FOOD REPORT 2014 Hyperkunden suchen Alltagslösungen Supermärkte sind Vorratskammern aus dem 19. Jahrhundert, die weder den Alltag erleichtern, noch Freude am Kochen und Essen vermitteln so provokant bringt die österreichische Ernährungswissenschaftlerin Hanni Rützler die Ergebnisse des Food Report 2014 auf den Punkt. Die Gesundheitspsychologin will Händler aufrütteln und zum Nachdenken über Supermarktkonzepte der Zukunft anregen. Ihr Food Report 2014 liefert dazu Ideen für mehr Kundennähe und neues Einkaufsvergnügen im Food-Bereich. Supermärkte bieten eine große Auswahl an verschiedenen Obst- und Gemüsesorten. Konsumententypologien von gestern Der Vorratskammer-Supermarkt ist ein Auslaufmodell! proklamiert die österreichische Ernährungswissenschaftlerin Hanni Rützler im Food Report 2014. Die Leiterin des Futurefoodstudio in Wien hat die Studie gemeinsam mit dem Frankfurter Zukunftsinstitut erstellt. Zentrale Botschaft: Viele Supermärkte richten ihre Sortimentsauswahl und Warenpräsentation noch immer an Konsumententypen aus, die es so gar nicht mehr gibt. Das Angebot geht an den Bedürfnissen der modernen Lebensrealität vorbei. Diese ist geprägt von einer neuen, 24/7-Konsumentengeneration, die vielseitig ausgerichtet, spontan und technologieaffin ist. Im Food Report wird der neue Einkaufstyp als Hyperkonsument beschrieben, der sich online informiere und täglich virtuell durch seinen persönlichen Hyperstore bewege. Der reale Supermarkt sei für diesen Typ nur noch ein Link unter vielen Einkaufsoptionen.. Der aktuelle Food Report von Ernährungsexpertin Hanni Hützler ist im Sommer 2013 erschienen. 1
Kunde von morgen sucht Ess- und Kochlösungen Der Food Report 2014 charakterisiert den modernen Kunden als Constant Consumer, der Einkäufe nicht mehr mühsam planen, sondern lieber spontan entscheiden und kulinarisch inspiriert werden möchte. Er erwartet von seinem Supermarkt, adhoc die passende Kochoder Esslösung zu finden. Auf einen solchen Kundentyp hat sich der klassische Lebensmitteleinzelhandel bislang noch gar nicht eingestellt, stellt der Food Report fest. Vielmehr orientieren sich die meisten Supermärkte mit ihrem Category Management am traditionellen Kundenbild der routinierten Hausfrau, die ihren Einkauf präzise plant, genau weiß, welche Zutaten sie in welcher Menge und Qualität benötigt und wo sie diese im Supermarkt findet. Kategorien-Systeme mit Regalsortierungen wie zum Beispiel Gemüse, Fleisch oder Milchprodukte entsprechen diesem Kundentyp. Expertin für Obst- und Gemüse: Mitarbeiterin in einem Real SB-Warenhaus. Zwischen Kategorien und Convenience Als weiteren Typus identifiziert der Food Report den Convenience-affinen Shopper, der sich nicht lange mit Vorbereiten und Kochen aufhalten will und deshalb gerne zu Fertig- und Halbfertigprodukten greift. Er bewegt sich vornehmlich in der Tiefkühlabteilung und im Bereich Suppen, Soßen und Konserven. Beide Warenkategorien sind nach Ansicht von Food-Trendforscherin Rützler dringend erneuerungsbedürftig. Kaum ein Supermarkt vermittelt damit heute Freude am Kochen und Essen, so Rützler. Im Großhandel folgt METRO Cash & Carry dem Wunsch nach Erleben und Genießen pur schon seit 2011. Die TrainingsAkademien für professionelle Kocherlebnisse in den MCC- Märkten in Köln-Godorf und Berlin-Schönefeld veranstalten Kochkurse und Küchenparties, Winzerfeste und Spargelevents für Mitarbeiter und Kücheninteressierte, Hoteliers und Restaurantbesitzer. Lebensmittel und Gastronomielösungen aus unserem Sortiment können mit den Kunden in angenehmer Atmosphäre gemeinsam zubereitet und probiert werden, sagt Klaus Wydra, Leiter der Trainingsakademie in Köln-Godorf. 2
