Maßnahmen zur Förderung von Heizen und Kühlen mit Erneuerbaren: Sammlung von Best-Practice- Beispielen und künftigen Herausforderungen Autoren: Österreichische Energieagentur: Nina Pickl, Johannes Schmidl, Lorenz Strimitzer In ganz Europa wurde in den letzten Jahren eine Vielzahl von Instrumenten (Förderinstrumente, Informationskampagnen, Regulierungsinstrumente etc.) eingeführt, um den Ausbau der erneuerbaren Energieträger für Heizen und Kühlen (Renewables Heating and Cooling, kurz RES H/C) zu unterstützen. Basierend auf Interviews, die in den Partnerländern durchgeführt wurden, konnten Best-Practice-Beispiele für wirksame Maßnahmen und Instrumente zur Förderung von RES H/C identifiziert und analysiert werden. Insgesamt wurden 36 Best-Practice-Beispiele gesammelt, davon 32 aus den Projektpartnerländern Österreich, Bulgarien, Griechenland, Italien, Lettland, Spanien und je ein weiteres aus Deutschland, den Niederlanden, Schweden und dem Vereinigten Königreich. Wichtige Kriterien für die Auswahl waren die Übertragbarkeit der Beispiele und die Tatsache, dass diese bereits markterprobt sind. Besondere Aufmerksamkeit wurde innovativen Finanzierungsinstrumenten geschenkt, die in der Lage sind, die Entwicklung von RES H/C zu fördern. Darüber hinaus deckt die Auswahl der Best-Practice-Beispiele Investitionsprojekte, Ausbildungsprogramme, Informationskampagnen, etc. ab. www.res-hc-spread.eu Version: November 2014
Überblick über die Maßnahmen der Länder Politische Rahmenbedingungen sind von großer Bedeutung für die erfolgreiche Marktentwicklung innovativer Technologien. Diese unterstützenden Systeme sind in allen Ländern auf die eine oder andere Weise vorhanden. Finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten für Investitionen stehen sowohl auf EU-Ebene als auch nationaler bzw. regionaler Ebene zur Verfügung. In Österreich gab es in den letzten Jahren eine deutliche Steigerung im erneuerbaren Wärmesektor, sowohl im Bereich der Fernwärme als auch im Gebäudebereich. Die positiven Entwicklungen sind vor allem auf die starke Unterstützung für RES-Wärme sowie die hohen Ölpreise zurückzuführen. Die wichtigsten politischen Instrumente liegen in der Zuständigkeit der Bundesländer. Insbesondere die Entwicklung der Gesetzgebung und der RES-Maßnahmen für Wohngebäude fallen weitgehend in deren Zuständigkeit. RES-Maßnahmen in Industrie- und Gewerbebauten werden hauptsächlich auf Bundesebene durch das Umweltförderungsgesetz unterstützt. In Bulgarien scheinen die politischen Rahmenbedingungen weniger Unterstützung zu bieten. Ungeachtet dessen ist eine wesentliche Steigerung bei den neu installierten RES H/C-Anlagen zu verzeichnen. Der bulgarische Aktionsplan für Erneuerbare Energien (NREAP - National Renewable Energy Action Plan) weist darauf hin, dass mehr Unterstützung für den Einsatz von RES H/C erforderlich ist, da diese Energieträger das größte wirtschaftliche Potenzial haben und zu den nationalen Zielen für erneuerbare Energien beitragen. Derzeit wird die Nutzung Erneuerbarer für Heizen und Kühlen durch Immobiliensteuerbefreiungen für Gebäudeeigentümer, zinsgünstige Darlehen und durch Subventionen aus dem EU-Struktur- und Kohäsionsfonds gefördert. www.res-hc-spread.eu 2
In Griechenland wird der Einsatz von EE-Anlagen (Erneuerbare- Energien Anlagen) zum Heizen und Kühlen durch Steuernachlässe oder Investitionszuschüsse, die in speziellen Programmen gebunden sind, unterstützt. Für die Installation von bestimmten Kesseln werden Steuerentlastungen gewährt. Es gibt eine Reihe nationaler Programme, deren primäres Ziel es ist, die Energieeffizienz durch den Einsatz von Erneuerbaren in öffentlichen oder privaten Gebäuden zu fördern, und RD&D Maßnahmen zu finanzieren. Das Programm "Exoikonomo" z.b. unterstützt Maßnahmen, die durch die Bereitstellung von zinslosen Darlehen und Zuschüssen für die Installation von RES- Anlagen die Energieeffizienz von Gebäuden erhöhen. In Italien ist der Erlass des Ministeriums vom 