Nachtrag. des Menschen und der Affen. die äusseren weiblichen Geschlechtsteile. Dr. Th. L. W. v Bischoff. Mit zwei Abbildungen.

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Transkript:

Lieber die äusseren weiblichen Geschlechtsteile des Menschen und der Affen. Nachtrag von Dr. Th. L. W. v Bischoff. Mit zwei Abbildungen. Abh. d. II. Cl. d. k. Ak. d. Wiss. XIII. Bd. III. Abtli. 22

Ueber die äusseren weiblichen Geschlechtstheile des Menschen und der Affen. IST achtrag von Dr. Th. L. W. v. Bischoff. In meiner Abhandlung über die äusseren weiblichen Geschlechtstheile des Menschen und der Affen, insbesondere der Anthropoiden, habe ich erwiesen, dass diese Geschlechtstheile bei dem menschlichen Weibe nach einem ganz anderen Typus als bei den Affen, und insbesondere den Anthropoiden, gebildet sind, und zwar so, dass man jene nicht wohl als eine höhere Entwicklungsform dieser, noch diese als eine niedere Entwicklungsform jener betrachten kann. Die Hauptunterschiede zwischen beiden Formen lassen sich kurz dahin zusammenfassen, dass bei den Affen die grossen Schamlippen so gut wie ganz fehlen, die kleinen dagegen, sowie die zu ihnen gehörige Clitoris und der Scheidenvorhof stark entwickelt sind, auch der die grossen Schamlippen und den Schamberg bei dem Weibe auszeichnende stärkere Haarwuchs, ein wirklicher Hymen und die Columnae rugarum der Scheide bei den Affen fehlen. Der Zufall hat mich seitdem in den Besitz zweier Präparate gesetzt, welche in eigenthümlicher Weise diese meine Nachweisung der Gestaltungsverhältnisse der äusseren weiblichen Genitalien erläutern, indem das eine einer niederen Menschenrace angehörend, den menschlichen Typus in ausgeprägter Weise an sich trägt ; das zweite von einer hochstehenden Menschenrage 22*

172 abstammend umgekehrt dem Affentypus und der Hottentottenschürze- Bildung sich anschliesst. Das erste Präparat rührt von einem Negermädchen von 12 Jahren vom Senegal her, welches mir in zuvorkommender Weise von Herrn Dr. Fallot, Chef de Clinique de l'ecole de Medecine zu Marseille, wo das Mädchen gestorben war, zugeschickt wurde. Diese Genitalien sind äusserlich von einem tiefen dunkel Schwarz; die grossen Schamlippen sind stark entwickelt und wulstig, gegen 6 cm. lang und 2, / / 2 cm. breit. Sie gehen oben in einen reichlich mit Fett unterlegten Schamberg über, nach unten und hinten verlaufen sie in den Damm und bilden hier zugleich die hintere Commissur der Schamspalte, ohne indessen ein scharf vorspringendes Frenulum labiorum zu erzeugen, weshalb auch eine eigentliche Fossa navicularis fehlt. An ihrer äusseren Fläche sind sie, wie auch der Schamberg mit noch wenig entwickelten, sich kräuselnden Haaren besetzt. Sie begränzen die 47 cm. lange Schamspalte, die nach oben klafft und die kleinen Schamlippen vortreten lässt, während sie in ihrem unteren hinteren Theil den Scheideneingang umgeben. Die kleinen Schamlippen sind im Gegensatz zu den grossen schwach und vorzugsweise nur in ihrem vorderen, das stark entwickelte Praeputium clitoridis bildenden Theile entwickelt. Denn die eigentlichen Nymphen sind kaum 13 mm. lang, erreichen sich hinten und unten bei Weitem nicht, bilden also kein Frenulum, sondern verlieren sich rasch niedrig werdend, an der inneren Fläche der grossen Schamlippen. Die Clitoris ist allerdings verhäunissmässig in allen ihren Theilen gut entwickelt, doch wird ihre kleine Glans vollständig von dem, wie gesagt, stark ausgebildeten Praeputium verdeckt, und setzen sich auch die vorderen Enden der Nymphen mit zwei kleinen Frenula an ihre untere Fläche an. Der Scheideneingang ist eng und von unten mit einem gut ausgebildeten, halbmondförmig vorspringenden Hymen begränzt. Einen den Scheidevorhof umgebenden M. bulbocavernosus, sowie den Plexus vestibuli und Dyverney'sche Drüsen konnte ich nicht unterscheiden, da das Präparat leider zu lange Zeit in Carbolsäure gelegen hatte, durch deren Einwirkung' alles Binde- und Muskelgewebe gallertig aufgequollen und nicht wohl zu präpariren war. Die Scheide ist an ihrer vorderen Wand vom Scheideneingang bis zum Scheidengewölbe 6 cm. lang, und

