Christian Scholz / Karoline Niemczyk. Personalwebseiten der Dax30-Unternehmen im Test



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Transkript:

Christian Scholz / Karoline Niemczyk Personalwebseiten der Dax30-Unternehmen im Test Lehrstuhl für BWL, insb. Organisation, Personal- und Informationsmanagement, Saarbrücken Januar 2008

Einleitung Da das Internet mittlerweile ein integraler Bestandteil der heutigen Kommunikationswelt ist, spielt auch das Personalrecruiting via Internet eine entscheidende Rolle für eine effektive Unternehmenskommunikation. Die Hauptziele von Personalwebseiten sind die optimale Darstellung des Unternehmens zur Steigerung des Unternehmensimages sowie das Interesse von qualifizierten High Potentials zu wecken. Doch wie erreicht man diese Leute und verhindert gleichzeitig Fehlbewerbungen? Wie kann dem potenziellen Arbeitnehmer ein Bild des Unternehmens und das dazugehörige Image vermittelt werden? Antworten auf diese Fragen können mithilfe der von Professor Dr. Christian Scholz entwickelten CUBE-Formel gefunden werden. Die Formel, welche zur Beurteilung von Webseiten dient, analysiert diese hinsichtlich der Kategorien Content, Usability, Branding sowie Emotion. Bereits seit 2001 werden mithilfe des Frameworks in verschiedenen Aktionen Personalwebseiten analysiert. Beginnend mit einer Analyse von 26 Personalwebseiten in 2001, über eine Studie der Personalwebseiten der 50 größten deutschen Medienunternehmen in 2005 hin zu der Bewertung der Dax30-Personalwebseiten, die 2007 bereits zum zweiten Mal stattfand, ist somit bereits auf eine Tradition von Bewertungen zurück zu blicken. Wie bereits im Vorjahr wurden auch im Sommersemester 2007 die Personalwebseiten der Dax30-Unternehmen von über 200 Studenten der Lehrveranstaltung Medien- und Kommunikationsmanagement I Medienmanagement in Unternehmen anhand der CUBE-Formel bewertet. Jede der vier Kategorien ging dabei mit den insgesamt 80 Kriterien mit gleicher Gewichtung (jeweils 80 Punkte) in das Endergebnis ein. Mehr Informationen zur CUBE- Formel sowie zu weiteren Aktionen sind unter www.cube-formel.de zu finden. 2

Content: Information und Kontaktaufnahme Im Bereich Content wird ein hohes Maß an Informationen vor allem über das Unternehmen selbst, aber auch in punkto ausgeschriebene Stellenangebote und Arbeitsplatz verlangt. Darüber hinaus sind Informationen zu verschiedenen Arbeitsmodellen, unterschiedlichen Einsatzorten sowie potenziellen Entwicklungsmöglichkeiten gewünscht. Eine individuelle Bewerberansprache sowie individuelle Ansprechpartner für die verschiedenen Bedürfnisse potenzieller Arbeitnehmer sind Pflicht. Die Unternehmen sollten also die durch die Grenzenlosigkeit des Internets gebotene Chance, den Interessenten einen maximalen Einblick in das Unternehmen zu geben, nutzen. Die Studie zeigt, dass die Dax30-Unternehmen im Bereich Content mit durchschnittlich 62 von 80 möglichen Punkten gute Bewertungen erhalten. Die Bewertungsweite liegt allerdings zwischen 36 (Platz 30) und 75 Punkten (Platz 1), was besagt, dass hier Welten zwischen den verschiedenen Unternehmensauftritten liegen. Negativ zu bewerten ist, dass fast 50% der Studierenden keine Kontaktdaten der Personalabteilung auf den Personalwebseiten finden konnten, wie es beispielsweise bei der Altana AG der Fall ist. Eine Möglichkeit der Kontaktaufnahme sollte allerdings fester Bestandteil des Internetauftritts sein. Auch die Beschreibungen der Stellenaufgaben sowie der Anforderungsprofile wurden oftmals als zu kurz oder zu unpräzise bewertet bzw. fehlten gänzlich. Zudem gab es vor allem Abzüge in der Unterkategorie Service, da oftmals weder Erfahrungsberichte von Mitarbeitern noch ein Feedback- Button auffindbar waren. Wichtig! Umfassende Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme! Klare Beschreibung von Stellenaufgaben und Anforderungsprofilen! Berücksichtigung individueller Informationsbedürfnisse der Nutzer! 3