28. Dezember 2012 (die so genannte " Förderregelung für erneuerbare Energie für Heizen und Kühlen" oder auf Italienisch kurz - "Conto Termico") die wichtigste aktive politische Maßnahme auf nationaler Ebene zur Unterstützung kleiner Projekte zur Energieeffizienz und Wärmeproduktion aus Erneuerbaren. Eine weitere aktuelle und wichtige Verordnung (102/2014) sieht eine Reihe von Maßnahmen zur Förderung von "Nullenergiegebäuden" durch den Einsatz von erneuerbaren Energien, die Sanierung öffentlicher Gebäude sowie Mittel zur Entwicklung von Fernwärme-Netzwerken vor. Lettland hat EU-weit eines der höchsten nationalen Ziele für 2020, nämlich einen 40%igen Anteil erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch. Lettland bietet viele direkte und indirekte Förderregelungen und Zuschüsse zur Unterstützung des RES- Einsatzes in Fernwärmeanlagen. Derzeit gibt es zwei wichtige Instrumente zur Förderung von EE-Anlagen: Erstens Zertifizierungssysteme für RES-Installateure und zweitens eine Verpflichtung zu erneuerbaren Heiz- und Kühlsystemen in neuen und renovierten Gebäuden. Derzeit gibt es keine regionalen oder lokalen Maßnahmen zur Förderung der erneuerbaren Energiequellen im Fernwärmebereich. In Spanien gibt es aktuell keine Subventionen, jedoch Finanzierungskonzepte wie z.b. zinsgünstige Darlehen die RES H/C forcieren. Darüber hinaus gibt es einige Strategien die für den Ausbau von RES H/C durchaus interessant sind, wie etwa die Forschungs- und Entwicklungspläne sowie die Bauordnung. www.res-hc-spread.eu 3
Künftige Herausforderungen und Verbesserungen Die Analyse der Best-Practice-Beispiele zeigt, dass der politische Rahmen ein wesentlicher Bestandteil für die Entwicklung des Marktes für innovative RES H/C-Technologien ist. Für die erfolgreiche Umsetzung von neuen Technologien und um ein maximales Wachstum von RES H/C zu sichern, ist es notwendig, einen ehrgeizigen Mix von Instrumenten und Maßnahmen zu haben, die wirtschaftliche Anreize, Regulierungsinstrumente sowie weitere Maßnahmen zur Überwindung von Barrieren wie Schulungen, Bewusstseinsbildungsprogramme sowie Forschung und Technologieentwicklung miteinander verbinden. Pläne und Programme müssen mit den nationalen politischen Strategien harmonisiert werden Die Best-Practice-Beispiele zeigen, dass die Wirksamkeit von regionalen oder nationalen Programmen enorm gesteigert werden kann, wenn sie gut in bestehende energie- und klimapolitische Strategien eingebettet werden. Ist dies der Fall, können die verschiedenen Instrumente sich gegenseitig unterstützen. Durch die Einbettung in bestehende Strategien erhalten die jeweiligen Programme einen starken Rückhalt von der Regierung. Darüber hinaus zeigt die Analyse, dass regelmäßige Updates sowie eine stetige Bewertung der Wirksamkeit notwendig sind, um die Qualität der Instrumente und Maßnahmen zu gewährleisten. Bestehende energie- und klimapolitische Strategien sowie die davon abgeleiteten nationalen Aktionspläne sollten klare Energieleistungsziele beinhalten. Ein Zielerreichungsplan mit konkreten Maßnahmen und einer klaren Zuordnung der Verantwortlichkeiten der internen und externen Akteure, darf ebenfalls nicht fehlen. Die Ergebnisse aus der Bewertung der Wirksamkeit verschiedener Maßnahmen und Programme sollten regelmäßig hinsichtlich der Erfüllung der relevanten Klima- und Energieziele analysiert werden. Politische Strategien sollten darauf abzielen, einen stabilen und vorhersehbaren politischen Rahmen zu gewährleisten Investitionen in RES H/C sind abhängig von einem stabilen und berechenbaren politischen Rahmen. Unsicherheit erhöht das Risiko und damit die Kosten für diese Investitionen, welche langfristig kommerziell wettbewerbsfähig sein sollten. Finanzielle Anreize und Demonstrationsprojekte sind wichtig, um RES H/C zu stärken Im Vergleich zu herkömmlichen Technologien, zeichnen sich erneuerbare Energietechnologien wie Solarthermie und Geothermie durch niedrige Betriebskosten aus, erfordern aber hohe Anfangsinvestitionen. Daher ist die Verfügbarkeit von ökonomischen Instrumenten entscheidend für RES H/C-Investitionen. Um diese Barriere zu überwinden, sollten die EU-Mitgliedstaaten finanzielle Anreize bieten, um die Nutzung Erneuerbarer für Heizen und Kühlen zu fördern. Darüber hinaus haben die gesammelten Best-Practice- www.res-hc-spread.eu 4
