Grundbegriffe und Grundprinzipien des Datenschutzrechts Bundesdatenschutzgesetz (BDSG)



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Transkript:

Grundbegriffe und Grundprinzipien des Datenschutzrechts Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) Valerij Serediouk SE Designing for Privacy HU WS 09 / 10 1

Gliederung Einführung Zweck und Anwendungsbereich des BDSG Personenbezogene Daten Anonymität, Pseudonymität Zweckbindungsgrundsatz Datenvermeidung, Datensparsamkeit Datenschutzmaßnahmen bei automatisierten Verarbeitung und Nutzung der Daten Rechte des Betroffenen nach BDSG 2

Einführung Allgemeines Persönlichkeitsrecht verankert im Grundgesetz Ableitung unmittelbar aus dem Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit und dem unantastbaren Schutz der Menschenwürde Persönlichkeitsschutz Weitere Grundrechte beschreiben spezifische Aspekte individueller Persönlichkeit Vor 1945: kein verfassungsrechtlicher allgemeiner Persönlichkeitsschutz Es existieren jedoch vereinzelte Regelungen: Recht am eigenen Namen ( 12 BGB) Recht am eigenen Bild ( 22ff. KUG) Recht am eigenen (gesprochenen) Wort ( 201 StGB) 3

Einführung (2) Volkszählung von 1983: Volkszählung in Form einer Totalerhebung zu statistischen Zwecken Anschließen Melderegisterabgleich zahlreiche Verfassungsbeschwerden (BGH, BVerfG) Grundrecht auf Datenschutz als spezifischer Schutzbereich der individuellen Persönlichkeit Recht auf informationelle Selbstbestimmung: Jeder Einzelne sollte selbst über Preisgabe und Verwendung seiner personenbezogenen Daten bestimmen Privat - International führende Bezeichnung für den nach außen hin erkennbar abgegrenzten Raum des Einzelnen ( The Right to Privacy, Warren/Brandeis 1890) 4

Zweck und Anwendungsbereich des BDSG Zweck: Den Einzelnen davor zu schützen, dass er durch den Umgang mit seinen personenbezogenen Daten in seinem Persönlichkeitsrecht beeinträchtigt wird. ( 1 Abs. 1 BDSG) Schutz des Grundrechts auf Datenschutz Schutzobjekt: personenbezogene Daten jeder natürlichen Person Anwendungsbereich: Erhebung, Verarbeitung und Nutzung personenbezogener Daten durch öffentliche Stellen des Bundes/Länder oder nicht öffentliche Stellen 5

Personenbezogene Daten Einzelangaben über persönliche oder sachliche Verhältnisse einer bestimmten oder bestimmbaren natürlichen Person (Betroffener) ( 3 Abs. 1 BDSG) Persönliche Verhältnisse: z.b. Name, Geburtsdatum, Familienstand, Gesundheitszustand... Sachliche Verhältnisse: z.b. Eigentumsverhältnisse, vertragliche Verhältnisse zu Dritten (Gewerkschaftszugehörigkeit)... Alle persönlichen Einzelangaben von Bedeutung TKG als bereichsspezifisches Gesetz: Konkretisierung des Begriffs personenbezogene Daten (z.b.standortdaten, Nutzungsdaten) BDSG wirkt subsidiär 6

7

Anonymität, Pseudonymität Anonymisieren: das Verändern personenbezogener Daten derart, dass bestimmte Einzelangaben nicht mehr oder nur mit einem unverhältnismäßig großen Aufwand einer natürlichen Personen zugeordnet werden können. Weglassen bestimmter Daten (z.b. Name, Anschrift) Ziel: Beseitigung des Personenbezugs, Schutz der Privatsphäre, Erhaltung der Aussagekraft der Daten Pseudonymisieren: das Ersetzen des Namens und anderer Identifikationsmerkmale durch ein Kennzeichen zum Zweck, die Bestimmung des Betroffenen auszuschließen oder zu erschweren 8

Zweckbindungsgrundsatz Die Daten dürfen grundsätzlich nur zu dem primären Zweck verarbeitet und genutzt werden, zu dem sie erhoben/erfasst worden sind. Zweckermittlung von großer Bedeutung Unterschiedliche Regelungen beim Erheben, Verarbeiten und Nutzen der personenbezogenen Daten für die jeweiligen verantwortlichen Stellen Nicht-öffentlich (Unternehmen): Umgang mit Daten zu Erfüllung eigener Geschäftszwecke ist nur zulässig, wenn: Ein Vertragsverhältnis existiert oder Daten allgemein zugänglich sind und/oder der Betroffene der Nutzung nichts entgegensetzen würde Interessenabwägung (auch für andere Zwecke - Übermittlung) 9