Content Abbildung 1: Personalwebseite Siemens AG Ein positives Beispiel ist hingegen die Siemens AG: Alle grundlegenden Informationen über das Unternehmen, die eigene Abgrenzung gegenüber den Wettbewerbern auszeichnet, der Weg zu Siemens sowie Informationen zu den Anforderungen an potenzielle Mitarbeiter werden in einem eigenständigen Personalbereich dargestellt. Die gute Strukturierung der Seite nach den einzelnen Zielgruppen Berufserfahrene, Absolventen, Studenten und Schulabsolventen ermöglicht eine schnelle Orientierung sowie einen schnellen Zugang zu relevanten Informationen. Bei der Daimler- Chrysler AG gibt es umfangreiche Zusatzfeatures wie beispielsweise das Tool My DC Site, mit dem die Inhalte der Personalseiten nach den individuellen Wünschen und Bedürfnissen des Benutzers zusammengestellt werden können. Dies ist vor allem hinsichtlich der Bewerberansprache ein Pluspunkt, da somit Individualität gewährleistet wird.

Usability: The practice of simplicity Die Handhabbarkeit ist erfolgsentscheidend für die Personalwebsite, da sich ein Bewerber, der sich nicht sofort auf der Webseite zurechtfindet, nicht selten in Richtung Konkurrenz verabschiedet. Zudem ist die Benutzerfreundlichkeit ein wichtiger Punkt für Sehbehinderte, die am stärksten von der (grafischen) Gestaltung der Webseite betroffen sind. Daher sind Kriterien wie geringe Ladezeiten und schneller Informationsaufbau sowie ein klarer Seitenaufbau und eine sinnvolle Seitenausnutzung nur grundlegende Aspekte für eine gute Usability. Fast noch wichtiger sind alternative Textbeschreibungen von Links und Bildern, die Möglichkeit die Schriftgröße zu ändern sowie eine kontrastreiche Graustufendarstellung. Nur wer diese Kriterien berücksichtigt bietet eine barrierenfreie Webseite. Die Handhabbarkeit der Dax30-Personalwebseiten schneidet mit durchschnittlich 65 Punkten bei der Bewertung durch die Studierenden am besten ab. Die niedrigste vergebene Punktzahl von 50 Punkten ist bei der Lufthansa zu verzeichnen. Dies ergibt sich vor allem aus dem Aspekt, dass das Unternehmen die Bedürfnisse sehbehinderter Menschen nicht berücksichtigt, indem es keine Variation des Schriftgrads zulässt und auch die kontrastreiche Graustufendarstellung zu wünschen übrig lässt. Knapp 50% der Studierenden bemängelt zudem den Seitenaufbau sowie die Seitenausnutzung der Personalwebseiten. Dies liegt in der Tatsache begründet, dass oftmals zu viele Schaltflächen und Optionen auf einer Seite platziert sind und somit die User nicht in der Lage sind die benötigten Informationen schnell zu finden Wichtig! Geringe Ladezeiten und schneller Seitenaufbau: Weg mit dem Schnickschnack! Klarer Seitenaufbau, sinnvolle Ausnutzung und Strukturierung der Seite! Rücksichtnahme auf Sehbehinderungen: Variation des Schriftgrades und kontrastreiche Graustufendarstellung! 5

Usability Abbildung 2: Personalwebseite Deutsche Telekom AG Die Deutsche Telekom AG lässt sich hier als Best Practice anführen. Ihre Personalwebseite zeichnet sich vor allem durch ihre präzise Benutzerführung aus. Auf der jeweiligen Seite eines Menüs stehen nur kurze Informationen zu den Themen mit Verlinkung auf die Berichte. Längere Texte sind zudem sinnvoll und leserfreundlich gegliedert. Durch farbige Markierungen der angeklickten Menüpunkte, die permanent sichtbar sind, kann der Benutzer zu jeder Zeit nachvollziehen in welchem Bereich er sich gerade befindet. 6

Branding: Unverwechselbarkeit der Marke Ein gelungener Internetauftritt zeichnet sich vor allem durch die klare Darstellung der Marke aus, die das Unternehmen unverwechselbar macht und es somit von den Auftritten der Wettbewerber abgrenzt. Dies ist vor dem Hintergrund des Personalmarketings, das besagt, dass Unternehmen um die besten Arbeitskräfte konkurrieren und nicht umgekehrt, ein wesentlicher Aspekt. Kein leichtes Unterfangen aber umsetzbar durch Kriterien wie einheitliche Farben, Schriften und Bilder, Aufzeichnung der Unternehmenstradition und -geschichte sowie die Verwendung von spezifischen Alleinstellungsmerkmalen in Form von Testimonials, Zitaten oder Videos. Mit durchschnittlich 61 Punkten erhalten die meisten Unternehmen eine durchaus gute Bewertung im Bereich Branding. Mit jeweils 51 Punkten schneiden die Deutsche Postbank AG sowie die Continental AG am schlechtesten ab. Vor allem im inhaltlichen Branding schafft es die Deutsche Postbank AG nicht zu punkten. Es wird keine Transparenz der unternehmenseigenen Werte geschaffen: Wofür steht das Unternehmen? Was strebt es an? Welche Rolle spielt dabei der Mitarbeiter? Auf alle diese Fragen können kaum Antworten gefunden werden. Mehr als die Hälfte der Studierenden bemängeln zudem die fehlende Einzigartigkeit des Unternehmens, die vor allem durch die Darstellung von Gründer und/oder Vorstand erlangt werden kann. Ganz im Gegenteil bei der Deutschen Post AG, bei der gerade letzterer Punkt sehr positiv bewertet wurde. Sie zeichnet sich zudem durch eine ausführliche Unternehmensdarstellung insbesondere bei dem Punkt Perspektiven und Visionen sowie durch eine konsequente Nutzung von Farben und Logos stimmig zum Offline-Brand aus. Wichtig! Alleinstellungsmerkmale durch Vermittlung von Werten und Zielen! Berücksichtigung der Unternehmensmarke beim Einsatz von Farben, Schriften und Bildern! Darstellung von Unternehmensgeschichte, -tradition und -protagonisten! 7