Beispiele gezeigt, dass Investitions- und Demonstrationsprojekte für die Implementierung neuer Technologien von enormer Bedeutung sind. Anreize und Demonstrationsprojekte reichen nicht aus, wenn die Maßnahmen nicht auch aus wirtschaftlicher Sicht überzeugen Dennoch sind gute Geschäftsmodelle erforderlich, um die Qualität zusehends zu verbessern und die Implementierung der RES H/C-Technologien zu erleichtern. Eine Reihe von neuen Ansätzen konnten identifiziert werden, zum Beispiel das Energiespar- Contracting (EPC) Modell. Mangel an Information kann ein Hindernis sein Abgesehen von fehlender politischer Unterstützung kann der Mangel an Informationen ein Hindernis für die Umsetzung der RES H/C Projekte darstellen. Informationskampagnen und Förderprogramme spielen daher eine entscheidende Rolle. Die untersuchten Best- Practice-Beispiele zeigen, dass es für den Erfolg entscheidend ist, die Umsetzung von Technologien durch umfangreiche Informationsmaßnahmen wie Schulungen, Sonderveranstaltungen und Networking-Möglichkeiten zu begleiten. Entsprechende Schulungsprogramme sind erforderlich Darüber hinaus sind ausreichende Kenntnisse der Klempner, Installateure usw. von großer Bedeutung für die erfolgreiche Umsetzung der RES H/C-Technologien. Installateure sind in der Regel die ersten Kontaktpersonen für potenzielle Kunden. Um eine hohe Qualität der Anlagen zu gewährleisten, benötigen sie Tipps und Schulungen. Darüber hinaus sind Qualitätsstandards für die Umsetzung der Technologien erforderlich; einige sind bereits vorhanden, aber nicht alle von ihnen werden richtig angewendet. Schulung und Weiterbildung für MitarbeiterInnen der öffentlichen Verwaltung sind wichtige Erfolgsfaktoren Ein weiterer wichtiger Erfolgsfaktor ist die Mobilisierung der Fähigkeiten einzelner MitarbeiterInnen öffentlicher Verwaltungen im Bereich der erneuerbaren Energieplanung. Der Aufbau bzw. Ausbau des notwendigen Wissens ist jedoch ein langer Prozess. Eine frühe Einbindung der relevanten Akteure in die Entwicklung der lokalen nachhaltigen Politik ist daher unbedingt erforderlich. www.res-hc-spread.eu 5
Weitere Daten und Zahlen... Zielorientierte Energietechnologien für erneuerbare Energien Biomasse Die 36 Best-Practice-Beispiele beziehen sich auf alle erneuerbaren Energiequellen, darunter Solarthermie, Biomasse, Wärme und Geothermie. Rund 40% der untersuchten Instrumente und Maßnahmen adressieren alle erneuerbaren Energiequellen, während sich 20% auf Technologien für Hybridsysteme wie Solarthermie mit Wärmepumpen sowie Fernwärmeanlagen mit Biomasse oder Erdwärme beschränken. Die restlichen 40% forcieren nur ein RES-Technologie: Solarthermie (6/36), Biomasse (5/36) und Geothermie (4/36). 14 7 5 4 6 Solarthermie Geothermie Querschnittstechnologien (Fernwärme, etc) mehrere Energiequellen Art der Maßnahmen 16 1 9 11 Ökonomische Instrumente (Fördermitteln, Steuern) Programme/ Informationskampagnen Regulierungsinstrumente Demonstrationsprojekte (Investitionsprojekte) Die 36 Best-Practice-Beispiele zeigen verschiedene Strategien und Maßnahmen die den Einsatz Erneuerbarer für Heizen und Kühlen fördern. Insgesamt wurden 9 ökonomische Instrumente, 11 Programme und Informationskampagnen, ein Regulierungsinstrument und 16 Demonstrationsprojekte näher untersucht und analysiert. Die alleinige Verantwortung fu r den Inhalt dieser Webseite liegt bei den AutorInnen. Sie gibt nicht unbedingt die Meinung der Europäischen Gemeinschaften wieder. Weder EASME noch die Europäische Kommission übernehmen Verantwortung fu r jegliche Verwendung der darin enthaltenen Informationen.of the European Union. www.res-hc-spread.eu 6