Zweckbindungsgrundsatz (2) Öffentliche Stelle (Behörde): Erheben, Speichern, Verändern, Nutzen und Übermitteln generell erlaubt, falls es der Aufgabenerfüllung dient. Datenumgang für andere Zwecke: unter anderem nach Einwilligung des Betroffenen bzw. aufgrund besonderer Regelungen (Abwehr einer Gefahr für die öffentliche Sicherheit) Es existieren weitaus mehr Regelungen beim Umgang mit personenbezogenen Daten! 10

Datenvermeidung, Datensparsamkeit BDSG beinhaltet außerdem den Grundsatz der Erforderlichkeit Ziel: keine (Datenvermeidung) oder so wenig wie möglich (Datensparsamkeit) personenbezogene Daten zu erheben, zu verarbeiten oder zu nutzen. ( 3a BDSG) Die Vorschrift verlangt, dass Verantwortlichen insbesondere die Möglichkeiten der Anonymisierung und Pseudonymisierung nutzen. eine Möglichkeit der Ausgestaltung des Systemdatenschutzes Schutz bei der Datenübertragung im Netz Die Regelung richtet sich an die verantwortliche Stelle(Behörde/Unternehmen) Datenverarbeitungsanlagen müssen demnach datenvermeidend und datensparsam gestaltet bzw. ausgewählt werden 12

Datenschutzmaßnahmen bei automatisierten Verarbeitung und Nutzung der Daten Nach 9 BDSG hat die verantwortliche Stelle beim Umgang mit personenbezogenen Daten alle erforderlichen technischen und organisatorischen Maßnahmen zu treffen, um die Ausführung der Vorschriften dieses Gesetztes zu gewährleisten. Erforderlich sind Maßnahmen nur, wenn ihr Aufwand in einem angemessen Verhältnis zu dem angestrebten Schutzzweck steht. Maßnahmen bei der automatisierten Datenverarbeitung und -nutzung: Zutrittskontrolle: Zutrittsverwehrung für Unbefugte zu Datenverarbeitungsanlagen Zugangskontrolle: Nutzungsverwehrung für Unbefugte Zugriffskontrolle: Daten mit Zugriffsberechtigung versehen (Zugriffsgruppen) 13

Datenschutzmaßnahmen bei automatisierten Verarbeitung und Nutzung der Daten (2) Weitergabekontrolle: Schutz der personenbezogenen Daten bei der elektronischen Übertragung, während ihres Transports oder Speicherung auf Datenträger und Überprüfung und Feststellung der Destination Eingabekontrolle: Überprüfung und Feststellung, ob und von wem die Daten bearbeitet worden sind Autragskontrolle: Kontrolle des Umfangs der Bearbeitung (Verarbeitung laut Auftrag und nicht mehr) Verfügbarkeitskontrolle: Schutz gegen zufällige Zerstörung oder Verlust Getrennte Verarbeitung der zu unterschiedlichen Zwecken erhobenen Daten 14

Rechte des Betroffenen nach BDSG 15

Rechte des Betroffenen nach BDSG (2) Nach 19, 34 BDSG hat der Betroffene Rechte auf Auskunft, Berichtigung, Löschung oder Sperrung der personenbezogenen Daten. Die genannten Rechte haben einen zwingenden Charakter. Eine Beschränkung durch Rechtsgeschäft (z.b Arbeitsvertrag) oder sonstige Regelungen (Betriebsvereinbarungen) ist unzulässig. Transparenz der Datenverarbeitung: der Betroffen hat generell Anspruch auf Benachrichtigung über den Umgang mit seinen Daten jedoch durch zahlreiche Ausnahmen geschwächt (Interessenabwägung) 16

Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit! Habt ihr noch Fragen? 17

Ich habe eine Frage! Welche genannte Prinzipien sind technisch umsetzbar? Welche werden bereits angewandt? 18

Quelle(inkl. Bilder): Einführung in das Datenschutzrecht (Tinnefeld, Ehmann, Gerling) 4.Auflage