Landesgütegemeinschaft für Bauwerks- und Betonerhaltung Rheinland-Pfalz / Saarland e.v. Pantheon, Rom

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Geschichte des Sichtbetons Landesgütegemeinschaft für Bauwerks- und Betonerhaltung Rheinland-Pfalz / Saarland e.v. Pantheon, Rom Vortragsveranstaltung am 11. Marz 2010 Qualitätssicherung bei der Bauwerksinstandsetzung Instandsetzung von Sichtbetonfassaden unter denkmalpflegerischen Aspekten Dr.-Ing. Martin Günter 1 Geschichte des Sichtbetons 2 Geschichte des Sichtbetons System Hennebique, Paris um 1880 Musée des Traveau Publics, Paris 1936 Lagerhaus in Straßburg während der Bauzeit; um 1900 Kirche Notre-Dame-de-la-Consolation in Le Raincy, während der Bauarbeiten 1923 Lagerhalle in Osthofen, Baujahr 1899 3 Geschichte des Sichtbetons 4 Land- und Amtsgericht Frankfurt / Oder Bumiller & Junkers, 2002 5 6

DRK Seniorenheim, Karlsruhe Anatomische Anstalt in München Erbaut 1905 bis 1907 Architekten Heilmann und Littmann Reinhard Gieselmann, 1966/67 7 Wasserturm Kavalier Dallwigk 8 Goetheanum Dornach Rudolf Steiner, 1928 erbaut 1916-1917 9 Speisehaus der Nationen Berlin 10 Liederhalle Stuttgart Abel und Gutbrod, 1954 Farbiger Vorsatzbeton Werner March, zur Olympiade 1936 Bewehrungskorrosion mit Abplatzungen 11 12

Hochschule für Musik und Theater Hannover Mutter-Heimat-Statue Wolgograd Architekt Ramke, 1963 Denkmal-Anlage Mamayev Kurgan Entwurf: Yevgeni Vuchetich Erbaut: 1959-1967 Körper aus Stahlbeton Höhe bis Schwertspitze: 82 m Gewicht: 8000 t 13 Gymnasium Gammertingen 14 Noris-Halle in Nürnberg Rosenkranz, Wild, Schetter,1965 Heinrich Graber,1966 15 Entstehung von Schäden durch Bewehrungskorrosion 16 Derzeit maßgebende Regelwerke für Schutz und Instandsetzung Europäische Normenreihe EN 1504; nur in Verbindung mit DAfStb Deutscher Ausschuss für Stahlbeton ( DAfStb RL-SIB ) Richtlinie Schutz und Instandsetzung von Betonbauteilen, Teile 1 bis 4 (Instandsetzungsrichtlinie). Beuth Verlag GmbH, Berlin und Köln 2001 Teil 1: Allgemeine Regelungen und Planungsgrundsätze Teil 2: Bauprodukte und Anwendung Teil 3: Anforderungen an die Betriebe und Überwachung der Ausführung Teil 4: Prüfverfahren Bundesanstalt für Straßenwesen ( ZTV ) für Verkehrsbauwerke Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für Ingenieurbauten (ZTV-ING) Teil 3 Massivbau, Abschnitte 4 und 5 Voraussetzungen: karbonatisierungs- und/oder chloridbedingter Verlust des Korrosionsschutzes Abschnitt 4: Schutz und Instandsetzung von Betonbauteilen ausreichendes Feuchte- und Sauerstoffangebot Abschnitt 5: Füllen von Rissen und Hohlräumen in Betonbauteilen 17 18

