Wie sollen wir mit den Risiken der Agro-Gentechnik umgehen? Januar 2015 Dr. Christoph Then, Testbiotech e.v. München www.testbiotech.org info@testbiotech.org
Testbiotech stärkt durch industrieunabhängige Expertise die Entscheidungskompetenz der Gesellschaft. > führt Studien/ Gutachten durch > initiiert und fördert Forschungsprojekte > arbeitet als watchdog > setzt politische Impulse
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In der EU zugelassene GV-Pflanzen 48 Events für Futter- und Lebensmittel, 1 Event für Anbau
Eigenschaften der GV-Pflanzen
Welche GV-Pflanzen mit welchen Eigenschaften stehen zur Zulassung in der EU an?
Wettrüsten auf dem Acker: SmartStax & Co
Gentechnik-Bäume in der Pipeline
Gentechnik-Tiere vor der Zulassung?
Synthetische Gentechnik
Um welche Risiken geht es?
Dimensionen des Nichtwissens Boeschen et al, 2006
Expect the unexpected Quelle: Benbrook, 2010, Nature review, Microbiology
Risiko ohne Kontrolle: Gentechnik-Pflanzen machen sich vom Acker Gentechnisch veränderte Gräser, Raps und Baumwolle breiten sich in verschiedenen Regionen der Welt unkontrolliert aus. Bei Mais und Reis kommt es immer wieder zu Kontaminationen in den Ursprungsregionen der Lebensmittelpflanzen. Es gibt national und international keine gesetzlichen Regelungen, die unkontrollierbare Freisetzungen ausdrücklich verbieten. Neue Technologien wie synthetische Gentechnik führen zu neuen Risiken. Jüngstes Beispiel: Gentechnik-Olivenfliegen der Firma Oxitec.
Risiko ohne Kontrolle: Gentechnik-Pflanzen machen sich vom Acker
Risiko ohne Kontrolle: Industrie bestimmt, wie Risiken geprüft werden Viele enge Kontakte zwischen Industrie und Behörden wie EFSA (Europäische Lebensmittelbehörde) und BfR (Bundesamt für Risikobewertung).. zu wenig unabhängige Risikoforschung
Die Tabakindustrie als 'Vorbild' Verleugnung spezifischer Risiken Beeinflussung der wissenschaftlichen Standards für die Risikobewertung und der öffentlichen Meinung Enge Kooperation zwischen der Industrie und Wissenschaftlern (Grüning T, Gilmore AB, McKee M: Tobaccoindustry influence on science and scientists in Germany. Am J Public Health 2006; 96: 20 32.)
Analyse Mais 1507: Kaum unabhängige Studien 0 10 20 30 40 50 60 Molekularbiologische D aten Inhaltsstoffe Futterverwertungsstudien Toxizität / Allergenität ERA: Zielorganismen /Resistenzen ERA: Nichtzielorganismen ERA: Boden / Mikroorganismen 0 0 0 0 2 1 0 1 4 5 4 4 5 7 10 12 17 43 59 Summe Industriestudie, Industriefinanzierung, Autoren mit engen Industrieverbindungen Kein offensichtlicher Einfluss Von Industrie unterstützt (E influss unklar) S tudie nicht auffindbar, keine Information über Finanzierung Quelle: Testbiotech, 2014
Fallstudie: EU Projekt GRACE Zeljenková, D., et al (2014) Ninety day oral toxicity studies on two genetically modified maize MON810 varieties in Wistar Han RCC rats (EU 7th Framework Programme project GRACE), Arch Toxicol., DOI 10.1007/s00204-014-1374-8
Das System kennt keine Kritik Staatliche Technologieförderung Einführung von neuen Produkten und Technologien als politisches Ziel Reduzierte Risikoprüfung Vereinfachte Zulassung Förderung von Technologien statt Lösung von Problemen Verstärkte Abhängigkeit der Universitäten von Drittmitteln Vielfalt der Forschungsinhalte und ansätze nimmt ab Gleichschaltung der Interessen von Wissenschaft und Industrie Produktentwicklung versus Grundlagenforschung Privatisierung von öffentlicher Forschung durch Patente
Wichtige Forderungen zum Umgang mit Risiken Die Anwendungen von gentechnisch veränderten Organismen muss räumlich und zeitlich kontrollierbar sein. Ethische Grenzen müssen die Integrität des Erbgutes berücksichtigen. Gene und Lebewesen dürfen nicht patentiert werden. Die unabhängige Risikoforschung muss gestärkt werden. Schutz von Umwelt und Verbrauchern sowie Kennzeichnung von Lebensmitteln muss von TTIP ausgenommen werden.
Industrieunabhängige Expertise stärken! Förderung des informierten Dialogs: Clearinghouse - Mechanismen können hilfreich sein, wenn diese von den NGOs gesteuert werden. Anhebung der Standards zur Vermeidung von Interessenkonflikten bei mit öffentlichen Geldern finanzierter Risikoforschung sowie bei Mitarbeitern in Behörden. Herstellung vollständiger Transparenz bei der Berufung von Experten, die an der Auswahl der jeweiligen EU-Projekte beteiligt sind.
Industrieunabhängige Expertise stärken! Wirkungsvolle Partizipation von Nichtregierungsorganisationen (NGOs), aus den Bereichen Umwelt-, Verbraucher- und Tierschutz, bei der Auswahl von Zielsetzungen, von Themen und von Experten im Rahmen der mit öffentlichen Geldern finanzierten Risikoforschung. Diejenigen, die Risiken tragen (oder diese repräsentieren), sollten an der Entscheidungsfindung beteiligt werden. Verpflichtende Abgaben der Industrie für die unabhängige Risikoforschung.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!