Konzentration: Die Bundestagswahl 2013 Nomos BUT_Schmitt-Beck_0821-5.indd 3 30.09.14 11:33

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-8487-0821-5 (Print) ISBN 978-3-8452-5009-0 (epdf) 1. Auflage 2014 Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2014. Printed in Germany. Alle Rechte, auch die des Nachdrucks von Auszügen, der fotomechanischen Wiedergabe und der Übersetzung, vorbehalten. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. BUT_Schmitt-Beck_0821-5.indd 4 30.09.14 11:33

Vorwort Auf Basis der in der German Longitudinal Election Study (GLES) erhobenen Daten bietet der vorliegende Band eine umfassende Analyse der Bundestagswahl 2013. Mit dem Instrumentarium der empirischen Sozialforschung dokumentiert und untersucht er ihre Vorgeschichte seit der vorangegangenen Bundestagswahl im Jahr 2009, das Wahlergebnis mit einigen seiner Eigenheiten, das Verhalten der Wähler 1, das zu diesem Wahlergebnis geführt hat, und schließlich die Regierungsbildung. Die Verfasser sind oder waren ausnahmslos innerhalb der GLES tätig, sei es als Projektmitarbeiter oder als Kooperationspartner im Rahmen einzelner Studienkomponenten dieses bislang umfangreichsten Forschungsprojekts der deutschen Wahlforschung. Ihnen allen sei für ihre Bereitschaft gedankt, ihre Beiträge unter großem Druck in einem sehr kurzen Zeitrahmen zu erstellen, dessen Beginn durch die Verfügbarkeit der für die Analysen notwendigen Daten und dessen Ende durch den Wunsch nach einer möglichst raschen Publikation diktiert wurde. Das GLES-Projekt wäre nicht denkbar ohne umfangreiche Vorarbeiten der Deutschen Gesellschaft für Wahlforschung (DGfW). Diese wissenschaftliche Organisation der an Universitäten und anderen Einrichtungen der Grundlagenforschung verankerten deutschen Wahlforscher wurde 2007 gegründet. Sie hat derzeit rund 60 Mitglieder, die zahlreiche Universitäten und Forschungseinrichtungen repräsentieren (siehe http://www.dgfw.eu). Das erste und wichtigste Ziel der DGfW besteht darin, die deutsche Wahlforschung auf dem Weg zu einer institutionalisierten Deutschen Wahlstudie voranzubringen. Das GLES-Projekt versteht sich als Pilotstudie zu diesem zentralen Teil der Forschungsinfrastruktur der deutschen Sozialwissenschaften. Vermittelt über die Gremien der DGfW erhielt das GLES-Projekt von Beginn an wichtige Impulse aus der wissenschaftlichen Gemeinschaft. Zahlreiche Experten wirkten bei der Vorbereitung und Realisierung der unterschiedlichen Studienteile mit. Den Mitgliedern des Präsidiums der DGfW 1 Rollenbezeichnungen wie diese beziehen sich hier und im Folgenden stets auf weibliche wie männliche Rollenträger/innen gleichermaßen. 5

Vorwort http://www.nomos-shop.de/21634 gebührt Dank für ihre stete Bereitschaft, als Resonanzboden und Ideengeber für das Projekt zu fungieren. Allen Angehörigen der DGfW ist zu danken für ihre durch die Mitgliedschaft zum Ausdruck gebrachte Unterstützung der GLES, die ihnen als selbstlose Beteiligung an der Erzeugung eines öffentlichen Gutes keinerlei persönliche Vorteile bringt. Die Verantwortung für die Studie trägt eine Gruppe von Primärforschern, die an mehreren wissenschaftlichen Institutionen tätig sind (den Universitäten Mannheim und Frankfurt, dem Wissenschaftszentrum Berlin sowie GESIS Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften mit den Standorten Mannheim und Köln) und gleichzeitig (mit einer Ausnahme) den Vorstand der DGfW bilden. Projektleiter und DGfW verstehen alle im GLES-Projekt erzeugten Datensätze als öffentliches Gut. Über das GESIS-Datenarchiv werden sie allesamt möglichst rasch nach Abschluss der Datenaufbereitung der wissenschaftlichen Öffentlichkeit für Zwecke eigener Analysen einschränkungslos zur Verfügung gestellt (siehe http://www.gesis.org/wahlen/ gles/). GESIS unterstützt das Projekt mit eigenen Ressourcen und macht sich dadurch in höchstem Maße um die deutsche und internationale Wahlforschung verdient. Dank ist insbesondere aber auch der Deutschen Forschungsgemeinschaft auszusprechen, ohne deren Förderung im Rahmen ihres Langfristprogramms das GLES-Projekt nie zustande gekommen wäre. Dankenswerterweise hat sich der Nomos-Verlag bereit erklärt, zusammen mit den ursprünglich vier und seit der zweiten Projektphase fünf Primärforschern der GLES eine Buchreihe aufzulegen, die im Auftrag der DGfW herausgegeben wird und ab 2009 zu jeder Bundestagswahl eine umfassende empirische Analyse zur Verfügung stellt. Der zweite Band dieser Reihe wird hiermit vorgelegt. Beate Bernstein (Nomos-Verlag) sei großer Dank für ihre großzügige Unterstützung und intensive Betreuung dieser Publikation. Dass die Vorbereitung eines Buchmanuskriptes, an dem 25 Autoren beteiligt sind, zumal dann, wenn sie unter großem Zeitdruck stattfindet, eine besondere logistische Herausforderung darstellt, bedarf keiner weiteren Erläuterung. Zeitnah kam man eine Publikation ein Jahr nach der untersuchten Bundestagswahl nicht nennen. Schneller können jedoch Analysen nicht sein, die sich auf gründliche Auswertung eigens mittels komplexer Erhebungsmethoden gesammelter Daten stützen, die überdies zunächst aufwendige Qualitätskontrollen und Aufbereitungsarbeiten durchlaufen müssen. Ohne den unermüdlichen Einsatz von Josephine Hörl und Sascha Huber (Lehrstuhl für Politische Wissenschaft Politische Soziologie der Universität Mannheim) 6