Branding Abbildung 3: Personalwebseite DaimlerChrysler AG Ein Beispiel für ein sehr gelungenes inhaltliches Branding ist die Personalwebseite der DaimlerChrysler AG. Besonders ins Auge stechen hier die Punkte Corporate Communications und Corporate Behaviour, welche unter anderem soziales Engagement (z.b. Umweltschutz, Kampf gegen AIDS) und Nachhaltigkeit beinhalten. Dadurch wird dem Unternehmen eine gewisse Philosophie und Einzigartigkeit verliehen. Anhand der hervorragenden Darstellung der eigenen Marktposition mit den dazugehörigen Perspektiven und Visionen kann der Bewerber schon im Vorfeld sehen ob er sich mit der DaimlerChrysler AG und dessen Leitlinien identifizieren kann. Die Vermittlung von Werten und Normen, aber auch die Verwendung eines identischen Logos und Slogans dient dazu, das Unternehmen von der Masse abzuheben und eine eigene Marke zu kreieren. Besonders gut gelungen ist dies der Siemens AG. Mit der Rubrik Megatrends und Megacities liefert das Unternehmen zudem ein sehr interessantes und zugleich spezifisches Merkmal. 8

Emotion: Emotionen wecken um zu motivieren Die subjektivste Kategorie entscheidet über die Sympathie des Nutzers zur Webseite. Hier geht es hauptsächlich darum, die emotionale Gestaltungsfreiheit des Internets zu nutzen um eine stimmige und sympathische Atmosphäre zu schaffen und den User zu motivieren sich beim Unternehmen zu bewerben. Zu den drei am häufigsten verwendeten Instrumentarien zählen dabei Layout, Grafiken und multimediale Elemente. Das heißt also: Der erste Eindruck zählt! Eine klare Positionierung der Dax30-Unternehmen durch Emotion ist kaum gegeben. Die Kombination aus Information und Unterhaltung ist selten vorhanden und von einem medialen Zusatznutzen und einer emotionalen Bewerberansprache kann keine Rede sein. Dies zeigen auch die Punkte der Bewertungen: Mit durchschnittlich 53 vergebenen Punkten fällt diese Kategorie am schlechtesten aus. Es lässt sich vor allem feststellen, dass Produkte oder Dienstleistungen, die nicht en vogue für den User sind sehr geringe Punktzahlen verzeichnen. So können die Infineon Technologies AG sowie die Hypo Real Estate Holding AG die Surfer emotional nicht binden und erhalten nur 31 Punkte. Es lassen sich bei beiden Unternehmen große Mängel bei den Unterkategorien Zusatzfeatures und Bildgestaltung feststellten. Vor allem durch die fehlenden Features wie Musik oder Video verpassen sie die Chance, auf spielerische Art und Weise die Aufmerksamkeit der Teilnehmer zu sichern, Informationen über den potentiellen Bewerber zu erheben und zugleich Komponenten der Unternehmenskultur zu vermitteln. Weiterhin gelingt es ihnen nicht eine Erlebniswelt aufzubauen bzw. Schlüsselreize sprich Schemata zu verwenden, die besonders aktivierend sind. Wichtig! Stimmiger Einsatz von Farben und Fotos! Vermittlung der Unternehmenskultur durch personifizierte Erfahrungsberichte! Ausnutzung der Möglichkeiten der Web 2.0-Technologien, beispielsweise Vodcast.