Angebote zum gemeinsamen Kochen sorgen für mehr Einkaufserlebnis im Supermarkt. Sortiment nach Rezepten statt Warengruppen Ein gutes Beispiel, wie kulinarische Inspiration im Lebensmitteleinzelhandel gelingen kann, ist das Kochhaus-Konzept. Es richtet sich vor allem an Kunden, die gerne selbst kochen. Die Kochhaus-Läden sortieren die Lebensmittel nicht mehr in Regalkategorien, sondern präsentieren sie nach Rezepten sortiert auf großen Tischen. Der Kunde erkennt sofort, welche Zutaten er in welcher Menge für ein bestimmtes Gericht benötigt. Ergänzend werden Kochkurse und kulinarische Events veranstaltet. Das erste Kochhaus eröffnete 2009 in Berlin, mittlerweile gibt es bundesweit zehn Franchise-Filialen in Groß- und Universitätsstädten. Sinnliche Einkaufs-, Koch- und Esserlebnisse stehen auch in den Recipease -Shops von Starkoch Jamie Oliver in London und Brighton im Mittelpunkt. Dort kann der Kunde shoppen, essen, kochen oder kochen lernen Gourmetschule, Kochtreff, Lebensmittelladen und Gastro-Service unter einem Dach. Ob Kochhaus oder Recipease beide Konzepte richten sich an Anhänger des modernen Urban Lifestyle. Für das Gros der Kunden, die millionenfach im Supermarkt Lebensmittel kaufen und Vorräte auffüllen, sind solche exquisiten Fachgeschäfte jedoch weder preislich noch von der Auswahl her eine Alternative für jeden Tag. Gemüsepräsentation vom Feinsten: lose in Weidenkörben und auf edlen Holzregalen. Europäische Händler setzen auf Drive-In Zwei Filialen unserer Real SB-Warenhäuser bieten an den Standorten Isernhagen und Köln- Porz einen Drive-In-Einkaufsservice an. Auf www.real-drive.de können Kunden aus mehr als 5.000 Artikeln online Lebensmittel und Haushaltsartikel auswählen und bestellen. Zwei Stunden später oder zu einem anderen Wunschtermin wartet der Einkauf abholbereit im 3
Supermarkt. Die Preise sind die gleichen wie im Real SB-Warenhaus, hinzu kommt eine Servicepauschale in Höhe von einem Euro. Der britische Branchenriese Tesco betreibt seinen Drive-Thru -Dienst unter dem Namen Click & Collect. Die französische Kette Auchan gibt Selbstabholern mit ihrem Dienst Multifrais eine zusätzliche Frischegarantie. Der belgische Service Cardrops verstaut die Waren zusätzlich bequem im Kofferraum des Kunden. Das Logo des Real Einkaufsservice real,-drive.de. Digitale Einkaufsguides versprechen Abhilfe Viele Händler bieten ihren Kunden digitale mobile Einkaufshilfen mit Rezeptideen und Zutatenliste nebst Storefinder und interaktivem Einkaufszettel, wie zum Beispiel die Real- App unserer Real SB-Warenhäuser. Auch der Food Report 2014 widmet sich den virtuellen Helfern, die wenigstens etwas Orientierung im Angebotsdschungel verschaffen würden. Rützler beschreibt zum Beispiel die unübersichtliche Sortimentsgestaltung im Bereich nachhaltig hergestellter und gesundheitsfördernder Produkte. Die App Fooducate liefert Produktempfehlungen für bewusste Konsumenten; Eco-Challenge adressiert umweltbewusste Käufer; Barcoo bietet transparente Informationen über Herkunft, Verträglichkeit, Preisvergleiche und Testberichte. Selbst der Reifegrad von Obst und Gemüse soll sich mittels Apps optisch und akustisch bestimmen lassen ( fruitguideapp ; melonmeter ). Trotz der digitalen Helfer sei es ausdrücklich die Aufgabe der Lebensmittelhändler, so der Food Report, die Übersichtlichkeit im Supermarkt deutlich zu verbessern. Was uns die TV- Werbeclips des Handels in Sachen moderner Warenpräsentation versprechen, wird am Point of Sale nur selten eingelöst. Noch kennen die meisten Konsumenten nichts anderes, aber mit jedem neuen intelligenten, konsumorientierten Alternativangebot wird der Lebensraum der Retailosaurier kleiner, glaubt Rützler. 4
Wie gesund ist ein Produkt? Mit entsprechenden Apps lässt sich das mobil im Supermarkt ermitteln. Copyright: METRO AG URL: http://www.zumhandelngeschaffen.de 21. Februar 2014 5