Vorwort wäre es nicht gelungen, diese Untersuchung der jüngsten Bundestagswahl so rasch der interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Beiden gebührt großer Dank! Mannheim, Frankfurt, Berlin im Juli 2014 Rüdiger Schmitt-Beck Hans Rattinger Sigrid Roßteutscher Bernhard Weßels Christof Wolf 7

Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 13 Rüdiger Schmitt-Beck, Hans Rattinger, Sigrid Roßteutscher, Bernhard Weßels, Christof Wolf 2. Dominante Union und taumelnde FDP: Zur Ausgangslage der Bundestagswahl 2013 Ina Bieber und Sigrid Roßteutscher 19 3. Der Wahlkampf 35 3.1 Die Wahlkampagnen der Parteien und ihr Kontext 35 Mona Krewel 3.2 Die Kandidaten im Wahlkampf 47 Heiko Giebler 3.3 Twitter im Wahlkampf 61 Joss Roßmann, Tobias Gummer und Christof Wolf 3.4 Die Dynamik von Mobilisierung und Meinungswandel im Wahlkampf Julia Partheymüller 73 3.5 Ereignisse und Meinungsbildung der Wähler 89 Thomas Plischke 4. Merkels Triumph und der Albtraum der FDP: Das Ergebnis der Bundestagswahl 2013 Jan Eric Blumenstiel 101 9

Inhaltsverzeichnis http://www.nomos-shop.de/21634 5. Aspekte des Wählerverhaltens 119 5.1. Die Wahlbeteiligung 119 Patrick Lamers und Sigrid Roßteutscher 5.2 Wechselwähler 133 Jan Eric Blumenstiel und Elena Wiegand 5.3 Stimmensplitting 145 Jan Eric Blumenstiel 5.4. Die Wähler der Kleinparteien 155 Ina Bieber, Sigrid Roßteutscher und Philipp Scherer 5.5 Die Briefwähler 169 Heiko Giebler 6. Die Parteiwahl und ihre Hintergründe 179 6.1 Einleitung 179 Rüdiger Schmitt-Beck 6.2 Wahlverhalten sozialer Gruppen 187 Bernhard Weßels 6.3 Parteibindungen 203 Anne Schäfer und Rüdiger Schmitt-Beck 6.4. Ideologie 213 Sigrid Roßteutscher und Philipp Scherer 6.5 Wirtschaftliche Entwicklung und Eurokrise 225 Markus Steinbrecher 10

Inhaltsverzeichnis 6.6 Leistungen von Regierung und Parteien 239 Aiko Wagner 6.7 Politische Sachfragen 253 Thomas Plischke 6.8 Spitzenkandidaten 267 Aiko Wagner 6.9 Das TV-Duell 281 Jürgen Maier, Thorsten Faas, Isabella Glogger 6.10 Koalitions- und strategisches Wählen 293 Sascha Huber 6.11 Wahlentscheidungen in der Gesamtschau 313 Sascha Huber 6.12 Entscheidungsprozesse von Wählern 325 Elena Wiegand und Hans Rattinger 7. Die Regierungsbildung 341 Manuela S. Blumenberg und André Förster 8. Fazit und Ausblick: Langweile und Extreme, Fragmentierung und Konzentration Rüdiger Schmitt-Beck, Hans Rattinger, Sigrid Roßteutscher, Bernhard Weßels, Christof Wolf 355 9. Anhänge 365 Jan Eric Blumenstiel und Sascha Huber 10. Die Autoren 379 11