173 platt von vorne nach hinten zusammengedrückt, 3 cm. breit. Die Schleimhaut zeigt stark entwickelte Colunmae rugarum und selbst im oberen Theile der Scheide noch Querfalten. Die Portio vaginalis uteri ist gut entwickelt, der Muttermund ist etwas offenstehend und nicht scharf begränzt; die vordere Muttermundslippe ragt ansehnlich weiter in die Scheide hinab, als die hintere, daher die hintere Scheidenwand auch ansehnlich länger ist als die vordere. Der Uterus hat noch eine ausgeprägt kindliche Form, d. h. der Körper ist. verhältnissmässig schwach, der Mutterhals und die Portio vaginalis stark entwickelt, er hat in seinen wenig scharf begrenzten Dimensionen einen Längendurchmesser von 4 cm., einen Querdurchmesser am Fundus zwischen den Insertionsstellen des Eileiters von 1,5 cm., und eine Dicke von 1 cm. Die schmälste Stelle des Mutterhalses hat einen Durchmesser von 1,2 cm. Der Canal des Mutterhalses ist 2,5 cm lang, und zeigt in seinem Innern einen nicht besonders schön entwickelten Arbor vitae. Der rechte Eileiter ist 5,6 cm. lang, und verläuft in ziemlich enge Windungen gelegt, in seinem Bauchfellüberzug, hat ein stark entwickeltes mit starken Fimbrien umgebenes Infundibulum, und schliesst sich mit einer besonders stark ausgebildeten Fimbria ovarii an das äussere Ende des Eierstockes an. Er besitzt auch noch ein zweites kleineres, mit schwächeren Fimbrien besetztes Üstium abdominale. Der linke Eileiter ist etwas kürzer, hat auch kein zweites Ostium abdominale, an der entsprechenden Stelle sitzen aber einige verkümmerte Fimbrien. Die Eierstöcke sind lang und schmal, 26 mm. lang, 10 mm. hoch und 6 mm. dick. Die Oberfläche der Eierstöcke ist nicht narbig aber doch uneben; Graafsche Follikel sind weder an der Oberfläche noch auf Querschnitten mit unbewaffnetem Auge sichtbar. Die Rindenschichte der Eierstöcke ist verhältnissmässig dick und dicht; die scheinbare Gränze des Epithels an dem Hilus stark ausgeprägt; das Parovarium ist leidlich gut entwickelt. Das zweite Präparat wurde mir freundlichst von Herrn Professor Dr. His in Leipzig zugeschickt. Dasselbe stammt von einem besonders schön gebauten 21jährigen Mädchen her, einer Korbfiechterin, welche sich aus unbekannten Gründen ums Leben brachte. Die Genitalien tragen im Ganzen den Charakter einer vollkommnen und guten Ausbildung einer

174 Jungfrau, wenigstens sicher einer Solchen, die noch nie geboren, auch jedenfalls keinen öfteren Beischlaf ausgeübt hatte, an sich. Aber sie bieten die bemerkenswerthe Abweichung von dem gewöhnlichen Verhalten dar, dass die grossen Schamlippen sehr schwach entwickelt sind, und ebenso wie der Schamberg, kaum einige Spuren von Haaren zeigen, die kleinen Schamlippen dagegen ausserordentlich stark ausgebildet sind. Nach oben verflachen sich die kaum ausgesprochenen gegen 6 cm. breiten grossen Schamlippen fast ganz, indem sie breit in den Schamberg übergehen; nach unten treten sie zwar etwas mehr hervor, werden hier aber so schmal und spitz, dass sie sich bei ihrem Uebergang in den Damm nicht erreichen, und an der hinteren Commissuren Bildung gar keinen Antheil nehmen. Die rechte grosse Schamlippe bleibt dabei einfach, die linke aber besitzt in ihrem unteren Verlauf an ihrer äusseren Seite eine ziemlich tief eindringende Längsfurche, wodurch sie in zwei Theile getheilt wird, deren innerer sich an der hinteren Commissur mit der kleinen Schamlippe verbindet. Rechts ist diese Spaltung der grossen Schamlippe kaum angedeutet. Die kleinen Schamlippen sind im Gegensatz zu den grossen sehr stark entwickelt, in ihrem mittleren Theile 3,7 cm. lang und an ihrer äusseren Seite, wo sie mit den grossen Schamlippen zusammenhängen, 2,6 cm. hoch. Sie gehen oben und vorne, sowie unten und hinten durch stark entwickelte Commissuren ineinander über, die von dem mittleren, die eigentlichen Nymphen bildenden Theile, stark abgesetzt sind. Die obere Commissur geht wie immer mit zwei Schenkeln von dem oberen Rande der Nj-mplfe aus, deren äusserer grösster, das stark entwickelte, gewissermassen doppelte Praeputium clitoridis bildet, während der innere schwächere sich als Frenulum an die untere Fläche der Glans clitoridis ansetzt. Die hintere untere Commissur ist ebenfalls ungewöhnlich stark entwickelt, und bildet einen die Schamspalte nach unten und hinten abschliessenden 12 mm. hohen Vorsprung, ein so zu sagen, riesenhaftes Frenulum labiorum. Die rechte kleine Schamlippe geht in dieses Frenulum mit einem scharfen Absatz und Einschnitt über; die linke allmälig, indem sie sich, wie oben gesagt, mit dem inneren Theile der gespaltenen grossen Schanilippe vereinigt. Der Scheidenvorhof wird durch diese starke Entwicklung der beiden kleinen Schamlippen und ihrer