Betoninstandsetzung gemäß Richtlinien Geschichtliche Entwicklung der Regelwerke Statisch-konstruktive Ertüchtigung DIN 1045 Wiederherstellung der Dauerhaftigkeit Prinzipien: DAfStb-Richtlinie: "Instandsetzungsrichtlinie (RiLi-SIB)" R Realkalisierung des Betons C Beschichtung der Bewehrung W Absenken des Wassergehalts K Kathodischer Korrosionsschutz meist ganzflächige Maßnahmen Verlust der originalen Oberfläche Jahr Herausgeber Name Regelwerk 1987 BMV (bast) *) 1990 1992 *) Bundesanstalt für Straßenwesen DAfStb *) *) Deutscher Ausschuss für Stahlbeton ZTV-SIB, ZTV-Riss, ZTV BEL-B etc. ZTV = Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien RL-SIB (4 Teile) Richtlinie Schutz und Instandsetzung von Betonbauteilen 2001 DAfStb überarbeitete RL-SIB 2003 BMVBS *) (bast) ab 1998 bis dato Ende 2009 *) Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung CEN (europäisches Normungsgremium) DAfStb überarbeitete ZTV s (zusammengefasst zur ZTV-ING) Erarbeitung Normenreihe EN 1504 (10 Teile): Produkte und Systeme für den Schutz und die Instandsetzung von Betontragwerken. Definitionen, Anforderungen, Qualitätsüberwachung und Beurteilung der Konformität überarbeitete, auf EN 1504 abgestimmte RL-SIB 19 20 Bewehrungskorrosion im Beton Vermeiden der Teilprozesse der Korrosion Diffusion von O 2 Anodischer Teilprozess Elektrolytischer Teilprozess Kathodischer Teilprozess Teilprozess Maßnahme Prinzipien Anodisch 1. Wiederherstellen bzw. Erhalten des alkalischen Milieus, Entfernen von Chloriden 2. Bewehrung in elektrischen Regelkreis zwingen 3. Trennung des Elektrolyten vom Stahl 4. Sonstige Verfahren Kathodisch DAfStB DIN EN 1504-9 R1, R2 K C _ 7 [RP] 10 [CP] 11 [CA] 11 [CA] Vermeiden des Sauerstoffzutritts in den Beton _ 9 [CC] Zum Abstellen von Korrosion genügt es, einen der genannten Teilprozesse zu unterbinden Elektrolytisch Absenkung des Wassergehaltes im Beton (Reduktion der Leitfähigkeit des Betons) W 8 [IR] 21 22 Vermeiden der Teilprozesse der Korrosion Übliche Arbeitsschritte bei der Betoninstandsetzung Auszug Tabelle 1 DIN EN 1504-9:2008-11 Äquivalenz zu DAfStb R1 R1, R2 - R1 - - - W - K C C - Quelle: Deutscher Beton- und Bautechnik-Verein, SIVV-Handbuch 23 24

Historische Betonbauwerke ganzflächige Maßnahmen Historische Betonbauwerke - ganzflächige Maßnahmen Goetheanum Dornach, CH Silchersaal Stuttgart Geotheanum, Dornach Polymerbeschichtung Vorsatzbeton Antoniuskirche, Basel 25 26 Optimierungsaufgabe: Behutsame Betoninstandsetzung Behutsame Instandsetzung von Sichtbeton Technik Bauwerksuntersuchung Substanzerhalt (Denkmalpflege) Ziel: zu lösende Frage: Weitgehender Erhalt vorhandener Oberflächen Schadensentwicklung in bislang ungeschädigten Bereichen Richtlinien, technologische Aspekte Instandsetzungskonzept Schadensbeseitigung bei Erhalt von Bausubstanz und Erscheinungsbild historische und architektonische Aspekte Lösungsweg: Ergebnis: Schadensprognose Anteil geschädigter Flächen an Gesamtfläche (zukünftig) Auf dieser Basis Entscheidung: Lokale Instandsetzung oder ganzflächige Schutzmaßnahmen 27 28 Schadensprognose Grundgedanke: Bewehrungskorrosion im Beton Feuchtigkeit Elektrolytischer Teilprozess Diffusion von O 2 Korrosion der Bewehrung erfordert (vereinfacht) 1.Depassivierung, 2.Feuchtigkeit, 3.Sauerstoff. Depassivierung Anodischer Teilprozess Sauerstoff Kathodischer Teilprozess Zum Abstellen von Korrosion genügt es, einen der genannten Teilprozesse zu unterbinden! 29 30