1. Einleitung Rüdiger Schmitt-Beck, Hans Rattinger, Sigrid Roßteutscher, Bernhard Weßels, Christof Wolf Mit der vorliegenden Publikation legt die German Longitudinal Election Study (GLES) die zweite ausführliche Analyse einer Bundestagswahl vor. Aus unterschiedlichen Blickwinkeln untersucht sie die Bundestagswahl vom 22. September 2013. Der erste Band hatte sich unter dem Titel Zwischen Langeweile und Extremen mit der Vorgeschichte, der öffentlichen Meinung, dem Wählerverhalten und dem Ergebnis der Bundestagswahl 2009 auseinander gesetzt (Rattinger et al. 2011). Das Stichwort Langeweile spielte dabei auf den Wahlkampf an, dem Beobachter ein seltenes Maß an politischer Reizarmut bescheinigt hatten. Die Extreme bezogen sich hingegen auf Aspekte des Wahlergebnisses, die in ihrer Gesamtheit darauf hindeuteten, dass der Wahlprozess in Deutschland zu Beginn des 21. Jahrhunderts durch erheblich gewachsene Fluidität gekennzeichnet ist. Derselbe Titel hätte sich durchaus auch zur Wiederverwendung für den vorliegenden Band angeboten. Aber die Gesetze der Aufmerksamkeitsökonomie gebieten Abwechslung, und so musste ein neuer Titel erdacht werden. Die Entscheidung fiel für ein anderes, bei erstem Ansehen ebenfalls durchaus paradox anmutendes Begriffspaar: Zwischen Fragmentierung und Konzentration. War schon bei der Bundestagswahl 2009 ein deutlicher Trend in Richtung stärkerer Zersplitterung des Parteiensystems feststellbar gewesen, so hat sich diese Entwicklung 2013 teilweise fortgesetzt. Dieser Prozess erschwerte die Regierungsbildung beträchtlich. Am Ende der längsten Koalitionsverhandlungen in der Geschichte der Bundesrepublik wurde nach nur einer Legislaturperiode Unterbrechung erneut eine Große Koalition aus CDU/CSU und SPD gebildet. Allerdings stützt sich diese im Deutschen Bundestag auf einen deutlich größeren Mandatsanteil als die letzte gemeinsame Regierung der beiden Großparteien, die von 2005 bis 2009 amtiert hatte. Das Gewicht der beiden verbliebenen Oppositionsparteien Linke und Grüne ist im Bundestag so gering, dass die Regierungsbildung von kritischen Debatten über die Gewährleistung grundlegender Oppositionsrechte begleitet wurde. Zudem entfällt eine deutliche Mehrzahl der Mandate, auf welche sich die Große Koalition im 18. Deutschen Bundestag stützen kann, auf die Kanzlerpartei CDU/CSU, während das Mandatsgewicht von Union und So- 13

1. Einleitung zialdemokraten in der letzten Großen Koalition 2005 bis 2009 noch annähernd gleich groß gewesen war. Am Wahlabend hatte es sogar vorübergehend so ausgesehen, als könne die Union mit einer absoluten Mehrheit der Mandate rechnen und damit erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik eine Alleinregierung bilden. Diese kritische Schwelle wurde zwar schließlich verfehlt, aber nur um einige wenige Mandate. Unter mehreren Aspekten hat die Parteienfragmentierung also bei der Bundestagswahl 2013 im Ergebnis zu einer stärkeren Machtkonzentration geführt. Die GLES wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Rahmen ihres Langfristprogramms gefördert. Sie untersucht mit einem integrierten Forschungskonzept drei Bundestagswahlen: 2009, 2013 und 2017. Dazu gehören mehrere unterschiedliche Untersuchungskomponenten, von der klassischen großen, vor und nach der Bundestagswahl durchgeführten Querschnittsstudie über eine Rolling Cross-Section-Erhebung während des Wahlkampfes sowie kurzfristige und langfristige Wiederholungsbefragungen bis hin zu einer Kandidatenbefragung und Untersuchungen zur Berichterstattung der Nachrichtenmedien und speziell den Fernsehdebatten zwischen den Kanzlerkandidaten (für eine vollständige Übersicht des Gesamtprojekts und seiner Komponenten siehe Schmitt-Beck et al. 2010; http:// www.gles.eu). Wissenschaft findet im sozialen Kontext statt, und die Ergebnisse von Wissenschaft betreffen jeden einzelnen Bürger. Das gilt für die Umweltoder Klimaforschung ebenso wie für die Wahlforschung, beschäftigt sich doch letztere mit dem Zustandekommen von Wahlentscheidungen und Wahlergebnissen, von denen abhängt, wer ein Land künftig regieren wird. Deshalb setzte sich die GLES zum Ziel, neben einem gewichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung der einschlägigen Grundlagenforschung (siehe Weßels et al. 2014; für weitere Buchpublikationen aus dem Projektzusammenhang siehe Bytzek/Roßteutscher 2011; Schmitt-Beck 2012; Weßels et al. 2013) zu jeder Bundestagswahl auch einen Band vorzulegen, in dem Ergebnisse der Wahlanalysen für einen breiteren Leserkreis aufbereitet werden. Die 26 Beiträge dieses Bandes vermitteln in gebotener Kürze einen umfassenden Überblick über die Vorgeschichte, das Wahlergebnis und seine Hintergründe sowie die Regierungsbildung bei der Bundestagswahl 2013. Während sich die Vorgängerpublikation nur auf einen kleinen Teil der im GLES-Projekt erhobenen Datensätze gestützt hatte, bringt der vorliegende Band den Datenreichtum des Projekts wesentlich breiter zur Geltung. Seit Projektstart wurden in der GLES rund 40 Einzelerhebungen durchgeführt. 14 http://www.nomos-shop.de/21634