Emotion Abbildung 4: Personalwebseite Deutsche Telekom AG Die Personalwebseite der Deutschen Telekom AG glänzt hingegen durch ihre freundliche Bildgestaltung sowie der Darstellung kompletter Erlebniswelten, die dem User den Zusammenhalt innerhalb des Unternehmens nahe bringen. Gelungene und zu den angesprochenen Zielgruppen passende Fotos von Menschen sowie der gute Einsatz von stimmigen Farben tragen zu der emotionalen Ansprache bei. Besonders hervorzuheben ist das Online-Feature, welches auf jeder zielgruppenspezifischen Seite zu finden ist und das Gefühl vermittelt, dass man mit Mitarbeitern des Unternehmens direkt kommunizieren kann. Die Siemens AG kann auf ihrer Personalwebseite vor allem durch die große Auswahl an Podcasts punkten. 10

Fazit Gutes Personalmarketing erfüllt drei Aufgaben: Durch effektive Informationsvermittlung und gezielte Bewerberansprache (Akquisition) wird versucht, eine Bewerbung auszulösen (Aktion) und die Anzahl von Fehlbewerbungen zu minimieren (Selektion). Dies kann durch gut konzipierte Personalwebseiten unterstützt werden. Doch so sehr die Optimierung der vier Kategorien Content, Usability, Branding und Emotion anzustreben ist, so wenig können sich die einzelnen Kategorien ausgleichen. Eine optimale Bewerberansprache und Bindung über das Internet wird nur dann erreicht, wenn die vier Komponenten aufeinander abgestimmt sind. Bei der Bewertung der Dax30-Unternehmen lässt sich feststellen, dass kein Qualitätssprung stattgefunden hat. Im Gegenteil: Einige Unternehmen haben sich sogar deutlich verschlechtert. Auch hat sich das Niveau der Personalwebseiten insgesamt verschlechtert. Wurden in der Bewertung im Jahr 2006 durchschnittlich noch 245 von maximal 320 Punkten vergeben, so lassen sich 2007 nur noch 241 Punkte im Durchschnitt verzeichnen. Es besteht also weiterhin Nachholbedarf für die Dax30-Unternehmen. 11

Gesamtbewertung Platz Unternehmen Content Usability Branding Emotion Gesamt Gesamt 2006 1 DaimlerChrysler AG 74 74 74 58 280 241 (19) 2 Siemens AG 75 69 70 65 278 273 (2) 3 Deutsche Telekom AG 65 76 59 70 270 258 (9) 4 ThyssenKrupp AG 65 74 68 60 267 238 (23) 5 Bayrische Motorenwerke AG 67 68 66 65 265 275 (1) 6 Deutsche Bank AG 66 70 64 62 261 255 (11) 7 Deutsche Post AG 67 64 68 61 261 269 (4) 8 Bayer AG 65 68 66 59 258 250 (14) 9 E.ON AG 66 70 62 56 254 235 (24) 10 Metro AG 65 70 59 60 254 255 (12) 11 Commerzbank AG 61 67 66 59 253 256 (10) 12 BASF AG 65 63 62 60 250 254 (13) 13 Adidas Salomon AG 59 68 62 56 245 221 (27) 14 Volkswagen AG 64 66 58 54 243 246 (18) 15 Allianz AG* 61 64 59 55 239 249 (15) 16 TUI AG 54 66 59 59 238 267 (5) 17 MAN AG* 61 65 58 53 237 218 (28) 18 Münchner Rück 63 66 59 48 235 259 (8) 19 RWE AG 55 62 61 57 235 246 (17) 20 Henkel KGaA 59 57 64 54 234 239 (21) 21 Lufthansa AG 59 50 58 61 228 270 (3) 22 Fresenius Medical Care KGaA 59 67 59 42 226 264 (6) 23 Linde AG 62 63 60 41 226 238 (22) 24 SAP AG 71 58 55 40 225 224 (26) 25 Hypo Real Estate Holding AG 60 73 56 31 220 175 (30) 26 Deutsche Postbank AG 56 59 51 52 219 neu 27 Infineon Technologies AG 56 68 55 31 209 195 (29) 28 Deutsche Börse AG 62 60 52 36 209 225 (25) 29 Continental AG 59 55 52 43 208 240 (20) 30 Altana AG 36 67 57 44 204 247 (16) * Die Internetseiten der Allianz AG und MAN AG wurden während der Bewertungsphase gerelauncht. Die Bewertung der Seiten fand noch vor dem Relaunch statt. 12

Kontakt... für konzeptionelle Fragen Univ.-Prof. Dr. Christian Scholz Mail: christian.scholz@orga.uni-sb.de, Tel.: 0681 302 4120 Web: www.orga.uni-sb.de... für inhaltliche und organisatorische Fragen Dipl.-Kff. Karoline Niemczyk Universität des Saarlandes, Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insb. Organisation, Personal- und Informationsmanagement Mail: kn@orga.uni-sb.de, Tel.: 0681 302 4718 Web: www.orga.uni-sb.de 13