175 Commissuren, besonders des unteren und hinteren, ungewöhnlich tief. An seiner oberen Wand befindet sich 3 ein. hinter der Glitoris die von einigen Schleimhautläppchen begrenzte Harnröhren-Mündung. Die Clitoris und ihre ganz von dem Praeputium verdeckte Eichel sind klein, die Crura clitoridis und der M. Ischiocavernosus schwach entwickelt. Auch der M. bulbocavernosus ist schwach, der Bulbus vestibuli wie gewöhnlich ; eine Duverney'sche Drüse konnte ich, wahrscheinlich wegen sehr schwacher Entwicklung, nicht auffinden. Der Scheideneingang ist eng und von unten und seitlich von noch stark vorhandenen Resten des Hymens abgegrenzt. Die in ihrer Mitte quer durchschnittene Scheide ist abgeplattet 4 cm. breit, ihre beiden Columnae rugarum, besonders die vordere, sind stark entwickelt. Der Uterus ist in seinem Halse etwas nach links eingeknickt, und für eine Person, die sicher noch nicht geboren hat, gross zu nennen. Er hat vom unteren Rande der vorderen Muttermundslippe bis zum Fundus einen Längendurchmesser von 7,7 cm.; an der schmälsten Stelle einen Querdurchmesser von 3 cm., und eine Dicke von 2,5 cm. Die Portio vaginalis uteri ist gross und gegen 3 cm. breit;' die vordere Muttermundslippe ist 4 mm., die hintere 13 mm. lang; der Muttermund bildet eine 15 mm. lange Spalte ohne Einrisse und Narben. Die Eileiter verlaufen etwas geschlängelt, und der rechte ist auspräparirt und etwas gestreckt, 1 2 cm. lang. Das Infundibulum und die Fimbrien desselben sind schwach entwickelt ; eine eigentliche Fimbria ovarii fehlt ganz, und nur der Rand der Bauchfellfalte verbindet das Infundibulum mit dem äusseren Ende des Eierstockes. Diese Eierstöcke sind gut entwickelt, der rechte 3 5 mm. lang, 2 3 mm. hoch und 1 2 mm. dick ; der linke 3 mm. lang, 2 3 mm. hoch und 1 5 mm. dick. Die Oberfläche beider Eierstöcke ist narbig ; aber ohne deutliche Graafsche Bläschen oder Corpora lutea im jetzigen Zustande erkennen zu lassen. Der linke Eierstock aber zeigte an seinem äusseren Ende ein grosses 16 18 mm. im Durchmesser besitzendes Graafsches Bläschen. Dasselbe enthielt einen dicklichen, breiigen, von der abgestossenen und aufgelösten Membrana granulosa gebildeten röthlichen Inhalt, welcher vergebens nach einem Eie durchsucht wurde, obgleich solches unzweifelhaft vorhanden war, denn der ganze Follikel hatte eine sonst ganz normale Beschaffenheit. Die Person war wahrscheinlich der üvulationsperiode nahe.