Schadensprognose Vorgehensweise: Schritt 1: Ermitteln des Anteils depassivierter Bewehrung (derzeit und zukünftig) Schritt 2: Ermitteln der Größe des Bauteilrandbereichs, in dem ausreichende Randbedingungen für Korrosion vorliegen (Depassivierung wird vorausgesetzt) Schritt 3: Überlagerung der Bereiche mit Depassivierung und ausreichenden Randbedingungen (ausreichender Feuchtigkeit) Schritt 4: Berücksichtigung mechanischer Aspekte bei der Schadensentstehung Ergebnis: Tatsächlich zu erwartender Schadensanteil Werkzeuge zur Schadensprognose: statistische Methoden Einwirkung E σ E σ R Widerstand R z.b. Karbonatisierungstiefe R z.b. Betondeckung E P Versagens- bzw. f Schadenswahrscheinlichkeit Versagenswahrscheinlichkeit P f Zuverlässigkeitsinde r, e β 0 µ E µ R Mittelwert Eβ σ G Mittelwert R Es kann berechnet werden P f depass. = Wahrscheinlichkeit der Depassivierung P f korros. = Wahrscheinlichkeit der Bewehrungsstahlkorrosion u.s.w. 31 Schadensprognose- Schritt 1a (vor Ort) Ermitteln des Anteils depassivierter Bewehrung (derzeit) relative Häufigkeit (%) 25 20 15 10 5 Betondeckung, n = 1273 Karbonatisierungstiefe, n = 181 Schadensprognose - Schritt 1b (Büro) Ermitteln des Anteils depassivierter Bewehrung (derzeit und zukünftig) Betonalter 0,12 Lognormalverteilung Zeitpunkt in der Zukunft Untersuchungszeitpunkt Karbonatisierung Betondeckung Häufigkeit Maß für Depassivierung Relative Häufigkeit [-] Relative Häufigkeit [-] 0,10 0,08 0,06 0,04 0,02 0,00 1,0 4,2 7,3 10,5 13,7 16,8 20,0 Karbonatisierungstiefe d k (t 0 = 35 Jahre) [mm] 0,15 0,12 0,10 0,07 0,05 0,02 Betaverteilun g 0,00 19,0 21,4 23,8 26,2 28,6 31,0 Betondeckung d c [mm] Tiefe unter der bewitterten Betonoberfläche 0 2,5 5 7,5 10 12,5 15 17,5 20 22,5 25 27,5 30 32,5 35 37,5 40 42,5 Tiefenbereich (mm) 45 47,5 50 52,5 55 57,5 60 c Beton Bewehrung 33 Schadensprognose Schritt 2 Schadensprognose Schritt 3: verkürzte Darstellung Ermitteln der Größe des Bauteilrandbereichs, in dem ausreichende Randbedingungen für Korrosion vorliegen (Depassivierung wird vorausgesetzt) (Größe des Bereichs ist abhängig von Orientierung der Bauteiloberfläche, Mikroklima, Qualität des Betons) 2a 2b Lokal vor Ort durch Freilegen von Bewehrung: Ermitteln der Betondeckung und der Karbonatisierungstiefe, Ermitteln des Korrosionszustandes, Abschätzen der bisherige Dauer der Depassivierung. Flächendeckend durch numerische Simulation des Feuchtehaushalts der Bauteilrandschicht: kalibriert an Laborergebnissen und örtlichen Feststellungen Feuchtegehalt des Betons Instandsetzung notwendig Stahlkorrosion möglich wechselnde Feuchtegehalte ca. 2-5 cm eingebautes Korrosionsschutzprinzip W Für diesen Bewehrungsanteil kein Oberflächenschutz erforderlich Stahlkorrosion nicht möglich durchgängig karbonatisierter Beton Korrosionswahrscheinlichkeit des Bewehrungsstahles 90... 95% r.f. 85 90% r.f. Feuchtegehalt im Inneren des Querschnitts Sättigungsfeuchtegehalt Mindestfeuchtegehalt für Stahlkorrosion Entfernung von der Betonoberfläche 35 36