176 Soweit solches zu ermitteln war, war die geschilderte Bildungsabweichung bei der betreffenden Person ganz individuell und weder bei der Mutter noch bei Schwestern vorhanden. Bei dieser Gelegenheit sehe ich mich veranlasst zu bemerken, dass der hiesige Wachsmodelleur Zeiller sen. die Modelle der äusseren Genitalien eines erwachsenen männlichen und weiblichen Gorilla feil bietet, welche von denen eines kräftigen Mannes und eines alten Weibes in Nichts verschieden sind. Zeiller giebt an, diese Modelle den seiner Zeit in Offenbach ausgestopften Gorilla des Lübecker naturhistorischen Museums entnommen zu haben. Nun ist mir mit voller Gewissheit bekannt, dass in Lübeck und Offenbach sich nur die in Rum aufbewahrten Bälge und die Skelete von Gorilla befunden haben. Bei dem Weibchen waren die äusseren weiblichen Genitalien vom Bauche her durch einen neben der Clitoris in die Scheide geführten Längsschnitt gespalten, und Dr. Walter in Offenbach konnte an denselben nur noch deutlich eine gut ausgebildete Clitoris von einigen Linien Länge" beobachten, wie Dr. R. Mayer in seiner zur Säcularfeier der Seckenbergischen Stiftung verfassten Denkschrift pag. 25 mittheilt. In dem fünften Bericht des Offenbacher Vereins für Naturkunde 1864 p. 61 theilt Dr. Meyer selbst über das Männchen Folgendes mit: Zu erwähnen ist schliesslich noch besonders der kleine und dünne Penis und das kurze und kleine Scrotum, welche in gar keinem Verhältniss zu der kolossalen Grösse des Thieres stehen und nicht auf Rechnung der Einschrumpfung im Tode oder etwa auf das hohe Alter desselben bezogen werden, sondern möglicher Weise in einem Bildungsfehler begründet sein können". Herrn Dr. Meyer war damals wahrscheinlich nicht bekannt, dass sich überhaupt bei allen anthropoiden Affen die äusseren männlichen Genitalien durch ihre auffallende Kleinheit auszeichnen. An den getrockneten und ausgestopften Bälgen dieser Gorilla ist jetzt natürlich, wie der jetzige Conservator des Lübecker naturhistorischen Museums, Hr. Dr. Lenz, mir freundlichst mitzutheilen die Güte hatte noch weniger Etwas mit Sicherheit zu erkennen. Die eingetrocknete Clitoris ist auch jetzt noch aufzufinden, weitere Details aber, grosse oder kleine Schamlippen sind nicht zu constatiren; eine Aelmlichkeit mit menschlichen Genitalien nicht im Entferntesten vorhanden, wohl aber mit der von Ihnen

177 in Ihrer Abhandlung Tab. VI Fig. 19 gegebenen Abbildung." Und wenn gleich diese nur von jungen Thieren entnommen ist, so besteht doch gar keine Möglichkeit einer solchen Metamorphose der äusseren Genitalien durch das Alter, dass daraus die Zeiller'sche Form entstehen könnte. Bei dem Männchen bildet das Scrotum eine halbkugelige 20 mm. vortretende, 65 mm. im Durchmesser besitzende Hervorragung, vor der in einer Entfernung von 1 cm. der 2 cm. lange und 7 mm. dicke Penis von der Bauchwand entspringt." Diese Lübeck - Offenbacher Gorilla können also in keiner Weise die Originale zu den Zeiller'schen Modellen abgegeben haben. Von anderen Angaben über die äusseren Genitalien vom Gorilla ist nur die Beschreibung derjenigen eines alten Männchen von Duvernoy in dessen Abhandlung p. 208 über die grossen pseudo-anthropomorphen Affen bekannt. Er sagt daselbst, dass die Eichel des Penis schwarz und durch die Oeffnung der Harnröhre tief vertikal eingeschnitten ist, so dass sie zwei abgerundete seitliche Lappen dieser Oeffnung bildet. An den Seiten und vorzüglich oberhalb der Eichel erhebt sich ein beträchtlicher faltiger Wulst, der ihr die Gestalt eines Pilzes giebt. Der Penis besitzt unmittelbar hinter der Eichel nur einen geringen Durchmesser, nimmt aber rasch zu, so dass er eine kegelförmige Gestalt erhält. Die diesen Theil überziehende Haut, ist sehr runzlich, besonders in die Quere, und nicht so dunkel schwarz als die Eichel. Eine Vorhaut, wenn eine solche existirt, scheint nur einen Theil des Penis zu decken. Dieser Penis ist klein, 7 cm. lang und an der Eichel 12 mm., an der Wurzel 25 mm. dick. Diese Beschreibung und ebensowenig die gegebene Abbildung passen nicht im Mindesten auf das von Zeiller angefertigte Modell. Ich halte mich also für berechtigt und verpflichtet zu erklären, dass die Zeiller'schen Modelle Phantasiegebilde sind. Abb. d. II. Cl. d. k. Ak. d. Wiss. XIII. Bd. III. Abth.

178 Beschreibung der Abbildungen. Fig. I. Aeussere Geschlechtsorgane eines 12 jährigen Negermädchens vom Senegal. Fig. II. Aeussere Geschlechtsorgane einer 21 jährigen Selbstmörderin aus Leipzig. Beide Abbildungen sind von Hrn. Zeichenlehrer Schönig nach der Natur und auf Stein gezeichnet.

. Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.biologiezentrum.at... ' l ^ 2n s ^