Schadensprognose Schritt 3: Überlagerung der Bereiche mit Depassivierung und ausreichender Feuchte Schadensprognose Schritt 4: Berücksichtigung mechanischer Aspekte bei der Schadensentstehung relative Feuchtigkeit [%] 100 Bereich möglicher Bewehrungskorrsoion Korrosionswahrscheinlichkeit des Bewehrungsstahls Ergebnis Schritt 2: Häufigkeit der relativen Feuchtigkeit im Schnitt c berechnete Maimalwerte berechnete Minimalwerte 90 95% r.f. 85 90% r.f. Maß für das Auftreten optimaler Feuchtebedingungen für Korrosion im Schnitt c Rissbildung an der Oberfläche Riss c d s Erfahrungswerte: keine Rissbildung, wenn c/d s > 2 Ergebnis Schritt 1: 40 Karbonatisierung Betondeckung Häuffigkeit Beton Maß für Depassivierung Tiefe unter der bewitterten Bewehrung Keine Rissbildung Korrosionsprodukte keine Beschleunigung der Korrosion c Bewehrung 37 38 Ganzflächige Maßnahmen (Beschichtungen) Besonderheiten bei der Sichtbetoninstandsetzung Ergänzende Entscheidungskriterien bei fehlender technischer Notwendigkeit einer Beschichtung Pro Beschichtung üblich, Oberfläche erstrahlt wie neu auf sicherer Seite Contra Beschichtung Sichtbeton irreversibel verloren regelmäßige Wartung / Überarbeitung erforderlich Voruntersuchungen Abwägung kann zum Ergebnis führen: Keine ganzflächigen Maßnahmen 39 40 Vorgehensweise bei Schutz- und Instandsetzungsmaßnahmen gemäß DAfStb RL-SIB:2001 Spezifische Voruntersuchungen am Bauwerk 1 Einschalten eines sachkundigen Planers 2 Ermitteln des Ist-Zustandes 3 Festlegen des Soll-Zustandes 4 Auf Basis 2: Darlegen der Ursache von Mängeln und Schäden 5 aus Vergleich 2 mit 3: Entwickeln eines Instandsetzungskonzepts 6 Auf Basis 5: Erstellen eines Instandsetzungsplan mit Leistungsverzeichnis (Grundsätze der Instandsetzung, Anforderungen an Ausführung und Materialien, Qualitätssicherung) 7 Erforderlichenfalls: Berücksichtigung von Standsicherheitsfragen, Brandschutz 8 Ausführung der Arbeiten mit Fachbauleitung, Qualitätssicherung, Abnahme 9 Erstellen eines Instandhaltungsplans (Maßgaben für Bauunterhaltung) Art, Umfang und Lage der Schäden Lage und Umfang oberflächlich schadensfreier Bauwerksbereiche Korrosion und Korrosionsschutz der Bewehrung in den oberflächlich nicht oder nur wenig geschädigten Bauwerksbereichen Mikroklimate 41 42

Detaillierte Schadensaufnahme Spezifische Voruntersuchungen Wasserturm 'Kavalier Dallwigk',Ingolstadt lokale Abplatzungen infolge Bewehrungskorrosion Bauwerksgeschichte, Konstruktion Laterne Balustrade Aussichtsplattform oberes Gesims Decke über Wasserbehälter "Deckel" Fassadenfläche Rundgang innere Behälterwand äußere Behälterwand Außenwand unteres Gesims Ringgurt Konsole Decke unter Wasserbehälter "Boden" Unterzug Stütze Rissbildungen, Abwitterungen, Frostschäden 43 44 Detaillierte Schadensaufnahme Detaillierte Schadensaufnahme 45 Detaillierte Schadensaufnahme 46 Ergebnis Schadensaufnahme 47 Bauteil Anteil der instand zu setzenden Fläche an der Gesamtbauteilfläche [%] Laterne 10 Balustrade (inkl. der Fuge zum oberen Gesims) 9 (17) oberes Gesims 8 Fassadenfläche (inkl. der Fensterlaibungen) 5 (21) unteres Gesims 3 48

Spezifische Voruntersuchungen am Bauwerksbeton (1) Spezifische Voruntersuchungen am Bauwerksbeton (2) Technologische Eigenschaften: Druck- und Zugfestigkeit E-Modul Gefüge und Mikrostruktur Kapillares Saug- und Trocknungsverhalten Art des Bindemittels Mischungsverhältnis Erscheinungsbild der Betonoberfläche: Tetur Abwitterungszustand Farbe und Helligkeit der Betonoberfläche: - Farbe der Mörtelmatri - Art, Farbe und Sieblinie der Zuschlagstoffe 49 50 Quantifizierung der Farbe und Helligkeit der Betonoberfläche Besonderheiten bei der Sichtbetoninstandsetzung Hilfsmittel: Methoden der Farbmetrik Schritt 1: Erfassung von Farbe und Helligkeit mittels digitaler Kamera oder Scanner Schritt 2: Quantifizierung der Farbe, z.b. im CIELAB-Farbraum: a* = rot-grün-achse b* = gelb-blau-achse L* = Helligkeitsachse L* Farbe 1 Farbabstand hell L* E* Farbe 2 b* dunkel b* gelb grün rot blau a* a* Entwicklung der Instandsetzungsmörtel / -betone 51 52 Anforderungsprofil des Instandsetzungsmörtels / -betons Anpassung der Zugfestigkeit Bemessungsansatz Mechanische Eigenschaften Problematik: maimale Zug-Normalspannung im Mörtel / Beton [N/mm²] einaiale Zugfestigkeit des Mörtels / Betons [N/mm²] σ σ ZZ σ ZZ β ZZ An Rissen sowie abgelösten oder freien Rändern einer Reparaturstelle entstehen Ablösespannungen! σ 8,0 6,0 4,0 2,0 10,0 8,0 6,0 4,0 2,0 0,10 0,00 0,05 k/z-wert [ - ] Messergebnisse Bezugswert 1) 4,0 8,8 13,2 LP-Gehalt [ Vol.-%] 0,43 0,46 0,50 w/z-wert [ - ] β zv Steuerparameter geschwächte Zone 3,0 2,0 1,0 0,0 0,0 Zugfestigkeit Verbundzone [N/mm²] 0,0 1) Zugfestigkeit eines zementgebundenen Mörtels mit k/z = 0, LP-Gehalt = 4,0 Vol.-%, w/z = 0,43 53 54

Gelb-blau-Wert, b* [-] Steuerung des Elastizitätsmoduls 40000 35000 30000 DIN 1045-1 Farbgebung des Mörtels / Betons Steuerparameter: insbesondere Zementfarbe, Sandfarbe, Pigmente 0/0/100 7 Pigmentmischungsverhältnis schwarz / rot / gelb Originalbeton 6 E-Modul E cm [N/mm²] 25000 20000 15000 10000 50/0/50 5 0/50/50 4 Messwert 3 2 1 50/50/0 0/100/0 glatt abgezogen geschalt geschliffen 5000 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Druckfestigkeit f cm [N/mm²] 100/0/0-3 -2-1 0 1 2 3 4 rot-grün-wert, a* [-] Einfluss des Mischungsverhältnisses von Eisenoidpigmenten sandgestrahlt Einfluss der Oberflächenbearbeitung 55 56 Abschluss der Beton- bzw. Mörtelentwicklung Lösungsmöglichkeit Problematik Brandschutz Prüfungen anhand der einschlägigen Prüfverfahren: - Konsistenz, Luftgehalt, Rohdichten, Festigkeiten, E-Modul, - hygrisches Verhalten, - Behindertes Schwinden (Schwindrinne), - Haftzugfestigkeit nach Klimalagerung, - Frost-Tau-Beanspruchung, - ggf. Frost-Tausalzbeanspruchung, - Temperaturwechselbeanspruchung (Gewitterregen) Die Instandsetzungsmörtel / -betone (Größtkorn i.d.r. 8 mm) enthalten keine Kunststoffe (reine Zementmörtel/ -betone), entsprechen in ihrer Zusammensetzung DIN 1045 Damit: Erhöhung Brandschutz ggf. durch Erhöhung der Betondeckung möglich - etc. 57 58 Weitere Besonderheiten bei der Vorbereitung der Instandsetzung Besonderheiten bei der Sichtbetoninstandsetzung Fachkundige Ausschreibung, Fachbauleitung Sensibilisierung der Firmen Eakte Vorgaben im Hinblick auf Mörtel Arbeitsweise Qualitätssicherung Ausführung Musterherstellung Probeflächen 59 60

Gealterte Bausubstanz Schaden oder Mangel? Mangelbeseitigung? Schadensbeseitigung! 61 62 Besonderheiten bei den Instandsetzungsarbeiten Behutsame Betoninstandsetzung Einschneiden entlang Grenzlinien Arbeitsschritte Herstellen der Ausbruchstelle steinmetzmäßige Oberflächenbearbeitung (z. B. Modellieren, Stocken, Scharrieren) Beschichtung der Bewehrung Ausbruchstelle vornässen Haftbrücke auftragen Mörtel bzw. Beton einbringen Modellieren Nachbehandeln ggf. Nachbearbeitung (steinmetztechnisch) 63 Beispiel: Wasserturm Kavalier Dallwigk, Ingolstadt vor Instandsetzung 64 Beispiel: Speisehaus der Nationen, Berlin nach vor Instandsetzung nach Foto: Dr. Pörtner 65 66

Wohnhauskamin vor und nach der Instandsetzung Fassadenbereiche während und nach der Instandsetzung 67 68 Fassadenabschnitt mit lokalen Reparaturen Instandgesetzter Betonsteinsims (Betonwerkstein) 69 70 Statisch-konstruktive Ertüchtigung Fassadenabschnitt mit lokalen Reparaturen 71 72

Besonderheiten der Sichtbetoninstandsetzung ( behutsame Instandsetzung) Minimierung der Eingriffe Lokale Ausbesserung/Verstärkung Prinzip R2 und/oder C nach DAfStb-Richtlinie Voruntersuchungen Informationen zu Baugeschichte, Bauwerkszustand, Baumaterialien, Oberflächentetur, Farbe und Helligkeit des Altbetons etc. Beurteilung der Dauerhaftigkeit und Lebensdauerprognose Schadensfortschritt in der Betonrandzone geschädigter und ungeschädigter Bereiche Entwicklung von Instandsetzungsmörteln/-betonen Anpassung an die mechanischen und optischen Eigenschaften des Altbetons Instandsetzungsarbeiten Angleichung an den Altbeton durch steinmetzmäßige Bearbeitung des Mörtels Erfahrungen Wirtschaftlichkeit Vergleich konventionell - behutsam 73 74 Leistungspositionen Bauunterhaltung Leistungspositionen Erst-Instandsetzung Position Position Konzeption konventionell behutsam Konzeption konventionell behutsam Gerüst Bauwerksspezifischer Mörtel / Beton Hubsteiger Steinmetzmäßige Bearbeitung der Reparaturstellen Bauwerksspezifischer Mörtel / Beton Steinmetzmäßige Bearbeitung der Reparaturstellen Gerüst Feinspachtelüberzug Schutzanstrich (Oberflächenschutzsystem) Ganzflächiges Entfernen oder Überarbeiten des Schutzanstrichs und des Feinspachtelüberzugs 75 Kosten der Instandsetzung und Unterhaltung von Stahlbetonfassaden (über ca. 30 Jahre) 76 Erfahrungen Dauerhaftigkeit Flächig (konventionell) Kosten (ca. /m² Gesamtfläche) Lokal (behutsam) 300 250 200 konventionell 150 100 50 behutsam 0 0 5 10 15 20 25 30 10 bis 15 Jahre Schädigungsgrad ( % ) > 15 Jahre Erfahrungswerte 77 78

Schlussbemerkungen Grenzen der behutsamen Instandsetzung Die technisch-wissenschaftlichen Grundlagen für denkmalgerechte (behutsame) Instandsetzungen stehen zur Verfügung Eine enge Zusammenarbeit von Bauherr, Architekt, Ingenieur, Denkmalpfleger und ausführender Firma ist unverzichtbar Die behutsame Instandsetzung kann längerfristig kostengünstiger und nachhaltiger sein als eine konventionelle Instandsetzung Standsicherheitsaspekte erfordern andere Instandsetzungsmethoden Anforderungen an die Dauerhaftigkeit sind nicht erfüllbar (Makroelementkorrosion, hohe Chloridkontamination etc.) Hohe Bauteilbeanspruchungen (Tausalze, Abgase, Abwässer etc.) Sehr hohe Anzahl an Schadstellen Hohe Kosten für ganzflächige Beschichtungsmaßnahmen entfallen, keine Kosten für Wartung, Erneuerung und Entsorgung der Beschichtung erforderlich 79 80 Danke! 81